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Mitten ins Schwarze

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Mitten ins Schwarze
 

Kapitel 2
 

~~Sou~~
 

Als Sou zu Hause eintraf, bemerkte er, dass seine Eltern noch nicht daheim waren.

“Besser für mich.” dachte er und warf seinen Rucksack in die Ecke. “Was hab ich

mir nur dabei gedacht?” Gedankenverloren stiefelte er in den Garten hinaus und

lehnte sich an die Hauswand.

“Yamato.” Der Name verfolgte ihn schon den ganzen Tag . “Yamato.” Auch, als er

mit Kouichi sprach, konnte er nur an diesen einen Namen denken. “Yamato.”

Seufzend klatschte er sich mit der Hand gegen die Stirn. “Na super. Jetzt führe ich

schon Selbstgespräche.”

Sou begann, in den Himmel zu starren. Auf die Wolken und die hellblauen Felder

dazwischen. Seine Augen weiteten sich. “Yamato ....” flüsterte er noch einmal, nur

für sich. “Jetzt tragen die Wolken schon die Form deines Körpers.” Seine Stimme

wurde immer leiser. Begann er, zu weinen? “Nein!” sagte er sich. “Das bringt mich

ja auch nicht weiter. Es ist ja nichts passiert. Nichts wirklich Schlimmes.” Er öffnete

leicht den Mund, biss sich auf die Oberlippe. Dann wandte er sich ab. Im

Hintergrund hörte Sou einen Wagen. “Ah, meine Eltern. Nunja, immerhin werden sie

mich ablenken.”

Im Hineingehen dachte er an den Zettel, den er seinem Freund hinterlassen hatte.
 

~~Yamato~~
 

Er zerriss ihn. In tausend Stücke wollte er ihn zerreisen. Auf die Schnipsel treten und

sie anzünden. Nach einem kurzen Schlaf war Yamato aufgewacht. Natürlich hatte er

von Sou geträumt. Wie konnte es auch anders sein nach dem Erlebnis ein paar

Stunden zuvor? “Wenn Katsura das erfährt. Wenn er es bloß nicht erfährt!” Yamato

hatte ein schlechtes Gewissen, er war sauer auf sich selbst, sauer auf Sou, sauer auf

Katsura, weil er Sou offiziell besitzen durfte und dann wieder sauer auf sich selbst,

weil er das nicht hätte tun dürfen. Oder war er sauer, weil er Sou seine Liebe nicht

zuerst gestanden hatte? Weil er sie nicht einmal sich selbst gestanden hatte?

Yamato wusste es nicht. Er zerknüllte den letzten Teil des Zettels, den Sou

geschrieben hatte, riss noch einmal daran herum und warf ihn schließlich in den

Papierkorb. Er warf ihn nicht nur hinein. Er verstaute ihn ganz unten und legte den

anderen Müll darüber. Fehlte noch, dass irgendjemand lesen konnte, was da

geschrieben stand, bloß weil der letzte vollständige Teil der Nachricht ganz oben lag.

Dann nahm er die restlichen Teile und streute sie über den Berg, der sich in dem

Eimer häufte.

Er wollte nicht weinen, dazu war jetzt auch keine Zeit, denn bald würde es

Abendessen geben und wenn er da mit blutunterlaufenen Augen erschiene, wäre eine

Erklärung fällig und die wollte Yamato sich ersparen.

“Ich sollte erst einmal duschen.” sagte er zu sich selbst und ging in eines der Bäder.

“Ich schwitze ja total.” Mit hängenden Mundwinkeln schaute er in den Spiegel. “Und

meine Haare gleichen eher einem Schlachtfeld. Tja Sou. Du hälst mich sogar im

Schlaf auf Trab.”
 

~~Kouichi~~
 

Im Hause Sakurasawa liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Es war einer der

schöneren Tage des Jahres, den Kouichis Vater nicht ungenutzt verstreichen lassen

wollte. “Wozu hat eine Familie Freunde, wenn sie sie nicht einlädt?” hatte er gedacht

und kurzerhand einen Arbeitskollegen samt Familie eingeladen. “Den hätte ich

nehmen können, den und den.” sagte er lachend zu seiner besseren Hälfte. “Ist das

nicht schön, soviele Bekannte zu haben?” Blitschnell stibizte er ein Stück des

Lachses, den seine Frau auf dem Küchentisch deponiert hatte. “Aber natürlich habe

ich mich für Akira und seine Familie entschieden. Er hat ja auch diese hübsche

Tochter.” Dabei zog sich ein verschwörerisches Grinsen um seine Mundwinkel.

“Na, liebe Frau, was sagst du dazu?” Zufrieden klopfte er ihr auf die Schulter.

“Ich sage.” erwiderte sie zuckersüß. “Dass dein Sohn dich erschlagen wird.”

Geschickt köpfte sie einen der Fische mit dem scharfen Küchenmesser. “Besonders,

wenn er herausfindet, was du vorhast und das ist ja nicht allzu schwer. Erinnerst du

dich an den Jahrmarkt letzten Sommer? Auf dem du ihn mit dieser Ayaka verkuppeln

wolltest und sie zusammen in ein Riesenrad gesteckt hast?”

Kouichis Vater erbleichte kurz, ließ sich jedoch nicht lange einschüchtern. “Ach das

.... Das war doch etwas völlig anderes.” Er hatte seine Sicherheit wiedergewonnen.

“Woher sollte ich denn wissen, dass dieses Mädchen Höhenangst hat und unserem

Sohn auf die Hose kotzt?” Er nahm einen Schluck Wasser. “Aber diesmal. Das sage

ich dir! Diesmal wird alles anders. Wir haben ja an alles gedacht. Sogar Tofu haben

wir, falls das Mädchen Vegetarierin sein sollte und Riesenräder sehe ich weit und

breit nicht.”

Zufrieden mit sich selbst und bester Stimmung verließ er die Küche, um den Grill

anzuzünden. Im Gehen wandte er sich noch einmal um. “Du wirst sehen, bald ist

unser Junge so glücklich wie wir.”

Leise lachend und den Kopf schüttelnd schaute seine Frau ihm nach.
 

Kouichi war erstaunt, als er in die Einfahrt einbog. “Was ist denn hier los?” fragte er

sich. Schon von weitem hatte er die Stimmen vernommen und den Duft gerochen,

der langsam zu ihm herüberschwebte.

Er steckte seinen Schlüssel in die Tür und drehte ihn um.

“Vater?” rief er und musste lachen, als er ihn sogleich erblickte. Er hatte also einen

Freund eingeladen und wer immer es auch war, sie spielten wieder dieses dämliche

Hütchenspiel. Kouichi dachte sich seinen Teil. Er hatte die Regeln dieses Spieles nie

verstanden und nannte es nur deshalb Hütchenspiel, weil ihm die richtige

Bezeichnung mal wieder entfallen war. Belustigt schaute er auf die knallige

Pappkreation, die den Kopf seines Vaters zierte. “Hast wohl verloren, was Alter?”

“Ah Junge. Da bist du ja endlich. Nun nenn mich doch nicht Alter in Gegenwart

eines Kollegen.” Er schlug seinem Sohn freundschaftlich auf den Rücken. “Nun zieh

mal deine Schuhe aus und begrüße unsere Gäste.”
 

Zwei Minuten später wurde Kouichi von seinem Vater in den Garten geführt. Er

räusperte sich und machte die Anwesenden auf seinen Sohn aufmerksam.

“Hallo Kouichi. Groß bist du geworden.” sagte Akira.

Kouichi lachte. “Was? Wir sind uns doch erst vor drei Wochen zufällig beim

Einkaufen über den Weg gelaufen.”

“Ach, sag bloß. Naja, in deinem Alter wachst ihr doch ständig.”

“Apropos Einkaufen.” Kouichi wandte sich an seine Mutter. “Das müssen wir nun

wohl nicht mehr? Ich dachte, ich sollte extra pünktlich sein, damit ich dir noch helfen

kann.”

Seine Mutter schaute verlegen und funkelte ihren Mann an. Sollte er doch die Sache

klären.

“Ach.” stammelte der indirekt Angesprochene. “Weißt du mein Sohn. Ich habe deine

Mutter gebeten, dir die Hölle heiß zu machen, damit du nicht so spät kommst. Wir

haben nämlich ganz besondere Gäste.” Mit einem Wink zeigte er auf das Mädchen,

das am Ende des langen Tisches Platz genommen hatte.
 

“Oh nein.” Urplötzlich war der Junge geplättet und konnte sein Erstaunen nur mit

größter Mühe zurückhalten. “Schon wieder.” dachte er. “Er versucht es schon

wieder.” Gequält lächelte Kouichi seinen Vater an. Es sah irre aus.

“Vater.” sagte er kaum hörbar. Doch sein Vater ignorierte ihn. “Das ist Misaki.”

sagte er, mit einem gewissen Unterton, der allen Mitgliedern des Hauses Sakurasawa

bekannt war. Insgeheim stellte Kouichi sich die Frage, ob Akira samt Familie nicht

auch etwas von den Plänen seines Vaters mitbekam. “Sie ist so alt wie du. Bestimmt

werdet ihr euch prächtig verstehen.” Damit schubste er seinen Sohn in Richtung des

Mädchens.

“Das ist doch die Höhe.” dachte Kouichi. “Aber was soll ich machen? Unhöflich sein

will ich nun auch nicht.” Er sah in Misakis Gesicht. “Wenigstens sieht die nicht so

aus, als ob ihr schlecht wäre.” flüsterte er seinem Vater ins Ohr.

Die Worte waren wie Gift und der Herr des Hauses reagierte entsprechend. Affektiert

lachend, so wie es sonst nur seine Mutter tat, wandte er sich ab. “Lieber keine Worte

mehr mit dem Jungen wechseln.” dachte er. “Sonst kommt er mir noch mit guten

Argumenten.”

Beim Vorübergehen zwinkerte er seiner Frau zu, doch die schüttelte mal wieder nur

den Kopf. “Warum hab ich mich eigentlich in diesen Spinner verliebt?” Sie lachte

und trank einen Schluck Wein. Ob ihr Sohn eines Tages auch so werden würde?

Verstohlen warf sie einen Blick auf ihn und bekam fast ein wenig Mitleid. Ganz

verloren saß er vor diesem Mädchen und wusste nicht so recht, was er sagen sollte.

Doch glücklicherweise rang sich nun Misaki dazu durch, ein Gespräch zu beginnen

....



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LagoonAris
2009-08-03T03:50:34+00:00 03.08.2009 05:50
Oi, na wenn dieses Mädel dem guten Kouichi nicht den Kopf verdreht... dann würde Katsura ja ganz allein dastehen, sollte Sou doch zu Yamato gehen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es denn so weitergehen wird. Ich hoffe mal, dass das nächste Kapitel nicht allzu sehr auf sich warten lässt?
Jedenfalls war es auch gut, dass diesmal nur eine Perspektive war^^
Von:  RaspberryDevil
2009-06-03T16:00:06+00:00 03.06.2009 18:00
*___*
Bisher find ich deine Ff super, ist echt gut geworden^^
Nur die absätze sind manchmal etwas verwirrend...
mach weiter so^^


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