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Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen

The Bella & Edward Story
von

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An der Sonne

Am Tag darauf saß ich, während Edward sich um Nela kümmerte, im Schneidersitz auf unserem runden Bett und fächerte Fotos vor mir aus. Neben dem Album aus Charlies Haus hatten noch viele nicht eingeklebte Packen Fotos daneben gelegen, die Edward mitgenommen hatte. Ich schwelgte in Erinnerungen, während das Bett kaum noch unter dem Meer aus Fotos zu erkennen war. Eine relativ neu aussehende Hülle mit Fotos irritierte mich. Sie war weiß, nicht vergilbt oder an den Ecken kaputt und glänzte. Ich langte danach und war mir ziemlich sicher, dass sie nicht zu den Fotos von Charlie gehört. Ich wollte gerade die Lasche zurückschieben, um hineinzusehen, als zwei Hände sie mir geschwind aus der Hand riss.

„Alice! Was machst du?!“, fragte ich ungläubig.

„Nicht, das ist eine Überraschung!“, sagte sie und presste die Fotos mit beiden Händen an sich. Ich streckte die Hand aus und sah mit hochgezogenen Augenbrauen fordernd an.

„Ach man, das sollte eine Überraschung werden“, sagte sie wieder, seufzte und händigte mir den Packen Fotos aus.

„Warte!“, sagte sie hastig, als ich wieder die Finger an der Lasche hatte.

„Was denn Alice?“, murrte ich. Ich war so gespannt.

„Eine Sekunden, quatsch was sag ich, Sekunde, vielleicht ein-“

„Alice! Was?“, rief ich ungeduldig. Sie machte mich wahnsinnig.

Schon war sie verschwunden. Schon war sie wieder da. Sie hielt etwas im Rücken und kam auf mich zu. Sie schob die Fotos bedächtig zur Seite und setzte sich halb auf die Bettkante.

„Eigentlich sollte es ein Geschenk von Esme und mir werden. Zur Geburt. Zwar verspätet, aber das ging auch nichts anders“, ich verstand nicht, sie holte das, was sie im Rücken hatte, hervor, „wir haben ein Babyalbum gemacht und wollten Fotos einkleben, die wir natürlich vor der Geburt nicht hatten.“

Sie reichte mir ein großes in samt eingebundenes Album. Es war braun und schimmert bronzefarben. Wie Edwards Haare.

„Die Fotos sollten da eigentlich noch rein“, erklärte sie weiter und deutete auf den Packen, den sie mir zuvor entrissen hatte, „aber irgendjemand muss die versehentlich dazu gelegt haben“, knurrte sie und warf einen Blick auf die Wand, hinter der das Kinderzimmer lag.

Ich öffnete das Album. Mir fiel die Kinnlade runter. „Fotos von unserer Hochzeit?!“, fragte ich perplex.

„Ja…“, Alice sah fast verschämt aus, „nicht viele, nur ganz am Anfang hab ich welche gemacht… aber auch nur weil ich gesehen habe, dass Edward mir nicht den Kopf abreißt“, kicherte sie.

Die erste Doppelseite war für die Hochzeitsfotos reserviert. Ein Foto von der Kulisse, ein Foto von der Kapelle, ein Foto von dem Pavillon mit dem Tisch dahinter, ein Foto, wo ich über die Steine durch das Rosenblütenmeer schritt und ein Foto, wo Edward und ich uns gegenüberstanden, während der Geistliche redete.

„Danke Alice“, hauchte ich und schwelgte wieder in Erinnerungen. Sie lächelte ein wenig selbstgefällig und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, während ich mich über das Album beugte.

Die nächsten Seiten waren von der Geburt.

„Oh“, sagte ich nur, als ich die Fotos meiner eben erst aus mir herausgeschnittenen Tochter sah. Sie war über und über mit Blut beschmiert. Man hätte es auch für einen Ketschup-Fleck halten können. Kaum Haut war zu sehen. Kein Wunder, dass Jasper Abstand brauchte. Dann kamen Fotos wie Edward sie hielt, sie mit einem Handtuch abputzte, wie Carlisle sie untersuchte, wie Edward sie anzog, wie er sie küsste. Es war fast schon eine Dokumentation. Ich hatte während der Zeit geschlafen und für mich waren diese Fotos eine völlig neue Erfahrung. Das Loch zwischen Narkose und Aufwachen wurde gefüllt.

„Sag mal“, sagte ich eine Weile später, während ich die schön verzierten Seiten durchblätterte, „wann zum Teufel hast du die alle gemacht? Ich hab doch nicht einmal mit einer Kamera gesehen… und bei manchen sieht es fast so aus, als sehe ich direkt in die Kamera“, stellte ich fest.

„Ich habe deine Menschlichkeit ausgenutzt“, sagte sie und streckte mir leicht die Zunge raus, „ich kann schneller 200 Fotos von dir machen, als du blinzeln kannst.“

Ich nickte und sah jetzt den Packen durch, den ich eigentlich schon die ganze Zeit ansehen wollte. Das waren neuere Fotos.

Es klopfte. Edward kam herein.

„Kennt er die Fotos?“, sagte ich zu Alice. „Kennst du die Fotos?“, sagte ich dann zu Edward.

Er tippte sich seitlich gegen die Stirn und setzte sich, behutsam Platz machend, neben mir. „Warte, ich zeige dir mein Lieblingsbild…“, sagte er und sah den Packen durch, den nun er in den Händen hielt.

„Dieses.“ Er reichte es mir. Ich konnte mich nicht daran erinnern mal auf der weißen Couch geschlafen zu haben, doch das Foto zeigte mich schlafend auf eben dieser. Ich lag mit dem Rücken daran. Die Arme angewinkelt, eine Hand berührte fast meine Stirn. Vor meinem Bauch, aber mit dem Rücken zu mir, lag Nela, ebenfalls schlafend, in einer ähnlichen Pose.

„Sehr ästhetisch“, stimmte Alice ihrem eigenen Werk zu.

„Das ist wunderschön“, sagte auch Edward anerkennend und küsste mich aufs Haar. Ich fühlte etwas. Etwas Merkwürdiges. Ein Gefühl in mir drin, dass ich nicht deuten konnte. Es war so fremd. Und noch ein Gefühl, aber ein unangenehmes… nicht so warm wie das von eben.

„So, jetzt aber genug geguckt, es soll immer noch eine Überraschung werden“, sagte Alice schließlich und sammelte die neuen Bilder alle ein. Edward und ich klebten die Bilder von Charlie in Charlies Album.

„Du…“, begann Edward, als ich danach in seinen Armen lag. Die Arme hatte er um meinen Brustkorb geschlungen.

„Ja…?“, machte ich zurück, als er zögerte.

„Unsere Tochter hat noch nie die Sonne gesehen“, sagte er langsam. Ich richtete mich ein wenig auf und sah ihn ins Gesicht.

„Wieso? Das Zimmer ist doch sehr hell“, entgegnete ich.

„Sie war noch nie draußen“, konkretisierte er.

„Ja… ihr könnt ja bei Sonne auch nicht raus…“, überlegte ich laut.

„Du schon“, gab er mir zu Bedenken. Irgendwie stand immer noch auf dem Schlauch, was er jetzt genau wollte. Er seufzte mit einem Grinsen in der Stimme und sagte schließlich: „Möchtest du nicht mal mit Nela raus gehen?“

„Ich habe keinen Kinderwagen.“

„Ach ja…“, Edward wand sich ein wenig verlegen, „hab ich dir noch nicht gesagt… das ist das Hochzeitsgeschenk… willst du ihn sehen?“

„Öhm, ja“, sagte ich verblüfft.

Edward führte mich in die Garage. Dort stand ein, wie eine Geschenk eingepackter, Kinderwagen. Ich löste auf Edwards Anweisung das Schleifenband und zog mit ihm die Zentner Geschenkpapier ab. Weinrot. Mit weißen Nähten und Applikationen.

„Woah“, sprach ich meine Bewunderung aus.

„Was ist, möchtest du?“

Genau genommen traute ich mir es nicht zu. Allein mit Nela in der Öffentlichkeit. Aber momentan schlief sie ja.

„Gut okay, wir müssen doch bestimmt auch einiges besorgen oder?“ Ich dachte ich die endende Windelpackung und die aufgebrauchte Milchpulverdose (ich konnte nicht viel stillen).

„Ja, wenn du magst, kannst du auch einkaufen gehen“, bot Edward an.

Ich nickte. Dann hatte ich wenigstes was zu tun und ein Ziel. Ich zog Nela an, sie schlief immer noch, nahm, ohne darauf zu blicken, einen Einkaufszettel von Alice entgegen und ging mit Edward zum Auto.

„Willst du selbst fahren?“, fragte er, während ich dabei zu sah wie das mit dem Kinderwagen ein- und ausklappen funktionierte.

„Du lässt mir eine Wahl?“, wollte ich überrascht wissen. Ich hatte nicht erwartet, dass er es mir freistellte.

„Natürlich. Ich vertraue dir. Nur während der Schwangerschaft war es zu riskant. Außerdem ist Carlisles Mercedes sehr sicher“, fügte er hinzu. Ich grinste, typisch Edward. Carlisle war mit Edwards Wagen gefahren, damit ich die Option hatte, mit Nela wegzufahren. Er zeigte mir wie das mit dem Anschnallen im Maxi cosi ging, gab mir einen Kuss und ich trat das Gaspedal durch.
 

Ich war wieder überrascht. Ich konnte den Kinderwagen aufstellen, Nela abschnallen und in den Wagen legen ohne Probleme. Auch das hatte ich nicht erwartet. Ich vergewisserte mich, dass Nela schlief und gut zugedeckt war (die Sonne schein zwar, aber Wind war kühl), dass das Auto zu war und ich alles Notwendige dabei hatte, ehe ich auf Alice’ Einkaufzettel sah. Zuerst Windeln, sie hatte Marken und mehrere Nummern und Erklärungen dabei geschrieben. Selbiges galt für das Milchpulver. Ich war ihr sehr dankbar, denn ich kannte die Unterschiede dazwischen kaum. Ich las weiter. Babylotion und Badeöl… ein Babyhandtuch mit Kapuze zum einwickeln (stimmt, daran hatten wir gar nicht gedacht)… ich blieb stehen und starrte auf das nächste Wort. Kondome. Ich blinzelte mehrmals. Als ob das ginge, dachte ich seufzend. Ganz klein, stand schräg daneben „Ein Versuch ist es Wert “. Der Versuch, damit zu verhüten oder der Versuch Edward damit zu überzeugen? Beides Schwachsinn. Edward würde sich damit nie überzeugen lassen, weil das Nichtfunktionieren damit schon vorprogrammiert war. Und er hatte gesagt, dass er das Risiko mich zu schwängern nicht eingehen wollte. Seine Meinung stand fest. Ich riss den Teil des Einkaufszettels heraus und schmiss ihn in den nächsten Mülleimer, während ich weiter die Straße entlang ging. Aus den Augen, aus dem Sinn.
 

Zuerst besorgte ich das Handtuch, ohne an ein paar neuen Stramplern und Bodies vorbei gehen zu können. Ich würde mir einen verächtlichen Blick von Alice einhandeln, da kein einziges Teil rot oder rosa oder sonst wie „mädchenfarben“ war, doch ich belächelte das, es war mir egal. Ich war so vertieft in das Aussuchen der Kleidung, dass ich zuerst gar nicht bemerkte, dass es mein Kind war, was da schrie. Erschrocken fuhr ich hoch und spürte viele Blicke auf mir. Ich schuckelte den Wagen und murmelte mit zitternder Stimme: „Schhhh, Maus, Schhhh.“ Doch das half nicht, im Gegenteil. Sie schien noch lauter zu schreien. Ich spürte die Panik in mir hochkommen. Die anderen Leute würden genauso gucken, wenn du dreißig wärst, versuchte ich mir einzureden und nesselte an der Tasche am Kinderwagen herum. Hatte Alice nicht irgendwo ein Fläschchen eingepackt? Hektisch wirbelte ich um den Kinderwagen herum, bis ich das Fläschchen endlich in der Wickeltasche unter dem Wagen fand. Ich steckte ihr schnell und unwirsch das Fläschchen in den Mund. Hör auf zu weinen, flehte ich innerlich, denn ich hörte das Getuschel um mich herum, obwohl ich wirklich versuchte die Ohren auf stumm zu schalten. Nela verschluckte sich, ich nahm das Fläschchen weg und sie schrie noch lauter. Ich stellte das Fläschchen kurzerhand auf das Regal neben mir und nahm sie ängstlich auf den Arm. Nur die Ruhe, ermahnte ich mich, doch ich wusste wie ich als Mensch ausgesehen hätte: Errötet und schweißnass. Dann gab ihr noch mal das Fläschchen. Nun trank sie friedlich. Ich atmete hörbar erleichtert auf. Verstohlen blickte ich kurz von Nela auf. Ein paar Leute in meinem näheren Umkreis sahen hastig weg. Sie hätte auch so geguckt, wenn du dreißig wärst, erinnerte ich mich, fütterte Nela bis sie satt und zufrieden war und verließ rasch den Laden.

Danach steuerte ich eine Drogerie an. Babylotion und –öl war nicht schwer. Es gab nur eine handvoll verschiedener Sorten und da dort fast immer das gleich draufstand, nahm ich das Bestriechendste. Windeln waren auch eher weniger das Problem, da es dort zwar viel mehr Auswahl gab, aber relativ deutlich draufstand für welches Kind ja, für welches nein. Schwieriger wurde es bei der Milch. Was Alice darauf geschrieben hatte, verstand ich nicht wirklich und es war auch ein anderer Wortlaut als der auf den Verpackungen. Ich schritt am Regal für Milchpulver für wenige Tage alte Säuglinge hin und her. Ich biss mir panisch auf die Lippen. Ich wusste nicht, nach welchen Kriterien ich aussuchen sollte.

„Was soll darauf stehen? Das steht hier nicht!“

Ich blickte zur Seite. Ich hatte gar nicht gesehen, dass jemand neben mir war. Kaum zwei Meter neben mir stand ein junger Mann, vielleicht 24 oder 25 Jahre alt, in einem schicken figurbetonten Anzug, nickte ich innerlich anerkennend. Geschäftsmann. Er hielt ein Handy ans mittlerweile rote Ohr gepresst.

„Nein, hier steht nichts. Wirklich nicht! Kann ich nicht einfach-“, er seufzte, während er lauschte, „okay, ja ja, gut, wie hieß das- hallo? Marie? Hallo?“ Er sah auf sein Handy, dann legte er es wieder ans Ohr. „Marie?“ Er sah wieder auf den Display, seufzte und wand sich unschlüssig dem Regal zu.

Ich schaute schnell auf wieder auf die Packungen, um nicht beim anstarren erwischt zu werden, und schuckelte Nela weiter. In gewisser weise war ich wie er, nur, dass es eigentlich, wie es bei ihm der Fall, umgekehrt sein sollte.

„Ähm, entschuldigen Sie Miss…“

Misses, korrigierte eine nun völlig unangebrachte Stimme in mir unwillkürlich. Ich erschrak beinahe, als er mich ansah.

„Darf ich- darf ich fragen wie alt Ihres ist?“ Seine Stimme zitterte beinahe.

„6 Tage“, antwortete ich.

„Oh, meins ist noch kleiner. Meine Freundin kommt heute erst aus dem Krankenhaus… können Sie mir vielleicht sagen, welches Milchpulver ich brauche? Ich habe keine Ahnung, Sie kennen sich da bestimmt viel besser aus.“ Er strahlte mich hoffnungsvoll, aber umsonst an. Ich hatte auch keine Ahnung.

„Ähm“, machte ich und tat kurz so, als suche ich nach einem Päckchen, dass ich ihm in die Hand drückte, doch ich ließ das schauspielern (ich konnte es sowieso nicht) und sagte stattdessen: „Um ehrlich zu sein habe ich auch keine Ahnung. Ich weiß nicht mal welche sie braucht.“

„Da bin ich ja froh, dass ich nicht der einzige bin, der mit so etwas Schwierigkeiten hat“, lächelte er verständnisvoll. Ich versuchte nicht allzu überrascht auszusehen, doch das war ich. Ich hatte Spott erwartet.

Nun standen wir beide vor dem Regal und musterten die Verpackungen. Nach und nach schlossen wir laienhaft ein paar Päckchen aus, bis nur noch fünf Packungen über blieben, die wir uns weiter ansahen.

„Ich glaube ich nehme alle mit“, sagten wir nahezu gleichzeitig und lachten.

Ich seufzte. „Soll mein Mann entscheiden, welche sie bekommt“, sagte ich nachdenklich und legte alle fünf Päckchen in den kleinen Einkaufskorb.

„Oh, entschuldigen sie, Misses-“, korrigierte er sich von vorhin.

„-Cullen“, ergänzte ich und er hielt mir die Hand hin. „Aber einfach Bella“, sagte ich dann.

„David, hi“, stellte er sich vor. Wir gingen zu Kasse, bezahlten, er half mir die Einkäufe in Taschen zu verstauen und unter den Kinderwagen zu quetschen, bevor wir noch ein paar Meter zusammen die Fußgängerzone entlang gingen.

„Darf ich Sie- dich noch etwas fragen?“

„Sicher“, bot ich an.

„Wie alt bist du?“

Oh. Unangenehme Frage. Ich beantwortete sie trotzdem: „18.“

Er nickte. „Meine Freundin ist auch erst 19. Ihr macht das ganz schön zu schaffen. Sie wollte eigentlich ihr Studium beginnen und nebenbei in der Kanzlei meines Vaters arbeiten“, Anwaltssohn, soso, dachte ich unwillkürlich, „aber da kam die Schwangerschaft dazwischen… sie ist so todunglücklich. Nicht über das Kind an sich, sie fühlt sich so eingeschränkt. Na ja und da hab ich ihr angeboten, zu pausieren und sie macht weiter. Ich glaube das war nicht klug… sie hat mehr Ahnung von so was.“ Er deutete auf seine Einkaufstasche.

„Kenn ich“, seufzte ich wahrheitsgemäß.

„Wie gehst du damit um?“, fragte er ehrlich interessiert.

„Es ist nicht leicht. Mein Mann und seine Familie kennen sich auch sehr gut aus und ich bin der Laie, aber es geht“, schwafelte ich. Mich beschäftigte etwa anderes. Sie war todunglücklich, hatte er gesagt. Wenn ich eins von mir behaupten konnte, dann das ich das nicht war. Natürlich machte ich mir Sorgen und die eine oder andere Sache war auch sicher nicht ganz glücklich, aber als todunglücklich würde ich mich momentan nicht bezeichnen.

„Bewundernswert“, murmelte er und blickte gerade aus, „du siehst auch wieder richtig gut aus“, lobte er und deutete auf meine Körpermitte. Ich spürte, wie ich errötet wäre, wenn ich kein (halber) Vampir gewesen wäre. Mein Bauch war tatsächlich nicht anders als vorher.

„Deine Freundin nicht?“, fragte ich dann, um nicht weiter verlegen meinen Kinderwagen zu mustern.

„Nicht ganz… zumindest nicht so wie vorher. Noch etwas, was sie im Moment richtig runterzieht…“, sagte er fast mehr zu sich selbst.

Ich blieb stehen. „Ich muss jetzt hier lang“, sagte ich. Es war schon spät. Es dämmerte.

„Ach so okay. War schön dich kennen zu lernen.“ Er reichte mir die Hand.

„Ja, ebenso“, sagte ich.

„Vielleicht“, begann er, bevor ich mich wegdrehen konnte, „hast du Lust morgen mit einer Krabbelgruppe zu kommen? Marie hat zwei Pärchen im Krankenhaus kennen gelernt, mit denen sie sich morgen treffen will. Genauer gesagt, wollte, weil sie morgen Uni hat. Du kannst deinen Mann ja mitbringen“, schlug er vor.

Ich war hin- und her gerissen. Einerseits verlockend… andere Kinder, andere Mütter, aber gleiche Sorgen. Andererseits, was würde Edward sagen? War ihm das recht? Ich hatte gar nicht bemerkt, dass David etwas notiert hatte, doch er reichte mir einen Zettel mit einer Anschrift, einer Uhrzeit und einer Nummer. Seiner Nummer.

„Was soll ich denn mitbringen?“, fragte ich schnell noch, weil ich keine Ahnung hab, wie so ein Treffen ablief, ob es überhaupt einen Ablauf gab.

„Eigentlich nichts. Das Paar, dem das Haus gehört, hat uns eingeladen und gesagt, dass wir ruhig noch jemand mitbringen können. Dann wird es lustiger“, erklärte er.

Ich nickte. Aber nicht völlig überzeugt.

„Wenn du unbedingt etwas mitbringen willst, sie haben Zwillinge, zwei Jungs“, ergänzte er, „Sehen wir uns dann morgen?“, wollte er hoffnungsvoll wissen.

„Ja“, sagte ich einfach zu. Wir verabschiedeten uns und gingen in verschiedene Richtungen.
 

Ich war richtig nervös, stellte ich fest, als ich an der Ampel wartete, mein Fuß auf dem Gaspedal zitterte und ich meine Finger nicht still halten konnten.

Warum? Ich konnte Edwards Reaktion nicht einschätzen. Jener stand bereits an die Garagentür angelehnt, als ich den Mercedes parkte.

„Hi Schatz“, grüßte er mich, küsste mich kurz und half mir die Einkäufe und Nela rein zu bringen. Alice’ Grinsen, während wir die Einkäufe verstauten, gefielen mir gar nicht. Während Nela in andere Arme wanderte, sie war wach und beanspruchte dieses Mal Esmes Aufmerksamkeit, setzte ich mich auf Edwards Schoß, der breitwillig die Arme um mich legte.

„Soso“, begann er mit einem Unterton, den ich nicht mochte, „du hast also geflirtet.“

Mir steckte ein Kloß im Hals. Natürlich hatte Alice geplappert (oder er hatte einfach ihre Gedanken gelesen). „Hab ich nicht“, verteidigte ich mich. Nicht wissentlich, gab ich in Gedanken zu.

„Das sah“, Alice tippte sich kichernd an die Stirn, „aber ganz anders aus“, ich wollte etwas entgegnen, doch Alice sprach weiter, Edward gluckste unter mir, „der war total angetan von dir.“

„So ein Blödsinn.“ Völliger Quatsch, dachte ich.

Edward und Alice lachten. Ein paar andere, ich sah mich nicht um wer, stimmten mit ein.

„Dann weißt du ja bestimmt auch von morgen“, sagte ich zu Edward und warf Alice’ einen finsteren Blick zu. Ich spürte den Zettel in meiner Hosentasche.

„Ja, ich weiß von morgen“, sagte er langsam.

Stille. Er sah mich erwartungsvoll an.

„Kommst du mit?“, fragte ich und kniff leicht die Augen zusammen. Wie würde er reagieren?

„Alice?“, sagte er jedoch zu meinem Überraschen. Alice versteifte sich kurz und schüttelte dann den Kopf.

„Tut mir leid Schatz, gutes Wetter“, sagte er.

„Zu dumm, aber egal, war sowieso nicht so wichtig“, sagte ich leicht hin und dachte schnell über ein gutes ergiebiges Thema für einen Themenwechsel nach… mir fiel nichts ein.

„Du gehst natürlich hin. Das wird bestimmt lustig“, sagte er ermutigend.

„Ach ne…“, sagte ich halbherzig, denn ich hatte irgendwie schon Lust. Er überhörte das, wertete es als ja und wir gingen nicht weiter darauf ein.

„Hast du eigentlich alles bekommen?“, fragte er nach einer Weile (wir sahen den anderen zu, wie sie sich um Nela kümmerten) mit einem merkwürdigen Unterton.

Ich richtete mich auf seinem Schoß auf und dachte kurz nach. „Ja… ich glaube schon. Ich hab vorsichtshalber mehrere Packungen Milchpulver gekauft, aber das weißt du ja vermutlich schon“, sagte ich zähneknirschend. Alice wurde so langsam zur Plage.

„Ja“, sagte er und sein merkwürdiger Unterton blieb, „du hast also alles gekriegt?“

„Ja“, antwortete ich unsicher und kramte in meiner Hosentasche nach dem Einkaufszettel, den ich kurz unsicher überflog, „was willst du mir eigentlich sagen?“

Er schwieg. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Schließlich konnte er genauso zur Plage werden wie Alice, da er Gedanken lesen konnte. Ich musterte den unteren abgerissenen Teil des Einkaufszettels, der jetzt in einem Mülleimer in der Fußgängerzone weilte. Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen und offenem Mund an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er sah, dass ich verstand und grinste schief. Ich sah wie seine Mundwinkel zuckten, als unterdrückte er einen Lachanfall.

„Nun gut, fast alles“, nuschelte ich. Hinter mir hörte ich Alice lachen. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu.

„Wir besprechen das später“, hauchte er mir in Ohr und küsste meine Wange.

Ich war verwirrt. „Was sollen wir denn da besprechen?“ Er küsste mich.

„Na schön“, sagte ich resigniert, denn ich konnte mich grad nicht auf solch ein Gespräch konzentrieren. Ich spürte wieder dieses seltsame Gefühl in mir drin. Nicht schmerzhaft, aber auch nicht unangenehm. Undeutbar.

„Wollen wir unsere Tochter baden gehen?“, fragte Edward mich, während er mein angestrengtes Gesicht ein wenig kritisch beobachtet.

„Das machen wir noch gar nicht gemacht, nicht besondern hygienisch“, fand ich.

„Esme hat sie schon mal gebadet, als- in der Zeit-“

„In meinen drei Psychotagen“, sprach ich es aus, als wäre es ein Tabu. Er nickte mit einem schmalen Lächeln.

Während ich Nela auf dem Wickeltisch im Kinderzimmer auszog (es war nicht einfach gewesen sie den übrigen Cullens zu „entreißen“), war Edward schon ins Bad verschwunden. Ich kam mit Nela, in das neue Badehandtuch gewickelt, dazu. In der Badewanne lag eine kleine Badewanne – Babybadewanne –, die er mit duftendem Wasser gefüllt hatte. Er gab gerade Öl dazu, rührte mit der Hand um und schöpfte mit den Händen die dicke Schauschicht aus der kleinen Wanne in die große Wanne. Dann tauchte er mit dem Ellenbogen in das Wasser ein und nickte zufrieden.

„Das… sah gut aus wie du das machst“, lobte ich anerkennend.

„Danke, ich hab viel gelesen in letzter Zeit und Esme und Alice oft zugeschaut“, gestand er ein wenig verlegen. Ich kniete mich vor die Wanne, legte das Handtuch über den Wannenrand der großen Badewanne und drehte Nela einmal links und einmal rechts rum und überlegte wie ich sie hineinlegen und wie ich sie dann festhalten sollte. Ergeben sah ich flehend zu Edward, der sich neben mich gekniet hatte. Seine Hände umschlossen meine und führten diese.

„Wichtig ist nur, dass du darauf achtest, dass der Kopf herausschaut und sie sich wohl fühlt“, erklärte er.

Ich sah ihn überrascht an. „Dein Hände sind ganz warm“, stellte ich fest. Nicht, dass es ungewöhnlich war (beim Baden auf der Insel war es nicht anders gewesen), aber sie waren viel zu schnell warm geworden und viel zu warm.

„Ich habe sie vorher mit heißen Wasser abgeduscht“, klärte er mich auf.

Ich strich mit einer Hand von seiner Hand zu seinem Ellenbogen. Es stimmte. Nur die Hände waren warm, fast heiß, zum Ellenbogen hin wurde es wieder kalt. Ich hielt schnell die andere Hand wieder unter Nela.

Mein Mann und seine Familie kennen sich auch sehr gut aus und ich bin der Laie, hatte ich zu David gesagt und kein bisschen übertrieben, schoss es mir durch den Kopf. Während ich Nela hielt, Edward hatte es mir vorgemacht, ölte er Nela mit sanft kreisenden Bewegungen ein. Mit den Fingerkuppen fuhr er vorsichtig über ihre Kopfhaut und ihre wenigen aber glänzenden Haare, die er, mit bedacht auf ihr Gesicht, einschäumte. Sie ließ alles über sich ergehen und lag fast unbeweglich im Wasser.

„Sie genießt es“, sagte ich laut.

„Ja, Babymassage“, sagte er und ergänzte: „Hab ich gelesen.“

Ich seufzte unwillkürlich. Ich hatte nichts gelesen und nichts nachgefragt. Wäre ich allein mit ihr, hätte ich sie aufgrund meiner Schusseligkeit und Unwissenheit wahrscheinlich auch ohne Durst umgebracht, dachte ich missmutig.

Edward entging meine kurzzeitige betrübte Stimmung nicht. „Was ist?“ Ich merkte wie er sich stumm umsah, ob er einen Fehler gemacht hatte.

„Nichts, alles bestens“, entgegnete ich und zwang mich zu einem Lächeln.

„Fertig“, sagte Edward schließlich und ich hob Nela aus dem Wasser. Er umschloss sie rasch mit dem Badehandtuch. Zufrieden paddelte Nela in meinem Arm, während ich sie mit ganz kleinen Bewegungen abrubbelte.

„Der Bauchfleck hat sich nicht verändert“, stellte ich neutral fest. Dass es ihn gab, war schon schlimm genug, also dürfte diese Feststellung wohl gut sein, sagte ich mir.

Mich überkam, wie den ganzen Tag zwischenzeitlich schon, dieses Gefühl. Dieses undefinierbare nicht schmerzhafte Gefühl. Nur heftiger als die vorherigen Male. Ich drückte Edward Nela in die Hand, er reagierte sofort, doch sah mich besorgt an, als ich mich auf den Toilettendeckel setzte und mit beiden Händen die Wand berührte.

„Bella? Geht’s dir gut?“, hörte ich seine Stimme, doch ich war ganz darauf konzentriert in mich hineinzuhorchen. Mir war kurz schwarz vor Augen geworden. Ich atmete bewusst tief und regelmäßig. Ich schluckte und sah Edward, betont lässig, an.

„Alles gut“, sagte ich. Er tupfte Nela mit dem Handtuch über den Kopf und schien nicht zufrieden mit meiner Antwort zu sein.

„Komm, wir gehen sie anziehen. Kannst du gehen?“

„Natürlich!“, sagte ich ein wenig zu überzeugt, sodass es alles andere als das klang.

Ich trottete hinter ihm her ins Kinderzimmer. Das Gefühl war weg.

„Sie wird jetzt gut schlafen“, sagte er beiläufig, während ich neben ihm stand und ihm zusah, wie er sie eincremte, anzog und mit einem Schlaflied in den Schlaf wiegte. Ich setzte mich auf den Sessel. Als sie tief und fest schlief, schlang er den Arm um meine Taille, es fühlte sich allerdings mehr so an, als wolle er mich stützen, und ging mit mir ins Wohnzimmer.

„Was war eben?“, kam er natürlich, wie konnte es auch anders sein, er überging nie etwas, darauf zurück, während er langsam, zu vorsichtig, die Treppe mit mir herunter ging.

„Mir war nur kurz komisch“, ich machte eine wegwerfende Handbewegung, „aber keine Sorge, ich kann ja gar nicht schwanger sein“, kicherte ich übertrieben und hoffte, dass er nicht weiter darauf einging, doch er fühlte mit der Hand über meine Wangen und meine Stirn.

„War dir schlecht?“, fragte er, als wäre ich in einem medizinischen Verhör. Wir kamen am Ende der Treppe an.

„Nein, nur ein bisschen komisch“, sagte ich rasch. Ich wollte es endlich dabei bewenden lassen.

„Wie komisch genau?“

„Edward, es war nichts, wirklich“, ich wurde ungeduldig und ein wenig sauer (er behandelte mich wie eine alte Frau, fand ich), „komm“, sagte ich und zog ihn förmlich ins Wohnzimmer. Die übrigen Cullens sahen kurz auf als wir rein kamen, ich mochte ihren konzentrierten betont neutralen Gesichtsausdruck nicht (natürlich hatten sie alles gehört) und dann die lässige Art sich schnell irgendwie zu beschäftigen um nicht aufzufallen. Sie waren sehr geschickt darin, doch ich bemerkte es trotzdem. Ich unterdrückte ein Seufzen. Edward steuert das Sofa an, doch ich ging ganz unwillkürlich geradeaus. Ich blieb plötzlich stocksteif stehen. Ich riss die Augen auf, mir klappte die Kinnlade herunter. Ich wand den Kopf mit tiefem Entsetzen zu Edward, der zwar erschrocken, doch gleichzeitig auch unbeabsichtigt belustigt aussah.

„Was ist Schatz?“, fragte er versucht liebevoll, doch seine Stimme zitterte leicht.

Na klar! Warum war ich nicht eher darauf gekommen? Ich hatte dieses Gefühl mal gekannt!

„Ich-“, ich traute mich gar nicht das auszusprechen, es war zu surreal, „ich habe Hunger“, gestand ich schließlich ängstlich. Es wurde still, stiller als zuvor noch. Sie lauschten alle.

„Hunger?“, er kniff die Augenbrauen zusammen, „Du meinst richtigen Hunger?“

Ich nickte und biss mir auf die Lippen. Ich war im Begriff gewesen zur Küche zu gehen – ein menschlicher Impuls. Dieses merkwürdige, mittlerweile jedoch fremde Gefühl… war Hunger?! Wie konnte das sein?

„Hui, na das kann ja spannend werden“, hörte ich Emmett sagen, doch niemand ging darauf ein.

„Kann- kann man sich- kann ich mich in einen Menschen zurück verwandeln?“, stotterte ich angsterfüllt in Edwards Richtung.

Doch bevor dieser etwas sagen konnte, stand Carlisle neben mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Vollkommen ausgeschlossen“, sagte er, „dein Hunger kann nur ein Gefühl sein und kein Bedürfnis. Trotzdem wäre es vielleicht ratsam das Gefühl zu befriedigen. Wir sehen dann weiter.“

Edward nickte.

Ich spürte Panik in mir hochkommen, die sich in derselben Sekunde wieder legte. Ich will panisch werden, flehte ich Jasper gedanklich an, ich ertrug die Ruhe nicht, die von Edward und Carlisle ausgingen, als wäre es das Normalste der Welt. Eine Bagatelle. Mechanisch ging ich zur Küche, Edward neben mir.

„Seit wann hast du dieses Gefühl?“, fragte Edward nach, während ich in der Küche nach etwas Leckerem herumstöberte.

„Heute früh zum ersten Mal, bevor ich mit Nela in die Stadt gefahren bin“, antwortete ich prompt. Ich konnte mich noch genau daran erinnern. Ich machte mir eine Portion Nudeln aus dem Kühlschrank warm (Überbleibsel meiner Schwangerschaft) und setzte mich wenige Minuten später zu Edward an den Esstisch.

„Emmett“, knurrte Edward verdrießlich, während er mir beim Essen zusah.

„Sorry Edward“, sagte Emmett, doch klang überhaupt nicht entschuldigend.

„Was hat er gedacht?“, zählte ich eins und eins zusammen.

„Nichts von Belang“, er warf Emmett einen vernichtenden Blick zu, „wie immer.“

Ich wollte gerade schlucken, als Alice sich zu mir wand.

„Hörst du unsere Entscheidungen momentan?“, wollte sie wissen.

„Hm, glaube nicht“, nuschelte ich kauend.

„Und die Weiterentwicklung? Geht das?“, fragte sie weiter.

„Glaub’ nicht“, wiederholte ich murmelnd.

„Konzentrier dich mal drauf“, bat sie.

„Ach Alice, das ist nun wirklich Schwachsinn. Fast noch schwachsinniger als Emmetts Erklärung“, grummelte Edward mit zusammengekniffenen Augen.

Ich räusperte mich übertrieben. „Würde mich mal jemand aufklären?“

„Ja bitte“, hörte ich Esmes Stimme hinter mir. Carlisle, Jasper und Esme standen nun um den Esstisch herum.

Edward verdrehte die Augen. „Alice glaubt, dass einige deiner Fähigkeiten und Eigenschaften stärker werden, während andere schwächere oder eigentlich gar nicht vorhandene ebenfalls stärker werden bzw. wiederkehren.“

„Und Emmett?“, zog ich ihm alles aus der Nase.

Er seufzte. „Emmett glaubt, dass deine bzw. unsere momentane Enthaltsamkeit, dich zum Wahnsinn treibt.“ Er schüttelte über diese Absurdität den Kopf.

„Gut möglich“, sagte ich ernst, dann grinste ich. Apropos… darüber wollte er mit mir ja noch reden. Ich war gespannt was er dazu sagen wollte.

Edward verdrehte wieder die Augen und verschränkte die Arme. „Emmett schließt zu sehr von sich auf andere“, sagte er so leise mit Blick an die Decke, dass ich es kaum mitbekam.

„Konzentrier dich mal“, drängelte Alice, „versuch mal meine Entscheidung zu lesen und sie zu beeinflussen.“

Niemand sagte etwas, sodass ich die Gabel weglegte und sie fixierte. Sie warteten. Ich hörte nichts und konzentrierte mich stärker. Wie entferntes Gemurmel ertönte in meinem Kopf, aber vollkommen unverständlich. Dann würde es wieder.

„Wie ein zu leises Radio“, sagte ich dann und schüttelte den Kopf.

„Dann versuch mal mir eine Entscheidung einzupflanzen.“ Sie grinste.

Ich konzentrierte mich wieder. „Alice soll ein Rad schlagen, Alice soll ein Rad schlagen, Alice soll ein Rad schlagen“, sagte ich immer wieder im Kopf auf. Plötzlich zuckte Alice und es sah für den Bruchteil einer Sekunde wirklich so aus, als würde sie ein Rad schlagen, doch den Bruchteil einer Sekunde später lag sie auf dem Boden und rappelte sich elegant hoch. Wir lachten.

„Was war denn das?“, lachte Jasper und legte den Arm um Alice.

„Ein schlechtes Rad“, murrte sie.

„Tschuldige“, sagte ich überflüssig, denn es konnte ihr nicht wehgetan haben.

„Siehst du Alice, deine Theorie hat sich nicht bestätigt“, sagte Edward zufrieden mit immer noch verschränkten Armen.

„Bliebe noch meine Theorie.“ Emmett grinste.

Edward sagte nichts, sondern verdrehte wieder abermals die Augen.

„Bliebe Emmetts Theorie“, wiederholte ich und lächelte Edward erwartungsvoll an.

Hier und da hörte ich ein glucksen.

„Hast du noch Hunger?“, überging Edward das und wollte meinen Teller nehmen.

„Nein“, antwortete ich ein wenig eingeschnappt, brachte meinen Teller selbst in die Küche und stiefelte hoch ins unser von der tiefen Nacht völlig verdunkeltes Zimmer. Ich tapste nach den Nachttischlampen und öffnete ein Fenster. Ich wollte hören, was er dazu zu sagen hatte. Wir besprechen das später, hatte er gesagt. Schön, jetzt war später. Um genau zu sein, längst der neue Tag. Kaum hatte ich mich aufs Bett gesetzt, lag Edward bereits neben mir und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Jetzt ist später“, gab ich meinen Gedanken von eben preis.

„War klar, dass du darauf eingehst“, murmelte er nach einem Seufzer und legte einen Arm um mich, sodass mein Kopf auf seinem Oberarm lag.

„War auch klar“, versuchte ich ihn weiter zum reden zu bringen. Schließlich wollte ich unbedingt wieder mit ihm schlafen. Einmal war gar nichts (gut, abgesehen von dem Endprodukt, grinste ich in Gedanken).

„Warum hast du keine Kondome gekauft?“, wollte er wissen und sah zu Himmelbettdecke auf.

„Liegt das nicht auf der Hand?“, gab ich zurück und sah ihn weiter an.

„Vermutlich schon, aber ich möchte es trotzdem gerne hören“, ließ er nicht locker.

Nun blickte ich verlegen auf meine Finger. „Du- du hättest dich sowieso nicht darauf eingelassen. Weder auf ein Gespräch darüber, noch auf einen wirklichen Versuch. Also hab ich es gleich sein lassen.“

„Glaubst du ich bin so kompromisslos?“ Ein Lachen lag in seiner Stimme, während er immer noch zur Decke sah. Ich blickte schräg nach oben zu seinem Gesicht von dem ich überwiegend das Kinn zu Gesicht bekam.

„Ähm, du- du hättest-“, begann ich.

„Nein“, sagte er gleich.

„Siehst du.“

Er blickte hinab und seine Finger überkreuzten meine. Sanft strich er dann mit den Fingerkuppen durch meine Handinnenflächen. Ich erschauderte. Ein wunderschönes Gefühl.

„Es gibt auch noch andere Verhütungsmethoden“, hauchte er leise, während wir beide unsere verschränkten und streichelnden Finger betrachteten.

„Die wären?“ Nicht, dass ich in Bio nicht aufgepasst hatte, aber ich hatte mittlerweile gelernt, dass auf uns nichts von dort anwendbar ist.

„Wir könnten es mit der Pille versuchen“, schlug er vor.

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Du glaubst das geht bei mir?“

„Der Teil ist menschlich. Warum sollten menschliche Präparate nicht wirken?“, fragte er zurück. Ich zuckte leicht mit den Schultern.

„Man kann die Wirkung anhand eines Hormonspiegeltestes in Erfahrung bringen. Dazu müssten wir dir nur ein wenig Blut aus deinem menschlichen Teil abnehmen, das Carlisle dann im Labor untersucht.“

Es schien als hätte er sich einige Gedanken darüber gemacht, dachte ich verblüfft. Scheinbar war es ihm doch so wichtig wie mir. Ich hatte fast – oder nicht fast? – daran gezweifelt.

„Hm, ein Versuch ist es wert“, sagte ich lediglich, denn ich war nicht sehr überzeugt. In meinem Körper ging momentan alles drunter und drüber, noch schlimmer, als es vor der Schwangerschaft der Fall war. Ich glaubte nicht, dass gerade die Pille wirkte.

Da fiel mir etwas anderes ein. „Sag mal… wenn doch wieder Blut in mir fließt oder auch schon länger“, komisch, dachte ich, ich hatte nie darüber nachgedacht, „ist das dann nicht unangenehm für euch?“

„Wir riechen es nicht, weil du ja genau genommen ein Vampir bist, der so riecht wie wir. Wenn ich dir allerdings Blut abnehmen würde, würden wir es riechen ja.“

„Apropos Blut… du, ähm, ich bekomme sicherlich bald wieder meine Tage“, begann ich zögerlich, „wie, wie machen wir das dann?“

„Hat mich früher auch nicht gestört“, entgegnete er leichthin und wollte weiterreden, doch ich fiel ihm ins Wort: „Aber die Anderen? Jasper-“

„Es ist anderes Blut, als das was in den Adern von Menschen fließt“, sagte Edward schnell, „es riecht bei weitem nicht so gut. Da würde selbst Jasper ein Huhn vorziehen“, grinste Edward.

„Okay“, sagte ich beruhigt. Er küsste mich auf die Schläfe. Ich jedoch schob mich ein wenig hoch und küsste seine Lippen innig. Er schmunzelte und erwiderte meinen Kuss.

„Unsere Tochter ist nun eine Woche alt“, sagte er zwischen zwei Küssen. Ich sah an ihm vorbei auf den Wecker, der bereits vier Uhr morgens zeigte. Ich hatte die Zeit völlig vergessen.

„Hmmm“, machte ich und gab mich ganz meiner Leidenschaft, solange meine Shorts an blieben war ja alles in Ordnung, dachte ich grinsend, hin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-06-28T12:24:20+00:00 28.06.2009 14:24
*g* schönes kapi na das kann ja noch interessant werden
ich bin schon gespannt was so bei der krabbelgruppe passiert
wann wird wohl bella kapieren das der typ interesse an ihr hat und die freundin ... naja ich bin schon sehr gespannt

hau in die tasten ;)

LG
Saturia
Von: abgemeldet
2009-06-26T18:33:44+00:00 26.06.2009 20:33
Wieder ein tolles Kapitel,
geht Bella denn zur Krabbelgruppe?
Wird bestimmt lustig.
Ich hoffe echt das eine Verhütungsmethode klappt und die beiden sich wieder näher kommen.
Wird Bella jetzt kein ganzer Vampir mehr??
Bin ein wenig verwirrt.
Hoffe du schreibst bald weiter :)
Von:  AnniPeace
2009-06-26T16:44:39+00:00 26.06.2009 18:44
uiii!

so ein schönes kapitel!
das mit dem einkaufen war lustig, sowas hätte ich mir gerne angesehen
aber als dann alle menschen im raum geglotz haben...peinlich peinlich xD
wäre doch schön für bella und edward, wenn das mit der pille klappen würde, dann hätten die beiden auch mal was anderes zu tun xDD
lg anni, mach schnell weiter
Von:  Twilight-Nicki
2009-06-26T13:53:35+00:00 26.06.2009 15:53
Wieder ein tolles Kapitel! Der Einkaufn von Bella war echt süss!! Kann ich mir richtig vorstellen wie sie über fordert war.hat mir echt gefallen!
Aber irgendwie hab ich das Gefühl, als willst du alles hinaus zögern! Also, versteh mcih nciht falsch, mir gefällt deine Geschichte. Aber das Bella jetzt noch menschlciher wird und das alles ist halt komplett anders als erwartet!
Naja, trotz allem wieder echt klasse! bin gespannt wies weiter geht!
Liebe Grüsse


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