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Running Blind [YuKa]

Kapitel 6, LETZTES kapitel on!
von

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30 Minutes

Was würde er tun, wenn er nur noch 30 Minuten zu Leben hätte? Wenn er nur noch 30 Minuten hätte, um all seine Träume und Ziele zu verwirklichen - oder mit ihnen ein für alle mal abzuschließen? Eine halbe Stunde, nicht mehr und nicht weniger.

Für was würde er sie nutzen? Um alte Fehler oder Lügen aus der Welt zu schaffen und zu bereinigen? Um all die Dinge loszuwerden, die ihm schon immer unausgesprochen auf der Zunge lagen? Um endlich alles zu tun, was er schon immer hatte tun wollen, sich vielleicht aber nie getraut hatte? 30 Minuten, um sich von allem zu verabschieden, was ihm je wichtig war. 30 Minuten, um seine Seele und den Verstand zu verlieren...

Was würde er tun?
 

Er wusste nicht, wie der Rothaarige reagieren würde. Aber dafür war ihm umso klarer, was er selbst in solch einer Situation täte...

Reglos starrte er auf die ruhige Wasseroberfläche, und beobachtete gedankenverloren die kleinen, weißen Wolken die davon hochstiegen, bevor sie sich schließlich in der kalten Luft, die durch das kleine Badfenster zog, in Nichts auflöste. Dabei lächelte er ein viel zu verliebtes Lächeln für einen bald sterbenden, und lehnte sich leicht zurück in den dicken Schaum um ihn herum.
 

30 Minuten.

Es mag makaber klingen, aber diese Frist hatte er sich selbst gesetzt. Viel zu oft hatte er bei seinem Vorhaben gekniffen, es immer weiter hinausgezögert. Aber nun war Schluss... Oder sagen wir eher, in knapp 30 Minuten, würde er endlich einen Schlussstrich setzen.

Dank des heißen Wassers spürte er jede seiner Bewegungen ganz genau. Selbst sein Atmen machte sich auf der Wasseroberfläche durch sanfte Wellen bemerkbar. Das heiße Wasser und der viele Badeschaum brannten geradezu auf der trockenen Haut, und den vielen Wunden, die sich nur zaghaft unter dem vielen Schaum auf seinem Körper abzeichneten.

Der Rothaarige hatte immer über seinen Körper geschwärmt, schon seit sie klein waren. Bei diesem Gedanken verzog er das Gesicht.

Er selbst konnte nicht verstehen, was an ihm so toll sein sollte. Aber wahrscheinlich wusste der andere auch einfach nicht, wovon er sprach. Schließlich hatte er ihn noch kein einziges mal richtig nackt gesehen. Und der Graublauhaarige war sich sicher, hätte Tala ihn jetzt sehen können, würde er seinen Körper genauso abstoßend finden, wie er selbst. Mit der viel zu zierlichen Gestalt für einen Jungen, den viel zu störrischen Haaren auf seinem Kopf, und der viel zu bleichen, und empfindlichen Haut.

Und diesen vielen, stechend Roten Linien auf ihr.
 

Abgesehen davon, dass er seine Vorstellungen ohnehin sicher enttäuschen würde - Dies war noch ein Grund, warum der andere ihn auf keinen Fall nackt sehen durfte. Er wusste zwar nicht, wie der andere darauf reagieren würde... Aber eins war ihm sicher: Er würde ihn für schwach und selbstbemitleidend halten. Vielleicht auch einfach nur für völlig durchgeknallt und krank....

Krank. Vielleicht war er das sogar, ermahnte er sich gedanklich. Aber selbstbemitleidend auf keinen Fall. Es war nicht so, dass er sich in irgendeiner Form bemitleidete, oder ewig in Trauer versank. Ganz im Gegenteil überkam ihn Schmerz oder Traurigkeit allgemein nicht sehr lange - vielleicht war er einfach schon zu abgestumpft - aber dafür umso heftiger. Ob das nun besser war, konnte er nicht sagen. Er reagierte jedesmal wie mechanisch, als er zur Klinge oder anderen spitzen Gegenständen griff. Und so lief es auch jedes mal ab. Zwei, drei Handgriffe, und die Welt war für einen kurzen Augenblick wieder in Ordnung...

Genießend schloss er die Augen und erinnerte sich an das letzte mal zurück. An das unbeschreibliche Gefühl, wenn sich die Klinge oder die Nadel in sein Fleisch drückte. Er schauderte. Dieses Gefühl war nicht wirklich mit Schmerzen gleichzustellen -und egal wie tief er ging, es drückte ihn noch nicht einmal Tränen in die Augen -, es hatte vielmehr etwas unheimlich beruhigendes an sich, und half ihm, seine Gedanken wieder zu ordnen.
 

Schwach, schoss es ihm auf einmal in den Kopf. Und nun, jedesmal, wo er so auf seinen Körper, und die etlichen Male zurückblickte, kam er sich nur noch schwach und armseelig vor. Jeder Schnitt erzählte eine andere, eigene Geschichte - und doch sprachen alle den gleichen Hohn. Der sonst so beherrschte und emotionslose Russe war nichts weiter als ein verdammter Schwächling, der sich hinter einer unnahbaren Maske verkriechen musste, weil er Angst vor anderen Menschen und Gefühlen hatte, und damit nicht umgehen konnte...

Wütend schlug er mit der Faust ins Wasser, das er dabei genau seinen Oberschenkel traf, juckte ihn nicht, er zuckte nichtmal.

Na gut, vielleicht war er ab und zu doch etwas selbstbemitleidend! Aber konnte man es ihm verübeln?

Noch ein fester Schlag.

Sein Leben war eine einzige, verdammte Lüge, gefangen in einer Maske aus Angst und Abweisung!

......

Erstarrt hielt er wieder inne und lehnte sich wieder zurück.

Alles, bis auf eine Sache. Ein einziger Riss, eine einzige, ehrliche und offene Emotion zog sich über die kalte Maske. Ein einziges Gefühl hatte er an die Außenwelt, eine einzige Person hatte er an sich gelassen.
 

"Tala..." die verkrampften Fäuste lockerten sich wieder, als er nur noch tiefer in Erinnerungen versank. Ja, man mochte es kaum glauben, aber der Rothaarige war schon immer der einzige gewesen, den er an sich rangelassen hatte. Vielleicht weil sie sich so ähnlich waren. Weil er schon immer der einzige war, der ihn verstanden hatte. Auch ohne Worte. Er könne allein in seinen Augen lesen, hatte er immer so schön gesagt. Das klang gar nicht einmal so unwahrscheinlich. Immerhin waren sie schon immer das einzige an ihm, das von der Maske des kalten, abweisenden Jungen verschont geblieben war. Er konnte seine Stimme oder seinen Gesichtsausdruck verstellen, aber seine Augen nicht, das wusste er. Auch, wenn mit Sicherheit nicht jeder in ihnen lesen konnte, wie in einem offenen Buch - Tala kannte ihn einfach schon zu lange und zu gut. Und so eindringlich, wie der Ältere ihn manchmal in die Augen blickte, glaubte er es ihm auch zweifellos.

Trübe strich er etwas Schaum zur Seite, um sich im Wasser spiegeln zu können.

Was der andere wohl jedes mal in ihnen sah, wenn er ihn so lange anblickte.....?

Langsam und gleichmäßig schob sich der weiße Schaum vor ihm wieder zusammen. Er nahm einen tiefen Atemzug.
 

Er wusste nicht, wann genau sein Herz begonnen hatte, in seiner Anwesenheit plötzlich schneller zu Schlagen. Aber wenn er sich so zurückerinnerte, wurde ihm klar das er schon immer etwas besonderes für ihn gewesen war. Soetwas wie eine Art älterer Bruder vielleicht, der einen Ratschläge gegeben und vor anderen beschützt hatte. Vielleicht aber auch eher wie eine Mutter oder ein Vater, die immer für einen da waren und einem beigestanden hatten, wenn man sie gebraucht hatte - Und all die Zeit dazwischen.

Er lächelte ein verliebtes Lächeln.

Nahe, waren sie sich schon immer gewesen. Und trotzdem hatten sie ziemlich lange gebraucht, um zueinander zu finden. Vielleicht ja gerade darum, weil sie sich schon von klein auf so nahe waren, und daran gewohnt waren. Wenn er nun im Nachhinein darauf zurückblickte, kamen ihm erst die zahlreichen Situationen in den Sinn, an denen sie zuvor immer aneinander vorbei geredet haben mussten. Die beiden mussten wirklich eine lange Zeit aneinander vorbeigelaufen sein, dabei waren manche Situationen oder Signale doch so offensichtlich gewesen. Schlimm, das man soetwas immer erst hinterher richtig bemerkte. Aber wie heißt es so schön? Besser spät als nie. Und nun waren sie schon ganze 7 Monate zusammen gewesen.

7 Monate, die einen vollkommen neuen Menschen aus ihm gemacht hatten.

In Positiven, sowohl als auch negativen Dingen. Tala und er waren sich nur noch näher gekommen. Hatten nur noch mehr Zeit miteinander verbracht, und nur noch mehr miteinander geteilt. In dieser Zeit schienen die beiden ganz schön aufgetaut zu sein. Ja, Tala tat ihm verdammt gut. Und er konnte zweifellos behaupten, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben....
 

Einmal ganz abgesehen davon, dass sein Leben bereits in ein paar Minuten zu Ende sein würde.

Beiläufig warf er einen Blick auf die Uhr, rechts neben ihm.

Aus den 30, waren inzwischen 13 Minuten geworden. Aber ob 13 oder 30, es kümmerte ihn nicht mehr.

Nicht jetzt. Nicht heute....
 

Sie hatten von Anfang an nicht daran gedacht, sich herauszureden oder es zu verstecken: Ihre Liebe zueinander. Auch nicht vor ihrem Teams. Natürlich hatten sie keine Feier oder besondere Glückwünsche erwartet, vielleicht sogar schockierte Gesichter und Fassungslosigkeit. Aber sie waren fest im Glauben, nachdem der erste Schock verflogen war, bei ihren Freunden auf Aktzeptanz zu stoßen.

Kais Augen wurden trübe.

Wie sehr sie sich doch getäuscht hatten....

Und ebenso trübe schüttelte er den Kopf, um die aufkommenden Erinnerungen zu verdrängen. Nein, jetzt wollte er nicht schon wieder damit anfangen. Nicht jetzt, in seinen letzten Minuten, nicht jetzt, wo er doch gerade dabei war, vor seinen Problemen zu fliehen...
 

Vorsichtig erhob er sich aus dem dampfend heißen Badewasser und stieg aus der Wanne. Der schnelle Temperaturunterschied lies ihn kurz schwindlig werden, und er brauchte ein paar Sekunden. Dann griff er nach dem bereitgelegten Handtuch und begann sich abzutrocknen. Vorsichtig, um keine alten Wunden aufzureissen. Das Bad war nicht sehr groß, und so stand er geradewegs vor dem großen Spiegel über dem Waschbecken, in das er blickte während er sich weiter abtrocknete. Die blaue Schminke auf seinen Wangen hatte sich durch das Bad komplett verschmiert, und sah nunmehr aus wie zwei große, blaue Flecken auf seinen Wangen, die er reflexartig mit dem Handtuch wegwischte. Automatisch wollte er schon zu der kleinen Dose greifen, um seine Schminke zu erneuern, überlegte es sich dann aber anders. Es schien ihm nicht angemessen. Nicht heute, nicht in dieser Situation.

Aber wozu machte er sich überhaupt noch Gedanken um so etwas? In 13 Minuten war sein Leben vorbei. Danach würde ohnehin alles seinen Sinn verlieren, was er tat.

.... Trotzdem machte es ihn irgendwie unruhig, nur dumm rumzusitzen und regelrecht auf seinen Tot zu warten.

Mit langsamen Schritten trat er aus dem Bad in den Flur. Sein Körper fühlte sich so unglaublich träge und müde an. Im Schlafzimmer angekommen steuerte er auf den Kleiderschrank zu. Doch als er die Schiebetür zur Seite schob, war ihm, als wich plötzlich alle Müdigkeit aus seinen Knochen. Ein ruckartiger Schub Adrenalien überkam ihn bis in die Finger- und Zehenspitzen. Fassungslos und hellwach machte er einen Schritt nach vorne und griff hinein -

ins Leere.
 

Die Rubine weiteten sich. Dort, wo gestern Abend noch unmengen von Klamotten waren, wo gestern noch T-Shirts, Hosen und Hemden hangen, blickte ihm nun nicht mehr als ein einziger dünner, in die Ecke gedrängter Stapel entgegen. Fassungslos drehte er sich um und warf einen Blick durch den kleinen Raum, auf den er bis eben, in seinen Gedanken gar nicht geachtet hatte.

Ein Raum, der ihm auf einmal viel größer erschien. Leerer. Und irgendwie....

"....Verlassen."

Talas Sachen waren weg.

Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er musste sie heute morgen mitgenommen haben, als er aus der Wohnung ging, während er geschlafen hatte....

Gestern Abend waren sie noch da. Hier, genau vor ihm. 7 Monate lang...

Fassungslos durchwühlte er den kleinen Kleiderberg, schaute sich jedes Teil genau an.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal. Als könne er nicht wahrhaben, nur noch seine eigene Kleidung vorzufinden. Hektisch ging er auf die Knie und durchsuchte die untersten Fächer, bevor er sich streckte, um in die Obersten zu greifen. Sein Herz rasste wie noch nie. Irgendwo musste doch noch etwas sein... Tala durfte ihn nicht einfach so verlassen haben. Irgendwo....

Da war etwas! Hektisch stellte er sich auf die Zehen spitzen, um nur noch weiter hinter zu kommen. Und als er es schließlich zu greifen bekam, umklammerte er es fest und zog es hervor.

Stumm besah er sich den Gegenstand in seinen Händen.

Es war Talas knallblauer Yukata...

Er konnte sich noch ganz genau erinnern, wie sie ihn damals zusammen für das Neujahresfest gekauft hatten. Kai hatte ihn von Anfang an nicht gefallen, schon allein weil er nur bis zu den Knieen ging, und einen eher weiblichen Eindruck machte, auch wenn ihnen der Verkäufer etwas ganz anderes vorgeschwärmt hatte. Und dann wäre da noch die unverkennbare, stechende knallblaue Farbe, die sich unglaublich mit Talas leuchtend roten Haaren biss. Von dem Gelben Obi einmal ganz zu schweigen....
 

Er zwang sich zur Ruhe obwohl sein Innerstes bebte, faltete den Yukata auseinander und legte ihn über seine Schultern. Dann versuchte er ihn etwas glatt zu streichen und gleichzeitig den Obi um seine Hüfte zu binden. Früher hatte der Rothaarige ihm bei seinem eigenem YUkata immer dabei geholfen. Alleine war es gar nicht so einfach, und er brauchte ein paar Minuten, ehe er fertig war, und sich immernoch völlig aufgewühlt, und auf zitternden Beinen zurück ins Bad begab.

Da es ihn nun an den Beinen fröstelte, zog er das Fenster zu und setzte sich zurück auf den Rand der Badewanne.

7 Minuten.

Sein Herz wurde von Minute zu Minute schwerer und seine Beine zitterten immer noch leicht. 7 Minuten, wiederholte er in Gedanken. Abgerundet waren es nicht mehr als 5. Hilflos betrachtete er sein Abbild im Spiegel über dem Waschbecken, genau vor ihm. Und gegen seinen Willen hatte er nur Augen für den verhassten, hässlichen, knallblauen Yukata, und dem gelben, schmutzigen Obi. Tala hatte damals seinen Mochi fallen gelassen, weil er selbst zu hastig, und der Kuchen noch zu heiß zum essen war. Oder waren es doch die kamaboko gewesen? Kai schmunzelte innerlich. An diesem Abend hatte Tala ohnehin viel zu viel aufeinmal gegessen... Das war vor nicht mehr als einem Monat gewesen.

Die bleichen Finger krallten sich in den weichen Stoff. Damals war die Welt noch in Ordnung. Auch wenn sie durch ihr zusammenkommen nur noch mehr Probleme bekommen und ihnen alle den Rücken gekehrt hatten; der Rothaarige hatte ihm immer die Kraft gegeben durchzuhalten, und alles um sie herum zu ertragen. Sein Team, seine "Freunde"...

Es war ihm schnell egal geworden, wer oder was ihn leiden mochte. Es war ihm egal, dass sie ihn seit seiner Offenbarung nur noch wie das Letzte behandelten, oder ihn selbst die anderen Teams verspotteten. Dabei war ihm Anerkennung schon immer das Wichtigste, und dies seine größte Angst gewesen. Es überraschte ihn selbst, aber es war ihm nahezu egal geworden, so lange der Ältere bei ihm war.

Mehr brauchte er nicht.

Nur diese eine Person...

Die Hände verkrampften sich nur noch mehr. So stark, das die Knochel schon weiß hervortraten. Verzweifelt sah er sich im Raum um - Versuchte an etwas anderes zu denken, sich abzulenken. Aber er schaffte es nicht nocheinmal.

So langsam sich das zwischen ihnen aufgebaut hatte, so schleichend war es auch wieder verschwunden. Schritt für Schritt war der Andere plötzlich immer abweisender geworden, bis er ihn schließlich ganz verlassen hatte. Obwohl es ihm unbewusst schon Wochenlang klar war, schien er es erst seit gestern richtig realisieren zu können. Als er stumm von der Arbeit kam, und ihm im vorbeigehen ins Schlafzimmer ganz nebensächlich mitteilte, dass es einfach nicht mehr das selbe zwischen ihnen sei...

Tala meinte es ernst, er hatte seine Kleider mitgenommen. Hatte ihn wohl wirklich... verlassen.

Dieses Wort klang so entgültig...
 

Das Blau verschwamm vor seinen Augen. Er blinzelte ein paar mal, aber seine Sicht wollte sich nicht klären. Was war das?

4 Minuten.

Seine Brust hob und senkte sich immer unregelmäßiger, und er erschrack, als er plötzlich leise aufschluchzen musste. Tränen? Er verstand sich selbst nicht mehr. Nicht nur seit heute oder gestern. Tala hatte einfach zu viele Gefühle in ihm freigesetzt. Unbekanntes, was er nicht richtig kontrollieren konnte. Und das machte ihm am meisten Angst.

Wann hatte er zuletzt geweint? Es wollte ihm keine Erinnerung dazu einfallen. Auch nicht, als sein Schluchzen immer lauter wurde. Und einmal mehr fragte er sich, warum der andere nun nicht bei ihm sein konnte. Was er nur falsch gemacht haben musste...

Da war es wieder - Wie mechanisch griff er in eine der Schubladen unter dem Waschbecken, wühlte hastig eine kleine Packung hervor.

Seine Hände zitterten in heller aufregung auf das kommende, überzogen sich beinahe mit einer Gänsehaut, als er den gesuchten Gegenstand an einer freien Stelle ansetzte. Er überlegte keine Sekunde und -

drückte die Klinge tief ins Fleisch, bevor er sie langsam seinen Arm entlangzog.

Ziehllos setzte er erneut an.

Und noch einmal. Sofort kam das warme Blut aus der Wunde und lief in Rinnsalen den ausgestreckten Arm hinunter. Erst der folgende, warme Schauer lies ihn wieder etwas zur Ruhe kommen, und er zwang sich tief durchzuatmen. Es half. Keine Schmerzen, keine Erinnerungen, keine Gefühle sickerten mehr zu ihm durch. Nichts, als dieses angenehme, leichte Brennen das seinen Arm überzog.

3 Minuten.

Sein Kopf war wie leer gefegt, als er die Klinge erneut ansetzte. Trostlose, erleichternde Leere.

Diesesmal jedoch, an einer ausgesuchten Stelle, direkt unter seiner Handfläche. Auf diese verdammten 3 Minuten kam es ihm nun auch nicht mehr an! Er hatte lange genug gezögert. Er hatte lange genug gelitten! Und obwohl die Situation nichts neues für ihn war, obwohl er schon oft hier saß, keine 5 mm vom Tod entfernt, begannen seine Hände erneut zu zittern.

Aber heute würde er nicht kneifen.

Gespannt drückte er die Klinge weiter an sein Handgelenk....

Heute nicht...

Seine Hand zitterte immer mehr... Er... eigentlich... Aber...

"Heute nicht!", wiederholte er wütend zu sich selbst.... -

Und überwand sich.

......

Mit einem lauten Zischen drückte es ihm alle Luft aus den Lungen. SO schmerzhaft hatte er sich das nicht vorgestellt.

Seine Finger begannen leicht zu zucken, und der höllische Schmerz breitete sich in seinem ganzen Arm aus. Trotzdem schaffte er es noch ein zweites mal, um sicher zu gehen, tief genug geschnitten zu haben, bevor ihm vor Schmerzen die Klinge aus der anderen Hand fiehl.

Schlapp rutschte er vom Badewannenrand und lies sich nach vorne auf die Knie, und schließlich auf den Bauch fallen.
 

Und obwohl man immer sagte, in seinen letzten Minuten liefe einem sein Leben nochmals wie ein Film vor Augen ab, blieb sein Kopf leer.

Das einzige, was er nach endlos langer Zeit noch aus weiter Entfernung wahrnahm, war ein viel zu lautes Knarren, und eine geliebte Stimme, die aufgeregt seinen Namen rief. Wahrscheinlich fantasierte er, trotzdem nahm er alle Kraft zusammen und drehte seinen Kopf in Richtung Türe, um an den langen Beinen hinauf in ein paar Eisblaue Augen zu blicken, die ihn mit einem undefinierbaren Schimmer in den Augen anstarrten. Und auch, wenn er voller Wut, voller Einsamkeit und Trauer auf diese eine Person war, so starrte er trübe zurück.
 

Erst als die rote Pfütze unter seinem Arm, der dicht vor seinem Gesicht lag, zusehens größer wurde, sein Gesicht erreichte, schloss er instinktiv die Augen. Egal ob Fantasie oder nicht, die Vorstellung das der Rothaarige doch zurück gekommen war, egal aus welchem Grunde auch immer, nun bei ihm war, beruhigte ihn.

Das Blut war wie eine rote Welle, die ihn unter sich begrub. Und je tiefer er sank, umso weiter er das Tageslicht hinter sich lies, umso unklarer schienen seine melancholischen Gedanken, und umso schwächer seine Schmerzen zu werden. Die äußerlichen, und die innerlichen, die er seit Jahren in sich herumtrug...

Für eine Sekunde verkrampfte sich sein ganzer Körper, und ihm war wirklich so, als fiehle er in einen tiefen Abgrund.
 


 


 

Der Boden war matt und schwarz.

Silence and Blame

Um ehrlich zu sein hatte ich laange überlegt, ob ich überhaupt einen zweiten Teil schreiben sollte. Irgendwie hat mir das Kapitel als Einteiler gefallen... Aber naja. Erstmal danke an alle Kommischreiber, man freut sich ja immer über Kommentare ^^ Ein paar sagten ihnen würde das Ende gefallen, oder mein Schreibstil. Danke nochmal *_* Natürlich hab ich auch die Kritik nicht überlesen, ich hoffe also in diesem Teil sind weniger Schreibfehler enthalten! & Eins will ich noch kurz loswerden, wegen dem "Warum muss er gleich Ritzen":

Irgendwie ist das wesentlicher Teil der Story geworden. Außerdem finde ich so ein Verhalten bei Kai, d.h. jemandem der nur noch Stress hat, und mit vielen Emotionen umgehen muss, es aber nicht "nach außen lassen" kann, gar nicht mal soo abwegig. Naja nun weiter mit Teil 2, etwas kurz, aber ich hoffe er ist halbwegs annehmbar geworden, && schonmal danke fürs lesen!
 


 


 


 

SILENCE AND BLAME
 

Es traf ihn wie ein Schlag.

Egal welche noch so schrecklichen Bilder er sich die letzten Stunden, - seit dem Anruf des Krankenhauses - ausgemalen hatte, nichts davon kam auch nur ansatzweiße an den Anblick heran, als er die Zimmertür öffnete, und direkt auf die Person in dem großen, weißen Krankenhausbett blickte. Auch wenn er auf dem Weg zum Krankenhaus versucht hatte, sich innerlich auf das Schlimmste vorzubereiten, der Anblick übertraf all seine schlimmsten Vorstellungen, und traf ihn mit solch einer Wucht direkt in den Magen, dass sich alles in ihm zusammenzog und ihm einen Moment lang der Atem stockte.

Kraftlos rutschte seine Hand von der Türklinke, ehe die Tür mit einem - in seinen Ohren unglaublich lauten - Knall hinter ihm ins Schloss fiel. Bei dem Geräusch drehte sich der Junge, der auf einem Stuhl neben Kais Bett saß, reflexartig um, doch Tala hatte keine Augen dafür. Fassungslos konnte er seinen Blick nicht von den schlafenden Kai abwenden, ging ungläubig ein paar Schritte zurück.

Er schluckte. Obwohl ihm 1000 Fragen auf der Zunge lagen, brachte er keinen einzigen Ton über die Lippen. Sein Mund fühlte sich aufeinmal verdammt trocken an.

Er hatte sich über Kais Größe spaßeshalber oft lustig gemacht, immerhin war der Russe gut mehr als einen Kopf kleiner als er selbst, aber als er ihn nun dort in dem großen, breiten Krankenhausbett liegen sah, kam er ihm ernsthaft richtig klein vor. Und so unglaublich blass und dünn. Aber das war nicht einmal, was ihn so schockte.

Mit einer Mischung aus Verwirrung und Unglauben wanderten seine Augen über den Körper des Schlafenden. Oder zumindest den Teil, den die dicke Decke nicht verdeckte. Kai's Arme waren übersäht mit unzähligen roten Linien. Manche waren nicht mehr als dünne Striche, klein und unscheinbar, doch die meisten waren dicke, große Linien, die sich kreuz und quer über seine Arme zogen. Das Krankenhaushemd, dass er trug, war leicht verrutscht, so dass ein Teil seiner Schulter und Brust freilag. Selbst dort konnte er unzählige Narben ausmachen. Und er wagte es kaum, sich vorzustellen, wie der Rest von Kais Körper aussehen würde...

Oder seine Seele...

Ihm wurde plötzlich übel.

Er presste sich die Hand vor den Mund.

Erschrocken zuckte er zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, und sah sich um. Er brauchte einige Zeit, ehe er den Jungen auf dem kleinen Stuhl neben Kais Bett, und Kai's restliches Team einige Meter neben ihm selbst wahrnahm, und feststellte, dass Takao es gerade tatsächlich gewagt hatte, ihn anzufassen. Wie ein verwirrtes Tier starrte er immer wieder zwischen der Hand auf seiner Schulter, und das Gesicht des Japaners hin und her. Der Druck der Hand auf seiner Schulter verstärkte sich, als sich ihre Blicke trafen.

"Tala, hör mal..." hörte er gedämpft Takaos Stimme zu sich durchdringen. Er schien nach Worten zu suchen.

Allein schon bei dem Klang dieser Stimme begann sein Herz nur noch mehr zu rassen, wenn auch vor Hass.

"So sollte das alles nicht kommen."

Die Hände des Rothaarigen verkrampften sich.

"Wir wollten eigentlich... doch nur das Beste für-"

Noch ehe Takao den Satz beenden konnte, traf ihn ein schneller, harter Schlag ins Gesicht, der ihn einige Schritte nach hinten taumeln lies. Und wäre Rei nicht in der Nähe gestanden, um ihn rechtzeitig aufzufangen, hätte er vermutlich noch eine schmerzliche Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Tala wäre es jedenfalls recht gewesen. Hasserfüllt starrte er den Japaner an, der sich langsam wieder aufrappelte, sich mit einem fassungslosen Blick die schmerzende Wange haltend. Nicht nur dieser, auch die anderen Beiden schienen vollkommen geschockt und überrumpelt von dem plötzlichen, unangekündigten Schlag des Russen. Talas Fäuste zitterten immernoch. Er holte erneut aus, mit der Absicht Takao gleich ein zweites mal eine zu verpassen. Doch Rei war der erste, der sich wieder fing. Als er Talas zweite Faust auf Takaos Gesicht zukommen sah, machte er blitzschnell einen Schritt nach vorne, fing ihn mit seinem Arm ab. Gerade war er im Begriff seine eigenen Fäuste zu heben und es Tala gleich zu tun, als er jedoch von dem Blauhaarigen am Arm zurückgehalten wurde.

"Rei."

setzte Takao in ungewohnt leisem Tonfall an. Ein dunkler Schatten lag auf seinen Augen, er hatte die Cappie tief ins Gesicht gezogen.

"Es ist okay. Er hat all das Recht dazu. Und..." kurz wandte er seinen Kopf in Kais Richtung, "Er auch, wenn er... wenn er wach wäre."

Talas Fäuste zitterten immernoch gefährlich, trotzdem versuchte er seine Wut zu unterdrücken. Wie verdammt Recht er hatte. Sie hatten allen Grund dazu. Tala hätte allen Grund dazu, dieses ganze verdammte Team hier und jetzt Grün und Blau zu schlagen. Erst recht nach seinen letzten Worten...

>So sollte das nicht kommen<

>Wir wollten eigentlich das Beste für ihn<

Wie konnte Takao es wagen?

Wie konnte er soetwas heuchlerisches in den Mund nehmen, nach all dem, was er und sein Team Kai zuvor angetan hatten? Woher nahm er sich überhaupt das Recht heraus, hier zu sein?! Nach all den Schikanen und Beleidigungen, die sie ihnen beiden, und vorallem Kai die letzten Monate immer wieder an den Kopf geworfen hatten? Nachdem sie sogar die anderen Teams gegen sie aufgehetzt hatten? Nachdem sie Kai seit ihrer Beziehung wie den letzten Dreck behandelten, und dass nach all dem verdammten philosophieren zuvor, über Freundschaft, und das Kai sich ihnen endlich mehr öffnen sollte?!

Tala könnte sich Ohrfeigen, bei dem Gedanken daran, dass er Kai damals noch selbst überredet und ermutigt hatte, ihre Beziehung nicht geheimzuhalten. >Sie werden zu dir halten< hatte er ihm gesagt. >Das haben sie nach deinem Wechsel zu Biovolt auch getan. Sie sind deine Freunde.< hatte er ihn ermutigt. Wozu?

Noch zu gut hatte er die Beleidigungen und Ausdrücke im Kopf, die sie ihnen jedesmal nachgesagt hatten, nachdem er Kai vom Training abgeholt hatte. Sie hatten leise, untereinander gesprochen, aber doch laut genug, damit es auch an ihre Ohren drang bevor sie die Halle verließen. Noch viel zu gut hatte er die abwertenden Blicke vor Augen, jedesmal wenn sie sich zufällig über den Weg liefen.

Wie konnten sie es allen ernstes wagen, nun hier zu sein, und ihm auch noch ihr Beileid vorzuheucheln?!

Am liebsten wäre er gleich nochmal auf den Japaner losgegangen, aber als er seinem Blick auf Kai folgte, schien ihm wieder bewusst zu werden, wo er sich befand, und was im Augenblick wichtiger war. Sein Unverständnis und seine Verwirrtheit waren im Augenblick viel zu groß, der Schock von Kais Anblick viel zu tief, und drängte erneut alle anderen Gefühle und Gedanken in den Hintergrund. Auch wenn sich sein Mund immernoch unglaublich trocken, und sein Magen sich, als müsse er sich jeden Moment übergeben anfühlte.

Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er selbst auch kein Recht dazu.

Kein Recht dazu, Takao und den Rest des Teams zu verurteilen. Er hatte kein Recht dazu, sich über sie zu stellen. Er hatte nicht einmal das Recht dazu, sich auf Kais Seite zu stellen. Und wahrscheinlich, hatte er nicht einmal das Recht dazu, hier zu sein. Nicht nach all dem, was er getan hatte...

In Gedanken trat er ein paar Schritte auf Kais Bett zu. Vorsichtig strich er über Kais vernarbten Arm. Federleicht, als könne er bei einer zu groben Berührung zerbrechen. Er fühlte sich ohnehin schon schuldig, er wollte nicht noch mehr kaputt machen.

Sanft strichen seine Finger von der Schulter angefangen den Arm hinab. Die Haut unter seinen Fingerspitzen war zart und weich, wären wie vielen, dunkelroten Erhebungen und Linien nicht. Noch zu gut konnte er sich an das letzte mal zurückerinnern, als sie zusammen im Bett lagen, gekuschelt hatten, als seine Hände etwas über Kai's Körper gewandert waren. Es musste sicher Wochen, wenn nicht sogar Monate her gewesen sein. Zu einer Zeit, in der noch alles okay war - Zumindest, was ihre Beziehung betraf. Als er damals über diese Arme gestrichen hatte... Sie hatten sich unglaublich anders angefühlt. Damals, kurz bevor er sich von Kai stück für stück

... getrennt hatte.

Er biss sich krampfhaft auf die Lippen, als er sich an Kai's Gesicht von damals zurückerinnerte.

Er hatte es niemals ausgesprochen. Dass Schluss sein sollte. Das hätte er nicht über die Lippen gebracht. Er hatte die letzten Wochen in seiner Gegenwart allgemein kaum noch etwas über die Lippen gebracht. Wahrscheinlich aus Angst, etwas falsches zu sagen. Oder wohl eher, aus Angst etwas wahres zu sagen? Aus Angst ihm hätte ein liebes Wort oder etwas nettes rausrutschen können?

Er wusste, dass er sich vor Kai die letzten Wochen wie ein Arschloch benommen hatte. Er hatte nicht mehr mit ihm Gefrühstückt, war extra eine Stunde eher aufgestanden, damit er schon aus dem Haus war, wenn er aufwachte. Und er war viel zu Spät nach Hause gekommen, hatte absichtlich Überstunden eingelegt, oder nach der Arbeit ein paar Stunden in irgendeiner nächstbesten Kneipe verbracht, damit er erst nach Hause kam, wenn Kai schon im Bett war. Er hatte nur noch das nötigste mit ihm gesprochen. Und obwohl es ihm sonst vor dem Rest der Welt nicht schwer fiel, seine kalte und abweisende Maske zu wahren, fiel es ihm jedesmal unglaublich schwer Kai mit dieser kalten, emotionslosen Tonart zu antworten, ohne ein Gesicht dabei zu verziehen.

>Es ist einfach nicht mehr dasselbe zwischen uns.<

Er konnte nicht einmal in Worte fassen, wie viel Überwindung es ihn vor ein paar Tagen gekostet hatte, diesen einen Satz zu sagen. Und wie sich alles in ihm zusammengezogen hatte, als er im vorbeigehen aus den Augenwinkeln Kais ungläubiges, verletztes Gesicht gesehen hatte... Seine Hände hatten gezittert, als er in der Nacht darauf heimlich seine Sachen gepackt hatte.

Vorsichtig griff er nach Kais Hand, verschränkte ihre Finger miteinander und drückte sie fest.

Er konnte es nicht länger zurückhalten. Egal wie krampfhaft er versuchte, sich weiter unter Kontrolle zu halten, sein Puls rasste.

Seine Hände zitterten, genau wie damals.

Es war das Richtige. Er hatte das Richtige getan. Das hatte er damals zumindest geglaubt. Auch wenn Kai es nie offen zugegeben hatte, er hatte ihm angesehen wie sehr ihn die Sprüche und Schikanen seines Teams Tag für Tag aufs neue fertig gemacht haben. Er hatte nicht länger mit ansehen können, wie er unter dem ganzen Druck von Außen litt. Bis jetzt hatte es zumindest >nur< in der BBA und den verschiedenen Teams die Runde gemacht, aber er wollte sich gar nicht ausmalen, wie der Rest der Öffentlichkeit reagieren würde, sobald jemand der anderen damit an die Medien gehen würde. Er hatte wirklich gedacht, es sei das Beste für sie beide. Das Beste für Kai...

Zitternd presste er sich eine Hand auf den Mund.

Sein Puls rasste immer schneller. Sein Hals fühlte sich an, als müsste er jeden Moment würgen, vor Übelkeit. Alles um ihn herum drehte sich.

Er war keinen deut besser, als dieses verdammte Team.

"Das Beste?" Er hörte sich schon an wie Takao... mit dem kleinen Unterschied...

Seine andere Hand drückte fester, verkrampfte sich regelrecht um die dick verbundene Hand des Schlafenden. Erneut glitten seine Augen über die unzähligen Schnitte. Vor ein paar Wochen, kurz bevor er angefangen hatte, so abweisend zu ihm zu sein, waren diese Arme noch weiß...

Mit dem kleinen Unterschied...

dass dies alles seine Schuld war.

Wider seiner sonst so gefassten, kühlen Erscheinung schloss er die Augen, vergaß alles um sich herum.

Und er konnte all seinen Vorsätzen nicht mehr standhalten, und...
 

Er weinte.
 


 

~ * ~
 

Geschockt konnten sie ihre Blicke nicht von Tala wenden.

Selbst Max, der die ganze Zeit die Ruhe bewahrt hatte, wusste sich nicht mehr zu helfen, als ein paar ratlose Blicke mit seinen anderen Teamkameraden zu Tauschen. Da er Tala am nähesten war, fühlte er sich verpflichtet irgendetwas zu tun. Für eine Sekunde wollte er schon die Hand ausstrecken, entschied sich dann jedoch anders.

Wieder tauschte er ein paar ratlose Blicke mit den anderen. Während Rei einfach nur völlig schockiert mit geweiteten Augen dastand, hatte Takao inzwischen seine Cappie nur noch tiefer gezogen, und das Gesicht Richtung Boden abgewandt. Er hatte Tala noch nie so aufgewühlt gesehen, wie die letzten Minuten, schon als er den Raum betreten hatte. Aber dass der sonst so verschlossene, beherrschte Tala jetzt wie angwurzelt neben Kais Bett stand und weinte... setzte der ganzen Situation nicht nur eines obendrauf, sondern auch noch eine ungeheure, erdrückende Stimmung in die Luft, dass es ihm beinahe den Atem raubte.

Wieder wechselte er einen Blick mit Rei. Dann zu Takao. Inzwischen hatten beide ihren Blick zu Boden gewandt.

Das erdrückende Gefühl von Schuld lag in der Luft, und anscheinend wusste niemand, was er tun sollte...

Unsaid

Ich hoffe die Rechtschreib- und Grammatikfehler halten sich in Grenzen. Irgendwie ist auch das Kapitel etwas kurz geraten, aber ich hoffe hier wird der Konflikt und die Sichtweise des Teams zumindest etwas klarer. Im nächsten Kapitel kommt dann endlich etwas action rein D: Obs ein Happy End geben wird? hmmmm....

Hmm der Titel dieses Kapitels hätte einfallsreicher sein können -.-

Ist euch aufgefallen, dass hiermit alle 3 Sichtweisen geschildert wurden? : D
 


 

Unsaid
 

Starr blickte Max auf den Gegenstand in seinen Händen.

Ausdruckslos und völlig darauf fixiert saß er dort, die kleine Packung Rasierklingen in seinen Händen haltend. Die Packung schien grob und hektisch aufgerissen, gab einen Blick auf den fast leeren Inhalt frei. Nur noch zwei, der angegebenen 10 Stück befanden sich darin.

Er hatte sie gestern gefunden, als er die Trainingspläne für den folgenden Tag abholen wollte. Da jedoch keiner auf sein Dauerklingeln reagiert hatte, und die Tür, wie er bald feststellte, nicht verschlossen gewesen war, hatte er lange mit sich gekämpft, ob er überhaupt so einfach eintreten sollte. Ihm wurde zwar etwas mulmig, wenn er sich vorstellte wie Kai darauf reagieren würde, aber der Gedanke dass er nun schon extra den weiten weg zu Kai und Talas Wohnung gefahren war, brachte ihn schließlich doch dazu noch nicht aufzugeben, die Tür zu öffnen und einzutreten. Gerade hatte er fragend seinen Namen in die kleine Wohnung hinein rufen wollen, als ihm die kleinen, roten Rinnsale, die unter der Zimmertür im Gang, wenige Meter vor ihm herausgeflossen waren, ins Auge gefallen waren. Er wusste nicht mehr, was er in diesem Moment gedacht hatte, aber nachdem er die Tür mit einem mulmigen Gefühl im Magen, geöffnet hatte, und Kai kurz vor ihm auf dem Badezimmerboden liegen gesehen hatte, fegte sich sein Kopf komplett leer.

Verzweifelt und vollkommen von Panik erfasst, hatte er nach der ersten Schocksekunde in allen Badezimmerschränken nach einem Handtuch, oder sonst etwas gesucht, um die Blutung des Bewusstlosen zu stoppen. Etwas anderes ist ihm in heller Panik nicht eingefallen.

Zuerst hatte er alle Schubladen im Schrank unter dem Waschbecken mit dem gesammten Inhalt herausgerissen - vollkommen unter Schock nicht einmal daran denkend, dass dort in dem kleinen Schränkchen sicher keine Handtücher hineinpassen würden. Erst nach ein paar Minuten hektischen, verzweifelten Wühlens realisierte er die anderen beiden, viel größeren Schränke links neben ihm. Zu einem dieser war er dann auch gerannt, hatte die Türen so weit und schnell aufgerissen, dass sie beinahe aus den Angeln geraten wären. Aber mehr als Duschzeug und Shampoo war ihm nicht ins Auge gefallen. Erst beim zweiten Schrank hatte er endlich stapelweiße Handtücher entdeckt. Es kam ihm vor, als hätte er Stunden danach gesucht. Wie in Trance hatte er danach versucht, die Blutung des Bewusstlosen damit zu stoppen, ehe er mit der anderen Hand sein Handy zitternd aus der Hosentasche kramte.

Erst wesentlich später, nachdem endlich Hilfe gekommen war, man ihm seinen Teamkameraden aus den Händen riss, und er immernoch vollkommen in Trance auf dem kalten Badezimmerboden saß, die vielen aufgeregten Menschen um ihn herum gar nicht wahrnehmend, bemerkte er die kleine, blaue Packung nicht weit von ihm. Von dem Blau der Packung und der Schrift schien fast nichts mehr lesbar, als er sie aus der roten Flüssigkeit hob und in die Hände nahm. Fast alles war mit einem dunklen, schmierigen Rot überzogen. Dasselbe, dass nun an seinen Händen klebte...
 

"Kai's Hände waren eiskalt." whisperte er gedankenversunken.

Noch zu gut erinnerte er sich an das Gefühl, als er nach Kais Hand griff, und bemerkte wie eiskalt sie sich anfühlte. Ganz im Gegensatz zu dem Blut, dass von seinem Handgelenk, die Arme entlang auf den Boden floss. Selbst jetzt war ihm, als könne er immernoch Kai's warmes Blut an seinen Handinnenflächen spüren, wie in dem Moment als er nach seiner blutverschmierten Hand griff, um mit dem Handtuch verzweifelt das Blut zu stoppen. Blut... Da war so verdammt viel Blut.

"Hätten wir die beiden jemals in ihrer gemeinsamen Wohnung besucht..." setzte er an. "Wäre ich zumindest einmal zuvor dort gewesen... Dann hätte ich viel eher etwas gefunden, um die Blutung zu stoppen. Vielleicht hätte er dann weniger verloren. Vielleicht wäre er jetzt wach."

Rei und Takao, die neben ihm auf der Krankenhausbank saßen, sahen einen kurzen Moment auf, ehe sie ihre Köpfe wieder senkten, diesmal ihren Blick auch gedankenversunkend auf den Gegenstand in Max's Händen richtend. Schon vor einigen Stunden hatten sie beschlossen, Tala vorerst lieber alleine im Krankenzimmer zu lassen und hier vor der Tür zu warten.

"Du bist nicht schuld daran. Wer hätte den ahnen können, dass..." begann Rei.

"Wir sind alle schuld daran." erwiederte der Blonde emotionslos. "Hast du die Narben auf seinen Armen und seiner Brust gesehen? Das sind sicher hunderte."

Langsam stand Takao von der Bank auf. Kurz streckte er sich, ehe er den Beiden den Rücken zu drehte und beide Hände in die Taschen steckte, noch immer zu Boden starrend. Als wäre dort irgendetwas besonders interessantes zu beobachten.

"Vor ein paar Wochen hat er angefangen, nur noch lange Sachen beim Training zu tragen, wisst ihr noch?"

Max nickte und sah auf. Stumm musterte er den anderen, oder zumindest seinen Rücken. Von der sonst so geraden, stolzen Haltung war nichts mehr übrig. Etwas gebückt und mit hängenden Schultern stand er dort. Wahrscheinlich lasteten die Schuldgefühle zu schwer auf ihnen. Auch den bebenden Tonfall in der Stimme hatte er bemerkt, egal wie sehr Tyson versucht hatte, ihn zu überspielen.

"Ich habe ihn aufgezogen, dass er sich für seine Knutschflecken nicht schämen bräuchte. Hätte ich gewusst, dass... Hätte ich den wahren Grund gekannt, dann..."

Seine Stimme bebte, und auch das kurze, ironische Lachen danach konnte diese Tatsache längst nicht mehr verbergen.

"Das war noch das harmloseste. Wir haben ihn mit so vielen Dingen aufgezogen." mischte sich nun auch Rei kleinlaut ein. "...und beleidigt, und verletzt."

"Tala und sein Team sind unsere Feinde. Schon immer. Ihr wisst selbst, dass sie nicht immer mit fairen Mitteln spielen und wie viel ärger sie uns schon gemacht haben. Und dann Tala... Warum musste es ausgerechnet Tala sein? Das..."

"...hat sich angefühlt, als würde er uns hintergehen." beendete Rei bitter.
 

Eine kurze, unangenehme Stille herrschte. Während Max immernoch auf seine Hände starrte, Rei dicht mit dem Rücken zur Wand gedrängt und dem Blick starr zu Boden neben ihm saß, so, als würde er sich am liebsten jeden Moment im Boden verkriechen, stand Takao immernoch mit dem Rücken zu den Zweien dort, stumm die vielen Menschen um sie herum beobachtend. Ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass er sie kaum zu ordnen wusste.

Rei hatte recht, mit dem was er sagte. Obwohl er im ersten Augenblick unglaublich überrascht und stolz war, dass Kai ihnen wohl doch vertraute und ihnen erzählte, dass er nun in einer Beziehung wäre, so wurde ihm schlagartig anders, als der Name einer ihrer Konkurrenten gefallen war. Tala.

Der erste Anflug von Freude war verflogen, er hatte sich einfach nur... unglaublich verletzt gefühlt. Und an Max und Rei's Gesichtern hatte er in dem Augenblick dasselbe ablesen können. Warum ausgerechnet Tala? Warum, von den vielen Teams, ausgerechnet das, dass ihnen bis jetzt immer am meisten ärger gemacht hatte? Warum hatte er sich nicht jemanden weniger kalten, weniger zwielichtigen und weniger unfreundlichen Freund suchen können, wenn es schon ein Junge sein musste? Um ehrlich zu sein war er nicht einmal besonders geschockt über die Tatsache gewesen, dass es ein Junge war, für den Kai offenbar Gefühle entwickelt hatte, wenn man betrachtete dass man von dem sonst so kühlen, kontrollierten Kai Hiwatari sprach, klang das Wort Beziehung viel überraschender. Aber der Name einer ihrer Konkurrenten übertraf wirklich alles.

Wenn er genau darüber nachdachte, war ihm natürlich nicht entgangen, dass die Beiden ziemlich viel miteinander zu tun gehabt hatten. Er wusste nicht viel über Kais Vergangenheit, aber dass er Tala schon von kindesbeinen auf kannte und sie am selben Ort aufgewachsen waren, war allseits bekannt. Auch während seinem Wechsel zu Biovolt, musste Kai viel in Kontakt mit Tala gekommen sein. Und auch auf den Tunieren passierte es nicht selten, dass er die beiden ein paar Worte wechseln sah. Aber nie hätte jemand von ihnen vermutet, dass die beiden sich SO nahe standen...

>Wie konnte das passieren? Normalerweiße sehen wir Talas Team nur zu den Tunieren.<

>Das letzte ist mehr als zwei Monate her...<

>Und selbst da sitzt Kai die meiste Zeit auf seinem Zimmer.<

>Oder ist bei uns, wenn wir ihn mal weich kriegen!<

>Wahrscheinlich haben sie sich heimlich getroffen. Und Kai hat uns einfach nur nichts erzählt.<

>Dass er uns nicht besonders viel von sich erzählt, ist klar. Aber dass er uns dass verschwiegen hat...<

>Tala kann ihm nicht gut tun...<

>Was machen wir, wenn er ihn gegen uns aufhetzt?<

>Was... wenn Kai uns wieder alleine lässt... und zum anderen Team wechselt?<

>.....<

hatten sie damals kurz nach der Offenbahrung gerätselt. Erst jetzt, als er es sich im Nachhinein nochmals in Gedanken rief, fiel ihm der verbitterte Tonfall von ihnen auf, in dem mehr Hass steckte als eigentlich gewollt.

Wahrscheinlich war Kai doch nicht der einzige, dem es schwer fiel über bestimmte Gefühle zu reden, wurde Takao plötzlich klar. Sie hatten sich verletzt gefühlt. Der Gedanke dass Kai sich heimlich mit ihren Konkurrenten getroffen hatte, hatte sie sich hintergangen fühlen lassen. Aber anstatt genauso ehrlich zu ihm zu sein, wie Kai es zuvor zu ihnen war, hatten sie den Mut dazu nicht aufgebracht. Stattdessen gaben sie sich abweisend und verletzend, weil sie sich selbst verletzt gefühlt hatten. Es war auch viel einfacher etwas, dass jemanden verletzte "von einem zu schieben" und seine Verbittertheit daran auszulassen, anstatt sich dem offen und ehrlich zu stellen. Dass wurde ihm erst jetzt richtig klar.

Auch wenn keiner von ihnen ernsthaft geahnt hatte, WIE verletzend ihre Worte für den Russen gewesen sein mussten.

"Ich habe Kai noch nie verletzt gesehn." brach er leise die Stille der drei. "Selbst als wir so gemein zu ihm waren, hatte er immer diesen einen, kalten Ausdruck im Gesicht."

"Wir hätten es besser wissen müssen."

Er nickte. Sie hätten so vieles besser wissen müssen. Dann wäre es gar nicht so weit gekommen. Sie hätten ihre Gefühle nicht an ihm auslassen dürfen, und - wenn er sich nochmals Talas Bild vor wenigen Stunden in Erinnerung rief - sie hätten nicht so schlecht von Tala denken dürfen. Wenn er ehrlich war, wusste er immer noch nicht was er von dem Rothaarigen halten sollte - Noch ein Grund, warum er ihre Beziehung vor Kai andauernd schlecht gemacht hatte. Tala Ivanov war niemand, der durch besondere Fairness oder Vertrauenswürdigkeit glänzte. Er war nichtmal jemand, von dem man überhaupt annahm zu solchen Gefühlen wie Liebe ehrlich in der Lage zu sein.

Aber wenn er genau darüber nachdachte, hatte ihn Kai damit genauso überrascht. Und als er den sonst so gefassten, selbstbeherrschten Tala Ivanov eben wortlos und leise vor ihnen allen weinen sah, war sein Weltbild schließlich entgültug zerbrochen...

Takaos Hände verkrampften sich leicht.

Dieser besorgte, schockierte Blick des Rothaarigen ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wenig wie schlagartig er sich geändert hatte, als er seinen Blick ihm zugewandt hatte. Dieser Hass in den Augen...
 

Er zog die Hände aus den Taschen, und wand sich zum gehen.

"Wir sollten gehen." sagte der Blauhaarige, nun deutlich lauter und ernster. "Wir haben schon zu viel angerichtet. Wenn er wieder aufwacht, sollten wir ihm zumindest eine Last abnehmen, und aus seinem Leben verschwinden."

"Wenn er wieder aufwacht..." murmelte Rei leise.

"Er WIRD wieder aufwachen!" fuhr Max aufgeregt dazwischen. "Was redest du da?!" Schnell stand er auf, lief ihm nach und hielt Takao energisch an der Schulter fest. "Verdammt, wir können jetzt nicht gehen!"

Jetzt wurde auch der Japaner lauter. Grob riss er sich von Max's Griff los und wirbelte herum.

"Er wird uns sowieso nicht sehen wollen. Selbst wenn er überhaupt wieder..."

"Ja, wir haben viel falsch gemacht. Wir haben ALLES falsch gemacht. Aber wenn wir ihn jetzt alleine lassen und ihm nochmal kalt den Rücken zuwenden, dann machen wir den gleichen Fehler noch einmal!"

......

"Er soll zumindest wissen, dass es uns leid tut. Und dass wir da sind. Weil er uns wichtig ist... oder nicht?"
 

Takao zögerte einen Moment. Dann lächelte er verbittert.

>Ja, das ist er. Natürlich ist er das.<

Er fühlte sich nicht im Recht diesen Satz auszusprechen, darum lies er ihn auch nicht über die Lippen. Aber er beschloss, ein Zeichen zu setzen...
 

und ging zurück zur Wartebank.

Distance

Oh gott, es geht auf das Ende zu...

Irgendwie sagt mir dieses Kapitel nicht besonders zu... Ich kann aber nicht genau sagen woran das liegt. Naja, ich hoffe es gefällt zumindest den Lesern :3 Wenn nicht, (sinnvolle) Kritik ist immer gern gesehen! Und jetzt viel Spaß beim (ich denke) vorletzten Kapitel <3
 


 


 

Distance
 

Das erste, was er realisierte, als sich der dunkle Nebel um ihn herum langsam aber stetig klärte, war, dass er nicht mehr auf dem kalten Badezimmerboden lag. Er fühlte etwas weiches unter seinem Kopf und seinem Rücken. Er brauchte eine Weile bis er auch die warme Decke auf ihm realisierte. Das Gefühl für seinen Körper kam schleichend zurück, langsam und Schritt für Schritt ein wenig mehr. Danach nahm er auch die stechenden Schmerzen in seinem Kopf, und die leichte Taubheit in seinen Gliedern wahr. Und schließlich...

... seinen Herzschlag.

Erschrocken riss er die Augen auf.

Er machte anstalten sich aufzusetzen, wurde jedoch von irgendetwas zurückgehalten. Mit einem mal war er hellwach. Sein eben noch flacher, ruhiger Atem verschnellerte sich, und er nahm ein paar tiefe Atemzüge. Fassungslos fühlte er, wie sich seine Lungen mit Luft füllten, ehe er sie wieder ausatmete. Seine Gedanken überschlugen sich.

Sein Herz schlug. Seine Brust hob und senkte sich.

Er atmete.

Er... Er... lebte?

Es dauerte einen Moment, in dem er starr an die Zimmerdecke über ihm starrte, ehe er realisierte wo er sich befand und was zuvor passiert war. Langsam sickerten die Erinnerungen der letzten Stunden wieder zu ihm durch. Das Badezimmer. Die Rasierklinge. Der Schnitt... Wie er vom Badewannenrand rutschte, dort auf dem kalten Boden lag. Das viele Blut, dass in seinen Augen brannte, als es auf ihn zu floss. Und das letzte, was er sah, bevor er eben diese geschlossen hatte...

Ta-

Schmerzhaft fuhr er zusammen, als er endlich den festen Druck an seiner Hand bemerkte. Erschrocken drehte er den Kopf nach Rechts.

Tala...

Seine Augen weiteten sich.

Fassungslos und völlig überfordert sah er immer wieder zwischen der Hand, die seine schon die ganze Zeit fest umklammert gehalten haben musste, und dem Gesicht des Rothaarigen hin und her. Das seine eigenen Hände an das Bett gebunden waren, realisierte er dabei nur im Unterbewusstsein. Seine Gedanken hatten im Augenblick keinen Platz für noch mehr Informationen oder Gefühle... war er mit der jetzigen Situation doch schon überfordert genug.

Er hatte nicht geplant, seine Augen jemals wieder zu öffnen. Er hatte nicht geplant, jemals wieder aufzuwachen und weiter zu atmen, noch hatte er vorgehabt diesen tiefen, stechenden Schmerz in seiner Brust, der ihn in letzter Zeit jedesmal bei Talas Anblick überkam ein weiteres mal zu spüren.

Er wollte gar nichts mehr spüren.

Das hatte er zumindest vorgehabt...
 

Starr blickte er dem Rothaarigen ins Gesicht - oder sagen wir viel eher auf den Kopf, da er eben dieses so tief gesenkt hielt, dass er keinen direkten Blick darauf erhaschen konnte. Er versuchte sich zur Ruhe zu zwingen, doch vergeblich. Alles in ihm drehte sich.

Freude, Kribbeln, Wärme - Nichts der Gefühle, die ihn bei dem Anblick des anderen sonst immer durchströmt hatten kamen dieses mal in ihm hoch. Aber die Bilder der letzten Tage. Quälend langsam spielten sie sich bei dem Anblick des anderen nochmals vor seinem Auge ab.

Der kalte Gesichtsausdruck des Rothaarigen.

Die vielen Abweisungen.

Der leere Kleiderschrank.

Das Badezimmer...

Fest kniff er die Augen zusammen.

Dieses Gefühl raubte ihm schon wieder den Atem.

Er wollte nicht mehr daran denken. Er wollte ihn nicht mehr sehen. Er konnte dieses beklemmende Gefühl nicht mehr ertragen. Das Gefühl, alles verloren zu haben. Seinen Ruf, seine Anerkennung, seine Freunde... All dies hatte er aufgegeben, für einen Menschen, der ihn am Ende doch nur alleine gelassen und nie wirklich geliebt hatte.

"Du..." setzte er an, doch seine Stimme bebte. Für einen kurzen Moment lag ihm die Frage auf der Zunge, warum der andere zurückgekommen war, und warum er ihn nicht einfach hätte liegen lassen können.

Sein Atem ging immernoch außergewöhnlich schnell. Er lies nichts davon über die Lippen. Nichts, als ein kleines, schwaches:

"Geh..."
 

Talas Atem stockte.

Die erste Freude über Kais erwachen war nun einer unbeschreiblichen Angst gewichen.

Für einen unendlich langen Moment stand alles in ihm still, zog sich zusammen, und seine Brust stoppte das gleichmäßige Heben und Senken. Er brauchte ein paar Augenblicke, eher er die eingezogene Luft wieder ausatmete, und seine Lungen ihre Arbeit wieder fortsetzten. Doch der Rest in seinem Inneren zog sich von Sekunde zu Sekunde nur noch weiter zusammen.

>Geh...<

Stumm starrte er weiterhin auf die kleine, zierliche Hand in seinen Händen, die er die ganze Zeit fest umklammert gehalten hatte. Langsam spürte er wie sie sich seinen Händen entzog. Langsam und schwach entglitt sie ihm. Als sie aus seinen Händen gezogen wurde, spürte er ihre Hände aneinanderstreichen... schließlich hielt er nur noch seine Fingerspitzen; und dann... war sie weg.

Für eine Sekunde überlegte er, hektisch nach ihnen zu greifen, bevor die Hand des anderen ganz außer Reichweite war, doch sein Körper schien einfach nur wie gelähmt.

Leer...

Er starrte auf seine leeren Hände.

Dann stand er auf, wagte es dabei immer noch nicht seinen Kopf zu heben oder ihm gar in die Augen zu sehen, obwohl diese Augen bisher immer etwas gewesen waren, von dem er nie hatte genug bekommen können... So viele Worte lagen ihm auf den Lippen. So viele Entschuldigungen. Unendlich viele Erklärungen. So viele Dinge, die er ihm bis jetzt noch nie hatte sagen können; heute hätte er sie rausgebracht. Seit der Anruf des Krankenhauses kam, und ihm erst richtig klar wurde, wie schnell man einen Menschen verlieren konnte, wollte er nichts mehr ungesagt lassen. Das hatte er sich vorgenommen. So viele Sätze und Liebeserklärungen sind ihm die letzten Stunden durch den Kopf geschossen. Auf den sonst so gefühlsscheuen Lippen des Rothaarigen lag so viel zu sagen, was vermutlich nie jemand für möglich gehalten hätte. Nicht einmal er selbst...

Aber wie hatte er je annehmen können, noch einmal die Chance dazu zu bekommen?

Wie hatte er auch nur für einen kurzen Moment darüber nachdenken können, Kai würde ihm eine Chance dazu geben, oder ihn überhaupt sehen wollen...

Die Türklinke war kalt auf seiner Haut.

Kais Hand hatte sich ganz anders angefühlt.

Er wollte nicht gehen. Nicht nochmal. Er konnte jetzt doch nicht einfach... Vielleicht...

Kurz öffnete er den Mund...

"Du hättest mich liegen und allein lassen sollen... So wie.... du es schon einmal getan hast."

... doch der Satz des anderen verschlug ihm erneut die Sprache.

Er schluckte, dann drückte er die Türklinke nach unten.

Er brauchte beide Hände dafür.

Sie zitterten...
 

~*~
 

"Tala!" aufgebracht richteten sich alle Blicke auf ihn, als er die Tür hinter sich schloss und sich zum gehen wandte.

"Warte! Wo willst du hin?"

"Nach Hause." sagte er beiläufig.

"Solltest du nicht lieber bei ihm bleiben, falls er aufwacht?"

Er blieb stehen. Fast wäre er bei diesen Worten zusammengezuckt. Aber der letzte, kleine Rest Selbstbeherrschung war ihm noch geblieben. Oder war immer noch dieses gelähmte Gefühl in seinen Knochen schuld daran?

"Er ist wach." sagte er knapp.

Für einen Moment herrschte erschreckende Stille. Fassungslos blickten die drei sich abwechselnd an. Dann wieder zu ihm. Er konnte nicht genau lesen, was in ihnen vorging, oder ob der Gesichtsausdruck des Japaners eher ein Lächeln oder ein Weinen darstellen sollte, aber es war ihm auch gleichgültig. Sogar noch gleichgültiger als sonst. Nicht einmal mehr der vorherige Hass kam bei dem Anblick Kai's Teams erneut in ihm auf. Obwohl er sich äußerlich wieder hatte fassen können, tobte sein Innerstes wie nie zuvor. Er konnte kein klares Gefühl und keinen klaren Gedanken fassen.
 

Darum bemerkte er auch viel zu spät, wie der Japaner langsam auf ihn zu kam, hielt dieses mal jedoch den nötigen Abstand. Ernst sah er ihn an, bevor er den Kopf senkte und sich vor ihm so tief verbeugte, dass sein Kopf beinahe auf den Boden aufkam und die Cappie von seinem Kopf fiehl.

"Der Satz klingt lächerlich..." setzte er an. "Weil er nichts von dem, was wir angerichtet haben wieder gutmachen kann, aber du sollst wissen... Es tut uns leid. Wir hielten dich für einen schlechten Einfluss. Wir sind Konkurrenten, und um ehrlich zu sein hatten wir nicht immer das beste Bild von dir. Ich habe dich für gefühlskalt und einen falschen Umgang für Kai gehalten... dabei waren wir die, die alles Falsch gemacht und ihm.... nur geschadet haben."

"Du scheinst ihn wirklich zu lieben. Und Kai dich." warf Max ernst ein, bevor Takao wieder fortfuhr. Er erhob sich wieder, sah dem Rothaarigen tief in die Augen.

"Ich weiß wir sind nicht in der Position dich um irgendetwas zu bitten, und ich hätte nie gedächt dass ich das einmal sagen würde, aber... Bitte geh wieder zu ihm. Er braucht dich jetzt."
 

Lange sah Tala ihn an.

Dann senkte er den Kopf, schloss die Augen... und lachte leicht.

"Kai wollte sich nicht wegen euch umbringen. Kai hat es wegen mir getan." erwiederte er gespielt gefasst, als er einen Schritt nach vorne machte, und sich zum gehen wandte.

"Ich... habe ihn verlassen."

Er spürte die entsetzten Blicke sich geradezu in seinen Rücken bohren.

Und ein tiefes, schmerzhaftes Stechen, dass sich bei dem Klang seiner eigenen Worte direkt in seine Brust bohrte...
 

~*~
 

Noch Minuten nachdem Tala am Ende des Krankenhausganges verschwunden war, standen die drei wie angewurzelt mitten im Gang. Erst langsam realisierten sie die Worte des anderen; begreifen konnten sie sie jedoch nicht.

"Er hat ihn verlassen?" fragte Rei fassungslos.

"So weit haben wir es also gebracht..." whisperte Max.

Takaos Hände ballten sich zu Fäusten. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Ohne seine heruntergefallene Cappie aufzuheben, rannte er auf die Zimmertür zu und warf sie mit einem lauten Knall ruckartig auf.

Prayer

Soo hier ist es also, das (nun aber wirklich!) vorletzte Kapitel. Ich habe das Gefühl, ich bin ein ziemlicher Versager, was Dialoge betrifft, normalerweiße haben meine Fanfics nur kaum oder sehr wenige Dialoge. In diesem Kapitel ist das anders. Da ich darin jedoch nicht so geübt bin, entschuldige ich mich jetzt schon einmal und hoffe, nicht ganz kläglich versagt zu haben ^^" Btw, wer eine ENS möchte, sobald es weiter geht, nur sagen :3
 

Viel Spaß!
 


 

Prayer
 


 

Erschrocken fuhr Kai zusammen, als die Tür plötzlich mit einem lauten Knall aufflog und gegen die Wand donnerte.

Völlig überrumpelt beobachtete er wie der Japaner durch die Tür ins Zimmer stürmte, dicht gefolgt von Max und Rei, die verzweifelt versuchten ihn zurückzuhalten. Doch zu spät. Noch ehe Kai wusste wie ihm geschah, war der Japaner ihm gefährlich nahe gekommen und stand nun direkt vor dem großen Krankenhausbett. Die beiden anderen tauschten einen hilflosen Blick aus. Sie wussten nur zu gut, dass Tysons Temprament oft nichts gutes verhieß. Und in dieser Situation schien es ihnen nur noch mehr fehl am Platze.

Doch jetzt war es bereits zu spät. Tyson war geradewegs ins Zimmer gestürmt, und jetzt standen sie alle drei direkt vor ihm.

Völlig unvorbereitet.

"Kai..." whisperte Rei, doch seine Stimme versagte, sobald der angesprochene ihm seinen Blick zu wandte. Da war es wieder - dieses beklemmende Schuldgefühl, dass ihm geradezu die Kehle abschnitt. Wieder ein hilfloser Blick zu Max, dann auf Tyson's Rücken.

"Was wollt ihr. Verschwindet."

Tyson zuckte leicht zusammen. Obwohl Kai's Stimme rau und leise klang, war der Tonfall kälter als je zuvor. Normalerweiße hatte er sich von diesem Tonfall immer einschüchtern lassen. Aber dieses mal nicht. Nie mehr.

"Nein."

Ernst sah er ihm in die Augen, biss sich auf die Lippen, rang nach den richtigen Worten. Seine Hände waren immernoch zu Fäusten geballt und zitterten unaufhörlich. Seine Gedanken drehten sich. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment von Innen heraus platzen. Am liebsten hätte er all seine Gefühle und Gedanken wild herausgeschrieen.

Und das es ihm leid tat.

Das es ihm verdammt leid tat...

"Kai... Du bist nicht der einzige, der sich manchmal schwer tut, zu sagen was ihm durch den Kopf geht. Aber ich schätze, manchmal muss man sich wohl einfach überwinden...." fing er an, und bemerkte wie Kai ihm bei diesen Worten endlich seinen Blick zuwandte.

Kalt und emotionslos sah er ihn an. Er hatte schon einmal angenommen, seine Worte oder Beschimpfungen würden ihn nicht berühren, doch diesesmal wusste er es besser. Jedes Kommentar zu ihrer Beziehung, jedes Wort war ihm damals nahe gegangen, obwohl er ihn dabei mit genau dem selben gefühlskalten, gleichgültigen Blick angesehen hatte. Dieses mal würde er sich nicht von dieser Maske täuschen lassen. Nein, den gleichen Fehler würde er kein zweites mal tun.

"Ich weiß, was wir dir angetan haben wird nichts, was ich sage je wieder gut machen. Aber bitte... bitte hör dir wenigstens unsere Erklärung an..."

Starr blickte Kai wieder auf seine Hände. Tysons Blick folgte ihm, und es herrschte einen Moment lang eine erdrückende Stille, in der er beobachtete wie Kai's Blick nachdenklich über die vielen teilweise noch offenen Schnittwunden an seinen Armen glitt.

"Man sagt ja, es soll helfen."

Auch er musterte sie, während er fortfuhr. "Es soll helfen, mit Gefühlen und Problemen klar zu kommen. Diese ganzen..." Tyson stockte erneut. Er wagte es kaum auszusprechen, tat aber einen kurzen Blick zu Max's Händen, in denen immernoch die kleine, blaue Packung war. "... Klingen, sind eigentlich ein Ersatz für uns. WIR hätten dir helfen sollen, mit deinen Problemen klar zu kommen."

Er lachte bitter. Seine geballten Fäuste zitterten immer mehr vor Anspannung.

"Falsch. Wir hätten dir erst gar keine machen sollen. Wir hätten hinter dir stehen sollen. Hätten wir als... Freunde nicht so versagt, dann..."

"Seid ihr fertig?"

Schmerzhaft biss er sich auf die Lippen. Er respektierte Kai's Ablehnung. Er rechnete nicht einmal damit, überhaupt noch eine Chance oder gar Vergebung zu bekommen. Trotzdem ignorierte er diesen Satz. Er würde weiter sprechen. Er würde sich zumindest dafür entschuldigen, was sie ihm angetan hatten. Er sollte zumindest wissen, dass es ihnen unbeschreiblich leid tat.

"Wir wollten immer, dass du dich uns mehr öffnest. Wir wollten mehr über dich wissen, und nicht, dass du dich vor uns verschließt. Aber als du dich schließlich geöffnet hast, haben wir nur auf unsere eigenen Gefühle geachtet. Als du uns das erzählt hast, da... Wir haben uns verletzt und hintergangen gefühlt. Du weisst selbst, unsere Teams sind Konkurrenten. Und so absurd es klingen mag... wir hatten Angst, dich an das andere Team zu verlieren. Noch mal." Tysons Stimme wurde von mal zu mal lauter.

"Ich weiß es hört sich verrückt an. Wir verstehen unser Verhalten doch selbst nicht einmal. Ich weiß wir haben nicht einmal das dazu Recht hier zu sein, nach all dem was wir angerichtet haben. Und schon gar nicht das Recht, dich um Verzeihung zu bitten. Aber du sollst wenigstens wissen, warum wir so gehandelt haben. Du sollst wissen das es uns leid tut, Kai..."

"Verschwindet."
 

Gerade als der Blauhaarige erneut ansetzte, etwas zu erwiedern, spürte er wie sich Max's Griff auf seiner Schulter leicht verstärkte. Er schloss den Mund, und wandte seinen Kopf nach hinten, direkt in das Gesicht seines Blonden Teamkameraden blickend.

Tief sah Max ihm in die Augen. Er sagte nichts. Doch die kleine Geste die folgte, drückte mehr aus als Worte es hätten tun können:

Langsam schloss er die Augen, und schüttelte den Kopf.

Es hat keinen Sinn, schoss es Tyson in den Kopf. Max hatte Recht, es hatte keinen Sinn mehr, weiter zu reden. Kai's Ablehnung hätte deutlicher nicht sein können.

Es war zu spät.

Und auch wenn er sich vorgenommen hatte, sich keine falschen Hoffnungen zu machen, so konnte er nicht verhindern dass seine Augen einen wässrigen Ausdruck annahmen, als er dies endlich realisierte...

Er brauchte einen Moment.

Dann blinzelte er hektisch die aufkommende Flüssigkeit in seinen Augen weg, bevor er sich erneut Kai zuwandte. Vielleicht war es für sie zu spät. Aber für Tala konnte es noch nicht zu spät sein.

"Ich kann verstehen wenn du uns nicht verzeihst. Aber bitte... Lass Tala nicht so gehen."

Verzweifelt versuchte er immernoch, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten, schaffte es jedoch nicht. Automatisch wollte er schon nach seiner Cappie greifen, um sie sich tief ins Gesicht zu ziehen, bemerkte jetzt jedoch erst, dass er sie vor lauter Eifer im Gang hatte liegen gelassen. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter leicht nach oben zu sehen, und weiter die Tränen wegzublinzeln.
 

Kai zuckte zusammen. Überrascht hob er den Blick. Es klang unbeschreiblich merkwürdig, etwas positives über Tala aus Tysons Mund zu hören, hatte er ihn sonst doch bei jeder Gelegenheit schlecht gemacht. Vollkommen überrumpelt wusste er nicht, was er sagen sollte. Erneut schossen ihm tausende Bilder in den Kopf. Und Talas gekrümmte Haltung, als er vor wenigen Minuten den Raum verlassen hatte...

Tala...

"Er hat mich verlassen." erwiederte er gedankenversunken.

"Er liebt dich..."

"Nein." erwiederte er energisch. "Er sagte, es sei nicht mehr dasselbe zwischen uns. Er hat mich verlassen, Tyson."

"Ich weiß nicht warum er dich verlassen hat, Kai. Aber ich weiß das er es nicht freiwillig getan haben muss. Wahrscheinlich ist das auch nur unsere Schuld. Vielleicht wollte er es dir damit einfacher mit uns machen. Er liebt dich, Kai. Sonst würde er nicht so sehr bereuen, was er getan hat..."

Kai's Augen weiteten sich.

Ihre Schuld...?

Mit einem mal wechselten die Bilder vor seinem Auge, und andere Bilder kamen ihm in den Sinn. Bilder von ihrem Outing und der Reaktion ihrer Teammitglieder. Der Tag, an dem Tala angefangen hatte, sich langsam immer mehr von ihm zu distanzieren. Bilder, als Kai am Abend darauf die Tränen kamen, und Talas hilflosen Gesichtsausdruck, als er ihn in den Arm nahm. Konnte es etwa sein, dass...

Nein.

Oder doch?

Und selbst wenn...

"Was macht das für einen Unterschied. Er hat mich verlassen."

Nun verlor Tyson entgültig die Beherrschung. Schnell machte er einen Schritt nach vorne, stützte seine Hände auf der Bettkante ab, kam dem Russen gefährlich nahe. Wütend wie nie zuvor öffnete er den Mund und

... schloss ihn jedoch sofort wieder.

Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck.

Langsam hob er eine der Hände, die er eben auf Kai's Bettkante abgestützt hatte und sah sie einen Moment lang einfach nur stumm an. Dann sah er zwischen Bettkante und seiner Handfläche hin und her.

Verwirrt folgte Kai seinem Blick.

Erst jetzt erkannte er den riesigen, dunklen Fleck auf dem Weißen Bettlaken...

Und auch ohne Tysons whispernden Worten, auch ohne an die Stelle zu fassen, wusste er, dass sie vollkommen durchnässt sein musste.

Hatte Tala etwa...

"Verdammt, er hat geweint, Kai. Vor uns allen..."
 

Kai schluckte.

Tala hatte noch nie geweint, nicht einmal vor ihm.

"Wo ist er?"

"Er sagte, er würde Nach Hause gehen..."

Kais Augen weiteten sich.

Ruckartig schnellte er nach vorne. Hektisch versuchte er sich aufzusetzen, wurde jedoch von den Fesseln, mit denen seine Arme an das Bett gebunden waren, zurückgehalten.

"Mach mich los."

Erschrocken und völlig überrumpelt über Kais plötzliche Reaktion sah Tyson ihn an. "Aber Kai, ich..."

"Mach mich los..."

Panisch zerrte er an ihnen, so heftig, dass das Gerüst des Bettes mit jedem Ruck ins Wanken kam. Doch die Fesseln gaben nicht nach, schnitten sich mit jedem Ruck nur noch mehr in seine Handgelenke.

"Mach mich los..."

"Das kann ich nicht, Kai..."

"VERDAMMTE SCHEIßE, ICH SAGTE MACH MICH LOS TYSON!"

Courage

Sooo, hier ist das LETZTE Kapitel von Running Blind. Obwohl ich für meine Abschlussprüfung lernen sollte, musste ich das Kapitel unbedingt zu Ende schreiben. Genauso wie das vorherige... *hust* Was man nicht alles tut, um sich vom lernen abzulenken! Naja... hiermit ist sie also beendet, meine bis jetzt längste Fanfic. Woow, das ich wirklich 6 Kapitel durchgehalten habe.... XD
 

Genug gelaber! Ich hoffe es gefällt, und viel Spaß :3 Anbei, hier ein kleiner Musiktipp, den ich beim schreiben gehört habe: Yuki Kajiura - Hear our Prayer Ich liebe das lied, ein echter Ohrwurm, und ich finde es passt perfekt zur Stimmung dieses Kaptitels.
 

Courage
 

"Zu Hause... man sagt, zu Hause ist man dort, wo seine Familie ist. Aber ich habe keine Familie mehr Kai. Mein Team hat mich verstoßen, und meine Eltern sind schon lange tot. Der Tod... Ich schätze, das wäre wohl der einzige Ort, den ich zu Hause nennen könnte..."
 

In einer ewigen Dauerschleife hallte Talas Stimme in seinen Ohren wieder, während ihn seine Füße mit schnellen Schritten die Krankenhausgänge entlang trugen. Wie wild rannte er durch den Flur, hinweg zwischen all den Menschen, den Besuchern, Rollstuhlfahrern oder Krankenschwestern. Er wusste nicht, wen er dabei alles wüst zur Seite schlug, aus dem Weg schubste, oder seinen Ellbogen in die Seite rammte, und nahm auch nicht die entsetzten Laute oder nachgerufenen Beschimpfungen wahr. Dieser kleine, auf den ersten Blick unbedeutsame Satz des Rothaarigen, war alles, was er in seinen Ohren wiederhallen hörte. Es war nicht oft geschehen, dass Tala etwas so tiefgründiges über die Lippen gebracht hatte. Gerade darum hatte sich dieser Satz, den der Rothaarige ihm vor ein paar Monaten anvertraut hatte, bis heute so in sein Gedächtnis gebrannt.

Mit jedem erneuten Wiederhallen stieg die Panik in ihm, die seine Beine wie mechanisch vorantrieb, nur noch weiter ins unermessliche. Sein ganzer Körper fühlte sich träge und taub an, und schmerzte gleichzeitig bei jedem Schritt.

Sobald Tyson ihn von seinen Armfesseln befreit hatte, hatte er sich wüst von den Schläuchen losgerissen, und war auf wackligen Beinen aus dem Zimmer gestürmt.

Sein Blick war starr gerade aus gerichtet, in der stetigen Hoffnung nach der nächsten Ecke, nach den nächsten Metern endlich den Rücken des Rothaarigen ausmachen zu können. Er musste doch erst vor ein paar Minuten gegangen sein.

Doch egal wie weit er rannte, er sah ihn nicht.

Er durfte noch nicht weg sein, schoss es ihm in den Kopf. Übelkeit kam in ihm auf.

Hoffentlich war es nicht schon zu spät.

Tala durfte noch nicht gegangen sein.

Hektisch erreichte er den Ausgang, stieß die Türen des Krankenhauses zur Seite. Noch ehe er realisieren konnte, was er überhaupt getan hatte, fand er sich bereits wenige Meter vor dem Gebäude wieder. Nur am Rande spürte er die dicke, kalte Schneeschicht unter seinen nackten Füßen, als er auf wackligen, aber schnellen Schritten aus dem Gebäude rannte.
 

Plötzlich stockte er.

Seine Schritte wurden langsamer...

Dort war er.

Nicht weit von ihm, gerade mal 7 Meter von ihm entfernt stand er, an der großen Bushaltestelle direkt vor dem Krankenhauseingang.

Er war noch hier.

Er war noch hier, wiederholte er innerlich.
 

Um sie herum begann es plötzlich, leicht zu schneien.

Ganz langsam tanzten die kleinen, weißen Flocken durch die Luft, bevor sie sich auf Haut, Haare, Kleidung und Boden niederliesen. Gefesselt beobachtete er die Schneeflocken, die über Talas Kopf tanzten bevor sie zährtlich an seinen Haaren hängen blieben. Sie bildeten einen extrem starken Kontrast zu Talas Haarfarbe...

Schwer außer Atem musterte er den Rücken des Rothaarigen. Erst langsam realisierte er, was passiert war. Was er getan hatte. Wo er sich befand.

In nichts als einem dünnen, hinten fast rückenfreien Krankenhaushemd stand er nun bis zu den Knöcheln im Schnee. Obwohl er erst wenige Minuten hier draußen stand, waren seine Füße bereits gefährlich rot angelaufen. An seinem linken Arm hing noch einer der dünnen, langen Schläuche, die bis vor wenigen Minuten noch an mehreren Geräten angeschlossen waren.

Er hatte sich einfach mit einem starken Ruck von ihnen losgerissen, den entsetzten Blicken seiner Teamkameraden oder dem plötzlichen schrillen Piepen der Geräte keine Beachtung schenkend. Bei Tysons Worten, Tala würde nach Hause gehen, war ihm sofort dieser eine Satz in den Kopf geschossen. Für jeden anderen mag es sich vielleicht nach einem völlig normalen Wort anhören. Doch er kannte die Bedeutung. Er wusste, was es für Tala heißen würde, >nach Hause< zu gehen. Er, der doch selbst nie ein zu Hause gehabt hatte...

Panik hatte ihn erfasst. Aus einem Impuls heraus, hatten ihn seine Beine hier her getragen. Schneller als er hatte über sein Handeln nachdenken können. Oder über die Konsequenzen....
 

Immer mehr Passanten drehten sich zu ihm um. Warfen ihm geschockte Blicke zu und tuschelten. Schließlich drehte sich auch die Person, die er die ganze Zeit angestarrt hatte zögernd zu ihm um.

Und obwohl er vor wenigen Minuten bei Talas Anblick nichts als Leere und Schmerz empfunden hatte, überwältigte ihn ein völlig anderes Gefühl, als sich der Russe ihm diesesmal zuwandte: Erleichterung.

Zum ersten mal seit er wieder aufgewacht war, konnte er Talas Gesicht erkennen. Die geweiteten, eisblauen Augen starrten ihn schockiert an.

Sie waren gerötet.

Er hatte also tatsächlich...
 

Der eiskalte Schnee brannte regelrecht auf seiner Haut. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Beine nachgaben. Kraftlos fiehl er auf die Kniee.

Erst jetzt schien er das ungeheure Seitenstechen und das hektische Luftholen seiner Lunge wahrzunehmen. Sein Kopf schmerzte, und für einen kurzen Augenblick wurde ihm Schwarz vor Augen. Er atmete schwer, versuchte sich wieder zu fangen.

Er blinzelte und schüttelte den Kopf, als könne er damit seine Schmerzen abschütteln.

Erschrocken verkrampfte sich sein ganzer Körper, als er plötzlich etwas weiches auf seinen Schultern spürte. Vollkommen überfordert sah er auf, und bemerkte das der Rothaarige schnell zu ihm gerannt sein musste.

"Kai..."

Das weiche Gefühl auf seinen Schultern...

Der unverkennbare Geruch...

Die Wärme...

Tala hatte seine Jacke ausgezogen, und sie ihm über die Schultern gelegt.

Er hatte nicht über die Konsequenzen nachgedacht, als er Tyson angeschrieen hatte ihn loszumachen. In heller Aufregung und Angst um den anderen, hatte er keine Sekunde daran gedacht, was er tun oder sagen würde, wenn er den Rothaarigen tatsächlich einholen würde. Aber als er nun hier knieete, die Wärme und den Geruch Talas Jacke in sich einzog, schaltete sich sein Kopf komplett aus. Sein Herz wusste, was er zu tun hatte...

"Kai... Es tut mir leid. Ich -"

"Ich will es nicht hören!" fuhr Kai dazwischen.

Tala schluckte.

Zögernd hob er die Hand, um Kai damit sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen zu wollen. Das hatte er zumindest vorgehabt. Doch noch bevor seine Hand Kai's Gesicht erreicht hatte, griff dieser nach ihr. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck besah er sich die große, raue Hand des Rothaarigen. Die ganze Hand war unglaublich geschwollen, und leuchtete in grellen Blau, Lila, und Grüntönen. Die Haut an den Fingerknöcheln war aufgeplatzt und blutig, und nicht minder Blau als der Rest. Der Handrücken hatte leichte Schürfwunden. Er musste sie ein paar Mal wütend gegen die Wand geschlagen haben. Das Tat Tala immer, wenn er aufgebracht war. Dieses Mal waren die Verletzungen jedoch besonders schlimm...

Das Stechen in seinem Kopf wurde immer heftiger, und es fiel ihm immer schwerer, seine Augen offen zu halten. Tala's Hand verschwomm langsam vor seinen Augen. Er fühlte sich müde, konnte regelrecht spüren, wie all seine eben noch aufgebrachten Kraftreserven Sekunde für Sekunde weiter sanken. Ab und zu wurde ihm für einen Bruchteil der Sekunde erneut Schwarz vor Augen. Auch sein Atem ging schwer.
 

Mit letzter Kraft hob er beide Hände, krallte sich an Talas Schultern fest. Vorsichtig zog er ihn zu sich herunter, sah Talas Gesicht immer näher kommen. Sein Blick war fassungslos, er konnte Talas Anspannung direkt unter seinen Händen spüren. Als sich ihre Gesichter so nahe waren, dass er Talas warmen Atem auf seinen kalten Lippen spüren konnte, stoppte er.

"Ich..." Er zögerte einen Moment.

Was, wenn er nicht das richtige tat?

Was wenn...

Aber... es fühlte sich so verdammt richtig an.

Sein Blick verschwamm immer mehr. Er konnte nur noch ein paar grobe Umrisse ausmachen.

"...hoffe du vergisst nicht... wo dein... Zu Hause liegt."

und das letzte, was er hörte waren seine eigenen Worte, leise und weit entfernt, bevor schließlich alle Kraft aus seinen Knochen wich, und sich zum zweiten Mal in seinem Leben, alles vor seinen Augen Schwarz färbte. Mit dem kleinen Unterschied, dass er diesesmal nicht den kalten, eisigen Badezimmerboden unter sich spürte, als ihn langsam vor Erschöpfung das Bewusstsein verlies, sondern ein paar starke Arme, die ihn wärmten und festhielten.
 

"Zu Hause... man sagt, zu Hause ist man dort, wo seine Familie ist. Aber ich habe keine Familie mehr Kai. Mein Team hat mich verstoßen, und meine Eltern sind schon lange tot. Der Tod... Ich schätze, das wäre wohl der einzige Ort, den ich zu Hause nennen könnte...
 

...wenn ich dich nicht hätte, Kai."
 

~*~
 


 

Die zierlichen Hände, die sich eben noch so fest an seine Schultern gekrallt hatten, verloren ruckartig ihre letzte Kraft. Die letzte Anspannung wich aus Kai's Körper. Da er direkt vor ihm war, fiehl er Tala regelrecht in die Arme.

Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. So fest er konnte, drückte er den zierlichen Körper an sich. Er vergrub sein Gesicht in seiner Halsgrube, strich ihm immer wieder sanft über den Rücken, während er sich zum zweiten Mal an diesem Tag bemühte, ein Aufschluchzen zu verkneifen.

Nur am Rande nahm er das quietschende Geräusch des Busses wahr, der soeben eingefahren war. Es war ihm egal. Er hatte ohnehin nicht gewusst, wohin er hatte fahren wollen. An einen See? Zu einem Hochhaus? Vermutlich hätte es auch der nächste Bahnhof und der Zug für sein Vorhaben getan. Jetzt war es ihm egal.

Er wusste immernoch nicht, ob Kai ihm wohl jemals verzeihen können würde. Ob er ihn jemals wieder vertrauen können würde. Ob er ihm jemals wieder nahe sein können würde...
 

Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter.

"Da bist du! Tala? Was ist passiert? Geht es ihm gut? Er ist wie ein Irrer raus gerannt, wir haben ihn überall gesucht. Tala? ....Tala? Ist alles okay?"

Er hörte es nicht, völlig in seinen Gedanken versunken.
 

Vielleicht würde Kai ihm nie wieder verzeihen oder gar vertrauen können, aber zumindest schien er nicht zu wollen, dass er ging. Das war mehr als er sich je erhofft hatte, und wesentlich mehr als er überhaupt verdiente...

Kai's Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Talas Griff wurde nur noch fester.
 

Und als sich seine Finger sanft in Kai's Haare krallten, um ihn nur noch dichter an sich zu pressen, nahm er sich vor, ihn nie wieder von sich zu stoßen oder gar loszulassen.

Kai. Sein Zu hause.



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Miraijin
2013-09-13T15:08:41+00:00 13.09.2013 17:08
Oh ich hab Tränen in den Augen.. Die FF ist einfach so wunderwunderschön geschrieben, dass mir die Worte fehlen.. Dein Schreibstil passt einfach perfekt und die Gefühle sind so greifbar. Respekt. Ich bin noch völlig geplättet..
Von:  Phetonix
2011-12-10T20:08:23+00:00 10.12.2011 21:08
Mist, und ich wollte sie eigentlich nicht lesen...aber ich musste ja so neugierig sein und sie sofort verschlingen und dabei ganz vergessen auch mal ein Kommi zu schreiben...sorry deswegen. Und jetzt muss ich wieder heulen weil die Geschichte soooooo schön geschrieben und traurig ist...Zu der Bemerkung beim 2. Kapitel: Ich finde du hast recht, als abwegig sich in einer solchen Situation zu ritzen finde ich ganz und gar nicht...und nun zu diesen: Kurz: Ich LIEBE es einfach, wie Kai sich schon fast panisch losreist und die Worte von Tala...ich schmelze dahin...*schwärm und gleichzeitig heul*
Von: abgemeldet
2010-11-06T17:38:02+00:00 06.11.2010 18:38
Oh Gott *wein*
Deine FF ist so unglaublich traurig, ich kann gar nicht mehr aufhören zu weinen...
Dein Schreibstil hat das alles sehr schön rübergebracht, so gut das ich des öfteren die Schrift wegen meiner Tränen nicht mehr lesen konnte...
Das alles war so berührend und abgrundtief traurig...
Das Ende war so wunderschön, ich heule immer noch....

glg

Kitty <3
Von:  Tales_
2010-10-25T17:43:03+00:00 25.10.2010 19:43
Hey,
schade dass die Story zu Ende ist!
Sie hat mit wirklich sehr gefallen!
So schön traurig und fesselnd…
Wirklich spitze ;3
Lg Shanti

Von:  Tales_
2010-10-25T17:42:47+00:00 25.10.2010 19:42
Huhu,
auch dieses Kapi war wieder ganz stark!
Ich fand Tyson einfach große klasse!
Schöne FF mit Sucht Faktor!
Lg Shanti

Von:  Tales_
2010-10-25T17:42:33+00:00 25.10.2010 19:42
Hey,
wow das Kap hatte es echt in sich!
Richtig viel Drama!
Ich hab wirklich mit den beteiligten mitgelitten!
Lg Shanti

Von:  Tales_
2010-10-25T17:42:12+00:00 25.10.2010 19:42
Huhu,
nun wo ich auch kapiert hab das Takao, Tyson ist komm ich mit ^^
Eigentlich kann ich mir solche Bösartigkeiten von ihm Max und Ray gar nicht vorstellen -_-
Umso besser das du ihre Beweggründe geschrieben hast ;3
Mit jedem Kap gefällt mir diese Story mehr!
Lg Shanti

Von:  Tales_
2010-10-25T17:41:28+00:00 25.10.2010 19:41
Hey,
auch das zweite Kapitel hat mir wieder sehr gut gefallen!
Ich wünschte nur ich könnte mich wieder besser an die einzelnen Teams erinnern -_-
Genau so etwas habe ich mir unter einer guten Fanfic mit einer großen Portion vorgestellt ^^
Lg Shanti

Von:  Tales_
2010-10-25T15:15:45+00:00 25.10.2010 17:15
Hey,
zuerst einmal Vielen Dank für deine Teilnahme!
Das erste Kapitel hat mir sehr gut gefallen! Es war wirklich sehr schön beschrieben.
Lg Shanti

Von:  Crowpaw
2010-10-22T19:57:25+00:00 22.10.2010 21:57
Auch auf die Gefahr hin, dass mich manche für verrückt halten: das is einfach ne wunderschöne ff!!! ♥
(ich weiß ja nit, was manche sagen würden, bei ner ff über ritzen u selbstmord ^^")

aber...die is einfach...gelungen. da passt alles...
auch das ende...♥
ich würde keine fortsetzung schreiben. ich finde, dass die ff so schön abgeschlossen ist ♥

lg
=^.^=


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