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Distant Time

Another Twilight Love Story
von

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Wie alles beginnt

>>Kylia, komm endlich!«, drängte Patrick lachend. Ich grummelte: »Ich hab's nicht eilig, zu dieser blöden Veranstaltung zu kommen.« Seelenruhig bestrich ich mein Brötchen mit Butter, während er mich ungläubig anstarrte. Als ich mich noch immer nicht anschickte, schneller zu machen, sprang er auf und lief die Treppe nach oben. Normalerweise war er der geduldigere und ruhigere von uns, er hatte eigentlich die Reife eines fünfundzwanzigjährigen oder so und sah für seine achtzehn Jahre auch schon seeeeehr erwachsen aus. »Wir haben noch fast eine Stunde Zeit!«, rief ich ihm hinterher. Zur Antwort hörte ich ein lautes Rumpeln. »Das war hoffentlich nicht meine sündhaft teure Vase.«, bemerkte meine Mutter besorgt. Ich grinste in mich hinein. Er war hoffnungslos tollpatschig und irgendwie fand ich das süß. Mit hochrotem Kopf kam er wieder nach unten: »Dein Bett ist echt tückisch, Kylia..« »Lebt meine Vase noch?«, wollte Mum sofort wissen. »Jah, der ist nichts passiert, Mrs Vadrella.« Patrick stand da wie ein Kind, das man beim Naschen erwischt hatte. »Gut. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend.«, lächelte sie schelmisch. »Danke..«, erwiderte ich trocken und Patrick reichte mir meine Jacke.

»Du siehst echt super aus.«, sagte er und ließ seinen Blick anerkennend über mich wandern. Ich errötete leicht und lächelte: »Danke. Du siehst aber auch umwerfend aus.« Und das stimmte. Er hatte seine Haare in Form gebracht und der Anzug war maßgeschneidert und lag an seinem nicht untrainierten Körper an. Und ich fand, dass ich gut dazu passte. Für mein dunkelrotes Seidenkleid hatte ich eine ganze Stange Geld hinblättern müssen und es war mir fast zu schade für einen Schulball. Wir schauten uns ziemlich lange an, bis er schließlich den Motor anließ.
 

»So, bereit?«, fragte Patrick, nachdem wir am Parkplatz angehalten hatten. Ich nickte und stieg aus. Mein Blick schweifte über die Autos und blieb an einem gold schimmernden Fleck hängen. »Ich bin gleich zurück!«, sagte ich und löste mich von meinem Freund.

»Nancy! Was um Himmels willen machst du hier so alleine?«, fragte ich überrascht, als ich meine jüngere Cousine da hocken sah. »Ki!«, schluchzte sie und stürzte sich in meine Arme. Ich strich ihr beruhigend über den Kopf: »Psht..alles ist gut. Warum hast du Angst, dass Sean nicht kommt?« Sie schaute mich mit großen Augen an: »Wo-Woher wei-ei-ßt du..?« Ich zuckte die Schultern: »Eingebung vielleicht. Beantwortest du mir bitte die Frage?« »I-ich..g-gl-glaube er ha-hat eine an-an-andere..hab ihn gestern mit..mit einer Stu-studentin gesehen!«, heulte sie. »Nancy, da bist du ja! Ich hab dich schon gesucht!«, Sean taucht mit besorgter Miene zwischen den Autos auf. Als er ihr verweintes Gesicht sah, erstarrte er: »Was ist passiert?« »Das ist deine Schuld, Kerl!«, antwortete ich unwirsch. »Meine? Was hab ich denn getan?« »Du solltest aufpassen, wo du dich mit anderen triffst!«, zischte ich. Sean blickte verwirrt zwischen uns umher. Dann lachte er: »Ach, das! Du hast mich gestern mit Lucy gesehen! Sie ist meine Tante!« »Deine Tante? Aber sie ist doch kaum älter als du!«, gab Nancy verblüfft zurück. »Ja, sie ist aus der zweiten Ehe meines Großvaters und fünfzehn Jahre jünger als meine Mutter. Deswegen machst du dich so fertig, Schatz? Ich würde nie fremdgehen.«, versicherte er ihr energisch. Nancy, die gerade aufgehört hatte zu weinen, schluchzte nun wieder los: »Es tut mir leid!« Er umarmte sie. Ich stahl mich lächelnd davon.
 

Die Turnhalle war zum Tanzsaal umfunktioniert worden und das Veranstaltungskomitee hatte volle Arbeit geleistet. Zu perfekt. Ich war ansich schon immer die totale Romantikerin gewesen, aber das war selbst mir zu kitschig. Überall hingen Herzen, ob als Ballons, aus Papier, Stoff oder Holz. Dazwischen blitzten Sterne aus Glitzerpappe hervor. Und jede Menge Rosen. Ich fragte mich, wer wohl hier so vehemment sein Unwesen getrieben haben mochte. Es ist für einen guten Zweck, sagte ich mir und zog Patrick mit zu den Getränken. Ich machte gerade einen großen Schluck meines Punsches, als er es mir erläuterte: »Ich hab uns für einen Auftritt eingetragen.« Ich verschluckte mich halb und hustete. Dann schrie ich: »Du hast WAS?!« »Du hast schon richtig gehört.«, grinste er. Ich kriegte fast einen Anfall: »Sag mal, spinnst du????? Was gedenkst du bitte, da oben zu tun?« »Wir singen ein Duett.«, antwortete er immer noch völlig gelassen. »Singen. Ich kann nicht singen.«, erwiderte ich tonlos und funkelte ihn an. »Doch natürlich. Komm schon, hab dich nicht so, das sind nur unsere Mitschüler.«, versuchte er mich aufzumutern. »Die ich noch zwei Jahre haben werde, im Gegensatz zu dir!«, jammerte ich. Jetzt schaute er mich grimmig an: »Du hast doch gesagt, du willst auf der Bühne stehen. Ich wollte dir eine Freude machen.« »Das ist süß von dir, aber ich hatte gehofft..auf einer Bühne, wo mich nicht jeder kennt.«, erwiderte ich, doch gleichzeitig bekam ich es mit Gewissensbissen zu tun. »Na gut. Ich machs dir zuliebe.«, seufzte ich schließlich. »Danke, Schatz.«, sagte er ernst und küste mich. »Und was singen wir da genau?« »“Das alles ändert nichts daran“ von Maya und Cosmo?«, fragte er. Ich nickte. Den Text konnte ich und das Lied selbst gelang mir auch ganz passabel. »Und nun bitten wir unser Traumpaar Patrick Dean und Kylia Vadrella auf die Bühne!«, kündigte man uns bereits an. Ich atmete durch, Pat drückte aufmunternd meine Hand und ging voran. Die Musik setzte ein und sofort war die Menschenmenge vergessen. Ich sah nur noch ihn und hörte nur mehr die Melodie. Er fing an und als er die Stimme zum Singen erhob, klopfte mein Herz aufgeregt. Ich liebte den Klang seiner Stimme und während wir gemeinsam den Refrain sangen, blickten wir uns tief in die Augen. In den seinen sprühte seine grenzenlose Liebe zu mir und ich hoffte, dass er bei mir das selbe fand. Er legte mir den Arm um die Schultern und grundlos stiegen mir Tränen in die Augen. Der Songtext spiegelte meine Gefühle derart wieder, es war fast erschreckend. Als er es sah, umarmte er mich und flüsterte: »Du musst doch nicht weinen, Liebes. So schlimm ist es doch gar nicht.« »Ich liebe dich so sehr, es tut fast weh. Ich habe Angst, dich zu verlieren.«, gestand ich im Flüsterton, dann nahm ich den Gesang wieder auf.
 

Das Lied fand sein Ende und wir wurden begeistert bejubelt. Das war mir zwar peinlich, aber der Auftritt hatte richtig Spaß gemacht. »Danke, dass du mich dazu gebracht hast!«, rief ich glücklich und küsste Patrick etwas zu stürmisch. Er kippte fast mit dem Stuhl um und lachte: »Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Deswegen- bitte nicht schlagen- hab ich dir noch nen Soloauftritt arrangiert.« Ich starrte ihn verblüff an: »A-Aber...!Alleine?« Er nickte: »Ich begleite dich, aber du wirst singen. Die Songwahl bleibt dir überlassen.« Ich überlegte fieberhaft. Da ich mich zwischen zwei Songs nicht entscheiden konnte, bat ich um zwei Auftritte, die ich ohne Probleme bekam.

Wir betraten erneut die Bühne. Ich zitterte vor Aufregung. »Du packst das, Schatz.«, redete er mir gut zu. Ich nickte: »Ich hoffe, meine Auswahl schockiert dich nicht. Ich wollte einfach ein bisschen aus der Reihe tanzen.« »Ach was.«, lächelte er. Da begann auch schon die Musik. Ich konzentrierte mich auf den Text: »Say my name..so I will know you're back, you're here again..for a while..oh let us share..all the memories that only we can share..together..tell my about..the days before I was born, how we were as children..You touched my hand, as colours come alive..in your heart and in your mind. I cross of time leavin today behind to be with you again..« Ich hielt das Lied bis zum Ende durch, immerhin gehörte es zu meinen Favoriten. Als ich geendet hatte, bemerkte ich, dass Patrick Tränen in den Augen hatte. Ich starrte ihn verwundert an: »Was ist denn los, Schatz?« Er legte den Arm um mich: »Es hat mich so sehr gerührt...« Selbst die Schüler verharrten alle still. Und ich wollte am liebsten versinken. Plötzlich grinste er mich an, mit seinem typischen kindlichen erfreuten Grinsen, dass ich so sehr liebte: »Ich hätte da eine Frage.« Ich schaute ihn verwirrt an: »Frag doch.« Er kicherte leise: »Fall mir aber bitte nicht in Ohnmacht.« Jetzt war ich erst recht irritiert. Er lächelte immer noch: »Kylia, du weißt wie sehr ich dich liebe und das schon seit fünf Jahren. Niemand konnte uns auseinander bringen und ich bin heute noch so glücklich mit dir, wie am Anfang. Ich würde gerne wissen, ob du meine Frau werden möchtest.« Ich starrte ihn ungläubig an. Mein Kopf versuchte noch zu verstehen, was vor sich ging. Durch die Leute ging ein beeindrucktes Raunen. Ich hörte einfach auf mein Bauchgefühl: »Ja. Ja, natürlich!« Er umarmte mich überglücklich und sein Gesicht strahlte in der selben hellen Freude, wie ich mich fühlte.

Wir hatten einige Zeit zusammengekuschelt auf einem Sofa verbracht, ich wollte mich nicht von ihm lösen. »Kylia, willst du noch das zweite Mal singen?«, fragte der Schulsprecher. Ich schaute Patrick an. »Geh nur, wenn du möchtest.«, ermunterte er mich. »Okay. Ich bin gleich zurück.«, ich küsste ihn und lief dann zur Bühne. Es kam mir fast wie ein Verbrechen vor, jetzt so ein Lied zu singen, doch ich hatte es vorhin schon bekannt gegeben und ich wollte es auch nicht ändern.

»Hold on to me love You know I can't stay long. All I wanted to say, was I love you and I'm not afraid. Oh, can you hear me? Can you feel me in your arms?

Holding my last breath..safe inside myself..are all my thoughts of you, sweet raptured light, it ends here tonight.« Die Tür schlug krachend auf und eine unbekannte Stimme lachte: »Was für ein passendes Lied. Ich in ganz ergriffen.« Unter den anderen verbreitete sich ratloses Tuscheln. Patrick war mit zwei schnellen Schritten bei mir. Mein Blick haftete an der sich nähernden Person. Es war schwer zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, doch der Blick war so stechend, dass ich unwillkürlich zurückzuckte. Ich konte nichtmal so schnell schauen, da schrien die ersten auf. Patrick griff nach meiner Hand und barg mein Gesicht in seiner Brust: »Schatz, nicht hinsehen.« Seine Stimme bebte und in regelmäßigen Abständen zuckte er zusammen. Ich wollte wissen, was da los war, doch er ließ mich nicht schauen. Dann wurde er von mir weggerissen. Ich schrie erschrocken auf, als diese Person vor mir erschien. Mit gierigem Blick schaute sie mich an. »Wer bist du?«, quietschte ich panisch und hielt hektisch Ausschau nach Patrick. Er lag zwar bewusstlos auf dem Boden, doch schien unverletzt zu sein. »Du bist ein sehr hübsches Ding, das muss man dir schon lassen. Wenn du erstmal eine von uns bist, wirst du noch viel schöner sein.« Ich wich zurück. Er lachte leicht: »Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Du bist etwas besonderes, deine Fähigkeiten sind schon jetzt sehr ausgeprägt. Du wirst bestimmt ein starker Vampir-was sag ich, Nachtvampir!« Ich verstand nichts davon was er sagte, war auch gar nicht in der Lage es zu begreifen. Obwohl alles in mir nach Flucht schrie, konnte ich mich nicht bewegen. Ich hatte unaussprechliche Angst. Er näherte sich schleichend: »Auf dein Blut freue ich mich schon. Du wirst an mich denken, wenn du neu erwachst. Und eines Tages werde ich kommen und dich holen. Vergiss das nicht. Santos Marius wird dein Schöpfer sein.« Ich konnte nichts erwidern, kriegte meine Lippen nicht dazu, sich zu bewegen. Er packte meinen Arm und dann spürte ich nur noch einen Schmerz der einem Schnitt glich..mir wurde schwarz vor Augen, doch das Brennen konnte ich immer noch spüren...

Tod und Auferstehung- Meine Sünde

Chapter 2

Tod und Auferstehung

Meine Sünde
 

Der Schmerz veränderte sich von einem messerscharfen Schneiden zu einem Brennen, dass sich überall ausbreitete. Es war nicht, als würde nur meine Haut brennen, auch mein Innerstes schin in Flammen zu stehen. Ich wollte schreien, jemand solle mich doch löschen! Sah Patrick etwa nur zu, während ich mich quälte? Ich spürte, wie mich jemand mit bebenden Händen hochhob. Langsamen Schrittes trug er mich weiter, hin und wieder legte er mir die Hände auf den Kopf. »Es wird alles gut.«, hallte es aus einiger Entfernung. Das war seine Stimme. Patricks. Ich wollte ihm sagen, dass er sich keine Sorgen machen müsse, es ginge mir gut, doch ich fand meine Stimme nirgends. Wieder überrollte mich eine Flammenwelle und ich versuchte sie abzuschütteln. Wie das wohl aussah? Etwas helles wanderte an meinen Augen vorbei. »Gleich sind wir da, keine Sorge.«, flüsterte Patrick. Da? Wo? Ich hörte leise, wie sich eine Schiebetür öffnete. »Was ist passiert?«, fragte eine unbekannte Stimme. »Ich weiß nicht, es ging alles so schnell. Aber sie ist verletzt, tun sie doch bitte etwas!« Ich hörte alles ganz klar, doch mein Verstand war durch die Schmerzen vernebelt. Mein Blut konnte nur mit einem Stocken urch die Adern fließen. »Meine Güte, was hat sie denn da gebissen?!«, entfuhr es der fremden Stimme. Ich bin gebissen worden? Aber da war doch gar kein Tier gewesen! »Ich weiß es nicht. Er sah aus wie ein Mensch, aber das war er ganz sicher nicht.« Schweigen. Nur das Klimpern der Instrumente.

Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war. Die Stimmen waren verklungen, so auch die Instrumente und Geräte. Der Schmerz änderte sich erneut. Meine Arme und Beine waren mittlerweile davon verschont, sie waren taub. Ich konzentrierte mich auf meinen Herzschlag. Fünfmal in der Minute. War das nicht etwas zu wenig? Panisch fragte ich mich, ob ich vielleicht schon tot war. Ich verschwendete meine ganze Kraft, um eine Hand zu bewegen, brachte jedoch nur ein Fingerzucken zustande. Sofort wurden sie ergriffen: »Schatz!« Ich erschrak angesichts Patricks verzweifelter Stimme. Meine Kehle war staubtrocken. »Wasser..bitte..«, brachte ich heiser über die Lippen. »Natürlich!«, er sprang sofort auf und lief eilig davon. Ich wollte ihm nachsehen, doch dann durchfuhr mich ein heftiger Schmerz und ich presste meine Augen zusammen, um Tränen zurückzuhalten. Mein Herz begann zu rasen, das Feuer wurde weniger. Es schien von dem Muskel aufgesaugt zu werden, denn dahin verschwand es. Ich konnte nicht mehr mitzählen, so schnell klopfte es jetzt. Für einen Moment war der Schmerz gänzlich verschwunden, mein Herz war stehengeblieben. Mein Atem stockte und das Bett unter mir fühlte sich siedend heiß an. Und dann- oh Schreck- war es, als würde es explodieren und das Feuer aufeinmal loslassen. Es breitete sich erneut aus, doch diesmal war es angenehm. Wie die Wärme im Sommer.

Ich hörte Schritte. Eine Menge Schritte und viele Stimmen. Doch sie klangen nicht so nah, also waren sie wohl nicht bei mir. Der Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase, das Piepsen mehrerer Monitore auch. Ich musste wohl in einem Krankenhaus sein. Zögernd öffnete ich die Augen- und war verblüfft. Alles war klar wie nie. Ich sah jedes Staubkorn, das in der Sonne tanzte. Die Bettdecke, die ansonsten blassgrün war, erschien mir jetzt in den verschiedensten Grüntönen. Als ich merkte, dass Pat sich näherte, verkroch ich mich wieder in der Decke. Zehn Sekunden vergingen, ehe er die Tür öffnete und eintrat. Ein überraschter Ausdruck glitt über sein Gesicht: »Ki, du bist ja wieder wach!« Ich lächelte unsicher. Er reichte mir grinsend das Wasserglas und ich leerte es in einem Zug. Doch das löschte meinen Durst nicht. Als Patrick sich von mir weglehnte, wehte mir sein Duft entgegen. Es war kein Parfum oder dergleichen, es war nur er selbst. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und der Durst flammte noch mehr auf und meine Kehle brannte vor Trockenheit. Ein leises Knurren entfuhr mir. Verwundert starrte er mich an, dann fragte er nervös: »Schatz, was ist los mit dir?« Für mich hatten die Worte keine Bedeutung mehr, ich hörte nur Blutrauschen. Wie in stummen Zorn sprang ich auf Patrick zu. Er starrte mich mit angstgeweiteten Augen an, aber ich kannte ihn nicht mehr. Ich kannte auch mich selbst nicht mehr. Zielstrebig biss ich ihm in die Halsschlagader. Ich trank in gieriger Hast. Das warme Blut löschte das Feuer allmählich. Als der letzte Tropfen aufgebraucht war, ließ ich schließlich von ihm ab. Ich stand eine Weile benommen da und starrte auf die leblose Hülle vor mir. Etwas trat in mein Bewusstsein, das für einige Zeit ausgeschaltet war. »Patrick.«, flüsterte ich entsetzt. Ich starrte meine Hände an. Sie waren voller Blut. Ich brach in die Knie und schluchzte, doch keine einzige Träne entwand sich mir. Ebenso hörte ich meinen Herzschlag nicht, denn ich hatte keinen mehr. Ich atmete die trockene Luft ein, doch kein Gefühl der Erleichterung folgte. Ich brauchte die Luft nicht. Was war aus mir geworden?!

Neue Schritte näherten sich. Mein Instinkt riet mir zu fliehen, also öffnete ich das Fenster und schätze die Höhe ab. Ich sprang. Und landete erstaunlich sanft, obgleich es mindestens sechs Meter waren. Ich war durcheinander, doch darum konnte ich mich später immer noch kümmern. Jetzt musste ich erstmal weg.

In nur drei Minuten war ich zu Hause. Als ich mich im Fenster spiegelte, erschrak ich ein weiteres Mal. Ich hatte mich verändert, doch am heftigsten waren meine Augen. Sie waren glühend rot und starrten mir furchtlos entgegen. Das konnte unmöglich ich sein. Ich war alles anderes als furchtlos, ich hatte Angst, vorallem vor mir selbst. Und mir war klar, dass ich mich so unmöglich meiner Mutter zeigen konnte. Was auch immer ich war, ich konnte meiner Mutter nicht dasselbe antun, wie Patrick. Ich konnte mir nicht verzeihen, was ich getan hatte. Ich hasste mich sosehr dafür..Schweren Herzens wandte ich mich von meinem einstigen Heim ab. Ich hinterließ ihr einen Brief.

„Meine allerliebste Mutter.

Ich danke dir so sehr dafür, dass du immer für mich da warst. Du hast mir das Gefühl gegeben,

etwas besonderes zu sein. Es tut mir leid, dass ich dir so oft Sorgen bereitet habe.

Ich bin eine unmögliche Tochter. Doch sei dir gewiss, ich werde dich immer lieben und dich nie vergessen.

Leider bin ich gezwungen, mich von dir fernzuhalten, es geht dabei nur um deine Sicherheit. Es hat sich etwas

verändert und ich weiß selbst noch nicht, was genau es ist. Alles was ich sagen kann, dass es

zu gefährlich für dich wäre, meine Nähe zu suchen. Von daher bitte ich dich inständig, nicht nach mir zu suchen.

Ich werde irgendwann wieder zu dir zurückkehren- wenn sich die Lage beruhigt hat und ich wieder

weiß wer ich bin.

Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich. Pass auf dich auf.

Deine Kylia.“
 

Während ich schrieb, kämpfte ich mit einem trockenen Schluchzen, doch ich wusste, dass es einfach das beste war. Ich legte den Brief zur Haustür und verschwand.

Ich lief durch den Wald, die Äste und Felsen die meinen Körper streiften, spürte ich nicht.

»Hey, hey du!«, rief plötzlich jemand hinter mir. Alles in mir wechselte zu Verteidigungsposition, als ich mich angespannt umdrehte. Vor mir stand ein Junge, kaum älter als vierzehn oder vielleicht fünfzehn. Er sah auf besondere Weise gut aus, unnahbar. Ich warf ihm nur einen fragenden Blick zu. »Du bist neu.«, stellte er fest. »Eh? Was bin ich?«, fragte ich irritiert. »Du bist neugeboren.«, antwortete er lächelnd. »Hast du Tomaten auf den Augen?«, fragte ich ungläubig. Ich sah doch nicht aus wie ein Baby! Er lachte: »Du missverstehst mich. Ich meinte nicht in dem Sinn. Du wurdest grade erst verwandelt.« »Ich wurde verwandelt...«, wiederholte ich leise. »Doch in was?« Er starrte mich fassungslos an: »Sag bloß, das weißt du nicht!« Ich schüttelte den Kopf. Wie denn auch, wenn ich solange ohnmächtig war? Wieder erinnerte ich mich an Patricks ausdrucksloses Gesicht und zuckte leicht zusammen. Er sah mich mitleidig an: »Ganz offensichtlich wurdest du in einen Vampir verwandelt.« Erst schaute ich mit großen Augen, dann lachte ich lauthals los: »Der war wirklich gut! Vampir! Sowas gibt es doch gar nicht!« Er musterte mich scharf: »Hast du denn gar keinen Durst auf Blut?« Bisher hatte ich es nicht gehabt, aber jetzt wo er es erwähnte, ging es natürlich wieder los. Ich schluckte hart. »A-aber..das kann doch nicht..«, stotterte ich ungehalten. »Mein Name ist Alec. Ich bin..ebenfalls ein Vampir.«, stellte er sich vor und lächelte dabei leicht. »Ich bin..Kylia.«, erwiderte ich, immer noch durcheinander. »Außergewöhnlicher Name. Wenn du möchtest, bringe ich dir bei, was es heißt, ein Vampir zu sein.«, schlug er vor. »Nein!«, sagte ich entschieden. Ich wollte davon nichts hören. Ich war ich und niemand sonst! »Dann tut es mir leid.«, erklang eine weitere Stimme und ein blondes, ebenso junges Mädchen trat aus dem Schatten hervor. Ich hatte sie nicht bemerkt. »Jane, nicht.«, sagte Alec ruhig. »Alec, so warte doch. Ich hatte nicht vor, ihr etwas zu tun. Aber hast du nicht gespürt, welch außergewöhnliche Ausstrahlung sie hat?«, fragte das Mädchen. Alec nickte: »Genau das ist der Grund, warum ich mir sicher bin, dass Aro interessiert an ihr sein würde.« Mein Blick wanderte zwischen den beiden umher. Ich verstand einfach gar nichts davon, doch mein Gefühl sagte mir, dass die zwei nichts gutes im Schilde führten. Alec wandte sich an mich: »Komm doch einfach mit. Wir versprechen, wenn du dich fügst, wird dir nichts geschehen.« »Wo wollt ihr mich hin bringen?«, fragte ich ängstlich. »Wir bringen dich zur königlichen Familie der Volturi.«, antwortete Jane lächelnd. »Nein, danke. Ich verzichte lieber.« »Du hast keine andere Wahl.«, erwiderte sie kühl. »Ich habe die Wahl zu bleiben, und das ziehe ich auch vor.«, versuchte ich gelassen hervor zu bringen, doch ich merkte, wie sehr meine ungewohnte Stimme zitterte. »Dann sehe ich keinen anderen Weg...«, sagte sie bedauernd. Plötzlich durchzuckte mich Schmerz und ich konnte mir einen Schrei nicht verhindern. »Jane, sei nicht so hart zu ihr. Sie hat noch keine Ahnung. Von nichts.« »Was für ein armes Ding.«, kicherte das Mädchen und der Schmerz ließ augenblicklich nach. »Wir sollten sie mit nach Volterra nehmen. Aro, Caius und Marcus sollen dann entscheiden, was mit ihr passiert.«, meinte Alec. »Du hast wohl recht.«, stimmte Jane zu. »Ich sagte doch, ich will nicht-«, warf ich ein, doch sie schnitt mir das Wort ab: »Du kommst mit un Schluss. Es ist mir ganz egal ob du willst oder nicht!« »Widersetz dich meiner Schwester besser nicht. Du hast doch gesehen, wozu sie in der Lage ist.«, sagte Alec zu mir. »Das war SIE?«, fragte ich verblüfft. Ich starrte sie an. Sie grinste. Ich war beeindruckt.

»Was sind Volturi?«, fragte ich schließlich, denn ich war doch neugierig geworden. »Wir sind eine Gruppe von Vampiren, die sich darauf spezialisiert haben, unsere Existenz geheim zu halten.«, antwortete Alec. »Polizei für Übernatürliches.«, bemerkte ich trocken. Jane lachte: »So könnte man es nennen.« »Wenn..wenn ich mitkomme..dann..könnte ich dann vielleicht dafür sorgen, dass meiner Mutter nichts passiert?«, fragte ich besorgt. »Wenn du weg bist, ist das das sicherste, was du für sie tun kannst.«, antwortete Jane ernst. »Nun gut..ich will ihr keine Gefahr sein, on daher komme ich mit.«, gab ich mich geschlagen.

Kurze Zeit später saßen wir bereits im Flugzeug. Alec und Jane hatten mir einiges über Vampire erzählt und ich war regelrecht schockiert darüber, was ich nun geworden war. Denn das war der Grund dafür, dass ich den Mann den ich liebte, getötet hatte. Diese Last würde für ewig auf meinen Schultern liegen, doch wollte ich mich vor kurzer Zeit noch selbst beseitigen, so hatte ich mir jetzt ein Ziel gesetzt. Ich würde meine Mutter beschützen, komme was wolle....

Mein Entschluss

Nach mehreren Stunden Flug, landeten wir schließlich. Jane und Alec hatten sich schwarze Umhänge angezogen und schlugen Kapuzen über ihre Köpfe. Das erste was ich mir dabei dachte, war: "Sind wir etwa bei Harry Potter?" Die Sonne knallte vom Himmel herab, doch ich spürte sie nicht richtig. Stattdessen schaute ich fragend zu den Zwillingen. Jane berührte leicht meinen Unterarm und führte mich in eine Gasse: »Du fragst dich bestimmt, was dieser Aufzug soll.« Ich nickte. Alec schob seinen Ärmel etwas nach oben und als das Sonnenlicht darauf traf, funkelte seine Haut, als wären hunderte von Diamanten darin eingelassen. »Wow, wie cool!«, sagte ich gebannt. Dann verglich ich meinen Arm mit dem seinen. Enttäuscht stellte ich fest, dass diese nicht glitzerte. Beziehungsweise nur ganz schwach beim genaueren Hinsehen. »Das wird Aro interessieren. Ein Vampir der nicht glitzert.«, murmelte Jane. »Ist das selten?«, fragte ich und schaute sie an. Sie und Alec wechselten einen Blick, ehe sie antwortete: »Bisher einmalig.« »Das heißt, ich bin etwas besonderes.«, stellte ich erfreut fest. »So könnte man das sagen.«, Alec lächelte leicht.

Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Ich war in Italien geboren, aber schon ewig nicht mehr hier gewesen, also war ich fasziniert von der Stadt. »Wie alt bist du eigentlich?«, unterbrach Jane die Stille. »Sechzehn.«, antwortete ich betrübt. »Was, noch so jung?«, fragte Alec erstaunt. Ich funkelte ihn an: »Was?« »Nun..ich dachte, du wärst achtzehn oder neunzehn. Du siehst so erwachsen aus.« , sagte er schulterzuckend. Ich ignorierte Janes Kichern. »Wenn du das sagst. Und ihr?«, fragte ich neugierig. Wieder erhob Alec das Wort: »Wir sind auch sechzehn. Ewig versteht sich.« Jetzt machte ich große Augen: »Ich hielt euch für vierzehn oder fünfzehn!« Jane zischte. Es schien ihr nicht zu gefallen, für jünger gehalten zu werden. Alec legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm: »Beruhige dich.« Sie nickte.

Nach einiger Zeit erreichten wir die Eingangshalle und mein Blick schweifte unruhig durch die Gegend. Hier lag der Duft von menschlichem Blut in der Luft und das Brennen in meiner Kehle loderte wieder auf. »Alec, habe ein Auge auf sie. Ich werde mit Aro sprechen.«, sagte Jane bestimmt und verschwand. Alec zog mich zu den Stühlen, die an der Wand gereiht standen: »Setz dich hin.« »Keine Lust.«, erwiderte ich. Lieber schaute ich mich um. Hinter dem Empfangstresen stand eine junge Frau, sie war hübsch, aber nicht außergewöhnlich. Von ihr gingen warme Wellen aus. »Sie ist ein Mensch, oder?«, flüsterte ich. Alec nickte abwesend. Meine Augen hielten sich starr auf ihr, mein Körper zitterte vor Anstrengung sie nicht anzugreifen. Alec vernahm meine Ungeduld, er schaute mich an: »Hab noch etwas Geduld. Sobald wir das mit Aro geklärt haben, werden wir dafür sorgen, dass dein Durst gestillt ist.« Seine Worte lösten zweierlei Reaktionen aus. Einerseits schauderte ich, wenn ich daran dachte, was sie bedeuteten. Aber andererseits empfand ich so etwas wie ungeduldige Vorfreude. »Ist es normal, dass ich so...nunja..«, ich wusste nicht, wie ich die Frage formulieren sollte. »Du bist neugeboren. Es ist ohnehin erstaunlich, dass du dich so gut unter Kontrolle hast. Jeder andere Neugeborene hätte sich schon auf sie gestürzt. Blutdurst ist an erster Stelle.«, antwortete er stirnrunzelnd. Ich dachte über seine Worte nach und stellte fest, dass sie mir gefielen: »Vielleicht ist es doch nicht ganz so schlimm anders zu sein.« Er schaute mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und beließ es dabei.

In diesem Moment kam Jane nach draußen, ihr Gesicht war ausdruckslos: »Meister Aro will sie sehen.« Alec schien genauso irritiert wie ich, denn er schaute seine Schwester fragend an. Diese ging einfach nur voraus und nach kurzem Zögern folgte ich ihr.

Die Empfangshalle war schon sehr prunkvoll eingerichtet, aber dieser Saal schlug alles. Ich konnte mich kaum satt sehen an der Schönheit. Meine Aufmerksamkeit galt so der Umgebung, dass ich die drei Personen, die am Ende einer Treppe standen, zuerst gar nicht bemerkte, so unscheinbar wirkten sie. Erst als der in der Mitte sich nach vorne bewegte, schaute ich zu ihnen. »Kylia, es ist mir eine Freude dich hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Aro und das sind meine Brüder, Caius und Marcus.«, seine Stimme war sanft und er lächelte. Doch irgendetwas an diesem Lächeln wirkte falsch für meine Augen. Ein leises Knurren entfuhr mir und ich war so erschrocken, dass ich erstarrte. Hinter mir hörte ich Jane kichern. Aro lächelte nachsichtig: »Verständlich, dass du dich bedroht fühlst. Und es ist mir klar, dass dein Durst sehr groß sein muss. Wir werden das Gespräch so kurz wie möglich halten.« Ich erwiderte nichts darauf, ich wusste nicht, was. Es war alles so neu und ungewohnt für mich, ich konnte in so vielen verschiedenen Perspektiven denken. Während ich das dachte, dachte ich auch an meine Mutter, an Patrick, daran wie es sich angefühlt hatte, als ich verwandelt wurde, an meinen Durst und mein Misstrauen gegenüber alldem. »Erlaubst du?«, fragte Aro und ließ die Hand knapp über meinem Arm verharren. Ich dachte daran, was Jane konnte und zuckte instinktiv leicht zusammen, als seine Hand ganz leicht meinen Unterarm berührte. Doch darauf folgte kein Schmerz. Nach nur wenigen Sekunden ließ er wieder von mir ab. »So ist das also. Verstehe. Nun, du scheinst ganz außergewöhnliche Fähigkeiten zu besitzen.«, ein Leuchten breitete sich auf seinem Gesicht aus. »F-Fähigkeiten? Was für..Fähigkeiten?«, stammelte ich verwirrt. »Das wirst du schon noch merken. Auf jeden Fall würde ich dich gern als Wache unterweisen. Aber darüber reden wir später. Es ist Essenszeit.« Er rauschte an mir vorbei, Caius und Marcus hinter ihm her. Alec griff sanft nach meinem Ellebogen und führte mich nach draußen. »Was meinte er mit Essenszeit?«, fragte ich neugierig. »Du wirst gleich sehen.«, antwortete er lächelnd. Prompt war Jane an meiner anderen Seite: »Lass dich einfach überraschen.« Ich hatte eine düstere Vorahnung.

Wir gelangten in einen weiteren Raum, nicht ganz so prunkvoll. Die Frau von vorhin führte eine Gruppe von Menschen durch den Raum und erzählte etwas, das sich für mich ganz nach der Geschichte des Schlosses anhörte. »Was für eine große Auswahl wir doch heute haben.«, kicherte Jane begeistert. Ich brauchte etwas, bis ich verstand, was sie meinte. Meine Augen weiteten sich. Sie meinte damit, dass diese Menschen unser Essen sein sollen???!! Ich war zutiefst bestürzt darüber. »Beruhige dich. Damit wirst du dich von nun an abfinden müssen. Du hast keine andere Wahl.«, sagte Alec und lächelte sanft. Alles in mir sträubte sich dagegen. Die Erinnerung kam wieder hoch, wie ich es mit Patrick gemacht hatte..ihn ausgesaugt und somit getötet. Aber der Durst war so stark...meine Kehle brannte wie verrückt und ich hasste es. Doch ich war etwas eingeschüchtert und ja, ich hatte auch ein wenig Angst. Hilfesuchend schaute ich zu Alec, ihm vertraute ich am meisten hier: »Aber..was soll ich tun?« Er lächelte: »Es ist ganz leicht, du wirst es instinktiv wissen.« Wie auf Kommando gingen plötzlich die Lichter aus. Unter den Menschen entstand Unruhe. Obwohl es stockdunkel war, konnte ich jede Linie ihrer Gesichter sehen. Es war irritierend, die Dinge mit diesen Augen zu sehen. Ich spürte einen kalten Lufthauch vorbeizischen und im Nachhinein erkannte ich Jane. Schnell wie der Blitz war sie zwischen der Menschenmenge verschwunden, ein leises Knacksen ertönte, einige erschrockene Schreie. »Wenn sie in Panik sind, ist ihr Blut noch schmackhafter.«, kicherte Alec und stürzte nun seinerseits auf die Menge zu. Ich ließ das Denken beiseite und hörte auf meinen Instinkt. Ich hatte einen Menschen gefunden, der für mich verlockend roch und steuerte auf ihn zu. Mit einem schnellen Satz hatte ich ihn erreicht und tat es Jane gleich, brach sein Genick und schlug zielstrebig meine Zähne in seinen Hals. Das warme Blut tat gut. Es ließ dieses grässliche Brennen verschwinden. Ich trank in gieriger Hast und konnte nicht genug bekommen. Viel zu schnell war kein Tropfen mehr in diesem Körper, aber ich hatte immer noch etwas Durst und so saugte ich noch einen zweiten aus.
 

Als das Massaker, ich nenne es beabsichtigt so, beendet war, überkam mich erst recht wieder ein schlechtes Gewissen. Ich empfand Mitleid für die Menschen, ich konnte ihre Angst am eigenen Leib spüren. Es war, als würde ich meine eigene Angst immer und immer wieder durchleben. Ich war eine abscheuliche Kreatur geworden.

Man hatte mir ein Zimmer zugewiesen, es war schön und gemütlich aber ich fühlte mich nicht wohl. Fernab von meiner Mutter und ohne Patrick war ich einsam..und ein niemand. Das wurde mir jetzt klar. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich hätte nie gedacht, in meiner jetzigen Form derartige Gefühle haben zu können, doch ich vermisste die beiden und es tat weh. Ich schluchzte und meine Augen brannten, aber blieben trocken. Meine neue Art zu weinen.

Ich durchlebte alle Erinnerungen, schöne und nicht so schöne und sie waren verschleiert und schwer zu erkennen, aber ich wollte sie nicht vergessen. Ich hing an ihnen.

Ich hatte mich aufs Bett gelegt und fragte mich beiläufig, wozu hier überhaupt eines stand, wenn Vampire doch nicht schlafen konnten. Ich beantwortete mir die Frage selbst- zum Schein, natürlich.

Es klopfte an der Tür und eine Sekunde später öffnete sie sich einen Spalt. Janes Gesicht kam zum Vorschein: »Du sollst mitkommen, es gibt etwas zu tun.« Ich setzte mich auf und schaute sie irritiert an: »Etwas zu tun?« »Komm einfach mit und stell keine Fragen.«, fauchte sie fast. Ich folgte ihr und wollte wissen, wass sie gegen mich hatte. Wieso war sie denn so fies zu mir, wo ich ihr gar nichts getan hatte? Da überkam mich eine Einsicht. Sie hatte Angst, Alec zu verlieren. Ich runzelte die Stirn. Das war merkwürdig, was hatte ich denn damit zu tun?

Wir gingen durch mehrere dunkle Gänge und landeten in einem Garten. Was ansich schon merkwürdig genug war. Es war jedoch ziemlich grotesk, dass mittendrin ein Friedhof lag. Ich schauderte kurz und verlagerte meinen Blick auf die seltsame kleine Armee vor uns. Es waren ingsgesamt fünf Vampire. Alec war auch unter ihnen, er stand direkt neben einem großen, muskulösen Typ. An seiner Stelle hätte mir das Unbehagen bereitet, doch er schien sich ganz wohl zu fühlen.

Kaum waren wir angekommen, trat auch Aro in den Garten. Er nickte Jane kurz zu und diese schleppte mich mit zu der Gruppe. »Hier die Fakten. Ihr reist nach Rom, denn dort treiben einige Vampire ihr Unwesen und drohen uns auffliegen zu lassen. Ich vertraue darauf, dass ihr das Problem löst. Und zeigt Kylia, wie wir vorgehen.«, sein Blick ruhte auf mir. "Vorgehen? Was soll denn das jetzt heißen?", dachte ich mir. Einstimmiges Gemurmel. »Dann gehen wir jetzt.«, sagte Jane und alle folgten ihr.
 

Nach kurzer Zeit kamen wir in Rom an (meine Geburtstadt <3) und ich wurde halb sentimental. Doch ich riss mich am Riemen und folgte dem merkwürdigen Grüppchen. Ich dachte eigentlich, wir würden in Richtung des Waldes gehen, doch stattdessen gingen wir mitten in die Stadt. »Hier in der Stadt sind Vampire?«, fragte ich verwundert. »Sie sind überall.«, erklärte Alec. »Du bist bestimmt schon oft an einem vorbeigelaufen, ohne es zu wissen.« Ich versuchte, mich daran zu erinnern, zuckte dann aber erfolglos die Schultern. An einem Brunnen blieben wir stehen. Eine kleine Menschentraube hatte sich darum gebildet..nein, Moment, darunter waren auch Vampire. Und sie glitzerten in der Sonne. Dass sie sich so Menschen zeigten, konnte nichts gutes sein. »Wir machen kurzen Prozess.«, sagte Jane bestimmt und kaum hatte sie ausgesprochen, teilte sich unsere Gruppe und umzingelte die Fremden.

Einige fauchten überrascht, andere reagierten vollkommen ruhig. Für die Menschen mussten wir eine ganz merkwürdige Zusammenstellung sein. Alec trat vor, scheinbar war er ihr Wortführer: »Wir wüssten gerne, was das soll.« Er deutete auf die Menschen. »Ach, das. Nichts besonderes.«, antwortete einer von ihnen lässig. »Wie könnt ihr es wagen, euer Geheimnis den Menschen zu zeigen?«, fragte Alec missbilligend. »Ist doch unser Leben.«, erwiderte ein anderer. »Ihr gefährdet damit die ganze Existenz!«, zischte Jane. Einer der unsrigen, ich glaubte, sein Name war Felix, ließ bedrohlich die Finger knacksen. »Wir machen immer noch, was wir-«, weiter kam er nicht, denn plötzlich schrie er vor Schmerz auf. Ich warf einen schnellen Blick zu Jane und ihre Konzentration war ihr deutlich anzusehen. Das war also wieder ihr Werk. Die Menschen tuschelten und waren äußerst verängstigt. Ich spürte ihre Todesangst allzu deutlich. Es machte mich fast verrückt. »Da bleibt wohl nichts anderes übrig.«, erneut stobte unsere Gruppe auseinander und tötete alle Vampire. Ich verfolgte das Spektakel entsetzt und wurde noch entgeisterter als sie auch die Menschen, einen nach dem anderen umbrachten. »Wieso denn die auch?«, fragte ich. »Es dürfen keine Zeugen übrig bleiben.«, antwortete Jane kalt.
 

Noch am selben Abend waren wir zurück. Ich ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Ich fand es einfach grausam, was die Volturi taten. So wollte ich nicht leben. Ich fasste einen Entschluss. Ich würde die Volturi wieder verlassen und versuchen, woanders Fuß zu fassen.

Mein Entschluss stand also fest und ich schlich mich aus meinem Zimmer. Es überraschte mich beinahe, dass sie mich nicht eingesperrt hatten, aber sie hatten ja nicht unbedingt Grund dazu.

»Wo wollen wir denn hin?«, fragte Jane. Ich erschrak, denn ich hatte sie nicht bemerkt. Verzweifelt suchte ich nach Ausflüchten: »Frische Luft schnappen..« »Ja unbedingt. Du willst doch fliehen.«, stellte sie fest. Ich erwiderte nichts darauf und biss mir auf die Lippe. Kein schönes Gefühl. »Hör zu, wenns nach mir ginge könntest du ohne weiteres verschwinden. Ich mag dich nicht. Aber Aro will dich in seiner Sammlung haben und-« Sie konnte nicht weitersprechen und bewegte sich plötzlich auf den Ausgang zu. Ich war total verwirrt, sie tat das, was ich mir wünschte???

Ich stand noch eineinhalb Sekunden erstarrt da, dann wurde mir meine Chance bewusst. Ich konnte abhauen. Ich lief die Gänge entlang und schaffte es nach draußen zu kommen.

Ich wunderte mich darüber, dass mir niemand folgte, aber das war mir nur recht. Ich wollte nur noch weg.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2009-07-12T19:30:58+00:00 12.07.2009 21:30
*einen kommi für alle drei mach*
Ich mag die FF,
endlich weiß ich dann auch mehr über Ki.
So ist sie schön geschrieben,
aber ich finde eh das du schreiben kannst.
Ich freu mich schon drauf noch mehr zu lesen.
Und Ki tut mir manchmal irgendwie Leid,
wie alles läuft und so..
Naja jetzt hat sie noch Jazz..xD und dann nich mehr...man siehe meine FF...ja so ist das leben.

Auf alle Fälle mach weiter, Schatzi!


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