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The Treehouse

von

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Freitagnachts

Kapitel 1
 

BPov
 

Die Bilder zogen rasend schnell an meinen Augen vorüber, rotierten in meinem Kopf wie ein Kettenkarussell. Farben verschwammen, vermischten sich, verzerrten meine Sicht.

Grün, Blätter, der Wald. Weiß, der Mond, fahler Lichtschein. Braun, Holz, ein Baumhaus. Und

Rot, immer wieder Rot, rotes Blut, das sich auf dem Boden in einer Lache sammelte, das Laub durchtränkte. Rot auf weiß, weißer, blasser Haut, in einem schrecklich vertrautem Gesicht.

Tok Tok Tok...

Ein seltsam realer Laut zwischen all den wirren Traumbildern.

Tok Tok Tok...

Da war es wieder, zog mich langsam an die Oberfläche.

Meine Augenlider flatterten, Licht drang durch meine Wimpern und malte bunte Punkte vor mir in die Luft.

Tok Tok Tok...

Verwirrt setzte ich mich auf und schaute mich um. Ich befand mich auf meinem Bett, die Welt hinter den Scheiben meiner Fenster war in vollkommene Dunkelheit getaucht, meine Nachttischlampe hüllte den Raum in grelles Licht, das mich blendete. Ein Blick auf den Radiowecker neben meinem Kopf sagte mir, dass es Mitternacht war, der Freitag wandelte sich in einen Samstag.

Mein brauner Kapuzenpullover war von meinem unruhigen Schlaf zerknittert, und ich trug noch immer die Jeans vom Vortag.

Tok Tok Tok...

Erneut dieses Geräusch und diesmal konnte ich es problemlos einordnen. Jemand warf Steinchen an mein Fenster.

Lächelnd öffnete ich es und blickte hinaus in die Nacht, genoss die kühle Luft die in mein Zimmer strömte und atmete tief ein und aus.

„Verdammt, Swan!“, zischte eine mir nur allzu bekannte Stimme in der Dunkelheit und mein Lächeln wurde zu einem Grinsen.

„Beweg deinen Arsch hier runter, es ist schweinekalt und ich warte bestimmt nicht ewig auf dich! Kannst du nicht einmal rechtzeitig gekommen?“

„Tut mir Leid!“, wisperte ich zurück,“Ich bin eingeschlafen.“

Ich wusste, dass Edward die Augen verdrehte, obwohl ich sein Gesicht nicht erkennen konnte.

Im Grunde war es lächerlich, dass ausgerechnet er mir chronische Unpünktlichkeit vorwarf, war er doch selbst die Unzuverlässigkeit in Person, doch ich verkniff mir einen Kommentar in diese Richtung, da er ohnehin schon gereizt war. Er hasste es auf sich aufmerksam machen zu müssen, indem er Kieselsteine an Fensterscheiben warf. Er fand das furchtbar theatralisch und albern, doch würde er es an der Haustür versuchen und Dad kriegte etwas mit, würde er Edward die Hölle heiß machen. Kein Vater erfuhr gern, dass seine Tochter jede Freitagnacht durch das Fenster verschwand.

Vorsichtig schwang ich ein Bein durch das offene Fenster und tastete mit dem Fuß nach dem dicken Ast, der direkt vor meinem Zimmer ragte und zu dem Kirschbaum gehörte, an dessen Stamm gelehnt, Edward auf mich wartete. Langsam ließ ich mich hinab gleiten, bis ich sicher mit beiden Füßen auf dem Ast stand, dann machte ich mich an den weiteren Abstieg. Plötzlich rutschte meine Schuhsohle an der Rinde ab, einen furchtbaren Augenblick lang stand ich hilflos inmitten von Luft, dann spürte ich zwei starke Arme die sich um meine Hüften schlangen und mich sicher auf dem Boden absetzten.

Diesen Vorgang war ich längst gewöhnt. Durch meinen Mangel an Körperkoordination, passierte mir jede Woche aufs Neue etwas in dieser Art: Ich rutschte ab, stolperte, griff ins Leere und einmal war ich sogar kopfüber aus dem Fenster gestürzt (etwas, worüber Edward sich noch immer gerne lustig machte). Dennoch hatte ich mir bei diesen nächtlichen Aktionen nie auch nur einen Kratzer geholt, jedes Mal wurde ich von Edward vor einem Sturz bewahrt.

Fröhlich lächelnd drehte ich mich zu meinem besten Freund um, der mich noch immer leicht vorwurfsvoll musterte.

„Hey!“, begrüßte ich ihn überschwänglich und hörte ihn leise seufzen.

„Hi.“, murrte er, offensichtlich schlecht gelaunt und ich runzelte die Stirn.

„Was ist los?“, fragte ich ihn.

Er betrachtete mein Gesicht mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen, das ich durch die Dunkelheit nur erahnen konnte.

„Du meinst abgesehen davon, dass meine beste Freundin mich 15 Minuten in der eisigen Kälte hat warten lassen? Mal wieder?“

Ich ging auf seinen Tonfall nicht ein, ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass seine düstere Stimmung nicht lange anhalten würden.

„Ja, abgesehen davon.“, erwiderte ich munter.

Er zuckte die Schultern.

„Stress mit Carlisle, nicht so wichtig.“

Er griff nach meinem Handgelenk, seine Finger waren ganz kalt von der kühlen Oktobernachtluft und zog mich mit sich die Straße entlang.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“, fragte ich ihn und musterte ihn aus den Augenwinkeln abschätzig.

„Wie kommst du eigentlich darauf, dass es meine Schuld ist?“, wollte er mürrisch wissen und ich schnaubte spöttisch. Das genügte als Antwort.

„Wie gesagt, es ist nicht wichtig.“, speiste er mich ab und dieser verschlossene Ausdruck, den ich so sehr hasste, trat auf sein Gesicht. Ich hakte nicht weiter nach.

Inzwischen hatten wir unser Ziel erreicht.

Zwei Straßen von meinem Haus entfernt stand an einer defekten Straßenlaterne gelehnt Edwards Motorrad, eine auf den ersten Blick schrottreife Rostlaube. Etwas, dass sich auch auf den zweiten Blick nur bestätigte, zumindest in meinen Augen, wahrscheinlich weil ich von so etwas absolut keine Ahnung hatte.

Allerdings hatte `dieses Schätzchen einiges drauf´, wie Rosalie es einmal ausgedrückt hatte. Sie war es gewesen, die Stunden mit dem Ding in der Werkstatt zugebracht hatte um es rechtzeitig zu Edwards 17. Geburtstag fahrtüchtig zu machen.

Dieser schwang sich jetzt in den Sattel und hielt mir auffordernd einen Helm hin. Ich verzog unwillig das Gesicht.

„Wieso bestehst du eigentlich immer darauf, dass ich einen Helm trage, hältst es aber nie für nötig selbst einen aufzusetzen?“, fragte ich ihn schmollend, wie jedes Mal, und erhielt wie jedes Mal die selbe Antwort:

„Weil dein hübsches Köpfchen um einiges wertvoller ist als meins. Und jetzt setz das Ding auf und halt die Klappe.“

Ich verdrehte die Augen und verkniff mir ein Lächeln, während ich seiner Aufforderung nachkam und mich hinter ihm platzierte.

Meine Arme schlang ich fest um ihn, als der Motor unter mir dröhnend zum Leben erwachte und die Maschine mit einem Ruck nach vorne schoss.

Die gemeinsame Fahrt mit Edward, war einer der Gründe aus denen ich die Freitag, bzw. Samstagnächte so sehr liebte. Das Gefühl, das mich erfasste, wenn der Wind durch meine Haare fuhr, ich spürte wie die Umgebung an mir vorüberflog, war eines vollkommener Freiheit und ich genoss es in vollen Zügen.

Ich spürte Edwards Bauchmuskeln unter meinen Händen beben und wusste, dass er vergnügt lachte, obwohl der röhrende Motor seine Stimme übertönte. Die schlechte Laune, die ihn noch vor wenigen Minuten eingenommen hatte, war wie weggeblasen.

Ich legte meine Wange auf seinen Rücken und schloss die Augen.

Es dauerte nicht lange, da mischte sich unter das Pfeifen des Windes ein leises Rauschen, das mich zum Lächeln veranlasste- das Meer!

Kurz darauf stotterte der Motor ein letztes Mal auf, bevor wir zum Stillstand kamen und ich mich etwas umständlich vom Sattel gleiten ließ.

Wir standen am Straßenrand, von wo aus man auf den etwas tiefer gelegenen Strand hinab gucken konnte. Das Licht des Mondes spiegelte sich im schwarzen Wasser, ebenso wie die verschieden farbigen Lampen, die von der belebten Strandhütte aus, den ganzen Strand in ein tanzendes Schattenspiel verwandelten.

Musik drang an meine Ohren und ich sah einige Jugendliche am Wasser entlang laufen, andere bewegten sich im Takt der Musik oder standen in kleinen Gruppen an der Bar.

Fast jedes Wochenende versammelten sich die Jugendlichen von Forks hier, um der Langeweile des Kleinstadtlebens zu entfliehen- natürlich ohne das Wissen jeglicher Erwachsene. Nicht einmal Wren wusste Bescheid. Wren war 35, schien sich allerdings für 19 zu halten und war ein Versager auf der ganzen Linie. Sein verhärmtes Gesicht war stets mit einem Dreitagebart bedeckt, seine Wangen hingen schlaff hinab, die hellblauen, fast weißen Augen, lagen tief in den Höhlen und blickten meist glasig ins Nichts.

Er verdiente sich mit dies und jenem etwas Geld- sprich, er verschacherte Drogen an die jugendliche Bevölkerung von Forks. Doch hier war seine Anwesenheit absolut tabu, wofür ich dankbar war, vor allem, da ich wusste, dass Edward in dieser Richtung kein gänzlich unbeschriebenes Blatt war.

Ich spürte, wie Edwards Finger wieder mein Handgelenk umfassten und wurde von ihm Richtung Hütte gezogen. Ich streifte eilig meine Schuhe ab,meine Füße gruben sich mit jedem Schritt in den weichen, kühlen Sand und hinterließen, neben denen von Edward lächerlich klein wirkende Spuren.

Wir erreichten eine kleine Gruppe Jugendlicher, die gemeinsam im Sand saß, zusammen lachte und redete. Ich erkannte Ginnys rot-blonde Lockenmähne, neben ihr saßen Eric und Mike, außerdem waren Angela, Jacob und Jessica dabei. Dröhnende Bässe ließen die Luft vibrieren, die Boxen arbeiteten auf Höchstleistung.

Inzwischen hatten die anderen mich bemerkt und grinsten in meine Richtung riefen mir über die laute Musik Begrüßungen zu. Edward wurde von keinem von ihnen beachtet, doch das war ich schon gewohnt. Meine Freunde konnten ihn nicht ausstehen. Sie verstanden nicht, wie es kam, dass ausgerechnet er mein bester Freund war und ich hatte es aufgegeben zu versuchen, sie einander näher zu bringen. Edward war für sie ein Arschloch und Edward konnte mit ihnen einfach nichts anfangen- was auf den Großteil der Menschheit zuzutreffen schien.

„Geh ruhig hin.“, hörte ich Edward neben mir sagen. Sein Blick war auf ein Mädchen gerichtet, das etwas abseits der anderen stand und auf ihn zu warten schien. Rosalie, die blonden Haare locker hochgesteckt, nur dezent geschminkt und trotzdem alle anderen Mädchen in ihrer Umgebung mit ihrer Schönheit mühelos überstrahlend. Die beiden waren seit ungefähr zwei Monaten ein Paar- das meist diskutierte Paar der Schule.

Rein äußerlich wunderte es niemanden, dass die zwei zusammengefunden hatten.

Man erkannte auf den ersten Blick, das Edward kein gewöhnlicher 17-jähriger Junge war. Nicht nur, dass er außerordentlich gut aussah, da war auch etwas an seiner Körperhaltung, an der Art und Weise wie er sich bewegte, an seinem Gesichtsausdruck,am Klang seiner Stimme, das ihn von anderen unterschied, ihn abgrenzte.

Er war anders. Und niemand konnte genau bestimmen, was es war, das ihn dazu machte.

Natürlich würde sich Rosalie Hale niemals mit einem Jungen abgeben, an dem irgendetwas auch nur annähernd durchschnittlich war.

Doch es war nunmal so, dass trotzdem Welten zwischen den beiden lagen. Rosalie Hale gehörte zu der Hollywood-Clique von Forks (glaubt mir, den Namen habe nicht Ich mir ausgedacht), sie wurde immer in Begleitung von Emmett Cullen, Jasper Withlock und Alice Brandon gesehen, während Edward...nun ja, Edward hing mit mir rum, dem Inbegriff der Langeweile. Und dann war da noch Jace, sein bester Freund, der einfach nur als seltsam beschreiben werden konnte.

„Ich geh rüber zu Rose, wir sehen uns nachher.“, riss Edwards Stimme mich erneut aus meinen Überlegungen, ließ meine Hand los und verschwand in der Menge.

Ich seufzte leise und ließ mich neben den anderen auf den Boden plumpsen.

Ginny musterte mich mit einem missbilligendem Ausdruck auf dem Gesicht.

Sie öffnete gerade den Mund, als ich sie auch schon zum Schweigen brachte.

„Nicht schon wieder, Gin! Ich weiß was du von ihm hält, ich weiß es in und auswendig, also spars dir. Er ist wirklich ein guter Kerl, du kennst ihn nur nicht so, wie ich es tue.“

Sie schloss den Mund wieder, behielt den finsteren Gesichtsausdruck aber bei.

Seit Edward mit vierzehn den Briefkasten ihrer Familie in die Luft gejagt hatte, verabscheute sie ihn leidenschaftlich.

„Ginny hat Recht,Isabella, er ist ein schlechter Umgang für dich. Irgendwann wird er dich nochmal in echte Schwierigkeiten bringen!“, schaltete sich nun auch Jacob ein. Ich verdrehte gereizt die Augen.

„Können wir bitte von etwas anderem reden?“, murrte ich genervt.

„Wie du meinst, aber du weißt, dass ich Recht habe.“ Ich verkniff mir eine bissige Bemerkung darauf und wandte mich stattdessen Jessica zu.

„Sag mal, hast du dir jetzt eigentlich dieses Kleid gekauft, von dem du mir letztens erzählt hast?“, wechselte ich das Thema, wohlwissend, dass Jessica sich jetzt stundenlang über das heißbegehrte Kleidungsstück auslassen würde.

Während sie fröhlich vor sich hinplapperte, wanderte mein Blick umher, bis ich Edward an der Bar entdeckte, Rosalie auf dem Schoß und eine Bierflasche in der Hand. Ich lächelte, als ich sah, wie sie ihn mit irgendeiner Bemerkung zum Lachen brachte. Ich wusste, dass sie mich nicht ausstehen konnte, aber damit kam ich schon klar, solange Edward glücklich war.

Plötzlich sprang Jacob auf und lenkte so meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich glaub, ich mach einen kleinen Spaziergang am Meer entlang.“, sagte er, wahrscheinlich wollte er vor Jessicas Redeschwall fliehen, was ich ihm nicht verdenken konnte. „Kommst du mit?“, fragte er nun an mich gewandt.

Ich zuckte die Schultern und erhob mich ebenfalls. „Warum nicht.“

Seite an Seite liefen wir aufs Ufer zu, ab und zu berührten sich unsere Arme oder seine Hand streifte meine. Seine Haut war ganz warm, so wie immer- Jacob wurde niemals kalt. Er schien der Einzige weit und breit zu sein, der im T-Shirt erschienen war. Allein sein Anblick ließ mich frösteln.

„Verdammt, ist dir das wirklich nicht zu kalt?“, fragte ich ihn, obwohl ich die Antwort natürlich schon kannte.

„Nö!“, erwiderte er grinsend und fügte dann mit besorgtem Gesichtsausdruck hinzu: „Dir etwa?“

Lachend schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, schon gut.“, beruhigte ich ihn. Jacob war ein wirklich guter Freund, doch er übertrieb es manchmal mit seiner Fürsorglichkeit und ich wollte verhindern, dass er mir sein T-Shirt überließ und dann halbnackt dastand- nicht dass das ein verachtenswerter Anblick gewesen wäre.

Jacob stammte aus dem Indianerreservat und war eigentlich ein paar Monate jünger als ich, doch hatte ich ihn noch vor ein paar Jahren um einen Kopf überragt, war er inzwischen geradezu in die Höhe geschossen. Man hatte beinahe das Gefühl, man könne ihm beim wachsen zu sehen- er war bestimmt an die 1,95 groß. Außerdem hatte er sich beträchtliche Muskeln zugelegt, die sich unter seiner gebräunten Haut sichtbar spannten. Das schwarze Haar trug er neuerdings kurz und nicht wie bisher schulterlang, wie es im Reservat üblich war.

Ich musste zugeben, dass er durchaus gut aussah.

Während wir am Wasser entlangschlenderten redete Jacob ununterbrochen. Doch im Gegensatz zu Jessicas sinnlosem Gequassel, war es nicht störend, im Gegensatz, ich hörte ihm gerne zu.

Er erzählte von seiner Schule- er besuchte eine andere als ich, nämlich die für die Reservatskinder-, seinen Freunden, besonders von Quil, dessen Geschichten mich immer wieder zum Lachen brachten, von seinem Vater, der im Rollstuhl saß und seinen schon erwachsenen Schwestern und mit leuchtenden Augen von dem Auto, an dem er gerade herum schraubte, um es rechtzeitig zu seinem Führerschein fertig zu bekommen.

Irgendwann setzten wir uns nebeneinander in den Sand, die Füße ganz nah am Wasser und betrachteten einträchtig schweigend das Spiel der Wellen.

Da hörte ich, wie jemand über die inzwischen leiser gewordene Musik hinweg Jacobs Namen rief und drehte mich um. An der Hütte stand Embry, einer von jacobs besten Freunden, mit den Armen wild in unsere Richtung wedelnd und noch immer Jacobs Namen brüllend.

„Vielleicht solltest du lieber hingehen.“, riet ich ihm.

Er nickte. „Kommst du mit?“, fragte er dann, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich glaube, ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen.“

„Na gut, dann bis nachher.“ Ich schaute ihm nach, wie er langsam auf seinen Kumpel zustapfte, ehe ich mich auf den Rücken sinken ließ und in den Nachthimmel starrte.

Für Forks, war der Himmel heute ungewöhnlich klar, die Sterne wirkten, als bräuchte ich nur den Arm auszustrecken, um nach ihnen zu greifen. Das Meeresrauschen ließ die Musik immer mehr in den Hintergrund rücken, bis ich sie fast vollständig ausgeblendet hatte.

„Hey Kleines!“

Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Neben mir saß Edward und bedachte mich mit diesem, für ihn typischen schiefen Grinsen, das die Mädchen reihenweise in Ohnmacht fallen ließ.

„Oh, du bist's nur.“, stellte ich fest und streckte mich ein wenig.

„Was soll das denn heißen, nur?“, wollte er mit gespielter Entrüstung wissen und ich verdrehte die Augen.

„Wahrscheinlich hast du auf Jacob gehofft. Ihr hattet es ja gerade ganz schön kuschelig hier.“, spöttelte er schelmisch und ich verpasste ihm einen Stoß in die Rippen.

„Mach dich nicht lächerlich.“, wehrte ich ab und spürte wie ich rot wurde.

„Jetzt mal im Ernst, der Kleine ist doch total verknallt in dich. Der hechelt dir hinterher wie ein Golden Retriever. Merkst du nicht, wie er dich ansieht?“ Edward hatte sichtlich Spaß daran, mich ein wenig zu ärgern und ich funkelte ihn gereizt an.

„Hör jetzt auf damit, Jacob steht nicht auf mich!“, fauchte ich ihn an.

Edward lachte bloß. „Jacob und Bella, sitzen auf nem Baum und K Ü S S E N!“, stimmte er einen kindischen Singsang an, so laut, dass ich befürchtete, jemand könnte ihn hören, womöglich sogar Jacob.

„Cullen!“, zischte ich warnend und flammend rot im Gesicht, während er sich köstlich auf meine Kosten amüsierte.

Ich verpasste ihm einen kräftigen Schubser, in der Hoffnung ihn endlich zum Schweigen zu bringen, als es laut platschte und er im Wasser landete.

Erschrocken sprang ich auf. Edward befand sich halb sitzend halb liegend im Meer, eine Welle schwappte über seinen Kopf hinweg und durchnässte ihn bis auf die Knochen.

„Oh verdammt! Das tut mir echt Leid!“, jammerte ich entschuldigend, konnte mir aber gleichzeitig ein Lachen kaum verkneifen, während Edward mich säuerlich musterte.

„Swan, das ist nicht witzig!“, fluchte er und streckte mir seinen Arm entgegen. „Hilf mir wenigstens auf!“

Grinsend griff ich nach seiner Hand- und landete mit einem Ruck neben ihm. Eisige Kälte durchdrang meine Kleider, als ich unter Wasser tauchte und die Welt für eine Sekunde in vollkommene Stille getaucht wurde. Dann tauchte ich prustend wieder auf.

„Mistkerl!“, japste ich in Edwards Richtung, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Für einen Moment versuchte ich ernsthaft wütend auf ihn zu sein, doch dann konnte ich nicht anders als mitlachen.

Ich kippte ihm einen Schwall Wasser ins Gesicht, woraufhin er sich rächte indem er mich einmal kurz untertauchte und die ganze Zeit über konnten wir nicht aufhören zu lachen.

Uns die Bäuche haltend, schleppten wir uns schließlich aus dem Wasser und sackten im Sand, noch immer prustend, zusammen. Es war grausig kalt und inzwischen wurden wir von allen Seiten angestarrt. Ich bemerkte am Rande Ginnys Blick, der sich von Verärgerung in Besorgnis gewandelt hatte, Jacob, der drein schaute, als hätte jemand seinen Hund überfahren, Rosalie, die die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen presste, während nasse Haarsträhnen meinen Blick verschleierten.

Als wir uns endlich eingekriegt hatten, lagen wir atemlos nebeneinander, mein Kopf ruhte auf seiner Brust, ich konnte spüren wir sie sich unregelmäßig hob und senkte.

„Ich hab mich mit Emmett geprügelt.“, sagte er völlig unvermittelt in die Stille hinein.

„Was?“ Ich rollte mich herum, so dass ich ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Deswegen hatte ich Ärger mit Carlisle und Esme. Weil ich mich mit Emmett geprügelt habe.“, erklärte er. Er sah mich nicht an, sondern starrte in den Sternenhimmel, als könne er dort irgendetwas erkennen, das anderen verborgen blieb.

„Oh.“, war die einzige Erwiderung die mir einfiel.

Nach dem Tod seiner Eltern war Edward zu seiner Tante und dessen Mann gezogen, die einen Sohn in ungefähr seinem Alter hatten, Emmett. Die zwei gerieten ständig aneinander und ignorierten sich außerhalb des Hauses einfach völlig. Doch das war schwieriger geworden, seit Edwad Zeit mit Rosalie verbrachte, die gut mit seinem Cousin befreundet war.

Früher waren die beiden mal ein Herz und eine Seele gewesen, wie richtige Brüder. Doch irgendwie hatten sie sich auseinandergelebt und inzwischen befand sich zwischen ihnen eine so große Kluft, dass ich bezweifelte, dass zwischen ihnen jemals wieder alles in Ordnung kommen würde.

Ich fragte nicht nach, wie es zu der Prügelei gekommen war, sie fanden immer irgendeinen Grund.

Aus Erfahrung wusste ich, dass Emmett derjenige war, der meistens als Erster zuschlug. Doch ich wusste auch, das Edward ein Meister darin war, andere Menschen zu provozieren und an ihrem wundesten Punkt zu treffen, so dass die gar nicht anders reagieren konnten.

„Wenn ihr einfach mal miteinander reden würdet...“, setzte ich an, wurde aber gleich von ihm unterbrochen.

„Was dann? Dann fallen wir uns plötzlich weinend in die Arme, verzeihen uns alles und werden eine große glückliche Familie?“ Sein Ton war hart und zynisch und ich zuckte verletzt zusammen.

Er sah es und verzog schuldbewusst das Gesicht.

„Tut mir Leid.“, sagte er leise und strich mir sanft eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Schon okay.“, sagte ich und verstrubbelte ihm spielerisch das nasse Haar, ehe ich mich aufrappelte und mir den Sand von den Kleidern klopfte.

„Lass uns lieber nach Hause fahren, mir ist arschkalt.“, informierte ich ihn fröstelnd und er nickte zustimmend.

„Dann mal los, Kleines, gib Jacob schnell einen Abschiedskuss und dann können wir weg hier.“, grinste er.

„Cullen!“, rief ich aus und jagte ihm lachend hinterher, als er Richtung Motorrad davonpreschte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ran_Angel
2009-09-10T11:30:55+00:00 10.09.2009 13:30
Hey! ^^

Ein neues Kapi! *-*
*freu*
Ich finde deine Story wirklich klasse!! ^.~
Bin sehr gespannt wie das zwischen Edward und Bella weiter geht ^^
Hoffentlich verlieben sie sich ineinander *-*
Ich freue mich schon sehr auf dein nächstes kapitel. ^__^

LG
Ran_Angel
Von:  Akane1807
2009-09-09T22:16:33+00:00 10.09.2009 00:16
Also deine Idee für die FF gefällt mir sehr gut :D
Ich hoffe ja nur das sich Edward in Bella verliebt *hehe*
Und ich bin gespannt wie sich deine Geschichte weiter entwickelt :)
Freu mich schon aufs nächste Kapitel. ^___^


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