Zum Inhalt der Seite

Voodoopunk

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein kurzer Aufschrei fuhr gen Himmel und weckt auf dem Weg dorthin Papa Legba aus seinem Schläfchen. Missmutig hob der Kater den Kopf und blinzelte der Sonne entgegen, die nun wie eine junge Zitrone über den Häusern hing. Von hier aus gab sie sogar einen versperrten Blick auf die grüne Ebene hinter Bambustürmen und durch Stege hindurch Preis.

Irgendwo unter ihm rumpelte der Turm aufgebracht und die Schwingung übertrug sich im Gemecker der Bewohner bis nach Oben. Nur Goolam unter dem Dach hörte der Kater durch das Fenster kichern.

Er rollte sich träge das Dach hinab und nahm dabei Bewegung auf, um am Rand von den Hinterbeinen hinab auf das tiefere Dach zu tollen und sich auf diese Weise bis zu Karus Fenster abzuseilen. Der Vorhang hing immer noch aschgrau der Sonne entgegen, doch er war in Wallung.

Der Kater tappte erfreut mit dem Holzbein auf, um sich dann eine Weile wartend hinter dem Ohr zu kratzen. Es hatte ihn einige schmerzliche Erinnerungen gekostet, bis er gelernt hatte nur noch die linke Hinterpfote dafür zu nehmen.

„Irrsinnsweib, lieber treib’ ich es mit der halben Unterstadt als deine Spielchen!“, war die erste halb verständliche Phrase zwischen polytheistischen Verwünschungen, bei welcher die Katzenohren aus Wortgewirr etwas aufschnappten. Direkt danach knallte oder eher federte eine Tür unter quietschenden Angeln und wenig später sah der Kater einen dunkelhäutigen Adoleszenten nur im Lendenschurz die Treppenschlange hinabstampfen.

Eine Hand wie helle Schokolade griff durch den Stoff im Fenster und zog ihn beiseite.

„Blut für Atzlan, Bastard“, murmelte Karu mit einem Grinsen so vergnügt, dass es nicht zu den Worten passte. „So gut eingeritten von den Loa und beschützt von Bondye kannst du doch ein bisschen Blut entbehren.“

Die Zunge kam hell zwischen ihren breiten Lippen hervor und leckte Blut von der geflammten Klinge eines Messers, dann strich sie sich dreimal mit der flachen Seite über die Stirn und stieß es in den Fensterrahmen. Ihre Hände griffen unter das Fenster und schoben eine Zigarette zwischen die noch rötlichen Lippen.

„Oi, Papa Legba“, grüßte sie den Kater als ihr Blick nach Unten fiel. Er maunzte sie mit skeptisch gesenkten Ohren an. „Hab’ leider erst was zu futtern für dich, wenn ich auf dem Markt war.“

Karu hatte sich ‚Hat dich dieser Taugenichts wieder nicht gefüttert, bevor er in die Gassen abgetaucht ist?’ schon seit Längerem abgewöhnt, weil die junge Frau und der Kater die Antwort kannten. Ihre Augen waren als von Müdigkeit leicht rot geädertes Weiß und grünes Moos das einzige, was Papa Legba an ihr ins Auge sticht. Ansonsten war Karu vom Scheitel der kurzen Haare über die flachen Brüste bis zum hervorstehenden Bauchnabel, wo der Fenstersims ihre nackte Gestalt im Rahmen abschnitt, ein gleiches, warmes Braun.

Der Kater sprang ihr hinterher ins Zimmer, als sie sich von einer wabernden Rauchfahne verfolgt abwandte. Sie kniete neben einem kleinen Ofen und zündelte mit der Zigarette in Holzspänen herum, bis sich eine Flamme darin verfing. Der Wasserkessel gab einen metallischen Ton von sich, als sie ihn darauf abstellte.

„Weißt du, was das Problem an den Männern in der großen Stadt ist, die sich in Bambus und Knochen von der Sonne bis zum Meer erstreckt?“, fragte sie Papa Legba ohne sich umzudrehen. Schließlich würde der Kater keine Antwort geben. „Von den Vouduns bis zu den Toltekids und allen dazwischen und daneben?“

Der Kater trottete hinüber zu den zerwühlten Fellen und bevor er sich darauf breit machen wollte, fiel ihm ein Fetzen karierten Stoffs ins Auge. Er fasste ihn mit den Zähnen und tappte zu Karu hinüber, um sich um ihre nackten Unterschenkel zu schlängeln.

„Mit einem Tol oder Az kannst du es schon kurz vor dem ersten Bart kaum bedenkenlos treiben, ohne dass er dich zur Ader lassen oder dir dabei ein Ohr abschneiden will, damit es ihn richtig anmacht; von den Alten gar nicht zu reden. Aber irgendwann fühlst du dich pervers dir nur die jungen Unschuldigen rauszugreifen, gerade weil du völlig andere Gründe dafür hast.“

Karu stocherte gedankenverloren in den Flämmchen und der Kater hoffte, dass wenigstens sie wusste, was sie da redete, während er ihr mit der Schnauze ans Knie stupste.

„Die Vous, Voos und wie das ganze Pack heißt, lassen sich zwar von dir besteigen wie von ihren Göttern und finden es auch noch heiß und erfüllend die Kontrolle zu verlieren. Aber wenn du den ersten Schnitt machst, dann jammern sie dir alles von Blutmagie bis schwarze Mambo entgegen und ziehen den Schwanz ein.“

Sie hob den Deckel des Kessels ein Stück an und hielt prüfend die Hand darüber. Der Kater betatzte fragend ihre Waden.

„Aber wenn sie dich ein paar Monde später wieder im Taumel der Gasse sehen, ist es dasselbe ‚Moi Erzulie Freda, moi Erzulie Dantor’ wie--aua!“

Der Kater zog die krallige Umarmung ihrer Beine zurück und streckte ihr nur fordernd die Schnauze entgegen.

„Oh. Danke, du dicke Katze.“ Etwas verblüfft nahm sie ihm das Stück Stoff aus dem Maul. Sie schlüpfte auf dem Boden sitzend mit beiden Beinen gleichzeitig hindurch und fiel dabei fast auf den Rücken. Sie tätschelte den Katzenkopf und wandte sich wieder dem Ofen zu, auf dem es langsam hörbar zu blubbern begann.

„Nach dem Tee geht’s zum Markt, Katerchen.“

Zufrieden schleifte der Kater wieder herüber und ließ sich auf den Fellen nieder, während Karu summend in ihrem Regal herumkramte.

Das Problem mit der Stadt war wie vom Erdboden verschwunden, während Papa Legba erneut in ein kleines Nickerchen versinkt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ito-chan
2009-07-21T20:08:06+00:00 21.07.2009 22:08
Ich mag den Kater xD
Doch wirklich, ich find ihn tierisch komisch stellenweise in seiner Ruhe und mit seinen Samtpfoten ^^
Ach je... ich steh so auf Katzen xD
Aber Karu ist auch sehr sympathisch ^^


Zurück