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Cruel Nature

von

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Geteiltes Schicksal

Geteiltes Schicksal
 

Miho stürmt in die Küche, während Keisuke sich gerade über eine Blutkonserve hermacht.

„Hm? Wolltest du nicht in die Stadt?“, fragt er leicht verwirrt, mit einem Blick auf die Uhr.

Halb fünf... So lange, wie Miho sich immer in den Geschäften aufhält, würde es sich bald nicht für sie lohnen, shoppen zu gehen.

„Ich weiß, ich weiß“, sagt sie ein bisschen gehetzt; „Ich wollte dich nur noch schnell fragen, ob ich mir deine Sonnenbrille ausleihen kann. Es ist eben August...“

Sonnenbrille? Die Sonnenbrille, die er bei Shizuka zu Hause vergessen hat?

Sie stand unter der Kontrolle von diesem Samuel, der wohl an Keisukes roten Augen prüfen wollte, ob auch der richtige Fisch ins Netz gegangen ist.

„Ähm...“, stottert Keisuke; „Die habe ich letztens auf der Party vergessen.“

Miho blickt ihn überrascht an.

„Oh... Na wenn das so ist, werde ich Shizuka anrufen, und sie bitten, sie mir zu bringen.“

Keisuke seufzt: „Ich habe schon versucht, bei ihr anzurufen, aber es geht keiner ran.“

Das ist die Wahrheit, er hat es wirklich nicht geschafft, sie zu erreichen, seit dem Vorfall gestern.

„Sie ist bestimmt wieder in den Urlaub gefahren...“, überlegt Miho laut; „Die Ferien sind ja noch nicht vorbei. Aber macht nichts. Wärst du so lieb, und gehst zu ihr nach Hause um sie zu holen?“

Keisuke besitzt zwar den Schlüssel zu Shizukas Haus, aber er würde eigentlich ungern da reingehen, wenn niemand da ist.

Besonders nicht, wenn die Sonne so hell scheint.

„Na gut. Ich bin gleich wieder da. Aber vorher gehe ich mich eincremen.“

„Mach das“, sagt Miho dankbar und verlässt die Küche.

Nachdem Keisuke sich mit der Sonnenmilch eingerieben hat, macht er sich auf den Weg.

Geduscht hat er zwar nicht, aber es ist ja sowieso keiner da. Oder?

Vor dem Haus holt er sich den Schlüssel aus der Hosentasche.

Shizuka hat ihn ihm damals anvertraut, aber bis jetzt hat er ihn so gut wie noch nie eingesetzt.

Es ist einfach nie wirklich notwendig gewesen.

Keisuke schließt die Tür auf und öffnet sie langsam.

Der Flur ist leer, allerdings brennt das Licht.

Muss wohl noch von gestern sein, denkt er.

Schnellen Schrittes geht er ins Wohnzimmer, schließlich hat er die Brille hier das letzte Mal getragen. Nach ein bisschen Suchen findet er sie dann auf dem Fußboden.

Glücklicherweise ist sie nicht beschädigt, und Keisuke will gerade wieder gehen, da hört einen dumpfen Knall von oben.

Nicht dass schon wieder Vampire hier sind, überlegt er.

Er entscheidet sich, einfach nachzuschauen, wer oben ist. Das Geräusch ist anscheinend aus Shizukas Zimmer gekommen.

Langsam macht er die Tür auf, vorbereitet auf angreifende Vampire und schattenartige Stiere, aber was er jetzt erblickt, versetzt ihm einen ungeahnten Schock:

Shizukas Eltern liegen vor dem Bett auf dem Fußboden, von einer Blutlache umgeben.

Sie sind offensichtlich tot.

Keisuke bleibt für einen Moment die Luft weg, so schwer kann er fassen, was er da sieht.

Diese beiden Menschen waren immer gutmütig und fröhlich. Nach dem Tod von Keisukes Eltern haben sie sich um ihn und seine Geschwister gekümmert, als wäre es selbstverständlich.

Wer kann ihnen das angetan haben? Etwa Vampire? Die Curser?!

Er macht ein paar Schritte auf das Paar zu, um sie sich genauer anzusehen.

Vielleicht leben sie noch... Vielleicht...

Mit zwei Fingern versucht er, den Puls der Mutter am Hals zu fühlen, doch vergebens.

Beim Vater das selbe Ergebnis.

Gerade spürt Keisuke, wie ihm die Tränen kommen, da bemerkt er eine dritte Person im Zimmer.

Shizuka liegt auf dem Bett, ohne sich zu bewegen.

Nicht sie auch noch... Hastig eilt er zum Bett und beugt sich über sie.

„Sie lebt noch...“, flüstert er.

Sie erzittert am ganzen Körper, als er sie berührt.

„Shizuka... Bist du verletzt?“, fragt er vorsichtig.

Sie schüttelt den Kopf, ohne ihn anzusehen. Aber Keisuke weiß auch so, dass sie weint.

Er ist überglücklich, dass wenigstens ihr nichts passiert zu sein scheint.

„Sag mir... Was ist passiert?“

Schon wieder schüttelt sie den Kopf, und fängt an, immer lauter zu schluchzen.

Sanft legt er seine Hand auf ihre Schulter: „Bitte... Rede mit mir!“

Ihm ist bewusst, dass sie total aufgelöst ist und wahrscheinlich keine ganzen Sätze zustande bekommen wird, aber es ist einfach unerträglich für ihn, sie so zu sehen.

„Er hat sie... beide... um-umgebracht...“, stottert sie, den Kopf immer noch in den Händen vergraben.

„Wer ist 'er'?“, will Keisuke sofort wissen.

„Ich... weiß es nicht!! Ich kenne ihn nicht...“, weint sie mit lauter Stimme.

Der Verdacht, dass einer der Vampire ihre Eltern auf dem Gewissen hat, wird immer stärker.

Diese Lure kann es nicht gewesen sein, sie ist ja eine Frau... Aber der andere?!

Shizuka, die immer heftiger weint, dreht sich spontan um und nimmt Keisuke in den Arm.

Fest drückt sie ihn an sich, und schon bald fühlt er ihre Tränen in seinem Nacken.

„Ich weiß jetzt, wie es ist...“, flüstert sie mit zitternder Stimme; „Wie es ist, wenn man... seine Eltern verliert. Es tut mir so leid, dass ich es damals nicht verstanden habe...“

Damit hat er nicht gerechnet.

„Ist schon gut...“, sagt er, und versucht die Umarmung zu lösen, doch sie will einfach nicht loslassen.

Schließlich ist trotzdem Shizuka diejenige, die sich von ihm löst und ihn ansieht.

Eine Weile sagt sie gar nichts... Doch dann:

„Sag mal, Keisuke, hast du dir eigentlich die Haare gefärbt?“

Das gibt ihm beinahe den Rest. Wieso achtet sie in dieser Situation auf seine Haare?!

Keisukes Fassungslosigkeit scheint ihm ins Gesicht geschrieben zu sein, denn Shizuka fügt hinzu: „Steht dir wirklich gut“, und fängt an zu kichern.

Keisuke streckt seine Hand nach ihr aus: „Komm mit, wir gehen nach unten...“

Er muss sie unbedingt aus ihrem Zimmer rausbringen, denn solange sie ihre toten Eltern vor sich liegen hat, wird sie sich nicht wirklich beruhigen können.

Sie greift seine Hand und richtet sich auf. Dann folgt sie ihm aus dem Zimmer.

Als sie einen Blick auf ihre Eltern werfen will, sagt Keisuke schnell:

„Sieh nicht hin.“

Shizuka nickt nur und begleitet ihn nach unten.

Im Wohnzimmer angekommen, lässt sie sich erst einmal auf das Sofa fallen.

Man kann immer noch Tränen in ihren Augen sehen, aber zum Glück hat sie sich beruhigt.

„Wir... Wir müssen die Polizei anrufen...“, seufzt sie.

„Das stimmt“, erwidert Keisuke; „aber kannst du vorher bitte mir erzählen, was passiert ist?“

Shizuka schweigt.

„Ich weiß, das es schwer ist. Aber vielleicht kann ich dir ja helfen!“

„Na gut...“, sagt Shizuka traurig; „Ich erzähl's dir. Aber ich verstehe es ja selbst nicht mal.“

Keisuke hört gespannt zu.

„Wir waren ja in Frankreich... Gestern sind Mama, Papa und ich dann zurückgekommen. Ganz früh morgens... Und dann kam dieser Mann hierher, der gesagt hat, dass er meinen Vater sprechen will.

Aber das war ein Trick... Er hat ihn sofort... sie beide...“ Shizuka muss laut aufschluchzen.

„Und dann?“, will Keisuke wissen.

„Ich kann mich an nichts weiteres mehr erinnern... Nur dass ich... heute morgen hier im Wohnzimmer auf dem Fußboden lag! Ich habe im ganzen Haus meine Eltern gesucht und... und dann habe ich sie in meinem Zimmer gefunden!“

Keisuke überlegt. Sie sagt, sie kann sich an nichts mehr erinnern.

Dann ist sie vielleicht eingeschlafen? Also doch Lure? Moment mal, oder...

„Shizuka... Wie sah dieser Mann eigentlich aus?“

„Er hatte einen schwarzen Anzug an... Und blonde Haare...“

Keisuke kann es nicht glauben. Es war zwar ein Vampir, der ihre Eltern getötet hat, aber es war kein Curser! Es war einer von Raitos Leuten... Samuel!

Er war es also... Man kann diesen Vampiren doch nicht trauen! Es sind eiskalte Mörder, die versucht haben, Keisuke auf ihre Seite zu ziehen und im heimlichen die Eltern seiner besten Freundin töten!

Sie sind böse... Sie sind nicht besser als die Curser!

„Keisuke? Alles in Ordnung? Oder kennst du den Mann etwa?“

Keisuke zögert etwas, und antwortet dann:

„Ich dachte, dass ich ihn vielleicht kenne, aber ich habe mich geirrt.“

Shizuka sieht eine Weile auf den Boden. Nach einer Weile sagt sie:

„Es waren die besten Eltern, die man sich vorstellen kann. Immer für mich da... Und auch für meine Freunde. Sie waren immer gerecht, und ich konnte ihnen alles, wirklich alles erzählen. Es ist ungerecht. Es gab bestimmt keinen Grund, sie zu töten. Nichts, womit sie das verdient hätten.“

Keisuke denkt zuerst, dass Shizuka gleich wieder zu Weinen anfangen würde, und überlegt sich schon mal ein paar Worte des Trosts, doch er liegt daneben. Sie bleibt ganz ruhig.

Plötzlich fällt es ihm ein: Warum sie gestorben sind. Es ist alles seine Schuld. Wäre er nicht zum Vampir geworden, dann wäre es zu dieser Konfrontation bei Shizuka zu Hause nie gekommen.

Dann hätten sie keinen Grund gehabt, ihre Eltern zu ermorden.

Aber ist es wirklich seine Schuld? Er konnte es ja nicht wissen, und nicht er hat sie umgebracht, sondern dieser Samuel! Genau, dieser dreckige Mistkerl war es!

„Was ist eigentlich mit deinen Augen?“, unterbricht Shizuka seine Gedanken.

Verdammt, jetzt würde sie merken, dass seine Augenfarbe gewechselt hat. Das wird er nicht so leicht erklären können...

„Seit wann hast du rote Augen?!“, fragt sie erschrocken.

„Ähm... Ich hatte schon immer rote Augen!“, lügt er.

„Ganz bestimmt nicht!“, ruft sie und sieht ihn zornig an. Schnell springt sie auf und verlässt den Raum. Keisuke will ihr gerade folgen, da hört er schon ihre Stimme: „Bleib da!“

Also setzt er sich hin und wartet. Jetzt hat er echt ein Problem. Er kann Shizuka doch nicht sagen, dass er ein Vampir ist? Noch nicht! Das würde ihr endgültig den Rest geben!

Lächelnd betritt sie wieder das Wohnzimmer:

„Tut mir leid, ich habe mich geirrt... Du hattest wirklich schon immer rote Augen.“

Was? Wie kommt die jetzt darauf? Das stimmt ja noch nicht mal, das war nur eine billige Lüge!

„Hier“, sagt sie und zeigt ihm ein Foto, auf dem er als kleiner Junge in ihrem Garten zu sehen ist.

Auf dem Bild hat er rote Augen, was beim Benutzen von älteren Kameras durchaus passieren kann.

Offensichtlich weiß Shizuka das nicht!

„Ich werde aber jetzt die Polizei anrufen... Gehst du nach Hause?“

„Warum? Willst du nicht, dass ich bei dir bleibe?“

„Nein... Ich möchte dich da nicht mit hineinziehen.“

Er schaut ihr in die Augen. Irgendwas kommt ihm komisch vor.

Aber eigentlich wäre es wirklich besser für ihn, zu gehen. Die Polizei darf nicht herausfinden, was Keisuke in Wirklichkeit ist.

Er verabschiedet sich von Shizuka und macht sich auf dem Weg nach Hause.

Den Vampiren kann man nicht trauen... Auch Raito nicht, und wahrscheinlich nicht einmal Verena...

Sie haben sie einfach getötet, das wird Keisuke ihnen nicht verzeihen.

Und an diesem Samuel wird er sich rächen! Er hat ihre Eltern einfach aufgeschlitzt, als wären sie Vieh. So ein Monster.

Keisuke ist sich sicher, er wird ihn bestrafen! Für Shizuka...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-07-06T19:32:15+00:00 06.07.2011 21:32
Shizuka scheint ihre Eltern ja nicht sonderlich gemocht zu haben, wenn ihr seine Haare wichtiger sind als ihre Eltern^^
Und ansonsten:
Fein gemacht
Von:  DreamingAngel
2010-07-24T17:13:16+00:00 24.07.2010 19:13
Ich lese doch auch jedes Kapitel, Lunalein. Nur konnte ich eben kein Kommi schreiben und ehm, warum kommentiere ich eigentlich deinen Kommi!?
Ja jedenfalls..ich und Luna-chan sind ja immer einer Meinung, daher muss ich sagen...!!HA HA HA HA HA, Chizuka hat echt ein Rad ab *nick*

Von:  LittleLuna
2010-02-17T13:49:46+00:00 17.02.2010 14:49
Also im Allgemeinen ist das Kapitel ja gut, vor allem die unerwartete Wende, dass Samuel & co. jetzt doch böse sein sollen. Aber ich finde, dass Shizuka den Tod ihrer Eltern ja ziemlich gut verkraftet. Die liegen da noch so tot rum und sie fängt auf einmal an über seine Haare zu reden.
Komisch finde ich aber auch, dass dir zu dem Kappi noch kein Kommentar geschrieben wurde. Und mir sagt man immer ich soll lesen >.>
Naja, aber wie gesagt, eigentlich ein supa Kapitel, immer weiter so.
LG Lunalein :3


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