Da nahm der Anfang seinen lauf
„Wie hältst du das denn nur mit dem aus?“ Lily lies sich in einen Sessel fallen.
Bei beiden anderen Mädchen hoben ihre Köpfe.
Ann-Kathrin strich sich ihre dunkelblonden Haare aus dem Gesicht und grinste Alice an. „Warum müssen wir nicht fragen, wen du meinst?“
Lily schnaubte. „Weil James Potter ein verdammter Idiot ist, darum.“
Alice lächelte sanft. „Nur weil er dich um ein Date gefragt hat?“ Wie alle in Hogwarts kannten sie die Streitereien von James Potter und Lily Evans, die seit ihrer beidigen Ernennung zum Schulsprecherpaar noch schlimmer geworden waren. Seit vier Wochen hatte nun Alices, Lilys und James' siebtes und letztes Schuljahr begonnen und jeden Tag hatte James Lily nach einem Date gefragt und jedes Mal hatte Lily abgelehnt und das nicht besonders nett.
„Ich hätte ihn nicht freiwillig ins Team geholt.“ Lily verschränkte die Arme vor der Brust.
„James ist ein guter Jäger, der Beste, den wir haben, und er hat letztes Jahr Mary als Sucher ersetzt, als sie bei dem Spiel gegen Slytherin ausgefallen ist.“ Ann-Kathrin lächelte. „Und es ist meine Aufgabe als Kapitän die Besten zu suchen.“ Ann-Kathrin Bell war ein Jahr jünger als Lily und ging in die sechste Klasse. Jeder hatte gedacht, nach Marys Verlassen der Schule würde James den Posten als Kapitän bekommen, doch war dieser Schulsprecher geworden, so war Ann-Kathrin diese Position zugefallen, die sie mit Freude ausfüllte. Im Team war sie Treiberin und damit das einzige Mädchen in Hogwarts, welches diese Position innehatte. „Auch wenn er manchmal arrogant ist,...“ Bei dem Wort arrogant zog Lily die Augenbrauen hoch. „... ist er ein guter Teamplayer und das ist wichtig.“
„James Potter ein Teamplayer?“
„Du musst zugeben, er und Alex waren das beste Jägerpaar, was du je gesehen hast.“ Alice griff nach ihrer Zaubertränkehausaufgabe, um sie in ihrer Schultasche zu verstauen. „Ihr könntet auch ein super Team sein.“
Lily sah sie fast geschockt an. „Das ist doch nicht dein Ernst?“
„Doch, das ist mein voller Ernst.“
„Ann, sag was.“ Lily sah zu ihrer anderen Freundin.
„Ich hätte übrigens eine Idee, wie du James dazu bekommen könntest, nicht immer nach einem Date zu fragen.“
„Und?“
„Sag zu.“ Damit erhob Ann-Kathrin sich und ging.
„WIE?“
„Geh mit ihm aus“, sagte sie über die Schulter. „Und sei nicht die süße, liebe Lily, die wir kennen.“
„Bitte?“
Ann-Kathrin öffnete die Tür zum Trainingsraum der Gryffindors. „Hi James.“
Der junge Mann schreckte auf. „Was machst du hier?“
„Normalerweise dürfte nur ich die Tür öffnen können.“
James grinste zurück, aber nicht so wie sonst. „Komm schon Anni, nimm es nicht so tragisch.“
„Ich hatte gedacht, als Schulsprecher hättest du nicht mehr so viel Zeit.“ Ann-Kathrin lies ihre Unterlagen auf den einzigen Tisch im Raum fallen.
„Ich liebe Quidditch, dafür habe ich immer mehr als genug Zeit.“
„Und Lily.“ Anders als Lily selbst glaubte sie ihm mittlerweile, dass er Lily liebte.
„Ja“, sagte er bekümmert. „Aber sie wird nicht mit mir ausgehen.“
„Vielleicht doch“, lächelte sie.
James' Kopf schnellte nach oben und er starrte sie an. „Wie kommst du darauf?“
„Weil ich es ihr geraten habe.“
„Und auf dich hört sie?“
Ann-Kathrins Lächeln wurde breiter. „Das weiß ich nicht, aber ich habe ihr geraten, zuzusagen und dann unausstehlich zu sein. Mal sehen, ob sie es tut.“
„Ann, das ist fies.“ James wusste nicht, ob er sich freuen oder ernsthaft schockiert sein sollte.
„Warum? Es wäre fies, wenn ich es dir nicht sagen würde. So kannst du dich darauf einstellen und reagieren.“
„Warum tust du das?“
„Weil du sie wirklich sehr gern hast und ihr sicher ein tolles Paar wärt. Ich glaube auch, dass ihr schon längst zusammen sein könntet, wenn du in den letzten Jahren nicht so ein Holzkopf gewesen wärst.“
James stand auf und warf sich fast in Ann-Kathrins Arme. „Anni, du bist die Beste.“
Sie lachte. „Lass das nicht Lily hören.“
James winkte ab. „Sie wird das schon verstehen, du bist fast volljährig und immer noch zum knuddeln.“
„Du bist doch unmöglich“, lachte sie und zwickte ihm leicht in dem Oberarm. „Und so was helfe ich. Und jetzt höre mal zu: Ich habe alles gemacht, was in meiner Macht stand und jetzt bist du dran: Sei charmant.“
„Bin ich doch immer.“
„Nicht schleimig, sondern einfach nett.“
James verdrehte die Augen.
„Hörst du mir zu?“
„Natürlich und noch?“
„Ich würde aufhören Snape zu verhexen, vor allem vor Lily.“
„Ich soll nett zu Schniefelus sein?“, fragte er entgeistert.
„Du brauchst nicht gleich nett zu ihm zu sein, du kannst ihn doch einfach in Ruhe lassen.“
„Wir reden hier von Schniefelus, Ann, dem größten…“
„Ich weiß“, unterbrach ihn Ann-Kathrin. „Aber Lily mag ihn irgendwie noch, trotz allem, was passiert ist, verstehe das und gehe drauf ein.“
„Es hat sie als Schlammblut bezeichnet“, regte er sich auf.
„Und sie hat dich auch schon sonst wie beschimpft, aber du liebst sie immer noch, und?“
„Das ist ja wohl was Anderes, Lily ist einfach großartig, sie ist liebevoll…“
„Zu mir schon, zu dir nicht.“
„… freundlich, wunderschön…“
„Geschmäcker sind verschieden.“
„Sensibel. Was?“ James wurde aus seinem Trott geworfen. „Geschmäcker sind verschieden? Das ist ja wohl nicht dein Ernst. Ann, wir sprechen hier von Schniefelus, dem hässlichsten…“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich finde er sieht gut aus“, fauchte Ann-Kathrin. „Ich habe nur gesagt, Geschmäcker sind verschieden. Zudem hat schon meinen Oma gesagt: Nicht die Schönheit entscheidet, wen wir lieben, sondern die Liebe entscheidet, wen wir schön finden.“
„Kitschiger Satz.“
„Lily hat ihn in ihrem Lieblingssprüche und –gedichtebuch“, bemerkte Ann-Kathrin.
„Lily hat was?“
„Lily hat so ein Buch, wo sie immer Gesichte und Sprüche hinein schreibt, die sie toll findet. Sie meint, Alice und ich würden das nicht verstehen, wäre eine Muggelsache oder so.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Hallo ihr beiden.“ John Miller, ebenfalls ein Jäger im Team, öffnete die Tür. Er war in der fünften Klasse und hatte strohblondes Haar. Auch er kannte, wie alle anderen auch, die Streitereien zwischen Lily und James. Er grinste. „Ich soll dir übrigens von deiner Liebsten sagen, du sollest heute nicht so spät wiederkommen, ihr hättet noch was zu besprechen und sie will nicht ewig warten. Ich wäre dafür, dass wir anfangen, mit Lily Evans ist nicht zu spaßen.“
„Er hat Recht, lass uns anfangen, Ann.“
Ann-Kathrin nickte. „Wir warten noch auf Lea und Toni, dann könntet ihr schon einmal anfangen. Ich will noch etwas mit Sam und Risa besprechen.“ Lea war Jägerin und damit die dritte im Bund, während Anton Hüter war. Samuel war Treiber und damit der Partner von Ann-Kathrin. Marrisa war Sucherin und dieses Jahr zum ersten Mal im Team, sie besuchte die zweite Klasse und war auf den ersten Blick ein unscheinbares, zierliches Mädchen, doch, sobald sie auf dem Besen saß, einen wahre Kämpfernatur. Etwas, was auch James beeindruckte, so dass er manchmal mit ihr allein übte und ihr ein paar Tricks verriet.
Eine Seite an ihm, die Lily Evans definitiv noch nicht kannte.
„Da bist du ja“, murrte Lily, als James durch das Porträtloch kletterte. Die Anderen des Teams verschwanden schnell zu den Treppen, spürten sie doch, dass Lily wieder sauer war. Allein Ann-Kathrin und Anton ließen sich nicht hetzen und setzten sich in den Gemeinschaftsraum, um noch die Hausaufgaben für Verwandlung gemeinsam fertig zu machen, aber weit genug von dem Schulsprecherpaar entfernt.
„Es tut mir ja Leid, dass ich nicht renne, wenn du rufst.“ James lies sich gegenüber von Lily in einen Sessel fallen. „Oder hättest du das gern, Lily-Schatz?“ Er grinste.
„Potter, du bist ein Arsch“, fauchte Lily.
„Gehst du mit mir aus?“
„Nein“, schoss Lily sofort aus alter Gewohnheit zurück und Ann-Kathrin in der Ecke stöhnte. Das konnte ja heiter werden.
„Warum?“
„Weil ich nicht auf Selbstverliebte Idioten stehe, darum. Und weißt du was? Wir besprechen das Morgen, ich habe jetzt keine Lust mehr.“ Lily stand auf und ging mit wehenden Haaren ins Schlafzimmer.
James sah ihr mit schief gelegtem Kopf nach, sein Gesichtsausdruck war traurig. „Hast du nicht gesagt, sie würde mit mir ausgehen, Ann?“
Diese verdrehte die Augen. „Nicht, wenn du sie in einer solchen Situation fragst, Depp.“
Zwei Wochen später hatte sich die Situation immer noch nicht gebessert.
„Wenn das so weitergeht, werden sie als Das immer streitende Schulsprecherpaar in die Geschichte von Hogwarts eingehen“, bemerkte Alice weise.
Es war Mitte Herbst und die meisten Schüler waren draußen am See, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
„Komm schon, Lils, geh mit mir aus“, bat James zum wiederholten Mal.
Lily sah ihn für eine Weile an und James dachte, sie würde ihm schon wieder einen Abfuhr verpassen, doch stattdessen: „Okay.“
Es würde totenstill um den See und alle starrten das Schulsprecherpaar an. Was hatte Lily gerade gesagt: Okay?
„Unter einer Bedingung: Du fragst mich danach nie wieder um ein Date.“ Sie sah James fest in die Augen.
Er überlegte kurz, dann nickte er. „Ich verspreche es, Lily Evans.“