Die Finsternis kommt...
Atemu gähnte. Wieder einer dieser langweiligen Besprechungen. Auch wenn er versuchte angestrengt zuzuhören wurde es doch von Augenblick zu Augenlick schwerer. Es war nichts Interessantes das zu besprechen war und Atemu hoffte, dass es bald vorbei war. Mittlerweile hatte er sich schon daran gewöhnt. Schließlich war er nun seit fast einem Jahr Pharao. Sein Vater war zwar noch immer anwesend bei Besprechungen und Entscheidungen Atemus, dennoch hielt er sicch voll und ganz aus der Arbeit heraus. Atemu machte seine Arbeit gut, auch wenn sie manches Mal etwas ermüdent war. Doch dieser Morgen sollte anders werden.
Mit einem Mal wurde Pötzlich die Tür aufgerissen und ein Botschafter stürmte herein. Vor Atemu, der sich vor Schreck aufgerichtet hatte, blieb er stehen, verbeugte sich und rang nach Atem. Der Pharao hob die Hand und erlöste den Mann aus seiner Verbeugung.
„Mein Pharao darf ich sprechen?“, fragte der Mann.
„Aber natürlich“, gewährte Atemu ihm die Bitte und setzte sich wieder, den Blick immer noch aufmerksam auf den Botschafter gerichtet.
„Etwas großes bewegt sich auf unser und die Nachbarländer zu! Ein Schatten, der das ganze Land frisst! Ich habe es gesehen! Finsternis! Überall! Die Lädereien sind im nichts verschwunden. In ein paar Wochen wird es Syrien erreicht haben! Und dann uns!“, berichtete der Mann immer noch außer Atem.
„Finsternis, die das Land verschlingt? Völlig unmöglich!“, sprach Aknuadin, Wesir von Ägypten plötzlich.
Doch der Botschafter schüttelte heftig den Kopf.
„Die Könige der Nachbarländer sind schon auf dem Weg hierher um mit Euch nach einer Lösung zu diskutieren“, warf er ein.
„Noch heute Abend spätestens morgen werden sie alle hier eingetroffen sein!“
Jetzt stand Atemu abermals auf. Er überlegte kurz und gab dann seine Befehle.
„Mana, ich möchte, dass du die Gemächer für unsere Gäste bereiten lässt! Isis, du begibst dich bitte in deine Gemächer und versuchst etwas mithilfe der Milleniumskette über diese Fisternis heraus zu finden. Mahado, Karim, euch beide bitte ich die Armee kampffertig zu machen. Shada, du reitest unseren Gästen mit ein paar Männern entgegen. Die anderen bleiben hier um eine Lösung zu finden“
In wenigen Augenblicken erhoben sich alle und gingen ihren Befehlen nach. Zurück blieben Atemu, sein Vater, sein Onkel Aknuadin und sein Cousin Seth, sowie auch Shinmon Atemus ehemaliger Lehrer und sein Berater.
„Das ist doch völlig unmöglich“, wiederholte sich Aknuadin.
„Offenbar nicht“, murmelte Shimon nachdenklich.
„Ja, wenn die Königer der Nachbarländer auf dem weg sind“, gab Seth zu bedenken.
„Gehen wir das Problem ganz ruhig an und denken genau darüber nach. Wir wissen nicht was genau es ist, was uns bedroht, aber dennoch scheint es verdammt gefährlich zu sein“
„Ja, da hast du Recht“, stimmte Aknumkanon seinem Sohn zu.
„Wir müssen als erstes feststellen was es ist. Und dann wie wir es bekämpfen können“, fuhr Atemu fort.
„Wenn wir dem Botschafter glauben schenken, haben wir nicht mehr sehr viel Zeit“, gab Seth zu bedenken.
„Nun geht erst eimal. Wir müssen warten bis die anderen Könige da sind, damit wir uns mit ihnen beratschlagen können“
Atemus Getreue nickten und alle verließen den Raum bis auf Atemu selbst und dessen Vater.
„Deine Handlungen bisher waren richtig“, lobte Aknumkanon.
„Ich hoffe nur, dass sie auch in Zukunft richtig bleiben!“
Der ehemalige Pharao lächelte seinen Sohn beruhigend an.
„Bewahr dir deinen kühlen Kopf. Du hast es doch schon selbst gesagt: Heraufinden was es ist und anschließend wie man es zerstören kann. Du darfst nur nicht in Panik geraten und du musst dafür sorgen, dass es auch dein Volk nicht tut“
Atemu nickt und verließ dann mit seinem Vater den Saal.
Am Abend waren schon alle eingetroffen. Atemu hatte sich den ganzen Tag darüber den Kopf zerbrochen. Es war bisher alles gut gelaufen und die Aufgaben, die Atemu am Morgen verteilt hatte waren aller sehr zufriedenstellend erfüllt worden.
Es dauerte nicht lange, dann hatten sich alle im Thronsaal eingefunden: Die Könige von Libyen, Kusch, Nubien und Syrien waren gekommen und warteten nun ungeduldig darauf, dass die Besprechung beginnen würde.
„Meine Freunde!“, begann Atemu dann auch.
„Unsere Länder sind bedroht von etwas, das wir nicht kennen. Hat schon jemand von euch herausgefunden was uns bedroht?“
Schweigen. Atemu sah sich hoffnungsvoll um. Plötzlich trat der König von Kusch hervor. Er war ebenso jung wie Atemu. Die Beiden kannten sich schon von Kindesbeinen an.
„Was es genau ist kann auch ich Euch nicht sagen. Dennoch habe ich einen Vorschlag wie wir es zerstören können!“
Ein allgemeines Murmeln trat ein.
„Sag mir, was ist deine Lösung?“, bat Atemu und der König, dessen Name Rachid war fuhr fort:
„Als ich von der Bedrohung hörte, da überlegte ich mir was wir dagegen tun konnten. Mir fiel jedoch nichts ein. Doch einer meiner Freunde brachte mich auf den richtigen Weg. Mein Berater meinte, ich solle mich fragen, was meine Vorfahren getan hätten und das brachte mich auf die Idee: Was, wenn es so etwas schon einmal gegeben hatte und es damals zerstört wurde? Also begab ich mich in die Archive des Palastes und ich wurde fündig! Dieselbe Finsternis, die hier und jetzt die Länder auffrisst hatte es damals schon einmal gegeben und sie wurde schon einmal besiegt“
„Wie?“, meldete sich der König von Nubien zu Wort.
„Das kann ich nicht sagen aber von wem“, antwortete der jüngere König ernst.
„Von wem?“, wollte nun auch Atemu wissen.
„Der Prinzessin der Finsternis“
Wieder herrschte Schweigen.
„Das ist eine dumme alte Legende!“, meinte plötzlich der König von Lybien.
„Aber unsere einzige Chance!“, warf der Nubier ein.
„Um was geht es hier?“, frage Atemu nach, der offenbar der Einzige im Raum war, der nichts von der Legende wusste.
„Es gibt eine Legende von einer Prinzessin, die die Finsternis besiegte. Doch danach starb der einzige Mensch, der ihr nahe war und sie wollte nicht mehr Leben. Doch zu sterben blieb ihr versagt. Vielmehr fiel sie in einen ewigen Schlaf“, erklärte Aknumkanon seinem Sohn.
„Und euer Vorschlagist, sie aus diesem Schlaf zu erwecken?“, fragte Atemu.
Ein Nicken seitens Rachid.
„Da gibt es nur zwei klitzekleine Probleme!“, warf Aknuadin überaus sarkastisch ein.
„Erstens: Wir wissen nicht einmal wo sich die schlafende Prinzessin befindet- sollte sie überhaupt existieren uns zweitens: Es gibt niemanden, der sie unter Kontrolle hat! Wenn wir sie befreien wird sie das ganze Land Zerstören! Dagegen ist die Finsternis das kleinere Problem!“
Ein zustimmendes Nicken ging durch die Runde, doch Aknuadin wurde widersprochen:
„Wir wissen wo sie ist, ich habe ihr Grabmal aufsuchen lassen und es gibt jemanden, dem sie gehorchen wird!“
Erwartungsvoll richteten sich alle Blicke auf den jungen König.
„Wem?“
Rachid hob die Hand, streckte seinen Zeigefinger aus und lies diesen theatralisch durch den Raum gleiten ehe er erstarrte und direkt auf Atemu zeigte.
„Atemu, Pharao von Ägypten, auf Euch wird die Prinzessin der Finsternis hören!“
„Auf mich? Wie kommt Ihr darauf?“
Mit sich selbst hatte Atemu am wenigsten gerechnet.
„Der einzige, der ihr nahe war, war ein Stallbursche aus Ägypten, dem Ihr, mein Pharao, zum Verwechseln ähnlich seht! Wir haben es an den Wänden ihres Grabmahles gesehen! Du musst ihr nur ein bisschen Liebe vorspielen und sie wird dir aus der Hand fressen!“
„ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, warf Atemu selbst ein doch der König von Nubien meldete sich zu Wort:
„Wir müssen es versuchen! Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit unsere Völker zu schützen! Wer stimmt mir zu?“
Fast einstimmig wanderten die Hände in die Höhe und Atemu seufzte:
„Gut versuchen wir es! Morgen brechen wir nach Kusch auf; zum Grab der Prinzhessin der Finsternis“
Atemu war nicht wohl dabei. Die anderen erhoben sich und waren dabei den Raum zu verlassen. Da stand Aknumkanon auf und legte die Hand auf die Schulter Atemus.
„Das war die richtige Entscheidung, mein Sohn“
Doch dem Pharao war noch nicht ganz wohl bei dieser Sache.
---------------------------------------End Kapitel 1-----------------------------