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Rude World

Nichts ist fair!
von

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Neues Land, neues Glück?

Neues Land, neues Glück?
 

Beyblade-WM in Japan. Die fünf Blitzkreig-Boys (Tala Ivanov, Kai Hiwatari, Bryan, Spencer und Ian) sind mit vollem Elan bei Sache und wohnen in einer WG zusammen in Tokio. Alex, eine begabte japanische Beybladerin, und ihre beste Freundin Leila Romanova nehmen auch an der WM teil, Leila bei den Blitzkreigboys und Alex bei den Bladebreakers.

Bryan ist mit Kais Schwester Kim zusammen. Alex ist Talas feste Freundin, und Leila Kais.

Doch Kai hat in einer Mischung aus Wut, vielleicht auch Verzweiflung, und dem Wunsch zu gewinnen, Black Dranzer, einen Beyblade mit zerstörerischer Kraft, wieder an sich genommen. Dieses BitBeast ist nur sehr schwer zu kontrollieren, und hat seinen eigenen Willen. Aber Kai war stark genug Black Dranzer zu kontrollieren. Am Anfang jedenfalls. Tala, Alex und Leila vertrauten ihm, dafür sind Freunde ja da.

Leider verlor er die Kontrolle und Black Dranzer übernahm sie. Die Blitzkreig-Boys und die beiden Mädchen versuchten ihm zu helfen, doch es ist ziemlich gefährlich in seiner Nähe. Kai kämpft um die Kontrolle, aber je länger dieser Kampf dauert, desto schwächer wird er. Seine einzige Hoffnung sind seine Freunde. Vor allem Leila. Das Dumme ist jetzt aber das ihre Mutter ein Jobangebot in Moskau bekommen hat, und deswegen mit Leila dahin zu ihrem (riesigen) Familienanwesen ziehen wird. Und Kai wird denken, sie würde aus Angst vor ihm weglaufen, wenn sie auf einmal in Russland wäre…
 


 


 

Die Tür zu Alex´ Zimmer ging auf.

Es war Tala.

„Warum liegst du so ganz allein auf deinem Bett rum und telefonierst nicht mit Leila?“ fragte er neugierig.

Alex seufzte nur, drehte den Kopf und sah ihn an anstatt der Decke. Sie schwieg eine Weile, was bei ihr eigentlich eher selten vorkam.

Schließlich sagte sie doch etwas. „Ich will meiner Familie sagen, dass ich mit euch nach Russland ziehe. Aber ich wollte warten bis du da bist. Alleine kann ich das nicht.“

Er nickte und streckte eine Hand aus. Alex setzte sich auf, nahm seine Hand und ließ sich vom Bett ziehen. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. Dort saß Doremi auf dem Boden vor dem Sofa und sah fern.

„Hey Schwesterlein“, sagte Alex „kannst du mir einen Gefallen tun? Holst du bitte Shinichi und Lea und Mama?“

„Klar! Waaaaruhum???“ Sie war ganz aufgeregt und hüpfte aus dem Zimmer.

Alex ließ sich aufs Sofa fallen wo Tala schon saß, und schaltete den Fernseher aus. Das waren nur störende Hintergrundgeräusche. Das was jetzt kam war eh schon schwer genug für alle, auch ohne Ablenkung.

Tala spürte Alex‘ Unruhe und drückte beruhigend ihre Hand.

„Keine Angst, du packst das schon. Ich bin bei dir“, flüsterte er ihr beschwichtigend ins Ohr. Seine Nähe nahm sofort etwas von ihrer Unruhe und Unbehaglichkeit, doch leider nicht alles. Der Rest verschwand auch nicht als einer nach dem anderem ins Zimmer kamen.

„Was gibt’s?“, fragte Shinichi neugierig wie immer. Doch sobald er den Blick seiner Schwester sah, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine Miene verfinsterte sich.

Als auch Alex‘ Mutter, Lea und Doremi saßen, und Alex erwartend ansahen, räusperte sie sich und begann zu sprechen. „Leila wird morgen Abend nach Russland zurück ziehen…“

„Och wie schade! Sie ist so ein nettes Mädchen.“

„Unterbrich mich bitte nicht, Mama. Ich war noch nicht fertig.“ Alex sah Tala an. Er nickte ihr entschlossen zu, dann sah sie zu ihrem Bruder. Er wusste schon bescheid. Er wusste auch von Black Dranzer. Seine Miene war hart.

„Und ich werde mitgehen. Mit Tala.“

Eine Weile herrschte Schweigen. Verdau-pause.

Doremi begann zu schluchzen. Lea hauchte nur: „Was? Wann? Auch direkt morgen?“

„Nein“, antwortete Alex, „sie wird morgen alleine fliegen, und wir kommen am nächsten Wochenende nach …“ ihre Stimme verlor sich am Ende des Satzes.

„Nein!“ ihre Mutter setzte sich ganz gerade hin. „Auf keinen Fall! Du wirst nicht gehen! Du bist erst 17! Du machst einen riesigen Fehler wenn du mit irgendeinem fremdem Kerl in irgendein fremdes Land ziehst, dessen Sprache du nicht einmal kannst! Du gehst nicht mit! Du bist…!“ Aber Alex hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Schon lange nicht mehr. Bei solchen Schimpforgien ihrer Mutter schaltete Alex immer auf taub.

Zum Glück kam Shinichi ihr zur Rettung. „Mutter“, begann er als sie eine Schreipause machte. „Erstens, der ‚irgendeine fremde Kerl‘ sitzt gerade auf deinem Sofa, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte. Zweitens, so wie ich meine Schwester einschätze wird sie eh gehen, ob du jetzt Ja sagst oder nicht. Das wäre früher oder später sowieso gekommen. Dass es so früh ist, hätte ich zwar nicht gedacht, aber es ist nun mal so, und du wirst wahrscheinlich auch nicht viel dran ändern können.“

„Aber sie kennt die Stadt, das Land, die Sprache nicht! Sie ist so weit weg in Moskau, was ist mit Schule, oder wenn sie sich verläuft? Es kann so vieles passieren. Ich… NEIN! Du gehst nicht…“

Diesmal wurde Alex‘ Mutter von Tala unterbrochen. „Mrs. Sudo. Alex möchte bei ihrer besten Freundin sein, verstehen sie das denn nicht? Wir werden in Leilas Anwesen wohnen, und wie Sie wissen ist das nicht klein oder zu verfehlen. Das mit der Schule ist auch überhaupt kein Problem. Alex wird in Leilas Klasse gehen; auf dieselbe Schule.“ Alex‘ Mutter sah ihn die ganze Zeit an während er sprach, und sie schien sich beruhigt zu haben, denn sie ließ ihn ausreden ohne dazwischen zu gehen. „Wir werden Alex natürlich in der ersten Zeit, bis sie die Sprache besser beherrscht, nicht alleine in der Stadt rumlaufen lassen, das ist klar. Leila oder ich werden bei ihr sein wenn sie das Haus verlässt. Es wird wahrscheinlich auch nicht lange dauern, weil wir und Leila fließend Russisch sprechen. Sehen Sie? Es gibt keinen Grund sich Sorgen zu machen.“

Alex bewunderte ihn. Wie schaffte er das bloß? Er schien ihre Mutter echt überzeugt zu haben; Alex war klar, dass, wenn sie es versucht hätte, ihr das nicht gelungen wäre. Tala hat diese unglaubliche Fähigkeit Menschen zu beeinflussen. Aber auf eine positive Weise. Es ist auf keinen Fall wie Manipulation, sondern eher ein geschicktes verstecktes Überreden. Er bringt die Menschen zu Sachen die er von ihnen will, aber ohne dass sie es merken. Erst zeigt er ihnen die Dinge aus seiner Sicht, dann bringt er sie dazu sie als richtig und vernünftig anzusehen, und zuletzt seiner Meinung zu sein. Vielleicht war das eine angeborene Fähigkeit. Kai konnte das auch. Wenn er will.
 

„Ach Dodo“, sagte Alex in die entstandene Stille hinein. Ihre Stimme war leise und sanft. „Bitte weine doch nicht. Ich komme dich auch ganz oft besuchen. An jedem deiner Geburtstage! Und an allen Feiertagen! Jedes lange Wochenende! Oder du kommst mich mal mit Lea besuchen, wenn sie kommt um Spen…“ Sie redete nicht weiter. Jetzt verstand sie den Grund für Leas Tränen, die ihr die ganze Zeit still über das Gesicht liefen: Spencer!

„Lea“ fing Alex von Neuem an.

„Das ist so unfair! Du bist fast 18. Aber ich? Ich will auch mitkommen. Ich kann ihn doch nicht einfach …“

„Nein! Du nicht auch noch! Auf keinen Fall! Du bist viel zu jung! Das erlaube ich nicht!“ Ihre Mutter ließ kein Wenn und Aber zu.

„Da ist so gemein! Wisst ihr nicht was ihr mir da antut?“

„Lea, Spencer hat sich die Entscheidung auch echt nicht leicht gemacht. Er war hin und her gerissen. Er will auch bei dir bleiben. Es war ehrlich schwer für ihn. Wir haben es alle mitbekommen. Du kannst ihn doch häufig sehen.“ Tala versuchte seinen Trick auch bei Lea, aber es schien diesmal nicht ganz zu funktionieren.

„Ach, ihr habt doch alle keine Ahnung!“ rief sie, und verschwand in ihr Zimmer.
 

Als Alex und Tala wieder in ihrem Zimmer waren, nahm Alex ihr Handy und suchte in ihrem Telefonbuch unter K nach einer Nummer. Sie hatte sich vorgenommen Kai mitzuteilen, dass Leila nach Russland ziehen wird. Zuvor hatten sie es so beschlossen. Da es nicht ungefährlich, geschweige denn einfach werden würde mit ihm zu reden, weil er noch immer unter dem Einfluss von Black Dranzer stand, wollte Tala sie nicht allein mit ihm reden lassen. Es war ihm zu gefährlich, was sie aber verstand. Sie hatte ehrlich gesagt auch keine Lust nachher in einem Krankenhaus aufzuwachen, und nicht mehr zu wissen was geschehen war. Kai traute sie nicht zu das er ihr was tat, aber Black Dranzer täte es ohne zu zögern, wenn sie etwas täte, das ihm nicht gefiel. Sie hatte gesehen was passiert war, als Tala, der ja nun wirklich nicht schwach und außerdem ein herausragender Beyblader war, gegen den besessenen Kai, also Black Dranzer angetreten war. Er hatte keine Chance gegen Black Dranzers Attacke gehabt. Die Schockwellen hatten ihn zwei Meter weit vom Beystadium aufprallen lassen, so dass er kurze Zeit bewusstlos gewesen war. Es war Glück im Unglück, dass ihm nichts Schlimmeres passiert war, und dass Wolborg kein Schrotthaufen war. Das war wahrscheinlich, weil Black Dranzer Tala noch brauchte. Denn sie waren schließlich ein Team, und allein konnte Kai beim WM-Finale nicht antreten.

Es war also ganz verständlich, dass Tala Alex begleiten würde, weil er selbst erlebt hatte, wie groß seine Macht sein konnte.
 

Aber als Alex versuchte Kai anzurufen, ging er nicht an sein Handy. Kein Wunder, dachte sie, wenn ich er wäre, würde ich auch nicht ran gehen, wenn die beste Freundin meiner Freundin und die feste Freundin meines besten Freundes einfach so anrief. Besonders nicht wenn sie so viel plappert wie ich.

Also schlug sie Tala vor, dass er ihr ja schon mal was Russisch beibringen könnte. Dann könnte sie es ja zwischendurch nochmal bei Kai anrufen.

Doch auch im weiteren Verlaufe das Nachmittags und Abends erhielt sie keine Antwort auf ihre Anrufe. Tala schien einerseits erleichter, andererseits besorgt zu sein.

Erleichtert, weil sie sich so nicht einer Gefahr aussetzen mussten, besorgt, weil es sicher ein schwerer Rückschlag wäre, wenn Kai erfahren würde, dass Leila nicht mehr da wäre. Er würde denken, dass sie vor ihm abhauen will. Was ihm keine Kraft geben würde, weiter gegen Black Dranzer anzukämpfen. Sondern eher das Gegenteil.
 


 

Alex hatte schlecht geschlafen. Es dämmerte gerade als sie die Augen öffnete. Sich schaute auf ihren Wecker. Es war zwanzig nach sechs. An einem Sonntagmorgen. Tala schlief noch, aber Alex fühlte sich wach. Sie blieb ruhig liegen, denn sie wollte ihn nicht wecken. Es gelang ihr nicht. Wenige Augenblicke später schlug er die Augen auf.

„Guten Morgen“, flüsterte Alex leise. Er machte die Augen wieder zu und zog sie näher an sich. Dabei machte er ein Geräusch wie eine schnurrende Katze.

„Warum bist du schon wach?“, wollte er wissen.

„Keine Ahnung. Ich kann nicht schlafen.“

Sie setzte sich etwas auf, was sich aber als nicht so leicht herausstellte, denn er hielt sie immer noch fest. Als sie es dann geschafft hatte, griff sie nach ihrem Handy und drückte auf Wahlwiederholung.

„Was machst du?“

„Kai anrufen. Wir haben nur noch heute. Und ich denke nicht, dass wir während des Matches heute Nachmittag viel Zeit haben werden mit ihm zu reden. Vielleicht geht er ja ran. Und wenn nicht, dann nicht.“

Es klingelte ein paar Mal und Alex wollte schon wieder auflegen, als sie Kais kalte, distanzierte Stimme hörte. „Was?“ fragte er. Eindeutig Black Dranzer. Das war ihr sofort klar. Sie versuchte sich ihre Anspannung und Angst nicht anmerken zu lassen als sie antwortete, aber es gelang ihr nicht ganz.

„Äh Hi. Hier ist Alex.“

„Was?“, fragte er noch einmal scharf.

„Also, ich möchte mit dir reden. Kannst du um 11 Uhr in den Park kommen, wo ihr immer trainiert?“ Sie hielt die Luft an. Es dauerte einen Moment bis zu seiner Antwort.

„Wie wär‘s mit jetzt gleich?“

„Jetzt gleich ?“, wiederholte Alex etwas perplex. Sie sah Tala an, er nickte.

„Ok, wir sind in einer halben Stunde sind wir da.“

„Gut“, kam die Antwort prompt, dann wurde die Verbindung unterbrochen.

Tala setzte sich auf.

„Jetzt gleich? Wie kommen wir denn zu der Ehre?“

„Keine Ahnung“, sagte Alex während sie den Schrank aufmachte, sich Klamotten nahm, und zur Tür ging.

Als beide fertig waren, gingen sie aus dem Haus. Das Wetter war schlecht. Dunkle Wolken hingen am Himmel und leichter Sprühregen nieselte auf die Welt hinab. Wie anzunehmen war, gab es nicht viele Leute, die sich so früh diesem Wetter aussetzten. Kein Wunder, dachte Alex, ich wäre auch nie darauf gekommen, dass wir jemals an einem Sonntagmorgen und auch noch bei diesem Wetter auf der Straße sein würden. Vor allem nicht mit diesem Ziel.
 

Als sie an der vereinbarten Stelle waren, hörte es auf zu nieseln. Wenigstens etwas. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Auch nicht Kai.

Tala ging auf die Bank zu, die in der auf der einen Seite des kleinen Platzes stand. Sie setzten sich und warteten. Wie lange es wohl dauerte bis er auftauchte?

Nicht lange. Denn nur kurze Zeit später unterbrach Tala seine Beobachtung der Umgebung indem er Alex mit dem Ellbogen in die Rippen stieß.

„Was?“, fragte sie etwas gereizt und rieb sich die Stelle an der er sie getroffen hatte. Er sagte erst nichts und beobachtete angestrengt die gegenüberliegenden Bäume. Große Laubbäume standen ungeordnet zusammen. Bei Sonnenschein warfen sie Schatten auf die Wiese unter ihnen, und das Licht schimmerte jadegrün. Doch an diesem Tag rauschten sie nur unheimlich im Wind.

„Da hinter dem Baum“ Er zeigt auf eine große Eiche, die etwas Abseits von den anderen stand, aber immer noch unverkennbar zu dem kleinen Waldstück gehörte.

Als Alex dorthin sah, stockte ihr der Atem. Hinter dem Baum wehte etwas Weißes durch den Wind. Erst konnte sie nicht erkennen was es war, doch dann war es ihr klar. Es war Kais Schal, doch er war nicht wie üblich strahlend weiß, sondern etwas Rotes bahnte sich seinen Weg über den sonst blütenweißen Schal. Noch bevor sie das überhaupt realisiert hatte, geschweige denn Zeit hatte auch nur einen Muskel zu rühren, war Tala schon aufgesprungen und beinahe beim Baum angekommen. Alex rannte hinter ihm her.

Der Anblick der sich ihr dort bot, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Entsetzt starrte sie ihn an. Kai saß mit gesenktem Oberkörper an dem Baum gelehnt, sein Kopf war zur Seite geneigt und die Augen waren geschlossen. Doch unter ihnen ließ sich eine feuchte Spur erahnen. Seine Haare waren zerraust und es fielen ihm Strähnen ins Gesicht. Seine Haut war weiß, doch sein Gesicht war entspannt, so als ob ihm eine große Last von den Schultern gefallen wäre. Seine linke Hand, war etwas von seinem Körper entfernt. Feine Linien zierten sein Handgelenk, aus denen unaufhaltsam das Blut floss. Neben ihm lag Black Dranzer, verhängnisvoll glitzernd und dennoch pechschwarz. In seiner rechten Hand lag fest umschlossen ein Messer, welches mit seinem Blut benetzt war. Es war offensichtlich, dass er sich die Pulsschlagadern aufgeschnitten hatte. Aber Tala bemerkte das, was Alex entgangen war. Kai atmete noch, wenn auch nur schwach.

„Ruf sofort einen Krankenwagen“ befahl Tala, „und sag, dass er zu uns nach Hause kommen soll.“ Alex zuckte zusammen, tat aber wie verlangt; sie fummelte ihr Handy aus ihrer Hosentasche und rief den Krankenwagen. Sie wusste warum der Krankenwagen zu den Jungs nach Hause sollte, denn um in den Park zu kommen würde der Krankenwagen zu lange brauchen, bei den Jungs wäre er viel schneller.

Noch während sie den Krankenwagen anrief, hatte Tala sich schon den Blade in die Tasche gesteckt und Kai mit einem Ruck auf seinem Rücken gehievt. Mit großen Schritten lief er los.

Worte hallten ihr in den Ohren, als sie den beiden hinter her sah. So let mercy come and wash away what I’ve done, I'll face myself to cross out what I’ve become. Erase myself and let go of what I’ve done ...
 

Als Alex in der Wohnung ankam, stand die Tür offen und alles war durcheinender. Der Hund bellte Ian wie verrückt an, der die ganze Zeit fluchend hin und her lief, Spencer stand ans Sofa gelehnt, mit einer halbleeren Wodkaflasche in der Hand und Bryan saß mit dem Gesicht in den Händen vergraben auf dem Sofa, mit dem Rücken zu Spencer.

Doch darum kümmerte sich Alex nur wenig. Sie ging um die Ecke und sah Tala, wie er mit dem Rücken an der Wand neben Kais Zimmertür saß. Mit dem Kopf in dem Nacken starrte er die Decke an.

„Ist der Notarzt…“ Weiter brauchte sie gar nicht mehr zu reden, denn er nickte kurz, wenn auch nur halbherzig. Alex starrte ihn noch eine Weile an. So hatte sie ihn lang nicht mehr erlebt.

Alex begann eine Nummer in ihr Handy einzutippen, das sie immer noch ihn der Hand hielt. Sie musste Leila anrufen. Sie musste wissen was gesehen war. Aber sie schaffte es nicht die Nummer zu Ende einzutippen, denn die Tür neben Tala ging auf.

Ein hagerer Mann, etwa Mitte 40, groß aber nicht größer als Tala, kam aus Kais Zimmer. Er trug eine blaue Jeans und ein graues Sweatshirt, darüber war ein weißer Kittel gezogen, dessen hochgekrempelte Ärmel mit Blut beschmiert waren. Seine brauen Haare waren leicht zerzaust und sein Gesichtsausdruck ließ das Schlimmste ahnen. Tala war inzwischen kreidebleich. Er wollte seinen besten Freund nicht verlieren.

Der Arzt schloss die Tür hinter sich. Er sah Tala an. Alex war zu ihrem Freund gegangen, und er hatte einen Arm um ihre Hüfte gelegt.

Es herrschte eine Totenstille.

Nicht weinen , dachte Alex, du weißt doch noch nicht mal was überhaupt los ist! Doch es fiel ihr sehr schwer ihre Tränen zurück zu halten.

„Er hat sehr viel Blut verloren und wir hatten Probleme damit, die Blutung überhaupt zu stoppen“, sagte der Notarzt mit gesengter Stimme. Er seufzte.

Bilder schossen Alex durch den Kopf, die sie am liebsten sofort wieder vergessen wollte.

Leila in schwarz. Tala in schwarz. Regen. Der Friedhof. Ein Sarg.

Doch dann kam die Erlösung.

„Aber er wird durchkommen. Momentan schläft er.“ Die Stimme des Arztes klang auf einmal unbeschwert.

Im Hintergrund sprang Bryan vom Sofa auf und Spencer ließ vor Schreck die Wodkaflasche fallen, aus der er vor wenigen Augenblicken noch getrunken hatte, sodass diese klirrend zu Boden fiel. Ian kniete auf dem Boden und umarte den Hund so fest, das dieser jaulte und nach ihm schnappte, doch allen war im Moment alles egal, die Hauptsache war das Kai überleben würde.

Tala zitterte am ganzen Körper, aber Alex, die mindestens genau so zitterte klammerte sich an seinem Arm fest um ihm eine Stütze zu geben und selber eine zu haben. Doch sie hatte auch so ein unbeschreibbares verlangen, welches direkt nach der Erleichterung kam. Sie wollte diesem Arzt eine reinhauen, dafür dass er sie so erschreckt hatte.

„Wenn es noch etwas gibt, dann sagen sie einfach nur im Krankenhaus Bescheid. Ich muss leider auch schon wieder weiter. Auf Wiedersehen.“ Mit diesen Worten lächelte er Alex und Tala zu und ging zurück zur Eingangstür.

Alex ließ Tala wieder aus ihrem Griff los und er ging in Kais Zimmer. Sie sah ihm nach, doch er schloss die Tür hinter sich, sobald er das Zimmer betreten hatte.

Ihr Handy vibrierte und ließ Alex furchtbar zusammenzucken.

„Leila?“ fragte sie mit leicht zitternder Stimme nach dem abheben.

„Ja! Hi Alex. Sag ma’, warum bist du eigentlich nicht zuhause?“, fragte sie neugierig.

„Ich äh… ich bin bei den Jungs.“

„Du klingst ja als hättest du einen Geist gesehen. Was ist denn los?“

„Du, das mit dem Geist ist näher dran als du denkst.“ Alex erzählte Leila was alles heute Morgen vorgefallen war. Mittlerweile war es kurz vor neun. Als Alex mit ihrem Wortfluss endlich geendet hatte, wartete sie auf eine Antwort von Leila. Doch es kam nichts.

„Leila?... Bist du noch da? Keine Sorge ihm geht es gut. Er kommt durch.“

Leises verzweifeltes Schluchzen war vom anderen Ende der Leitung zu hören.

„Hey Leila! Keine Sorge!... Oder weinst du weil du erleichtert bist?“

„Ach was, ich wein’ doch gar nicht. Ich…“ Ihre Stimme versagte und sie schniefte heftig.

„Willst du… willst du mit ihm reden? Ich steh vor seiner Tür. Tala ist noch drin. Ich hab ihre Stimmen gehört, er schläft nicht mehr.“

„Ich weiß nicht so recht, ich… ich…“

„Ach, ich geh jetzt rein! Ich muss ihm doch noch erzählen, dass du heute nach dem Match… ach Mist, das Match! Das hab ich voll vergessen! Ach egal, dann muss halt Bryan oder Spencer eben für ihn einspringen. Ich werd‘ jetzt auf jeden Fall reingehen.“

Alex griff nach der Klinke, doch Tala hatte sie schon im selben Moment von innen heruntergedrückt. Er nickte kurz mit seinem Kopf in Richtung ihres Handys

„Leila?“ fragte er.

„Ja. Ist er wach?“

„Ja, aber ich glaube, dass er nicht will, dass…“

Alex ließ ihn nicht ausreden, sondern ging einfach geradewegs an ihm vorbei ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

„Hallo Kai. Wie geht es dir? Was macht dein Arm?“

Er lag auf dem Bett, das Gesicht abgewandt von ihr. An seinem linken Arm war ein weißer Druckverband. Der Schal lag blutverschmiert neben dem Schreibtisch, daneben, ebenfalls blutverschmiert, seine Jacke.

Alex wartete einige Minuten, doch es herrschte eine absolute Stille, die nur durch Leilas schluchzen am Telefon unterbrochen wurde. Obwohl Alex sich das Telefon ans Ohr hielt vermutete sie, dass Kai es auch hören konnte.

Als keiner etwas sagte unterbrach sie die Stille mit energischer Stimme: „Okay. Kai hör mir zu! Es war nicht deine Schuld! Hast du verstanden? Es war NICHT DEINE Schuld!“ Er sah sie immer noch nicht an, sondern starrte immer noch unvermittelt die Wand an. „DU kannst doch nichts dafür, wenn dieses Vieh…“ Sie brach ab, weil er jetzt nicht mehr die Wand anstarrte, sondern ihr direkt in die Augen sah. Sein Blick war eiskalt, und ihr lief ein leichter Schauer über den Rücken.

„Es. War. Meine. Schuld.“ Er sagte es in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.

Alex machte den Mund auf um ihm zu Widersprechen, aber in genau diesem Moment hörte sie wie Tala ihren Namen vom Wohnzimmer aus rief. „Bin gleich wieder da.“ Sagte sie und ging, aber nicht ohne vorher ihr Handy auf Lautsprecher zu Schalten, und es neben Kais Bett zu legen.

„Alex?“, fragte Leila auf der anderen Seite der Leitung. Als keine Antwort kam seufzte sie. Ihr war klar, dass Alex das Telefon mit Absicht in Kais Zimmer gelassen hatte.

„Kai?“ fragte sie deshalb.

„Ja.“

„Wie geht’s dir?“

„Gut.“ Eine kurze, ungläubige Stille trat ein. Als Leila nichts sagte, sprach er weiter.

„ OK mir geht’s scheiße. … Aber auf jeden Fall besser als vorher.“

„Verständlich…“ Diesmal war es länger still. Nach einiger Zeit unterbrach Kai erneut das Schweigen.

„Weißt du… weißt du, was Alex mir sagen wollte? Ich meine, deshalb wollten sie sich doch mit mir treffen.“

„Oh. Ja.“ Leila klang leicht bedrückt. Noch während sie mit Kai redete nahm sie ihre Jacke und eine Tasche und machte sich auf den Weg zu ihnen.

„Sagst du es mir?“ fragte Kai der mittlerweile den Lautsprecher ausgeschaltet hatte.

„ Ich … Meine Mutter hat ein Jobangebot aus Moskau erhalten, und wir ziehen wieder dorthin.“ Sie machte eine kurze Pause. „Wir werden heute Abend schon fliegen.“

„Ach so“, war alles was er sagen konnte.
 

Sie war bei seinen Worten abrupt stehen geblieben. Nein, dachte sie es kann ihm nicht so egal sein. Bitte nicht.

„Tala und Alex kommen nächsten Samstag nach. Und du…?“

Leila war mittlerweile an der Wohnung der Jungs angekommen. Sie wollte gerade die Türklinke runterdrücken als die Antwort durch das Telefon kam.

„Leila … ich… Ich kann nicht. …“

„Was?! Wie meinst du das? Warum?“ sie schlug sich die Hand vor dem Mund, das hatte man bestimmt bin in die Wohnung hören können. Im selben Moment wurde ihr die Tür von einer verblüfften Alex aufgerissen. Doch Leila ging einfach rein und stand nun vor Kais Tür. Alle starrten sie an. Aber von Kai kam immer noch keine Antwort.

„Versteh es einfach; ich werde nicht mitkommen. Es ist besser so…“

Leila stand vor Kais Tür und die Tränen rollten ihr unaufhaltsam über ihr Gesicht. Sie legte auf, stand aber noch immer vor seiner Tür. Sie ließ ihr Hand sinken und starrte auf die Tür. Nein!! Das darf nicht wahr sein. Bitte nicht… Leila wäre am liebsten weggerannt, doch irgendetwas in ihr hielt sie davon ab.

Kai vernahm am anderen Ende der Leitung nur noch ein tuten. Er schmiss das Handy auf seine Couch die gegenüber vom Bett stand und ließ sich zurück in sein Bett fallen.

Herzlichen Glückwunsch , dachte Kai ironisch, jetzt hast du es auch noch geschafft, dass der einzige Mensch, der dich wirklich bedingungslos geliebt hat, hasst.

Er fluchte innerlich, auch wenn er wusste, dass es so besser war.

Leila stand immer noch wie hypnotisiert vor seinem Zimmer. Sie musste einfach reingehen. Sie wollte ihn wenigstens noch ein letztes Mal sehen, noch einmal in seinen rubinroten Augen versinken, ihn noch einmal lächeln sehen. Sie nahm ihren Mut zusammen und betrat das Zimmer.

Als Kai bemerkte, dass jemand rein kam, setzte er sich aufrecht in seinem Bett hin, denn er wollte die Person gerade anmeckern. Als er aber erkannte wer es war, stockte ihm der Atem.

Vor ihm stand Leila. Ihre Haare waren nass und klebten in ihrem wunderschönen Gesicht. Ihre Augen waren rot.

Bestimmt hat sie geweint , dachte Kai. Der Regen perlte von ihrer Jacke und sammelte sich in kleinen Pfützen auf dem Boden. Ihr Gesicht erschien ausdruckslos, doch Kai konnte in ihren Augen lesen, dass sie am Boden zerstört war.

Langsam streckte er seine unverletzte Hand aus. Er wusste nicht, ob sie sie ergreifen würde. In diesem Moment hatte er keine Ahnung, was er erwarten sollte.

Es schien endlose Sekunden zu dauern, bis sie seine Hand ergriff und sich zu ihm aufs Bett ziehen ließ. Endlose Sekunden, in denen er vorhatte, die Hand zurückzunehmen und sie einfach wegzuschicken, was einfacher und sicherer für sie beide gewesen wäre. Doch er konnte es nicht.

„Verzeih mir“, flüsterte er leise als sie sich an ihn schmiegte. Tränen rollten wieder über ihr Gesicht, doch es waren stille Tränen. Sie schwieg, denn ihre Stimme hätte sie im Stich gelassen. Doch anstatt die Stille mit Worten zu unterbrechen, küsste er sie sanft auf die Lippen. Sie erwiderte den Kuss, der immer fordernder und intensiver wurde. Er unterbrach den Kuss erst, als er lächeln musste.

Die Augen immer noch geschlossen seufzte er leicht.

„Moskau ist doch irgendwie meine Heimat… wie kann ich dann so ein Angebot ausschlagen?“, fragte er leise und lächelte Leila an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Risa
2012-03-04T21:26:04+00:00 04.03.2012 22:26
aaaaawww! sehr sehr sehr schööön! dieser os gefällt mir noch besser als der andere, der er das thema meines wb's bisher am besten aufgreift.

Deine Art zu schreiben gefällt mir wir schon einmal gesagt sehr gut.
Da du auf jeden Fall unter den ersten drei sein wirst, kannst du dir schon einmal ein motiv für dein wunschbild überlegen.
Kannst ja meine Fanarts durchgucken. Dann siehst du, wie ich zeichne.

LG Risa
Von:  Kitten92
2009-11-26T13:37:06+00:00 26.11.2009 14:37
oiii... da ist ja auch mein part drin....
^^
*stolz is*
wie oft hab ich dir schon gesagt das ich diese FF sooo schöön finde...
*schnüff*
*ins taschentusch schneuz*
naja ich liiiiebe ihn...
*grins*

und mir fällt ein ich bin die erste ^-^

ich finde du kannst solche traurigen FF soo schön schreiben..
*rotz und wasser heul*
naja ich freu mich schon auf den nächsten
*knutscha*

meine Sunny☼

dein kleines Wölfchen^^


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