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Seelenspiegel

...die Seele heilt nur langsam.
von

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Anstalt

Stille…

Es war immer nur still hier.
 

Ich lag in meinem Zimmer auf dem Bett und stierte in Richtung Decke.

Es war hier, wie in jedem anderen Krankenhaus. Alles war weiß, eintönig und es roch komisch. Es war erdrückend und deprimierend.
 

Ich teilte mein Zimmer mit einem zweiten Jungen. Er war vielleicht um ein oder zwei Jahre jünger als ich. Er sprach nichts, er tat nichts. Egal wer etwas sagte, oder tat, er zeigte keinerlei Reaktion.

Fast so wie ich. Nur ließ ich doch ab und zu ein Wort von mir hören, Und ich saß auch nicht den ganzen Tag untätig herum.
 

Wenn ich nicht bei einer meiner Therapien war, dann ging ich entweder spazieren in der Anlage der Anstalt oder ich beschäftigte mich mit meinem Laptop, den ich gütiger weise mitnehmen durfte.
 

Nur… ab und zu…

Ab und zu nahmen die alten Erinnerungen und die harte Realität die Überhand an. Dann konnte ich nicht anders als da zu liegen und nach zu denken.
 

Und genau jetzt war so ein Moment.

Ich könnte sagen, dass ich mich beschissen fühlte, doch das würde nicht ganz stimmen. Denn eigentlich… eigentlich fühlte ich gar nichts mehr. Es war so, als wären all meine Gefühle ausgeblendet worden. Eingesperrt. So wie eine Art Schutzreflex meines Gehirns, um nicht überlastet zu werden…
 

Erstaunlich, dass ich in dieser Situation so eine logische und klare Erklärung abgeben konnte, nicht wahr?

Nun, eigentlich verstand ich es selbst nicht.

Wie schon gesagt, meine Gefühle waren wie weggesperrt. Ich führte ein ganz normales Leben in dieser Anstalt, außer, dass ich nicht so viel sprach…

Nur in meinen schwachen Momenten kam meine verzweifelte Vergangenheit zurück ans Tageslicht und ich wurde zu einem heulenden, verzweifelten und scherzverzerrten Häufchen Elend.

Leider gab es viele dieser Momente.
 

Und dann fragte ich mich immer… wieso?

In meinem Leben war so viel Mist passiert, doch was hatte das Fass zum überlaufen gebracht?

War es als mein Vater angefangen hatte sich mit anderen Frauen zu treffen? Oder als meine Mutter angefangen hatte zu trinken? Oder war es als Vater gegangen war? Oder war es doch als-
 

Das Öffnen der Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken…
 

Die Tür öffnete sich leise und vorsichtig.

Doch aufgrund der herrschenden Stille in diesem Raum, hätte man auch eine Stecknadel fallen hören…
 

Ein Mädchen erschien im Türrahmen.

Lange rotbraune Haare, grüne Augen, schlank, ungefähr mein Alter…
 

Sie schloss die Tür wieder und erblickte überrascht meine Wenigkeit…

„Oh… Guten Tag…“

Ich nickte stumm. Das würde ihr wohl reichen müssen. Ich war nicht in der Stimmung zum reden.

Enttäuscht blickte sie zu Boden.
 

„Entschuldigen Sie… ich dachte Sie wären nicht stumm… wie mein Bruder.“

Sie sah hübsch aus… aber nicht wenn sie traurig war…
 

„Ich bin nicht stumm. Und es muss Ihnen nicht leid tun.“, antwortete ich mit leiser Stimme, fast schon flüsternd.

„Oh! Das… das freut mich… also… ich meine, dass Sie reden.“

Ich nickte erneut.

Nun stand sie unsicher da. Was bezweckte sie damit? Ich dachte sie wollte jemanden besuchen…
 

„Der Junge ist also Ihr Bruder?“

„Ja… Ah! Entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt… Mein Name ist Kimiko…“

„Sai. Freut mich.“

„Ebenfalls…“
 

Nun schwiegen wir beide und als nach fünf Minuten noch immer keiner ein Wort gesagt hatte, begab sich Kimiko endlich zu ihrem Bruder…



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