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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor: Kupferschweif

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Kapitel 33

Die drei jungen Hundedämonen waren schon ein ganzes Stück mit ihrem recht großen Gefolge gewandert, waren aber immer noch in dem weitläufigen Talkessel, in dem das Schloss lag, allerdings kamen sie langsam an den Rand des Waldes, die Bäume wurden weniger. Und damit auch die Deckung, der Sichtschutz vor den Paradiesvögeln.

Sesshoumaru hatte alle Sinne angespannt, aber bislang war von den gefiederten Dämonen weit und breit nichts zu bemerken. Überhaupt war nichts wahrzunehmen, abgesehen von dem stetigen Zittern des Bodens. Er sah zu seiner Gefährtin, die sich höflich hinter ihm hielt. „Könnt ihr einen Bannkreis errichten?“ fragte er. Das wäre zumindest ein Schutz vor den Vögeln, solange die Diener nicht in Panik gerieten und davonliefen, um Deckung zu suchen, was bei einfachen Dämonen leider wie bei Menschen passierte.

„Keinen, der stark genug wäre, um die Paradiesvögel über einen längeren Zeitraum abzuhalten, Sesshoumaru-sama“, antwortete Hana und ihr Bruder nickte nur etwas.

Der Kampf gegen ihren Vater und das Öffnen des Bannkreises um den Norden hatte sie beide viel Kraft gekostet, sie waren dabei beide an ihr persönliches Limit gekommen und hatten bisher noch keine Gelegenheit gehabt, sich zu regenerieren.

Der Weißhaarige nickte nur etwas und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, konnte aber außer Bäumen nichts erkennen. Das Beben war wieder stärker geworden. „Wir sollten uns beeilen.“

Der Trupp hatte sich gerade wieder in Bewegung gesetzt, als ein lautes Grollen die Luft erfüllte und der Boden wieder stark zitterte. Viele der Diener keuchten erschreckt auf und sahen sich hektisch um und auch viele der Samurai beider Heere wirkten beunruhigt, legten intuitiv die Hand an die Waffe.

Der aufkommende Wind trug ihnen den Geruch von Schutt und Wasser zu. Der Damm musste gebrochen und der Wasserstrom das Schloss erreicht haben.

Die Erbprinzessin des Westens sah kurz zu ihrem Gefährten, der kaum merklich nickte. Sie mussten das Tempo erhöhen. Die Wassermenge, die sich unter dem Gebirge in dem langen Fluss und in dem künstlichen Stausee gesammelt hatte, sowie das Schmelzwasser, das sich überirdisch in einem Bergsee staute, dürfte genug sein, um den Talkessel komplett zu fluten.

Sesshoumaru sah sich rasch unter seinem Gefolge um. Die Diener des Nordens wirkten durchweg jung und gesund, lediglich einige Beamte hatten dezente Falten von die Augen und grau meliertes Haar. Sie würden es alle schaffen, bei einem schnelleren Schritt problemlos mitzuhalten. Zu lange würde der Marsch hoffentlich sowieso nicht mehr dauern.
 

Der Schwarm der Paradiesvögel verharrte kurz in der Luft, als er von einem gewaltigen Fluss, der unter ihnen die Landschaft ebnete, überholt wurde. Die Dämonen beobachteten, wie das Wasser sich genau wie sie auf das Schloss des Nordens zubewegte und folgte ihm eilig. Keiner von ihnen wollte verpassen, wie das Wasser auf das Gebäude traf.

Das Schloss war von einem dichten Wald umgeben, was es zusätzlich schützen sollte, doch in die Bäume war eine lange, breite Schneise geschlagen worden, sodass der Strom nicht dadurch aufgehalten wurde, dass es etwas aus dem Weg räumen musste.

Wenige Augenblicke später beobachteten die Paradiesvögel, wie das Wasser mit voller Kraft auf das Hauptgebäude traf, dessen eh schon angegriffene und instabile Wände dem Druck nichts entgegenzusetzen hatten und in Sekunden weggespült wurde, genau wie die Überreste des Schutzwalls und die Nebengebäude.

Doch eines verwirrte die Vögel: Es waren keine Schreie zu hören, niemand floh, niemand strampelte sich an die Wasseroberfläche und hielt sich an einem Trümmerteil fest oder kletterte auf einen der Bäume. In dem Schloss war niemand mehr, die Bewohner mussten alle schon vorher geflohen sein! Aber wohin? Und wie hatten sie wissen können, dass sie von Wasser bedroht wurden? War das etwa kein Zufall und ihr Fürst hatte sie vorher warnen können? Oder hatten sie das Schloss schon längst aufgegeben und sich irgendwo ein anderes Zuhause gesucht und aufgebaut, weil sie sich in diesem nicht mehr sicher gefühlt hatten?

Die Paradiesvögel sahen sich um. Ihr Befehl hatte gelautet, das Schloss anzugreifen und alle Bewohner zu töten, daher wagten sie es nicht, sich ohne weitere Anweisung ihres Anführers aufzuteilen und die Suche auszuweiten.

Als dieser nur kurze Zeit später ebenfalls den tiefsten Punkt des Talkessels erreichte, wo sich bis vor Kurzem noch das Schloss des Nordens befunden hatte, das einst so prächtig inmitten der Bäume aufgeragt war, war der mächtige Wasserstrom bereits von den noch übrigen Bäumen verlangsamt worden, sodass es sich bereits zu einem See sammelte, in den immer noch unaufhörlich das Bergwasser rauschte, sodass er stetig weiter wuchs und sich ausbreitete. Er verschaffte sich schnell einen eigenen Überblick und ließ sich von einem seiner Diener über die Eindrücke des Schwarms, dass die Dienerschaft geflohen sein musste, aufklären.

Warum nur waren die Youkai schon geflohen? Und in welche Richtung? Hatte der Kampf des Fürsten mit einem anderen, überaus mächtigen Daiyoukai, vielleicht doch etwas mit dieser Wasserflut zu tun? Er hatte das nur für einen glücklichen Zufall gehalten, der ihnen die Arbeit des Überfalls erleichtern würde.

Nur wo waren ihre potenziellen Opfer jetzt hingegangen?

Der größte Paradiesvogel stieg höher in die Luft, um sich einen besseren Überblick über das Gebiet zu verschaffen. Es gab glücklicherweise nicht zu viele Möglichkeiten, wohin eine so große Gruppe gegangen sein könnte. Und schon gar nicht unauffällig.

Waren sie vom Schloss aus nach Süden gegangen, um das Revier des Westfürsten zu erreichen? Soweit er wusste, waren die beiden Fürsten zwar miteinander verwandt und die Prinzessin des Nordens dorthin geschickt worden, aber dennoch standen die beiden Clans sich nicht besonders nahe. Das hatten ihm auch seine Untertanen bestätigt, die ursprünglich aus dem Westen stammten und daher einiges davon mitbekommen hatten.

War der Inu no Taishou vielleicht der zweite Daiyoukai im Felsenkessel bei ihrem Nest gewesen? Hm.

Vom Schloss aus westlich lag nicht viel. Ein paar kleinere Berge und dahinter dann das Meer. Doch in dieser Gegend gab es nichts, das Deckung bieten könnte. Würden so viele Dämonen wirklich ein solches Risiko eingehen? Größere Gruppen wurden zwar für gewöhnlich seltener attackiert, weil die Angreifer die Überzahl fürchteten, aber sie waren auch leichter zu finden.

Weiter nach Norden waren sie jedenfalls nicht gezogen, da hätten er und seine Untergebenen sie gesehen.

Blieb noch die östliche Richtung, in die sich die Gebirgskette erstreckte. Die Berge dort waren höher, einige Höhlen könnten als Unterschlupf dienen. Und lebten dort nicht auch irgendwo die Wolfsdämonen? Wenn er doch nur die dämonischen Auren spüren könnte, aber entweder waren sie zu weit weg oder zu gut unterdrückt, wie auch immer das gemacht wurde.

Im Kopf wog er die Argumente für und gegen die verschiedenen Richtungen ab und beschloss dann, dass er seinen Schwarm aufteilen musste. Ein kleiner Teil würde nach Süden fliegen, ein kleiner Teil nach Westen und der größte Teil mit ihm nach Osten. Die Gruppen erhielten die Anweisung, nicht ganz so weit zu fliegen und dann umzukehren, sollten sie nichts finden und sich dann den anderen anschließen. Paradiesvögel hatten glücklicherweise die Fähigkeit, ihren Schwarm auch über eine längere Distanz genau lokalisieren zu können.
 

Derweil hatte Akumaru sich ein Stück unterhalb der oberen Felskante auf einem breiten Vorsprung niedergelassen, gegenüber der Stelle, an der sein Cousin verschüttet worden war. Er hatte sich in seine vergleichsweise menschenähnliche Gestalt zurückverwandelt und lehnte nur scheinbar lässig an der Felswand.

Hier oben wehte ein seichter Wind, der angenehm kühl durch sein blut- und schlammverklebtes Haar und über die Kratzer in seinem Gesicht und an seinen Händen strich. Weit und breit war nichts zu hören oder zu sehen, zu riechen oder zu spüren. Nur die geschwächte Aura von Sou'unga, das noch bei seinem vermaledeiten Vetter unter der Erde lag.

Das Schwert brauchte einen Dämon, seine Energie, um seine volle dunkle Macht zu entfalten. Ohne eine solche Energie, an der es sich nähren konnte, war es nur … ein Schatten seiner selbst. Immer noch beeindruckend, aber nicht mehr so furchteinflößend.

Der Fürst winkelte sein linkes Bein langsam an, verzog dabei etwas die Mundwinkel. Ihn schmerzte so gut wie jede Bewegung. Der Kampf war auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen, auch wenn diese Spuren weitaus weniger dramatisch waren als die, die der Kampf bei dem weißhaarigen Idioten hinterlassen hatte. Verspannte, gezerrte Muskeln, verschieden tiefe Bisse und Kratzer und angebrochene Rippen waren nichts im Vergleich zum Tod. Seine Verletzungen würden schon bald verheilt sein.

Einen Moment lang lächelte Akumaru diabolisch triumphierend – endlich hatte er gewonnen –, aber dann schloss er die Augen und senkte den Kopf, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpressend.

Er hatte es fast gehabt. Seine Krallen hatten gerade ganz knapp an seinem Cousin gekratzt, nur noch wenige Augenblicke und dann hätte er endlich das sagenumwobene Höllenschwert in den Händen gehalten und in seinen Besitz aufnehmen können, aber dann …

Ein starkes Beben und lautes Grollen hatten ihn instinktiv zurückspringen lassen, gerade rechtzeitig, um dem Erdrutsch auszuweichen, der gefolgt von Felsbrocken genau auf die Stelle gerutscht war, an der er eben noch gegraben hatte.

Einen Moment lang hatte Akumaru wie vor Fassungslosigkeit erstarrt auf die Stelle geschaut. Dann hatte die aufputschende Wirkung des Kampfes nachgelassen und er hatte von dem Moment an deutlich die Schmerzen gespürt, die von seinen Verletzungen und der Anstrengung herrührten. Er hatte keine Kraft mehr, um sofort noch einmal nach dem Schwert zu graben, das er so dringend besitzen wollte, zumal auch Stücke, große Stücke, der Felswand herunter gefallen waren, die er erst wegräumen müsste.

Darum hatte der Nordfürst sich zurückverwandelt und auf den Felsvorsprung zurückgezogen. Er wollte sich ein wenig erholen, seinem geschundenen Körper eine wohlverdiente Pause gönnen, um dann mit frischer Kraft nach Sou'unga zu graben. Und damit dann den Welpen den Garaus zu machen. Denn dass die drei in der Flut umgekommen oder von den Paradiesvögeln umgebracht worden waren, wagte er stark zu bezweifeln. Seine Kinder hatten sogar ihm widerstanden und Sesshoumaru war deutlich gefährlicher als diese beiden. Da wollte er lieber auf Nummer sicher gehen. Und es wäre ein guter Einstieg, um sein neues Schwert kennenzulernen, seinen neuen Kampfgefährten.

Es war schon ein wenig schade, dass sein Cousin nicht mehr miterleben konnte, wie Akumaru die drei jungen Hunde mit dem Höllenschwert ins Jenseits beförderte und dann mit dem halbblütigen Bastard des Westens weitermachte, um an seinen Enkelsohn zu kommen, der hoffentlich einen besseren Erben abgeben würde als seine eigene Brut. Hoffentlich hatte seine Genialität einfach eine Generation übersprungen, die dämliche Weichherzigkeit des weißhaarigen Trottels aber nicht.

Der Daiyoukai schloss die Augen und lehnte sich zurück, versuchte sich zu entspannen.

Nur eine kleine Weile noch, dann würde er sich wieder daran machen, Sou'unga aus der Erde zu befreien.

Nur eine kleine Weile noch, dann würde er endlich am Ziel seiner Träume und der seines Vaters sein.

Nur eine kleine Weile noch, dann würde er sein Revier mit dem seines Cousins wieder vereinen, so wie es immer hätte sein sollen.

Er würde endlich sein wahres rechtmäßiges Erbe antreten. Endlich!
 

Sesshoumaru ließ sich keinen seiner Gedanken anmerken, als er die Bergkette musterte, der sie sich näherten. Es roch deutlich nach Wolfsdämonen und ihren tierischen Anverwandten und auch leicht nach Blut und Verwesung, jedoch hauptsächlich von Rindern und Pferden. Wie die Wolfsdämonen im Westen schienen auch die im Norden gerne rohes Fleisch zu fressen. Was war auch anderes von flohverseuchten Bettvorlegern zu erwarten?

Er wandte sich leicht um, als er bemerkte, dass Hana und Ichiromaru in den Himmel sahen und die Hände ans Schwert legten. Ein leises Rascheln war zu hören. Flügelschläge! Der Wind kam von den Bergen her, daher war noch nichts genaues zu wittern, aber am Horizont zeichneten sich deutlich die Silhouetten der Paradiesvögel ab, auch wenn sie noch ein ganzes Stück entfernt waren.

Verdammt. Sie waren hier auf absolut offenem Gelände. Der Wald lag zum Einen ein ganzes Stück hinter ihnen und zum anderen hatte das Wasser ihn schon erreicht und wohl auch schon überflutet. Auch wenn der Pegel noch nicht sehr hoch stand, so war es doch hinderlich, wenn die Diener und Soldaten sich schnell durch den entstandenen Morast bewegen müssten.

Der Weißhaarige sah zu seinem Schwager. „Du führst das Gefolge weiter zu den Wölfen.“

Der Jüngere nickte knapp. „Ja, Sesshoumaru-sama.“

„Du bildest mit mir die Nachhut“, sagte der Älteste zu seiner Gefährtin, die sofort den Kopf neigte und ihm an den Kriegern, Dienern und Beamten vorbei nach hinten folgte.

Sie würden die Paradiesvögel so weit wie möglich von den anderen fernhalten und vor allem verhindern, dass diese Mistviecher sich aus der Luft auf die Gruppe stürzten.

Ichiromaru zog noch einmal das Reisetempo an, um die Dienerschaft möglichst schnell zu den Bergen zu bringen, wo sie zumindest etwas Deckung hätten. Hoffentlich war die Höhle der Wölfe groß genug. Und hoffentlich würde er denen nicht erst noch gewaltsam deutlich machen müssen, dass sie keinen Aufstand provozieren sollten. Bisher hatte er recht wenig mit diesem Rudel zu tun gehabt, sie lebten eher für sich und lösten auch ihre Probleme eher alleine. Vielleicht würde es sie ja besänftigen, dass sich unter den einfachen Dienern auch einige Wolfsdämonen befanden, auch wenn die wohl nicht aus dem Rudel stammten.

Er wandte nur kurz den Kopf, als er spürte, wie das Youki seines Schwagers und seiner Schwester anstieg und sah nur aus den Augenwinkeln, dass die beiden ihre Energie in den sich nähernden Schwarm Paradiesvögel jagten.

Als der junge Prinz den Soldaten gerade befehlen wollte, die Waffen zu ziehen, bemerkte er, dass die Männer das schon längst getan hatten und griff zu seinem eigenen Schwert.

Wie ungewohnt es war, es mit der Linken von seiner rechten Hüfte zu ziehen. Ungewohnt, aber richtig.

Sesshoumaru und Hana ließen sich derweil ein ganzes Stück zurückfallen. Der erste Angriff hatte ein paar der Paradiesvögel abstürzen lassen, die anderen waren erschrocken in der Luft stehen geblieben und sahen unsicher zu den beiden Hundedämonen. Mit dem Erbprinzenpaar des Westens hatten sie nun wirklich nicht gerechnet.

Der Anführer sah von den beiden zu der großen Gruppe dahinter, an deren Spitze er glaubte, den Prinz des Nordens zu erkennen. Gleich drei, wenn auch junge, Daiyoukai und noch dazu eine Menge bewaffneter Soldaten, die sich unter die wehrlosen Beamten und Diener gemischt hatten. Das war durchaus riskant, aber nicht unmöglich, zumal sein Schwarm mittlerweile wieder komplett war. Sie müssten nur schnell genug sein, und den Energieangriffen geschickt ausweichen können.

Wenn sie sich auf die Schlossbelegschaft stürzen könnten, hätten sie gute Chancen, mehrere auf einmal zu schnappen und zu verschlingen. Ihre Mäuler waren groß genug dafür und ganz so einfach war es auch nicht, mit Klingen durch ihr dichtes, starkes Federkleid zu kommen und sie zu verletzen.

Er sah zu seinen Leuten, die verstanden, was er meinte und in rasantem Tempo auf die große Gruppe potenzieller Opfer zuschossen, dabei den erneuten Angriffen von Sesshoumaru und Hana auswichen. Doch ehe sie sich auf die Youkai stürzen konnten, mussten sie einer anderen Energieattacke ausweichen. Sie hatten ganz außer Acht gelassen, dass Ichiromaru auch noch da war und nicht zulassen wollte, dass seine Leute angegriffen wurden.

Die Paradiesvögel waren gezwungen, ein Stück zurückzuweichen, was die beiden älteren Daiyoukai ausnutzten und wieder dazu übergingen, ihr Youki durch ihre Katanas in den Schwarm zu schleudern, einige wenige tatsächlich erwischten.

„Ziel auf den Anführer“, wies Sesshoumaru seine Gefährtin an, die knapp nickte und ihr Schwert wieder mit ihrer Energie auflud. Wenn sie den Anführer erwischen würden, würden die übrigen Vogeldämonen nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollte, so der Plan. Man musste kein großer Kenner dieser Rasse sein, um zu wissen, dass Paradiesvögel ohne leitendes Oberhaupt unorganisiert waren und keine Einheit mehr bildeten.

Doch den größten Paradiesvogel vom Himmel zu holen war gar nicht so einfach, denn im Gegensatz zu seinen Untertanen, verfügte er über eine gewisse Intelligenz und fiel nicht so leicht auf Finten herein.

Das Paar erkannte schnell, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten, um sowohl den Anführer auszuschalten, als auch in der Zwischenzeit dafür zu sorgen, dass die übrigen Vögel nicht an ihnen vorbeikamen und sich auf die Schlossbelegschaft und die beiden Heere stürzten.
 

Akumaru erhob sich langsam und streckte seine Muskeln, sodass einige seiner Gelenke ekelhaft knackten. Er war noch nicht vollständig wiederhergestellt, aber es würde reichen, um sich erst Sou'unga und dann die jungen Hunde zu holen.

Langsam begann er die Felswand hinabzuklettern, wobei er genau darauf achtete, was in der Umgebung wahrzunehmen war. Nicht, dass es noch einen Erdrutsch gab, der seine ganze Arbeit wieder zunichte machen würde. Aber bislang war nichts ungewöhnliches zu bemerken.

Auch als der Fürst sich wieder in einen riesigen Hund verwandelte und damit ein tonnenschweres Gewicht auf dem Boden lastete, gab es nirgendwo ein Anzeichen darauf, dass erneut Felsen und Erde nachrutschen würden.

So begann Akumaru die Felsen beiseite zu schieben und wieder in der Erde zu scharren.

Immer ungeduldiger fuhren seine Pfoten durch das Erdreich, schaufelten Schlamm und Steine zur Seite. Er konnte das Höllenschwert immer deutlicher spüren, hörte es fast schon nach sich rufen.

„Akumaru …“

Der Hundedämon hielt kurz inne. Hatte er sich das nur eingebildet? Er schüttelte kurz den mächtigen Kopf und widmete sich dann wieder der Ausgrabung.

„Akumaru“, hörte er die dunkle Stimme erneut sagen.

Himmel, er sollte sich zusammenreißen. Etwas so sehr zu begehren, dass man es schon zu sich sprechen hören glaubte, ziemte sich nicht für einen Dämon seines Ranges. Absolut nicht.

„Du bist nicht verrückt, Akumaru …“, säuselte die Stimme.

Der Fürst stoppte erneut. Konnte es wirklich sein, dass Sou'unga … dass der Drachengeist in dem Schwert nach ihm rief, mit ihm sprach?

„Genau so ist es, mein Freund.“ Ein kaltes Lachen war zu hören, schien von den Wänden widerzuhallen. „Du hast es geschafft, meinen Träger aus dem Weg zu räumen. Das macht dich zu meinem neuen … Besitzer.“

Sou'unga, das mächtigste Schwert aller drei Welten, erkannte ihn als seinen Besitzer an? Als seinen Herrn? Das war … unglaublich.

„Nicht zu vorschnell, mein Guter. Dein Vorgänger war kein guter Partner für mich. Er war zu weich und hatte zu große Angst, mich einzusetzen. Sonst hätten wir dich schon längst getötet.“

Akumaru biss die Zähne zusammen. Das war keine wirklich neue Information für ihn, aber es war … bitter, es von dem Schwert zu hören.

„Ich möchte auf keinen Fall, dass ich wieder in die Hände eines solchen, wenn auch starken, Feiglings falle. Bevor ich dir gestatte, mich zu führen, musst du erst noch eine … Prüfung bestehen.“

Eine Prüfung? Kein Problem. Der Nordfürst würde alles tun, um unter Beweis zu stellen, dass er alles andere als so ein Feigling wie sein verstorbener Cousin war. Alles.

„Ich weiß, dass du vorhattest, deine eigenen Kinder und den Welpen deines Vetters mit meiner Macht zu töten. Wenn du wirklich so blutrünstig bist, dein eigen Fleisch und Blut auslöschen zu wollen, egal wie, dann bringe mit deren Köpfe. Töte sie ohne mich, um zu beweisen, dass du blutrünstig und stark genug bist, um meine Macht nutzen zu dürfen“, befahl der Drachengeist.

Der Hund verzog das Gesicht, senkte aber dann ergeben den Kopf. Es hätte zwar mehr Spaß gemacht, die missratene Brut mit Sou'unga aus dem Weg zu räumen, aber wenn der Drachengeist ihn erst testen wollte, dann würde er es eben so machen. Hauptsache er würde endlich an das Schwert kommen.

So machte er sich auf den Weg fort vom Felsenkessel. Hoffentlich würde es ihn nicht allzu viel Zeit kosten, die Welpen zu finden. Sie waren kaum im Schloss geblieben, nachdem das von den Wassermassen erwischt worden war.

Aber das Wasser könnte auch die Spuren der drei weggespült haben. Kein großes Problem für ihn, aber er war zugegeben nicht gerade geduldig.

Doch für Sou'unga würde er sich zusammenreißen und mit einem kühlen Kopf an die Sache herangehen. Für Sou'unga würde er alles tun, was es verlangte. Alles.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kommentar unserer Beta: Ihr seid scheiße!
Wir haben sie trotzdem lieb. ^^ Na ja.
lg
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Weissquell
2013-06-05T11:07:21+00:00 05.06.2013 13:07
Irgendwie erinnert mich die Flucht der Nordyokai, an HdR, die Flucht nach Helms Klamm....

Und ich finde es immer noch seltsam, das Youkai, selbst einfache Yokai, sich nicht zu helfen wüßten, wenn eine große Flut käme, oder irgendwelche anderen Dämonen sie angreifen würden. Es sind immer noch Hundeyokai. Zähne und Klauen werden sie vermutlich haben. Ich halte sie einfach nicht für solche jammerlappen die nur beschützt werden müssen. Vermutlich haben sie keine Kampferfahrung oder Ausbildung, aber schlagkräftig zuhauen sollten sie trotzdm können.

Und noch immer halte ich Inu Taishous Tod für ziemlich unwahrscheinlich (wenn auch nicht unmöglich, ich kenn ja eure sardistischen Neigungen XD), zumal wir hier von dem mächtigsten Dämonenfürsten seiner Zeit reden. Dass ein simpler Erdrutsch ihm den Gar ausmachen sollte..... hmmmm fraglich...

und... wer hat eigentlich diese Schneise in den Schutzwald gehaun?

<...egal wie, dann bringe mit deren Köpfe.> das soll doch vermutlich 'mir' heißen, oder?

Ok, es sieht wohl so aus, als wäre der Herr des Westens tatsächlich perdü. Ich schätze mal, das wird seiner Frostigkeit wenig gefallen. Es bleibt also spannend! :-)

L.G. Weissi
Antwort von: -Suhani-
07.06.2013 10:42
Wenn nur das Eine oder das Andere wäre hätten die auch nicht unbedingt so weit abhauen müssen, aber da wird das Schloss weggespült und unsere genetisch manipulierten Paradiesvögel greifen an. :)
Ja, das sollte mir heißen. Und im Zweifelsfall hat der Fürst des Nordens die Schneise gehauen. Oder es war Kollateralschaden in einem Kampf.
Von:  Hotepneith
2013-03-01T06:43:58+00:00 01.03.2013 07:43
Gelesen habe ich es sofort, aber dennoch den neuen Monat abgewartet...
Sehr schöne, plötzliche Wnedung, da man als leser doch mal rein grundsätzlich auf der Seite des Westens steht und weder der Inu no Taishou noch So´unga gar so leicht um die Ecke zu bringen sind. Natirgewalt ist schon mal ein netter Anfang.
Und das meine ich ernst, jede Geschcihte ist schließlich nru so gut wie ihr Bösewicht. Würden Akumaru nicht neben seinem "Hauptnabbkreis " noch einige kleinere Gemeinheiten einfallen, würde man sich fragen, wie er so lange und so unangefochten der Fürst sein konnte,
Das Naturschaispiel an sich habt ihr auch schön geologisch und "natürlich" begründet.


Nein, ich sehe keinen Grund euch den Kopf abzureissen, von meiner Seoite ein Lob, dass ich die Rgeln eines Autors so gut beachtet.

bye

hotep


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