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Sengoku-Jidai Chronicles - Zeit des Wandels

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, liebe Leser!
Ja, hier bin ich wieder und melde mich mit einem neuen Kapitel zurück. So langsam wollen wir hier ja mal etwas vorwärts kommen, sonst drehen wir uns ja ewig nur im Kreis. XD
Wie dem auch sei, ich möchte mich an dieser Stelle auf jeden Fall noch mal für eure Kommis bedanken oder auch generell, dass ihr meine FF lest. Also, einen lieben Gruß an alle Leser dieser Geschichte. ^^
So, und ohne euch noch lange mit irgendwelchem belanglosen Zeug zu langweilen, wünsche ich euch nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ;)
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Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Inu Yasha und Kagome erreichten das Schloss einige Zeit nach Sesshoumaru und Ashitaka. Da sich Sesshoumaru zu diesem Zeitpunkt noch im Gespräch mit Aoshi befand, erzählte ihnen Ashitaka genauer, was sich zugetragen hatte. Gemeinsam mit ihm und Sakura hatten sie sich in Ashitakas Privaträume zurückgezogen, um in Ruhe reden zu können.

Besonders Kagome konnte es immer noch nicht glauben. “Habt ihr denn zumindest schon irgendeinen Verdacht, wer hinter alldem stecken könnte, Ashitaka-kun?”

“Nein, leider nicht. Was das angeht, haben wir keinerlei Hinweise, die uns in irgendeiner Form weiterhelfen könnten.”

“Tse! Also, für mich ist die Sache klar!”, warf Inu Yasha überzeugt ein. “Habt ihr euch denn diesen arroganten Kerl von General mal genauer zur Brust genommen? Wenn der nicht verdächtig ist, dann weiß ich nicht, wer sonst.”

Als die anderen dazu schwiegen, ergriff Sakura das Wort: “Nun, daran haben wir auch schon gedacht. Findest du jedoch nicht, dass dies viel zu offensichtlich wäre, Inu Yasha?”

“Hm…” Der Hanyou verschränkte die Arme vor der Brust. Er musste zugeben, da war was Wahres dran. Allerdings bezweifelte er, dass es unter diesen Umständen für ihn und Kagome noch viel Sinn machen würde, länger hier zu bleiben.

“Ich glaube, wir sollten schon ein paar Tage bleiben, Inu Yasha. Vielleicht ergibt sich ja noch etwas”, schlug die junge Miko nach einem Moment vor.

Obwohl Inu Yasha nicht so recht überzeugt davon war, stimmte er nach kurzer Überlegung zu.

Doch kaum, dass Kagome diesen Entschluss gefasst hatte, schrie sie plötzlich auf: “O nein!”

Inu Yasha sträubten sich vor Schreck die Nackenhaare. “Waah! Was ist denn jetzt schon wieder los, Kagome?”

“Wir beide sind so überstürzt aufgebrochen, dass ich alle meine Sachen zu Hause vergessen habe!”

Während Ashitaka und Sakura, die nicht minder erschrocken gewesen waren als Inu Yasha, sich in ratloses Schweigen hüllte, verkniff sich der Hanyou ein allzu lautes Aufseufzen. Er wollte Kagome lieber nicht daran erinnern, dass sie allein diejenige gewesen war, die so hastig zum Aufbruch gedrängt hatte.
 

So sehr er sich auch bemühte, bei dieser Geschichte den Durchblick zu behalten, je länger Sesshoumaru über den mysteriösen Tod von Taiga nachdachte, umso weniger bekam er das Gefühl, als hätte er wirklich alles im Griff. Er gab es nicht gerne zu, aber er wusste nicht weiter. Wo sollte er anfangen? Er hatte keinerlei verlässliche Anhaltspunkte, auf die er sich zumindest einigermaßen hätte stützen können. Sollte er die Sache etwa aussitzen, bis der Mörder von selbst mal einen Fehler begehen und sich versehentlich verraten würde?

Ursprünglich hatte Sesshoumaru vorgehabt, sich höchstens ein paar Wochen mit diesem Fall zu beschäftigen. Doch das war unter den gegebenen Umständen unmöglich. Er ging eher davon aus, dass es mindestens einige Monate dauern würde. Und das auch nur, wenn er Glück hatte.

Wenn Youkai unter ihresgleichen ein derartiges Verbrechen begingen, wohl in dem Wissen, was dies zwangsläufig für Konsequenzen mit sich zog, dann wussten sie ganz genau, wie sie sich danach zu benehmen hatten, um keinerlei Verdacht auf sich zu lenken. Und sie hielten dieses Spiel lange durch, sofern sie kaltblütig genug dafür waren…

Und das alles ausgerechnet jetzt. Sesshoumaru musste daran denken, was Kimie ihm hatte erzählen wollen, kurz bevor er hierher zurückkehrte. Obwohl sie ihm versichert hatte, dass es sich um nichts Schlimmes handelte, war er nachdenklich. Wenn dem wirklich so war, warum hatte sie es ihm so lange nicht erzählen wollen?

Während Sesshoumaru mit dem Kopf voller Gedanken in seinem Zimmer saß, hockte Jaken die ganze Zeit über schweigend neben seinem Herrn. Der Krötendämon hatte sich bisher nicht getraut, auch nur ein Wort zu sagen. Er war fast schon erleichtert, als es irgendwann an der Tür klopfte und Kakeru das Zimmer betrat.

“Verzeiht, dass ich Euch störe, Sesshoumaru-sama. Erlaubt Ihr mir, mich zu Euch zu gesellen?”

Sesshoumaru nickte nur stumm.

Nachdem er sich zu ihm gesetzt hatte, hüllte sich Kakeru zunächst ebenfalls in Schweigen, als wartete er darauf, dass sein junger Herr als Erster das Wort an ihn richtete.

“Kakeru. Hast du wirklich nichts gemerkt?”, sprach Sesshoumaru ihn schließlich an. Denn eigentlich entging Kakeru im Grunde fast gar nichts. Doch das Kopfschütteln seines Vertrauten, war Antwort genug.

“Ich bitte um Entschuldigung, aber in diesem Fall kann ich Euch leider keine verwendbaren Informationen zukommen lassen. Ich bin genau so ratlos, wie Ihr es wohl seid.”

“Sesshoumaru-sama ist nicht ratlos! Dieser Begriff ist ihm vollkommen fremd!”, mischte sich Jaken plötzlich ein, schalt sich aber im selben Augenblick und senkte demütig den Blick. “Ich bitte untertänigst um Vergebung… Es stand mir nicht zu.”

Kakeru lächelte gewohnt freundlich. Dass Jaken stets darum bemüht war, seinen Herrn nur im besten Licht zu sehen, kannte er schließlich schon.

“Ich bin mir dessen bewusst, dass wir vor einem großen Problem stehen, Sesshoumaru-sama”, sprach Kakeru weiter. “Dennoch, wenn ich es mir erlauben dürfte, würde ich gerne kurz das Thema wechseln und Euch fragen, wie Euer Besuch bei Kimie-dono verlief. Ihr ward schließlich lange weg.”

Nach anfänglichem Zögern, was er jedoch nicht nach außen zeigte, antwortete Sesshoumaru: “Was auch immer sie vor mir verheimlicht hat, sie wollte es mir offenbar endlich sagen. Aber dann kam Ashitaka.”

“Und sie hat es angesichts der momentanen Situation doch nicht getan”, schlussfolgerte Kakeru. Sesshoumarus Schweigen genügte ihm als Bestätigung. Nach einem Moment der Stille fuhr Kakeru fort, wobei er hörbar ernster wurde: “Ihr seid Euch aber dessen bewusst, dass es lange dauern kann, bis Ihr sie unter den gegebenen Umständen wieder sehen könnt? Denn jetzt könnt Ihr es Euch nicht leisten, einfach wieder zu verschwinden. Das würde ein schlechtes Licht auf Euch werfen und sicherlich auch unangenehme Konsequenzen mit sich bringen.”

“Ja, das weiß ich”, erwiderte Sesshoumaru kühl. Und ob er wollte oder nicht, damit musste er sich wohl arrangieren. Gleichzeitig schürte es seine insgeheim brodelnde Wut auf denjenigen, der für diese ganze Farce verantwortlich war. Um wen auch immer es sich dabei handeln mochte, Sesshoumaru wollte ihn finden und mit aller Gewalt spüren lassen, dass er sich nicht so einfach zum Spielball politischer Intrigen machen ließe!
 

Den Blick leicht gesenkt und langsamen Schrittes ging Saori durch die Gänge des Schlosses. Sie hatte das dringende Bedürfnis, mit ihrem Vater zu sprechen. Ihre jüngere Schwester hatte es vorgezogen, in ihrem Zimmer zu bleiben.

Niemand kreuzte Saoris Weg, aber das war ihr auch ganz recht. Sie war fast schon erleichtert, als sie schließlich die Räumlichkeiten ihres Vaters erreichte. Als die Prinzessin sich der Tür näherte, trat auf einmal Kuro aus dem Raum hinaus in den Gang. Leicht erschrocken wich sie zurück, fing sich jedoch rasch wieder.

Kuro verneigte sich. “Saori-sama. Ich nehme an, Ihr wollt zu Eurem verehrten Vater.”

Saori bestätigte dies mit einem stimmen Nicken. “Worüber… hast du mit ihm geredet, Kuro?”

“Es ging um den tragischen Tod des Prinzen. Wirklich eine erschütternde Geschichte. Dürfte ich mir die Frage erlauben, wie es Euch und Eurer Schwester geht?”

Sie schaute traurig zu Boden. “Harumi scheint irgendwie neben sich zu stehen und überhaupt ist sie mit ihren Gedanken offenbar ganz woanders. Und ich…” Die Prinzessin hielt inne, da ihre Stimme zu versagen drohte. Kaum schaffte sie es, Haltung zu bewahren.

Kuro trat nun näher an sie heran. “Euer verehrter Bruder war stark im Leben. Ganz bestimmt wird man sich an ihn erinnern.”

Saori schaute zu dem General auf. Ihr Blick spiegelte Unsicherheit wider. “Kuro… Sag mir, hast du…?”

“Hm?”

Gerade, als sie weiter sprechen wollte, zögerte Saori allerdings. Dann schüttelte sie den Kopf. “Ach, nichts… Schon gut, vergiss es.”

Das konnte sie nicht tun! Sie konnte Kuro nicht fragen, ob er etwas mit dieser Sache zu tun hatte. Das war absurd! Er hatte ihrer Familie stets loyal und treu gedient. Ganz gleich, wie er sich seit dem Aufenthalt in den westlichen Ländern benommen hatte.

Saori konnte sich nicht länger zusammenreißen. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Das war alles einfach zu viel für sie. Der Tod ihres geliebten Bruders, diese ganze verfluchte Situation…

Saori erschrak, als sie spürte, wie Kuro die Arme um sie legte, als wollte er ihr Trost spenden. Dabei sprach er jedoch kein Wort.

Kurz war Saori versucht, sich ihm zu entziehen. Dass er sie umarmte, war eigentlich ein absolutes Tabu! Wenn sie jetzt jemand so sehen würde, könnte es unangenehme Konsequenzen mit sich ziehen. Besonders für Kuro. Andererseits fühlte sich Saori durch diese Art des Beistandes ein wenig besser. Zumindest machte es dieses Gefühl der Ohnmacht nun erträglicher. Doch nach einem Moment entzog sie sich ihm wieder.

“Kuro… Wir sollten das nicht tun.”

Der General verneigte sich. “Natürlich. Verzeiht meine Aufdringlichkeit.”

“Schon gut. Ich werde jetzt mit meinem Vater reden.”

Kuro machte Saori den Weg frei und wartete noch, bis sie hinter der Tür verschwunden war. Einen kurzen Augenblick hatte sie noch mal zu ihm zurückgesehen.

Nachdem die Tür sich hinter der Prinzessin wieder geschlossen hatte, wandte auch Kuro sich zum gehen um.
 

* ~ * ~ * ~ *
 

Seit dem vergangenen Abend lag Kimie im Bett. Sogar zum Frühstück war sie nicht hinunter zu ihrer Familie gegangen. Obwohl sie sich müde fühlte, konnte sie nicht schlafen. Stattdessen dachte sie die ganze Zeit über ihre Situation nach. Und darüber, wie es wohl im Schloss aussah. Wie ernst die Lage wirklich war…

Als es an ihrer Zimmertür klopfte, horchte Kimie auf. “Ja?”

“Ich bin’s, Kleines!”

“Mama?” Kimie setzte sich auf. “Komm rein!”

Lächelnd betrat Akie das Zimmer ihrer Tochter. “Hey… Wie geht es dir? Hast du immer noch keinen Hunger?”

“Nicht wirklich. Aber ansonsten geht’s mir eigentlich ganz gut.”

“Hm…” Akie wirkte wenig überzeugt. “Kimie, erzähl mir nichts. Ich kenne dich und weiß genau, wann es dir schlecht geht.”

Kimie schwieg einen Moment lang. “Ich würde nicht sagen, dass es mir schlecht geht. Aber…”

Als ihre Tochter nicht weiterredete, näherte sich Akie ihr. “Bereust du es, ihm noch nicht gesagt zu haben?”

Zunächst verstand Kimie nicht so ganz, aber dann war ihr klar, was ihre Mutter meinte.

“Mh… Ich wollte es ihm ja sagen, aber es passte nicht”, erwiderte sie. Natürlich hatte sie der Familie erzählt, was sich offenbar in den westlichen Ländern zugetragen hatte. Nicht zuletzt, weil Kagome und Inu Yasha ebenfalls so schnell dorthin aufgebrochen waren, dass sie sich gar nicht mehr verabschiedet hatten.

Akie nahm sich die Haarbürste, die auf Kimies Schreibtisch lag und setzte sich nun ebenfalls auf das Bett.

“Kimie, du weißt doch gar nicht, wie lange es dauern wird, bis Sesshoumaru wieder zurückkommen kann”, gab sie zu bedenken, während sie ihrer Tochter das Haar bürstete. “So, wie du die Situation geschildert hast, scheint sie sehr kompliziert und verfahren zu sein. Ein solches Problem löst sich nicht einfach von einem Tag auf den anderen in Luft auf. Was willst du tun, wenn es sich so lange hinzieht, bis das Baby zur Welt kommt?”

Kimie horchte auf. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. “Glaubst du denn… dass Sesshoumaru es vorher nicht schaffen wird, wieder zurückzukommen?”

“Ich weiß es nicht, mein Kind”, musste Akie mit einem Seufzen gestehen. “Aus diesem Grund solltest du gut darüber nachdenken, ob du es ihm nicht doch zeitig sagst.”

“Aber ich will nicht, dass er sich möglicherweise noch mehr Sorgen macht. Ausgerechnet jetzt…”

“Das verstehe ich ja. Aber denk doch auch an dich! Es tut dir bestimmt nicht gut, wenn du dich mit Sorgen quälst.”

“Ich glaube, ich wäre unter den gegebenen Umständen besorgter, hätte ich Sesshoumaru bereits alles gesagt. Mach dir keine Sorgen, Mama, ich komme schon klar.”

Schweigend fuhr Akie mit der Bürste weiter eine Weile durch das Haar ihrer Tochter.

“Da fällt mir ein, dass du mir und deinem Vater noch nie so richtig erzählt hast, wie du und Sesshoumaru euch eigentlich kennen gelernt habt”, warf Akie plötzlich ein.

“Hm? Hab ich nicht?”, fragte Kimie sogleich verwundert.

“Nein”, antwortete ihre Mutter. “Erstaunlich, wenn man sich überlegt, wie lange du nun schon mit ihm zusammen bist. Andererseits warst du ja auch drei Jahre in seiner Zeit, ohne wieder hierher zurückgekommen zu sein, weil der Brunnen sich geschlossen hatte. Erzähl doch mal, Kleines! War es Liebe auf den ersten Blick?”

“Tja… So würde ich das eigentlich nicht sagen, aber…” Kimie überlegte einen Moment lang, als suchte sie nach den richtigen Worten, um die Situation von damals zu beschreiben. “Als ich Sesshoumaru das erste Mal gesehen habe, war das ein ganz seltsamer Augenblick. Es war wie in einem Traum, aber es war real. Ich sehe ihn noch heute im Schein des Mondes am Wasser stehen; so erhaben und edel. Mh… Vielleicht war es bei mir ja doch Liebe auf den ersten Blick.” Bei diesem Geständnis errötete sie leicht.

Akie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. “Und was war seine Meinung zu dir?”

Kimies romantische Stimmung verflüchtigte sich abrupt. Stattdessen schaute sie nun etwas pikiert drein. “Pff! Ich glaube, er fand mich ätzend… Aber das war seine Einstellung zu praktisch jedem Menschen. Außer Rin.”

“Rin? Oh! Du meinst das süße kleine Mädchen, nicht wahr?”

Da Kimie mit ihrer Polaroid-Kamera stets fleißig Fotos gemacht hatte, wusste Akie, wie Rin aussah.

Kimie nickte. “Nun, wie dem auch sei… Irgendwie kamen wir mit der Zeit miteinander aus. Mehr als ein Mal hat er mich aus brenzligen Situationen gerettet. Und irgendwann habe ich ihm gestanden, dass ich mich in ihn verliebt habe.”

“Hattest du denn nie Angst vor ihm?”, fragte Akie weiter. “Immerhin ist er doch ein Youkai. Das hast du damals auch sicherlich gewusst, oder?”

“Ja, schon. Gut, ich gebe zu, dass es besonders anfangs Momente gab, in denen ich nicht wusste, ob ich nicht doch als Zwischenmahlzeit auf seinem Teller enden würde… Aber das hat sich eigentlich schnell gelegt.”

“Zwischenmahlzeit? Wollte er dich nicht sogar mal umbringen?”, glaubte Akie sich plötzlich wieder zu erinnern. Sie hatte so etwas mal von Inu Yasha aufgeschnappt.

Kimie zögerte zunächst mit einer Antwort. “Ja, mag sein… Aber das war doch ganz am Anfang und seit dieser Zeit ist davon keine Rede mehr gewesen.”

“Trotzdem… Dass du dich dennoch in den Kerl verliebt hast… Gab es denn keinen Anderen, der… Nun ja… Der besser zu dir gepasst hätte?”

“Ich gebe ja zu, dass das reichlich verrückt klingen mag. Aber Youkai ticken eben etwas anders. Wäre er ein Mensch, hätte ich die ganze Sache sicher aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Aber alles lasse ich ihm deshalb auch nicht durchgehen.”

“Das solltest du auch nicht!”, bekräftigte Akie ihre Tochter, ehe sie wieder etwas nachdenklicher wurde. “Hm… Aber würdest du sagen, dass du glücklich darüber bist, an seiner Seite zu sein?”

Anfangs wusste Kimie auf diese Frage nicht so richtig zu antworten. Dann lächelte sie leicht. “Mama… Was das angeht, musst dir keine Sorgen machen. Und Paps auch nicht. Sesshoumaru hat bisher immer gut auf mich geachtet und ich möchte bestimmt nicht an der Seite von jemand anders sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass besonders du dir deine Gedanken machst, aber das ist wirklich nicht nötig.”

Akie seufzte leise. “Hach… Ich wünschte, ich würde ihn besser kennen. Dann würde ich mir vielleicht nicht so sehr meinen Kopf zerbrechen.”

“Möglich. Du und Paps, ihr duzt Sesshoumaru ja nicht mal. Und das, obwohl er ja eigentlich sozusagen euer Schwiegersohn ist.”

“Wenn er vielleicht ein wenig freundlicher auftreten würde… Aber jedes Mal, wenn ich ihn sehe, guckt er so unterkühlt, dass man am liebsten davonlaufen würde. Lächelt er eigentlich auch mal?”

“Öh…” Kimie verfiel abermals ins Grübeln. “Ja, wenn er weiß, dass er einen Gegner in die Enge getrieben hat.”

“Das habe ich aber nicht gemeint.”

“Ich weiß, aber was soll ich sagen? So ist es eben.”

Abermals ließ Akie ein Seufzen verlauten. “Nun gut… So lange du zufrieden bist, will ich mich nicht einmischen.” Sie lächelte warm, legte die Haarbürste zur Seite und legte einen Arm um ihre Tochter. “Wenn du glücklich bist, dann sind dein Vater und ich es auch. Und vergiss nicht, dass du immer zu uns kommen kannst, wenn dich etwas bekümmert.”

Mit einem Lächeln nickte Kimie. “Ich danke dir, Mama.”
 

* ~ * ~ * ~ *
 

Tage vergingen… Wochen… Monate…

Nachdem der Sommer zu Ende gegangen war und der Herbstwind auch die letzten Blätter von den Bäumen geweht hatte, fiel irgendwann der erste Schnee.

Inu Yasha und Kagome waren noch einige Male in die westlichen Länder gegangen, um sich nach der Lage zu erkundigen. Doch die Situation schien festgefahren zu sein. Dennoch wartete Kimie Tag für Tag darauf, dass Sesshoumaru vielleicht doch zurückkommen würde. Obwohl sie wusste, dass er dies nicht konnte, ehe er die Angelegenheiten im Schloss nicht erledigt hatte. Mehr als ein Mal war sie versucht gewesen, auf eigene Faust zu ihm zu gehen, hatte sich dann aber immer wieder dagegen entschieden.

Nicht genug damit, dass Kimie die ganze Zeit von ihren Sorgen geplagt wurde, auch ihre körperlichen Beschwerden schienen sich stetig verstärkt zu haben. Von immer wieder mal auftretenden Schmerzen abgesehen, hatte sie das Gefühl, als würden ihre Kräfte langsam aber sicher schwinden. Besonders in letzter Zeit fühlte sie sich ausgelaugt und kraftlos.

Da es unmöglich gewesen war, einen Arzt hinzuzuziehen oder Kimie gar ins Krankenhaus zu bringen, hatte Kagome das Einzige getan, was ihr eingefallen war und ihrer Cousine vorgeschlagen, sich von Kaede betreuen zu lassen. Die alte Miko war zu diesem Zeitpunkt die Einzige gewesen, die aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung den nötigen Beistand hatte geben können.

Die Vorstellung, dass ihre gesundheitlich angeschlagene Tochter mitten im Winter in einer schlichten Holzhütte in einer Umgebung, in der es von Youkai und anderen Ungeheuern nur so wimmelte, ihr Kind zur Welt bringen sollte, behagte Kimies Eltern und besonders Akie anfangs überhaupt nicht. Andererseits hatten sie sowohl von Kagome als auch Kimie schon so viel Gutes über die alte Kaede gehört, dass sie doch nach kurzer Zeit vertrauensvoll in den Vorschlag ihrer Nichte eingewilligt hatten. Und auch Kimie war einverstanden gewesen.

Das war inzwischen eine Woche her.

Während sich Kimies Zustand anfangs nur schleichend zum schlechteren zu verändert haben schien, hatte sich dies in den letzten zwei Tagen merklich verstärkt. Immer wiederkehrende Schmerzen schwächten ihren Körper stetig. Doch handelte es sich dabei offenbar nie um Wehen. Dazu war es auch gut dreieinhalb Wochen zu früh. Aber dann schien es doch so weit zu sein…

Es hatte früh in der Nacht begonnen. Seit mehreren Stunden - inzwischen kündigte sich der Sonnenaufgang an - lag Kimie schon mit schmerzhaften Wehen in Kaedes Hütte, aber noch immer war kein Ende in Sicht. Mittlerweile war sie schon so dermaßen erschöpft und geschwächt, dass sie kaum noch rühren konnte. Zu allem Überfluss schien sie auch noch Fieber bekommen zu haben. Wie sollte sie dann die eigentliche Geburt überstehen?

Kaede war in großer Sorge. In ihrem Leben hatte sie schon viele Mütter bei der Niederkunft der eigenen Kinder sterben sehen. Und zum gegebenen Zeitpunkt konnte sie es nicht ausschließen, dass Kimie ein ähnliches Schicksal drohte. Ihre Befürchtungen teilte sie auch Kagome und den anderen mit, so ungern sie das auch tat.

Kagome wartete gemeinsam mit Inu Yasha und ihren Freunden vor der Hütte. Als Kaede mit diesem besorgten Gesichtsausdruck hinaustrat, ahnten sie bereits, dass sie nichts Gutes zu berichten hatte.

“Es sieht nicht gut aus. Kimie wird immer schwächer. Wir müssen damit rechnen, dass sie das nicht mehr lange durchhalten wird.”

Den Schock über diese Worte sah man besonders Kagome an. “Aber… können wir denn nichts tun, Kaede-obaa-chan?”

Die alte Miko schüttelte bedrückt den Kopf. “Es tut mir sehr Leid, Kagome, aber uns sind die Hände gebunden. Im Moment kann ich auch nicht abschätzen, wie es um das Baby steht.” Kaede pausierte kurz. “Kimie trägt immerhin das Kind eines Youkai. Das beansprucht ihren Körper sehr. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass ihre Seele sich seit langer Zeit quält.”

“Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mal etwas darüber gehört hätte, dass es meiner Mutter auch so gegangen wäre…”, warf Inu Yasha daraufhin ein.

“Es muss nicht bei jeder Frau gleich sein, Inu Yasha”, entgegnete Kaede ruhig, aber nach wie vor ernst. “Dass der Zeitpunkt der Geburt bei Kimie bereits gekommen ist, bestärkt mich in meiner Vermutung, dass ihr Körper auf diese Weise versucht, sich selbst am Leben zu erhalten. Das Kind ist ein Hanyou, es ist sicherlich bereits stark genug, um zu überleben. Doch würde Kimie es noch länger in ihrem Körper beherbergen, würden auch ihre letzten noch verbliebenen Kräfte sie verlassen. Aber diese benötigt sie unbedingt, um die Geburt zu überstehen. Wenn es dazu noch reicht…”

Kagome begann zu zittern. Sango versuchte, ihrer Freundin so gut wie möglich beizustehen. Die junge Taijiya wusste nur zu gut um die Anstrengungen, die eine Geburt für eine Frau mit sich bringen konnte. Als Sango ihre Zwillinge bekommen hatte, hatte sie zuvor auch viele Stunden mit den Wehen zu kämpfen gehabt und viel Kraft gebraucht. Die Geburt ihres kleinen Sohnes war da etwas einfacher verlaufen.

Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, wollte Kagome nach ihrer Cousine sehen und betrat die Hütte.

Kimie lag auf ihrem Ruhelager und atmete schwer. Man sah ihr die starken Schmerzen an, die sie litt. Inuki saß, wie schon die vergangenen Tage über, neben ihr.

“Kimie?” Kagome ging zu ihr rüber und setzte sich an ihre Seite.

Aus halb geöffneten Augen schaute Kimie sie an. Ihre Stimme war kaum zu hören, als sie antwortete: “Kagome… Ich… schaff das nicht…”

Kagome versuchte, zuversichtlich zu wirken. “Nicht doch! Das sagst du jetzt nur, weil du dich nicht gut fühlst.”

“Nein, das… das ist es nicht”, widersprach Kimie jedoch. “Ich kann nicht mehr… Es tut mir Leid…” Gepeinigt von einer weiteren starken Welle des Schmerzes, war sie außerstande, noch weiter zu sprechen. Nachdem sie einen schmerzvollen Aufschrei nur mit viel Mühe hatte unterdrücken können, rang sie angestrengt nach Luft.

Kagome musste sich sehr zusammenreißen. Sie konnte im Moment nur erahnen, welche Qualen ihre Cousine ertragen musste. Kimie war eigentlich nicht wehleidig, jedoch war die momentane Situation mit nichts anderem wirklich zu vergleichen.

Nach einer Weile bemerkte Kagome, dass Inu Yasha seinen Kopf in die Hütte gesteckt hatte. Er winkte sie zu sich. “Kagome! Komm mal raus. Ich muss mit dir reden.”

Zögerlich kam Kagome der Aufforderung nach. Sie ließ Kimie nur ungern allein, doch nahm sie sich die Zeit, um sich anzuhören, was Inu Yasha von ihr wollte.

“Ich werde gehen und Sesshoumaru holen. Unabhängig davon, was du sagst, Kagome. Er muss es endlich erfahren!”, kündigte der Hanyou ihr vor der Hütte an und machte auch anhand des Tonfalls seiner Stimme deutlich, dass er sich davon nicht abbringen lassen würde.

Zwar war Kagome kurzzeitig versucht, ihm zu widersprechen, doch dann besann sie sich eines Besseren. “Du hast Recht. Geh nur, Inu Yasha. Und bitte beeile dich.”

Er nickte entschlossen und spurtete auch schon los.

“Kagome-chan? Wohin geht Inu Yasha?”, fragte Sango, die ebenso wie Miroku und Shippou nichts von dem vorangegangenen Gespräch der beiden mitbekommen hatte.

Die junge Miko seufzte schwer. “Er geht in die westlichen Länder, um Sesshoumaru zu holen. Ich hoffe nur, dass sie rechtzeitig zurückkommen werden.”

“Und wenn Sesshoumaru nicht mitkommt?”, fragte Shippou verunsichert.

“Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen”, widersprach Miroku jedoch. “Wenn Inu Yasha ihm erst mal alles erzählt haben wird, wird er bestimmt nicht zögern, herzukommen.”

“Ja, das denke ich auch”, pflichtete Kagome ihm bei, dennoch war sie besorgt. Bis Inu Yasha das Schloss erreichte und mit Sesshoumaru ins Dorf zurückkam, würde mindestens der Zeitraum eines ganzen Tages vergehen. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was im schlimmsten Fall passieren könnte.
 

Indes hatte Kimie gar nicht mitbekommen, dass Kagome die Hütte verlassen hatte. Immer wieder verspürte sie diese starken Schmerzen. Sie hatte Angst und befürchtete wirklich, dass sie nicht die Kraft hätte, das zu schaffen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit war fast unerträglich. So konnte es doch nicht einfach enden! Das konnte doch nicht ihr Schicksal sein!

Kimies erschöpfter Blick richtete sich an die Decke der Hütte.

“Sesshoumaru…”

Plötzlich überkam sie eine Welle der Reue. So stark, wie sie sie bisher noch nie in ihrem Leben gespürt hatte. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte Sesshoumaru damals doch alles gesagt. Und gerne hätte sie ihn noch ein Mal gesehen.

>Sesshoumaru… Bitte verzeih mir… Es tut mir so Leid…<
 

* ~ * ~ * ~ *
 

Es war ein Weg, der scheinbar kein Ende nehmen wollte. Immer wieder trieb sich Inu Yasha selbst zur Eile an. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Jede Stunde, jede Minute, die er einsparte war kostbar!

Wie lange er schon unterwegs war, vermochte Inu Yasha nicht zu beurteilen. Er achtete nicht auf seine Umgebung. Nur, dass die Sonne inzwischen unterging, hatte er bemerkt. Für ihn zählte nur, Sesshoumarus Schloss so schnell wie möglich zu erreichen. Er konnte nur hoffen, dass Kimie noch so lange durchhielt…

Der Weg wurde besonders nicht dadurch leichter, dass immer wieder einige nachtaktive Dämonen es scheinbar darauf abgezielt hatten, sich dem Hanyou in den Weg zu stellen. Zwar waren diese Gegner für Inu Yasha keine sonderlich große Herausforderung, aber sie kosteten ihn wertvolle Zeit.

Als er schließlich endlich die westlichen Länder erreichte, stand bereits der abnehmende Mond am Nachthimmel. Und nach einer weiteren schier endlosen Zeit konnte Inu Yasha auch das Schloss sehen.

>Ja! Ich habe es geschafft!<

Gleich war er da. Nur noch ein Sprung über die Mauer und…

“Verdammt! Weg da! Weg da!!”, brüllte Inu Yasha, als er zu seiner eigenen Überraschung einen Inu-Youkai auf der Schlossmauer stehen sah, und das auch noch genau auf Konfrontationskurs. Doch da war es schon zu spät. Inu Yasha knallte frontal mit dem Gefolgsmann seines Bruders zusammen, stieß ihn über den Rand der Mauer und riss ihn äußerst unsanft mit sich zu Boden. Beide verschwanden im aufgewirbelten Schnee, welcher sich erst nach einiger Zeit wieder legte.

Sowohl für Inu Yasha als auch für den Youkai war dieser harte Zusammenstoß nur schwer zu verdauen gewesen. Die Schaulustigen, die sich um sie versammelt hatten, machten es auch nicht unbedingt besser. Während die anwesenden Kitsune jedoch untätig blieben, halfen einige der Inu-Youkai den beiden nun beim Aufstehen.

“Inu Yasha-sama?! Was macht Ihr denn hier? Und warum seid Ihr so in Eile?”, fragte einer von ihnen sichtlich überrascht, nachdem sein Kamerad und Inu Yasha wieder auf die Beine gekommen waren.

“Wo ist Sesshoumaru? Ist er hier?”, fragte der Hanyou aber nur eindringlich zurück.

“Euer Bruder befindet sich im Schloss. Ist etwas vorgefallen?”

“Es geht um Kimie! Ich habe jetzt keine Zeit, um das lange zu erklären!”

Und schon war Inu Yasha zu den Schlosstoren gespurtet und im Gebäude verschwunden. Zurück blieben einige ziemlich irritiert dreinschauende Inu-Youkai.

“Was bedeutet das? Könnte der Herrin etwas zugestoßen sein?”
 

Sesshoumaru war erst vor kurzem von einer Erkundung außerhalb des Schlosses zurückgekehrt und hatte sich nach einer kurzen Unterredung mit Kakeru in seine Gemächer zurückgezogen, wo Jaken die ganze Zeit auf seinen Herrn gewartet hatte.

“Wenn ich mir die Frage erlauben darf… Konntet Ihr heute etwas Neues in Erfahrung bringen, Sesshoumaru-sama?”, fragte der Krötendämon nach einem Moment neugierig, allerdings wurde dies von Sesshoumaru nur knapp verneint.

Es war mal wieder reine Zeitverschwendung gewesen. Allmählich war Sesshoumaru es leid. Er hatte das Gefühl, sich ständig nur im Kreis zu drehen. Jetzt war der Tod von Taiga bereits einige Monate her und noch immer hatte er keinen brauchbaren Anhaltspunkt. Es war wie verhext! Und ständig spürte er die beobachtenden Blicke der Kitsune auf sich ruhen. Mittlerweile war er von ihnen nur noch genervt. Aber was sollte er tun? Er musste Aoshi so gut es ging darin unterstützen, den oder die Mörder seines Sohnes zu finden.

Sesshoumaru machte sich nicht mal die Mühe, seine Rüstung abzulegen, als er sich schließlich setzte. Wie lange sollte dieses Chaos noch andauern?

Plötzlich horchte er auf.

“Eh? Was habt Ihr, edler Herr?”, fragte Jaken leicht verwirrt, erhielt jedoch keine Antwort.

Noch immer lauschte Sesshoumaru. Ihm war so, als hätte er jemanden seinen Namen rufen hören.

>Kimie...?<

Nein. Das war unmöglich. Schließlich war sie gar nicht hier. Doch hatte Sesshoumaru in der Vergangenheit oft an sie gedacht. Besonders in stillen Momenten, wenn er für sich allein gewesen war. Oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, Kimie aufzusuchen, doch er konnte hier nicht so einfach weg. Nicht jetzt und schon gar nicht unter diesen Umständen. Und trotzdem… Plötzlich überkam ihn dieses merkwürdige Gefühl. Als würde etwas nicht stimmen.

Sesshoumaru hatte diese Gedanken kaum abgeschüttelt, das wurde die Tür zu seinen Räumlichkeiten aufgerissen und Inu Yasha stürmte auf ihn zu.

“Sesshoumaru! Du musst sofort mit mir zum Dorf kommen! Kimie braucht dich!”

Vor lauter Schreck hatte Jaken laut aufgequietscht, doch als er Inu Yasha erkannte, fing er sich rasch wieder und meckerte auch gleich drauf los: “Was fällt dir ein?! Du kannst doch nicht einfach so hier reinplatzen! Und was hat überhaupt dieses unmögliche Weib jetzt schon wieder angestellt?”

Sesshoumaru gebot seinem Diener mit einer schlichten, aber unmissverständlichen Handbewegung zu verstehen, dass er schweigen sollte. Dann wandte er sich an seinen Bruder: “Was ist passiert?”

Doch Inu Yasha wollte keine weitschweifigen Erklärungen abliefern, sondern drängte weiterhin zur Eile. “Das erkläre ich dir unterwegs! Beeil dich! Die Zeit ist knapp! Kimie liegt in den Wehen! Sie trägt dein Kind!”

Stille…

Während Sesshoumaru auf diese Neuigkeit hin zunächst nur vollkommen verwirrt dreinschaute, ohne etwas zu sagen, klappte Jaken die Kinnlade bis zum Anschlag runter. Dem Krötendämon schien sogar die Farbe aus dem Gesicht zu weichen. Er wirkte auf einmal merkwürdig blassgrün.

“Mo… Moment mal! Was soll das heißen?!”, fragte der kleine Dämon plötzlich. “Wie konnte das passieren? Lügst du uns auch nicht was vor? Warum erfährt Sesshoumaru-sama erst jetzt davon? Wie konnte dieses Weib ihm das nur vorenthalten?! Was hat sie zu verbergen?!”

“Meine Güte! Nerv nicht rum, du Gnom!”, entgegnete Inu Yasha gereizt. “Kimie hat überhaupt nichts zu verbergen! Also quatsch nicht so einen Mist!”

Sesshoumaru ging die Worte seines Bruders gedanklich noch mal durch. Kimie bekam ein Kind? Sein Kind? Jetzt, in diesem Moment? Aber das hieß…

“Seit wann weißt du davon?”, war Sesshoumarus erste Frage an Inu Yasha.

“Schon länger”, antwortete dieser. “Ich habe es zufällig erfahren. Aber das sollte jetzt deine kleinere Sorge sein, Sesshoumaru! Kimie ging es schon die ganze Zeit über nicht gut. Die alte Kaede befürchtet, dass sie die Strapazen der Geburt nicht durchsteht. Während wir hier reden, könnte es vielleicht schon zu spät sein!”

Da tat Inu Yasha etwas, was er zuvor noch nie getan hatte: Er ging schnurstracks auf Sesshoumaru zu, packte ihn am Arm und wollte ihn Richtung Tür zerren, sehr zu Jakens Entsetzen. Doch Sesshoumaru riss sich gleich wieder vom Griff seines Bruders los und wandte sich stattdessen zum Fenster um.

“Sag Kakeru Bescheid! Er soll hier die Stellung halten”, sagte er nur, ehe er das Fenster öffnete und mit einem Satz nach draußen sprang.

“Keh! Typisch! Selbst jetzt muss er noch seinen Kopf durchsetzen!” Inu Yasha eilte Sesshoumaru nach. “Hey, Jaken! Du erledigst das mit Kakeru!”

Und bevor der Krötendämon etwas darauf erwidern konnte, war auch der Hanyou auf und davon.
 

Das Einzige, was die Anwesenden auf dem Schlosshof von Sesshoumaru wahrnehmen konnten, war die leuchtend blaue Lichtkugel, die in Windeseile davonflog. Kurz darauf sprang Inu Yasha auf den Hof und wollte ebenfalls davoneilen, als ihn Kuros durchdringende Stimme jedoch zurückhielt: “Hanyou!”

Mehr aus einem Reflex heraus blieb Inu Yasha stehen. Sein Blick zeugte auch nicht gerade von großer Sympathie, als sich der General der Füchse ihm näherte und herablassend weiter sprach: “Bildet sich dein Bruder etwa ein, er könnte so einfach abhauen? Immerhin sind wir hier noch nicht fertig.”

Inu Yasha knurrte verärgert. “Idiot! Sesshoumaru hat jetzt Wichtigeres zu tun, also halt die Klappe!”

Und ohne eine Antwort abzuwarten, sprang er davon.

Kuro folgte ihm noch lange mit seinem undurchschaubaren Blick. “Wichtigeres. So, so… Das ist ja wirklich sehr interessant.”

“General! Was hat das zu bedeuten?”, fragte einer von Aoshis Kriegern, der alles mitverfolgt hatte, ebenso wie einige seiner Kameraden.

Kuro verschränkte die Arme vor der Brust. “Tja, offenbar glaubt der große Lord der westlichen Länder, seine privaten Angelegenheiten stünden über der Aufklärung des Todes unseres verehrten Prinzen. Zumindest sehe ich das so.”

Er wandte sich zum Gehen um.

“Ich werde Aoshi-sama Bericht erstatten. Er sollte davon wissen.”

Und ungesehen der anderen Kitsune stahl sich nun ein niederträchtiges Lächeln auf Kuros Lippen.
 

Von Kuros Vorhaben ahnte Sesshoumaru momentan noch nichts und er hatte auch keine Zeit, sich darüber etwaige Sorgen zu machen. Das, was er in den letzten Minuten erfahren hatte, beherrschte seine Gedanken total und so richtig konnte er es immer noch nicht fassen. Das war es also gewesen, was Kimie ihm hatte erzählen wollen. Das, was sie ihm zuvor so lange verschwiegen hatte und nicht preisgeben wollte. Aber wieso? Hatte sie einen triftigen Grund, ihm nichts gesagt zu haben?

Zusätzlich zu diesen Fragen bereitete Sesshoumaru die Aussage Inu Yashas, Kimie ginge es sehr schlecht, großes Kopfzerbrechen. Stand es wirklich so schlimm um sie? Musste er das Schlimmste vermuten? Klar, er könnte sie mit Tenseiga retten, aber allein der Gedanke daran, dass das von Nöten sein könnte, widerstrebte ihm. Zudem müsste er rechtzeitig bei ihr sein, um sie im Falle des Falles überhaupt noch retten zu können.

Als er darüber nachdachte, wurde es Sesshoumaru auf einen Schlag klar. Er hatte es sich doch nicht eingebildet. Er hatte Kimies Stimme tatsächlich gehört! Aber warum? Weil er möglicherweise doch irgendwie gespürt hatte, dass sie ihn brauchte?

Nein! Auf keinen Fall würde er sie einfach so sterben lassen! Er würde es verhindern. Ganz egal wie!
 

“Sesshoumaru-sama hat das Schloss verlassen? Mit seinem Bruder?”

“Ja. Und ich vermute stark, dass es wieder um diese Frau geht. Dieser Inu Yasha sprach wörtlich von was Wichtigerem, was sein Bruder zu erledigen hätte.”

Das, was sein General ihm mitgeteilt hatte, wollte Aoshi so gar nicht gefallen. Was könnte es gewesen sein, das Sesshoumaru dazu veranlasst hat, ohne jegliche Ankündigung das Schloss zu verlassen? War der Grund wirklich diese Menschenfrau, wie Kuro vermutete?

“Mit Eurer Erlaubnis, Aoshi-sama, würde ich gerne die Verantwortung für weitere Maßnahmen übernehmen”, ergriff Kuro nach einem Moment erneut das Wort.

Allerdings wollte Aoshi dem noch nicht so ohne Weiteres zustimmen. “Warte noch, Kuro! Sesshoumaru-sama soll die Chance bekommen, sich zu erklären. Danach werden wir entscheiden. Bis dahin möchte ich, dass du dich zurückhältst.”

Zwar war Kuro damit nicht ganz einverstanden, doch er fügte sich der Anweisung seines Herrn. So oder so, er hatte das Gefühl, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen war.
 

* ~ * ~ * ~ *
 

Sesshoumarus Gedanken überschlugen sich während des gesamten Weges. Würde er es noch rechtzeitig schaffen? Er hatte ständig das Gefühl, als liefe die Zeit kontinuierlich gegen ihn.

Was, wenn er wirklich zu spät käme? Was würde er dann tun? Wie würde er reagieren? Und was wäre überhaupt mit dem Kind?

Eine gefühlte halbe Ewigkeit ging dahin, bis Inu Yasha und Sesshoumaru endlich das Dorf erreichten. Die Sonne ging bereits auf.

Sesshoumaru hatte es seinem Bruder nicht gerade leicht gemacht, den Anschluss nicht zu verlieren. Aber Inu Yasha wäre nicht Inu Yasha gewesen, hätte er sich so leicht abhängen lassen.

Vor Kaedes Hütte standen Miroku und Sango, die ihren kleinen Sohn in den Armen hielt, mit einigen Dorfbewohnern zusammen. Doch Inu Yasha konnte Kagome nirgendwo entdecken. Ob sie in der Hütte war?

“Miroku! Sango!”, rief der Hanyou seine Freunde, als er mit Sesshoumaru zu ihnen eilte. Die anderen Dorfbewohner wichen auf Sesshoumarus Auftauchen hin eingeschüchtert zurück.

“Wo ist Kagome? Was ist passiert?”, fragte Inu Yasha indes weiter.

“Kagome-chan ist mit Shippou in unserer Hütte bei unseren Zwillingen und kümmert sich um das Baby. Es kam vor zwei Stunden”, erklärte Sango, wobei sie irgendwie bekümmert klang.

Während Sesshoumaru sich in Schweigen hüllte, war Inu Yasha etwas irritiert. “Wieso hat Kagome das Baby? Was ist mit Kimie?”

Kurzzeitig befürchtete er, dass er und sein Bruder vielleicht zu spät gekommen waren.

“Ihr geht es nicht besser”, antwortete Miroku ihm. “Sie hat viel Blut verloren und immer noch Fieber. Im Moment ist Kaede-sama bei ihr. Damit sie sich ausruhen kann, wollte sich Kagome-sama erst mal des Kindes annehmen.” Er schaute kurz zu Sesshoumaru rüber. “Dem Kind geht es jedoch gut.”

Der Youkai hörte den Worten des jungen Mönchs stumm zu. So richtig konnte er immer noch nicht fassen, was sich hier in den letzten Stunden abgespielt haben musste. Allein die bloße Vorstellung daran bereitete ihm ein ungewohnt mulmiges Gefühl.

Sesshoumaru konnte noch den schwachen Geruch von Blut wahrnehmen, der in der Luft lag. Eine Tatsache, die ihn noch mehr beunruhigte.

>Ihr Blut…<

Er konnte nicht länger einfach so hier herumstehen! So schritt er nun zielstrebig auf den Eingang von Kaedes Hütte zu.

Als Sesshoumaru den Vorhang der Hütte zur Seite schlug, verharrte er einen Moment lang, wie im Schock. Kimie lag völlig entkräftet auf ihrem Ruhelager. Ihre Atmung war so flach, dass man sie kaum wahrnehmen konnte.

Neben Kimie saß die alte Kaede. Als sie Sesshoumaru bemerkte, stand sie jedoch auf und kam auf ihn zu.

“Du bist hergekommen. Das ist gut.” Sie sprach ruhig, aber ernst. “Ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, dass sie das übersteht. Zeitweise sah es sehr schlecht aus. Und auch jetzt möchte ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass sie über dem Berg ist. Aber geh nur zu ihr. Es kann ihr nur helfen, wenn sie weiß, dass du da bist.”

Die alte Miko schaute noch einmal zu Kimie zurück, dann verließ sie die Hütte.

Nun stand Sesshoumaru allein da. Er war wie vor den Kopf gestoßen, als sich sein Blick erneut auf Kimie richtete. Bei Youkai war das eher selten der Fall, aber er hatte schon davon gehört, dass es bei Menschen öfters vorkommen konnte, dass eine Mutter nach einer Geburt erkrankte oder sogar starb. Aber Kimie? Er kannte sie eigentlich nur als das dickköpfige Energiebündel mit oftmals großer Klappe. Doch davon konnte Sesshoumaru im Augenblick nichts wiederentdecken. Wie blass sie war… Der weiße Kimono, den sie trug, verstärkte diesen Eindruck noch etwas. Zumindest war es in der Hütte nicht kalt. Dafür sorgte neben einer wärmenden Decke auch die entzündete Feuerstelle.

Zu dem Baby wollte Sesshoumaru Kagome erst später befragen. Es war ja offenbar wohlauf und in guten Händen und zunächst ging Kimie vor. Leise näherte er sich ihr.

Bei ihr angekommen, kniete sich Sesshoumaru zur ihr hinunter. Es war erschreckend für ihn, sie so zu sehen. Selbst im Schlaf fand sie offenbar keine Erholung, wie der angespannte Ausdruck in ihrem Gesicht verriet. Er konnte vermutlich nicht mal erahnen, was sie durchgemacht hatte.

Regungslos saß Inuki nach wie vor an Kimies Seite. Doch nun, nach Sesshoumarus Auftauchen, erhob er sich und trottete langsam nach draußen. Er wollte die beiden lieber für sich allein lassen, und auch Sesshoumaru hielt den Hund nicht zurück.

Vorsichtig, fast schon furchtsam legte Sesshoumaru seine Hand an Kimies Gesicht. Da rührte sie sich etwas, ehe sie nach einem Moment ihre Augen leicht öffnete. Ihr Blick traf mit seinem zusammen. Dennoch dauerte es ein wenig, ehe sie zu sprechen begann.

“Sesshoumaru…”

Wie leise ihre Stimme war… Sesshoumarus Unbehagen wuchs.

Indes war sich Kimie nicht sicher, ob sie sich seine Anwesenheit in ihrer momentanen Bewusstseinstrübung möglicherweise nur einbildete. “Bist… du es wirklich…? Du bist hier… Wieso…?”

“Ich weiß Bescheid. Inu Yasha hat mir alles erzählt”, erklärte Sesshoumaru nach einem Moment ruhig.

Kimie war viel zu erschöpft, um sich über diese Neuigkeiten etwa groß aufregen zu können. Im Gegenteil, sie war froh darüber.

“Ach so… Hat er das…? Ungh…” Sie hielt inne, da die durch die Anstrengungen noch anhaltenden Schmerzen sie wieder überkamen.

Wiederum überkam Sesshoumaru dieses ungute Gefühl. Kurzzeitig war er fast schon erleichtert darüber, dass er in den letzten Stunden nicht dabei gewesen war. Er wusste nicht, was er da womöglich gedacht oder getan hätte. Oder wie er sich dabei gefühlt hätte, wenn es ihm jetzt schon so schlecht ging.

So sehr in seine Gedanken vertieft, erschrak Sesshoumaru schon fast, als er Kimie zu ihm sagen hörte: “Guck nicht so. Ich komme schon wieder auf die Beine… Unkraut vergeht nicht so schnell. Du kennst mich doch…”

Sie lächelte zwar, trotzdem kam sich Sesshoumaru im Augenblick so hilflos vor, wie zuvor nur selten in seinem Leben. Das selbe Gefühl hatte er verspürt, als Rin ein zweites Mal gestorben war und er sie nicht mit Tenseiga hatte retten können. Denn zu diesem Zeitpunkt war ihm nicht bewusst gewesen, dass sein heilendes Schwert nur ein einziges Mals das Leben einer Person retten konnte. Nur seiner Mutter war es zu verdanken gewesen, dass das kleine Mädchen damals eine weitere Chance bekommen hatte.

Sesshoumaru schwieg eine Zeit lang. Es tat ihm weh, Kimie so zu sehen. Und dennoch nagte da diese Frage an ihm, die er ihr unbedingt stellen musste.

“Du wusstest es die ganze Zeit, habe ich Recht? Schon, als du das Schloss damals verlassen hast. Und trotzdem hast du es mir nicht gesagt. Warum?”

Kimie hatte erwartet, dass Sesshoumaru sie darauf ansprechen würde. Kurz nahm sie sich die Zeit, um sich etwas zu sammeln. “Zunächst… wollte ich es nicht, weil ich wütend auf dich war. Und als… ich es doch tun wollte, kam dieser Vorfall im Schloss dazwischen. Ich wollte nicht, dass du dir auch noch meinetwegen Sorgen machst. Es… ging mir nicht so gut. Ich hatte Angst, ich könnte das Kind vorzeitig verlieren... Wie hätte ich dir das sagen sollen? Nachdem, was du mir erzählt hattest…”

Zuerst wusste Sesshoumaru nicht, was sie damit meinte, aber dann fiel es ihm wieder ein. Er hatte ihr ja erzählt, dass hinter vorgehaltener Hand darüber gemunkelt worden war, ob und wann Kimie ihm endlich einen Erben zur Welt bringen würde. Vermutlich hatte sie Angst davor gehabt, es ihm zu sagen, hätte sie das Kind tatsächlich wieder verloren. Angst vor seiner Reaktion darauf…

“Trotzdem. Du hättest es mir sagen sollen!”, erwiderte er nun mit mehr Nachdruck.

Kimie nickte leicht. “Ich weiß es ja selbst. Weißt du… Ich habe gedacht, ich schaffe das allein… Aber…” Wieder musste sie einen Moment lang pausieren, bevor sie weiter sprechen konnte. “Ich habe mir selbst immer wieder gesagt, es geht mir gut, ich schaffe das auch ohne dich. Aber es… es geht einfach nicht. Leider habe ich das nicht einsehen wollen.” Mit einem kaum merklichen Lächeln schaute sie nun zu ihm auf. “Auch, wenn ich dich seither nicht mehr gesehen habe… Auch, wenn ich deine Stimme nicht mehr hören konnte… Ich wollte dich sehen… So sehr… Die ganze Zeit über…”

Ebenso wie er.

Ohne etwas zu sagen, hob Sesshoumaru vorsichtig Kimies Oberkörper an. Während ihr Kopf an seiner Schulter ruhte, schloss sie für einen Moment die Augen. Dieses wohltuende Gefühl, das die Nähe zu ihm ihr bereitete, hatte Kimie schon lange nicht mehr gespürt. Es war unbeschreiblich schön. Dennoch… Als fiele die Last der letzte Monate nun auf einen Schlag von ihr ab, begann sie nach einem Moment leise zu weinen. “Ich habe… so viel falsch gemacht. Es tut mir Leid… Bitte verzeih mir…”

Sesshoumaru glaubte, einen deutlich hörbaren Unterton von Reue in ihrer Stimme vernommen zu haben. Dabei war er es eigentlich, der sich im Augenblick schuldig fühlte. Zwar hatte er nichts von Kimies Zustand gewusst, aber hätte er es nicht eigentlich spüren oder zumindest ahnen müssen? Stattdessen hatte er sie über einen so langen Zeitraum hinweg allein gelassen. Und selbst in den Stunden, in denen sie bereits so körperlich geschwächt war und unter großen Schmerzen und mit letzter Kraft sein Kind zur Welt gebracht hatte, war er nicht bei ihr gewesen. Bestimmt hatte sie große Angst gehabt.

“Dummkopf”, sagte er irgendwann. “Du machst mir wirklich nur Umstände.”

Auf diese Worte hin musste Kimie doch wieder unwillkürlich lächeln. Sie wusste schon, wie es gemeint war.

Schweigend strich Sesshoumaru ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann nahm er behutsam ihre Hand, ehe er seine Lippen auf ihre legte und ihr einen sanften Kuss gab.

Leise seufzend schloss Kimie die Augen.

Behutsam drückte Sesshoumaru sie an sich, nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte. Er wusste nicht, wie er Kimie im Moment helfen könnte. Vielleicht genügte es im Augenblick wirklich, wenn sie einfach spürte, dass er da war. Und dieses Mal würde er nicht einfach wieder weggehen. Nicht ohne sie…

“Mir scheint, es war doch ganz gut, dass ich Euch gefolgt bin, Sesshoumaru-sama.”

Sesshoumaru horchte auf. Diese Stimme kannte er nur zu gut. “Kakeru!”

“Ich bitte um Nachsicht, dass ich entgegen Eurer Anweisung das Schloss verlassen habe und Euch hierher gefolgt bin.” Der Inu-Youkai kam etwas näher. “Kagome-dono hat mir etwas anvertraut. Ihr solltet es Euch ansehen.”

Erst da bemerkte Sesshoumaru überhaupt das kleine Bündel, dass Kakeru im Arm hielt. Mit einem warmen Lächeln ließ er sich an der Seite seines Herrn und Kimie nieder. “Sesshoumaru-sama, Kimie-dono… Darf ich mir erlauben, euch zu eurem erstgeborenen Sohn zu beglückwünschen?”

Sesshoumarus Blick richtete sich daraufhin auf das Bündel. Gerne wollte er seinen kleinen Sohn ganz genau betrachten, aber er hielt ja Kimie noch in den Armen. Doch als hätte sie seinen Gedanken gelesen, hörte er sie nun sagen: “Es ist gut. Nimm ihn ruhig in den Arm, wenn du das möchtest.”

Nachdem er Kimie sicher wieder hingelegt und ihren Oberkörper zusätzlich auf sein weiches Fell gebettet hatte, ließ sich Sesshoumaru von Kakeru seinen Sohn überreichen. Das Baby war federleicht. Zumindest kam es ihm so vor. Allerdings sah man ihm das gar nicht an. Im Gegenteil, der Kleine sah kerngesund aus.

Das war das erste Mal, dass Sesshoumaru ein so kleines Geschöpf im Arm hielt, weshalb er anfangs besonders vorsichtig war. Was ihm als Erstes auffiel, waren die kleinen Hundeöhrchen. Und hinter den silberfarbenen Haarsträhnen, die die Stirn des Kindes bedeckten, entdeckte Sesshoumaru das selbe sichelmondförmige Mal, was auch er besaß. Es war unverkennbar sein Sohn.

Als er den Kleinen eine Weile im Arm gehalten hatte, rührte sich dieser merklich. Erwartungsvoll wartete Sesshoumaru, ob er eventuell die Augen öffnete. Und tatsächlich. nach einem Moment öffnete sein Sohn die Augen. Sie waren golden, wie die des Vaters. Und dieser wurde auch sogleich eingehend gemustert. Der Kleine zeigte beim Anblick des ihm noch fremden Gesichts keinerlei Anzeichen von Unwohlsein oder gar Furcht. Im Gegenteil, er schien sehr neugierig zu sein und wirkte zufrieden. Und irgendwie schien er instinktiv genau zu wissen, wer dieser Mann war, der ihn im Arm hielt.

Ein neues, ihm bis dahin noch unbekanntes Gefühl ergriff Sesshoumaru. Es war warm und zugleich erfüllte es ihn mit Stolz. War es das, was ein Vater fühlte, wenn er sein eigenes Kind in den Armen hielt? Auf jeden Fall war es sehr angenehm.

Es war zwar kaum zu sehen, aber der Hauch eines Lächelns stahl sich auf Sesshoumarus Lippen. Als er schließlich zu Kimie zurückblickte, hatte sie die Augen längst wieder geschlossen und schien bereits zu schlafen.

Kakeru nahm die Sorge, die seinen jungen Herrn abermals befiel, ganz genau war und sprach beruhigend auf ihn ein: “Sorgt Euch nicht. Ich werde mich um sie kümmern. Das Beste wird sein, wenn sie sich erst mal ausruht. Lasst ihr die Zeit, die sie benötigt.”

Sesshoumaru stimmte dem zu. Kimie sollte alle Zeit bekommen, die sie benötigte, um sich wieder vollständig zu erholen. Das hatte sie mehr als verdient.



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von: abgemeldet
2010-06-28T19:56:09+00:00 28.06.2010 21:56
Hallo,

Endlich kann ich dir einen Kommentar lassen^^
Ich habe mir deine drei FF durch gelesen fast ohne pause . Gerade mal aufgestanden, nach den Frühstück, dann auf der Arbeit bei der mittags pause, und dann noch am Abend, beim kochen und Kurs vorm schlaffen. Ja so sehr hat mir deine Geschichte angetan. Sie ist einfach wundervoll geschrieben. Alles ist so wie im Anime. Die Charakter der verschiedenen Personen. Als hätte Rumiko selber das alles selbst geschrieben. Ich glaube ( obwohl ich viele Inu Yasha FF gelesen habe) diese hier ist die beste. Nicht nur weil sie sich um Sesshomaru dreht ( mein Liebling natürlich, wie hätte es anders sein können ?) Aber auch weil du nicht zu viele Änderungen mit Sesshomaru machst. Damit meine ich das er immer noch der selber kalter dämon ist wie eh und je.
Meine gute ich habe fast drei Wochen gebraucht um das alles lesen zu können . Dank dem praktischen Format E-PUB konnte ich es sogar auf meiner Nintendo DS lesen.

So jetzt mal auf Kimie. Ich finde sie klasse, auch die anderen Kontrahenten sind super. Die verschiedenen Persönlichkeiten sind wunderbar, man hat von jedem etwas. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Ob Sesshomaru zurück zum schloss geht mit Kimie und dem Baby ? Wie werden die anderen reagieren ? Ob der General was mit dem Mord zu tun hat ? der ist mir sowieso unheimlich, dem traue ich alles zu. Aber dann warum ? hat er zu viel gesehen ?

Noch etwas zu deine Bilder, die sind einfach klasse, wunderschön. Du bist sehr begabt, nicht nur in der Schrift wie ich sehe. Und die Prinzessin Saori ist wirklich ein Traum von einer Prinzessin. Sie und Sesshomaru würden bestimmt ein tolles paar machen. ( wäre ein schönes Bild die beiden in den armen zu sehen ;))

Na ja ich höre dann mal auf, hoffe bald das nächste Kapitel lesen zu dürfen.
Also dann bis bald.


PS: tut mir Leid falls es Fehler gibt, ich komme aus Frankreich.
Von:  werta
2010-05-31T11:04:42+00:00 31.05.2010 13:04
hoffe es geht bald weiter ich hab die fanfic jetzt schon so oft gelesen .....aber ich glaube an diesem kap..ein weiteres anzuschließen wird schwierig ....vielleicht hättest du kimie etwas länger schwanger lassen sollen:D trotzdem schreibst du verdammt gut mfg werta
Von: abgemeldet
2010-02-26T01:31:13+00:00 26.02.2010 02:31
Ein schönes Ende. :)

Was Taiga's Tod betrifft, glaube ich eher, dass sich der Feind unter den eigenen Reihen befindet. Vielleicht sogar in der eignen Familie? Zumindest kommt mir Saori beispielsweise eine Spur zu unschuldig vor... Ich bin gespannt, wie's weiter geht!
Von:  Tigerin
2010-02-18T23:58:22+00:00 19.02.2010 00:58
Haaaacchhhhh. Das war so verdammt süß.
Es war toll, wie du Sess Gefühle beschrieben hast, als er seinen Sohn anschaut. Und wie der Kleine ihn anschaut.. *ggg* Einfach niedlich.
Ich hatte auch mit Inu mitgefiebert und immer gehofft, dass er endlich im Schloss wäre. Jaken hätte ich zwischendurch erschlagen können..
Wenn dieser Korou nicht immer so biestig wäre, wäre ich ja dafür ihn mit der Prinzessin zusammenzubringen. Er scheint sie ja zu mögen. Ich bin allerdings gespannt, was die Füchse vorhaben.
Es ist vielleicht aus Sicht des Fuchs/Hunde-Verhältnisses nicht so gut, dass Kakeru gegangen ist.. immerhin scheint er auch den Füchsen Respekt einzuflößen. Aber für Kimie ist es spitze. Ich hoffe nur, dass sie sich schnell erholt.^^
Ich hoffe mal, dass mein Gedanke, dass noch jemand aus der Fuchsfamilie stirbt, weil Sess nicht da ist, unbegründet ist. Das wäre dann wirklich blöd. Schlimmer könnte die Situation wahrscheinlich nur noch werden, wenn der Anführer der Füchse getötet würde.. *schüttel* neee... das will ich mir dann doch lieber nicht vorstellen. Die wäre außer Rand und Band..
So. Das wars erstmal von mir. Die anderen Kommis kommen noch. Eigentlich wollte ich es auch erstmal nur lesen; ich war aber so begeistert, dass ich mich nicht zurückhalten konnte..^^"

Ganz liebe Grüße,
Tigerin
Von: abgemeldet
2010-02-16T20:52:01+00:00 16.02.2010 21:52
Hey du, nach einer verdammt langen Zeit melde ich mich auch mal wieder zu Wort.
Die vergangenen Kapis sind dir verdammt gut gelungen, aber dieses gefaellt mir mit weitem am besten. Die arme Kimie konnte einem ja richtig leid tun. In dieser schwierigen Phase ohne Partner da zu stehen, faellt einem bestimmt nicht leid. Aber trotzdem freu ich mich, dass es Mutter und Kind doch gut zu gehen scheint.
Bin gespannt, wie es jetzt weiter geht. Vorallem frage ich mich, was der Fuchs-General ausfressen wird, wenn er von der Geburt des kleinen Sproesslings erfaehrt.

Also, wuerd mich freuen, wenn das naechste Kapi schnell hochgeladen wird.

LG, jenny85
Von: abgemeldet
2010-02-16T12:14:42+00:00 16.02.2010 13:14
Oh je die arme Kimie, ich hoffe das sie bald wieder gesund wird, sie haben einen Sohn wie schön. Ich kann ihn mir sehr gut vorstellen, bestimmt total putzig.^^


Ich warte mit Spannung auf das nächste Kapitel^^

24
Von:  werta
2010-02-16T07:24:54+00:00 16.02.2010 08:24
OHA das kapi war ja richtig genial......ich hoffe es geht schnell weiter ich hasse es ...wenn man unbedingt weiter lesen möchte und man kann nicht=) *hehe* ich bin der meinung das du ein riesen talent bist was das schreiben angeht ...respekt!!!!!



Von:  Saufziege
2010-02-15T20:48:18+00:00 15.02.2010 21:48
klasse das kap war echt spitze und sooo gut geschrieben frei mich schon auf das nächste

gruß saufziege
Von: abgemeldet
2010-02-15T20:20:06+00:00 15.02.2010 21:20
woah..uiuuiuiiii.endlich ist der Kleine da! Jetzt sind sie stolze Eltern. War ein hammer Kapitel... Hoffentlich zerstören die Angelegenheiten im Schloss nicht das junge Glük so schnell... freue mich schon auf das nächste.mach ganz schnal weiter, ja^^

lg Polarlight00
Von:  nami-girl85
2010-02-15T19:47:01+00:00 15.02.2010 20:47
jaaaa jaaa jaaaa!!!
das baby ist da und Sesshoumaru hat gelächelt und Kakeru wird Kimie (hoffentlich) wieder stärken!
das war ja so überwältigend!!(mir fällt kein anderes wort ein:D)
ich kann es einfach nicht fassen das Kimie so leiden musste und immer noch leidet und dann kommt Sesshoumaru angeeilt und hält sie so süß in seinen armen und dann weint Kimie!
ooh ich bin soo baff.
aber natürlich muss Kurou gleich sein maul aureißen und ne dicke lippe schieben..
plus, er macht sich an die prinzessin ran..
wenn er es überhaupt ernst meint, tzz.
doch wenn Kakeru jetzt nicht da ist wer passt aufs schloss auf, also wer macht einen auch cheffe der Inu-Youkais?

ich freu mich so das das jetzt so gekommen ist!!!
echt superklasse gemacht *_____*
danke danke für die ENS!
aller liebsten grüße,
nami :)

ps: ich liebe Utawarerumono =)


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