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Wolfsliebe

von

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Homecoming

Völlig erledigt betrat ich das Haus durch den Seiteneingang, der eigentlich nie verschlossen war, denn wer würde schon verrückt genug sein, in die Wohnung eines ganzen Werwolfrudels einzubrechen. Auch wenn so gut wie niemand von unserer Rasse wusste, machten gerade Ulrich, Samuel und ich nicht den Eindruck, als wäre mit uns gut Kirschen essen.

Vor allem Ulrich hatte sich als offizieller Besitzer des „Wolfs Heart“ einen Namen unter den zwielichtigen Gestalten gemacht, dass er es sich nichts gefallen ließ und hart durchgriff, wenn sich jemand in seiner Bar daneben benahm. Gewaltsame Rauswürfe waren keine Seltenheit, wenn jemand über den Durst getrunken hatte und einen der beiden menschlichen Angestellten oder Rosalynn, die manchmal aushalf, bedrohte.

Und falls wirklich mal jemand so dumm war in unser Bauernhaus einzusteigen, dann würden wir Bewohner schon von unserem feinen Gehör geweckt werden. Auch ich kam nicht besonders weit, denn schon im Flur kam mir Ulrich mit wütendem Blick entgegen gerast, die Faust zum Schlag erhoben.

Nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht hielt er seine Hand an, hatte mich wohl an Statur, Haltung und Geruch erkannt. Ich musste ehrlich sagen, ich hätte den Schlag nicht abhalten können, war ich doch gerade dabei gewesen müde über meine Augen zu reiben, vor allem fühlte ich mich hier so sicher, dass ich nicht mit einem Angriff gerechnet hatte.
 

„Ach, du bist es. Hatte eigentlich gedacht, dass wir etwas länger vor dir verschont geblieben wären.“, grummelte Ulrich, doch klang seine Stimme nicht ganz so bissig wie sonst. Entweder war der Kerl auch müde, oder er hatte sich tatsächlich so etwas wie Sorgen um meine Person gemacht. Ohne weitere Worte drehte Ulrich mir den Rücken zu und verschwand in Richtung Küche, aus der es wieder verführerisch duftete. Den Geräuschen nach war schon die halbe Familie auf, was mich doch ein wenig wunderte, war es doch bestimmt noch sehr früh. Ein Blick auf die Uhr korrigierte meine Zeiteinschätzung dann ein bisschen nach hinten, war es doch schon kurz nach sechs und schließlich musste der Welpe auch in die Schule.

Genau dieser kam mir auch schon in der Küchentür entgegen. Mit einem gezielten Sprung prallte er irgendwo zwischen Bauch und Brust gegen meinen Körper und nur ein schnelles Reagieren meinerseits verhinderte, dass Nico rückwärts auf den Fußboden landete.

„Du bist wieder da!“, jubelte der kleine Wolf und schlang seine kleinen Arme um meinen Hals, als wäre ich gerade von einer dreijährigen Pilgerreise zurück gekehrt und nicht nur für einen halben Tag und eine Nacht im Wald verschwunden. Mit dem kleinen Wolf auf den Armen trat ich jetzt endgültig in die Küche und wurde von einer lächelnden Rosalynn begrüßt, die sich wie jeden Morgen um das Frühstück kümmerte.

„Du hast bestimmt Hunger. Setz dich, Tom.“, erklärte sie und wedelte mit ihrer Hand in Richtung Küchentisch. Sie sah mich forschend an, schnupperte unauffällig, fand aber anscheinend nichts, dass sie beunruhigte, drehte sie sich doch wieder ihrer Pfanne zu.

Müde ließ ich mich auf einen der Stühle fallen, dazu hätte es die Aufforderung der Werwölfin nicht gebraucht. Immer noch hatte sich Nico am mich geklammert, als hätte er Angst, dass ich wieder verschwinden würde sobald er mich losließ. Ich schloss die Augen und legte mein Kinn auf den wilden Haarschopf des Welpen und zog einmal tief die Luft ein.

Der Kleine roch nach Kind, Geborgenheit und Familie, seine Körperwärme fühlte ich sogar durch meine Kleidung und irgendwie entspannte mich dies alles. Gestern Mittag hatte ich für einen Moment wirklich daran gedacht, diese Stadt zu verlassen, um nicht in Versuchung geführt zu werden, nach Sina zu suchen.

Wie dumm wäre das doch von mir gewesen, hätte ich doch auch meine Familie hinter mir gelassen, denn das war mein Rudel mittlerweile für mich, auch wenn es mir gerade erst so richtig klar geworden war. Als ich durch die Tür trat, die gewohnten Geräusche und Gerüche wahrnahm und diese liebevolle Begrüßung zumindest von Nico und Rosalynn hatten mich mitten ins Herz getroffen.

Der kleine Wolf in meinen Armen wurde unruhig, schnüffelte einmal an mir, bevor er von meinem Schoß sprang und sich auf den Stuhl neben mich setzte.
 

„Du warst im Wald und riechst nach Rosen.“, stellte Nico fest und runzelte die Stirn, zumindest soweit es mit der straffen Haut eines Achtjährigen ging. Meine Güte, ich hätte Sina nie erlauben dürfen, mich anzufassen. Ein Werwolf, der nach Rosen roch. Also bitte! Ich konnte Ulrichs abfälliges Grinsen sehen, doch im selben Atemzug schob er mir den Brotkorb zu.

„Sag bloß, du hattest ein Date?“, fragte er süffisant, schien Rosen gleich mit einem Blumenstrauß für ein Mädchen zu verbinden. Er beugte demonstrativ schnüffelnd den Oberkörper über den Tisch, dass seine Nase fast vor meiner hing. Knurrend und Augen verdrehend drückte ich meine Hand in Ulrichs Gesicht und schob ihn vorsichtig, aber energisch zurück. Er schlug meine Hand weg, grinste aber weiterhin breit, fast so als hätte er genau diese Reaktion provozieren wollen.
 

„Iieh! Da küsst man doch und heiratet. Du sollst nicht weggehen!“, entrüstete sich der Welpe und seinem Gesichtsausdruck nach, war die Vorstellung jemanden zu küssen wirklich das Ekligste, was er sich vorstellen konnte. Doch in dem letzten Satz klang auch etwas Panik mit. Hatte der Kleine wirklich gedacht, dass ich die Familie allein ließ? Na ja, einen Moment hatte ich es ja wirklich vorgehabt.

„Ich werde nicht weggehen. Und nein, ich habe sie nicht geküsst.“, korrigierte ich. Erst als ich die verwunderten Blicke von Rosalynn und Ulrich sah, wurde mir bewusst, dass ich gerade etwas zu viel verraten hatte. Damit hatte ich geradezu zugegeben, dass ich mich mit einer Frau getroffen hatte. Sonst war ich immer vorsichtig mit dem, was ich sagte, doch ich war wohl gerade etwas zu müde, um noch klar denken zu können.

Schritte von der Tür her, ersparten mir weitere Peinlichkeiten und ich sah auf, als Alexei die Küche betrat.
 

„Wir sind also wieder vollzählig.“, stellte er fest, als er sich seinem Sohn gegenüber neben Ulrich setzte. Allem Anschein nach hatte er meinen letzten Satz mitbekommen, denn er grinste bis über beide Ohren, als Ulrich mir den Käse rüberreichte, nicht ohne vorher noch mit seinem Messer ein kleines Herzchen in die oberste Scheibe zu ritzen.

Ich warf dem anderen Werwolf einen tödlichen Blick zu, was er mit einem leisen Lachen quittierte. Innerlich raufte ich mir gerade die Haare, aber nach außen hin versuchte ich ein neutrales Gesicht beizubehalten. Konnte mir noch einmal jemand sagen, weswegen ich dieses Rudel leiden konnte? Ich war von lauter Verrückten umgeben!

„Ich kann ab Morgen wieder arbeiten, heute würde ich gerne noch ausschlafen. Aber wenn es irgend geht, nur die Tagschicht.“, versuchte ich abzulenken und signalisierte, dass ich auf jeden Fall bleiben würde. Gleichzeitig war es eine gute Gelegenheit, sich schon mal die Nächte frei zu halten, schließlich wollte ich mich ja – rein zufällig natürlich – mit Sina treffen.

Sonst war mir mein Dienstplan so gut wie egal gewesen, denn im Gegensatz zu einigen anderen Personen, gewöhnte sich mein Biorhythmus ziemlich schnell an wechselnde Arbeitszeiten. Doch mit einer Vampirin als Gesellschaft beschränkte sich die mögliche Treffzeit ja nun mal auf die Nacht.
 

„Mal sehen, was sich machen lässt. Aber nicht, dass du in ein paar Tagen wieder abhauen willst.“, meinte Alexei, während Ulrich ein gespieltes Husten hören ließ , was sich verdächtig nach „Date“ anhörte. In der Stimme meines Rudelführers war auch so etwas wie eine Drohung enthalten, ihn nicht wieder mit einer Lücke im Dienstplan zurück zu lassen und ich nickte mit leicht geröteten Wangen zu seinen Worten.

Wenn es eines gab, was Alexei nicht leiden konnte, dann war es jemand, der entweder das Rudel in Gefahr brachte oder seine Arbeit nicht ernst nahm. Ich schämte mich gerade über alles, hatte ich doch zumindest den ersten Punkt sozusagen geplant.

„Lasst Tom doch erst mal in Ruhe essen und bei den Augenringen vielleicht auch ne Runde schlafen, bevor ihr ihn weiter ärgert.“, meinte Rosalynn, als sie mir einen vollen Teller vor die Nase stellte, doch ihre Augen glitzerten ebenfalls amüsiert. Machte sich denn jeder hier über mich lustig?

Es gab doch gar keinen Grund dafür, schließlich hatte ich doch kein Date mit Sina, war ja offiziell nicht mal mit ihr verabredet. Wortlos und etwas angefressen begann ich Rührei, Speck und Käsebrot in mich hinein zu stopfen, was mir einen pikierten Blick von der Alphawölfin einbrachte. Auch wenn sie es gern sah, wenn es ihrem Rudel schmeckte, legte sie doch auf ein Grundmaß von Benehmen wert, vor allem wenn Nico mit am Tisch saß.

Doch dazu hatte ich gerade zu viel Hunger, wollte schnell so viel wie möglich essen, bevor ich in mein Bett fallen und mindestens zehn Stunden schlafen würde.

Mein Rudelführer warf erst seiner Frau einen Blick zu, bevor er mit einem versteckten Lächeln sich zu mir umwandte, was ihm einen liebevollen Schlag mir ihrer flachen Hand auf den Hinterkopf einbrachte. Ungerührt füllte Alexei zwei Tassen mit Milch und schob Nico und mir jeweils eine zu.

„So, damit ihr beide groß und stark werdet und den Mädchen in der Schule oder wo auch immer den Kopf verdrehen könnt.“, feixte Alexei, grinste breit über beide Ohren. Ein wenig verwundert verzog ich das Gesicht, war doch allgemein bekannt, dass ich eher der Kaffeetrinker war. Doch wer war ich, dass ich mich gegen meinen Rudelführer widersetzte, nur weil ich lieber Kaffee anstelle von Milch haben wollte?

Der kleine Welpe hatte da weitaus weniger Hemmungen seinen Unmut lautstark kund zu tun. Während Nico jammerte, versteckte ich mein Lächeln hinter meiner Tasse, doch war ich wohl nicht schnell genug, piekste mir der Welpe empört in die Seite, dass ich fast die Milch über den Tisch gespuckt hätte.

Ich schaffte es gerade noch zu schlucken, bevor ich in ein belustigtes Lachen ausbrach. Eigentlich war es nicht so sehr der kitzelnde Finger des Jungen, der mich zum Lachen reizte, sondern die gesamte Situation. Die Last der letzten Tage war verschwunden und ich schaute wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Ich hatte endlich gemerkt, dass ich in meinem Rudel hier eine Familie hatte und die schönen Stunden mit Sina hatten auch dazu bei getragen, dass ich gerade völlig entspannt war.
 

„Sag mal, hast du getrunken?“

„Bis auf die Milch? Nö.“, meinte ich auf Ulrichs völlig perplexe Frage und grinste ihn frech an. Demonstrativ hob ich wieder meine Tasse an, prostete ihm zu und kippte den Rest Milch hinunter. Die leere Tasse stellte ich neben meinen ebenfalls leeren Teller ab und stand auch schon auf. Ich würde jetzt ins Bett und in einen komatösen Schlaf fallen.

„Weckst du den Rest der Truppe, wenn du hoch gehst? … Nein, du nicht! Du musst jetzt zur Schule.“, meinte Alexei erst an mich gerichtet, während der Befehl an seinen Sohn ging. Der Junge musste sich gleich auf den Schulweg machen, wollte er nicht zu spät zur Schule kommen. Für den Befehl des Rudelführers würden ihn Samuel, Michael und Zoe lieben, wurde ihnen so doch eine recht unsanfte Art geweckt zu werden erspart. Hatte denn keiner in diesem Irrenhaus keinen Wecker?

Seufzend nickte ich Alexei zu und wandte mich der Küchentür zu, von wo ich dann die Treppe hochstieg. Leise und polternde Schritte kamen mir entgegen, kündigte mir Samuel und Zoe an, bevor ich sie sah. Sie waren in ein Gespräch vertieft, dass sich um einen Film drehte, den sie wohl gestern zusammen gesehen hatten.

Kaum war man mal einen Tag aus dem Haus, schon bahnte sich hier etwas an! War Zoe nicht ein bisschen jung für Sam? Schließlich war sie gerade erst volljährig geworden und zwar sowohl nach ihrem menschlichen als auch Werwolfsalter.

Die Kleine war erst vor kurzem gebissen worden und kam dementsprechend noch nicht so gut mit ihrem Leben zurecht, doch lernte sie – soweit ich es mitbekommen hatte – jeden Tag etwas Neues von dem Rudel. Doch vermisst wurde Zoe laut ihrer eigenen Aussage wohl von niemandem, denn sie lebte schon seit fast einem Jahr auf der Straße und war auch dort von einem Werwolf gebissen worden.

„Hey, du bist wieder da!“, meinte Sam und seine Stimme klang dabei fast so erfreut wie die des kleinen Welpen. Wieder hatte ich das warme Gefühl in der Brustgegend, als ich hörte, dass ich vermisst worden war. Es war schön, dass ich nicht allen Personen auf der Welt egal war.
 

„Wo warst du denn so lange?“, fragte Samuel und die kleine Werwölfin neben ihm spitzte ebenfalls die Ohren, nachdem sie mich schüchtern lächelnd begrüßt hatte. Aus der nur ein paar Meter entfernten Küche murmelte Ulrich etwas, was verdächtig nach „Schäferstündchen“ klang.

Ich wirbelte herum und fixierte böse die Wand, die den Blick zu dem Raum versperrte. Verdammt noch mal, seit wann hörte man anderen Gesprächen zu? Das Dasein als Werwolf machte es möglich, Unterhaltungen zu folgen, die ein normaler Mensch nur als leises Getuschel hören konnte. Dadurch war es nötig, dass man lernte, bis zu einem gewissen Maß das Gehörte zu filtern und es war nun einmal unhöflich, die Gespräche seiner Familie zu belauschen.

„Es gibt immer so Mistkerle, die fiese Gerüchte in die Welt setzen müssen.“, schimpfte ich mit einem bösen Knurren in der Stimme, immer noch zur Küche gewandt. Mit Befriedigung hörte ich ein empörtes Aufkeuchen von Ulrich auf die Beleidigung hin, gefolgt von einem leisen Lachen des kleinen Welpen, der sich wie so oft ebenfalls außerhalb der Höflichkeitsregeln sah und wohl mitgehört hatte. Grinsend wandte ich mich Sam zu und zwinkerte einmal, was Zoe und ihn ebenfalls zum Lächeln brachte. Ich machte mich wieder auf den Weg die Treppe hoch, zwängte mich an den beiden anderen Wölfen vorbei, die mir bereitwillig Platz machten.

„Wenn du zu Ende gesägt hast, möchte ich die Details aber hören!“, rief mir Sam hinterher und ich war mir sicher, wenn ich mich nun umdrehen würde, hätte ich ein übermütiges Funkeln in Sams Augen gesehen. Ich grummelte etwas wenig Begeistertes, aber Bejahendes vor mich hin, während ich die Treppen weiter hinauf stieg. Wir hatten schon ziemlich oft tiefgründige Gespräche geführt.

Genau genommen war Sam der Einzige seit meinem Werwolfsbiss, mit dem ich Themen wie Zukunftsplanung, Frauen, Vergangenheit oder Gott und die Welt überhaupt ansprach. Es tat gut, so einen Freund zu haben, denn ich wusste, dass alle meine Geheimnisse bei ihm sicher waren – doch war ich mir nicht sicher, ob er auch das Treffen mit einem Vampir vor den anderen verschweigen würde. Wohl eher nicht, ging es doch – knallhart betrachtet – um die Sicherheit unseres Rudels.
 

Leise seufzte ich auf, als ich vor Michaels Zimmertür stand. Vielleicht war das doch nicht so eine gute Idee gewesen, die ganze Nacht mit Sina zu verbringen. Ich hätte sie sofort bei der ersten Gelegenheit stehen lassen sollen, um mich in Sicherheit zu bringen. Die Augen schließend stützte ich mich müde mit dem rechten Arm gegen den Türrahmen.

Es war wohl besser, wenn ich Sina nicht traf und fast hoffte ich, dass Alexei mir für übermorgen Nacht eine Schicht aufs Auge drückte. Dann hätte ich eine gute Ausrede nicht zu dem Treffen mit der kleinen Vampirin aufzutauchen und brauchte trotzdem kein schlechtes Gewissen haben, konnte ich doch nichts dafür. Gleichzeitig wusste ich, dass ich mir das nie verzeihen würde, wenn ich die Gelegenheit verstreichen ließe, Sina noch einmal zu sehen.

Ich merkte erst, dass ich leise aus Frust grollte, als einmal tief durchatmete, um mich zu beruhigen. Die ganze Entspannung, die ich eben noch gefühlt hatte, war mittlerweile wieder durch Sorgen und Ärger über meinen seltsamen Gefühlszustand verdrängt worden, doch vielleicht sah das alles auch besser aus, wenn ich etwas geschlafen hatte.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich hätte beinahe einen Satz nach hinten gemacht, riss, mit einem rasend pochenden Herz, die Augen auf.

„Könntest du bitte woanders rumknurren? Ich kann so nicht … oh, du bist es, Tom. Geht es dir gut? Wie kann ich dir helfen?“, fragte Michael und der wütende Blick verwandelte sich innerhalb von wenigen Augenblicken in ein forschend und mitfühlend schauendes Gesicht, so wie es wohl ein gutmütiger Onkel oder ein Anteil nehmender Lehrer zeigen würde. Ich lächelte etwas gequält, hatte Mühe aus meinen Gedanken wieder in das Hier und Jetzt zu finden. Es wurde wirklich Zeit, dass ich ins Bett kam.

„Ich sollte dich nur im Auftrag von Alexei wecken.“, erklärte ich und zuckte mit den Schultern, um anzuzeigen, dass ich nicht wusste, was der Rudelführer von ihm wollte. Michael nickte nur, während er sich den Schlaf aus den Augen wischte.

Erst jetzt fiel mir auf, wie verschlafen mein Gegenüber noch wirkte. Die Haare waren zerzaust, welche sonst immer streng zurück gekämmt waren, ein Bartschatten lag auf dem Gesicht und der blauweiß gestreifte Baumwollpyjama sah auch nicht gerade wie aus diesem Jahrhundert aus. Meine Lippen kräuselten sich, denn auch wenn ich hier schon zwei Jahre lebte, so hatte ich Michael so nur selten gesehen.

Er war eher jemand, der sich erst sehen ließ, wenn er zumindest rasiert und umgezogen war, das war wohl die Erziehung des achtzehnten Jahrhunderts. Ich nickte dem anderen Werwolf noch einmal zu und wollte mich auf den Weg in mein Zimmer machen, als Michael mich am Arm festhielt.
 

„Ich denke es gibt einen Anlass, dass Alexei dich bei mir klopfen ließ. Ihn stört etwas an Zoe. Ich habe keine Vermutung, ob es an ihrer Geschichte, ihrem Verhalten oder einfach an seinem Instinkt liegt und ich kann nichts Auffallendes an dem Mädchen sehen. Doch halt die Augen offen.“, erklärte Michael flüsternd und sah mich eindringlich an.

Erst hatte ich vor mit den Augen zu rollen, schließlich war Zoe nicht gerade das, was man für gefährlich hielt. Doch wenn Alexei das sagte, musste wohl zumindest ein bisschen Wahrheit dabei sein, denn mein Rudelführer hatte einen untrüglichen Instinkt, was Personen anging. Hatte er nicht mich hier aufgenommen, weil er mich für vertrauenswürdig hielt und hatte immer richtig gelegen bei seiner Wahl, welche Wölfe er unter unserem Dach sich ausruhen ließ und welche nicht?

„Gut, ich werde aufpassen, auch wenn der Kleinen nichts wirklich böses zutraue.“, murmelte ich müde gähnend und brachte erst sehr spät meine Hand vor den Mund, was Michael zu einer Grimasse veranlasste. Er wünschte mir kopfschüttelnd noch eine gute Nacht und ich schlurfte nun endlich in mein Zimmer. Ich sparte mir das duschen, beschränkte mich auf das Nötigste, bevor ich in Boxershorts und T-Shirt ins Bett fiel. Fast sofort war ich im Land der Träume, wo mir ein kleines Vampirmädchen entgegen lächelte. Hier hatte ich keine Hemmungen oder Schuldgefühle, als ich ihre warme Hand nahm, zurück lächelte und zusammen mit Sina durch das Mondlicht tollte. Ohne die Sorge um mein Rudel, war ich in meinen Träumen frei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  P-Chi
2010-01-27T16:13:39+00:00 27.01.2010 17:13
Aaah :DD
Wieder ein so schönes Kapitel xD *freuz*
Tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde ... aber Schule ist echt die Hölle >.<
Nun ja, es gab nichts in diesem Kapi zu beklagen, außer einem kleinen Fehler am Ende des Textes.
-> ..., auch wenn der Kleinen nichts wirklich böses zutraue.
(da fehlt ein "ich" zwischen Wenn und Der. :3)

Soo, werde mich nun genüsslich auf das nächste Kapi stürtzen! <3

glg Angels


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