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Orenji no taiyou [愛してる]

Gackt x Hyde
von

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Schicksal?

Das Schicksal geht seine eigenen Wege, das weiß eigentlich jeder. Meistens schlägt es dabei die verschlungenen, von Gestrüpp überwucherten Wege ein, die einen nur langsam ans Ziel bringen. Wenn man Glück hat, wurde man vom Leben mit einem scharfen Säbel ausgestattet, mit dem man sich den Weg freischlagen kann. Aber die wenigsten sind mit einem solchen Säbel gesegnet und bleiben an den Dornen hängen, durch die sie sich durchkämpfen müssen, um auf ihrer Straße des Schicksals voranzukommen. Am Ende dieses Weges hat jeder einige Narben von Dornen, die große, blutige Kratzer hinterlassen haben. Und diese Kratzer heilen nur sehr langsam - oder nie, wenn man Pech hat. Das Schicksal hat seinen eigenen Humor und ist manchmal auch ziemlich sadistisch. Aber wenn du dich mit ihm gut stellst, kann es sein, dass es dir ein wunderschönes Geschenk unter den Weihnachtsbaum des Lebens legt.

Glaubt ihr an das Schicksal? Ich tue es. Es ist zuviel passiert, als dass ich alles nur als Zufall sehen könnte. Natürlich war es nicht immer leicht, aber ich bin sicher, dass das Schicksal in meinem Fall die richtige Abzweigung genommen hat.

Anfangs bin ich diese Abzweigung allein entlang geirrt, aber später habe ich jemanden gefunden, der den Weg mit mir gemeinsam gehen wollte. Und genau von dieser Begegnung möchte ich euch nun erzählen...

HYDE

Es war ein Dienstag; das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen. Total verschlafen trottete ich die Treppen vor meiner Eingangstür hinunter, um nachzusehen, ob etwas im Briefkasten lag. Das Wetter war super - blauer Himmel, strahlendster Sonnenschein und eine kleine aber feine Brise wehte einem um die Nase. Und tatsächlich - ein weißer, unscheinbarer Brief lachte mich freundlich an, als ich die kleine Tür meines Briefkastens aufgemacht hatte. Ihn zu allen Seiten wendend, machte ich mich wieder auf den Weg ins Haus. Was das wohl war? Es stand weder Absender noch irgendein Betreff darauf, also fing ich an, ihn voller Neugier aufzureißen, sobald die Haustür hinter mir ins Schloss gefallen war.

Als ich die ersten Sätze las, wanderte meine rechte Augenbraue überrascht nach oben. Dieser Brief war vom Management des Camui Gackt! Aber wie kam dieser Mann dazu, mir einen Brief zu schicken?

Ich las also weiter und meine Überraschung wuchs von Sekunde zu Sekunde. Ich konnte es nicht glauben. Man wollte, dass ich eine der Hauptrollen in einem Filmprojekt spielte. Und es war nicht irgendein Filmprojekt - neben mir sollten Gackt selbst und Wang Leehom die Hauptrollen spielen. Einen Moment war ich wie vor den Kopf gestoßen - wie, um Gottes Namen, kamen diese Menschen darauf, dass ich in diesem Film mitspielen sollte?

Ich hatte Gackt bis jetzt erst zweimal getroffen. Beide Male waren wir uns auf After-Show-Parties von großen Festivals über den Weg gelaufen. Aber mehr als ein flüchtiges "Guten Tag." war bis jetzt von ihm nicht gekommen. Gackt schien ein nicht allzu umgänglicher und verschlossener Mensch zu sein, der wohl lieber seine Ruhe hatte. Umso verwunderlicher schien mir nun dieser Brief.

Ich beschloss, direkt beim Management anzurufen und nachzufragen, ob es sich nicht um eine Verwechslung handeln musste.
 

Ich schnappte mir mein schnurloses Telefon und warf mich schwungvoll in einen dunkelgrünen Ohrensessel, welcher inmitten meines gemütlichen Wohnzimmers stand. Schnell wählte ich die Nummer, die auf dem Brief angegeben war - "Bei eventuellen Rückfragen wenden Sie sich bitte an Herr Yakama, Nummer 09927827***" - und wartete gespannt. Das Freizeichen ertönte und nach wenigen Sekunden knackte es auch schon in der Leitung.

"Yakama.", meldete sich eine freundliche Männerstimme. "Ja, guten Tag, Takarai Hideto am Apparat...", sagte ich. Doch bevor ich noch irgendetwas anderes sagen konnte, fiel mir der Mann hocherfreut ins Wort. "Ah, Herr Takarai! Schön, von Ihnen zu hören! Ich hoffe doch, Sie rufen an, um mir gute Nachrichten zu überbringen?"

Ich konnte sein breites Lächeln quasi vor mir sehen und schüttelte ein wenig amüsiert den Kopf.

"Nun ja... eigentlich wollte ich fragen, ob Sie das mit dem Angebot für die Filmrolle in...", ich sah schnell auf den Zettel, der Arbeitstitel des Filmes war mir doch glatt entfallen, "...Moon Child wirklich ernst meinen. Ich meine, ich habe zwar schon so einige Promotion Videos gedreht, aber mit Spielfilmen habe ich so gar keine Erfahrung!"

Es war kurz Stille am anderen Ende der Leitung, dann hörte ich ein leises Lachen. "Natürlich meinen wir das ernst, Herr Takarai!" Es schien den Mann höchstgradig zu amüsieren, dass ich so unsicher war, was meine Schauspielkunst anbelangte. "Bei niemandem waren wir so sicher wie bei Ihnen, müssen Sie wissen. Herr Gackt höchstpersönlich hat Sie für diese Rolle ausgewählt."
 

Jetzt war es an mir, sprachlos zu sein. Hatte dieser Mann das gerade wirklich gesagt - oder hatte ich mich nur verhört? Camui Gackt - der große Entertainer, der Unnahbare, das Multitalent, wollte mich - ausdrücklich mich - als Partner in seinem Film. Ich glaubte wirklich, mich verhört zu haben und hakte nochmal nach. "Gackt hat mich ausgesucht?", flüsterte ich mehr, als dass ich sprach. Herr Yakama bejahte dies. "Er hat sogar ausdrücklich darauf bestanden. Er ist der festen Überzeugung, dass Sie die perfekte Besetzung für die Rolle sind. Und er gibt nicht so schnell auf, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Also sagen sie einfach zu und alle sind glücklich!"

Ich schmunzelte. Na, der Mann machte es sich ja echt einfach! Aber... warum eigentlich nicht? Was hatte ich denn zu verlieren? Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass ich zu Gackts Unzufriedenheit die Rolle nicht vollends erfüllen können würde - und dann wäre ich den Job halt wieder los. Ich konnte nur gewinnen. Also gab ich mir einen Ruck. Schließlich wollte ich Gackt - den Menschen, der anscheinend so überzeugt von meinem Können war - noch ein wenig genauer kennen lernen. Vielleicht würde es ja auch großen Spaß machen!

"Gut, ich bin dabei."

GACKT

Genau eine Woche nach meiner Zusage war das erste Treffen der Film-Crew - das erste gemeinsame Foto-Shooting stand an. Ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen und fuhr lieber ein wenig zu früh als zu spät von Zuhause los. Das Studio, in dem Moon Child gedreht werden sollte, kannte ich schon von einigen Aufnahmen zu Videos meiner Band L'arc~en~ciel, weswegen ich einen vertrauten Weg zu fahren hatte. Ich war unglaublich aufgeregt, schließlich wusste ich ja nicht, was mich erwartete. Nachdem ich das Auto abgeschlossen hatte, bewegte ich mich auf den Eingang des Studios zu. Ein Mann mittleren Alters stand davor und hatte gerade eine Zigarette ausgetreten, als er mich entdeckte. Ein breites Lächeln verzierte sofort sein Gesicht und er kam freudestrahlend auf mich zugelaufen. "Herr Takarai! Hallo!" Er griff nach meiner Hand und schüttelte sie überschwänglich. "Ich bin Takato Yakama! Schön, dass wir uns endlich mal treffen!" Ich erwiderte sein Lächeln und nickte. Er war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. "Die Freude ist ganz meinerseits.", gab ich zur Antwort und sah mich um. Außer uns beiden war niemand auf dem Parkplatz zu sehen, aber einige Autos befanden sich darauf. "Ist die restliche Crew denn schon drinnen?", fragte ich und Yakama-san nickte.

"Es fehlen noch ein paar, aber die werden sicherlich auch gleich eintreffen. Wollen wir unterdessen schonmal reingehen? Gackto-san erwartet Sie bereits." Wieder erntete er ein Nicken meinerseits, grinste nocheinmal und setzte sich dann in Bewegung. Ich trottete ihm einfach hinterher, vorbei an einigen Sicherheitsleuten, denen er seinen Studio-Ausweis zeigte. "Er gehört zu mir.", sagte er, als mich einer der Männer von oben bis unten musterte. Doch auf die Worte Yakama-sans hin nickte er nur und ließ uns ohne ein Wort passieren. Der Produzent führte mich durch einige Gänge und das einzige, was zu hören war, waren die Geräusche unserer Schuhe auf dem weinroten Teppich, welcher in den Büroräumen des Studios ausgelegt war.

Nach einigen Minuten des Schweigens erreichten wir eine helle Tür, auf der "Konferenzraum 7" stand. Yakama-san klopfte an und öffnete dann vorsichtig die Tür. "Gackto-san", sagte er, während ich noch hinter ihm stand und nichts außer der Tür aus hellem Holz sehen könnte, "Takarai-san ist eingetroffen." Nach diesen Worten öffnete er die Tür gänzlich und mein Blick fiel auf Gackt. Er stand, eine Zigarette in der einen Hand und die andere um seine Taille geschlungen, mit dem Rücken zu uns an einem großen Fenster. Es kam mir viel länger vor, aber nach nur wenigen Sekunden drehte er sich zu uns um und fixierte mich mit seinem Blick.

Dann ließ er seine Arme sinken und kam elegant auf uns zugelaufen. Irgendwie konnte ich meinen Blick einfach nicht von seinen stechenden Augen wenden - es waren eindeutig Kontaktlinsen, denn so blaue Augen konnte man nicht haben, aber sein Blick faszinierte mich trotzdem. In ihm war so viel Kraft, so viel Entschlossenheit, aber auch Distanz und etwas Kühle. Ungefähr einen Meter vor mir blieb er stehen und streckte mir die Hand hin. "Hallo. Wir kennen uns ja schon, stimmt's?", sagte er daraufhin mit einer unheimlich tiefen Stimme. Ich riss mich von seinen Augen los, lächelte und schüttelte ihm die Hand. Er hatte einen festen Händedruck und sehr große Hände. Er war ja auch bedeutend größer als ich - gut, das ist ja auch nicht schwer, schließlich bin ich gerade mal 1,58m groß und Gackt brachte stolze 1,80m zustande, aber ich wunderte mich trotzdem darüber, wie groß seine Hände waren. Leicht schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Was dachte ich denn da? Ich war hier, um einen Film zu drehen und keine inneren Monologe über Camui Gackt zu halten.

Dieser war jedoch leicht verwirrt über mein Verhalten und seine rechte Augenbraue wanderte fragend nach oben. Schnell riss ich mich wieder zusammen und ließ seine Hand los. "Ja, wir sind uns ja schonmal begegnet.", antwortete ich endlich und das schien Gackt zu genügen. Der verwirrte Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht und auch er nickte.

Er wandt sich Yakama-san zu. "Würden Sie bitte in der Eingangshalle auf die anderen warten?", fragte er freundlich, aber bestimmt. Der Produzent nickte ergeben. "Aber natürlich. Wir werden dann zu Ihnen beiden stoßen, sobald die Crew vollzählig ist. Die Elektriker befinden sich ja schon in Studio 1a und bereiten alles für das erste Foto-Shooting vor."
 

Die Tür fiel mit einem leisen Klacken hinter Yakama-san ins Schloss und ich befand mich allein mit Gackt im Konferenzraum Nummer sieben. Etwas unsicher stand ich da und stierte aus dem Fenster. Wie sollte ich mich verhalten? Sowas war mir noch nie passiert. Normalerweise war ich ein von Natur aus ungezwungener und offener Mensch. Aber Gackt hatte gerade eine solche Autorität ausgestrahlt, dass ich nicht genau wusste, ob ich nun einfach ein Gespräch beginnen sollte oder nicht.

Doch bevor ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, durchbrach Gackt selbst die Stille. Er streckte sich genüsslich und bot mir dann eine Zigarette an. "Rauchst du?", fragte er und beförderte sich selbst einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Auf meinen fragenden und sehr unsicheren Blick hin grinste er breit.

"Tut mir leid, dass ich vorhin so kurz angebunden war." Er fischte ein Feuerzeug aus seiner Jeanstasche und zündete sich die Zigarette an. "Wenn die Produzenten da sind, muss ich immer ein bisschen den Boss raushängen lassen, die machen sonst, was sie wollen." Er lehnte sich gegen die Wand und hielt mir erneut seine Zigarettenschachtel vor die Nase. "Also?"

KEI

Ich nickte, griff in die Schachtel hinein und zog eine Zigarette heraus. "Danke.", sagte ich, klemmte sie mir ebenfalls zwischen die Lippen und durchsuchte meine Hosentaschen nach einem Feuerzeug. Aber ich schien es im Auto liegen gelassen zu haben; es war nirgends aufzufinden. Auf einmal sah ich seine Hand direkt vor meinem Gesicht - er hielt mir sein Feuerzeug vor und zündete den Glimmstängel an. Ich hielt besagte Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger, zog einmal daran und bließ den Rauch dann einfach mitten in den Raum hinein. "Danke.", sagte ich erneut und er nickte nur zur Bestätigung, um sich dann umzudrehen und zu einem der Tische zu laufen, welche inmitten des mit Sonne durchfluteten Raumes standen.

Er schnappte sich einen Stuhl, drehte die Lehne nach vorn, sodass er sie mit den Armen umfassen konnte und ließ sich darauf nieder. Um mir zu bedeuten, dass ich mich auch setzen sollte, klopfte er mit der Handfläche auf einen Stuhl neben sich. Ich folgte diesem Wink und setzte mich, drehte mich aber so zur Seite, dass ich ihm direkt ins Gesicht schauen konnte.

"Freut mich übrigens sehr, dass du die Rolle angenommen hast.", sagte Gackt und bließ Rauch in Richtung des angekippten Fensters. Ich legte den Kopf schief und lächelte ein wenig. "Ja, ich sah es als eine Art Herausforderung. Und wer weiß, ob sich mir eine solche nochmal bietet." Daraufhin musterte er mich mit seinen tiefblauen Augen - ich weiß, Kontaktlinsen! - und rauchte weiter, ohne ein Wort zu verlieren. Dann lächelte er. "Wir haben wirklich eine geniale Crew zusammengestellt." Er drückte seine Zigarette - er hatte sie fast bis auf den Filter hinunter geraucht - in einem Taschenbecher aus. "Ich bin sicher, der Film wird richtig gut werden." Noch bevor ich diese Vermutung bestätigen konnte, beugte er sich plötzlich nach unten und kramte in einem Rucksack. Schnell fündig, beförderte er ein kleines Buch daraus hervor und hielt es mir vor die Nase. "Das hier", sagte er, während er wieder im Rucksack nach Etwas zu suchen schien, "ist die Roman-Version der Geschichte, falls sie dich interessiert. Und hier", wieder zog er ein Buch aus dem Rucksack; es war dunkel gebunden und nur zwei kleine Worte standen auf dem Cover, "...habe ich das Drehbuch. Das solltest du auf jeden Fall lesen, musst ja deinen Text lernen." Erneut bedankte ich mich - irgendwie war das die Tätigkeit, die ich an diesem Tag am meisten ausgeübt hatte - und blätterte direkt ein wenig in beiden Büchern.

"Welche Rolle du spielst, hat man dir schon gesagt, oder?", fragte er dann erneut. Ich blickte auf. Gackt hatte den Stuhl umgedreht, sich darin zurück gelehnt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sein blond gefärbtes Haar schimmerte ein wenig im Sonnenlicht und für einen kurzen Moment war ich komplett fasziniert von seiner Erscheinung.

"Ähm... Haido-san?", fragte er, lehnte sich nach vorn - ich war noch immer weggetreten und hatte gar nicht gemerkt, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte - und fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht rum.

"Ähm, entschuldigung, ja, natürlich hat man mir schon gesagt, welche Rolle ich spiele... den Kei.", warf ich so schnell wie möglich ein, um von meinen geröteten Wangen abzulenken. Gott, war das peinlich! Gackt hatte aber anscheinend gar nichts davon mitbekommen und blätterte im Drehbuch. Er zeigte mir eine Seite mit einer Charakterbeschreibung, die mit "Kei" betitelt war. "Hier erfährst du, was für einen Charakter Kei hat" , er zeigte mit dem Finger auf eine Tabelle mit Eigenschaften und einer Art Diagramm, dann klappte er das Buch zu, "aber am besten lernst du ihn kennen, wenn du dir den Roman ansiehst. Das musst du natürlich nicht machen, ich würde es dir empfehlen, aber schlussendlich ist es deine Entscheidung."

Noch einmal sah ich ihn an und hob fragend eine Augenbraue. "Mehr gibst du mir nicht mit auf den Weg?" Ich duzte ihn auch einfach, schließlich hatte er ja damit angefangen. "Ich hätte jetzt gedacht, du hast eine ganz genaue Vorstellung von dem Kei, den ich spielen soll..." Sofort kam ein energisches Kopfschütteln von meinem Gegenüber. "Nein, im Gegenteil. Es war mir von Anfang an klar, dass du einen Kei erschaffen könntest, der für den Film perfekt ist, aber nicht mit meiner Vorgabe und Anleitung, sondern aus eigener Kraft."

Das, was dieser Mann da sagte, beeindruckte und verunsicherte mich in gleichem Maße - was, wenn ich seinen Anforderungen nicht entsprechen konnte?

"Sag mal... warum bist du dir so sicher, dass ich so gut auf die Rolle passe?", fragte ich ihn, ehrlich neugierig. Was dann passierte, wunderte mich ein wenig: Gackt kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Gespannt erwartete ich seine Antwort.

"Nun ja...", fing er an und grinste ein wenig schief, "...eigentlich hatte ich gehofft, du würdest mir diese Frage nicht stellen."

Ich erwiderte nichts, konnte aber förmlich das Fragezeichen erahnen, welches über meinem Kopf schweben musste.

"Nun, weißt du... du warst, naja, die Vorlage für Kei, wenn man es so ausdrücken möchte."

Meine Kinnlade klappte nach unten, ich zeigte mit dem Finger auf mich selbst. "Was - ich?!", fragte ich ungläubig und in einem Tonfall, als hätte er mir soeben einen Heiratsantrag gemacht. Gackt schmunzelte und nickte dann.

"Naja, weißt du...", er zündete sich eine weitere Zigarette an und lehnte sich zurück, wieder sichtlich entspannt, "...ich war' mal auf einem eurer Konzerte."

Wenn meine Kinnlade sich nicht schon so weit unten wie möglich befunden hätte, wäre sie spätestens an dieser Stelle noch weiter abgesackt - bis auf den Boden, nehme ich an. "Auf unserem Konzert? Du meinst L'arc en ciel?" Ich musste ein Gesicht machen, als hätte ich einen Geist gesehen, denn schon wieder verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. Verdammt, was war denn daran nur so lustig?

"Ja, genau, L'arc en ciel. Ich hab' eure Performance im Tokyo Dome gesehen und war... nunja, um ehrlich zu sein, war ich von dir total fasziniert."

Das... das wurde ja immer schöner! Und was kam als nächstes? Dass ich im Geheimen sein großes Vorbild war, oder was? Ungläubig hörte ich ihm weiterhin zu, unfähig, auch nur ein Wort heraus zu bringen.

"Du strahlst auf der Bühne ein Charisma aus, das ist unglaublich.", sagte Gackt, pustete Rauch in die Luft und überschlug seine Beine, "und als ich dann die Romanvorlage zu Moon Child geschrieben habe-"

"Moment!", rief ich aus und unterbrach ihn damit. "Du hast das Buch hier" , ich griff nach dem Buch mit dem schönen, hellblauen Einband und klopfte immer wieder mit dem Zeigefinger darauf, " selbst geschrieben?"

Er nickte beiläufig, schob diesen Gedanken durch eine kurze, ruckartige Bewegung seiner Hand beiseite, sodass ein wenig der Zigarettenasche in seinem Schoß landete und erzählte einfach weiter. "Naja, jedenfalls hatte ich, als ich mir den Charakter Kei ausdachte, ein Wesen mit einer ähnlichen Ausstrahlung im Kopf, wie du sie besitzt. Nun, und dann dachte ich mir doch, wer könnte Kei besser verkörpern als derjenige, der ihm sozusagen Modell gestanden hatte - wenn auch nur unfreiwillig?"

Mit immer noch offenem Mund saß ich ihm gegenüber und starrte ihn an. Gackt lächelte ein wenig unglücklich. "Ich hoffe, das macht dir nichts aus - und ich hoffe, du möchtest den Kei jetzt immer noch spielen."

Die Einsicht sickerte ganz langsam in mein Unterbewusstsein und ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein, natürlich möchte ich ihn spielen - nachdem du mir sowas sagst, natürlich erstrecht - aber es ist schon eine ganz schön große Überraschung, wenn man erfährt, dass jemand einen Romancharakter nach einem selbst geformt hat... oh mann", ich lachte vorsichtig, "...ich rede wirres Zeug."

Ein überraschend sanftes Lächeln schlich sich auf Gackts Gesicht. "Ach was. Sei einfach du selbst. Ich weiß, dass meine Entscheidung richtig war."

Dann zwinkerte er mir kurz zu und mein Herz setzte für eine Sekunde aus. Was machte dieser Mann da mit mir? Wer hat ihm erlaubt, mir dermaßen den Kopf zu verdrehen? Meine Güte! Am liebsten wäre ich auf der Stelle aufgesprungen und hätte -

Durch ein Klacken wurde ich je aus meinen Gedanken gerissen und drehte mich zur Tür. Yakama-san stand darin und schien etwas sagen zu wollen. "Ich hoffe, ich störe nicht.", sagte er und Gackt verneinte. "Sind alle da?", fragte der großgewachsene Sänger und stand auf. Yakama nickte. "Wir können dann mit dem Shooting anfangen."

Gackt drehte sich noch einmal zu mir um und nickte mir aufmunternd zu. "Na dann mal los."



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Kimiko02
2010-02-27T23:02:29+00:00 28.02.2010 00:02
Yay, du hast weitergeschrieben!! *wie blöde freu*
Das Kapitelchen hat mir jedenfalls gut gefallen und die Länge passt diesmal auch ^_^
Aber gemein, was hätte Hyde am Liebsten getan? Ihn geküsst, oder? *megagrins*
Gackt ist mir jedenfalls immer noch äußerst symphatisch *smile*
Bei Hyde dagegen weiß ich nicht so recht, was ich von ihm halten soll.
Ich meine, dass er von Gackt sofort so dermaßen fasziniert ist, ist ja völlig in Ordnung, das wollen wir in den FFs ja auch so, aber dass er es nicht schafft, das besser zu verbergen spricht nicht gerade für ihn *lach*
Ich wette ja, Gackt hat das sofort gespannt, hihi ^^
Naja, ich bin jedenfalls unheimlich gespannt wie es weitergeht! Daher hoffe ich sehr, dass es diesmal nicht so lange dauert mit dem nächsten Kapitel *liebguck*
Von:  Kimiko02
2009-10-13T22:16:25+00:00 14.10.2009 00:16
Gackt ist mir jetzt schon sehr sympathisch, hihi ^^
Auch dein ganzer Schreibstil gefällt mir bis jetzt gut, aber an der Kapitellänge musst du wirklich noch arbeiten ;)

Was mir zum vorigen Kapitel noch einfällt, mich hat es irgendwie gewundert, dass Hyde so schnell zugesagt hat. Ich weiß natürlich nicht, inwiefern du allgemein bekanntes in die FF einbaust, laut Interviews war es jedenfalls so, dass Gackt sich ziemlich ins Zeug legen musste, um Hyde zu überzeugen ^^

Wie auch immer, ich freu mich schon sehr auf die Fortsetzung! ^_^
Von:  Kimiko02
2009-10-08T21:18:15+00:00 08.10.2009 23:18
Ein schöner Prolog :)
Leider ist er sehr kurz, daher kann ich jetzt mal auch nicht mehr dazu sagen. Bin mal gespannt auf die Geschichte ^_^



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