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Apocalypse

Bevor Der Morgen Graut
von

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Absturz

Kapitel 1: Absturz
 

Ich weiß noch wie mein Leben war bevor ich ihm begegnet bin.

Es war scheiße. Sinnlos. Dunkel. Nicht mehr wert als Dreck.
 

Ich erinnere mich noch genau an den Morgen des schicksalhaften Tages. Es war ein sonniger Frühlingsmorgen und ich joggte gerade im Park. Jenem Park, in dem ich zwei Tage zuvor brutal zusammengeschlagen worden war:
 

Ich liebe laufen. Es hat etwas Befreiendes an sich. Je schneller ich laufe, desto einfacher wird es. Die Anstrengung, die mein Körper aufbringen muss, verschwindet plötzlich. Normalerweise bin ich sehr gut in Form, heute jedoch nicht. Grund ist meine immer noch mehr oder weniger vorhandene Versehrtheit.
 

Heute schaffe ich es also nur bis zum Parkeingang. Ich werde den Bus nehmen und mich lieber ein wenig schonen. Keine fünf Minuten muss ich warten, bis das nächste öffentliche Verkehrsmittel am Park hält. Ich zahle die Fahrt und nehme weiter hinten im Bus Platz. Die triste, graue Großstadt zieht am Fenster vorbei. Gedankenverloren gucke ich aus dem Fenster. Ohne die Bewegung fröstelt es mich jetzt doch ein wenig in meinem kurzen Sportdress. Ich fahre mir entgeistert durch die weizenblonden kurzen Haare. Gerade rechtzeitig erkenne ich noch die Straßenecke meines Wohnblocks und schaffe es gerade noch rechtzeitig auf den roten Knopf mit der Aufschrift „Stopp“ zu drücken. Der Bus hält und ich steige aus.
 

Sollte ich dieses baufällige Gebäude beschreiben, in dem sich meine heruntergekommene Wohnung befindet, fehlten mir die Worte.

Licht gab es in den Fluren schon lange nicht mehr, zahllose Graffitis und Schmierereinen zieren die wohl ehemals beigefarbenen Wände und eingetrocknete Substanzen heben sich wie Reliefs von ebenen Flächen ab. Alles in allem erweckt das Haus den Eindruck eines jahrzehntelangen, ungeputzten Scheißhauses.
 

Tja, und hier lebe ich. Wäre ich ein pikierter Mensch würde ich wahrscheinlich hier nicht leben können. Versteht mich nicht falsch, ich bin hygienisch, nur störe ich mich nicht an der ein oder anderen kleinen Kackerlake, die durch mein Zimmer flitzt. Im Grunde genommen hat sie ja mehr Angst vor mir, als ich vor ihr und mich kann so schnell nichts mehr schocken.
 

Die Tür knarrt als ich sie aufschließe. Schnell durchquere ich mein winziges Zimmer mit Kochnische und greife mir auf dem Weg zum Bett die Kellnerkleidung vom Stuhl. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich spät dran bin und sollte ich mich im „Café Karambolage“ verspäten, reißt mein Chef mir höchstwahrscheinlich den Kopf ab. Ich entkleide mich und werfe mich in Arbeitskleidung: Schwarze Stoffhose, weißes Hemd. Die Schürze ist im Laden.
 

Das Viertel, in dem das Café liegt, ist eines der schöneren dieser elenden Großstadt. Sehr malerisch – mit vielen Grünflächen, süßen kleinen Häuschen und „Hochhäusern“, die drei Stockwerke nicht überschreiten.
 

Kaum betrete ich das „Karambolage“, werde ich heftig angefahren:

„Victor Saxtra! Du bist zu spät!“

Mein Blick gleitet zu meiner Armbanduhr. Fünf Minuten nach Zwölf – fünf Minuten zu spät.

„Es tut mit Leid, Mr. Lepture.“

Ich erspare ihm irgendwelche Erklärungen oder Notlügen und belasse es lieber bei einer einfachen Entschuldigung.

Mr. Lepture, der hinter der Theke die Kaffeemaschine bedient, sieht mich geschockt an. Irritiert blicke ich zurück, denn ich kann seine Emotion nicht einordnen. Doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich sah immer noch arg mitgenommen aus. Das ich zusammengeschlagen worden war lag erst zwei Tage zurück. Mein Gesicht war immer noch geschwollen und Teile wiesen grün-blaue Stellen auf.

„Geh heim!“

Jetzt bekomme ich doch ein wenig Muffensausen. Will er etwa implizieren ich solle nach Hause gehen und nicht mehr wieder kommen?

„Entschuldigung, aber ich…ich verstehe nicht ganz.“

„Hör zu, Victor. Normalerweise bist du ein sehr anständiger, guter Mitarbeiter. Fast immer pünktlich. Aber so, wie du aussiehst kann ich dich unmöglich auf meine Kundschaft loslassen.“

Ich seufze. Wenn er nur wüsste wie anständig sein guter Mitarbeiter außerhalb seiner Schicht ist.

„Mr. Lepture, ganz davon abgesehen, dass ich wirklich gerne hier arbeite und das wissen sie auch, ich bin auf die Arbeit hier angewiesen. Ich kann doch wirklich nichts dafür, dass ich überfallen wurde.“

Wenn ich heute nicht würde arbeiten können fiel mir reichlich Stundenlohn und Trinkgeld weg… .

„Victor, ich wiederhole mich nicht gerne. Geh heim, ruh dich aus und kühle – um Gottes Willen – dein Gesicht. Komm morgen noch mal wieder.“

Mir entgleitet wieder ein Seufzen. Da ist nichts mehr zu machen.
 

Kaum habe ich den Laden verlassen, klingelt mein Handy. Ein Blick auf das Display bestätigt mir, was ich vermutet hatte: Rick.

Die grüne Taste zu betätigen fällt nicht schwer: „Ja?“

„Vic, kommst du nachher vorbei? Ich brauche dich heute Abend.“

Ich weiß, dass das keine höfliche Einladung ist, die ich einfach absagen kann. Die Frage ist eine Aufforderung und Rick lässt man nicht warten.

„Klar. Meine Schicht hat sich gerade erledigt. Ich komme.“

Rick antwortet nicht, er legt auf – wie immer.
 

Ich würde heute also doch noch Geld machen, auch wenn es nicht meine bevorzugte Methode war.

Immer noch besser als meinen Körper zu verkaufen und das habe ich nur Rick zu verdanken, genauso wie die Tatsache, dass ich nicht mehr auf der Straße lebe. Aber diese Epoche meines Lebens ist schon lange vorbei. Mit vierzehn bin ich dort gelandet. Innerhalb des Jahres lernte ich Rick kennen und als ich fünfzehn wurde, hatte ich schon ein Dach über dem Kopf.

Ich schüttelte meinen Kopf, um die unliebsamen Gedanken an diese Zeit und die Zeit davor zu vertreiben.
 

Mich beschäftigt etwas anderes: Werde ich Transporter oder Runner sein?
 


 

„Eddie und Seamus, Transporter. Vic, Andy“, er sah uns bedeutungsvoll an, „Runner.“

Hatte ich etwas anderes erwartet? Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Ich bin sehr schnell, also ist es nur logisch, dass Rick mich als „Runner“ einsetzt. Es hat auch seine Vorteile Runner zu sein, denn ein Runner hatte kein Koks bei sich. Das sind die „Transporter“.
 

„Eddie, Seamus, prägt euch die heutige Route gut ein. Man weiß nie wann, wo, wie und ob überhaupt die Polizei zuschlägt. Ihr müsst die Übergabe absolut perfekt hinbekommen. Der Dealer wartet im Hotel Eeloo, Raum 101.“

Eddie grinst. „Ooooooh, ein Hotel?! Das heißt also Großkunde. Gibt ne Menge Schotter.“

„Überschätze deine Position nicht, Alter“, schaltet sich Seamus ein, „ Wir sind nicht mehr als Mittelsmänner, die den Stoff von a nach b bringen.“

Eddie lacht nur. „Aber irgendwann werden wir auch ganz dick im Geschäft sein, zu den Großen gehören und so.“
 

Andy hockt still (wie immer) in einem Sessel in der Ecke und hantiert mit seinem Butterfly herum. Er redet nicht viel. Bilde ich es mir nur ein, oder sind die Schatten unter seinen Augen heute noch dunkler. Ich kann es nicht leugnen, Andy macht mir noch immer Angst. Und ausgerechnet mit dem musste ich heute laufen – wenn ich denn laufen musste.
 

„Halt’s Maul, Eddie!“ fährt Rick ihn an und setzt gleich wieder an: „ Also, Andy und Vic. Ihr wisst ja was ihr zu tun habt. Sollte irgendetwas geschehen, die Bullen auftauchen oder was auch immer, seid ihr für die Ablenkung verantwortlich. Auch ihr kennt die Umgebung bestens, verstanden.“

Ich nicke träge, versuche mich innerlich auf die „Operation“ vorzubereiten.

„Wo bekommen wir das Koks?“, schalte ich mich ein.

Rick bleibt stehen und sieht mich an als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.

„Im Park, wo sonst?“

„Hältst du das wirklich für eine gute Idee nach dem was da letztens passiert ist? Was ist wenn die Typen wieder dort sind und uns in die Quere kommen?“

Rick bleibt stehen und rollt mit den Augen.

„Die haben ihre Abreibung bekommen. Ich denke nicht, dass sie sich so bald wieder einmischen werden.“

Ich bete, dass Rick Recht behält. Eine konkurrierende Gang und die Polizei zur selben Zeit – das konnten wir wirklich nicht gebrauchen.
 

Unser Leader blickt in die Runde.

„Sonst noch jemand irgendwelche Fragen?“

Die Jungs und ich schütteln den Kopf.

„Gut. Um 23 Uhr geht’s los. Mit Einhalt der Route dürfte das Koks Schlag Mitternacht im Eeloo sein. Verspätungen ohne triftigen Grund werden von mir sowie dem Kunden nicht akzeptiert!“
 


 

Noch zehn Minuten. Ich versuche die Adrenalinausschüttung meines Körpers zu kontrollieren – und versage kläglich. Merkwürdig, obwohl ich das schon eine halbe Ewigkeit mache bin ich vor jeder Operation immer noch nervös.
 

Andy steht keine fünfzig Meter entfernt von mir und lehnt lässig an einem Baum. Ich hoffe inständig er hat sein dämliches Messer Zuhause gelassen. Falls die Polizei uns beehren sollte gibt eine Waffe arge Probleme, Voraussetzung natürlich man wird gefasst. Ich konzentriere meine (in der Dunkelheit trainierten) Augen auf die Gestalt im halbdunkel. Irre ich mich oder blitzte dort etwas im Mondlicht?

Oh BITTE nicht….

Ich versuche mir gerade Gedanken zu machen, wie ich Andy das Scheißding abluchsen kann als es schon zu spät ist.
 

„LAAAAUUUUUUFT !!!“ , brüllt jemand. Ich glaube es ist Eddie.
 

Ich renne. Andy hastet neben mir im Dunkel durch das Gebüsch. Es raschelt. Also werden Eddie und Seamus den Weg über die Dächer nehmen. Wir müssen unbedingt sicherstellen, dass sie es dort hinaufschaffen.
 

„ANDYYY! RECHTS!“
 

Als er gerade abbiegen will passiert es. Jemand bricht mitten durch die Hecke am Rande des Gebüschs und schneidet mir den Weg ab. Ich realisiere nur, dass er ein Polizist ist und das seine Waffe noch im Halter steckt. Gott sei dank!

Das alles geschieht in Sekundenschnelle. Andy ändert die Route, läuft gerade aus. Den Weg von Eddie und Seamus. Er bringt sie in Gefahr, führt die Bullen auf ihre Spur.

Ich hechte ihm hinterher und hoffe, dass Andy die nächste Abbiegung nutzt. Das tut er auch: Er rechts, ich links. Plötzlich ist es still. Niemand ist hinter mir. Ich weiß nicht ob ich dem Frieden trauen kann und mich nicht in Gefahr bringe. Risiko. Ich bleibe stehen, schließe für einen Augenblick meine Augen in der abgrundtiefen Hoffnung, dass mich nicht gleich Hände ergreifen und zu Boden drücken. Es geschieht…..nichts. Blitzschnell drehe ich mich in die Richtung, die Andy eingeschlagen hat, um. Mir entfährt ein Stöhnen. Der Bulle ist hinter ihm her und er hat eine Waffe… . Scheiße.
 

Ich setze mich wieder in Bewegung und renne nun parallel zu dem Polizisten und Andy im Dunkel auf der rechten Straßenseite, die durch eine kleine Baumallee von der anderen Spur getrennt ist. Ich weiß, dass ich schnell bin, mobilisiere alle meine Kräfte und versuche sie einzuholen und tatsächlich gelingt es mir. Als ich zwischen Andy und dem Bullen bin, renne ich quer über die Straße und dränge mich in den Abstand zwischen ihnen. Mein Kollege nimmt die nächste Biegung links und ich gebe alles um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Es gelingt mir, mein Verfolger bleibt auf meiner Spur. Unheimliche Freude ergreift mich kurz als ich begreife, dass ich das Ding gerade noch mal gerettet hab.
 

So plötzlich meine Freude kam, so schnell ist sie auch schon verschwunden.

Es war eine Falle. Ich bin mitten in eine Sackgasse von Polizisten geraten. Mein Verstand arbeitet blitzschnell. Ich hechte nach links, springe über eine kleine Mauer und befinde mich mitten in einem Garten. Mein Weg führt mich weiter geradeaus.

Die Schmerzgrenze meiner Belastbarkeit habe ich schon lange überschritten und so empfinde ich überhaupt gar keine Anstrengung mehr beim laufen.

Ich höre die lauten Stimme, das Rufen. Der nächste niedrige Zaun ist überwunden.
 

Doch dann sehe ich ihn. Er kommt – wie aus dem Nichts – von links. Bevor ich reagieren kann hat er mich auch schon. Ich werde heftig auf den grünen Untergrund gepresst, spüre den schweren Körper auf meinem. Ich kann ihn nicht sehen, denn mein Gesicht liegt im Dreck und so vernehme ich nur seine Präsenz. Sein Atem ist heiß, streift mein Ohr und dann höre ich seine Stimme: Sie war tief und samtweich. Hätte das Material „Samt“ eine Stimme – seine wär’s gewesen.

Er flüstert die Worte nur, es hat etwas Unheimliches:

„Im Namen des Gesetzes, sie sind verhaftet. Alles, was sie sagen, kann vor Gericht gegen sie verwendet werden. Wenn sie einen Anwalt haben….“

Ich schalte meinen Kopf ab. Warum ihm zuhören? Es ist vorbei. Alles ist vorbei.
 

Es ist 23:15 Uhr als sie mich in den Streifenwagen verfrachten.
 


 

Ich sehe die Faust, wie sie auf mich zuschnellt. Meine Hände sind hinter dem Stuhl mit Schellen befestigt. Selbst wenn ich wollte, ich könnte mich unmöglich wehren.

„Rede endlich du Hurensohn!“
 

Mein Gesicht hatte sich noch nicht einmal von dem letzten Vorfall erholt und jetzt wurde ich schon wieder vermöbelt. Ich weiß schon gar nicht mehr ob ich überhaupt jemals wieder im „Karambolage“ arbeiten kann. Vorher würde ich schon ein Kilo Camouflage benötigen.

Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass sie doch überhaupt nichts gegen mich in der Hand haben. Sie können mich vielleicht für eine Nacht wegsperren, aber das war’s auch schon.
 

Die Tür zum Verhörraum wird geöffnet und ich sehe, wie ein weiterer Polizist hineintritt. Aber er wirkt total deplaziert. Mit dieser Figur und dem Aussehen gehört er eher in ein Modemagazin aber keinesfalls in den Beamtenapparat.
 

Ich blicke an der großen Statur hinauf, von den Füßen bis zum Hals. Er ist schlank, sehr groß. Geschätzte 1,90 Meter. Breiter Brustkorb, sehr muskulös. Sein Gesicht war kantig, die Haare rabenschwarz und kurz. Tiefblaue Augen…..
 

Ich bemerke erst wie ich ihn anstarre als er den anderen Bullen hinausschickt.

„Mach mal ne Pause.“

Die Stimme…. .

Tief, wie flüssiger Samt.

Es ist der Polizist, der mich geschnappt hat.
 

Der Kerl ignoriert mich. Er legt einen Stapel Akten auf ein Board links neben der Tür, greift nach einem Becher und schenkt sich Kaffee ein.
 

Ich habe das Gefühl die Temperatur im Raum ist um 10 Grad gesunken. Alles wäre mir lieber gewesen. Zehntausend Schläge wären mir lieber gewesen, aber nicht diese Atomsphäre. Sie geht von diesem Mann aus. Er hat eine mysteriöse Aura, vor der ich einerseits am liebsten weglaufen würde, die mich aber auf der anderen Seite fasziniert und…fesselt.
 

Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, in der sich dieser Mann mit allem anderen nur nicht mir beschäftigt. Unsicherheit breitet sich in meinem Körper aus. War ich mir vorhin noch sicher gewesen, dass mir nicht viel passieren kann, bin ich es jetzt ganz und gar nicht mehr. Ich werde immer nervöser, auch wenn ich es mir nicht gerne eingestehe.
 

Dann, endlich, bricht er das Schweigen. Diese Tatsache in der Kombination mit seiner Stimme versetzt mir eine Gänsehaut. Schauer rieseln meinen Rücken hinunter.

„So Victor, erzähl doch mal.“

Er sieht mich nicht an, während er spricht. Ich bin irritiert und verwirrt. Warum verhält er sich so und woher kennt er überhaupt meinen Namen?

Ich muss mich orientieren und dann verstehe ich es auch. Die Akten…. . Natürlich.

„Was?“ , entgegne ich ruhig, auch wenn es in meinem Inneren überhaupt nicht ruhig ist.

„Sieh mal an. Haben wir also doch nicht die Stimme verloren?“
 

Ich fasse es nicht! Die ganze Zeit habe ich durchgehalten, habe geschwiegen und kaum erscheint dieser Mann auf der Bildfläche, schon spreche ich. Bilde ich es mir ein oder schwingt ein Hauch von Spott in seiner Stimme mit?

„Wie dem auch sei. Warum warst du heute Abend im Park?“

Zusammenreißen !!! Ich starre auf die Tischfläche. Ich habe Angst in seine dunkelblauen Saphire zu blicken, Angst, dass sie die Wahrheit aus mir herauspressen.

„Tse, tse, tse….Victor.“

Nicht hingucken!

„Victor… . Du strapazierst meine Geduld. Ich werde dich nicht schlagen, wie mein Kollege. Das ist einfach nicht meine Art, aber du bist zu unwichtig als das ich meine Zeit mit dir vergeude.“

Ich beiße auf meine Unterlippe. Diese Stimme frisst sich in meinen Gehörgang, versucht meinem Gehirn einzureden es sei ganz einfach auszupacken.

Nie! Nie werde ich Rick und die anderen verraten. Das wiederum ist nicht meine Art!

Er seufzt.

Scheinbar begreift er schneller als sein Vorgänger.

„Wie du möchtest. Ich wünsche dir eine gute Nacht auf der Pritsche.“
 

Der Polizist steht auf, geht um den Tisch herum und packt mich. Ich habe das Gefühl die Berührung versetzt mir einen Schlag. Die Stelle des Armes, an der er mich vom Stuhl hochzieht, wurde warm. Es kribbelte unter der Haut. Es verwirrt mich. Ist es der sonst ewig währende Ekel vor der Berührung durch andere Menschen oder ist es diesmal anders. Ich mag es nicht, wenn mich Menschen anfassen, warum sollte sich das jetzt geändert haben?
 

Der Mann führt mich aus dem Verhörraum, einen langen Gang hinunter in den Zellentrackt. Er hält vor einer Zelle, sperrt die Tür auf und gibt mir einen Stoß hinein.

Klack. Klack. Klack. Ich höre, wie sich der Schlüssel im Schloss dreht.

Dann dreht er sich um und geht davon ohne mich noch eines Blickes zu würdigen oder ein Wort an mich zu verlieren.
 

Ich mache mich auf eine ungemütliche Nacht im Revier gefasst. Ich war schon vom Anfang des Verhörs an darauf gefasst gewesen. Was soll’s! Ich hatte schon schlimmere Nächte in meinem Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2014-07-14T14:33:51+00:00 14.07.2014 16:33
Hey (。・ω・。)

Das Leben von Victor sieht insgesamt nicht so dolle aus,
Das er noch eine Arbeit als Kellner hat, hat mich ja etwas hoffen
lassen, das er noch im „normalen“ Leben ist und nicht ganz und
gar im Drogensupf steckt. Aber so wie er Zusammengeschlagen
wurde ist es natürlich schlecht, wenn er in Kundenkontakt tritt.

Ich bin mal gespannt, ob es jetzt für ihn besser oder Schlimmer wird,
und welche Rolle dieser Polizist spielt, der ihn bei dem Run geschnappt
hat. Ich könnte mir denken, das er ein höheres Tier ist, wenn er so
seltsam ruhig Befragen kann und ihn dann einfach in die Zelle sperrt
weil er keinen Bock auf spiele hat – interessante Taktik :D Ob er
Victor damit klein bekommt?

CuCu Jyorie

Von:  me-luna
2009-11-07T22:02:39+00:00 07.11.2009 23:02
Wirklich sehr spannend geschrieben. Möchte umbedingt wissen, wies weiter geht.

Liebe Grüße

P.S. Und Danke, dass man bei dir die hier allgemein nur selten zu findenden Absätze antrifft. ^^
Von:  SummoningIsis
2009-10-27T16:46:13+00:00 27.10.2009 17:46
Erneut fängst du eine sehr düstere Atmosphäre mit deinen Worten ein. Apropos Worte - Tolle Auswahl, gute Abwechslung. Sowieso ziemlich professioneller Schreibstil. Auch an Stellen gut plastisch: Die Verfolgungsjagd habe ich wie einen düsteren Krimistreifen in meineem persönlichen "Kopfkino" mit Spannung verfolgt!
Recherchiert? Scheint auf jeden Fall so, vor allem bei der "Rollenverteilung" vor dem "Einsatz". Netter Poilizist, mein Interesse hat er eingefangen. Ich habe noch keine richtige Idee, wohin du mit dieser Geschichte gehst - gerade das macht neugierig auf MEHR. Als Leser und Reviewer hast du mich :)


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