Mehr als Freunde
So... hier Teil 2. Hat jetzt doch länger gedauert. Der Schluss dieses Kapitels zog sich etwas und ich find ihn immer noch doof. Weiß nicht... gefällt mir nicht so... aber egal.
Disclaimer as usual: Dir en Grey gehören nur sich selbst, ich kriege kein Geld und ich will nicht dem Ansehen schaden. Mir ist einfach nur langweilig.
Viel Spaß beim Lesen! Und vielen lieben Dank an alle Kommi-Schreiber! Hab die Kritik gerne angenommen (allerdings konnte ich sie noch nicht so gut umsetzen; kommt noch)
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Kapitel 2 – Mehr als Freunde
Am nächsten Morgen wache ich mit der Erkenntnis auf, dass Gara spinnt. Ganz einfach. Ich und auf Leader-sama stehen... klar doch. Der hat gestern echt zu viel Bier erwischt. Während ich mich fertig mache und ganz gemütlich auf dem Weg ins Studio bin, kann ich darüber nur noch grinsen. Es ist einfach zu abwegig.
Gut gelaunt grüße ich erstmal in die Runde, als ich das Studio betrete. Unser Manager, zwei Tontechniker, Shin und Kao sitzen zusammen und trinken gerade Kaffee. "Hey Süßer! Du bist ja richtig pünktlich heute!", begrüßt mich Kao freudestrahlend und lässt kurz seinen Blick über mich wandern. "Du weißt doch, dass ich nur wegen dir immer so pünktlich komme. Dann kann ich dich um so länger sehen, Hase" Er lacht kurz auf und hält mir eine Tasse entgegen. "Hier! Ich hab geahnt, dass du gleich aufschlägst. Kannst du sicher gut gebrauchen. So wie du ihn magst." Ein Grinsen schiebt sich auf mein Gesicht. Er fordert es aber auch immer wieder heraus. "So wie ich es mag? Du meinst heiß und groß?" Ein erneutes Lachen ist die Antwort. "Du wieder! Extra viel Zucker wie immer, Sweety" Ich nehme ihm den Kaffee aus der Hand und setze mich neben ihn. Verstohlen linst Kaoru zu mir obwohl er sich grade erst Shinya, der nach den Aufnahmen gefragt hatte zuwandt hatte. Ich grinse, habe einen weiteren dummen Spruch auf den Lippen, schlucke ihn jedoch hinunter. Weil sich ein komisches Gefühl in mir breit macht.
Plötzlich ist da Garas Stimme in meinem Kopf, die mir wieder zuflüstert, dass ich verschossen in Kao bin. BLÖDSINN! Aber warum fühle ich mich dann so wohl in seiner Nähe? Warum spiele ich dann immer diese Spielchen mit ihm? Nur weil wir gute Freunde sind? Spiele ich den solche Spielchen mit Gara? Warum nur mit Kao?
"Hey... alles klar Kyo-chan?", reißt mich plötzlich Kaos Stimme aus meinen Gedanken. Verwirrt und gleichermaßen geschockt sehe ich ihn an. Seit wann nennt er mich chan? Und seit wann stört es mich nicht, wenn man mich so anspricht? Nein falsch... seit wann stört es mich nicht, dass er mich so anspricht. "Nani? Nein nein...alles klar!", murmle ich hastig und nippe an meinem Kaffee. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie er mich kurz mustert. Schon wieder! Ich drehe meinen Kopf ihm wieder zu und will ihn anmaulen. Ich meine, immerhin bin ich Kyo! Stimmungsschwankung und Zickigkeit in Person. Ich toleriere es nicht, wenn man mich so blöde mustert. Auch nicht von Kao! Ich hab schon so oft Dai oder Totchi zusammen geschnautzt! Doch... als ich in seine Augen sehe ist mein Vorsatz auch schon dahin. Dieser Ausdruck in seinen Augen, so freundlich, so absolut... zum dahin schmelzen. Und das genau das ist der Zeitpunkt an dem sich mein Gehirn dann verabschiedet, und ich komme mir vor, als sei ich nur noch unbeteiligter Zuschauer in einer absolut kitschigen Seifenoper.
Kaorus Blick macht mich vollkommen unsicher. Also senke ich meinen Blick leicht, sehe ihn von unten heraus an. "Hab ich was im Gesicht? Oder seh ich so zerknautscht aus" Selbst meine Stimme nimmt einen absolut anderen Tonfall an. Leise unterwürfig. Gott-verflucht was ist hier los? Ich hab mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle. Warum nur? Wie kann es sein, dass ein Blick von Kao mich dermaßen verunsichert?
"Nein, nein... ich finde nur... dein Outfit heute steht dir richtig gut.", lächelt Kaoru ruhig. Kommt es mir nur so vor, oder ist seine Stimme auch sehr sehr ruhig geworden. Und dieser warme, fast schon liebevolle Unterton. Waaaahhh! Was passiert hier gerade? Wir flirten doch nicht etwa oder?
"Findest du?" - "Ja... finde ich. Wobei du ja immer gut aussiehst. Aber heute eben... ganz besonders."
Nein nein nein! Wir flirten nicht. Ich meine... nein... wir reden immer so. Das ist vollkommen normal! Da ist nicht mehr zwischen uns. Wir sind Freunde! Mehr nicht!
"Hey..." O.k... ich dachte zwar mein Gehirn hätte sich schon verabschiedet, aber als er bei diesem banalen Hey mir sacht über die Wange streicht und mich leicht lächelnd ansieht, da schnappen bei mir sämtliche grauen Zellen über. Oh mein Gott! Was ist das nur für ein Gefühl? Hat Gara etwa wirklich recht? Und ich bin total verknallt? In KAO?
"Kyo-chan, alles klar? Du wirkst total abwesend heute?" Diese Worte holen mich schlagartig zurück in die Realität. Abrupt schrecke ich leicht auf und rutsche etwas zurück. "Alles in Ordnung... bin nur müde!", murmle ich hastig. In Kaos Augen zeichnet sich Sorge ab. Er scheint mir meine lahme Ausrede nicht wirklich abzukaufen. Aber Gott-sei-Dank hat das Schicksal Erbarmen mit mir und genau in dem Moment will unser Manager was von Kaoru. Er sieht mich noch kurz abschätzend an, bevor er aufsteht und zu unserem Manager hinüber geht. Puuuuuhhh! Grade nochmal gerettet! Wie hätte ich ihm auch mein seltsames Verhalten erklären sollen. Ach weißt du Kao... Gara hat mir da gestern so nen Floh in den Ohr gesetzt und jetzt glaube ich, dass ich in dich verschossen bin. Deswegen macht es mich jetzt nervös, wenn du mich so ankuckst. Ja... genau! Tolle Idee! Der lacht sich doch tod. Ich mein, bei sowas absolut hirnrissigem...
Außerdem bin ich nicht in ihn verschossen! Verdammt Kyo! Reiß dich zusammen! Das ist alles nur ein albernes Hirngespinst! Kao ist wie immer! Also verhalt du dich auch so! Man man man... kann doch nicht so schwer sein. Blöder Gara mit seinem blöden Geschwätz...
Und was ist, wenn er recht hat? Wenn ich wirklich in Kao verschossen bin? Was soll ich denn dann machen? Ich kann ihm das unmöglich sagen! Wir arbeiten zusammen. Und... und... er ist mein Freund. Das könnte niemals klappen! Scheiße... ich sollte mir echt schnell darüber klar werden OB Gara vielleicht unter Umständen doch recht hat. Und wenn ja... muss ich mir was überlegen.
Total verwirrt, genervt und gefrustet, weil ich jetzt überhaupt keinen Plan hab wie ich mich Kao gegenüber verhalten soll, stütze ich meinen Kopf auf dem Tisch ab und nehme einen kräftigen Schluck Kaffee. Der ist wirklich perfekt. Jeder andere Mensch würde wohl sagen, dass er zu süß ist. Aber ich liebe ihn so. Nur Kao kriegt das so hin, dass er so perfekt ist. Niemand sonst... verdammt... langsam glaub ich echt, dass Gara recht hat.
"Morgen Kyo-kun? Und noch gut nach hause gekommen?" Totchis fröhliche Frage holt mich aus meinen trüben Gedanken und ich lächle ihn leicht an, als er sich neben mich setzt. Er sieht total fertig aus. "Ja, klar. Du siehst so aus, als seid ihr noch irgendwo anders versumpft. Wie war's?" Totchis Lächeln ändert sich leicht, nimmt etwas gekünstelte Züge an und ich bilde mir ein, dass er etwas rosa um die Nase wird. "Ach... wir sind dann noch zu DaiDai und haben da ein letztes Bier getrunken. Hab dann auch gleich bei ihm gepennt." Hmmm..., schießt es mir durch den Kopf, seltsam. Totchi hätte auch locker zu fuß nach hause laufen können. Er wohnt ungefähr 15 Minuten von Dai. Und so betrunken war er nicht... Ach was! Ich seh ja schon Gespenster! Wahrscheinlich war er einfach nur zu müde und zu faul.
Kurz darauf trifft auch Dai ein. Jeder wird mit Kaffee versorgt und dann sammelt Leader-sama all seine Schäfchen zusammen und beginnt mit dem morgentlichen Meeting. Tagesablauf wird geklärt, was aufgenommen wird, in welcher Reihenfolge. Und... ich beobachte ihn dabei genau.
Er sieht gut aus. Ja, das ist nichts neues. Aber ich meine, er sieht so richtig gut aus. Es ist geradezu wie ein Schauspiel oder ein Farbenspiel wie seine Stimmung von ernst und Leadermäßig in fröhlich-heiter-kindlich wechselt, wenn er von etwas begeistert ist oder eine Idee gut findet. Er ist wirklich ein toller Kerl. Und auch wenn ich es mir nur ungern eingestehe, verdammt attraktiv. Langsam aber sicher glaube ich wirklich, dass Gara recht hat. Ich scheine wirklich mehr als nur Freundschaft für unseren Leader zu empfinden. Wie sonst soll ich es erklären, dass wann immer er mich an sieht, oder anlächelt mein Körper wie von selbst reagiert.
Das ist wirklich die Hölle auf Erden. Dadurch, dass ich mir die ganze Zeit Gedanken mache, ob und was ich für Kao empfinde, bin ich heute nicht wirklich bei der Sache. Ich verpatze meinen Einsatz, vergesse meinen Text und so weiter und sofort.
Kao sieht schon reichlich genervt auf. Dennoch finde ich, dass er immer noch wahnsinnig sexy dabei ist. Durch die Scheibe zwischen Mischpult und Mikroraum kann ich sehen wie er sich genervt durch die Haare fährt und frustriert seufzt. Er läuft wie ein Tiger im Käfig auf und ab, spricht mit dem Tonassistenten. Er scheint enttäuscht zu sein. Und irgendwie tut mir das in der Seele weh. Ich verstehe es selbst nicht. Normalerweise reagiere ich gereizt, wenn etwas nicht klappt. Aber heute... es ist einfach nur schmerzhaft zu sehen, dass er unzufrieden mit mir ist.
Ich klopfe gegen die Scheibe und signalisiere, dass ich es nochmal probieren will. Er zögert einen Moment, bevor er nickt und Anweisungen gibt. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich. Red Soil... und plötzlich ist es als hätte irgendjemand einen Knoten in mir gelöst. Ja, ich bin verliebt in Kao und ja es schmerzt, zu wissen dass ich ihn nicht haben kann. Aber ich will, dennoch versuchen ihn glücklich zu machen, in dem Rahmen wo ich es beeinflussen kann. Auch wenn ich weiß, dieser Schmerz wird niemals aufhören.
In einem Stück singe ich das Lied durch. Ich öffne meine Augen wieder und sehe Kao abwartend an. Ich hoffe, dass es geklappt hat, dass es genügt. Und da... er lächelt. Er schaltet auf die Köpfhörer um und haucht ins Mikro. "Ich wusste, dass du es kannst, Honey! Komm raus! Das war perfekt." Ich lächle begeistert und spüre wie gleichzeitig tausende Schmetterlinge in meinem Bauch zu flattern beginnen. Er ist zufrieden.
Also verlasse ich den Mikroraum und geselle mich zu ihm und den anderen. Shin und Dai sitzen auf dem Sofa und unterhalten sich. "Tut mir leid, dass ich so viel Anläufe gebraucht hab...", entschuldige ich mich leise. Tss... echt... also verliebt sein hin oder her... aber sobald ich in Kaos Nähe bin hab ich mich nicht mehr im Griff. Ich bin total unterwürfig ihm Gegenüber. Also daran muss ich wirklich noch arbeiten.
Kao scheint das ebenfalls etwas spanisch vorzukommen. Er nickt, seufzt kurz und legt mir die Hand auf die Schulter. "Du weißt dass du mit mir über alles reden kannst." Ich weiche schnell seinem Blick aus und murmle irgendetwas von schlecht geschlafen und Müdigkeit. Obwohl ich weiß, dass er mir das niemals abnimmt. "O.k. hör zu... geh nach hause und ruh dich aus. Das hat heute so keinen Sinn mit dir. Wenn du dich nicht konzentrieren kannst..." Er redet weiter aber ich höre ihm schon gar nicht mehr zu. Ein weiterer Stich in mein Herz. Ich hebe meinen Blick und nicke nur hohl. Ich stammle eine lahme Entschuldigung, packe meine Tasche und verschwinde. Ich ertrage den Ausdruck in seinen Augen nicht. Wäre er sauer, könnte ich es verkraften, aber diese Mischung aus Enttäuschung und Besorgnis... das ist tödlich. Aber die Wahrheit... die würde nur unsere Freundschaft gefährden.
Einen Moment etwas verdattert stehe ich draußen vor dem Studio und weiß nicht wohin mit mir. Ich bin total durcheinander. Was soll ich denn jetzt machen? Kao denkt doch jetzt sicher gott-weiß-was. Ich meine, er sah zwar nicht sonderlich sauer aus... aber... Und... überhaupt wie soll ich mich jetzt zukünftig ihm gegenüber verhalten? Ich kann mich ja kaum in seiner Gegenwart konzentrieren. Ich seufze tief und ziehe erstmal Zigaretten aus meiner Tasche hervor. Langsam begebe ich mich die Treppen hinunter und denke nach. Die primäre Frage ist: Wie soll ich mich jetzt gegenüber Kao verhalten? Ich meine, eins ist klar: Wir können nicht zusammen sein. Wir arbeiten schließlich zusammen. Und außerdem... ist Kao so perfekt! Der interessiert sich doch gar nicht für mich. Ich bin ein Kampffussel mit Zickenallüren und er... Die Geduld in Reinstkultur. Was mach ich nur? Ich sollte mich schnellst möglich wieder entlieben? Nur... geht das überhaupt?
"Kyo! Verdammt ich rede mit dir?", dringt gedämpft eine Stimme zu mir. Ich hebe meinen Kopf und stelle zwei Dinge fest: 1) Dai steht neben mir und sieht mich verärgert an 2) Ich stehe am Treppenabsatz vor dem Studio und starre Löcher in die Luft.
"Hey DaiDai...", murmle ich leicht mutlos, trete meine Zigarette aus und sehe ihn fragend an. Dai zieht unterdessen seine Stirn kraus und schüttelt leicht den Kopf. "Ich hab dich gerufen, Kyo! Hier! Du hast dein Handy vergessen." - "Oh... danke", murmle ich und nehme das mir entgegengehaltene Handy und stecke es weg. "Was ist nur los mit dir? Kao meinte ja schon, dass du etwas neben der Spur bist, aber gleich so?" - "Mir geht's gut... lass mich einfach in Ruhe!", brumme ich und merke wie meine Trübsinnigkeit in Bitterkeit umschlägt. Ich will mich bereits umwenden und gehen, als er mich am Arm packt. "Hey... jetzt warte doch!" Eine kurze Pause und ich drehe meinen Kopf. "Was ist los?" - "Nichts!" Ein Augenrollen als Antwort. "Bitte... dann geh! Aber eins is dir hoffentlich klar. Wegen dir lässt Kao jetzt seinen Frust an uns aus." Und damit dreht er sich um und stapft die Treppen wieder nach oben.
Oh man! Also ist er doch sauer. Na klasse! Aber was soll ich jetzt machen? Zurückgehen? Nein... Kao hat mich so quasi raus geworfen. Er ist genervt... gefrustet... er würde nur mich auch anmaulen. Und wahrscheinlich noch genervter werden.
Nach einigen weiteren Momenten des Haderns mit mir selbst beschließe ich nach hause zu gehen. Von unterwegs schreibe ich via Handy eine E-Mail an Gara und teile ihm kurz mit was passiert ist. Und prompt als ich zuhause bin klingelt auch schon mein Handy. "Hi Gara-kun!", begrüße ich ihn teils erleichtert, teils verzweifelt. "Hey! Du klingst ja noch schlimmer als ich dachte. Los! Komm runter! Ich steh unten vor deiner Tür! Wir gehen Eisessen" Ich stimme erleichtert zu und lege auf. Schnell schnappe ich mir Tasche und Jacke und begebe mich wieder nach unten. Was würde ich nur ohne Gara machen? Auch wenn er total durchgeknallt ist und manchmal ganz schön zickig, er ist immer da für mich.
Nachdem wir uns kurz begrüßt haben und uns über die Straße zu meinem sogenannten "Eisdealer" begeben haben, beginnt Gara mich nach mehr Details auszufragen über heute. Und wie es zu meinem plötzlichen "Stimmungswechsel" in Sachen Kao kam. Und ich berichte, erzähle von Kao und dem was mir so durch den Kopf geistert. Und, dass nur er allein daran Schuld ist, weil er mir ja diesen verdammten Floh in den Kopf gesetzt hat, auch wenn er natürlich wie immer recht hat.
"Hmm... Und warum denkst du, dass es nicht klappen würde? Versteh mich nicht falsch, ich respektiere das. Aber... ich würdet so gut zusammen passen!" Ein abfälliger Laut entkommt mir und ich rühre in meinem mittlerweile geschmolzenen Eisbecher um. Normalerweise heitert mich Eis immer auf. Aber heute...
"Weil... wir arbeiten zusammen! Was ist wenn es in die Brüche geht? Was ist wenn wir mal streiten? Was ist, wenn es die anderen mitkriegen? Oder die Presse? Und überhaupt: Er will mich doch sowieso nicht! Ich mein, kuck ihn dir doch nur mal an! Kao ist perfekt! Und ich..." - "So ein Blödsinn! Kao steht doch total auf dich! Hat er schon immer und wird er immer!", brummt mir Gara genervt dazwischen und kuckt mich dunkel an. Noch bevor ich antworten kann, beginnt mein Handy aufdringlich zu klingeln. Hastig angle ich es aus meiner Tasche hervor und werfe einen Blick auf das Display. "Leader-sama" Leuchtet mir entgegen. Entsetzt sehe ich Gara an. "Kao...", fiepse ich und mein Mund fühlt sich plötzlich ganz trocken an. Gara rollt mit den Augen und brummt ich solle gefälligst hingehen. Meine Hände zittern als ich den Knopf drücke und abhebe. Ich räuspere mich nervös. "Hey Kao!" Innerlich rolle ich über mich selbst die Augen. Schon wieder diese Unterwürfigkeit. Verstand an Herz: Hör auf damit ja? Ich hab's ja kapiert! Also hör auf es noch schwieriger zu gestalten.
Innerlich bereite ich mich darauf vor, dass er sauer ist, oder zumindest ziemlich genervt. Normalerweise ruft er mich nur an, wenn er irgendetwas braucht oder etwas schief läuft. Er hasst telefonieren.
"Hey Kyo-chan! Na wie geht's dir inzwischen?", kriecht mir seine Stimme honigweich ins Ohr. Ein Teil von mir stellt überrascht fest, dass er überhaupt nicht genervt klingt, nur besorgt. Der anderer Teil schmilzt einfach nur durch seinen tiefen ruhigen Bass dahin.
Erneut räuspere ich mich nervös. "Ja... sicher. Wird schon wieder... War wohl doch etwas zu spät gestern." Einen Moment herrscht eine nervöse Stille und plötzlich wird mir bewusst, wie angespannt er klang. Warum? "Kao... alles klar? Warum rufst du an? Ist was passiert?", plappere ich also berunruhigt drauf los und zupfe dabei abwesend an meiner Lippe herum. Ein leises beruhigendes Lachen. "Das wollte grade ich dich fragen." Er macht eine Pause in der ich mich wundere warum. "Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Sweety! Du warst so durch den Wind heute. Und... Dai hat mir grad erzählt, dass er irgendso nen Blödsinn zu dir gemeint hat, dass... dass ich Frust wegen dir hätte und ihn jetzt an den andern auslassen würde... Ich wollte nur klarstellen, dass das nicht stimmt. Und wenn, dann ist es nicht deine Schuld o.k.? Weil..." - "Kao... du bist ein Baka!", flüstere ich halblaut und ich spüre wie sich ein tiefes ehrliches Lächeln in mein Gesicht schiebt. Er kann so niedlich sein. Der Mann ist echt der Wahnsinn! Nur wegen so nem Blödsinn ruft er an? "Huh wieso?" - "Wegen sowas hättest du nicht anrufen müssen. Ich weiß wie ungern du telefonierst." - "Stimmt doch gar nicht! Mit dir telefoniere ich immer gerne. Und außerdem ist es klein Blödsinn!", kontert er leicht schmollend, was mir ein gekichertes "Lügner" entlockt. Wieder herrscht einen Moment Stille. Doch diesmal ist es eine angenehmere Stille. Und so kitschig es klingen mag und freiwillig würde ich das natürlich niemals zugeben, in meinem Bauch flattern hunderttausende von Schmetterlingen.
"Kyo?" - "Hmm?" - "Ach... nichts... Ich... wollte nur... das klarstellen. Bis morgen ja? Und schlaf dich gut aus, Sweety!" - "Ja... mach ich" Wir verabschieden uns knapp und legen beide auf.
"Und was wollte dein Traumprinz?" Ich hebe meinen Blick und sehe Gara verwirrt an. Ich hatte wirklich komplett verdrängt, dass ich in der Eisdeale mit Gara sitze. Mein bester Freund grinst jedoch nur breit und schüttelt den Kopf. Erneut fordert er ich solle erzählen, was ich dann auch tue. Gara hört mir lächelnd zu, während ich so von Kao schwärme, wie niedlich er klang und wie süß ich es finde, dass er nur deswegen angerufen hat. Ich weiß, es ist total kindisch und albern, und dass ich mich wie ein kleines Schulmädchen benehme, aber ich kann gerade echt nicht anders. Zu süß fand ich es von Kao, dass er angerufen hat. Aber ich wundere mich doch! Er hätte nicht anrufen müssen. Er hätte es auch morgen klären können. Warum hat er also eigentlich angerufen? Gara meint dazu nur, dass er eben auf mich stehen würde. So wirklich kann ich das allerdings nicht glauben. Kao und verliebt in mich... ich meine, hätte er dann nicht irgendwas gesagt? Na gut, na gut... streichen wir das. Kao und direkte Ansagen das passt nur wenn es um die Band geht. Ansonsten ist er einfach zu traditionell. Offen und ehrlich seine Gefühle äußern fällt ihm schwer. Aber wem mache ich was vor? Ich bin ja selbst nicht besser. Ich will bzw. wollte mir ja selber nicht mal eingestehen, dass ich was für ihn empfinde. Man... da rege ich mich jahrelang über meine Sippe auf, dass nicht mal meine Eltern so etwas wie Gefühl zeigen und jetzt... bin ich keinen Deut besser.
Was soll ich denn jetzt machen? Ich meine, ich kann Kao meine Gefühle nicht gestehen. So vieles spricht dagegen.
