Zum Inhalt der Seite

Gemeinsam

Kira Izuru x Hinamori Momo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

One & Only

Ungläubig starrte Izuru auf den Boden vor sich, fixierte die kleinen Füße der Frau vor ihm, die ihn vorsichtig ansah, dann die Hand ausstreckte und ihm die Schulter kurz drückte.

„Mach’ dir nichts draus.“, meinte sie bloß und warf das weiche, lockige Haar über die Schulter. „Gin geht immer, wie es ihm selbst am besten in den Kram passt.“

Izuru sah auf, dann lächelte er bitter und nickte. „Ich weiß.“, gab er zurück und sah kurz zum Himmel auf, in den Ichimaru, sein Taichou, einfach verschwunden war, dann sah er Rangiku wieder an. „Immerhin war ich sein Fukutaichou.“
 

Stille herrschte, und der Raum war abgedunkelt. Auf einem Bett in der Mitte lag ein kleiner Frauenkörper, unbeweglich. Die zarte Haut viel zu blass, sodass sie weiß in dem einzigen Lichtschein auf den Händen schillerte.

Izuru schluckte, als er eintrat, und spürte noch jemanden in dem Raum; ein weißer Schopf glitt kurz in die Lichtflecken, dann kam dem blonden Fukutaichou der viel kleinere Taichou entgegen.

„Ah. Kira.“, grüßte er knapp und Izuru verbeugte sich hastig, setzte zu einer Entschuldigung an, doch Toushirou hob kurz eine Hand und sah dann zu dem kleinen Körper auf dem Bett hinüber.

„Keine Entschuldigungen mehr.“, befahl er leise, aber nachdrücklich, dann seufzte er. „Dich trifft keine Schuld.“

Izurus Augenbrauen zogen sich zusammen, gaben seiner ohnehin blassen und traurig müden Miene einen noch viel stärkeren Ausdruck des Leidens, dann verneigte er sich erneut, als der Taichou der zehnten Gotei an ihm vorbei in den Flur trat und die Tür hinter sich schloss.

Izurus Schultern wanderten ein Stück weiter nach oben, dann durchquerte er den Raum und ließ sich auf dem Stuhl nieder, an dem zuvor Hitsugaya-Taichou gesessen hatte.

Jetzt erst konnte er in Hinamoris blasses Gesicht sehen, die ausgelaugten Züge. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, die dichten, dunklen Wimpern wirkten klebrig. Als hätte sie geweint.

Etwas in Izurus Brust zog sich zusammen, als er diesen Anblick zuteil wurde. Er konnte es nicht ertragen, wenn Hinamori-kun traurig war; er konnte es nicht ertragen, wenn sie weinte.

„Hallo, Hinamori-kun.“, begrüßte er sie mit gedämpfter Stimme, fühlte sich ein wenig unwohl in dem kühlen, dunklen Raum. Was sollte das?

Hinamori-kun lebte doch noch! Sie war nicht tot; auch wenn sie bewusstlos war, so sah er, wie ihre kleine Brust sich hob und senkte!

Izuru blinzelte, als ihm klar wurde, wohin er starrte, und lief rosarot an.

„E-Entschuldigung!“, murmelte er hastig, obgleich sie nicht wusste, wofür er sich entschuldigte, dann legte er vorsichtig seine schmale Hand auf ihre kleine Hand.

Seine dünnen, feingliedrigen Finger glitten über den weichen Handrücken, hin zu den Fingerkuppen. Er konnte das Weiche an ihrem Daumenballen fühlen, und ihren Puls am warmen Handgelenk.

Langsam senkte er den Kopf, schaute betroffen zu Boden. Wie hatte das nur passieren können? Wie hatte Aizen Sousuke, der Mann, den sie so verehrt hatte, ihr nur so unbarmherzig die Brust durchbohren können?!

„Hinamori-kun...“ begann er leise, und sah zu ihr herunter. Er hoffte, irgendeine Regung in ihrem Gesicht zu lesen, irgendetwas, an dem sich ablesen ließ, dass sie ihn hörte.

„Da ist so vieles, das ich dir noch erzählen möchte.“, flüsterte er und streichelte weiter die kleine Mädchenhand, die, obwohl er selbst so blass war, weiß in seiner Hand leuchtete. Seine braunen Augen leuchteten, und er spürte, wie sie in Tränen versanken.

Hastig hob er die Hand und wischte sich das Gesicht ab, dann lachte er leise.

„Erbärmlich, nicht wahr? Mir ist es viel besser als dir ergangen, und ich weine und bin so jämmerlich. Aber du weißt, ja, dass ich schwach bin. Du weißt es...“

Izuru senkte den Kopf, das blonde Haar fiel von seiner Stirn über sein linkes Auge, verdeckte die einzelne Träne, die über seine Haut rann. Trotzdem schien es, als würde sein leises Schniefen laut in dem stillen Raum nachhallen.

„Warum wachst du nicht mehr auf, Hinamori-kun?“, fragte er leise und schaute wieder in ihr weiches Gesicht.

Eine Woche war vergangen, seitdem Aizen, Ichimaru und Tousen die Soul Society verraten hatten, und seit dieser Woche hatten sich die meisten gut erholt – zumindest, was das körperliche anging. Die Last des Betrugs lastete wie ein Schwergewicht auf den Häusern und in der Luft; insbesondere Momo schien es schwer zu fallen, sich zu erholen. Nachdem Aizens Zanpakuto ihre Brust durchbohrt hatte, war sie zu Boden gefallen, hatte die Augen geschlossen und damit auch ihr Herz. Nicht einmal Toushirou hatte es erreichen können, nachdem er Stunden um Stunden in dem Zimmer verbracht hatte; seine eigenen Wunden schien er kaum wahrzunehmen.

Izuru erinnerte sich an den Spaziergang mit Rangiku, an den Anblick des reglosen Komamura-Taichous, der auf einen kleinen Grabstein starrte. Ja, die körperlichen Wunden schienen bedeutungslos mit den Wunden, die die Taten der drei ehemaligen Taichous in all ihre Herzen geschnitten hatten.

Doch was war noch von Bedeutung?

Bitter lächelnd beugte sich Izuru vor und legte seine Stirn an Hinamoris Hand, während er sich zu sammeln suchte, dann stieß er den Atem aus.

„Hinamori-kun... Du kannst mich nicht auch noch zurücklassen!“, flehte er leise und umklammerte das Handgelenk seiner Freundin. „Du nicht auch noch...“

Sein Herz krampfte sich erneut zusammen. Schon gar nicht durfte sie ihn zurücklassen, wenn er es noch niemals über die Lippen gebracht hatte! Bitte nicht...

„Hinamori-kun, bitte, wach auf!“

Seine Stimme wurde lauter, Verzweiflung schwang darin mit. Er verspürte den unerklärlichen Drang, sie an den Schultern zu packen und zu schütteln, sodass ihr kleiner Kopf hin und her flöge, bis sie die Augen öffnete und ihn aus braunen Augen ansah, leise lächelte und wieder seinen Namen aussprach.

Und ihn hören konnte. Wie er es irgendwann sagen würde, wenn er es endlich schaffte; wenn er sich überwinden würde. Wie oft hatte er es sich ausgemalt, jedes Mal, wenn sie vor ihm stand und fröhlich lächelte, wenn er in ihre großen Augen sah und sich selbst darin spiegelte, und wenn sie ihn und Renji ermahnte, leiser zu sein.

Sollte das alles vorbei sein? Sollte er es wirklich niemals schaffen, diese verdammten drei Worte auszusprechen, nur weil er früher zu feige war und sie nun nicht mehr aufwachte?

Das sollte das Ende sein?
 

Izuru saß auf der Bank, eine Decke um die Schultern, und starrte zum Himmel hinauf. Es war mitten in der Nacht, der Mond stand blass-weiß leuchtend am dunkelblauen Himmel, fahl leuchtend und genauso unnahbar wie Ichimaru-Taichou. Genauso unnahbar wie Hinamori-kun.

Er blinzelte, als er Schritte hörte, und drehte sich um; für einen Augenblick war er überrascht, dann neigte er den Kopf zum Gruß. Eigentlich sollte es nicht verwunderlich sein, so lag schließlich auch Hitsugaya-Taichous Freundin verwundet danieder.

„Kira.“, grüßte Toushirou knapp und nickte, ging einen Schritt weiter, zögerte, blieb stehen. Drehte sich zu ihm um. Sah zu Boden, zum Himmel und in das blasse Gesicht des blonden Mannes.

„Darf ich?“, fragte er und deutete auf die Bank, auf der Izuru saß. Der Fukutaichou nickte hastig und rückte beiseite, sodass sich der kleinwüchsige Taichou setzen konnte.

Schweigen breitete sich aus, während beide ihren Gedanken nachhingen, dann beugte sich Toushirou vor und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab, die Hände gefaltet. Mit einem Seufzer senkte er den Kopf und musterte den rauen Boden zu seinen Füßen.

Izuru bewegte sich nicht, sah ununterbrochen zum Himmel auf, als erwartete er von dort irgendetwas. Ein Zeichen.

„Sie sagen, dass sie morgen aufwachen sollte.“

Kira erwachte aus seiner Starre und blinzelte überrascht, als Hitsugaya das so unvermittelt sagte, dann nickte er stumm, nicht wissend, was er sagen sollte.

„Wie wirst du ihr gegenüber treten?“, fragte Toushirou leise und seufzte erneut. Also das beschäftigte ihn.

Izuru schluckte und sah kurz und scheu zu dem Taichou herüber, dann schüttelte er den Kopf.

„Gut. Ich weiß es nämlich auch nicht.“, erwiderte Toushirou gelassen und lächelte humorlos. In dem Moment verspürte Izuru einen Stich in seinem Herzen, und erst einen Augenblick später erkannte er, was es war:

Es war Eifersucht.

„Hitsugaya-Taichou...“ murmelte er leise, dann errötete er und sah beiseite, versuchte, sich zu sammeln. „Was sollte man ihr sagen?“, fragte er leise.

Hitsugaya sah ihn überrascht an, hob eine Augenbraue.

„Gerade du solltest die richtigen Worte finden, Kira.“, erwiderte er knapp und sah erneut zum Mond auf. „Schließlich seid ihr in der gleichen Situation.“

Izuru blinzelte, überrumpelt von diesen Worten, dann nickte er stumm. „Danke.“, erwiderte er leise und stand auf. „Gute Nacht, Hitsugaya-Taichou.“ Er verbeugte sich, doch Toushirou hörte nicht mehr hin, sondern sah unbewegt zum Himmel auf.
 

Izuru hasste es, wenn Hinamori traurig war. Er hasste ihr betrübtes Gesicht, oder den Ausdruck, wenn ihr etwas zu nahe ging. Er hasste es über alles, Tränen über ihr Gesicht laufen zu sehen und ihre Stimme brechen zu hören.

Er hasste diesen Augenblick, und er hasste die drei Männer, die Schuld daran waren.

Vor allem aber hasste er in diesem Moment sich selbst, dafür, dass er nicht in der Lage war, seine Freundin zu trösten.

Hilflos stand er vor ihrem Bett, während sie sich darauf krümmte, den kleinen Rücken durchbog und die Bettdecke fest umklammerte, während sie haltlos weinte und schrie.

„H-hinamori-kun...“

Er biss die Zähne zusammen. Warum war er so feige?! Er war sofort hergeeilt, als er von ihrem Erwachen gehört hatte, und nun? Jetzt stand er hier, direkt vor ihr, und könnte genauso gut eine Milliarde Kilometer fort sein!

„Hinamori-kun!“, versuchte er es erneut, dann schaute er beiseite, holte tief Luft und streckte einen Arm aus, zog sie näher an sich. Er spürte, wie ihr kleiner Körper bebte und zitterte, als sie sich näher an ihn presste. Er sah, wie die Tränen sie beutelten. Hilflos presste er sie mit beiden Armen an seinen Oberkörper, als sie sich an ihn lehnte und das tränennasse Gesicht an seinen Shihakusho legte.

„Kira...kun...“ flüsterte sie, und Verzweiflung und Trauer schwangen in ihrer Stimme mit, während sie die Augen fest zupresste und sich an ihn drückte. „Wie soll ich jemals wieder einem Menschen vertrauen können?!“, stieß sie aus und drückte ihn dann energisch von sich weg, starrte ihn wild an.

„Du, Abarai, Toushirou! Wer von euch wird mich als nächstes verlassen?“

Sie schrie beinahe.

Izuru konnte sehen, wie Momos Mund sich verformte, ein lautes, schreiendes O bildete, und wie sie dann die Zähne zusammenbiss.

Er hatte es sich so oft ausgemalt. In den romantischsten Farben, die ihm seine Phantasie zuließen, an den schönsten Orten und in allen Momenten, die ihm perfekt erschienen.

Doch als er nun den Mund öffnete, eine Hand feste zu einer Faust geballt und den Blick abgewandt, da erschienen ihm all diese Phantasien und Momente albern und falsch. Das hier war real. Hier war er.

„Hinamori-kun...“ murmelte er und holte tief Luft. „Schenk mir dein Vertrauen!“

Sie hielt inne, umklammerte die Bettdecke nicht mehr ganz zu verzweifelt, ihre Finger schienen von dem glatten Stoff abzurutschen, als sie ihn überrascht ansah. Aus großen, glänzend braunen Augen, in denen noch immer Tränen schwammen.

„Kira-kun...?“

Er lief rosa an und starrte angestrengt auf das den Boden zwischen dem Bettgestell, während er versuchte, noch so tief zu atmen, dass er nicht umkippte. Sein Herz raste, jeder Schlag hämmerte auf seinen Hals ein, löste den Kloß in diesem immer mehr.

„Ich... Ich verlasse dich nicht!“, versprach er, fast flehentlich, „Niemals! Ich... H-hinamori-kun, ich... liebe dich.“

Die letzten Worte waren nur noch geflüstert, doch als er nach Stunden, wie es schien, endlich den hochroten Kopf hob, sah er sofort, dass Hinamori ihn verstanden hatte.

Er sah ihre großen, braunen Augen, wie sie glänzten, als sie ihn ansahen, und wie auch ihre Wangen einen zarten Hauch Rosa annahmen.

Und dann die Reaktion, mit der er niemals gerechnet hätte. Ein zartes Lächeln auf ihren rosigen Lippen, als sie ihn so sanft ansah, wie früher, zu Akademie-Zeiten.

Langsam trat er näher, wie in Trance, und setzte sich auf den Rand ihres Bettes; sie rührte sich nicht, sah ihn einfach nur lächelnd an, bis er saß. Dann lächelte sie etwas breiter und rutschte etwas näher, legte den Kopf an seine Schulter.

Sie erwiderte nichts, und auch Izuru sprach nicht mehr; ihre Gestik war Antwort genug; langsam neigte er den Kopf und sah zu ihr herunter, in ihr rosiges Gesicht, die leuchtenden Augen und das strahlende Lächeln.

Da wusste er, dass es okay war. Momo würde wieder okay werden, sie würde gesunden und Aizen Sousuke hinter sich lassen. Sie würde weitergehen.

Langsam verschlungen sich ihre Hände, beide blass und zart. Und Izuru wusste, dass es okay war. Auch er würde genesen und Ichimaru Gin hinter sich lassen; er brauchte nur in ihr Gesicht zu sehen, als sie zu ihm aufsah, dann schloss er die Augen und spürte nur noch ihre weichen, süßen Lippen auf den seinen, warm und angenehm.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chatterbox
2009-12-11T06:51:48+00:00 11.12.2009 07:51
Super FF!
Sehr niedlich, arme momo!
Die beiden geben auch ein süßes Paar ab.
weiter so!


Zurück