Zum Inhalt der Seite

Heavens Hell Act

Wenn der Himmel zur Hölle wird
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Mensch

Ich muss mich mal eben selbst loben ;) weil ich so schnell wieder ein neues Kapitel vorlegen kann. Ehrlich gesagt kenne ich das gar nicht von mir ^^ Na ja, gut für euch. Viel Spaß!
 

~+~+~+~+~+~+~
 

Kapitel 7

Ein Mensch
 

Simon schreckte aus dem Schlaf hoch. Sein Pyjama war schweißgebadet und er tastete mit zitternden Fingern nach dem Schalter seiner Nachttischlampe. Endlich fand er ihn und das grelle Licht blendete seine blauen Augen. Mit immer noch rasendem Herzen schlang er die Arme um die Knie. Sein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub. Der Schweiß ließ ihn frieren, doch die Kälte, so unangenehm sie auch war, lenkte ihn nicht von dem ab, was ihm Angst machte. Immer wieder hatte Simon schreckliche Träume. Er stand mitten auf einem Schlachtfeld, umgeben von Kriegern. Die einen waren schwarz gekleidet, die anderen komplett weiß. Während die kämpften verschwammen die Farben, wurden zu grau und schließlich zu rot, zu Blut, zu ganzen Seen voll Blut.

„Simon“, Jemand legte ihm von hinten die Arme um die Taille und drückte ihn sanft an sich. Ein beruhigendes Gefühl. Der warme Körper gab ihm wieder etwas Realität zurück.

„Schon wieder dieser verdammte Traum, Toni“, sagte er leise. „Es kommt immer öfter. Wenn das so weitergeht kann ich vor lauter Angst nicht mehr einschlafen.“

„Es ist alles gut. Es ist nur ein Traum“, sagte Antonie ruhig. Er legte das Kinn auf Simons Schulter. Es tat so gut, dass er immer da war. Seit Simon denken konnte, war Antonie an seiner Seite. Er war ein ungewöhnlicher Mensch, wunderschön und intelligent. Toni schien alles zu wissen, alles zu kennen und konnte Simon jede Frage beantworten. Nur zu den Träumen sagte er nichts.

„Das Unterbewusstsein“, hatte er einmal gesagt. Dabei war es geblieben. In Simons Unterbewusstsein spielte sich etwas ab, was er nicht ergründen konnte. Er glaubte, dass Antonie es wusste, es aber nicht wagte Vermutungen anzustellen. Vielleicht war es zu schrecklich? Simon seufzte leise. Er war elendig müde, doch er wollte die Augen nicht schließen. Was, wenn die Bilder und der Traum zurückkamen? Blut, überall Blut. Simon konnte kein Blut sehen. Er wurde jedes Mal beinahe ohnmächtig.

„Weißt du was?“ sagte er leise, um sich wachzuhalten. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass dieser Körper nicht zu mir gehört.“

Das klang verrückt, war es sicher auch. Den Beweis dafür lieferte Toni ihm, als er leicht zusammenzuckte.

„Wie kommst du darauf?“ sagte er sanft. Ein ungewöhnlicher Mensch, so lieb, so klug, so schön. Der beste Freund, den man sich nur wünschen konnte. Ein bisschen blass vielleicht und er hatte ein eigenartiges Faible für weiße Dinge.

„Ich weiß auch nicht“, gab Simon zu. „Nur manchmal geistert mir diese Idee im Kopf herum und ich glaube zu spüren, wie mein Körper um mich herum zerfällt. Wie er älter wird und stirbt, obwohl mein Bewusstsein alterslos ist. Das ist verrückt, oder?“

„Als Theologe muss man verrückt sein“, Toni lachte leise und drückte Simon etwas an sich. „Das habe ich dir doch schon mal erklärt. Wärest du normal, würdest du unter deinen Kommilitonen noch unangenehm auffallen.“

„Ach du!“ Simon drehte sich in Tonis Armen herum und schubste ihn leicht. „Mach dich nicht über mich lustig, du Genie. Nicht jeder kann so schlau sein.“

„Das kann wirklich nicht jeder“, Toni lächelte. Ein strahlendes Lächeln, eine perfekte Reihe weißer Zähne und blitzende hellblaue Augen. In Simon erwachte wieder das Verlangen Toni zu umarmen, sogar noch mehr. Er sehnte sich danach ihn zu küssen, doch das stand auf einem ganz anderen Blatt. Toni liebte ihn sehr, das wusste Simon genau und doch wagte der Ältere es nicht ihm zu nahe zu kommen. Eine tröstende Umarmung, eine Schulter zum ausweinen, all das konnte Antonie ihm bieten, aber nicht mehr. Es war, als hätte er regelrecht Angst davor. Noch eine Antwort, die er Simon nicht geben wollte.

„Vielleicht solltest du schlafen“, sagte Toni und riss Simon damit aus seinen Gedanken. „Morgen musst du wieder früh in der Uni sein.“

„Oh nein“, Simon zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte lustlos den Kopf. „Morgen habe ich eine Vorlesung über Monotheistische Religionen. Ich mag das nicht. Alles in mir sträubt sich dagegen. Als er heute etwas von Dämonen und Engeln erzählt habe, bin ich bald wahnsinnig geworden …“

„Warum?“ unterbrach Toni ihn. Sein Blick war unergründlich und das Lächeln wie weggewischt.

„Ich hatte Kopfschmerzen“, gab Simon zu. „Je mehr er erzählt hat umso schlimmer sind sie geworden. Ich musste aus der Vorlesung raus, wollte zum Arzt, doch als ich vor der Tür stand war plötzlich alles weg.“

„Keine Schmerzen mehr?“ fragte Toni besorgt.

„Rein gar nichts. Das war komisch, deshalb bin ich wieder reingegangen, doch nach 5 Minuten war es wieder unerträglich. Ich konnte dem Professor nicht zuhören.“

„Du solltest wirklich schlafen“, wiegelte Toni das Thema ab. Endlich lächelte er wieder. Das tat unendlich gut. Er sprang leichtfüßig vom Bett und sah Simon auffordernd an. Dieser legte sich gehorsam wieder hin und Toni deckte ihn liebevoll zu.

„Mach dir keine Sorgen, okay?“ sagte er und strich über Simons Haar. „Es wird sich alles klären, das verspreche ich dir.“

„Was …?“ fing Simon an, doch da wurden ihm schon die Lider schwer und er sank müde ins Kissen. Kaum zwei Sekunden später schlief er tief und fest. Kein Traum schreckte ihn wieder auf.
 

Als Simon wieder aufwachte, war es schon sehr hell. Allein das war beunruhigend. Im Winter sollte es um diese Zeit nicht hell sein. Er fuhr aus dem Bett hoch und warf einen Blick auf seinen Wecker. Neun Uhr, das war wirklich nicht gut. Er hätte schon vor einer Stunde in der Uni sein müssen.

Fluchend rannte er zu seinem Schrank, zerrte wahllos ein paar Klamotten heraus und stürmte aus dem Schlafzimmer. Er und Antonie hatten eine gemeinsame Wohnung, etwas wie eine Studenten WG, nur das sich eigentlich kein Student eine so große und perfekt eingerichtete Bleibe leisten konnte. Simon fragte nicht nach. Seine Eltern unterstützten ihn, doch die Wohnung bezahlte Toni. Wovon auch immer … Simon hatte irgendwann damit aufgehört darüber nachzudenken. Hastig stolperte er ins Badezimmer.

„Entschuldige!“ keuchte er, als er bemerkte, dass er nicht allein war. Toni stand in der Mitte des gefliesten Raumes, nur ein Handtuch um die Schultern gewickelt, die Haare noch nass. Simons Blick fiel auf die grausamen Narben, die sein Freund auf dem Rücken trug. Sie begannen an den Schulterblättern und zogen sich bis hinunter zur Hüfte.

„Ich wollte dich nicht wecken“, sagte Antonie verlegen. „Du hast so friedlich geschlafen.“

Simon blinzelte etwas verstört und musste einen Moment darüber nachdenken, war Toni eigentlich gesagt hatte. Immer, wenn er diese Narben sah begann irgendetwas in ihm zu flattern. Es war eine Art Nervosität die unter der Oberfläche kratzte, die herauswollte. Simon hatte immer das Bild einer großen Spinne in einem Pappbecher vor sich. Ihre haarigen Beine kratzten über die Oberfläche des Bechers, doch sie konnte nicht heraus.

„Ist ja auch egal“, sagte Simon schließlich etwas lahm. Er hatte so wie so keine Lust auf die erste Vorlesung gehabt. Das Skript konnte er sich ja aus dem Internet holen.

„Ich mache uns Frühstück, ja?“ Antonie lächelte und ging an Simon vorbei um das Badezimmer zu verlassen. Wieder musste Simon die Narben anstarren. Woher konnten sie kommen? So identische Narben auf dem Rücken, als hätte man ihm dort die Haut herausgerissen. Antonie sprach nicht darüber. Einen Unfall hatte er es genannt.

Simon zog sich langsam auf und stieg in die Dusche. Genüsslich ließ er das warme Wasser über seine haut laufen, wärmte seine Finger, die fast immer kalt waren daran. Es gab so viele Geheimnisse, so viele Ungereimtheiten in seinem Leben. Und doch war es eigentlich so schön, dass er gar nicht zu tief bohren wollte. Simon war glücklich hier zu sein, bei Toni zu sein. Er hatte eine tolle Kindheit gehabt und liebevolle Eltern. Außerdem sah er gut aus und war auch halbwegs intelligent. Nicht so sehr wie Toni, aber immerhin.

„Wenn ihr ihn holen wollt, dann müsst ihr erst an uns vorbei!“

Simon schwankte, konnte sich gerade noch an der nassen Wand abstützen. Die Worte hallten durch seinen Kopf, als hätte sie ihm jemand ins Ohr gebrüllt, doch er war vollkommen allein im Badezimmer. Ein rasender Schmerz fuhr durch seinen Kopf.

„Hat man dir nicht beigebracht, dass Selbstmord eine Sünde ist, also wirklich.“

Simon ließ sich auf die Knie nieder und presste die Hände gegen die Schläfen. Was war das?

„Du bist doch ein Engel! Du kannst ihn zurückholen!“

Engel? Der Spuk verschwand so schnell wie er gekommen war. Auch die Schmerzen verblassten und die Stimmen mit ihnen. Simon ließ seinen Kopf gegen die kalten Fliesen sinken. Es fühlte sich an, als hätte er Fieber und er begann zu zittern. Was war nur los mit ihm?
 

„Du bist blass“, stellte Toni fest, als sich Simon zu ihm an den großen schwarzen Tisch setzte, auf dem eine hübsche weiße Decke lag. Toast, Marmelade und Käse standen bereit. Auch an Kaffee hatte Toni gedacht.

„Ich fühle mich nicht gut“, gab Simon zu. Eine Traurigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen, die er sich nicht erklären konnte. Simon hatte das Gefühl, dass ihm etwas fehlte was er schrecklich vermisste. Der Tisch verschwamm vor seinen Augen, als sie sich mit Tränen füllten. Sofort war Antonie an seiner Seite.

„Was ist los?“

„Irgendwas passiert mit mir“, sagte Simon leise. Eine Träne fand ihren Weg über seine Wange. „Ich höre Stimmen und ich fühle mich schrecklich.“

Toni zog ihn von seinem Platz hoch, heraus aus der Küche und in den Flur. Simon konnte ihn nur entgeistert anstarren.

„Zieh dir etwas an, es ist kalt draußen“, sagte er und reichte Simon seinen Wintermantel, einen Schal und Handschuhe. „Du solltest ein paar Antworten bekommen.“

„Antworten?“ Simon nahm den Mantel entgegen machte aber keine Anstalten ihn anzusehen. „Von wem denn?“

„Jedenfalls nicht von mir. Ich habe kein Recht sie dir zu geben. Meine Aufgabe ist es auf dich aufzupassen.“ Während er das sagte nahm Toni seinem Freund den Mantel wieder ab und legte ihn Simon über die Schultern. „Komm schon. Du solltest es endlich erfahren.“

Simon wollte weitere Fragen stellen, doch etwas ließ ihn stocken. Aus dem Augenwinkel sah er einen schwarzen Schatten an sich vorbeihuschen. Entsetzt fuhr er herum und erschrak heftig, als er zwei sehr junge Männer in schwarzen Kleidern in seinem Flur stehen sah.

Die beiden mussten Zwillinge sein, denn ihre Gesichter glichen sich wie ein Ei dem anderen. Zwei Paar dunkle Augen ruhten forschend auf ihm.

„Das muss schrecklich sein“, sagte der eine von ihnen und lehnte sich gegen die Schulter seines Bruders. Sie wirkten sehr vertraut miteinander, fast zärtlich.

„Eingesperrt in einen Menschenkörper“, setzte der andere den Satz fort und seufzte leise.

„Ein Körper der altert und zerfällt.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-01-20T22:22:56+00:00 20.01.2010 23:22
Das war also Daimons Idee? Ihn zu einem Menschen zu machen? Und er hat dadurch sein Gedächtnis verloren.. obwohl er scheint ja die Erinnerung an ein Leben als Mensch zu haben.. Noch verstehe ich das nicht so ganz, aber ich denke mal, das kommt noch..
Anthonie oder die Zwillinge bringen ihn jetzt hoffentlich zu Daimon, ich denke mal Anthonie hat ihn gemeint, als er sagte, nicht er müsse ihm antworten geben, sondern jemand anders..
Ich freue mich auf das nächste Kapitel und bin gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte^^

lg shiori
Von:  Tali
2010-01-19T19:18:11+00:00 19.01.2010 20:18
Das ist ja mal eine interesannte Wendung! Bin sehr gespannt auf mehr!! Wer ist Toni? Wirklich nur ein Beschützer? Und was ist aus Daimon geworden...


Zurück