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Westlicher Himmel

von

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Was vorher war

Entstehungsjahr: 2007

Autor: Justy
 

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Ein unbekannter Ort, den sich jeder anders vorstellt.
 

Im Jahre 950, nach grotanischer Zeitrechnung, zwei sich durch die Sandstürme kämpfende Gestalten, wandern durch endlose Prärie, die Kompassnadel schwenkt gen Westen.
 

Man sagt sich jener Ort wäre das Paradies, dass genaue Gegenteil vom Rest der trostlosen Welt.
 

Sein Gesicht weitgehend vom Schal und Hut verdeckt, ein kleines in etwa drei Jahre altes Kind, das sich mit aller Kraft festhielt und die Augen zusammen kniff, auf dem Rücken tragen, winkte der hochgewachsene Mann seinen jüngeren Partner zu, der nur schwer Schritt halten konnte.
 

Neugierde lenkte Leute aller Art, aus den unterschiedlichsten Gründen, Richtung Westen.
 

Der Weg brach ab und eine gewaltige Klippe kam zum Vorschein. Der Mann blieb stehen, wuschelte dem müde wirkenden Kind, mit der Hand, durch das schimmernd bräunliche Haar und blickte mit ernster Miene voraus.
 

Doch niemand konnte je davon berichten, wie der Ort wirklich war, denn sie alle erlagen den Strapazen der langen, gefährlichen Reise oder galten bis heute als verschollen.
 

Leicht keuchend erreichte auch der junge Mann das Ende des Weges und sah abwartend in die starren Augen seines Gefährten.

"Ist Ellie umsonst gestorben?", fragte er fast zitternd.

Dem kleinen Kind fielen allmählich die Augen zu, sein Kopf legte sich sanft an die starke Schulter.
 

Geschichten und Legenden gehen herum, breiten ihre Flügel aus und erreichen auch die Menschen in die abgelegensten Gegenden. Das Wort Paradies schien in aller Munde, ein weiterer Grund für waghalsige Abenteurer, ihr Leben aufs Spiel zu setzten und Legenden Wirklichkeit werden zu lassen.
 

Den Kopf schüttelnd blickte er Richtung Boden und zog den Hut weit ins Gesicht.

"Ich weiß es nicht, aber wenn wir am Ziel sind, kann ich wenigstens sagen, dass wir unser Versprechen eingehalten haben."

Beide blickten hinaus, auf die weite, staubige und steinige Fläche vor ihnen, die sich endlos bis zum Horizont erstreckte.
 

Was erwartet einen auf den Weg Richtung Westen? Gibt es Hinweise oder Warnungen, zum sicheren Bestehen der Reise? Und ist jenes besagte Paradies auch wirklich ein Paradies? Oder nur ein weiteres trockenes Land, das die Hoffnung auf Licht und Leben erneut erlöschen lassen wird?
 

"Es ist nicht mehr weit, dann können wir uns ausruhen solange wir wollen."

Ein Schritt folgte dem nächsten, unaufhaltsam voran, über hellbraunes Gestein, heißen Wüstensand und durch ausgetrocknete Flussbetten, nur ein Ziel vor Augen. Das Erreichen des "Westlichen Himmels".
 

Sie hatten den verheißungsvollen Ort einen Hoffnung bringenden Namen gegeben, auf das dieser ihnen irgendwann das wahre Leben zeigen würde.

Sie nannten ihn "Westlicher Himmel".
 

***
 

Ein warmer Wind wirbelte staubenden Sand auf und ließ ihn in kleine Löcher und Ritzen, im Boden, versinken. Erbarmungslos schickte die riesige Himmelsscheibe, ihre beinahe schon unerträglich heißen Strahlen auf den steinigen Untergrund. Jegliche gesetzte Fußspuren, würden in sekundenschnelle wieder von den herrschenden Wetterverhältnissen verwischt werden und ein Zurückverfolgen unmöglich machen. Langsam wurden die schattigen Umrisse einer großen, schlanken Person erkennbar, die in der rechten Hand fest umklammert eine zerknitterte Karte hielt und mit der anderen, den Arm eines kleinen Jungen ergriff, der mit großen Augen und interessiert wirkend, sein Umfeld genaustens betrachtete. Vor ihnen zeichnete sich immer mehr von einem alten, leicht verrotteten, Wegweiser ab, der einsam und verlassen im Sandgrund herausragte. Sein Hinweis auf einen Namen war von Wind und Wetter schon sehr verblasst und man musste schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, was auf seinem Holz geschrieben stand.
 

"Liberia", flüsterte der junge Mann und er weitete leicht seine lindgrünen Augen. Seine Miene hellte sich auf.

"Hier werden wir ab heute verweilen Kleiner. Sag der Prärie Lebewohl."

Er wirkte erleichtert, obwohl sein äußeres Erscheinungsbild alles andere als rosig war und jedem Fremden sicherlich einen gehörigen Schrecken einjagen würde. Seine Kleidung war zerrissen, ungeschickt an einigen Stellen wieder zusammengeflickt und übersät mit Dreck und angetrockneten Blut. Haut und Gesicht waren ähnlich in Mitleidenschaft gezogen.

Wenigstens dem Kleinen geht’s gut, dachte der Mann und schenkte dem Jungen ein leichtes Lächeln. Dieser blickte, mit weit offen stehendem Mund zu ihm hoch, dann zurück in die Ferne und richtete seinen Finger zeigend geradeaus, ohne etwas zu sagen.
 

Sie wurden bemerkt. Eine junge Frau, arm gekleidet und fast schon dürr von der Statur her, bewegte ihre Schritte Richtung Neuankömmlinge.

"Wer seit ihr? Wo kommt ihr her?", fragte sie hochinteressiert, ohne dabei ein Wort der Begrüßung auszusprechen. Ihre Hände aufgeregt vorm Mund haltend, wandte sie sich wieder der Stadt zu.

"Wir haben Besucher! Warum begrüßt sie den keiner?!"
 

Niemand erhörte ihr Rufen.



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