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Öffne dich mir...

So wie eine Knospe der Sonne
von

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Blütezeit

Hallo! Willkommen zu meiner ersten Jeanne, die Kamikaze-Diebin FF, beziehungsweise OS. Wie ihr vielleicht schon gesehen habt, entstand dieser OS aufgrund einer Aktion des Zirkels ~Spaß am Schreiben~ zum Thema Blumen in der Kategorie Anime/Manga. Auch in dieser Hinsicht ist es mein Erstlingsprojekt. Ich hoffe, es gefällt euch! Viel Spaß beim lesen.
 

~♦~♦~
 

~Die Blume blühet und verblüht,

Zu ihres Schöpfers Ruhme;

Wer heut' noch ihre Schönheit sieht,

Ist morgen schon, wie sie, verblüht:

Der Mensch ist eine Blume.~*
 

Ein Sonnenstrahl durchbrach das schwarze Himmelszelt wie von Zauberhand. Der Tag bezwang die Nacht, der Mond wurde von der Sonne abgelöst.

Zögernd breitete die Sonne ihre Flügel aus und begann erste Schatten auf die Gehwege zu werfen, die noch wie ausgestorben waren. Langsam erwärmte sich die Luft. Die Vögel sangen bereits ihr fröhliches Lied.

Immer höher wanderte die Sonne, um die Menschen mit ihrem Licht und ihrer Wärme zu erfreuen. Langsam füllten sich die Gehwege und Straßen. Der Tag war nun endgültig erwacht.
 

„Oh nein, ich komme zu spät, ich komme zu spät!“ Hastig rannte Marron die Treppen des Studentenwohnheims hinunter. Nebenbei stopfte sie sich eilig eine Scheibe Toast mit Marmelade in den Mund – das einzige Frühstück, was sie sich Dank ihrer Langschläfrigkeit noch gönnen konnte. Bis zu dem Blumenladen, in dem sie jobbte, um ihr Studium zu finanzieren, war es nicht besonders weit, doch wenn sie pünktlich sein wollte, musste sie wohl noch einen Zahn zulegen. Ihre Chefin konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sie zu spät kam – was bis jetzt aber leider schon einige Male passiert war. Ihr fielen bald keine Ausreden mehr ein.
 

Doch glücklicherweise brauchte sie sich heute keine Ausrede auszudenken, denn sie schaffte es noch gerade rechtzeitig. Mit einem erleichterten Aufseufzen öffnete sie die Ladentür und wurde wie stets von dem fröhlichen Klingeln der Ladenglocke begrüßt.

Ihre Chefin, die bereits am Tresen einige Gestecke fertig machte, sah auf.

„Ah, da bist du ja, Marron. Gerade noch pünktlich.“

„Ja. Guten Morgen, Frau Pakkyamlamao.“

„Mach dich schnell fertig. Die ersten Kunden kommen bestimmt gleich.“

„Ja, sofort.“ Marron ging in das Hinterzimmer, welches nur für Angestellte zugänglich war.

„Und Marron?“, rief Frau Pakkyamlamao ihr aus dem Laden nach. Marron steckte den Kopf durch die Tür und lugte in den Laden hinein. „Ja, was gibt’s denn noch?“

„Wisch dir die Marmelade von den Wangen, bevor du dich an diese Theke stellst!“

Errötend verschwand Marron wieder im Hinterzimmer. Dort wischte sie sich schnell die Marmelade von den Wangen und legte sich dann den grünen Kittel um. Er war nicht besonders schick, aber das störte sie nicht. Das war eben ihre Arbeitskleidung.
 

Während sie sich noch mit einem Band kämpfte, um ihre Haare zu einem Zopf zu binden, hörte sie, wie Frau Pakkyamlamao bereits die erste Kundin bediente. Nun wurde es aber höchste Eisenbahn für Marron auch im Laden zu erscheinen.

Sie hatte sich mit ihrer Chefin darauf geeinigt, dass sie sich hauptsächlich um Blumensträuße kümmerte, denn das konnte sie inzwischen recht gut. Einen Blumenstrauß zu binden war gar nicht so schwer gewesen, wie am Anfang gedacht.

Doch anscheinend suchte die jetzige Kundin nach einem Gesteck für das Grab ihres Mannes. Und mit Gestecken kannte sich Marron noch nicht so wirklich aus.
 

Doch sie brauchte nicht lange zu warten, bis der nächste Kunde erschien. Der Laden hatte einen sehr guten Ruf, weil sie auch exotische Pflanzen anbauten und verkauften. Mit einem professionellen Lächeln auf dem Gesicht schlenderte Marron auf den Kunden zu. Er war kein typischer Kunde. Normalerweise betraten eher Frauen den Laden. Und wenn einmal Männer vorbei kamen, dann oft weil sie in letzter Minute noch ein Geschenk zum Hochzeitstag brauchten.

Doch dieser junge Mann war ungefähr so alt wie sie. Vielleicht brauchte er ein Geschenk für seine Mutter oder ein Geschenk für ein Date, vermutete Marron.
 

„Hallo. Kann ich ihnen vielleicht behilflich sein?“

Der junge Mann wandte seinen Blick von den roten Rosen ab und sah auf. Sein Blick traf ihren. Ein Schauer rieselte Marrons Rücken, aus ihr unerklärlichen Gründen, herunter. Sie musterte den Fremden näher. Schön, er sah nicht schlecht aus. Er hatte blaue, glänzende Haare und funkelnde, braune Augen. Sein Kinn verlief eher spitz. Und sein Körper… nun, sein Mantel saß jedenfalls wie angegossen. Aber das war noch längst kein Grund für diese merkwürdige Reaktion ihres Körpers. Schließlich kannte sie einige attraktive Männer. Der Fremde musterte sie ebenfalls. Sein Blick blieb an ihren Beinen hängen, was Marron abrupt ein wenig erröten ließ. Dann schlich sich ein freches Grinsen auf sein Gesicht. „Na, hallo. Wusste gar nicht, dass sie hier so junge, schöne Verkäuferinnen haben. Ich hätte früher herkommen sollen.“

Marron hob lediglich eine Augenbraue. Sie konnte Machos nicht leiden und nach dieser plumpen Anmache wusste sie, dass sie genau vor so einem stand. Normalerweise hätte sie mit einem bissigen Spruch geantwortet, doch jetzt war sie nicht einfach eine junge Frau – sie war eine Verkäuferin. Und der Kunde war König.
 

„Nun sind Sie hier ja hier. Womit kann ich ihnen dienen?“

„Wie wär’s mit einem Date?“

Marrons Ärger auf diesen unbekannten Typen wuchs. „Tut mir Leid, aber wir verkaufen hier nur Pflanzen. Wenn sie nach einer geeigneten Frau für sich suchen, müssen Sie sich leider woanders umsehen. Es sei denn, sie möchten bereits im Vorfeld für die Auserwählte Blumen kaufen?“

Der Fremde lachte. „Ganz schön schlagfertig, was Marron?“

Sie stutzte bei der Erwähnung ihres Namens. „Woher wissen sie…?“

Er deutete auf das Schild, das an ihrem Kittel befestigt war. Sie nickte nur grimmig.

„Hey hey, guck nicht so böse!“ Wieder lachte der Typ. „Ich brauche wirklich Blumen. Aber nicht für ein Date. Sondern für… die Frau meines Vaters.“

„Achso.“ Marrons gespannte Miene legte sich. Das war wieder ihr Gebiet. Aufs Flirten verstand sie sich nicht besonders – erst recht nicht mit fremden Männern. „An was hatten sie denn gedacht?“
 

„Tja, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was Blumen angeht.“

„Zu welchem Anlass möchten sie denn die Blumen verschenken?“

„Es ist als eine Art Entschuldigung gedacht. Ich dachte zuerst an rote Rosen, aber das passt nicht, oder?“

„Rote Rosen sind nie verkehrt. Allerdings stehen diese Blumen in der Bedeutung für Liebe und…“

„Dann also keine roten Rosen“, unterbrach er sie schnell.

Etwas verwundert sah Marron ihn an, nickte dann jedoch: „Wie wäre es dann mit rosa Rosen? Sie werden oft als Symbol für Schönheit verwendet, dass kann bei einer Frau nie schaden. Es gibt bisher keine Blume, die die Entschuldigung symbolisiert, aber ich denke ein schöner Strauß wird Symbol genug sein.“

Der Mann nickte und vergrub die Hände in seinen Jackentaschen. „Sie sind die Expertin.“

„Stimmt.“ Marron lächelte und nahm ein paar rosa Rosen aus einem Kübel mit Wasser. Dann schritt sie weiter an den Schnittblumen entlang.
 

„Oft werden Lilien zusammen mit Rosen verschenkt.“

„Stehen weiße Lilien nicht für den Tod?“

„Unter anderem. Sie können aber auch ein Symbol für Reinheit sein.“

Er schüttelte den Kopf. „Trotzdem, keine Lilien.“

„Wie sie meinen. Wie wäre es stattdessen mit weißen Chrysanthemen dazu? Sie würden die Schönheit der Rosen besser zur Geltung bringen.“

„Und für was stehen diese… diese…“

„Chrysanthemen stehen in der Regel für Aufrichtigkeit.“

„Gut, das passt dann ja.“

„Finde ich auch. Ich würde sagen, dass diese zwei Blumenarten ausreichen. Ich würde lediglich noch ein wenig Grünes dazu binden. Oder möchten sie lieber einen bunten, großen Strauß?“

„Nein. Es soll nicht so was Großes sein. Wenn der Strauß preislich so bei 15 Euro liegen würde, wäre ich zufrieden.“

„Ich denke, dass bekommen wir hin. Warten sie einen Augenblick, ich binde ihnen schnell den Strauß.“ Marron lief in Richtung Hinterzimmer, musste jedoch abrupt stoppen, als der Fremde sie am Handgelenk festhielt.
 

„Ist noch etwas?“, fragte Marron nach.

„Dürfte ich dir beim Binden zusehen?“

Marron drehte ihren Kopf zu ihm um. „Eigentlich ist der Raum nur für das Personal…“ Sie warf einen Blick zu ihrer Chefin, die sie anscheinend beobachtete. Als diese ihr zunickte und auf den Hinterraum deutete, seufzte Marron.

„Na, dann kommen Sie mal mit.“

Der Fremde grinste. „Ich heiße übrigens Chiaki. Chiaki Nagoya.“

„Freut mich. Wie ich heiße wissen sie ja bereits.“

Zusammen mit Chiaki betrat Marron den Hinterraum und begann den Strauß zu binden. Dafür wählte sie zunächst eine langstielige rosa Rose aus, die das Zentrum des Straußes bilden sollte. Dann begann sie etwas Grün darum zu legen.

„Du hast sehr geschickte Hände“, merkte Chiaki an.

„Wenn nicht, könnte ich diesen Job wohl auch kaum ausführen.“

„Bist du noch in der Ausbildung?“

„Nein, ich arbeite hier nur nebenbei, um mein Studium zu finanzieren.“ Warum erzählte sie ihm das überhaupt?

„Du bist auch Student? Was studierst du denn?“

„Pädagogik und Sport. Und sie?“

„Willst du mich nicht langsam mal duzen?“

„Wieso sollte ich? Sie sind ein Kunde, mehr nicht.“
 

Er lachte. „Jetzt hast du mich aber schwer getroffen.“ Trotz ihrer Worte rückte er ein wenig näher an sie heran. Sie versuchte sich nicht davon beeinflussen zu lassen und begann die anderen Blumen und noch etwas Grün rund um die langstielige Rose herum anzuordnen. Jeder Stiel wurde leicht schräg unter dem Daumen angelegt, sodass der Strauß spiralförmig aufgebaut war. Als sie gerade die letzte Rose hinzufügen wollte, nahm er sie ihr aus der Hand.

„Diese Rose soll nicht in den Strauß.“

„Ach nein? Und warum nicht?“

„Weil diese Rose für dich ist.“ Er reichte sie ihr und sie nahm sie, etwas perplex, entgegen. „Für mich? Warum?“

„Ich habe dir doch bereits gesagt, dass du schön bist. Die Rose soll meine Worte nur unterstützen.“

Gegen ihren Willen war Marron gerührt. Sie hatte nun mal eine Schwäche für Blumen, sonst würde sie auch nicht mit ihnen arbeiten. Außerdem hatte sie sich schon immer einmal gewünscht eine Rose geschenkt zu bekommen. Zwar eine rote, aber eine rosa Rose war schließlich auch schon mal nicht schlecht. Etwas schüchtern senkte sie den Blick auf die Rose und legte sie dann ein Stück beiseite. „Danke.“
 

Einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden. Dann fragte Chiaki: „Warum arbeitest du gerade in einem Blumenladen?“

„Weil ich Blumen liebe.“ Die Antwort war schlicht und doch so aussagekräftig.

„Viele Frauen lieben Blumen. Dennoch würden sie niemals einen Strauß selber binden, sondern lassen ihn sich lieber schenken.“

„Die Arbeit macht mir Spaß. Außerdem kann man viel von den Pflanzen lernen.“ Sanft strich sie über ein Rosenblatt. Dann erinnerte sie sich an ihre Aufgabe und band die Blumen über der Hand mit einem Stück Bast zusammen.

„Inwiefern kann man von Pflanzen lernen? Es sind schließlich nur… Pflanzen eben.“

„Und doch leben sie. Sie gedeihen aus einem einzigen Samen und Wasser, Erde und Licht reichen aus, damit sie wachsen. Sie nutzen die Natur um sich herum, um zu wachsen. Wir Menschen missbrauchen die Natur oft, um unsere Ziele zu erreichen.“

„Das mag ja sein, aber was ist nun die Ähnlichkeit zwischen Blumen und Menschen?“

„Versuchen Menschen nicht, genauso wie die Blume, zu erblühen?“

„Das stimmt. Aber die Blüte ist nie von Dauer.“ Chiakis Tonfall klang bitter.
 

Verwundert drehte sich Marron zu ihm um. „Blumen können erneut erblühen.“

„Nicht, wenn man sie abgeschnitten hat.“ Er deutete auf die Blumen vor ihr, welche Marron gerade auf eine Länge kürzte.

„Das stimmt. Dafür wird die Blume einen Menschen sehr glücklich machen. Und die Wurzel kann eine neue Blume hervorbringen.“ Sie drückte ihm den fertigen Strauß in die Hand und lächelte. Ihre Rose stellte sie eine kleine Vase mit Wasser.

Dann ging sie zurück in den Laden, um abzukassieren. Chiaki folgte ihr. Während sie den Betrag in die Kasse eintippte, beugte er sich erneut zu ihr.

„Wie wäre es, wenn wir unser Gespräch in einem kleinen Café weiterführen würden?“ Marron seufzte. „Du gibst wohl nie auf, was?“

„Nein.“

„Dann musst du dieses Mal wohl eine Ausnahme machen. Ich muss noch arbeiten. Fünfzehn Euro macht das übrigens.“ Chiaki kramte nach seinem Portemonnaie und reichte ihr den entsprechenden Betrag. „Du könntest eine Pause machen.“

„Ich habe gerade eben erst angefangen. Meine Chefin wird mir nicht erlauben jetzt schon eine Pause zu machen.“
 

„Ach nein?!“

Erschrocken richtete Marron sich auf und blickte in Frau Pakkyamlamaos Gesicht, die gerade näher kam. Anscheinend hatte sie das Gespräch zwischen ihr und Chiaki am Rande mitverfolgt. Marron errötete. Das passierte ihr eindeutig schon zu häufig an diesem Tag. „Vielleicht solltest du deine Chefin einfach mal fragen, Marron. Ich habe nichts dagegen, wenn du jetzt schon Pause machst. Schließlich hast du kaum gefrühstückt. Ich erwarte dich in einer halben Stunde wieder hier. Den Strauß könnt ihr solange ja noch hier lassen. Ich stelle ihn im Hinterzimmer in eine Vase.“ Mit diesen Worten ergriff sie auch schon den Strauß und verschwand damit ins Hinterzimmer. Marron sah ihr überrascht nach. Chiaki grinste und ergriff ihre Hand. „Na dann, komm. Wir haben nicht viel Zeit.“ Und schon zog er sie hinter sich her in die Richtung eines Cafés.
 

Im Café angekommen setzten sich die beiden an einen kleinen Tisch. Marron bestellte sich einen Cappuccino und ein Croissant, Chiaki einen Kaffee und ein belegtes Brötchen.

„Du hast mir immer noch nicht verraten, was du studierst. Ist das ein Geheimnis?“

„Nein, ich studiere Medizin.“ Chiakis Stimme klang wieder bitter.

„Gefällt dir das Studium nicht?“

„Doch, ist schon okay. Ziemlich anstrengend zwar, aber okay.“

„Warum sprichst du dann in einem solchen Ton von deinem Studium?“

„Weil es der Wunsch meines Vaters war, dass ich Medizin studiere, nicht meiner.“

„Oh!“, war der neutralste Kommentar, der ihr daraufhin einfiel.

„Normalerweise hätte ich es nicht gemacht, aber er bezahlt mir meine Wohnung und das Studium. Und ich wusste eh nicht, was ich stattdessen machen sollte.“

„Verstehst du dich nicht gut mit deinem Vater?“ Schnell hielt sich Marron eine Hand vor den Mund. „Entschuldige. Die Frage ist mir so rausgerutscht.“
 

„Macht nichts. Es ist kein Geheimnis, dass ich mich mit meinem Vater nicht verstehe. Wir haben einfach andere Ansichten. Und seid meine Mutter tot ist… er benimmt sich anders. Und er trifft sich ständig mit neuen Frauen. Seine jetzige Frau ist die vierte, mit der er verheiratet ist.“

„Die Frau, für die du die Blumen gekauft hast?“

„Ja. Ich habe nicht viel mit ihr zu tun. Ich habe mich nie für die neuen Frauen meines Vaters interessiert. Deswegen gab es auch einen Streit zwischen meinem Vater und mir. Seine Frau war dabei. Am Ende des Gesprächs lief sie weinend hinaus. Mein Vater wurde noch wütender als er eh schon war und zwang mich, mich zu entschuldigen. Und da dachte ich Blumen wären nicht schlecht.“

„Blumen sind nie falsch. Sie sprechen meistens genau die richtige Sprache und stehen für die die Worte, die wir nicht aussprechen können.“

„Denkst du, dass sie Worte ersetzen?“

„Nein.“ Ihr Blick wurde traurig. Sie dachte daran, dass sie ab und zu Blumen von ihren Eltern geschickt bekam – oft irgendwelche Liliengewächse. Doch die Blumen konnten die Worte, die Gespräche mit ihren Eltern noch lange nicht ersetzen. Sie sehnte sich so sehr nach ihnen. Vor allen Dingen nach ihrer bloßen Anwesenheit und Nähe. „Ich denke Blumen übermitteln Botschaften und können Worte unterstützen.“
 

Chiaki wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment kam die Kellnerin und servierte ihnen das Gewünschte. Dann verschwand sie wieder. Nachdem Chiaki einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee genommen hatte, sah Chiaki zu Marron auf und blickte ihr in die Augen. „Ich kann nicht glauben, dass wir bisher nur über Blumen und mich geredet haben. Möchtest du nichts über dich erzählen? Ich würde gerne mehr über dich wissen.“

„Da gibt es nichts Großartiges zu wissen.“

„Oh doch, da bin ich sicher. Du hast sicher große Geheimnisse!“

Marron schüttelte den Kopf. „Ich bin einfach eine ganz normale Studentin.“

„Nein, das glaube ich nicht. Du bist… irgendwie selber wie eine Blume. Eine Rosenknospe. Du bist eine Schönheit und das obwohl du deine wahre Schönheit - deine Blüte, wenn du es so sagen willst - noch nie gezeigt hast. Doch wenn dir jemand zu nahe kommt, stichst du ihn mit deinen Dornen, um ihn auf Abstand zu halten. Aber in Wahrheit hoffst du, dass irgendjemand kommt, der einfach an den Dornen vorbei greift. Habe ich recht?“
 

Er sah ihr fest in die Augen. Und sein Blick war so bezwingend, dass sie ihr Gesicht nicht von ihm wegdrehen konnte, so wie sie es eigentlich vorgehabt hatte. Er verstand sie viel zu gut. Wie konnte das sein, wo doch bisher niemand aus ihrem Umfeld sie verstanden hatte? Und er kannte sie nicht einmal. War er einfach ein guter Menschenkenner? Oder redete er einfach nur irgendwelches Zeug von Blumen daher, um sie rumzukriegen? Marron war unsicher. Was sollte sie glauben? Konnte sie sich ihm anvertrauen? Als hätte er ihre Gedanken gelesen meinte er: „Du kannst mir vertrauen, Marron. Ich weiß, das klingt blöd, weil wir uns kaum kennen. Aber vielleicht lässt du es ja zu, dass wir uns näher kennen lernen?“

Sie sah ihn nur stumm an und nickte dann. Er grinste sie an und griff nach seinem Brötchen. „Dann wünsche ich dir einen guten Appetit.“
 

~Einen Monat später:~
 

Marron stand in ihrer kleinen Studentenwohnung und sah auf die Straße hinab. Es hatte zu regnen begonnen. Der Regen würde den Pflanzen gut tun. Die Menschen hingegen beeilten sich in ihre Häuser zu kommen. Es herrschte emsiges Treiben. Der Regenschirmverkäufer würde heute wohl gutes Geld verdienen.

Marron wandte sich vom Fenster ab und schritt unruhig durch die Wohnung. Warum kam sie ihr auf einmal so leer vor? Sicher, sie war nie gern allein gewesen, aber sie hatte sich immer damit abgefunden. Warum jetzt nicht mehr?

Lag es daran, dass sie endlich einen Menschen gefunden hatte, der sie verstand? Kamen ihr deswegen diese Räume nun so leer vor?
 

Sie konnte immer noch nicht richtig verstehen, wie Chiaki es geschafft hatte, dass sie sich ihm anvertraut hatte. Zwar hatte sie ihm längst noch nicht alles erzählt, doch es war ein großer Schritt für sie gewesen über das Verlassen ihrer Eltern zu sprechen. Bisher hatte sie darüber nur mit Miyako, ihrer besten Freundin gesprochen. Doch diese konnte ihre Gefühle nicht in dem Maße nachvollziehen, wie Chiaki es konnte. Lag es vielleicht daran, dass Chiaki auch schon einen Verlust erlebt hatte? Den Tod seiner Mutter? Sie wusste es nicht. Aber eins wusste sie: Sie hatte sich in gewisser Weise an Chiaki gebunden. Das tat sie selten, aus Angst wieder verlassen und enttäuscht zu werden. Ging sie mit Chiaki nicht auch ein Risiko ein? Sollte sie sich ihm wirklich weiter öffnen, ihm ihr Innerstes offenbaren?
 

Ein Klingeln an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Schnell ging Marron zur Tür und drückte auf den Knopf, der sich daneben befand. „Ja bitte? Wer ist da?“, fragte sie etwas unsicher nach. Sie bekam selten Besuch. Und wenn war es ihre Freundin, die im gleichen Wohnheim wohnte und deshalb meistens direkt an ihre Tür klopfte und nicht an ihre Haustür unten klingelte.

„Guten Tag. Hier ist der Postbote. Ich habe ein Paket für sie.“ Marrons Herz schlug schneller. Ein Paket? Von ihren Eltern? Sie hatten schon so lange nichts mehr von sich hören lassen.

„Kommen sie rein“, sagte Marron durch die Gesprächsanlage und öffnete die Haustür mittels Türsummer. Dann öffnete sie die Tür ihrer Wohnung und wartete gespannt, bis der Postbote die Treppen bewältigt hatte und vor ihr stand. Er reichte ihr sogleich ein längliches Paket. „Bitte sehr.“

„Danke.“ Marron nahm das Paket an.

„Wenn sie hier bitte unterschreiben würden?“

Marron tat wie ihr geheißen und unterschrieb mit ihrem Namen.

„Danke. Einen schönen Tag noch.“

„Ihnen auch.“
 

Mit dem Paket in der Hand betrat Marron wieder ihre Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Dann legte sie das Paket auf ihren Glastisch und hob gespannt den Deckel. Erstaunt blickte sie auf eine langstielige rote Rose hinunter, dessen Knospe kaum geöffnet war. Einen Moment lang starrte Marron fassungslos auf die Blume hinunter. Dann griff sie nach der Karte, die dabei lag, und las:
 

Ich hoffe, dass du dich mir bald, so wie diese Knospe sich der Sonne öffnen wird, vollständig öffnen wirst.
 

Chiaki
 

P.S.: Ich hoffe, du hast nichts gegen einen neuen Nachbarn. Neben dir ist eine Wohnung freigeworden und ich konnte einfach nicht widerstehen.
 

Während sie die Nachricht las stahl sich ein kleines Lächeln auf Marrons Gesicht. Das war typisch Chiaki. Kurz, prägnant, frech und doch irgendwie romantisch.

Marron presste die Karte an ihr Herz und sah auf die rote Rose hinab. Das Symbol für bedingungslose Liebe. Ihr Lächeln wurde langsam breiter. Sie sah wieder zum Fenster hinaus. Ein vorwitziger Sonnenstrahl bahnte sich den Weg durch die Regenfront.

Vielleicht war ja tatsächlich die Zeit gekommen, um sich zu öffnen…
 

~Und wie die Blume wieder blüht,

Wenn Gottes Auge nieder

Auf sie von seinem Himmel sieht,

Und unter ihr die Erde glüht:

So blüht der Mensch auch wieder!~*
 

~♦~♦~
 

* Autor: Johann Wilhelm Ludwig Gleim
 

So, das war's auch schon. Damit das Thema Blume im Zentrum bleibt, habe ich es bei diesem OS belassen und es zu keiner FF gemacht. Und das Ende gefällt mir... irgendwie. Ich hoffe, euch auch.
 

Eure Arashi



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2010-02-08T01:19:13+00:00 08.02.2010 02:19
wow
echt schöner os
toll geschrieben
und das thema blumen hast du schön hervorgehoben
dir beiden sind do ...kawai^^
mach weiter so
lg

Von:  narutofa
2010-02-06T15:10:38+00:00 06.02.2010 16:10
eine super OS. sie hat mir sehr gut gefallen. und du hast Chiaki und Marron genauso handeln lassen wie in manga oder anime. das war sehr gut. diese OS hat mich sehr begeistert. mach weiter so
Von: abgemeldet
2010-01-09T14:24:26+00:00 09.01.2010 15:24
Wooow *___*
Ich muss sagen, deine FF ist wunderschön>___<
Ich liebe Kamikaze Kaitou Jeanne sowieso über alles und die Story von dir passt wirklich voll gut.
Ich fand es schon immer toll, wie chiaki mit Marron geflirtet hat aber in deiner GEschi kommt das echt schön, vor allem finde ich es schön geschrieben, wie sie sich über die Bedeutung der Blumen unterhalten^^
Mach weiter so, dein Stil gefällt mir sehr^.^


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