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Der Karikaturist

der Tragödie erster Teil
von

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Im Magen den Universitaet

Für Mittagessen ist es noch zu früh, die Mensa füllt sich nur schleichend mit verschlafenen Gestalten, Gestalten die er noch nie zu vor gesehen hatte. An einen durchschnittlichen Dienstag wäre Earl zu dieser Zeit noch gar nicht hier, hier im Bauch der Universität - hier, wo die meisten der unterqualifizierten Studenten sich am wohlsten fühlen. Hinter Earl sitzt eine Gruppe langhaariger Stereotypen, diskutieren belanglos über Politik. Er ist froh, diese optischen Drillinge nicht weiter beachten zu müssen, zuviel Aufmerksam zieht das klinische Türkisgrün der Wände, die keinerlei Symetrie aufweisen. Wer hat dieses Gebäude entworfen? es sind keine zwei Linien parallel. er sieht keine Logik in diesem Raum, alles ist so verzogen und fast schon schief. Gezwungenermaßen schaut er zu zwei Frauen hinüber, geschminkt bis über beide Ohren, eine Maske der Falschheit verbindet beide miteinander. Und trotzdem ist es keiner von beiden gelungen, ihr viel zu rundes Kinn zu übermalen oder wenigstens irgendeinen Fleck Haut so zu perfektionieren, wie sie es wohl gern hätte - nicht annähernd. Es ist gut, dass seine Zeichnungen schwarz - weiß sind, keine Zeit wird an Farberscheinung verschwendet.

Es dröhnt. Farbe und Formen schlagen über ihm zusammen und zugleich auf ihn ein. Und trotzdem ist es hier viel angenehmer als im Seminarraum. Der Seminarraum, aus dem ich gerade geflüchtet bin. Der Professor wird Verständnis für das kleinlaute "Entschuldigen sie..." haben. Ich bin schließlich nicht der einzige Student, der so studiert. Gerade heute war das Seminar unaushaltsam. All diese Nasen, jede anders, jede stellt andere dumme Fragen. Und Die Stahlwolle von Professor antwortet - in keinsterweise genervt, nein, sein Mund tanzte, seine Sprachmelodie klang sogar glücklich, keine Melodie, die Earl an diesem Dienstag Vormittag glücklich gemacht hätte. Er hielt es nicht aus in diesem Raum, nicht heute.

In Gedanken zwischen Mensa und Seminar zu drehen macht das endlose Warten auf den Mitleidenden angnehmer. Jeff ist immer zu spät, das ist nichts Neues. Ein lauter Ruf unterbricht die Enspannung des Moments und lässt Earl wieder leiden: ein Gerüst von Mann tritt in den Raum, nicht älter als er und schreit Parolen von Pflanzenschutz mit seinem selbstgemalten roten Banner in das Türkis der Essanstalt. Wie selbstüberzeugt er die Brust streckt, mir wäre so eine Erscheinung hier sehr peinlich.. Seine eiserne Stirn hängt tief und schwer in seinen Augen, berüht nahezu die kupfernen Wangen. Man fühlt sich bedroht von den kurzen Nadeln und Stacheln, die aus seinen Hinterkopf ragen und den Knochigen Schultern und dem blassen Bartstoppeln.

Plötzlich und erlösend stolpert Jeff in seiner ungeordnet windigen Präsenz hinter dem vermeintlichen eisernen Holzfäller hervor und eilt herüber. Jeff..wieso spottest du nicht über ihn? kenne ich ihn schon zu lang? länger als das optische Auge sehen und urteilen kann?.Jeffs rote Wangen erzählen von seinem flüchtigen Ausflug in der kalten Herbstluft.

"Hey Gamblin, hast das Seminar genossen?" Trotz diverser Atempausen ist sein neckender Ton deutlich zu hören, deutlich nicht zu ueberhören. Kurze Stichworte machten dem Freund die aktuelle Situation klar: Eine intensive Wahrnehmung ist nichts unnatürliches für einen Karikaturisten, im Gegenteil - es ist sogar mehr als Notwendig. Doch heute war die Diskussion schlimmer als je zuvor, eine Selbsthilfegruppe, der nicht zu helfen ist. So spielerisch er doch damit umgeht, kennt Jeff das Problem und nimmt es so ernst, wie ein Freund sollte. Freund. Schon das Gefühl des Bekannten in dieser trostlosen türkisen Grauheit lässt die Spiralen der Abnormen normalen Welt etwas langsamer drehen.

"Also siehst du zuviel",analysiert Jeff, wie Earl das von ihm erwartet,"zumindest mehr als noramlerweise. Oder noch besser gesagt: Du siehst genausoviel wie sonst, nur intensiver"

Die Erklärung erinnert Earl mehr an Geschichten von Antidrepressiva und anderen Drogen. Doch schon bevor sein Kopf das Wort Antidepressiva durchdacht hatte, schwebten ihm schon bunte, überdrehte Farben vor den Augen, welche zu schwer wieder zu verbannen sind. Zusammengekniffene Augen, gerunzelte Stirn und ein kurzes Kopfschütteln werfen das Bild wieder zurück in den Hinterkopf, wo es für eine weitere Weile als Vergessene Idee bleibt. Die Konzentration fokusiert sich wieder auf Jeffs Worte: "Hier hab ich ein paar Tabletten, die dürften helfen", er zauberte einen kleinen organgenen Zylinder aus seiner Jackentasche:" Du wirst dich dich wohl etwas düsig fühlen und weniger fokusieren können."

Die Nebenwirkungen verwerfend greift der Betroffene nach dem Behälter und wirft sich zwei der Pillen ein ohne Farbe und Form derer auch nur anähernd zu mustern - Die Droge wird so unbeschrieben anonym wie nur möglich gehalten, wie eine weisse Leinwand - charakterlos, assoziationslos.

Freundlich locker abwinkend trödelt Jeff zu den Drillingen hinüber, scheinbar hat er vernommen, worüber pseudophilospohiert wird, er möchte mitdisputieren und schon verschwindet er aus dem Kreis der Aufmerksamkeit.
 

Für Mittagessen ist es jetzt zu spät, eine Stunde in der Bibliothek gewesen, landet Earl wieder im Zentrum der Aufnahme - der Mensa. Der stille Zustand der Abgeschiedenheit in diesem perfekt organisierten Würfel voller Antworten, die erfragt werden wollen, hatte eine matte Entspannung herbeigezogen. Er hat scheinbar nur falsche Fragen gestellt, denn die Antworten hat er nicht verstanden. Muss wohl an der Tablette liegen, es wirkt: Mein Kopf ist frei, die Umwelt fühlt sich gut an. Wieder in der Mensa, wieder warten auf Jeff, der ihm die neuen Aufgaben für Karikaturen gibt. Das Zeichnen ist fein, Karikaturen sind keine Schwierigkeit - überhaupt nicht, doch was Zeitschriften sehen wollen ist nicht genug in der Reichweite der Interresse, das ist Jeffs Part, den die Themen mehr beschäftigen als die entstehenden Illusttrationen. So besteht ein Bund zwischen Geschäftspartnern, eine Symbiose zwischen Freunden - es funktioniert, denn es bezahlt die Miete, dafür wartet Earl gerne jede Woche weitere 20 Minuten.

Es herrscht eine nicht zu lokalisierende Ruhe, ist der Raum einfach entwirrt oder ist Earl selbst so entspannt? Kein Türkis schlägt ihn mehr, keine Partei des Saals greift ihn mehr an. Er erschrickt ein wenig, als sich unerwartet eine Frau vor ihn setzt - die typischen ersten Eindrücke - wellendes Haar- blond in so vielen Tönen und Augen und ein Mund, eine Nase. Nichts geschieht. Nach einer zehrenden Ewigkeit merkt er, wie penibel er sie anstarrt. "Hallo, geht es dir nicht gut, du sahst nicht gesund aus, als du aus dem Seminar gerannt bist", eine kleine Umspielung von freundlichem Lächeln bewegte ihren Mund, er nahm es mehr war als das Sprechen an sich. Klara. das blonde Sonnengesicht mit der eckigen Nase, welches sein Seminar teilt, er hatte sie noch nie so gesehen. Sie war hübsch. Noch in ihrem faszinierendem Anblick verloren, wurde er sich bewusster, dass gerade eine Frage auf eine Antwort wartet, auf seine Antwort. Er zögert, ein kleinlautes "jain" kommt aus seinem Mund was für eine dumme Aussage, ich hätte ruhig etwas konstruktiveres hervorbringen können"nicht mehr. Jetzt geht es mir besser. Vorhin hatte ich ein wenig Kopfschmerzen..." verdeutlichte er seine Aussage.

Earls Welt ist nicht mehr aufregend, keine Gesichter verziehen sich, keine Farben vermischen sich und bilden abstrakte Gemälde, alles hat eine frische Ruhe - er geniesst es, und genau das fasziniert ihn so. Nicht einmal die zwei Verbündeten des eisernen Holzfällers stören seine Ausgeglichenheit - beide sind wesentlich normaler als jener, der eine etwas dicker, der andere groß und schlank mit einem weniger intelligenten Gesicht, keine Grund für eine Beleidigung der Wahrnehmung, nicht einmal ein Grund für ein Ärgernis. Ebenso erscheint der Rest der Nahrungseinrichtung.

Nach einem kleinen belanglosen, aber sehr angenehmen Smalltalk mit Klara taucht Jeff auf, wüst und ungeordnet wie immer und sofort will er die andere Gesprächspartnerin ablösen. Moment der Musterung. Mit einem netten Zwinkern und dem Anflug eines Winkens stand sie auf und schmiss noch ein paar Worte des Abschieds und des Wiedersehens über den Tisch bis sie entgültig entschwand.
 

Gefangen war er in seiner kleinen Blase der Bewegungslosigkeit, keine Zeit vergeht, die Impression seiner fortgegangenen Begegnung lebt noch immer in der Kugel, in der er sitz. Ich träume immernoch - es gibt Dinge mit Jeff zu bereden Kurz vergisst er diese perfekte Ästhetik und kehrt wieder zur Realität der Uni zurück. Weniger freiwillig, doch der Selbsterhaltungstrieb zog ihn dahin - die Miete zog ihn.

Ein vergilbter, eckiger Ordner schlägt auf den runden Tisch, eilig erzählt Jeff von einigen Ereignissen, Skandalen der letzten Woche - noch nie ist Earl aufgefallen, wie schlecht die geschmacklos dunkelviolett geränderte Uhr oben an der Wand in die Mensa passt. Zittrige Finger skizzieren Szenen auf weissen Blättern. Noch sind sie weiß. Noch sind die Burger in der Cafeteria frisch, geizig gibt die korpulente Essensfrau die kleinsten davon zuerst an die hungernden Studenten ab, derweil vernimmt Earl Worte im Themengebiet von Korruption und Ungerechtigkeit, dann über ewig lange und uneindeutige Reden," Wie findest du du Idee?" scho wieder eine Frage. zuhören lässt sich leichter vortäuschen als Antworten. Was soll er sagen? Lügen? Gestehen? "An der Bildaufteilung mache ich noch etwas, aber die Idee gefällt mir." Diplomatisch nichts gesagt. Aber die Hörende und urteilende Macht ist zufrieden. Die Essensfrau packt ihr eigenes, Mitgebrachtes Essen aus, irgendetwas grünes in gelb. Warum sollte sie die größten Burger behalten, wenn sie jene doch nicht einmal selbst isst.? Vielleicht hat sie Lieblingsstudenten. Nein, warum sollte sie?Lieblingsstudenten - und schon waren die duselig verschwommenen Gedanken wieder bei der Sonnendame mit der markanten Nase. "Diese Tabletten sind der Hammer, kannst du mir mehr davon geben? Oder mir sagen, wo du sie her hast?" eine hochgezogene Augenbraue und Nachfrage nach den Tabletten traf Earl zurück. Jeff fragte überrascht, fast schon skeptisch, ob er gar nicht wissen wolle, was das für Medizin ist. "Egal, es hilft." Eine Zweite hochgezogene Augenbrau und ein Blick der Enttäuschung zogen das Gesicht des Freundes nach unten, als hätte ihm Jemand den Spaß verdorben. Earl verstand nicht, er verstand die Regungslosigkeit Jeffs nicht. das war eine klare Aufforderung, eine Frage, eine Bitte. Warum reagiert er nicht?.

"Oh Gamblin. Der einzige Effekt von den zwei Pillen, die du geschluckt hast wäre, dass dein Mund nach Minze riecht", macht Jeff eine typische ironische Andeutung, aber Earl durchschaut die vorsichtig versteckte Entschuldigung. Also nur ein Placebo, jetzt da ich das weiß, dürfte es nicht mehr funktionieren.Er schaut an Jeff vorbei, wartet angespannt, was ihn als erstes anspringt - wie ein Fackelhaltender in einer Höhle voller Fledermäuse. Fledermäuse. Zwielichtige Kreaturen, wie viele dieser nachtaktiven Tagschläfer in der blaugrünen Speisegrotte wohl herumhaengen mögen? Noch schaut Earl sich um, merkt nicht die ersten Schweißtropfen, merkt nicht, dass seine abweichenden Gedanken doch schon der anspringende Informationsüberfluss sind.

Er zerrt sich aus der hungrigen Dunkelheit wieder an den kleinen steril ovalen Tisch zurück. " Ein Placebo also."," Wenn du es so nennen willst: ja", kommt die Reaktion diesmal schneller, aber auch vorsichtiger aus der anderen Ecke des runden Tisches. Mit einigen unzusammenhängenden Gesten und Worten macht er Jeff klar, dass er nicht böse auf ihn ist - die Stimmung ist wieder entspannt wie immer - zumindest für den, der keine Räuber der Nacht wittert. "Also ist es mir möglich, meinen Tag ohne jegliche Medizin zu genießen." Nicht unbewusst beschönert Earl diese Idee so sehr für Jeff, denn umso erstrebenswerter wirkt es für ihn selbst. Weiter spielt Jeff leicht: "freut mich, dir geholfen zu haben." Ob er es glaubt oder nicht, Jeff hat extrem geholfen - Earl hat wirklich die Mögichkeit den Spielverderbenden Ton, den makaberen Erzähler die Stimmbänder zu nehmen. Nur wie er das schafft, ist Earl noch ein unangetastetes Rätsel. Doch vielleicht ist die Dame der Sonne ihm eine Hilfe in diesem finsteren Labyrinth.oder vielleicht ist sie auch nur eine Motivation, selbst das würde ungemein helfen. Auf jeden Fall ist sie - Klara der nächste Anhaltspunkt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  nufan2039
2010-01-31T09:58:16+00:00 31.01.2010 10:58
Ich bin jetzt einfach mal so frei, einen Kommentar für zwei Kapitel zu schreiben. Verzeih mir das bitte. ;)

Ich finde deine Art zu schreiben wirklich faszinierend, ich finde, du hast eine äußerst intelligente Art, dich auszudrücken und denke, dass du unglaublich kreativ bist.

Du bist unglaublich begabt, ws das Beschreiben angeht, deine Geschichte ist bildgewaltig und du kannst richtig gut mit Worten umgehen.


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