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Lerex' Kurzgeschichten und andere Schreibselein

von

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Akima

Aki lief im Kreis herum. Immer und immer wieder, während Aura neben dem Stein saß, auf dem ich lag. Ich war wach, doch dachten die beiden, dass ich schlief. Lange Zeit hörte ich Akis Schritten zu. Irgendwann aber wurde es Aura zu viel: „Nun hör auf! Ich kann es nicht mehr ertragen, wie du auf der Suche nach einer Lösung dauernd im Kreis rennst. Deine Gedanken gehen den Gleichen Weg wie deine Pfoten!“ Man hörte die Angst und die Traurigkeit in ihrer Stimme deutlich. Auch das sie keine Hoffnung hatte. „Im Gegensatz zu dir versuche ich aber wenigstens einen Weg zu finden, wie wir wieder ein Zu hause bekommen!“, rief er jedoch aufgebracht und hielt an, aber man hörte ihm an, dass auch er langsam die Hoffnung verlor.
 

Oh? Du fragst dich wer ich bin, und wovon ich gerade erzähle?

Nun gut. Ich bin ein Rotfuchs und man nennt mich Mucks. Aki ist ein beiger Labradorrüde und Aura eine graue Perserkatze. Sie sind meine Freunde und Leidensgenossen.

Nun fragst du dich sicher Wieso „Leidensgenossen“, hm?

Dann lass mich mal erzählen....
 

Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen. Die Sonne lachte und die Vögel sangen. Meine Mutter und mein Vater schliefen noch tief und fest, während meine Geschwister und ich schon munter waren. Aber alle waren noch in der Höhle. Wir balgten uns etwas, als plötzlich ein seltsames Geräusch an unsere Ohren drang. Es war so, als falle immer wieder ein Stein auf die Erde. Daneben erklang das Geräusch von großen Pfoten. Nun wachten unsere Eltern auf. Mein Vater lief hinaus, und war kurz darauf schon wider in der Höhle. „Ein Jäger! Ein Jäger und sein Hund!“ rief er und wandte sich an meine Mutter. „Schnell! Bring die Kleinen weg! Ich lenke ihn ab!“, und schon war er wieder fort. Mamas Blick huschte zwischen uns umher. In ihren Augen spiegelten sich Trauer und Schmerz. „Es tut mir Leid Kinder.... Ich kann immer nur einen von euch auf einmal fort bringen....“, meinte sie und packte mich am Nackenfell. Sie trug mich durch einen anderen Ausgang hinaus. Ich weiß nicht wie weit sie lief, aber dort, wo sie mich absetzte und mir sagte ich soll warten, kannte ich nichts. Es war noch im Wald, aber nahe am Rand. Ich roch Dinge die ich nicht kannte, aber von denen ich vermutete, das sie den Menschen gehören. Trotzdem wartete ich in dieser Gegend. Ich wartete einen Tag und eine Nacht, aber Mama kam nicht wieder. Auch Papa kam nicht. Am Morgen des nächsten Tages begann ich zu wimmern. Ich achtete nicht auf meine Umgebung, so das ich völlig überrumpelt war, als plötzlich ein Hundewelpe vor mir stand. „Hallo. Wer bist du? Was machst du hier? Bist du alleine? Wo ist deine Familie?“, fragte er. Aber er wartete gar nicht, ob ich ihm antwortete sonder redete einfach weiter. „Also mein Name ist Aki! Ich lebe nicht mehr bei meiner Mama, sondern bei einem kleinen Mädchen. Sie ist auch gerade mit mir spazieren! Sie müsste gleich kommen. Und bei uns gibt’s auch noch eine Katze! Sie heißt Aura! Wenn du keine Familie mehr hast, komm doch mit uns...“ Sein Redeschwall wurde nur unterbrochen, weil jetzt das Mädchen von dem er gesprochen hatte da war. Ich verstand nicht, was sie sagte, doch nahm sie mich anschließend auf den Arm und trug mich fort. Aki lief neben uns her. Die Menschen bei denen wir dann waren, waren größer. Sie waren böse auf die Kleine. Vor Schreck ließ sie mich fallen. Sobald ich auf dem Boden war, flüchtete ich zu dem einzigen was ich hier kannte: Aki. Der begann die großen Menschen an zu knurren. Es schien mir, als könne er verstehen was sie sagen. Ich wollte aber gar nichts hören, schloss die Augen und packte mir die Pfoten auf die Ohren. Auf einmal meinte Aki: „Mucks? Ja Mucks passt gut! Hey Füchschen! Die Eltern haben gesagt, du kannst bleiben! Und Mucks ist jetzt dein Name!“ „Was?“ fragte ich „Ich kann hier bleiben? Aber eben haben die großen doch noch mit der kleinen geschimpft....“ „Das war weil sie sauer waren, dass sie dich einfach mitgenommen hat. Komm mit, ich zeig dir die Wohnung!“ Und schon rannte er vor raus. Ich beeilte mich ihm zu folgen. Er führte mich durch 15 Höhlen auf Zwei ebenen, die er „Räume“ nannte oder „Zimmer“ nannte. Die Ebenen hießen ihm nach „Etagen“ oder Stockwerk“ und waren mit etwas verbunden, was er als „Treppe“ bezeichnete. „Kinder-zimmer“, „Badezimmer“, „Esszimmer“ und noch einige weitere Höhlen gab es. Das Zimmer in dem wir zu Anfang gewesen waren nannte er „Küche“. „Badezimmer“ gab es dreimal, sah aber immer anders aus. Die ganze Zeit erklärte mir Aki wofür diese Orte gut waren. Ab und zu sahen wir auch die Menschen. Sie machten komische Geräusche. Der Welpe meinte sie lachen, weil ich so feige sei, nebenher erfuhr ich außerdem, das er so alt war wie ich. Als letztes führte er mich ins „Wohnzimmer“. Auf einem komischen etwas, das Aki „Sessel“ nannte, lag eine kleine graue Katze. Kaum älter als Aki oder ich. Er hatte mir ihren Namen schon im Wald genannt: Aura.

Vor Freude wedelnd lief meine Führung auf sie zu und begann sie vollzutexten. Sie schien es schon gewöhnt zu sein, denn sie reagierte nicht groß auf ihn, bis er von mir erzählte. Sie sah mit ihren goldenen Augen zu mir. Ich weiß nicht wieso, aber mir war unwohl. Ich kauerte mich zusammen und zitterte. Fast augenblicklich war Aki wieder bei mir. Er stupste mich auf die Pfoten und wieder folgte ich ihm. Zurück zu dem Ort der „Kinderzimmer“ hieß. Dort war ein großer Korb. Viel zu groß für Aki, aber er sagte das sei seiner. Auf meine Frage hin meinte er, das er so groß sei, damit sie später keinen neuen kaufen mussten. Vorerst könne ich bei ihm schlafen, bis die Menschen mir einen eigenen besorgten. Vorsichtig kletterte ich zu ihm hinein und kuschelte mich an ihn. Ich war in diesem Moment traurig und glücklich zugleich. Traurig weil ich meine Familie verloren hatte, und sie wahrscheinlich nicht wiedersehen würde, aber glücklich weil ich schon jetzt wusste, dass Aki der beste Freund für mich sein würde, den ich jemals haben könnte. So schlief ich ein...
 

Einige Zeit später hatte ich gelernt die Menschen zu verstehen, und auch mit Aura hatte ich mich angefreundet, auch wenn sie mir manchmal Angst machte. Ich hatte erfahren das Aki ein Labrador war und Aura eine Perserkatze. Sie schien Dinge zu sehen die Aki und mir verborgen sind. Sie schien auch schon manches durchgemacht zu haben, denn sie wirkte auch oft kalt. Unsere Besitzer merkten es aber nicht. Auf meine Fragen bekam ich nie eine Antwort. Irgendwann hörte ich auf zu fragen. Wir gewöhnten es uns an zusammen in einem Korb zu schlafen.

Mit der Zeit änderten sich unsere Charaktere teilweise. Aura wurde gesprächiger und freundlicher, ich dagegen blieb weiterhin sehr ruhig. Aki erlebte die größte Veränderung. Früher hat er pausenlos geredet, aber jetzt war er ruhiger. Seine Worte waren wohl überlegt und meistens sehr beruhigend geworden, wenn wir aufgeregt waren.

Wir waren so etwas wie ein kleines Rudel geworden. Mit Aki als Anführer. Anders konnten Aura und ich uns seine massive Veränderung nicht erklären. Aber wir wussten sicher, dass er unser bester Freund war. Ebenso wie das wir zu dritt alles schaffen konnten, denn wir waren beste Freunde. Wir dachten, dass es für immer so schön bleiben würde.

Aber wir irrten uns alle drei, denn als wir nach Menschenjahren gerechnet zwei Jahre alt waren, änderte sich alles.
 

Es war mitten in der Nacht, als wir drei aufschreckten. Da war ein seltsamer Laut aus dem unteren Stockwerk. Das Mädchen schlief noch ruhig. Leise schlichen wir uns auf den Flur. Aura ging ins Schlafzimmer der Erwachsenen. „Die schlafen auch beide.“, meinte sie, als sie zurückkehrte. Aki und ich schauten uns an. „Also ist noch irgendwer anderes hier.“, meinte er.

Für menschliche Ohren lautlos schlichen wir zur Treppe und hinunter. Dort ging es dann Richtung Wohnzimmer, aus dem die Geräusche kamen. Im Flur fiel mir das weit geöffnete Fenster auf. Wir sahen Licht durch den Türschlitz fallen. Zum Glück war sie nur angelehnt. Vorsichtig machte Aki sie mit der Schnauze auf. Drinnen sahen wir einen Menschen komplett in Schwarz stehen. Er hatte einen großen Beutel bei sich, in den er alles Mögliche packte. „Wer ist das, was macht der da?“ fragte Aki leise. Zu der Verwunderung meiner Freunde antwortete ich: „Ein Dieb. Er klaut Sachen. Als so etwas wurde meine Familie immer von den andern Tieren des Waldes beschimpft.“ Bitterkeit schwang in meiner Stimme mit. Ich hatte nie die Beschimpfungen der Rehe und allen anderen vergessen.

Ein paar Sekunden stand Aki noch still. Der Mensch hatte uns noch nicht bemerkt. Dies nutze der große Hund aus. Er sprang ihn von hinten an. Die Wucht ließ sie beide hinfallen. Noch ehe der Dieb wieder stand, hatten Aura und ich uns in seinen Waden fest Gebissen. Keiner hatte einen Ton von sich gegeben. Dies war wohl das schlimmste gewesen, das wir ungehört geblieben waren, denn der Mensch holte etwas aus einer Tasche heraus. Wir erkannten ein Feuerzeug. Doch kam er an keinen von uns heran, weswegen wir dachten, das es nutzlos sei. Doch das war es nicht. Er steckte den Teppich in Brand. Jäh züngelten Flammen auf. Durch den Wind der vom Flur her rein wehte verbreitete sich das Feuer. Erschreckt ließen Aura und ich ihn los. Wir flohen mit Aki in den Flur. Als wir ins Wohnzimmer zurück blickten, sahen wir, wie das Feuer den Dieb erreichte, der wegen unseren Bissen nicht fliehen konnte. Mehr konnten wir nicht sehen, denn der Wind trieb das Feuer weiter. Langsam kroch es in den Flur. Wir stürzten die Treppe hinauf, während Aki wild zu bellen anfing. Die Menschen wollten aber nicht richtig aufwachen. Als der Vater endlich wach war und wir in ihn in den Flur bekommen hatten, wo er die Treppe hinunter schauen konnte, war das Feuer dies schon zur Hälfte hinauf gekommen. „Oh Nein!“, rief er aus und stürmte ins Kinderzimmer. Als er wieder herrauskam hatte er das Mädchen auf dem Arm und ging ins Schlafzimmer. Wir folgten ihm. Dort war ein Telephon. Er begann eine Nummer zu wählen, hielt sich den Hörer ans Ohr, legte aber sofort wieder auf. „Mist! Die Verbindung ist Tod!“ Er ging zum Fenster und öffnete es. Wir wussten was er sah. Unter dem Fenster ein Gitterzaun mit Eisenspitzen, die einen Menschen töten würden, spränge er hinaus. Und auf der anderen Seite davon eine steile Erdwand mit ein paar winzigen Sträuchern, auf der kein Mensch halt fand und die hinab zu einem Fluss führte, der im Moment ebenso tödlich war wie der Zaun, weil das Schmelzwasser aus den Bergen da war. Er ging wieder zur Tür. Das Feuer erfülle auch schon auf dieser Etage den Flur. Für sie gab es kein entkommen.

Der Vater drehte sich zu uns um. Traurig blickte er uns an. „Springt durch das Fenster meine drei Freunde. Ihr könnt halt finden. Wir nicht. Flieht vor dem Feuer.“ Wir wollten nicht. Doch der Vater zwang uns hinaus zu springen, indem er nach uns trat. Auch das Mädchen machte mit Tränen in den Augen mit, ebenso die Mutter.

Mit unseren Pfoten konnten wir Halt finden. Wir rutschten nicht in den Fluss. So schnell wir konnten liefen wir Flussabwärts und dann wieder hinauf auf ebene Erde. Wir sahen zum Haus. Es qualmte Rauch aus den offenen Fenstern und dem Schornstein. In der Ferne hörten wir die Sirenen der Feuerwehr. Jemand von den Nachbarn muss sie benachrichtigt haben. Aber es war zu spät.

Wir wandten unserer gemeinsamen Menschenfamilie den Rücken zu und liefen in den Wald. So weit hinein, dass wir keine Menschen mehr riechen konnten, ehe wir ausruhten. Ich legte mich auf einen Stein und Aura legte sich erschöpft daneben, während Aki sich vor uns setzte. Wir alle wussten, dass wir alleine nicht überleben konnten, dass wir gemeinsam aber nicht wieder aufgenommen werden würden. Doch wir waren zu müde um zu reden. An Ort und Stelle schliefen wir ein.

Als ich wieder aufwachte tat ich als würde ich noch immer schlafen. Denn ich hörte Akis schritte. Ich vermutete das er schon eine Weile wach war und auch Aura, denn sie seufzte neben mir. Er lief im Kreis...
 

Und nun sind wir wieder am Anfang....

Aura hat keine Hoffnung mehr auf ein Zu hause und Aki versucht eine Lösung zu finden, wie wir wieder eins bekommen können.

Wie? Du willst wissen ob wir es schaffen?

Dann lass mich mal weiter erzählen....
 

Wegen Akis saurem Ton wurde nun auch Aura wütend. Sie begann zu fauchen. „Wer hat denn nicht eingegriffen, als der Dieb sein Feuerzeug herausholte?! Das warst ja Wohl du! Mucks und ich konnten es ja gar nicht, weil unsere Fänge in seinen Waden hingen!“ „Das weiß ich doch selbst, verdammt! Reg dich ab. Ich konnte außerdem ebenso wenig wissen wie ihr, was er vorhatte.“ Ich hörte wie Aura zu einer Antwort ansetzen wollte und machte die Augen auf. Prompt saß ich auch schon. Das hatte die beiden überrascht, so dass ich etwas sagen konnte: „Bitte hört auf. Wenn wir uns streiten geht es uns nur noch schlechter.“

Bedrückt sahen beide zu Boden. Ich sah zum Himmel. Es war kurz vor Mittag. Plötzlich knurrten unsere Mägen und wir lachten. Dass wir in so einer Situation hungrig waren, war für uns sehr komisch. Auch wenn es uns nicht weiter half, so besserte es unsere Stimmung auf. „Ich schlage vor, wir versuchen erstmal uns etwas zu erjagen.“, meinte Aki. Aura und ich nickten zustimmend.

Es dauerte zwar bis zum Abend, aber dann hatten wir etwas zum Essen. Es waren zwei Hasen. Niemals hätten wir gedacht, dass so etwas so gut schmecken würde. Nach dem Mahl schliefen wir sofort eng zusammen gekuschelt ein.

Am nächsten Morgen kehrten wir ohne uns vorher abgesprochen zu haben zurück zu dem Haus. Es war fast völlig herunter gebrannt. Ein paar Menschen waren da. Wir erkannten ein altes Pärchen als die Großeltern des Mädchens. Wir gingen zu ihnen. Sie bemerkten uns zuerst nicht, bis Aki die Frau vorsichtig anstuppste. Mit feuchten Augen wandte sie sich uns zu. Zuerst schien sie nicht zu verstehen. Dann fiel sie auf die Knie, schlang Ihre Arme um Akis Hals und begann in sein Fell zu weinen. Der Mann kniete sich neben sie und begann Aura zu streicheln, während seine Augen auf mich gerichtet waren. Seine Worte galten aber uns allen: „Ihr lebt noch... Die Feuerwehr hat schon gesagt, dass sie keine Tierleichen gefunden haben... Ach ihr Lieben... Ihr hängt wirklich sehr an ihnen, dass ihr wieder hergekommen seit...“

Einige Zeit standen wir einfach bei ihnen. Andere Verwandte des Mädchens kamen. Auch ihre Freunde. Alle streichelten uns und weinten. Am Abend war niemand mehr da. Wir wussten nicht wohin, und wollten schon wieder in den Wald gehen, als der alte Mann wieder kam. „Kommt mit, ihr Lieben... Unsere Enkelin hat euch mehr als alles andere geliebt... Ihr sollt für eure Restliche Zeit bei uns wohnen...“ Seine Stimme war traurig aber auch sanft. Wir spürten alle drei, dass wir ihn auch immer an das Mädchen erinnern würden, aber wir gingen trotzdem mit ihm.
 

Viele Jahre später starben er und seine Frau. Er hatte sein Versprechen gehalten. Uns war es gut ergangen, so gut, dass wir, obwohl wir noch weiterleben konnten, ihnen folgten...



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