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Incomplete - Bis(s) in den Tod

The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!
von

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Übertrieben

sry, dass es so lange gedauert hat... bei mir ist uni-mäßig viel los .... herzlichen dank aber für die tollen kommis !
 

Musiktipps:

Mandy Moore - Only Hope http://www.youtube.com/watch?v=OeWfmIQk3Fc

Dave Barnes - I Have and I Always Will http://www.youtube.com/watch?v=Y_vKBhTVlXk&feature=PlayList&p=8202E0AF6D0212C5&playnext_from=PL&playnext=1&index=46

Das erste Lied hat diesen faden Beigeschmack, dieses leicht traurig, theatralisch; das mag ich total^^ tja... das zweite Lied ist so romantisch... *love* ich mag es besonders an der einen Stelle ;)
 

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Drei Tage später fuhren Nela, Lion und ich nach Forks. Nela hatte begeistert zugesagt. Begeisterter als ich gedacht hatte, aber Edward hatte scheinbar besseres Gespür gehabt – was ja nicht selten vorkam. Sie hatte sofort ja gesagt und wollte natürlich unbedingt mit. Ich war unwillkürlich verblüfft gewesen wie überschwänglich sie sich freute mitzukommen. Schließlich würde ja nichts Großartiges in Forks passieren und die „Action“, die Emmett ihr bot, konnte ich ihr natürlich nicht mal ansatzweise bieten.

Bei Nelas Geschwindigkeit würden die 1000 Kilometer sehr schnell zurück gelegt sein. Außerdem musste ich meinem Neugeborenen dann keinen Flug zumuten – und Nela freute sich ihren Porsche an die Belastbarkeitsgrenze zu treiben, so ihr Argument.

Mir war kribbelig zumute. Ich war lange nicht in Forks gewesen und Nela würde natürlich einiges wissen wollen. Einiges, was ich erfolgreich verdrängt oder bestenfalls verarbeitet hatte.

Wir hatten uns gestern dann alle zusammengesetzt und die Taufe besprochen, nachdem am gestrigen Vormittag das Taufgespräch mit dem Pastor stattgefunden hatte. Edward hatte bei letzterem größtenteils geredet bzw. meine kläglichen Sprechpausen genutzt. Ich wusste bei vielem, was der Pastor wissen wollte, nicht was ich sagen sollte. Edwards Fähigkeit war ein entscheidender Vorteil gewesen, da er so dem Pastor sagen konnte, was er hören wollte (und das merkte ich auch, denn Edward hätte das niemals in der Form gesagt, was er dem Pastor erzählt hatte).

Nach der Taufe würden wir in den Saal unterhalb der Kirche gehen. Alice war der Meinung, dass es zu langweilig wäre, wieder im Haus zu feiern und außerdem habe sie gesehen, dass der Pastor dann bereitwillig Abänderung in der Taufzeremonie annehmen würde. Schließlich bekam er dadurch Einnahmen zustande, die seine Gemeinde durch einen Wasserrohrbruch dringend notwendig hatten, ergänzte Edward. Ich stimmte all dem zu und sagte zum Schluss noch, dass ich nicht wollte, dass sie Lion bzw. mir etwas schenkten. Ich hatte schon so unendlich viel von ihnen allen bekommen und es sollte einfach nur eine Feier werden, eine Taufe. Etwas grummelig hatten sie zugestimmt. Sie gaben mir sowieso – materiell wie immateriell – viel zu viel, sodass ich niemals ihnen auch nur annähernd so viel zurückgeben konnte. In finanziellen Dingen hatte ich in den letzten Jahren eingesehen, dass Bescheidenheit ein falsches und kränkendes Signal an die Cullens war. Ich war nicht verschwenderisch geworden, aber ich hatte es akzeptiert. Aber alles andere, was sie mir gaben, die Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe, konnte ich in dem Ausmaß niemals erwidern und das verband ich mit weiteren Geschenken.

„Wir sind da“, verkündete Nela, als wir das Ortseingangschild passierten, als ich von der Rückbank, neben Lion, nach vorn spähte. So viele Gedanken rauschten mir urplötzlich durch den Kopf. Damals, als ich hier hergezogen war…

„Wo muss ich jetzt hin?“, fragte sie, nachdem sie sich zu mir umgedreht hatte.

Ich lotste sie, innerlich abwesend, durch die Straßen. Wann war ich das letzte Mal hier gewesen? Vor mehr als einem Jahr, antwortete ich mir selbst. Als ich Elisabeth traf. Es war nicht die Zeit, die seit dem vergangen war, welche mich melancholisch werden ließ, sogar etwas erschreckte, sondern das, was seitdem passiert war. Die Stimmungen waren so hoch wie tief geschwankt und die Ereignisse so wunderschön wie schrecklich gewesen.

„Da ist das Haus“, vernahm ich Nelas Stimme. Es war keine Frage und ihr Ton klang merkwürdig. Ich sah auf. Erst in ihr Gesicht im Rückspiegel, dann zu dem Haus. Wie lange standen wir hier schon?, schoss es mir augenblicklich durch den Kopf, da Nelas Blick etwas wartendes verriet.

„Ja, wir können mal reingehen… wenn du willst“, bot ich ein wenig steif an und spürte den Schlüssel in meiner Jackentasche.

Nela nickte. „Ja gerne.“

Ich zog Lion die Jacke an und den Gurt des Maxi Cosis an seinem Bauch einen Hauch strammer, ehe ich mit ihm aus dem Auto ausstieg. Nela hatte das Auto abgeschlossen und war zum Haus gegangen, menschlich, langsam. Sie wirkte ehrfürchtig, als wir, nachdem ich aufgeschlossen hatte, das Haus betraten. Ich atmete tief ein und aus, um mir ein Seufzen zu verkneifen. Ich hatte das Haus, dummerweise, so geglaubt vorzufinden, wie ich es einst, damals nach Charlies Tod verlassen hatte. Absolut irrational, denn ich war ja danach schon ab und an hier gewesen und wusste, wie es aussah: Mit Planen abgedeckt, leer, trist, dunkel und… eingestaubt.

„Jaah… hier hat mein Dad, ähm dein Großvater, gelebt, und zuletzt auch ich“, sagte ich nur um des Sagens willen.

„Darf ich mir dein Zimmer ansehen? Wo ist es?“, fragte Nela, die ruhig durch das Wohnzimmer ging und hier und da etwas berührte. Ich beobachtete sie dabei. Dann schritt sie die Treppen hoch, wodurch Staub im Sonnenlicht glitzernd aufgewirbelt wurde. Ein ungewöhnlich sonniger Tag für Forks, wurde mir bewusst, und doch schien die Sonne hier nicht warm und gelb, sondern eher gräulich und kühl – allerdings besser als keine Sonne. In Kanada konnte ich mich kaum mehr an Sonne erinnern.

„Hier hat deine Mama gelebt“, sagte ich zu Lion, der im Maxi Cosi strampelte. „Ganz früher. Und hier hat deine Mama auch deinen Papa kennen gelernt.“ Ich lächelte Lion an und stupste ihm mit dem Zeigefinger sachte auf die Nasenspitze. Ich widerstand dem Drang den Maxi Cosi kurz auf dem dreckigen Boden abzustellen und ging stattdessen auf die kleine Veranda. Ich roch den Duft der feuchten Blätter und das satt aussehende Gras. Ich schloss für einen Moment die Augen und stellte mir vor wie es gewesen war. Wie es hier damals ausgesehen hatte, wie es sich angefühlt hatte. Mit der Hand glitt ich über mein Baby. Die Vergangenheit und die Zukunft. Charlies Tod, meine Verwandlung, Nelas Geburt, die Trennung von ihr, die vielen einsamen Jahre, die Sterilisation, Renées Tod, Nelas Geburtstag und Verwandlung, die… Volturi und Lions Geburt… die ständige Angst, ließ ich alles Revue passieren. Es fühlte sich gut an – Nein, es fühlte sich abgeschlossen an. Ich wand mich mit einem Lächeln auf den Lippen zum Haus, um Nela aufzusuchen, doch im selben Moment riss ich den Kopf herum, da ein schneller Schatten von hinten auf der Hauswand vor mir sichtbar wurde.

„Bella!“

Ich erschrak heftig und machte zum Schutz direkt einen Satz nach hinten, als – ich atmete tief durch – Elisabeth vor mir stand.

Sie machte kurzzeitig ein irritiertes Gesicht. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Ihr Gesicht hellte sich sofort wieder auf. „Bella! Oh, ich freue mich so dich zu sehen“, sagte sie strahlend und doch sah ich die Schwermut in ihrem Gesicht, als würde sie weinen. Sie legte einen Arm um mich und drückte mich an sich. „Ich kann das alles immer noch nicht glauben…“ Sie sah nun ganz langsam von meinem Gesicht hinab zu Lions, der auf einmal, aus welchem Grund auch immer, zu kichern begann und mit den Händen zu seinen Füße fuhr.

„Na kleiner Mann“, sagte Elisabeth zuckersüß, nachdem sie sich zu Lion gehockt hatte. „Du glaubst gar nicht wie viele Sorge ich mir um deine Mama und um dich gemacht habe.“

Ich konnte nicht anders, als eine stumme Träne zu vergießen. Vor Freude, vor Glück, der Erinnerung wegen… das letzte Mal, als ich Elisabeth gesehen hatte, ich schluckte, hatte ich Edward betrogen. Ich versuchte kontrolliert zu atmen, um nicht los zu flennen. Elisabeth sah mich Herz zerreißend verständnisvoll an, während ich mit weit geöffneten, schnell blinzelnden Augen die Tränen vertreiben wollte.

Sie legte mein Gesicht zwischen ihre Hände. „Du glaubst gar nicht wie froh ich bin. Ich hätte – und habe – mir ewig Vorwürfe gemacht.“ Sie umarmte mich fest.

„Danke für alles. Du hast mir so oft geholfen“, brachte ich mit zitternder Stimme hervor.

„Ich habe deinem Dickkopf nachgegeben“, lachte sie mit zusammen gekniffenem Gesicht. Ich schmunzelte ebenfalls.

„Woher weißt du, dass ich hier war?“, wollte ich wissen stattdessen wissen.

„Zwei bekannte Gerüche und ein unbekannter, aber ähnlicher Geruch“, erklärte sie. „Du kennst doch meine Fähigkeit und heute ist es vergleichsweise windig. Nela, hallo!“, grüßte sie dann, als sie den Kopf um mich wand. Elisabeth ging um mich herum und umarmte Nela, als diese aus dem Haus trat.

„Geht es dir besser?“, fragte Elisabeth.

„Ja, danke, mir geht’s gut“, sagte Nela lächelnd, aber ich war mir nicht sicher, ob mich das überzeugte.

„Ist Edward nicht hier?“ Elisabeth sah abwechselnd Nela und mich an. „Na ja, ich rieche ihn nicht, aber-“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Edward organisiert- Elisabeth willst du Taufpatin werden?“ Elisabeth blickte mich verwirrt an. „Also, ich meine… wir taufen Lion. Am Sonntag, diesen Sonntag. Und wir wollten dich abholen, ähm einladen und dann mit dir zurück fahren-“

Elisabeth lachte und Nela und ich stimmten mit ein. Elisabeth schlug vor, zu ihr zu gehen. Dann konnte ich ihr alles in Ruhe erzählen.
 

Schlaff und ausgelaugt ließ ich mich aufs Bett fallen. Mit einem gezielten Griff in die Nachttischchenschublade, nahm ich mein Tagebuch heraus. Ich legte es auf den Bauch und hielt es fest. Lang ist es her, dass ich darin geschrieben oder rein gesehen hatte. Nun wollte ich schöne Dinge rein schreiben – wie die heutige Tauffeier. Lion hatte ich ins Bett gebracht und mir bislang nicht die Mühe gemacht das schicke Kleid auszuziehen.

Ich drehte mich auf den Bauch und zückte einen Stift. Im einfallenden Mondlicht machte ich einen breiten Strich unter den letzten Eintrag, uninteressiert, welcher es war, und nahm eine neue Seite.

Die Zeit bei Elisabeth vor der Taufe war schön gewesen. Ihre Anwesenheit hatte immer etwas Beruhigendes auf mich. Wir hatten uns viel unterhalten, waren mit Nela in Forks und Port Angeles gewesen und ich hatte ihr meine alte High School gezeigt. Nela und Elisabeth hatten während dessen die Ohren gespitzt, damit uns – mich – niemand wieder erkannte. 17 Jahre waren keine allzu lange Zeit.

Als wir dann wieder in Edmonton ankamen, Sonntag in der früh, ging alles ziemlich schnell und war unglaublich hektisch. Na ja, ich muss mich verbessern. Meine Vampire waren innerhalb weniger Wimpernschläge wunderschön herausgeputzt und abfahrtfertig, was ich von mir nicht behaupten konnte. Ich zog erst Lion an, bis alles saß und passte und danach mich. Einer fataler Fehler. Ich hätte mich anziehen und Alice Lion übernehmen lassen sollen. Doch ich hatte mir gesagt, dass ich bei Lion alles, wirklich alles von Anfang an miterleben wollte und daher verspürte ich zu keiner Zeit den Hauch von Reuegefühle, es so gemacht zu haben, wie es war.

Ich wusste nicht, ob es jemals aufhören würde, dass ich von Alice Künsten weniger überwältigt sein würde. Die ganze Kirche, und so klein war sie wirklich nicht, war von Alice in weiß getaucht mit geschmackvollen dunkelblauen Akzenten. Ich hatte schmunzeln müssen. Das hatte sie nur für mich getan und ich konnte mir ihr verzerrtes Gesicht, die gerümpfte Nase und die abwehrende Körperhaltung nur zu gut vorstellen, als sie die dunkelblaue Dekoration hatte aufhängen müssen (vielleicht hatte sie auch Jasper dazu verdonnert, kicherte ich innerlich). Überall Kerzen, Kränze, Schleifen- und Satinband, Blumen. Eine überragende Atmosphäre.

Der Pastor wirkte die ganze Zeit über etwas verwirrt und Edwards zuckende Mundwinkel verrieten mir, dass seine Gedanken mit Sicherheit wirsch und ebenso irritiert waren. Nun ja, wir waren sehr viele und Alice hat keine Kosten und Mühen gescheut.

Die Zeremonie war wunderschön gewesen. Trotz wasserfestem Make-up hatte ich alle Tränen vorzeitig weggeblinzelt. Wenn Edward mich an sich schmiegte, wenn er zuerst mir, dann Lion stolz in die Augen sah… Momente, die mir unendlich im Gedächtnis bleiben würden. Und gerade deshalb wollte ich bei solch einem schönen Ereignis nicht weinen (ich glaube, der Pastor hätte vor Verwunderung einen Herzinfarkt bekommen).

Lion war die ganze Zeit wach gewesen und ganz still. Er hatte bei dem kalten Wasser aufgeschrieen – was normal und unbedenklich wäre, wenn wir nicht alle denselben Gedanken gehabt hätten: Es ging nicht primär um das Wasser, sondern um die Kälte. Ein kleiner dunkler Fleck an diesem Tag, aber klein genug, um ihn übersehen zu dürfen.

Ja und selbst ich habe nicht mal ein Blumengeflecht heruntergerissen, war gestolpert oder sonst etwas. Ein rund um gelungenes Ereignis. Das erste und letzte dieser Art, was ich erleben würde.

Ich schloss das Tagebuch, immer noch in den Händen haltend, die Ellenbogen auf dem Bett aufgestützt, und verharrte. Ich fühlte ganz tief in mich hinein und versuchte mich auf ewig an dieses angenehme Glücksgefühl zu erinnern – egal, was noch kommen würde.

Ich hörte das fast lautlose Öffnen der Tür und das Knarzen des Bettes, als er sich daraufhin zu mir legte, doch ich wand den Kopf erst um, als ich sein Gesicht neben mir spürte. Edward legte die Finger an mein Gesicht und strich die Haare hinter mein Ohr, welche mein Gesicht zuvor wie ein Vorhang verhüllt hatten. Das Mondlicht berührte ganz seicht sein Antlitz und ließ es nur beim näheren Hinsehen schimmern. Nun legte ich mich auf die linke Körperseite, zu ihm gewand, den Kopf auf der Hand abgestützt und schaute in seine mich fesselnden Augen. In diesem kurzen Augenblick musste keiner etwas sagen, denn die Botschaft wäre dieselbe gewesen: Wir waren glücklich.

Er malte mit der Hand die Konturen meines Gesichtes nach. Wie elektrisierend fühlte es sich an. Ich hielt ganz still. Seine Fingerkuppen, spiegelglatt und kühl, berührten meine Lippen, zeichnete die Form nach. Seine Finger führten mein Gesicht am Kinn zu seinem, bevor er mich ganz zaghaft küsste. Es war ein Hauch, nicht mehr. Wie ganz am Anfang unserer Beziehung. Umsichtig, bedacht. Und da wurde mir klar, dass ich ihn noch genauso liebte wie zu Beginn – so innig, so neu, so unbeschreiblich. Für wahre Liebe gab es kein Verfallsdatum, geschweige denn etwas, was „Alltag“ genannt wurde.

„War es so, wie du es dir gewünscht hast?“, fragte er im Flüsterton. Sein Gesicht war schemenhaft erkennbar, doch selbst diese waren bildschön. Sein Atem umhüllte mich und kitzelte meine Haut.

„Besser“, antwortete ich ebenso leise und kam seinem Gesicht näher. Er rückte etwas zurück und hielt mein Gesicht wieder am Kinn fest. Mein Blick verriet unwillkürlich Unverständnis und Verlangen.

„Ich liebe dich unendlich. Dein Haar, dein Geruch, dein Blick, deine Haut, dein Liebreiz, dein Lächeln… ich weiß mir nicht mehr zu helfen, denn ich suche und suche und finde nur Dinge, die ich an dir liebe. Du machst mich wahnsinnig.“ Ganz langsam verzogen sich seine Lippen zu einem kleinen Grinsen. Wunderschön.

„Du bist alles, was ich immer wollte und mehr. Ich liebe dich.“ Letzteres ging in kaum hörbares Schluchzen unter, ehe wir uns zart schmelzend küssten. Er hob mich an sich. Ich wälzte mich über ihn. Die Finger in seinen Haaren verborgen, die Lippen in dein seinigen ebenso. Er küsste die Träne, die mir vor Rührung die Wange entlang glitt, fort und schmeckte sie auf seiner Lippe.

Vergessen war all das Leid, das ich gelernt hatte zu verdrängen; All der Schmerz, den ich gelernt hatte zu ertragen. All die Trauer, die ich gelernt hatte zu ersticken. Erinnert war an alle die Liebe und Zuneigung, die mir in jedem Moment mit ihm zuteil wurde.

Mein Baby schlafend neben mir.
 

Ich wusste nicht warum ich so früh wach wurde, denn Lion schrie nicht und draußen war es noch dunkel. Lion hatte sich, kurz bevor ich eingeschlafen war und Edward mich erfolgreich in den Schlaf geküsst hatte, geweckt. Eigentlich müsste ich hundemüde sein. Tags zuvor war die anschließende Taufparty in den Räumen der Kirche spät geworden. Mir fiel auf, dass ich das gar nicht im Tagebuch erwähnt hatte. Na ja, es war schön gewesen, schöner als gedacht, aber es war nicht das Highlight des Tages gewesen. Ich würde niemals so eine Partymaus wie Alice werden.

Jetzt erst wand ich mich nach links um und stellte fest, dass Edward nicht neben mir lag – und ich hellwach war. Kein Gedanke an Schlaf in Sicht.

Ich musste mich selbst belächeln, als ich vom Bett glitt und bemerkte, dass ich bis auf den Slip nichts trug. Ich strich mir die wuscheligen Haare aus dem Gesicht. Es war nichts passiert und doch eigentlich so viel. Es war so schön, so zärtlich- ich erschauderte vor Erregung, als ich mir die Bilder ins Gedächtnis rief und musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu kichern.

Das Mondlicht beschien das Zimmer so schwach, sodass ich kaum etwas erkennen konnte. Ich wollte Edward suchen, vielleicht hatte er Möglichkeiten und Wege mich zum Einschlafen – oder auch nicht – zu bringen; ich grinste.

Zuerst trat ich auf etwas Härteres, als ich mich vom Bett schob, und zuckte mit dem Fuß hoch. Ich hob es auf. Mein Tagebuch. Vermutlich hatte ich es gestern Nacht einfach fortgeworfen. Als ich es in die Hand nahm, vernahmen meine schwachen Augen etwas Weißes, Fallendes. Ich griff danach, sobald es am Boden lag. Mein Zettel, mein Zettel mit den Vorhaben. Ich legte den Zettel mit dem Tagebuch in die Schublade. Die Taufe würde ich jetzt auf dem Zettel abharken können.

Ich krabbelte auf allen Vieren über den Boden und tastete nach Kleidungsstücken. Ich fand Socken, es mussten Edwards sein, denn ich hatte gestern keine getragen, und Edwards Hemd (was hatte er dann an?). Ich überlegte nicht lang und zog sein Hemd an. Mhmmm, wie es duftete. Da ich nichts anderes hatte, zog ich auch noch die Socken über. Ich warf einen Blick in das Bettchen. Lion schlief unberührt.

Am Bett entlang tapste ich zur Tür, ich sah zwar auf den Boden und fühlte mit den Händen am Boden, doch ich fand nichts was Stoffartiges (wo war mein Kleid?). Ich lief die Treppen runter zum Wohnzimmer.

„Wisst ihr wo-“ Ups. Ich war in Gedanken so beschäftigt gewesen, dass ich völlig übergangen hatte, dass die Denalis und Elisabeth ja noch da waren. „-Edward ist?“, ergänzte ich mit piepsiger Stimme und mit Sicherheit mit heißen, roten Wangen. Alle sahen mich an- und ich stand halbnackt, nur in einem Hemd, bekleidet in der Tür. Esmes warmes verständnisvolles Lächeln tat meiner Scham keinen Abbruch. Ich schluckte. Alice’ wissendes Grinsen entging mir nicht. Ich wäre am liebsten im Boden versunken.

„Er ist mit Emmett und Nela draußen“, sagte Carlisle, während ich nur versuchte durch die anderen hindurch zu sehen.

Ich nickte sehr schnell und wollte hinauseilen, als ich mein Kleid auf einem Bügel hängen sah. Ich zeigte irritiert mit dem Finger darauf und holte Luft. „Ich frag’ besser nicht“, murmelte ich Kopf schüttelnd mit zittriger Stimme.

„Wir fragen auch nicht“, gluckste Alice und deutete mit dem Kinn zu mir. Okay, jetzt war es wirklich Zeit für mich zu gehen. Ich war kein Teenager mehr und das hier drohte wirklich wirklich peinlich zu werden.

Ich ging allerdings nichts ins Schlafzimmer, ich war nicht mehr müde, sondern ins Ankleidezimmer. Ich brauchte meine Klamotten, bevor noch weitere unangenehme Katastrophen passierten. Ich durfte gar nicht daran denken, dass ich gerade so vor unseren Gästen gestanden hatte. Mir lief es eiskalt den Rücken runter, während ich ins, mit Kleidungsstücken überfüllte, Zimmer eintrat, nachdem ich das Licht angeknipst hatte. Sobald ich rätselnd vor den Schränken stand, erinnerte ich mich wieder an mein Versprechen an mich selbst: Abnehmen. Jetzt. Nach der Taufe. Ich nahm gleichgültig einen Pullover und eine Stoffhose heraus. Bald würde ich mich Edward wieder normal präsentieren können und nicht betont weit und schlabberig.

„Ich finde, dass was du trägst, steht dir sehr gut“, ertönte es hinterher mir ohne Ankündigung und ich zuckte heftig zusammen.

„Edward“, japste ich erschrocken und erfreut zugleich. Er drückte mich an sich, der Pullover und die Hose fielen zu Boden, und legte die Hände unter meinem- seinem Hemd auf meinen nackten Rücken.

„Sehr sexy“, hauchte er mir ins Ohr.

„Mhmmm“, machte ich genießerisch, als das Gold seiner Augen mir entgegen strahlte und ich mit den Fingern zärtlich über sein Lid trommelte.

Edward ließ widerwillig nach wunderschönen Minuten von mir ab, damit ich mich anziehen konnte.

Ich nahm seine Hand, welche mich hinter zu den anderen führte.

„Kleine Nachteule, wie?“, kam es spöttisch von Emmett, als wir zu den anderen stießen. Doch ich war zu abgelenkt von den sich andeutenden Geschehnissen, als dass ich darauf eingehen wollte.

„Ihr geht?“, schloss ich mit einem beginnenden empörten Gesichtsausdruck aus der mir entgegen wehenden Aufbruchsstimmung.

„Ja Bella, wir denken es ist Zeit zu gehen“, sagte Carmen liebevoll und war schon vor mir, um einen Arm um mich zu legen.

Ich machte ein beleidigtes Gesicht. „Jetzt habe ich euch raus geschmissen…“, murrte ich. Edward neben mir lachte. Wir wussten beide, dass die Situation von eben ausschlaggebend war.

„Nein“, schüttelte Carmen den Kopf. „Vielen Dank, dass wir da sein durften.“

„Hm“, machte ich, nachdem ich sie noch mal umarmt hatte und beobachtete, wie sie alle ihre Sachen zusammensuchten – auch Elisabeth.

„Aber du bist erst seit heute da, du kannst ruhig noch bleiben, wenn du willst-“, begann ich klagend.

„Wir sehen oder hören uns bestimmt bald wieder. Ich war lange im Süden und letzte Woche hab ich noch mal die Schichten getauscht gehabt. Ich glaube meine Kollegen möchten ein paar Nachtschichten abgeben“, erklärte Elisabeth lächelnd. „Ich würde aber bevor ich fahre noch etwas mit dir besprechen.“

Ich wartete erwartungsvoll und versuchte mich von Edwards breitem Lächeln nicht irritieren zu lassen.

„Ich bin Lions Patentante, aber aufgrund der Entfernung, werde ich nicht oft bei ihm sein können. Und bei dir auch nicht. Für meinen Geschmack sehen wir uns viel zu selten-“

„Das macht nichts“, unterbrach ich sie sanft. „Wir können telefonieren und Lion und ich können dich auch besuchen kommen-“

Elisabeths Kopfschütteln ließ mich verstummen. „Ich habe überlegt nach Edmonton zu ziehen, wenn ich in dem Krankenhaus, wo Carlisle auch arbeitet, eine Stelle bekomme.“

„Das lässt sich bestimmt einrichten“, schaltete Carlisle sich ein und zwinkerte uns zu.

„Wärst du damit einverstanden?“, fragte Elisabeth völlig überflüssig, denn ich strahlte sie bereits an und umarmte sie sogleich.

„Natürlich! Oh ich würde mich so freuen! Und Lion auch! Das ist eine tolle Idee, Elisabeth“, freute ich mich.

„Es wird nicht von heute auf morgen gehen, da ich meine Kollegen so schnell nicht im Stich lassen möchte, ich war ja sehr lange im Süden, und meine Patienten möchte ich auch noch zu Ende betreuen, aber ich wollte zuerst deine Meinung einholen“, sagte sie und konnte ihre Freude und ihr Lächeln auch nicht länger verbergen.

„Das ist gut, denn ich hoffe, es ging nur um meine Meinung und nicht um eine Erlaubnis“, meinte ich gespielt vorwurfsvoll.

Elisabeth lachte und ging nicht weiter darauf ein. „So, jetzt muss ich aber los. Ich melde mich bei dir, wenn es etwas Neues hinsichtlich des Umzugs gibt.“

„Es eilt ja nicht…“, meinte ich zwar, doch eigentlich konnte ich es kaum erwarten.

„Bis bald.“

Ich nickte nachgebend, aber trotz ihrer guten Nachrichten traurig. „Danke, dass du da warst.“

Wir brachten sie alle noch zur Tür, ehe alle sehr rasch, Elisabeth lief, die Denalis waren mit dem Auto angereist, aus meinem Blickwinkel verschwanden.

„Na komm“, sagte Edward zärtlich und zog mich rein.

Schade, dachte ich ununterbrochen. Es war so schön mit ihnen allen gewesen.
 

Ich ging, gefolgt von Edward, ins Babyzimmer und sah nach Lion. Er schlief noch unberührt. Ich nahm das Babyphone und entschied runter ins Wohnzimmer zu gehen. Edward, als mein liebster Schatten, hinter mir.

„Möchtest du dich nicht noch etwas hinlegen?“, fragte Edward auf dem Weg nach unten.

„Nein, eigentlich nicht. Später vielleicht“, sagte ich nur.

„Du hast die Geschenke noch hier, Mama“, erinnerte mich Nela, als ich zu den anderen stieß.

Ich nickte eifrig und ging zum Esstisch. Ich hatte Geschenke zwar verboten, und es hatte sich ausnahmsweise auch mal jemand daran gehalten, aber Elisabeth war das übergangen. Sie hatte mir ein Babyalbum geschenkt, ich besaß noch keins, und einen Schlafsack für Lion. So einer, den man Babys zum Schlafen anzog, wenn sie sich nachts viel bewegten und sich dadurch abdecken und frieren könnten. Für Lion eigentlich unnütz, denn er wachte meistens so auf, wie ich ihn am Abend zuvor hingelegt hatte. Er war insgesamt immer sehr ruhig und zufrieden. Nur wenn er ein gesteigertes Bedürfnis hatte, konnte er schreien wie am Spieß. Doch ich würde ihm den Schlafsack trotzdem anziehen, denn Elisabeth hatte „Lion“ und einen kleinen Löwen darunter eingestickt. Absolut schön.

Ich setzte mich an den Tisch und klappte das Buch auf. Im selben Moment fragte Alice, von der Küche her, kichernd: „Mitternachtssnack Bella? Frühes Frühstück?“

Ich sprang sofort auf und lief zu ihr. „Ja, aber ich mach mir das selbst.“ Ich drängelte mich zwischen sie und Anrichte. Alice sah mich verdutzt an. Ich ignorierte ihr nun fragendes Gesicht und schnibbelte mir, etwas ungeübt, ein paar Äpfel und Birnen zurecht, die ich lieblos in Naturjogurt rührte.

„Das bekäme ich auch noch hin“, bemerkte Alice mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen.

„Ich weiß“, sagte ich lediglich, nahm mir einen Löffel und ging zurück an den Esstisch. Wenn Alice das gemacht hätte, hätte sie wohl möglich Sahne untergerührt oder Zucker oder sonst was. Natürlich schmeckte meine Kreation nicht besonders.

Ich ließ mich auf dem Stuhl am Tisch nieder und sah mir nun die erste Seite im Babybuch genauer an. Zuerst wurde nach Namen und Geburtsdatum gefragt. Darunter dann sämtliche Angaben zur Geburt: Geburtsuhrzeit, Gewicht, Größe, Kopfumfang, Augen- und Haarfarbe, Geburtsort, Sternzeichen.

„Was hat Lion für ein Sternzeichen?“, fragte ich laut.

„Steinbock“, kam es mehrmals. Ich grinste etwas verlegen. Klar, dass das jeder wusste, nur ich wieder nicht. Ich sah mich suchend nach einem Stift um, den ich am anderen Ende des Tisches entdeckte, reckte mich danach, um ihn zu nehmen, und wollte gerade den Stift ansetzen, als mir meine Sauklaue in den Sinn kam. Ich entschied mich eines besseren und langte ebenso nach einem Zettel. Ich würde die Antworten darauf schreiben und Edward ins Buch übertragen lassen. Dann sah es wenigstens ordentlich und schön aus. Das Buch sollte perfekt werden.

„Trägst du gar nichts ein?“, fragte Nela, die von jetzt auf gleich neben mir saß.

Ich schüttelte den Kopf und begann konzentriert auf den Zettel zu schreiben. Doch bereits bei Geburtsuhrzeit war ich ratlos. Auch die anderen Sachen wusste ich nicht. Gut, Geburtsort war nicht allzu schwierig und das Sternzeichen hatte ich auch in Erfahrung gebracht. Augen- und Haarfarbe… hatte Edward mir ebenso gesagt. Ich stand auf und sah mich im Zimmer um. Ein paar Köpfe richteten sich auf. Carlisles war nicht dabei. Ich vermutete ihn bei der Arbeit oder in seinem Arbeitszimmer. Um letzteres auszuschließen, lief ich, „Bin gleich wieder da“ nuschelnd, hoch in das erste Stockwerk. Ich klopfte an der Bürotür und war erfreut, als ein „Herein“ ertönte.

„Schön dich zu sehen, wie geht es dir?“, grüßte Carlisle vom Schreibtisch aus freundlich und ich musste mich kurzzeitig zusammenreißen, um ebenso höflich ihn zu grüßen und nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen.

„Danke sehr gut. Gestern war wirklich toll, die Nacht darauf war leider nicht so lang.“ Ich lächelte. „Carlisle, ich hab ein paar Fragen“, sagte ich langsam und kam zu ihm herum. Ich legte das Buch auf den Tisch vor ihm. „Kannst du mir das“, ich zeigte mit dem Finger auf die Stelle, „sagen?“

Carlisle nickte und spulte herunter, während ich mitschrieb: „Geburtsuhrzeit: 17:09 Uhr. Gewicht: 3501g. Größe 51,3 cm. Kopfumfang: 35,5 cm. Augenfarbe und Haarfarbe wie jetzt auch-“

„Super, danke Carlisle“, unterbrach ich ihn etwas ungestüm, lächelte entschuldigend.

Ich hastete wieder ins Wohnzimmer. Edward saß mit Nela, Emmett und Esme auf der Couch. Alice und Jasper waren im hinteren Teil. Ich platzierte mich zwischen Esme und Edward und legte Edward das Buch auf den Schoß.

„Kannst du das da rein schreiben? Bitte?“

Edward hatte nicht mal geantwortet, sondern gleich einen Stift genommen und schon reichte er mir das Buch wieder. Ich hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt.

„So in Ordnung?“

Ich wusste nicht, wie ich nach so vielen Jahren immer noch über Vampire staunen konnte, doch in diesem Moment tat ich es wieder. Wie gedruckt, alle Buchstaben ebenmäßig, standen alle Angaben darin. Ich strahlte Edward an und küsste ihn auf die Wange.

„Wenn du so einfach zu beeindrucken bist“, hörte ich Emmett gespielt enttäuscht sagen.

„Haben wir irgendwo noch Fotos? Oder muss ich noch welche ausdrucken?“, wollte ich wissen. Ich wusste, dass es keine Fotos von den drei Wochen vor meinem Erwachen gab – und wenn ich ehrlich war, ärgerte mich das, denn das Buch würde dann nicht absolut perfekt werden können, aber es war nur zu verständlich –, doch Alice hatte in letzter Zeit viele Fotos gemacht, vor allem auch bei der Taufe. Ganz zu schweigen von denen, die ich nicht mitbekam.

„Ich glaube, Alice hat alle erfolgreich verteilt“, antwortete Nela, sodass ich aufsprang, um den Laptop anzuschmeißen und noch welche auszudrucken. Mein Vorhaben wurde durch, auch ohne Babyphone, gut vernehmbares Geschrei vereiltet.
 

Lions Schlafrhythmus pendelte sich in den nächsten Tagen auf dreistündige Abstände ein. Zuvor hatte er sich sehr unregelmäßig zu Wort gemeldet. Mal nur einmal in der Nacht, mal auch öfter. Nun hieß es für mich mindestens dreimal in der Nacht aufstehen, je nachdem wie lang ich schlief und dadurch, dass ich mich immer wie gerädert fühlte, passierte das häufiger. Edward appellierte an mich, ihn Lion nachts versorgen zu lassen, doch nur beim Gedanken daran, die Nächte mit Lion zu verschlafen, wurde mir ganz anders. Außerdem wollte ich ihn stillen. Doch die Kombination aus super gesundem Essen, wenig Glücklichmacher wie Schokolade oder Eis, und wenig Schlaf, war nicht gerade angenehm.

Fünf Tage später gönnte ich mir ein ausgiebiges Bad. Durch das blitzartige Aufstehen und die kurzen Schlafintervalle von mir zwischen Lions Durst bzw. Hunger hatte ich mittlerweile immer öfter Kopfschmerzen und die Augen taten mir weh. Ich fühlte mich dauermüde, so als könnte ich jeder Zeit einschlafen.

Ich nahm einen Schluck aus der Wasserflasche neben der Badewanne. Ich versuchte sehr viel zu trinken, um mein andauerndes Hungergefühl zu betäuben. Da ich so viel Wasser aber nicht gewohnt war, drehte sich mir schon mal der Magen um. Was soll’s, dachte ich, ich hatte schon ein paar Gramm runter und es dürften auch noch ein paar mehr werden.

Jetzt nicht an Essen denken, befahl ich mir und ließ mich etwas tiefer ins warme Wasser sinken.

Wodurch verursacht genau wusste ich nicht, doch ich spürte, dass ich mir in letzter Zeit viel häufiger kalt war und ich fror, vor allem, wenn ich gerade aus dem Bett kam.

Ich verdrehte innerlich die Augen. Was beschwerte ich mich eigentlich? Ein bisschen Hunger, manchmal etwas fröstelnd und hin und wieder Kopfschmerzen bei zu wenig Schlaf… das war nichts im Vergleich zu den Strapazen der Schwangerschaft. Außerdem war mein Leben momentan erfüllt von den wunderbarsten Personen, die man sich vorstellen konnte. Auch für Glück musste man einen Preis zahlen.

Es klopfte. Ich hob den Kopf in Richtung Tür und sie öffnete sich langsam. Durch die Tür wurde ein Strauß roter Rosen gehalten. Ich lächelte breit. Edward kam dahinter hervor und schritt auf mich zu, die Blumen vor der Brust haltend.

„Für die beste Mama der Welt“, sagte er feierlich und reichte mir, nachdem er sich zur Wanne hinab gekniet hatte, den Strauß.

Gerührt nahm ich sie an und zog seinen Kopf zu mir runter. Ehe ich eine Frage stellen konnte, erklärte er: „Du bist heute einen Monate, eine Woche und ein Tag lang zum zweiten Mal Mama.“

Ich lachte leise. „Danke, du bist wirklich süß.“ Ich schenkte ihm einen langen Kuss. „Und wo hast du die jetzt auf einmal her?“, fragte ich mich, denn bis vor 10 Minuten war er noch bei mir gewesen – ohne Rosen.

„Berufsgeheimnis“, murmelte Edward verschmitzt. Ich erwiderte sein Grinsen und zog ihn am Kragen seines Hemdes näher zu mir, sodass er sich über den Wannenrand beugen musste. Mit nassen Händen berührte ich innig seine spiegelglatte Haut. Ich glitt mit den Fingern über seine Lippen und schloss die Augen, als er seinen Kopf hinab senkte, um mich am Hals mit den Lippen zu liebkosen. Ich öffnete schlagartig die Augen, als ich etwas an meinen Beinen spürte und es plätschern hörte. Das Wasser schwappte gegen meinen Oberkörper. Edward hatte sich in Jeanshose zu mir in die Wanne begeben. Er stütze die Arme rechts und links am Wannenrand auf und fuhr mit den Lippen an meinem Hals herauf und herab. Meine Finger gruben sich in seine samtweichen Haare. Ich hob seinen Kopf mit der Hand zu mir hoch, sah ihm tief in die Augen und ließ meine Lippen lange an den seinigen kleben.

Ein Monat… eine Woche… ein Tag… Und seit zwei Wochen und einem Tag war ich „richtig“ Mama. Ich konnte die Finger nicht von Lion lassen. Jedes Mal, wenn ich ihn in den Händen trug, kam es mir vor wie ein Wunder. Mein Christkind… Löwenkind…

Edward schob die Blumen zur Seite, die ich noch in den Händen hielt, welche ins Wasser glitten.

Er war so lieb. Wirklich, ich war mit dem tollsten Mann der Welt verheiratet, dachte ich wie ein Teenager. Er war so gut zu mir. Was er alles schon für mich getan hatte und wegen mir durch gestanden hatte. Die kleinen Geschenke… er wusste einfach immer-

Ich schob ruckartig sein Gesicht von mir weg und starrte ihn an. Beim Thema Geschenke und Lions Geburt hatte es „Klick“ gemacht.

„Bella?“, fragte Edward mit hochgezogenen Augenbrauen und einem zarten Grinsen.

Ich schüttelte kurz den Kopf und widmete mich wieder seinen Küssen, obwohl meine Gedanken alles andere, als in der Gegenwart waren. Ich brauchte noch ein Geschenk für Nela und Edward zu Weihnachten. Ich hatte es mir fest vorgenommen gehabt und doch war ich mir in diesem Augenblick nicht sicher, ob ich es einhalten konnte… was schenkte man Vampiren? Ich kam nicht drum herum zu dem Schluss zu gelangen, dass ich Geschenke kaufen für meine Familie nicht sonderlich mochte. Es musste immer etwas besonderes sein, was sie sich nicht einfach ohne weiteres selbst besorgen oder tun konnten. Vielleicht fing ich mit Nela an... ihr hatte ich noch nie etwas geschenkt, das würde sich mit Sicherheit einfacher gestalten, als

„Träumst du?“

Ich sah zu Edward hoch und brauchte einen Moment, um von meinen Gedanken in das Hier und Jetzt zu schwenken. Edward wartete verheißungsvoll.

„Von dir“, log ich gekonnt, auch wenn das keine an für sich wirklich Lüge war. Ich träumte immer von ihm, in jeder Minute.

„Das will ich auch hoffen“, neckte er mich grinsend und fand den Weg zu meinen Lippen.

„Lion schreit, oder?“, fragte ich, obwohl ich eigentlich gar nichts gehört hatte.

Edward schüttelte den Kopf. „Möchtest du aus der Wanne?“, fragte er schließlich.

„Jaah… ja, ich denke- ja…“

Edward war in einer flinken Bewegung aus dem Wasser gehüpft und zog nun die bis zu den Oberschenkeln durchnässte Jeans aus. Ich stieg ebenso aus der Wanne und hüllte mich in ein Handtuch. Meine hochgesteckten Haare waren nur ein wenig feucht geworden. Ich wollte mich sogleich auf die Suche nach einem passendem Geschenk machen. Es war immerhin Ende Januar, ich war längst überfällig.

Nun ertönte tatsächlich Lions Stimme. Ich zog den Bademantel an und flitzte ins angrenzende Schlafzimmer. Behutsam nahm ich Lion heraus und wiegte ihn in den Armen. Rasch verstummte er und blickte mich mit seinen tiefbraunen Augen an.

„Was war das denn?“, lachte ich und setzte mich mit ihm aufs Bett.

„Er wird das verwöhnteste Baby der Welt“, kicherte Nela, die in der Tür stand und nun rein schritt.

„Ich glaube auch“, seufzte ich gespielt theatralisch. Ich legte mich nach hinten aufs Bett und legte Lion auf mein nacktes Dekolletee, das zwischen dem Bademantel hervorlugte. Nela hockte sich aufs Bett neben mich.

„Hast du schlecht geträumt?“, fragte ich und strich über sein Köpfchen. Seine winzige zur Faust geballte Hand lag an meiner Brust. Er war so warm… Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Die warme, weiche Haut, sein Duft, das leise Schmatzen. Mit seitlich aufgelegtem Köpfchen gähnte Lion niedlich.

„Siehst du, bist wohl doch müde“, sagte ich. Ich strich mit der Nase über seinen Haaransatz nahe der Stirn. Sein Haar war noch sehr fein und wirkte nicht so bräunlich wie es bei näherem Hinsehen auszumachen war.

In trockener Kleidung kam nun Edward rein. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, die er nahm, und zog ihn zu mir aufs Bett. Er ließ sich neben Nela nieder.

„Falscher Alarm?“, fragte Edward und streichelte Lion am Arm.

„Sozusagen. Etwas Aufmerksamkeit, nicht wahr?“, sagte ich zu Lion gewand. Er strampelte leicht mit den Beinchen, während er auf dem Bauch lag.

„Hast du Lust nachher in die Stadt zu fahren? Heute Abend sollen alle Geschäfte bis 24 Uhr geöffnet haben und es soll ein Lichterfest veranstaltet werden“, fragte Nela mich.

Ich blickte kurz Nela an und dann wieder zu Lion, der die Augen schon wieder geschlossen hatte.

„Vielleicht ein anderes Mal. Lion muss nachher wieder gestillt werden und ich möchte ihn nicht hier lassen. Frag doch Emmett, der hat bestimmt Lust. Der ist für so etwas doch immer zu haben“, schlug ich lächelnd vor.

Nela nickte neben mir und verließ das Zimmer. Edward rutschte auf ihren Platz hervor. Mit dem Zeigefinger zerzauste ich Lions wenige Kopfhaare.

„Bella-“

„Ich bin mir sicher, dass seine Haare heller werden. Und seine Augen auch. Ich denke, dass Vampirerbgut sich gegen über meinem Mischerbgut durchsetzt.“ Ich lächelte hoch zu Edward. Er schmiegte die Hand an meine Wange. Sein Blick hatte es zärtliches, aber auch… hm, ich wusste es nicht so recht, irgendetwas Merkwürdiges. Ich konnte es nicht deuten.
 

Ich legte Lion wieder ins Bettchen und lümmelte mich dann selber ins Bett. Das Bad hatte mich schläfrig gemacht – und die Kopfschmerzen malträtierten mich. Hunger hatte ich auch, aber daran dachte ich jetzt nicht, denn ich war viel zu müde, redete ich mir ein. Jetzt runter zu gehen, was zu essen machen, dann essen und dann wegräumen, bevor ich dann wieder hochgehen würde… zu anstrengend. Ich hatte keinen Hunger, ich war müde. Ich schlief in Bademantel, von Edwards Armen umschlungen, ein.
 

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Freue mich über Kommis :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jennalynn
2011-10-20T19:07:36+00:00 20.10.2011 21:07
HU HU ERDE an Bella du hast auch eine Tochter.
Nela tut mir richtig leid.
Jetzt hat sie nach 17 Jahren endlich ihre Mutter wieder und muss die nun shon mit einem Bruder teilen und bekommt keine Aufmerksamkeit.
Tolles Kapitel, ich bin wirklich gespannd wann die erleuchtung kommt
Von: abgemeldet
2010-06-05T17:34:11+00:00 05.06.2010 19:34
omg arme nela und uhh da kommt noch ihrgendwas mit bella was nicht so leuft wie es soll !!
lG Bella_edward_
Von: abgemeldet
2010-06-04T07:30:09+00:00 04.06.2010 09:30
Himmel merkt den Bella gar nicht, dass ihre Tochter zu kurz kommt. Sie wie sie mit Nela umgeht, ist sie nicht die Tochter sondern ehr sowas wie Alice und die anderen. Also ehrlich Bella
Von: abgemeldet
2010-06-03T14:19:19+00:00 03.06.2010 16:19
irgendwie kommt nela immer zu kurz

echt klasse kapi
freu mich schon sehr aufs näcshte
Von:  vamgirly89
2010-06-02T20:14:27+00:00 02.06.2010 22:14
Hallo. Super Kapitel. Arme Nela. Soll nur noch mit Emmet oder den anderen was machen. Wie kann Bella nur so sein? Es ist doch auch ihre Tochter. Sie soll sich mehr um Nela kümmern, als um Lion. Die anderen können sich doch auch um ihn kümmern. Hoffe, sie sieht es bald ein.
Freu mich, auf dein nächstes Kapitel.
Von: abgemeldet
2010-06-02T18:10:50+00:00 02.06.2010 20:10
das war wieder ein super kapi bin froh das alles friedlich verlaufen ist.
bin mal gespannt ob lion nun mehr mensch oder vampir ist.

lg kleine
Von:  Twilight-Nicki
2010-06-02T11:25:39+00:00 02.06.2010 13:25
Also ich glaub, das knallt jetzt dann mal richtig!
Und die ausschlaggebende Person wird wohl Nela sein!
Bella vernachlässigt sie ja total.
Ok, sie hat sie mit nach Forks genommen, aber trotzdem!
Sie lässt Lion ja gar keine Chance mehr, sich mit den Rest der Cullens
abzugeben und das er sich dadurch an sie und die Kälte gewöhnt!
Man man, das geht nicht gut.
Schnell weiter
Von:  Yuki_Salvatore
2010-06-01T23:42:43+00:00 02.06.2010 01:42
hmmmmmm also wenn bella so weiter macht knall ich ihr irgendwann mal eine <.< schön und gut sie hat viel durchgemacht und sie liebt lion aber ehrlich...nela ist auch ihr kind und die vernachlässigt sie viel zu sehr v.v ich warte immer darauf das es endlich mal BOOM macht aber naja wer weiß wie du dir das so vorstellst xD

Achja und das Lied "Only Hope" kenn ich *__* finde es wirklich sehr schön auch wenn es ein bissl traurig is ^^"
Ich kann zwar im moment keine musik beim lesen hören aber ich mach das dann immer danach ^^

wirklich wieder ein tolles kapi <3 und edward war wieder so traumhaft...*träum* xDDD





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