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Kaffe? Oder Schokopudding?

von

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„Ah, diese Schmerzen! Wieso erlöst mich nicht einfach irgendjemand?!“, schrie Usagi, während sie auf der Rollbahre durch den Eingangsbereich der Notaufnahme geschoben wurde. Makoto, die, seit die Schüsse gefallen waren, nicht von Usagis Seite gewichen war, versuchte ihre Freundin und Kollegin mit besorgtem Blick zu beruhigen. „Schon gut, schon gut. Schau, so schlimm ist es gar nicht, es war nur ein Streifschuss. Und jetzt hör bitte auf zu schreien. Schließlich sind wir hier in einem Krankenhaus.“
 

Der Sanitäter, der sich im Krankenwagen schon köstlich über die Diskussionen der beiden jungen Polizistinnen amüsiert hatte, zwinkerte Makoto schmunzelnd zu, während er die Bahre um eine Ecke schob und sie dann zwischen zwei tuchartigen Trennwänden abstellte. „Naja, hier wird eigentlich ziemlich viel geschrien. Machen sie sich also keine Sorgen. Der diensthabende Arzt kommt gleich zu ihnen. Ich bin sicher, ihre Kollegin wird so lange überleben.“ Damit verabschiedete er sich und verschwand auf dem gleichen Weg, den sie auch gekommen waren.
 

„Niemand nimmt meine Leiden ernst! Ich verblute, ich habe große Schmerzen! Und alle machen sich über mich lustig!“ Theatralisch die Augen zusammenkneifend hielt sich Usagi den verbundenen Oberarm und wandte den Kopf von Makoto ab, die sich an das Kopfteil der Bahre gestellt hatte. „Aber das stimmt doch gar nicht.“ Ob sie dabei jedoch das Lustigmachen, oder Usagis großes Theater um ihr grausames frühzeitiges Ableben meinte, behielt sie wohlweißlich für sich.
 

Mit in Tränen schwimmenden Augen drehte Usagi sich wieder zu Makoto um und schniefte ein paar Mal. „Und als wenn das nicht genug wäre, ist meine Uniform völlig dahin. Wieso musste dieser Kerl auch den kompletten Ärmel aufschneiden?“ „Die Uniform wäre doch sowieso kaputt gewesen. Das sollte deine kleinste Sorge sein. Und außerdem mussten sie ja irgendwie an deine Verletzung kommen.“
 

Zuerst hatte es nämlich deutlich schlimmer ausgesehen, als es eigentlich war. Makoto hatte sich zu Tode erschrocken als die Schüsse gefallen waren. Und noch mehr, als sie gesehen hatte, dass Usagi verletzt war. Doch der Sanitäter im Krankenwagen hatte ihr versichert und gezeigt, dass die Kugel die Haut eigentlich nur leicht verletzt hatte. Es hatte zwar anfangs ziemlich stark geblutet, es war aber nichts, was man nicht mit einem Druckverband schnell wieder unter Kontrolle gebracht hätte.
 

Doch bevor Usagi noch etwas darauf sagen konnte, stand auf einmal ein Mann vor der Bahre. Er war groß, hatte schwarze Haare und war noch ziemlich jung, so dass man nur durch den weißen Kittel und das Stethoskop darauf schließen konnte, dass er ein Arzt in diesem Krankenhaus war. „Guten Tag, ich bin Dr. Chiba. Dann lassen sie mich mal sehen.“ Makoto machte dem Arzt platz, damit er in Ruhe Usagis Verletzung in Augenschein nehmen und untersuchen konnte.
 

Zuerst warf er einen kurzen Blick auf den knapp ausgefüllten Bericht, den der Sanitäter an die Bahre geheftet hatte. Dann machte er sich daran den Verband an Usagis Oberarm fachmännisch, aber schnell zu entfernen. Makoto sah schon an Usagis Gesichtsausdruck, dass ihr das überhaupt nicht gefiel und wie aufs Stichwort fing sie auch schon wieder an zu jammern. „Aua, das tut weh! Können sie nicht ein wenig sanfter sein? Gehen sie so mit allen verletzten Damen um?“ Doch Dr. Chiba ignorierte ihr Gezeter völlig und wickelte den Rest des Verbandes ab und warf diesen und die dicke Mullbinde in einen kleinen Mülleimer. Dann hob er Usagis Arm ein wenig an und drehte ihn so, dass er sich die Verletzung genau ansehen konnte. „Naja…“ „Was ‚naja’? Wie schlimm ist es? Oder nein, sagen sie es mir lieber nicht. Doch. Sagen sie mir nur nicht, dass mein Arm amputiert werden muss!“
 

„Es ist ein Kratzer“, antwortete Dr. Chiba mit unbewegter Miene. Mit routinierten Griffen nahm er ein paar Tupfer von dem Tisch neben der Bahre und gab ein wenig Desinfektionsmittel darauf. „Ein Kratzer? Hören sie mal, ich habe sehr stark geblutet! Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt überhaupt noch genug Blut übrig habe. Und überhaupt… ich glaube, sie haben da auch eigentlich gar keine Ahnung von. Vielleicht holen sie lieber einen anderen Arzt, der da eine zweite Meinung zu…“ „Das brennt jetzt ein wenig“, sagte Dr. Chiba weiterhin ungerührt und begann dann auch direkt die Wunde vorsichtig mit dem Desinfektionsmittel abzutupfen.
 

Erschrocken zog Usagi ihren Arm mit einem Aufschrei zurück und funkelte Dr. Chiba böse an. „Und was sollte das jetzt?! Das hat nun WIRKLICH weh getan!“ Es sah noch einen Moment so aus, als würde der junge Arzt versuchen sich zu beherrschen, doch dann beugte er sich mit einem verärgerten Gesichtausdruck zu Usagi herunter und sah ihr fest in die Augen. „Jetzt hören sie mir mal zu. Ich mache hier meine Arbeit. Und das, damit sie schnell wieder gesund werden. Sie stellen sich an, als wenn sie jeden Augenblick sterben müssten und können froh sein, dass ihnen nichts Schlimmeres passiert ist. Ich habe hier Patienten, die wirklich mit ihrem Leben kämpfen und noch nicht einmal halb so wehleidig sind. Also, entweder lassen sie mich das hier jetzt zu Ende bringen, oder sie können nach Hause gehen und sich selber darum kümmern.“
 

Usagi sah Dr. Chiba einen Moment mit großen Augen an, dann verzog sie schmollend den Mund, hielt ihm trotzig den Arm entgegen und würdigte ihn nicht eines Blickes mehr. Dr. Chiba machte sich, wieder mit unbewegter Miene, weiter an die Versorgung der Wunde und verband sie dann neu. Diesmal, ohne von Usagis Gejammer unterbrochen zu werden.

Als er fertig war, wandte er sich an Makoto, die ein wenig Abseits gewartet hatte, und der man ansah, dass ihr die ganze Situation mehr als peinlich war. „Es sollte alles in Ordnung sein. In vier bis fünf Tagen soll sie noch mal herkommen und den Heilungsprozess begutachten lassen. Bis dahin sollte sie den Verband jeden Tag wechseln und die Wunde hiermit behandeln.“ Damit gab er Makoto ein kleines Fläschchen mit einer Flüssigkeit und schüttelte ihr dann zum Abschied die Hand, bevor er den Gang entlang verschwand.
 

Usagi hatte sich auf der Bahre mittlerweile aufgesetzt und die Beine über den Rand geschoben. Nachdem der Arzt ihnen den Rücken zugekehrt hatte, hatte sie ihm demonstrativ die Zunge herausgestreckt und sah ihm noch immer mit finsterem Blick hinterher. „Was für ein arroganter Typ. Erst ist er total brutal, dann sagt er, ich würde unnötig jammern… Einfach kein Feingefühl. Typisch Mann!“ Makoto verdrehte nur die Augen und half Usagi dann von der Bahre herunter, legte ihr ihre Jacke um die Schultern und führte sie Richtung Ausgang.
 

„Komm schon, ich ruf uns ein Taxi. Dann fahren wir zu dir nach Hause, du legst dich gemütlich auf die Couch und dann erholen wir uns beide erstmal von dem Schreck. Das war genug Aufregung für einen Tag.“ „Jaaaaa, soviel Aufregung macht mich auch immer sehr hungrig…“, stimmte Usagi zu und sah Makoto mit großen, bittenden Augen an. Diese seufzte leise und tätschelte Usagi dann lächelnd den Kopf. „Schon gut. Ich weiß zwar nicht, wie du jetzt ans Essen denken kannst, aber wir können uns von Unterwegs etwas mitnehmen. Etwas, wo man auch Nachtisch bekommt.“ „Juhu!“, rief Usagi, die Schmerzen, die sie zuvor noch so laut beklagt hatte, völlig vergessend. „Nachtisch ist eine sehr gute Idee. Ich glaube, ich nehme drei. Oder vielleicht vier, wenn es Schokopudding gibt. Meine Mama hat mir früher immer Schokopudding gemacht, wenn ich mir wehgetan habe. Essen macht glücklich. Das ist einfach so.“
 


 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 


 

Nachdem es mehrfach geschellt, und nun anscheinend jemand seinen Finger dauerhaft auf der Türklingel platziert hatte, krabbelte Usagi endlich aus dem Bett und schleppte sich zur Wohnungstür. Beim dritten Versuch schaffte sie es auch endlich den Knopf der Gegensprechanlage zu drücken. „… mmmmhm… ja…? … … Ah, Makoto… komm einfach hoch…“ Damit ließ Usagi Makoto ins Haus, öffnete die Wohnungstür und wartete mit dem Kopf an die Wand gelehnt und schon halb wieder einschlafend.
 

Als Makoto auf Usagis Etage ankam und ihre Vermutung, dass Usagi gerade erst aufgestanden war, bestätigt sah, machte sie ein verärgertes Gesicht. „Was soll das denn jetzt? Wir waren doch verabredet. Und du bist noch immer im Schlafanzug. Sag mir wenigstens, dass du schon die Sachen für die Kinder im Krankenhaus zusammengesucht hast.“
 

„Jaaaa, also…“, druckste Usagi herum, während sie Makoto folgte, die sich im Wohnzimmer nach einer gepackten Tasche umsah. „Ich hatte ja gestern Abend angefangen. Aber weißt du, dann habe ich festgestellt, dass ich gar kein altes Spielzeug von mir habe, das ich abgeben könnte. Tja, das ist jetzt ein wenig blöd. Aber ich komme trotzdem mit. Ich glaube, es soll auch Kuchen geben.“ „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, blaffte Makoto Usagi an. „Das ist eine von unserem Revier organisierte Wohltätigkeitsveranstaltung. Alle Kollegen kommen da heute hin und schenken den schwer kranken Kindern Spielsachen, die sie gesammelt haben. Was wirft das denn für ein Licht auf uns, wenn du dort mit leeren Händen auftauchst und dich dann genüsslich durch den Kuchenbasar frisst?“
 

Mit verletztem Gesichtsausdruck schob Usagi die Hände in die Taschen ihres Schlafanzuges und zog einen kleinen Schmollmund. „Das ist unfair. Ich habe gestern wirklich alles durchgeguckt. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, von was ich mich trennen kann. Außerdem, vielleicht brauche ich auch noch mal was davon und dann…“ Aber Makoto hörte ihr schon gar nicht mehr wirklich zu, sondern schob Usagi bestimmt in Richtung Schlafzimmer. „Wir haben jetzt keine Zeit lange darüber zu diskutieren. Wir sind eh schon spät dran. Sieh du zu, dass du duscht und dir schnell deine neue Uniform anziehst und ich werfe so lange noch mal einen Blick auf deine Sachen. Ich verspreche dir, ich packe nur etwas ein, was du garantiert nicht mehr brauchen wirst.“
 

„Aber, aber…“ Doch ein Blick in Makotos Gesicht sagte Usagi, dass es keinen Sinn hatte zu widersprechen. Mit einem tiefen Seufzer verschwand sie im Schlafzimmer, streckte dann aber noch einmal schnell den Kopf aus der Tür. „Aber such wirklich nur richtig blöde Sachen aus.“ „Jaja, mach hin“, trieb Makoto Usagi mit einer scheuchenden Handbewegung an.
 

Nach ungefähr zwanzig Minuten kam Usagi frisch geduscht und in ihrer komplett neuen Uniform wieder ins Wohnzimmer, wo Makoto schon mit einer gepackten Tasche auf sie wartete. Mit skeptischem Blick näherte sich Usagi der Tasche und warf dann einen Blick hinein. Drei Brettspiele. Und wirklich nur welche, die Usagi eh nicht gerne spielte. Nicht, weil es blöde Spiele waren, sondern weil sie viel Geduld und strategisches Vorgehen voraussetzten. Beides keine Eigenschaften, in denen Usagi besonders herausragend war. Vor allem nicht in Kombination miteinander.
 

Doch dann entdeckte sie noch etwas in der Tasche. Einen leicht angestaubten Teddybären, der halb hinter den Spielen versteckt gewesen war. Empört zog sie ihn aus der Tasche und hielt ihn Makoto anklagend entgegen. „Du hast gesagt, du suchst nur Sachen aus, die ich nicht mehr brauche! Der hier wird noch gebraucht!“ „Den alten Bären brauchst du nicht mehr. Weißt du, wo ich ihn gefunden habe? Unter der Couch. Und außerdem bist du mittlerweile ein bisschen zu alt für…“ „Man ist nie zu alt für einen Teddybären. Dann lag er halt unter der Couch. Vielleicht habe ich ihn ja auch mit Absicht dort hingelegt, damit du ihn nicht findest.“
 

Die Arme vor der Brust verschränkt dachte Makoto einen Moment nach, dann verdrehte sie leicht die Augen und nahm die Tasche mit den Brettspielen. „Also gut, ich mache dir einen Vorschlag. Du musst den Bären, wenn du wirklich nicht willst, nicht abgeben. Aber nimm ihn zumindest mit. Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch einmal.“ Usagi drückte den Teddybären an sich und grinste Makoto triumphierend an. „Ich nehme ihn mit, aber ganz sicher werde ich ihn auch wieder mit nach Hause nehmen.“
 


 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 


 

Makoto hatte darauf bestanden, dass sie ihren Wagen nehmen und sie fahren würde. Damit hoffte sie, dass sie zumindest noch so schnell am Krankenhaus ankommen würden, dass es zumindest so aussah, als hätten sie sich bemüht pünktlich zu sein. Als sie geparkt hatte und beide ausgestiegen waren, sah Usagi an der Fassade des Krankenhauses empor und machte ein düsteres Gesicht. „Das ist doch das Krankenhaus, in dem ich letztens war. Mit dem blöden, arroganten Arzt.“ „Ja, das ist es“, seufzte Makoto. „Aber das ist doch jetzt egal. Wie groß stehen die Chancen, dass du ihm da drinnen noch einmal begegnest? Außerdem, so schlimm war er doch gar nicht.“ „Jawohl! Er war grob und hat mir weh getan!“ Doch Makoto ging schon zielstrebig auf den Eingang des Krankenhauses zu. „Jaja, jetzt komm endlich!“
 

An der Anmeldung erfuhren sie den Weg zur Kinderstation, die sie auch schnell fanden. Ihre Kollegen waren alle schon versammelt und von einer Schar Kinder umgeben, welche die Polizisten in ihren Uniformen bestaunten und lachend herumalberten. Manche Kollegen waren auch in Gespräche mit Eltern vertieft, die ihre Freude über diesen Besuch überschwänglich zeigten. Es war, als hätten alle Anwesenden einen kurzen Moment vergessen, dass sie in einem Krankenhaus waren. Und das meist aus sehr ernsten Gründen.
 

Usagi und Makoto packten ihre Taschen an einem improvisierten Stand aus, auf dem schon viele andere Spielsachen lagen. Nur ihren Teddybären hielt Usagi weiterhin im Arm und gab ihn auch nach einem eindringlichen Blick von Makoto nicht aus der Hand. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind“, zischte Makoto Usagi zu, worauf sie aber von Usagi nur die Zunge herausgestreckt bekam.
 

Nachdem sie sich unter ihre Kollegen gemischt hatten, war Makoto schnell von einer Schar Kinder umringt, denen sie ihre Polizeimarke zeigte und sich dann interessiert die Berufswünsche der kleinen Patienten anhörte. Usagi unterhielt sich mit einem sehr jungen Ehepaar, die sich noch einmal dafür bedankten, dass die Polizei diese Veranstaltung organisiert hatte. Es wäre schön, dass die Kinder einmal einen Moment vergessen könnten, weswegen sie eigentlich hier waren. Und dann noch die Geschenke, die ihnen allen so viel Freude bereiten würden.
 

Als Usagi sich nach einiger Zeit wieder zu Makoto gesellen wollte, bemerkte sie auf einmal einen jungen Mann im Arztkittel, der bei ein paar ihrer Kollegen stand. Es war der Arzt, der sie behandelt hatte. Schnell war sie bei Makoto, zog diese am Arm ein wenig zur Seite und flüsterte dann in einem verschwörerischen Ton: „Guck mal, da. Da ist dieser Typ wieder. Der gehört doch sicher nicht auf diese Station. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein gemeiner Mensch hier bei den Kindern arbeiten darf.“ Unauffällig sah Makoto zu Dr. Chiba herüber und schüttelte dann leicht den Kopf. „Jetzt übertreib mal nicht so.“ Aber Usagi hörte ihr gar nicht richtig zu, sondern fixierte den Arzt nur mit einem bösen Blick. Doch lange waren sie nicht allein, denn schon waren wieder Kinder um sie herum, die Makoto für sich beanspruchen wollten und diese ließ sich lachend von ihnen mitziehen.
 

Nun stand Usagi alleine da mit ihrem Groll und kam sich auf einmal ziemlich verlassen vor. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und bemerkte plötzlich ein kleines Mädchen, das abseits von allen anderen alleine auf einem Stuhl saß und die Beine baumeln ließ. Das Mädchen trug ein buntes Kopftuch, das jedoch nicht verbergen konnte, dass es darunter keine Haare mehr hatte, und sah traurig zu den anderen Kindern herüber.
 

Langsam schlenderte Usagi zu dem kleinen Mädchen und ging neben ihm in die Hocke, damit sie beide auf einer Augenhöhe waren. „Hallo du. Wieso sitzt du denn hier so alleine herum? Willst du nicht mit den anderen Kindern spielen?“ Das Mädchen sah sie mit großen Augen an und schüttelte dann leicht den Kopf. „Nein. Die sind alle doof…“ Usagi legte den Kopf ein wenig schief und sah das Mädchen fragend an. „Aber wieso das denn?“ „Von allen Kindern sind die Eltern hier. Nur meine müssen arbeiten. Meine Eltern müssen immer arbeiten und haben nie wirklich Zeit mich zu besuchen. Darum will ich jetzt auch keinen Spaß mit den anderen haben.“
 

Usagi strich dem Mädchen vorsichtig über den Kopf und lächelte tapfer. „Das ist natürlich sehr schade. Aber wenn du hier die ganze Zeit rumsitzt und nicht mit den anderen Kindern spielst und Spaß hast, dann machst du dich damit doch nur selber noch trauriger. Oder?“ Das Mädchen senkte trotzig den Blick, doch dann bemerkte es den Teddybären, den Usagi noch immer in der Hand hielt und ihre Miene hellte sich ein wenig auf. „Oh, das ist aber ein toller Bär! Hat der einen Namen?“
 

Ein wenig irritiert sah Usagi auf den Teddybären in ihrer Hand. Natürlich hatte der Bär einen Namen. So wie alle ihrer Stofftiere einen Namen hatten. Doch statt ihn dem Mädchen zu sagen antwortete sie nur: „Nein, der Bär hat keinen Namen. Aber vielleicht willst du ihm einen geben. Es muss aber ein sehr schöner Name sein.“ Damit gab sie den Teddybären dem Mädchen in die kleinen Hände und merkte, wie sie diese Geste selber glücklich machte. Es fiel ihr gar nicht mehr schwer sich von dem Teddybären zu trennen. „Oh ja, gerne! Jeder braucht ja einen Namen. Ich nenne ihn… Mr. Bär!“
 

Obwohl der Name nicht besonders originell war, lachte Usagi fröhlich und streichelte dem Mädchen noch einmal über den Kopf. „Gut, dann gehört Mr. Bär jetzt dir. Weil du ihm einen Namen gegeben hast. Möchtest du nicht zu den anderen Kindern gehen und ihnen Mr. Bär vorstellen? Ich bin sicher, das würde ihn sehr freuen.“ Grinsend nickte das Mädchen, rutschte vorsichtig von dem Stuhl herunter und lief auf eine Gruppe Kinder zu. Usagi sah ihr weiterhin lächelnd hinterher. Froh, das kleine Mädchen glücklich gemacht zu haben.
 

„Das war Midori. Ihre Eltern kommen leider nicht oft hierher. Es war sehr nett von ihnen, dass sie sie aufgemuntert und ihr eine Freude gemacht haben.“ Überrascht blickte Usagi auf und sah, dass Dr. Chiba fast direkt neben ihr stand. Sie war so beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie er an sie herangetreten war. Doch bevor sie etwas Gemeines sagen konnte, fuhr er in seiner Erklärung fort. „Sie ist erst fünf Jahre alt und hat schon Krebs. Sie hat zwar eine Chance wieder gesund zu werden, aber die Therapien sind nicht leicht für einen so kleinen Körper. Es freut mich sehr zu sehen, dass sie ein wenig Spaß haben kann.“ Dabei lächelte er leicht und sah in Midoris Richtung, die nun anscheinend mit Mr. Bär die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

Nun konnte Usagi gar nichts gemeines mehr sagen. Vielleicht war der Arzt ja doch gar kein so ungehobelter Klotz für den sie ihn gehalten hatte. Die Kinder hier schienen ihm zumindest eine Menge zu bedeuten. Und wer gut mit Kindern umgehen konnte, der konnte, wie Usagi fand, gar kein schlechter Mensch sein. „Wie geht es eigentlich ihrem Arm?“, fragte Dr. Chiba und riss Usagi damit völlig aus ihren Gedanken. „Was? Oh, dem geht es gut. Nächste Woche fange ich wieder an zu arbeiten.“ „Darf ich mal sehen?“
 

Usagi stand auf und krempelte sorgsam den Ärmel ihrer Uniform hoch und ließ Dr. Chiba einen Blick auf die noch etwas rote, aber unauffällige Narbe werfen. „Das sieht doch sehr gut aus. Wenn alles völlig verheilt ist, dann wird man kaum noch etwas sehen.“ „Hören sie“, platze es auf einmal aus Usagi heraus. „Ich… Also… Es tut mir leid, dass ich so unfreundlich zu ihnen war, als sie mich behandelt haben. Ich war nur so erschrocken. Und es hat wirklich weh getan.“ Dr. Chiba lachte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Schon vergessen. Es gibt weit schlimmere Patienten als sie. Sie glauben nicht, was ich mir sonst noch alles anhören darf.“
 

Kurz überlegte Usagi. Eigentlich war der junge Arzt wirklich nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Er schien sogar recht nett zu sein. Außerdem musste sie zugeben, dass er ziemlich gut aussah. Also nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, als sie fragte: „Vielleicht darf ich sie trotzdem später zu einem Kaffee in der Cafeteria einladen. Sozusagen als Entschuldigung.“ „Eine Entschuldigung ist zwar nicht nötig, und der Kaffee hier ist auch nicht gerade gut, aber ich nehme die Einladung gerne an.“
 

Plötzlich stockte Dr. Chiba und sah mit leicht gerunzelter Stirn an Usagi vorbei. „Irgendwie fühle ich mich von der Ente beobachtet.“ Usagi sah den Arzt fragend und verwundert an. „Was?“ Dr. Chiba nickte leicht in die Richtung, in die er noch immer guckte. Und obwohl Usagi sich fragte, ob der junge Arzt nun auf einmal durchgeknallt war, drehte sie sich langsam in diese Richtung. Auf das Schlimmste gefasst. Doch als sie sah, was Dr. Chiba meinte, musste sie erst lachen und wandte sich ihm dann ein wenig peinlich berührt wieder zu.
 

Makoto hatte, um die Kinder zu belustigen, eine Entenmaske aufgesetzt, die irgendein Kollege mitgebracht hatte. Doch als sie bemerkt hatte, dass Usagi sich mit dem Arzt, den sie vor kurzem noch so verteufelt hatte, unterhielt, hatte sie im Spiel innegehalten und die beiden ziemlich unverhohlen angestarrt. Was Dr. Chiba bemerkt und zu Recht verwirrt hatte.
 

„Ach, das ist nichts“, tat Usagi das ganze mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Das ist nur… irgendeine Kollegin von mir. Beachten sie sie gar nicht. Gehen wir lieber in die Cafeteria. Ich bekomme nämlich langsam einen riesen Hunger.“ „Gut, gehen wir“, antwortete Dr. Chiba, als er sich ein wieder ein wenig gefangen hatte. „Sagen sie, darf ich fragen, wie sie mit Vornamen heißen?“ Lächelnd hielt Usagi ihm auf diese Frage ihre Hand entgegen. „Mein Name ist Usagi. Und wie ist ihrer?“ „Mamoru“, antwortete er, während er ihre Hand nahm und sie einmal kräftig schüttelte. „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Usagi.“
 

Damit führte er sie in Richtung der Aufzüge, die sie hinunter in die Cafeteria bringen würden. Usagi hatte die Hände leicht in ihre Hosentaschen geschoben und sagte wie beiläufig: „Es ist wirklich nett von dir mich zu einem Schokopudding einzuladen.“ „Ich dachte, ich hätte verstanden, dass du mich zu einem Kaffee einlädst.“ Usagi zwinkerte Mamoru leicht zu während sie in einen der Aufzüge stiegen. „Und ich habe gehört, dass der Kaffee hier gar nicht so gut sein soll.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Lunata79
2014-10-06T22:14:18+00:00 07.10.2014 00:14
LOL
Deine FF ist total witzig. Gut gelungen.
Von:  Namice
2010-03-25T06:53:30+00:00 25.03.2010 07:53
Ich finde die Vorstellung, dass Usagi TATSÄCHLICH plozistin geworden ist total lustig! Aber da muss ich bebi Recht geben, irgendwie passend und irgendwie auch wieder total unpassend. XD Finde ich ne klasse Idee!

Schade, dass die Geschichte so schnell zuende ist. Ich hätte gern noch gelesen wie es weiter geht und irgendwie fühlt sich die Story auch ncoh nicht rund & komplett an, irgendwie als wäre sie nur halb fertig ^.^ Aber man kann ja auch selbst seine Fantasie ein wenig spielen lassen!
Von:  Dragonohzora
2010-01-24T15:59:34+00:00 24.01.2010 16:59
Diese idee ist herzallerliebst, ich habe sie verschlungen, wobei hat sich Usagi wirklich angetsellt, für eine PolizeibeamtinXD
Und dann bei ihrem spielzeug, aber immerhin hat sie sich denn doch von dem teddy getrennt^^

Die Angaben waren sehr gut herausgearbeitetXD Woben das ende ich auch eien spur zu odfen fand, da kann man denken da kommt noch ein wieters kapitel, aber ansonsten bin ich sher begeistert und hoffe du schreibst noch mehr Mamo X Usa FF^^

Nur weiter so

Lg^^

Von:  Synnove
2010-01-24T12:54:08+00:00 24.01.2010 13:54
Oh,

da ist ja ein offnes Ende. Kommt da noch was oder ist die Geschichte abgeschlossen?

Fand sie auch ein bisschen zu kurz und ich weiß ja gar nicht was zwischen Bunny und Mamoru passieren wird?

Von:  stefanie22
2010-01-19T06:09:01+00:00 19.01.2010 07:09
ich fand die geschichte ganz gut oder sagen wir mal sehr schon!
ich kann Sanju nur recht geben es ist schade das dass ende noch so offen ist für eine fortsetztung würde ich mich auch sehr freuen sie zulesen!

lg stefanie22
Von:  bebi
2010-01-18T18:18:04+00:00 18.01.2010 19:18
Jaaa, der Satz mit der Ende. :D Ich stand auf diesen Satz, bei mir hat der leider nicht richtig reingepasst und da ich alles in einer Nacht geschrieben habe, war ich zu müde, da noch was zu konstruieren. Umso mehr freue ich mich ihn hier zu entdecken. :) Den Satz mit dem Essen hab ich auch. XD Wer sollte ihn auch sagen, außer Bunny, der Satz spiegelt alles, was sie ausmacht. XXD Wenn du einen von LemonTwister hast und ich einen von dir, bilden wir eine Kette...mal sehen was Synnove88 so hat. ;)
So jetzt mal endlich zur Fanfiction. :) Eine wirklich süße Kennenlernkostalation. Mamoru finde ich in seiner kühlen Art am Anfang voll genial. Er erinnert mich, wenn er so Auftritt und sich über das Geschwätz von Bunny aufregt, an die Männer in den Jane Austen Romanen...er wäre ein toller Mr.Darcy(schriebt man den so? O.o)!*___*
Bunny ist Polizistin, sehr coole Idee. Sie ist so passend und nahliegend, wie auch völlig weit hergeholt, das gefällt mir. :) So als Kämpferin für Liebe und Gerechtigkeit liegt das nahe, aber wenn man da wieder, wie auch in deiner FF sehr gut durchkommt, ihren Charakter ansieht, ist es wiederrum überhaupt nichts was Bunny machen sollte. XD Allerding muss ich sagen, dass ich Makoto für diesen Job perfekt finde. :)
Du hast ihr Kennenlernnen sehr schön beschrieben, es hat mir Freude gemacht es zu lesen. Auch ich hätte gerne weitergelesen. ;) Aber für einen Oneshot finde ich reicht auch völlig die Thematik aus, wie sie sich kennen lernen und wie es zu ihrem ersten kleinen Date kommt. :) Sehr schön. ^^b
Liebe Grüße
bebi
P.S.: Hoffe du bist eventuell auch beim nächsten WB dabei. :)
Ach und könntest du bei den Schlagworten das Schlagwort Sailor Moon-Challenge eingeben? Wir haben alle die WB FFs unter diesem Schlagwort und finde deine darf da natürlich nicht fehlen. :)
Von:  LemonTwister
2010-01-18T17:37:30+00:00 18.01.2010 18:37
Ich find es witzig, dass du auch den Satz mit der Ente genommen hast. Hab ich auch xD

Die Geschichte ist echt süß. Ich hab sie wirklich gerne gelesen. Ich muss aber gestehen, dass mir ein wenig zu kurz war. Ich hätte gerne noch erfahren, wie es mit Usagi und Mamoru weitergegangen wäre. Bin halt ein kleiner Nimmersatt :)

Liebe Grüßle LemonTwister
Von: abgemeldet
2010-01-18T13:59:56+00:00 18.01.2010 14:59
klasse geschichte ist mal eine andere geschichte wie die beiden sich kennenlernen nur schade das das ende offen geblieben ist! villeicht hast du ja lust eine fortsetzung zu schreiben! mach weiter so!


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