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Im Laufe der Zeit

von

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schmerzliche Vergangenheit

Hallo meine Lieben,
 

Meine neuste FF, die dritte im Bunde, handelt natürlich von Shinichi und Ran. Wie sollte es auch anders sein. Sind schließlich meine Lieblings- Charaktere. ^^
 

Ich habe diese FF, genau wie meine Zweiten, in der ICH-FORM geschrieben.

Irgendwie komm ich damit besser klar. Weiß der Himmel warum. *seufz*
 

Ich springe ein wenig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ich hoffe es ist nicht zu verwirrend für euch. Aber ich denke das man beim lesen gut beides auseinander halten kann.
 

Wie auch immer, ich hoffe sie wird euch gefallen.
 

Glg
 

LadyAnn84
 

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Die Sonne strahlte schon seit Tagen. Ich stand hier, am Strand, der Wind wehte mir durch mein langes Haar. Wild tanzte es hinter mir hin und her. Ich erinnerte mich an alte Zeiten, dachte zurück. Zurück an das Glück was ich damals empfand als er aufgetaucht war. Wie aus dem Nichts. Aber auch an den Schmerz der irgendwann kam und bis heute spürbar blieb, wenn ich daran denke, an die Vergangenheit.

Oft kommt alles anders im Leben als man denkt, man kann es nicht steuern. Jeder Mensch hat Träume, Wünsche und damals war ER mein Traum, eine Zukunft mit ihm, aber im Endeffekt zerplatzte alles wie eine Seifenblase. Alles lief aus dem Ruder.

Umso länger ich hier stand umso mehr versank ich in meinen Gedanken. Ließ sie schweifen. Tauchte in sie ein wie die Wellen ins Meer.

Die Bilder sind heute noch so real, wirkten so echt, wenn sie mir vor meinen inneren Auge wieder erschienen.
 

Damals schien ebenfalls die Sonne, als er mich anrief und sagte er würde nach Hause zurück kehren. Ich dachte erst er würde mich veräppeln wollen, doch er meinte es ernst, das hörte ich an seiner Stimme. Er würde zurück kommen. Ich fragte natürlich wann es soweit sei, darauf meinte er nur das er unten, vor der Detektei stehen würde. Flinken Fußes lief ich zum Fenster. Ja, es stimmte. Da unten stand er und grinste frech nach oben.

Nichts konnte mich mehr halten. Ich stürmte hinaus, überflog die Treppe im rasanten Schritt. Ein Wunder das ich nicht gestolpert und den Boden geküsst hatte. Unten angekommen überlegte ich nicht wirklich, warf mich einfach an seinen Hals und drückte ihn ganz fest an mich. So fest das man hätte meinen können ich würde ihn erwürgen.
 

Ich wusste nicht was geschah, aber nach wenigen Sekunden merkte ich wie auch er seine Arme um mich legte und mich an seinen Körper drückte. „Ich hab dich vermisst... so schrecklich doll vermisst!“ flüsterte er in mein Ohr, obwohl der Satz eigentlich von mir hätte kommen müssen. Aber es war egal. Schließlich wisperte ich ihm die gleichen Worte ins Ohr.

Leicht löste er sich von mir. Sagte das er dringend mit mir reden müsste. Wir gingen in den Park, setzten uns auf unsere Lieblings-Bank und er erzählte mir von Conan. Die ganze Wahrheit.

Ich war geschockt, das gebe ich zu. Auch mehr als verletzt, aber dennoch hatte er wie so oft was an sich was mich vergessen, verzeihen ließ.
 

Die folgenden Tage verliefen eigentlich normal. Das letzte Jahr der Oberschule war angelaufen. Wir bereiteten uns im großen und ganzen auf die Prüfungen vor, nahmen wenn dann nur den bereits bearbeiteten Lernstoff durch. Bekamen demzufolge keine neuen Themen zum lernen. Shinichi konnte erstaunlich gut den verpassten Lernstoff aufholen. Natürlich half ich ihm etwas, gar keine Frage. Ich war froh das er wieder da war, an meiner Seite, wie die Jahre zuvor.

Dachte all die Tage alles wäre ok, dachte der Alltag hatte wieder seine gewohnten Facetten angenommen. Doch ich irrte mich. Und das gewaltig.

Gerade war das letzte halbe Jahr angebrochen und wir bekamen erstaunlicher Weise eine neue Mitschülerin in die Klasse. Sie war hübsch. Hatte rot-blondes Schulter langes Haar und sah recht niedlich aus. Shinichi und sie schienen sich zu kennen. Ich muss sagen, auch mir kam sie irgendwie bekannt vor, doch konnte ich das Gesicht nicht einordnen.

Schnell wusste man das sie eine Wissenschaftlerin war, oder es mal werden wollte. Leider gingen solche Sachen nie aus ihren Aussagen klar hervor. Seit sie in der Klasse war, hingen die beiden oft zusammen. Es irritierte mich etwas, weil ich wieder abgeschrieben war, jedenfalls zum größten Teil. Mich, seine Sandkastenfreundin ließ er oft einfach links liegen, für die er normalerweise immer Zeit hatte. Doch nun nicht mehr wirklich und es tat weh, verdammt weh.

Hatte stets angenommen das wir nach der Oberschule zusammen durchstarteten. Ein gemeinsames Leben aufbauen würden, denn ich liebte ihn. Mehr als man in Worte fassen konnte. Zwar wusste ich nicht wie er empfand, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. War fest entschlossen ihm nach dem Abschluss meine Gefühle offen dar zu legen. Schon komisch, wenn er wirklich Conan gewesen war, müsste er eigentlich von meinen Gefühlen Kenntnis gehabt haben. Doch in diese Richtung kam nie etwas über seine Lippen.

Aber nun schien alles in ein anderes Licht gerückt zu sein. Ich kann die Schmerzen die ich empfand nicht beschreiben, in Worte fassen. Heute noch ziert eine große Narbe mein Herz. Eine Narbe die wohl mein ganzes Leben auf meinem Herzen und meiner Seele lasten wird.
 

Gerade waren die ersten Prüfungen geschrieben und die ersten Ergebnisse hingen in den Fluren aus. Ich freute mich da ich den zweiten Platz in der Gesamtliste belegt hatte, vorerst jedenfalls. Ich hätte die ganze Welt umarmen können, solch ein Glücksgefühl empfand ich.

Nachdem ich Sonoko ein wenig beruhigt hatte, da sie nur den 45sten Platz belegt hatte, machte ich mich auf die Suche nach Shinichi um ihn die gute Nachricht zu überbringen. Nach langen hin und her Gelaufe kam ich auf den Schulhof an, hörte seine Stimme schließlich. Mir wurde schnell klar das er sich hinterm Schulgebäude aufhielt, denn umso näher ich seiner Stimme kam, umso lauter wurde sie auch. Ich stürmte um die Ecke, doch dann ereilte mich ein Schock den ich nie vergessen werde, blieb wie angewurzelt stehen.

Ich sehe heute teilweise noch die farblosen Bilder vor mir, haarklein erinnere ich mich jedoch an die Szene. Die neue namens Shiho und Shinichi standen da. Dicht beieinander, er mit den Rücken an der Wand. Sie hatte ihre Hände auf seine Wangen gelegt, zog ihn zu sich und küsste ihn. Diese lief bei mir wie im Sekundentakt ab. Mein Herz verkrampfte sich, so wie gefühlt noch weitere innere Organe, so als ob jemand mit Genuss daran zerrte, auseinander riss. Wie ein Spiegel der zu Boden fiel und in tausend kleine Stücke zersprang, so zersprang auch mein Herz. Ich war für einen Moment nicht fähig was zu sagen, ich realisierte erst langsam das er mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

Diese Shiho sah mich irgendwie herablassend an, so als ob sie meinte was besseres zu sein. Shinichi wollte gerade was sagen, fing einen Satz an, dass das nicht so sei wie es aussah. Aber diese Situation war zu eindeutig und das finde ich immer noch. Meine Stimme musste fürchterlich gezittert haben als ich, für mich beruhigende Worte, ihm entgegen sprach. „E-Es ist doch alles ok Shinichi!... F-Freut mich das du eine Freundin hast... Ehrlich! I-Ich wollte auch nicht stören. Wollte dir nur berichten das ich auf Platz 2 in der Gesamtwertung bin, bis jetzt... a-also, dann macht mal weiter.“
 

Heute ist mir klar das ich erbärmlich geklungen habe. Aber so ist das Leben, oder? Meist kommt es anders als man geplant hatte, es sich gewünscht und erträumt hatte. Die wahre Liebe wehrt nie ewig. Davon war ich damals überzeugt und dieses sollte auch einige Jahre noch so bleiben.

Ich hatte schon bei seiner Conan-Beichte gemerkt das dort noch mehr war was er mir sagen wollte. Aber nicht tat. Bewusst mir noch irgendetwas verheimlichte. Aber ich bohrte nicht nach als er damals verstummte. Dachte, er würde es mir schon irgendwann erzählen. Doch diese Fehlentscheidung bereue ich bis heute.
 

Es ist grausam das Liebe so weh tun musste. Eine lange Zeit hatte ich gedacht das ich über ihn hinweg bin, aber auch das konnte ich nicht genau sagen. Ganz nach der Devise aus den Augen aus dem Sinn.

So fällte ich einen Entschluss der damals für mich richtig erschien. Aber er blieb vorerst in mir verschlossen, denn dieser Entschluss hieß, dass sich mein Leben komplett verändern würde.
 

Die restliche Schulzeit hab ich versucht den beiden aus dem Weg zu gehen. Was mir auch erstaunlich gut gelang. Shinichi versuchte immer mal wieder mit mir zu reden, doch ich konnte es nicht. Es grenzte an ein Wunder das ich meine Prüfungen nicht verhauen habe. Meinen zweiten Platz behielt. Ich war mehr als stolz auf mich als ich mein Zeugnis entgegen nahm, grinste über beide Ohren.
 

Auf dem Abschlussball verkrümelte ich mich in eine stille Ecke. Irgendwie war mir nicht nach feiern. Ich sah wie Shinichi und seine Freundin sich auf der Tanzfläche bewegten. Irgendwie sah Shinichi nicht glücklich aus, sie hingegen lächelte die ganze Zeit. Es schien ihr zu gefallen das er mit ihr her gekommen war. Natürlich, mich hätte es auch gefreut, doch nach der ganzen Sache war ich nicht dazu in der Lage überhaupt seiner Stimme zu lauschen. Es war für mich unmöglich. Ich war ohne Begleitung gekommen, naja, sagen wir es mal anders, ich wurde von Sonoko mit geschleift. Denn ich hatte die ganze Zeit nicht vor gehabt den Abschlussball zu besuchen. Doch Sonoko ließ sich nicht ab-wimmeln. Meine beste Freundin flirtete mit einigen Jungs, ja, so war Sonoko. Obwohl sie Makoto hatte, konnte sie die Finger nicht von anderen jungen Männern lassen. Daher saß ich nun dort. Alleine und Einsam, keiner sprach mit mir.
 

Warum auch immer, dennoch war ich froh das man mich in Ruhe ließ. Minute um Minute sah ich Shinichi und Shiho zu, wie sie sich taktvoll zur Musik bewegten. Ich fragte mich wann ich den Punkt verpasst hatte das mir Shinichi so dermaßen entglitt. Das ich ihn nicht halten konnte. Fragte mich, wann er mir so fremd geworden war. Doch ich fand keine Antwort. Ich war heil froh das ich den Abend gut überstanden habe.
 

Tot-traurig lag ich spät Abends in meinem Bett, ließ meine Gedanken über mein bisheriges Leben schweifen. Auch wenn ich immer ein Lächeln auf meinen Lippen hatte, so war dies meist nur eher eine Fassade. Früh zog meine Mutter aus, ertrug die Nähe meines Vaters nicht mehr. Daher musste ich Not gedrungen schnell 'erwachsen' werden. Von dem Zeitpunkt an kümmerte ich mich um die Dinge im Haushalt, kochte und putze für meinen Vater. Wollte ich so weiter Leben? Ich steckte schon immer zurück, dachte immer erst an andere, bevor ich mir mal was gutes tat. Aber so konnte das nicht weiter gehen. Es konnte auch nicht sein das ich meine Zukunft von Shinichi ab machte. Nein, er war Geschichte gewesen.

Somit plante ich mein Leben ohne ihn. Ich war an nichts mehr gebunden, mein Vater kam auch alleine klar. Obwohl ich in dem Punkt meine bedenken hatte. Doch er musste es lernen. Mann bedenke, er war mein Vater und nicht mein Lebensgefährte oder Ehemann.
 

Bald nahm der für mich richtige Weg formen an. Kam kurz ins Straucheln als Shinichi bei meiner Abreise am Flughafen auftauchte. Mich abhalten wollte davon zu fliegen. Er hielt mich fest, redete auf mich ein. Ich muss zugeben mir fiel seine Verzweiflung auf, die in seiner Stimme mit schwang. Spürte seinen zitternden Körper. Ich sah das erste mal seine Tränen die ihm über seine Wangen liefen. Mir war nicht klar warum er weinte, oder so verzweifelt war, denn er war nicht alleine, er hatte jemanden an seiner Seite.

Schlussendlich schaffte ich es mich von ihm los zu reißen und erwischte gerade so noch meinen Flug. Ich flüchtete, doch wovor? Vor meinen Ängsten? Vor meiner Einsamkeit? Oder war ich einfach nur zu verletzt gewesen? Eines stand fest, bestimmt trug auch mein Dick-Schädel zu dem bei, dass ich mich nicht abbringen ließ.
 

Hätte ich damals geahnt wie mein Leben verlaufen würde. Hätte ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt.

Wenn mir jemand es so voraus gesagt hätte, hätte ich ihn wohl möglich für verrückt erklärt. Die Zeit verstrich wie vom Teufel angetrieben im Nu. Ich lebte lange fern der Heimat. Fern von allem was ich kannte, was mir immer heilig gewesen war. Lieb und teuer. In einem Land in dem meine Muttersprache nie an mein Ohr drang, außer wenn ich Zuhause war. Zuhause. Zu dem Zeitpunkt hatte dieser Begriff für mich wieder eine neue Bedeutung. Ich lebte dort, in Amerika, bei seinen Eltern.
 

Mir ist bewusst, ich bin damals gegangen, als ich den Schmerz nicht mehr ertragen hab das meine Liebe nicht erwidert wurde. Als ich es nicht mehr ertragen hab die beide zusammen zu sehen. Ich wurde von den liebenden Händen seiner Eltern aufgefangen. Auch wenn es damals für meine richtige Familie und Freunden schwer war das ich weg ging, so akzeptierten sie meine Entscheidung.
 

Erst war es mir unangenehm als ich Shinichis Eltern am Flughafen von L.A. begegnete und sie mir vorschlugen das ich zu ihnen kommen sollte. Urlaub machen, mal abschalten. Ich willigte schließlich nach langen Überlegen ein. Immer stand für mich fest das ich nur ein paar Wochen bei ihnen bleiben wollte, schließlich musste ich mich erstmal um die Formalitäten kümmern. Mir eine Wohnung beschaffen. Meinen Lebensunterhalt beantragen, aber Yukiko und Yusaku wollten mich nicht gehen lassen. Sie freuten sich das ich da war. Hatte nie vor dieses Angebot anzunehmen, doch dann wurden die Wochen zu Monaten und die Monate zu Jahren in denen ich bei ihnen lebte.
 

Ich war soweit zufrieden mit meinem Leben. Vermisste gelegentlich meinen Vater und meine Mutter. Sonoko natürlich auch, oder Heiji und Kazuha, aber meine Lieben sah ich ja in den Ferien und ich hatte auch echt schöne Fotos von jeden einzelnen, des weiteren gab es das Telefon auch noch. Daher war es auch erträglich für mich.

Fühlte mich all die Zeit bei den Kudo´s geborgen, geliebt und gebraucht. Auch wenn ich die große Lücke in meinem Herzen nie schließen konnte in der Zeit, dennoch fehlte es mir an fast gar nichts. Damals studierte ich schon einige Semester Juristik mit Soziologie verknüpft. Ja, Amerika ist ein Land unbegrenzter Möglichkeiten. Daheim wäre so was sicherlich nicht möglich gewesen. Jeder Tag hielt Neues für mich bereit und ich stellte mich jeder Herausforderung.
 

Ich ging von einer Vorlesung in die nächste. Lernte fleißig und erntete sehr gute Noten. Vertrieb mir den Tag mit zahlreichen Büchern. Für Karate hatte ich keine Zeit mehr, auch wenn ich mir manchmal wünschte es nie aufgegeben zu haben. Ich hatte es mir angewöhnt mein Klavierspiel aus zu bauen. Immer wenn ich abschalten wollte saß ich vor meinem Flügel, den mir nebenbei Yukiko und Yusaku für meine Leistungen geschenkt hatten, und ließ ihn erklingen.

Jedes Mal umfingen mich Träume wenn ich den sanften Klängen lauschte. Träume die ich sonst bei Seite schob.

Wenn ich die harmonischen Töne meines geliebten Instruments vernahm tauchte ich in eine andere Welt ein. Oft merkte ich nicht wie seine Eltern sich zu mir gesellten und meinem Spiel verträumt zuhörten. Erst als ich nach mehreren Balladen den Deckel der Tasten zuklappte und ein leises Schluchzen seiner Mutter hinter mir vernahm, merkte ich es. Ich war nie alleine.

Auch wenn es in meinem Inneren manchmal furchtbar einsam und leer schien. Dennoch, ich merkte immer schnell das ich geliebt wurde. Meine eigenen Eltern rief ich regelmäßig an, besuchte sie in den Semesterferien, wie schon erwähnt. Ich vermisste zwar mein schönes Japan, aber auch dieses Land hatte Vorzüge.
 

Eines Tages schien meine mühsam aufgebaute, heile Welt ins Wanken zu geraten. Yukiko flitze in mein Zimmer und sagte mir mit freudiger Stimme das ihr Sohn mit einer Freundin zu Besuch kämen, in den Ferien, für ganze drei Wochen. Mein Herz verkrampfte sich. Ich wollte ihn damals eigentlich nicht wieder sehen. Nach alle dem. Mir war gleich klar wenn er in Begleitung haben würde.

Aber was konnte ich schon machen? Ich wohnte bei seinen Eltern und es war sein gutes Recht hier her zu kommen. Ich merkte die Anspannung in mir. Aber ich ließ es nicht nach außen durchdringen. Die Tage vergingen, ich war wie immer fleißig am lernen. Wollte so gute Noten wie Möglich bei den gelegentlichen Prüfungen erzielen. Da blieb mir Gott sei Dank keine Zeit über ihn nach zu denken.

Nachts hatte ich immer seltsame Träume wo er eine Hauptrolle spielte. Wachte meist Schweißgebadet auf, schüttelte heftigst mit meinem Kopf um das eben geträumte zu vertreiben. Abzuschütteln. Ein fader Beigeschmack blieb jedoch immer.
 

Die Zeit raste nur so an mir vorbei. Als ich an dem Morgen, wo die beiden im laufe des Tages auftauchen sollten, das Haus verließ betete ich bei meinem zurück kommen ruhig bleiben zu können. Gelassen zu sein. Ich hatte mich sehr verändert. War ruhiger geworden. Nicht mehr so auf brausend. Naivität zeichnete sich nur noch selten ab. Oft meinten meine Studienkameraden das ich eine starke Person sei, schlagfertig und schlau. Es viel mir nie auf. Klar war ich nie dumm gewesen, doch die Lobes-reden meiner Kameraden beschämten mich. Ich wollte nicht das sich so viele um mich kümmerten. War lieber alleine. Vergrub lieber meine Nase in Büchern. Ich las schon damals gerne, auch wenn sich meine Lektüren in meiner Freizeit verändert hatten. Krimis gehörten mittlerweile zu den Beliebtesten. Auch wenn ich nicht genau sagen kann warum eigentlich. Ich stand nie auf so ein Zeug. Vielleicht um meine Erinnerungen aufrecht zu erhalten? Um neue Farben in meine grauen Erinnerungen zu blasen? Wer weiß. Oder lag es daran das sein Vater solche Romane verfasste? Es war ehrlich gesagt irrelevant, jeder weitere Gedanke daran wäre meiner Meinung nach Verschwendung gewesen.
 

Nach einen etwas harten Tag kehrte ich am späten Nachmittag von der Uni zurück nach Hause.

Ich erinnere mich so klar an damals. Als ich die Tür still ins Schloss gleiten ließ, vernahm ich schon die aufgeregte freudige Stimme von Yukiko. Ich entledigte mich meiner Schuhe und lief in Richtung Wohnzimmer wo alle beisammen waren. Als ich die Tür aufmachte kam mir meine 'Ersatz-Mutter' gleich voller Elan entgegen, nahm mich an der Hand und zerrte mich in Richtung Couch.

Ich sah genau den undefinierbaren Ausdruck in den Augen von Shinichi und Shiho, es was mir unangenehm wie sie mich anguckte, besonders wie er mich ansah. Deuten konnte ich ihn nicht. Er wusste doch das ich hier leben. Störte er sich dran? Ich wusste es nicht. War auch nicht fähig zu fragen. „Hallo ihr zwei.“ Kam schließlich über meine Lippen. Ich platze fast vor Nervosität. Wollte am liebsten gleich rauf in mein Zimmer. Die beiden schienen wieder ihre Fassung zurück zu erlangen. Begrüßten mich ebenfalls sparsam, so wie ich es bei ihnen getan hatte. Immer noch ruhte Shinichis Blick auf mir und so langsam fühlte ich wie sich in mir ein beklemmendes Gefühl breit machte. Ich sah ihn nicht wirklich an und wenn dann nur kurz. Wendete immer schnell meinen Blick, wie ein scheues Reh.
 

Einige Minuten sprachen wir alle miteinander. Auch wenn ich eher mit seinen Eltern redete und nur gelegentlich mein Wort an Shinichi oder Shiho richtete. Doch ich wollte hier weg, schnell mich dieser Situation entziehen. Der Tag war schon anstrengend genug gewesen. Schlussendlich erhob ich mich. Verabschiedete mich kurz und verschwand.

Yukiko erkundigte sich noch rasch ob ich nicht mit essen wolle, doch mir war der Appetit ehrlich gesagt vergangen. Dankend lehnte ich ab, sagte ich hätte in der Stadt gegessen, auch wenn das nicht stimmte. Aber es war egal. Schnurstracks lenkte ich meine Schritte in den ersten Stock wo mein Zimmer lag.

Ich legte mich auf mein Bett, ließ meine Gedanken kreisen. Doch ich konnte nicht abschalten. Ich schnappte mir meinen MP3 Player und ließ mich von den sanften Klavierklängen, die von den Hörern an mein Ohr drangen, verzaubern und mitreißen. Schöner wäre es gewesen wenn ich selber meine Finger mit den Tasten meines Instruments vereinigt hätte können, doch ich fühlte mich nicht in der Lage sauber zu spielen. Eine klare Melodie zu Stande zu bekommen, also begnügte ich mich damit was ich hatte. Manchmal war weniger eben mehr. Ich merkte wie mich die Dunkelheit umfing, mich sachte ins Land der Träume beförderte.
 

Mein Schlaf war sehr unruhig gewesen. Wälzte mich von einer Seite auf die andere. Mitten in der Nacht schreckte ich dann plötzlich auf. Saß senkrecht in meinem Bett. Was für ein Traum! Wiedermal schüttelte ich heftigst meinen Kopf. Jetzt wo ich ihn gesehen hab nach so langer Zeit schienen meine Träume intensiver. Beim ersten Anblick von ihn sah ich gleich das er reifer geworden war, seine kindlichen Züge vollkommen verloren hatte und ich muss zugeben mir hatte sein Anblick gefallen. Er reizte mich immer noch, zog mich magisch an. Ich merkte mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmern, es ließ sich nicht beruhigen. Ich wollte nicht an ihn denken. Ich hatte es doch all die Jahre geschafft gehabt ihn zu verbannen und da sehe ich ihn einmal wieder und verfalle ihm wie von Zauberhand aufs Neue? Das gibt es doch nicht. Ich wollte es nicht. Merkte den inneren Kampf. Es half nichts.
 

Kurz darauf sah ich an mir runter. Ich hatte ja noch meine Alltagskleidung an, so ging das nicht. Ich rappelte mich auf, ging zu meinem Kleiderschrank und zog mir was passendes für die Nachtruhe an.

Mein Magen knurrte und das ziemlich laut, was mich veranlasste mitten in der Nacht leise in die Küche zu schleichen. Ich knipste das Licht an und durchstöberte den Kühlschrank.

Er war reichlich gefüllt, doch irgendwie war nichts darin worauf ich Appetit gehabt hätte, ließ unentschlossen die Tür wieder zurück gleiten.

Ich schnappte mir schließlich ein Glas Wasser und einen Apfel, ließ mich am Tisch nieder, schaute durchs große Küchenfenster, in die Schönheit der Finsternis. Draußen sah es genau so aus wie sich mein Inneres anfühlte, dunkel, schwarz, leer, dennoch von kleines leuchtenden Punkten faszinierend verschönert. Merkte nicht wie die Tür zur Küche geöffnet wurde und jemand eintrat. Ich war wie verzaubert, gebannt vom finsteren Nachthimmel. Zu gefesselt von den Sternen die zärtlich den Mond küssten.
 

„Wunderschön!“ vernahm ich eine Stimme dicht hinter mir. Hastig wandte ich meinen Kopf. Hatte mich fast zu Tode erschrocken. Es war Shinichi der hinter mir aufgetaucht war. Was wollte er hier? Er sollte schlafen nach den Strapazen des Fluges und nicht zur später Stunde hier herum geistern. Ich wandte wieder meinen Blick zum Fenster. „Ja.“ wisperte ich. Ich wusste das er meiner Stimme lauschte. Bewusst das er mich wieder so ansah wie vorhin. Zu gern hätte ich seinen Gedanken gelesen. Gewusst was er dachte nach all der Zeit.

Ich könnte es nur in seinen strahlenden blauen Augen ablesen. Doch das Risiko mich in ihnen zu verlieren, so wie damals, wollte ich nicht eingehen. Wollte mein inneren Unfrieden damals nicht noch mehr in Aufruhr versetzen. Was nützte es in der Vergangenheit rum zu stöbern? Nichts.
 

„Du hast dich kaum verändert in all der Zeit.“ hörte ich ihn. Denn schönen Klang seiner Stimme. Doch er irrte sich was er sagte. Ich hatte mich verändert, sogar gewaltig, doch wie hätte er das richtig beurteilen können? Wir hatten seit mehreren Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Nicht telefoniert oder sonst wie Kontakt gehabt.

„Ach wirklich!?“ Es war weder eine Frage noch eine Feststellung meiner Seits. Was sollte das hier werden? Er ging so locker damit um mich wieder zu sehen und ich hielt es nicht aus. Seine coole, fast arrogante Art. Sein Auftreten. Wie schon damals schien er von sich überzeugt zu sein. Alles wissend. Auch wenn ich ihn nicht sah, so wusste ich genau wie er da stand. Die Hände in den Hosentaschen vergraben mit einem hochmütigen Lächeln auf den Lippen. Ich konnte es genau vor meinem inneren Auge sehen.
 

Er setzte sich neben mich und ich linste zu ihm rüber. Nur kurz. Warum ging er nicht wieder? Wieder in sein Zimmer und schlief? Zurück zu ihr!? Was veranlasste ihn dazu sich den Stuhl neben mir zu schnappen?

Meine Gefühle keimten nach und nach immer mehr auf, alles was ich versucht hatte zu vergessen, irgendwann erfolgreich bekämpft hatte, brachen ungehalten wieder hervor. Es schmerze ihn so nah bei sich zu haben. Seine Wärme zu spüren. Auch wenn uns einige Zentimeter trennten, so nahm ich sie so war als ob er mich umarmen würde.

Ich hoffte das diese drei Wochen schnell vorbei gehen würden. Alles wieder seinen normalen Lauf nahm.
 

„Wie ist es dir ergangen? Wie geht es dir?“ schon wieder. Schon wieder stellte er eine Frage. Nein, gleich zwei. Warum tat er das, warum quälte er mich so? Merkt er nicht das mich seine Anwesenheit in ein Chaos stürzt? Ich versuchte ruhig zu klingen, den Sturm in mir zu unterdrücken, zu ignorieren. Schafte es den Klos, der sich kurzzeitig in meinen Hals gebildet hatte, herunter zu schlucken. Meine Stimme fest klingen zu lassen.

„Ganz gut, danke der Nachfrage. Ich hab mein Leben ganz gut im Griff und wie sieht es bei dir aus?“ eigentlich interessierte es mich nicht sonderlich, dennoch der Höflichkeit wegen stellte ich diese kleine Frage. Er sah mich an. Lächelte, früher konnte ich dahin schmelzen wenn er mir diese Art von Lächeln schenkte, doch zu diesen Zeitpunkt war es für mich fast nicht zum aushalten.
 

„Bei mir läuft auch alles in geregelten Bahnen... Ich freue mich dich wieder zu sehen Ran. Ehrlich! Ich war erst total nervös dir gegenüber zu treten, doch als ich dich gesehen hab, wusste ich das es dir gut ging, was mich ungemein beruhigt hatte. Damals als du gingst, stürzte eine Welt für mich ein, ich wollte nie das du gehst und trotz meiner Versuche dich zurück zu halten bist du auf und davon. Erst dachte ich das du wieder kommst, doch nach einigen Tagen, Wochen des Wartens wurde mir bewusst das du nicht nach Japan zurück kehrst. Ich bedauere wie alles damals abgelaufen ist und ich möchte dich bitten mir zu verzeihen.“ ich blickte ihn an, das erste mal. Direkt in die Augen. Was hatte er da gerade gesagt? Hätte ich gewusst das ich mit meiner einfachen Frage so einen Redeschwall in ihm auslöse, hätte ich sie nicht gestellt. Warum sagte er das? Ich wollte es nicht hören. Ihm verzeihen? Wofür? Das er mir mein Herz gebrochen hat? Das er sein Leben mit einer anderen bestritt? Das er mich damals so eiskalt fallen gelassen hatte?

Ja, ich war damals gegangen. War nicht in der Lage meine Gefühle zu trennen. Hatte ungemeine Angst vor der Zukunft. Alleine zu sein. Diese Angst hatte mich voran getrieben. Ich konnte mich noch genau erinnern wie er tatsächlich versucht hatte mich am gehen zu hindern. Nur weil Sonoko damals nicht ihren Mund halten konnte und er dann am Flughafen auftauchte. Ich bemerkte damals seinen Blick der soviel Trauer enthielt, Bände voller Verzweiflung trug, sprachen. Und doch hatte er mich nicht zurück halten können, mein Entschluss stand damals fest, es gab einfach keinen Weg zurück. Hatte sich all die Jahre nicht geändert gehabt.
 

„Shinichi. Blättere nicht in der Vergangenheit. Schwelge nicht in ihr. Schau in die Zukunft. Worum du bittest ist schon lange kein Thema mehr. Es ist vergeben und vergessen. Ich bitte dich, reiße keine alten Wunden auf. Ich bitte dich wirklich inständig, denn das könnte ich nicht ertragen.“ meine Augen füllten sich mit Tränen. Ein seltsames Gefühl, denn geweint hatte ich schon lange nicht mehr. Ich konnte seine Nähe nicht mehr ertragen.

Ich sah im Augenwinkel das er etwas sagen wollte als ich mich erhob und zur Tür ging, aber er konnte so schnell scheinbar nicht reagieren und somit verließ ich den Raum, ging in mein Zimmer. Doch legte ich mich nicht ins Bett. War zu aufgewühlt. Eine Träne nach der anderen bahnte sich den Weg über meinen Wangen hinunter. Ich stand an der Tür zur Veranda, schaute hinaus. Atemberaubend funkelten die Sterne, angestachelt vom Schein des Mondes strahlte jeder einzelne Lichtpunkt heller und heller.

Keine Ahnung wie lange ich dort stand. Gedanken verloren. Wie lange es gedauert hatte bis der Tränenfluss abgeklungen war. Klar ist jedoch das ich irgendwie den Weg in mein Bett gefunden habe und vor Erschöpfung einschlief, auch wenn ich mir nicht erklären kann wie es dazu kam.
 

Morgens lief es bei mir Anfangs wie gewohnt ab. Ich stand auf, machte mich im Bad frisch und ging in die Küche um das Frühstück vor zu bereiten. Ich war tief in meiner Aufgabe verwickelt. Jeder hatte seine festen Tätigkeiten in diesem Haus. Ich deckte und Yukiko räumte ab. Wir beide teilten uns den gesamten Haushalt, hatten von Anfang an alles gerecht aufgeteilt.

Recht gut gelaunt wirbelte ich durch die Küche. Lange war ich nicht mehr so gut gelaunt gewesen. Konnte es mir auch nicht wirklich erklären warum ich so Glücklich war.

Nach Beendigung meiner Aufgabe wartete ich auf Gesellschaft. Als erstes trat Yusaku den Raum, wie eigentlich jeden Morgen. Ich stellte ihm gleich seinen Kaffee hin und reichte ihm die Zeitung. Kurz darauf erschien seine Ehefrau in der Küche und setzte sich ebenfalls wie ihr Mann an den Tisch, auch ihr goss ich Kaffee ein, auch wenn sie eher die Tee-Trinkerin war wie ich, so gab es auch Tage wo sie Kaffee wollte.

Auch ich setzte mich an den Tisch und fing an zu frühstücken, denn bald musste ich das Haus verlassen, konnte mir nicht leisten zu trödeln. Ich war fast mit dem essen fertig als Shinichi und Shiho in die Küche kamen. Auch sie begannen zu frühstücken. Keine zwei Minuten später erhob ich mich. Denn der Tag war wieder ein wichtiger Tag für mich, wiedermal stand eine Klausur an und auch eine wirklich interessante Lesung die ich um nichts in der Welt verpassen wollte.
 

Als ich aus der Küche verschwinden wollte richtete Yukiko ihre Stimme an mich. Ich drehte mich natürlich zu ihr um, denn ich war gut erzogen. „Ran, könntest du den beiden nicht später die Stadt zeigen? Sie kennen sich hier doch nicht aus.“ etwas perplex starrte ich sie an. Meinte sie das ernst? Wenigstens sie müsste doch wissen wie es in mir aussah.

„Würde ich ja liebend gerne, aber ich muss nachher noch in die Stadt-Bibliothek, wichtige Informationen einholen. Ich werde keine Zeit haben.“ versuchte ich ihr mit einem lieben Lächeln entschuldigend bei zu bringen. Doch es schien sie nicht zu interessieren.

„Dann nehme die beiden doch mit, ich denke auch für sie wäre es interessant. Ohne dich würden sie das Innere nie zu sehen bekommen.“ Da hatte sie zwar recht, aber was in drei Teufels Namen sollte das? Ich wollte ihm und ihr fern bleiben und nun musste ich wohl oder übel in den äußerst sauren Apfel beißen.

Ich resignierte, denn gegen seine Mutter hatte ich keine Chance. „Also gut, gegen drei bin ich zurück und hol euch ab. Bis später.“ Ich verließ fast fluchtartig das Haus. Das konnte doch nicht war sein. Gab es denn keinen Gott der so was verhinderte? Aber was nützte es. Da musste ich durch. Hoffte das ich später nicht allzu viel mit ihnen reden musste.
 

Nachmittags lief ich eher schleppend von der Uni nach Hause. Ich weiß auch nicht, meine Beine fühlten sich an wie Blei, genau wie mein Herz. Nach einem schier unendlich langen Weg kam ich schließlich daheim an und holte die beiden wie abgemacht ab. Ich versuchte fröhlich und gelassen zu wirken, was die beiden mir anscheint abnahmen. Naja, da soll noch mal einer sagen das ich nicht Schauspielern könnte.
 

Als wir nach einer kleinen Busfahrt und einem kurzen Fußmarsch endlich bei der Bibliothek ankamen, kamen Shinichi und Shiho gar nicht aus dem staunen heraus, das sah man ihnen deutlich an. Ich musste erst zwei Besucherausweise für sie holen, bevor die beiden diese heiligen Hallen betreten durften, kurz wies ich die beiden an hier auf mich zu warten, dann lenkte ich meine Schritte Richtung Haupttresen mitten im Saal.

Frau Smith begrüßte mich freundlich. Ich war hier in den letzten Jahren 'Stammkunde'. Egal ob ich mir für private Zwecke was aus lieh oder um was für die Uni zu recherchieren. Ich war hier gern gesehen und kannte fast jeden Mitarbeiter.
 

Bei Frau Smith besorgte ich zwei Besucherpässe. Auch wenn ich ein wenig mein Charme spielen lassen musste, denn Gäste waren hier nicht so gerne gesehen, warum auch immer. Ich kehrte zu den beiden zurück und überreichte jeden einen, führte sie weiter in die große Halle hinein. Wandte mich um. „Der Wissenschaftsbereich ist hier links im Erdgeschoss und der Krimibereich ist im ersten, ebenfalls links. Wenn ihr was ausleihen wollt gebt mir eure gewählten Bücher und ich setze sie mit auf meine Karte, somit entfällt eine hohe Leihgebühr. Ich bin oben im Lesesaal falls mich einer sucht. Also, viel Spaß.“ somit verließ ich die beiden.

Ging mir erst meine nötigen Bücher holen und setzte mich anschließend an einen leeren Tisch im Lesesaal.
 

Ich war sehr vertieft in meine Unterlagen, machte mir viele Notizen. Irgendwann setzte sich Shinichi mir gegenüber hin und fing ebenfalls an ein Buch zu lesen. Ich merkte wie er immer mal wieder über den Bücherrand zu mir rüber schaute, aber ich sagte nichts. Wollte nur meine Unterlagen vervollständigen.

Aber irgendwie kam ich nicht dazu, denn zwei Arme legten sich um meine Schultern und zogen mich zurück, weg von meinen Büchern. Leicht drehte ich mich um, um zu sehen wer es war, das machte eigentlich nur einer ständig. „Saguru! Hast du mich erschreckt!“ „Oh entschuldige Liebes, Was steht denn diesmal an?“ „Referat in Soziologie Herr Detektiv! Und nen mich nicht Liebes, du weißt das ich das nicht leiden kann. Was machst du überhaupt hier?“ „Naja, ich könnte jetzt sagen das mir dein Liebreiz gefehlt hat, aber das würde wohl zu schmalzig klingen. Nein, ich bin hier weil ich wegen einen Fall her gerufen wurde. Dieser war schneller abgeschlossen als ich gedacht habe, also dachte ich mir das ich dich mal besuche.“ War irgendwie klar, Detektive waren immer dort zu finden wo ein Fall war. Es verwunderte mich nicht. Aber ich musste zugeben das mich seine Anwesenheit schon etwas beruhigte.
 

Unter Shinichis Blicken fühlte ich mich leicht beklemmt. Aber wie unhöflich von mir. „Shinichi!? Darf ich dir vorstellen, das ist Saguru...“ doch bevor ich weiter reden konnte führte er meinen Satz fort. „Das ist Saguru Hakuba, Detektiv genau wie ich, geboren in Japan aber wohnhaft in London. Sein Vater ist Oberinspektor und Polizeipräsident der Präfektur Kawagama. Sein stetiger Begleiter auf Reisen ist sein Falke Watson. Freut mich dich wieder zu sehen, Hakuba.“

Erstaunt sah ich Shinichi an, der irgendwie ein ernstes Gesicht machte. Aber warum? Anscheint kannten sie sich schon. Naja, war nichts ungewöhnliches. „Ah...Shinichi Kudo, Detektiv des Ostens Japans, wohnhaft in Tokio, ebenfalls in Japan geboren, Mutter Schauspielerin, Vater Schriftsteller. Was verschlägt dich denn hier her?“ auch Sagurus Gesichtszüge wurden ernst, so kannte ich ihn nicht. Sonst war er eher elegant, höflich. Doch jetzt tauschte er mit Shinichi einen Blickkontakt aus der mich stutzig machte. Eifersucht glänzten in den Augen der beiden, vielleicht auch etwas drohendes. Umso länger ich zwischen den beiden hin und her schaute um so mehr viel mir auf das sie einen kleinen Machtkampf ohne Worte ausfechteten. Obwohl es dafür keinen Grund gab.
 

Mit einem lauten Seufzen steckte ich meine Nase wieder in meine Bücher. Saguru setzte sich neben mich und sprachen mit Shinichi etwas, obwohl das angebliche Gespräch eher ein Gestichel ähnelte, soweit wie ich es mit bekam. Auch Shiho gesellte sich irgendwann dazu.

Meine Aufmerksamkeit wurde erst wieder auf das Gespräch gelenkt als Saguru seinen Arm um meine Schulter legte und irgendwas von einem Ball faselte. Entgeistert starrte ich ihn an. Mit einer Hand streifte ich seine Hand von mir. „Und Liebes? Kommst du mit mir dahin?“ ich hatte zwar nicht zugehört worum es eigentlich genau ging, doch wie von selbst verließ ein. „Wie du meinst!“ meine Lippen, was für ihn anscheint eine Zusage war, zu was auch immer.
 

Plötzlich war ich für ein Wochenende, einen Abend verabredet, dabei wollte ich es nicht und als ob es nicht genug wäre, lud Saguru noch Shinichi und Shiho dazu ein. Saguru kam meinem Ohr nahe und flüsterte mir etwas zu. „Ich schicke dir nachher Watson!“ dann erhob er sich und verließ die Bibliothek.

Shinichi wirkte irgendwie säuerlich, sein Gesichtsausdruck sprach jedenfalls Bände als er böse Blicke Saguru hinterher warf. Als er mich wieder ansah veränderte sich allerdings der Ausdruck wieder. Er lächelte, nein es war mehr ein freches Grinsen und seine Augen schienen zu strahlen. Wieso? Er sah irgendwie so aus als ob er noch Kind wäre und gerade einen bunten Lutscher bekommen hätte.
 

Nach einiger Zeit schlenderten wir wieder nach Hause. Ich muss sagen das der Tag gar nicht so schlecht gelaufen war. Trotz das ich von Shiho ständig vernichtende Blicke geerntet hatte. Auf das einsteigen in ein unbeschwertes Gespräch, bei diesen Blicken, war jedoch nicht möglich. Schade eigentlich. Sie schien irgendwie frustriert zu sein. Warum auch immer. Sah sie in mir irgendeine Konkurrenz? Hatte sie Angst das ich ihr Shinichi weg nahm? Unsinn, oder doch? Und schon wieder tauschten neue Fragen auf. Wenn es so war, wieso? Sie wusste doch das ich hier in L.A. lebe und nicht vor hatte nach Japan zurück zu kehren.
 

So dachte ich zum damaligen Zeitpunkt. Ich weiß auch nicht, die wenigen Tage damals waren gefüllt von Fragen. Auf einige hatte ich mittlerweile eine Antwort, doch einiges blieb auch im ungewissen. Ich nahm mir damals vor vielleicht mal mit ihr das Gespräch zu suchen, um so heraus zu finden was sie eigentlich gegen mich hatte. Aber das brach ich nicht übers Knie. Ich kannte sie schließlich nicht wirklich. Wusste nicht wie sie reagieren würde. Aber wenn die Zeit kommt, dann würde ich es merken und mit ihr mal ein paar Satze sprechen, alleine. Was aber mit der Zeit in Vergessenheit geriet.
 

Endlich daheim angekommen verkrümelte ich mich nach dem Abendbrot in mein Zimmer. An dem darauf folgenden Tag hatte ich frei, musste nicht durch die Universität hetzen. Daher setzte ich mich an meinen Flügel und spielte wie so oft eine Melodie nach der anderen, versank in meiner eigenen kleinen Traumwelt in der es keine Probleme und Sorgen gab.

Ich bekam nicht mit wie im Wohnzimmer fragende Blicke von Shinichi aus gingen. Alle spitzten die Ohren. Wobei Yukiko die Augen schloss und lauschte. Während Ihr Ehemann mit summte. Auch entging mir wie Shinichis Mutter ihm Schluss endlich erklärte das ich es sei die dort spielte. Ihre Sorgen und Ängste von den Klängen weg tragen ließ. Sich in eine andere Welt flüchtete. Ich hätte zu gerne sein Gesicht gesehen. Er wusste ja schließlich bis dato nicht das ich die Hobbys gewechselt hatte.

Ich war schon längst in meiner eigenen Welt, als die Tür zu meinem Zimmer leise geöffnet und ebenso geschlossen wurde.

Wie immer von nichts etwas mit bekam. Es war mir auch egal um ehrlich zu sein. Teilweise hätte ich es mitbekommen sollen, immer dann wenn Shinichi eine Frage stellte, seiner Mutter zuflüsterte. Zum Beispiel warum ich meine Augen geschlossen habe beim Spiel und Yukiko ihm dann erklärte das ich mit dem Herzen spielte, die Farben der Töne vor meinem geschlossenen Auge sah, so klar und deutlich das sie mit offenen Blick nicht zu erkennen seien.

Ich spürte weder den Stolz den Shinichi mir mit seinen blauen Augen entgegen brachte noch den zornigen den Shiho mir Anfangs ins Genick warf.
 

Und ein weiteres Mal bemerkte ich erst das ich nicht alleine war als ich die Tastenklappe schloss und hinter mir leises Geschniefe vernahm.

Drehte mich blitzschnell um und sah alle vier auf meinen Bett sitzen. Wie von Zauberhand schmückte meine Lippen ein sanftes Lächeln. Yukiko und Yusaku verließen nach wenigen Minuten wieder mein Zimmer, doch die anderen beiden waren nicht gewählt zu gehen. Shinichi sah sich interessiert in meinem Raum um. Während Shiho schmachtende Blicke zu ihm warf, was ihm anscheint am Hintern vorbei ging.

Ich fand das Verhalten mehr als merkwürdig, denn soviel wie ich wusste, waren die beiden zusammen. Aber als ich etwas nachdachte fiel mir etwas auf, ich sah sie sich noch nicht einmal küssen oder Händchen halten. Wenn er sie mal anschaute dann sagten mir seine Blicke das sie Freunde waren, kein Funke von Liebe war dort drin enthalten. Oder hatten sie sich einfach nur auseinander gelebt? Wohnten sie überhaupt beieinander? Ich muss zugeben das es mich damals schon brennend interessierte.
 

Für weitere Gedanken blieb mir keine Zeit, denn ich vernahm ein sachtes, leises Geklopfe an der Veranda-Tür. Ich eilte hin und fand den Falken von Saguru davor. Auf den kalten, weißen Fliesen sitzend. Sofort fiel mir die Rosenblüte und ein Schriftstück an seinen kleinen Beinchen auf. Ich machte es ab und schon erhob sich das Tier majestätisch wieder in die Lüfte. Shinichi sah mich mit erstaunten Augen an. „Was ist das?“ „Eine Nachricht von Saguru.“ antwortete ich Shinichi knapp. Linste leicht zu ihm und sah wieder diesen finsteren Gesichtsausdruck. Konnte es vielleicht sein das Shinichi ihn nicht mochte? Mag sein. Bei seinen Anblick musste ich leise Lachen. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Mich überraschte es als er mit einstimmte.

Shiho verließ ebenfalls mein Zimmer. Daher setzte ich mich neben ihn aufs Bett und faltete das Papier vorsichtig auseinander. 'nächsten Samstag Abend, Punkt 20 Uhr hol ich dich ab Liebes, mach dich schick. Saguru' stand dort in fein säuberlicher Schrift. So wie ich es von ihm gewohnt war.

Einige Zeit sprach ich noch mit Shinichi und es tat richtig gut. Hatte mich die letzten Monate so in mich gekehrt das ich schon vergessen hatte wie es ist mit jemanden richtig zu reden. Ein langes Gespräch zu führen. Wir kicherten und Lachten, so wie in alten Zeiten.

Schlussendlich ging er auf sein Zimmer und ich legte mich in mein Bett. Etwas lag ich noch wach, doch ich schlief schnell ein und mein Traum war einfach wunderschön. Ich hatte unbewusst beschlossen Shinichi offener gegenüber zu treten. Weder er, noch ich konnten etwas daran ändern was in der Vergangenheit geschehen war. Wir zogen uns nun mal an wie Magneten, es ließ sich nicht von der Hand weisen. Fest nahm ich mir vor meinen Rat, den ich ihm vor nicht mal zwei Tagen mitten in der Nacht in der Küche gab, selber zu befolgen. Zuversichtlich blickte ich in die Zukunft.
 

Die Tage vergingen fast wie im Flug. Shinichi und Shiho waren viel unterwegs, aber ich beteiligte mich nicht daran. Nun war schon über eine Woche vergangen in denen die beiden hier waren und nur noch eine weitere Woche, dann hatte ich die Verabredung mit Saguru zu diesen ominösen Ball. Inzwischen ging es mir richtig gut in Shinichis Nähe, wir unternahmen viel. Shiho taute auch langsam auf, das Gefühl das sie mich nicht leiden konnte wurde von mal zu mal weniger.

Ich kam gerade von der Uni, früher als sonst. Auch wenn ich zeitig daheim war, fühlte ich mich irgendwie ausgelaugt. Trocken wie die Sahara. Leer gebrannt.

Zum Glück war das Studium bald vorbei und konnte meine weitere Zukunft in Angriff nehmen, aber noch war dieses zu früh gewesen. Komischer Weise war niemand Zuhause. Hunger verspürte ich keinen. Noch zumindest nicht.

Also ging ich in mein Zimmer, legte meine Unterlagen auf meinen Schreibtisch, schnappte mir das Buch was ich aktuell las und begab mich in den Garten. Diesen wunderschönen sonnigen Tag wollte ich voll auskosten.
 

Da saß ich nun unter einem Baum im Garten. Las ganz vertieft meinen recht spannenden Krimi. Unbemerkt von mir kamen alle nach Hause. Yukiko und Shiho machten sich gleich in der Küche daran das Abendessen zuzubereiten. Yusaku setzte sich an seinen neusten Roman und schrieb ihn weiter. Und Shinichi!? Nun, er begab sich auf die Suche nach mir. Sein rufen hörte ich nicht, so sehr war ich in die Zeilen meines Romans verwickelt. Als er mich schließlich im Garten erblickte, lenkte Shinichi seine Schritte freudig und zielstrebig auf mich zu.

Ich bekam es jedoch zum wiederholten male nicht mit. Sah nicht auf. Aber ich merkte seine Anwesenheit, das Band was uns anscheint noch immer verband. Wie schon die ganze Zeit die er hier war, merkte ich es von mal zu mal intensiver. Ich empfand keinen Groll mehr gegen ihn. Denn das geschehene lag in der Vergangenheit und war eh nicht mehr zu ändern. Aber seine Wärme die mit jeden Schritt in meine Richtung stärker wurde war wie Balsam für meine Seele und umfing mein Herz.
 

Er setzte sich neben mich, rückte etwas näher und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Lugte hinüber und schaute auf das Buch in meinen Händen. „Was ließt du da?“ fragte er neugierig. Ich, seine Sandkastenfreundin, wendete nicht meinen Blick, sah ihn nicht an.

Diese Nähe schien ihn nicht im geringsten zu stören. „Das ist ein neues Buch was raus gekommen ist. Eine Mischung aus Krimi und Romantik.“ sprach ich im ganz ruhigen Ton. Ich wusste nicht was er dann dachte. Wahrscheinlich so was wie 'Mischung aus Krimi und Romantik? Hörte sich interessant an.' Sein Kopf ruhte immer noch auf meiner Schulter. So wie es aussah las er wohl mit, denn immer wenn ich eine Seite umblättern wollte, hielt er meine Hand kurz fest und sagte. „Kleinen Moment noch.“ So saßen wir da. Einige Minuten. Shinichi fand das Buch gut, sagte er mir. Auch wenn es etwas ungewöhnlich war.

Die Liebe die er mir mit jeder Sekunde entgegen brachte, sog ich mit jeder Faser meines Körpers auf. Wie ein trockener Schwamm den immer mal wieder ein Tropfen Flüssigkeit gespendet wurde.
 

Auch ihm schien diese Nähe zu gefallen, so wie mir. Ich flüchtete nicht, oder haute ihm eine runter. Nein, ich saß still da und ließ ihn gewähren. Jetzt viel ihm scheinbar auch auf das ich mich in all er Zeit verändert hatte. Das ich ruhiger geworden bin. Ich machte mir etwas Gedanken als Shinichi mir ins Ohr flüsterte. „Du bist noch genau so schön wie damals, wirkst reifer, erwachsener. Früher hättest du das nicht zugelassen dass ich dir so nah komme.“ das hatte er richtig erkannt. Schon ungewöhnlich das diese Erkenntnis so lange brauchte um ihm bewusst zu werden.

„Da kannst du mal sehen was die Zeit mit einem Menschen macht.“ nach meiner Aussage hörte ich deutlich das schmunzeln von ihm. Ich hatte nie vor ihm wieder mein Herz zu schenken, doch ich merkte wie es kräftig gegen meinen Brustkorb schlug. Liebte ich ihn wirklich immer noch? Fühlte er genau so? Innerlich hoffte ich es.
 

Wir waren im Bann des jeweils anderen gefangen, aus dem wir ohne andere Hilfe wohl nicht wieder heraus gefunden hätten. Ein vertrautes Gefühl umklammerte regelrecht unsere Herzen. Tief in uns drin wünschten wir uns das dieser Moment niemals vorüber gehen würde.

„Ran! Shinichi! Essen ist fertig!“ genervt stöhnte er auf. Das war ja klar, da hatte man sich gerade in einer äußerst schönen Situation befunden. Träumte etwas. Hoffte das es noch eine Weile so blieb und dann kam jemand und entriss einen aus der bunten Welt der Glückseligkeit.

Sein Blick verfinsterte sich, das sah ich im Augenwinkel. Shinichi war nicht bereit diesen schönen Augenblick auf zu geben. Doch ihm blieb keine Wahl, wie mir auch nicht. Ich weiß nicht wieso, aber ich legte meine rechte Hand auf seine linke Wange. Strich ihm zärtlich mit dem Daumen darüber. Schaute ihn aber nicht an. „Wir sollten rein gehen!“ sagte ich mir leiser, dennoch fester Stimme. Er schmiegte sich in meine Handfläche, anscheint gefiel ihm dieses Gefühl von mir berührt zu werden. Das ich ihn anfasste. Schlagartig erhellte sich wieder sein Gesichtsausdruck. Wir erhoben uns und gingen hinein.
 

Am Tisch setzte er sich neben mich. Shiho saß schon daran, ich kann die Miene die sie verzog heute noch nicht deuten. Aber ich schätze mal das sie sich geschlagen gab.

Yukiko beschmunzelte die Blicke die ihr Sohn mir zuwarf. Ich jedoch machte keinerlei Anstalten den jungen Mann neben mir anzuschauen, ihm genau so verliebte Blicke entgegen zu werfen oder sonstige Regung zu zeigen. Ich konnte es nicht mehr leugnen. Ja, mein Herz tanzte wie wild und eine lang vermisste Nervosität, ein unbenanntes Kribbeln beherrschte meinen Bauch.
 

In der zweiten Woche unternahm ich einiges mit Shinichi, denn Shiho verkrümelte sich nach dem Mittag steht´s alleine, ließ ihn zurück. Ich erbarmte mich bei ihm zu sein. Merkwürdig glücklich kam Shiho Abends zurück. Ich freute mich das sie so ausgelassen war.
 

Dann kam der Abend der Abende. Der Ball stand an. Mir war es unangenehm als ich feststellte das ich die letzte war die fertig zurechtgemacht die Treppe hinunter schwebte, alle standen schon im Eingangsbereich. Shinichi sah mich verträumt an, verfolgte jeden Schritt den ich tat. Mein himmelblaues Kleid schien ihm zu gefallen. Ein leichter rosa Schimmer legte sich auf seine Wangen, so wie bei mir vermutlich auch. Es verwirrte mich als nicht Saguru sonder Shinichi mich zur Limousine führte.

Saguru war ungewöhnlich ruhig, lächelte Shiho die ganze Zeit an. Hatte er sich in sie verliebt? Seinen Blicken zu urteilen, ein klares ja. Vielleicht machte er deswegen keine Anstalten. Aber was soll´s? Schließlich waren wir alle nur Freunde.
 

Der Ball war traumhaft. Wie eine Prinzessin behandelte mich Shinichi. Kümmerte sich rührend um meine Person, bemühte sich damit es mir gut ging. Damit ich mich wohl fühlte. Genau so verwöhnte Saguru Shiho und es gefiel ihr. Nun war das Eis zwischen mir und ihr auch gebrochen. Zu viert lachten wir ausgelassen. Tanzten und unterhielten uns unbeschwert.

Irgendwann nahm Shinichi meine Hand und forderte mich auf ihm zu folgen. Bereitwillig erfüllte ich ihm seinen Wunsch. Er führte mich auf einen der Balkone. Keine andere Seele war hier. Er lehnte sich an die Brüstung und schaute in die Nacht hinein. Ich stellte mich neben ihn und tat es ihm gleich. Meine Ohren vernahmen ein Seufzen was seine Lippen verließ. Was hatte er nur? Bedrückte ihn etwas?

„Ran... ich weiß nicht wo ich anfangen soll... ich...“ stotterte es schließlich aus ihm heraus. Sein zweiter Versuch scheiterte auch. „Ich...“ Leider, ich wüsste zu gerne was er mir sagen wollte. Ich war leicht verwirrt. Ratlos, aber auch neugierig. „Hm? Was ist los Shinichi?“ Kurz sah er mich an, direkt in meine Augen, doch er hielt nicht stand, schaute mit geröteten Wangen schnell wieder weg.
 

„Nun, bald ist die Zeit hier vorbei und ich fliege wieder nach Japan, aber...“ Das wusste ich doch. Was wollte er mir sagen. Langsam wurde ich ungeduldig. „Was aber?“ Er schien nervös zu sein. Sich Worte in seinem Kopf zurecht zu legen. Schließlich fuhr er leise mit dem fort was er mir sagen wollte. „Aber ich möchte nicht ohne dich zurück. Du fehlst mir. Unendlich doll fehlst du mir. Mein Herz kommt einfach nicht zur Ruhe seit du damals gegangen bist und nicht wieder kamst. Ich wollte Shiho damals nicht küssen. Sie hat es einfach getan und genau in dem Augenblick kamst du um die Ecke und es zerstörte mein ganzes Leben. Alle Versuche die Sache auf zu klären hast du abgeblockt, es hat wahnsinnig weh getan. Ran...“

Das belastete ihn also. Leicht geschockt und mit großen Augen starrte ich ihn an, irgendwie hatte es was rührendes was er sagte, auch wenn er die Lieben-Worte mit der schmerzlichen Vergangenheit vermischte. Mein Blick wurde langsam weicher, krabbelte ohne größere Mühe aus meiner Starre heraus.
 

Er drehte sich schließlich doch mit seinen Körper zu mir, jedoch ließ er seinen Kopf hängen, fuhr mit wackeliger Stimme fort. „Ich will nicht mehr ohne dich sein. Ich will dich an meiner Seite haben, denn nur mit dir bin ich glücklich. Ich kann dir gar nicht beschreiben wie unsagbar froh ich war dich wieder zu sehen. Wie ich mich fühlte als du mich von mal zu mal, die letzten Tage, näher an dich heran gelassen hast. Es fühlte sich so toll, so echt an. Ich weiß das meine Gefühle dir gegenüber noch genau die sind wie früher. Wahrscheinlich sogar noch viel stärker.“ Fassungslos starrte ich ihm abermals an. Was sollte das hier gerade werden? Liebte er mich genau so wie ich ihn noch liebte? Sollte dies eine Liebeserklärung werden? Unsicher stellte ich eine weitere kleine Frage. Mein Herz rebellierte so stark in mir drin und raubte mir fast die Luft zum atmen.

„Und die wären...?“ Lag ich mit meiner Vermutung richtig? Ich hoffte das ich es erfahren würde. Er mich hier nicht im ungewissen stehen lassen würde. Er hob seinen Kopf, sah mich an. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen. Vorsichtig ergriff er meine Hand und zog mich näher zu sich heran. Nur noch Millimeter waren wir getrennt. „Ich liebe dich Ran, von ganzen Herzen. Ich bitte dich, komm mit mir zurück. Lass mich nicht mehr alleine, ich brauche dich.“
 

Ich brauchte etwas um zu realisieren was hier gerade passierte. Es war schöner als in jedem Liebesfilm muss ich mir eingestehen. Die Umgebung und die Aura die mich umfing tat sein übriges. Lies mein Herz mehr den je erblühen. Auch wenn ich anfangs mich gegen meine Gefühle versucht hatte zu wehren, so war in den vergangen Tagen so vieles wieder zum Vorschein gekommen, was ich nicht mehr leugnen wollte und konnte. Wie eine Marionette, steuerte sich mein Körper wie von selbst, kam ich ihm noch näher, stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn. Sofort erwiderte er den Kuss. Ließ meine Hände los und so wie ich mit meinen Armen seinen Nacken umschlang und zu mir herunter zog, so legten sich auch seine um mich herum und drückte mich leicht an sich. Minuten mussten vergangen sein als wir uns lösten.

„Ich liebe dich auch Shinichi.“ wisperte ich ihm entgegen und er schenkte mir eines seiner verführerischsten Lächeln die er schon immer drauf hatte, so wie damals. Auch ich strahlte so wie er. Wieder drückte er mich an sich und ich schmiegte mich an ihn. Es tat so gut. Alle Ängste und Sorgen waren wie weg geblasen. „Es tut mir so furchtbar Leid das ich so lange gebraucht habe um her zu kommen, doch mich hatte immer der Mut verlassen. Immer und immer wieder...“ Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen, ich fühlte es ihm nach. Wollte keine weiteren Worte hören. Nun schien sich eine neue Zukunft aufzutun.
 

Dieser Abend war genau der der mich endlich glücklich werden ließ. Leider konnte ich damals nicht sofort mit ihm fliegen. Ich studierte noch ungefähr ein halbes Jahr in Amerika. Hielt natürlich Kontakt zu ihm.

Nachdem ich mein Studium beendet hatte folgte ich ihm zurück in die Heimat. Und es war genau das Richtige was ich hätte tun können.
 

Ich hatte meinen Weg schon vor einigen Stunden in Richtung eines großen weißen Hauses am Strand gerichtet.

Jetzt stehe ich hier. In unserem Haus. Die Finsternis war schon lange herein gebrochen. Mitten in der Nacht stand ich nun hier, vor einer großzügigen Fensterfront mit einem Bündel in meinen Armen. Schaue zum dunklen Firmament empor, betrachte den Mond und die Sterne.

An meiner rechten Hand leuchtet ein goldener Ring im Mondlicht auf. Ein sanftes Lächeln schmückte meine Lippen. Ich hätte vorher nie gedacht das sich doch noch meine sehnlichsten Träume erfüllen.

Jemand nährte sich mir von hinten und umarmte mich. Wie konnte es auch anders sein, es war Shinichi, mein geliebter Ehemann. „Komm wieder ins Bett, mein Engel.“ flüsterte er mir zu. Ich drehte mich um, er nahm mir unseren Sohn aus den Armen, legte ihn behutsam zurück in sein Bettchen, deckte ihn mit einer leichten Decke zu und schenkte ihn einen zarten Kuss auf die Stirn. Dann drehte er sich zu mir um, nahm mich auf seine starken Arme und trug mich ebenfalls zu Bett. Leidenschaftlich begannen wir uns zu küssen. Wie so oft liebten wir uns auch in dieser Nacht bis wir irgendwann leicht erschöpft einschliefen.
 

Vergangen war alles Schlechte, all der Schmerz. Die Zeit heilt zwar keine Wunden, doch mit den richtigen Partner an seiner Seite und mit Hilfe der Liebe die durch ein reines Herz einen entgegen gebracht wird, gerät alles in Vergessenheit und öffnet die Tore in eine neue Welt.
 

The End



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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Von:  LadyAnn84
2010-02-08T21:44:32+00:00 08.02.2010 22:44
Kommetar aus meinen ENS von Kelly_Holmes

Bonsoir LadyAnn84 :)

Nun, ich hab immer noch das Problemchen mit den Kommentarseiten... leider >.<
Deswegen verzeih’ wenn ich jetzt wieder ’ne ENS schreiben muss; bei manchen öffnet’s er halt, bei anderen nicht *grrrrrr*

Wie dem auch sei- Wow... ehrlich, ich bin... hmm... ergriffen ^^
Ehrlich; mir hat das lesen sehr viel Spaß gemacht :)

über 9000 Wörter...
Das is ein gewaltiger Sprung, das muss ich schon sagen ^^
Und dein Schreibstil ist auch besser geworden; oder ist es das gleiche und es kommt mir so vor, weil’s sonst immer 1000-2000 Wörter gab?

Ich fand die Geschichte ehrlich schön und wenn du vielleicht etwas mehr erzählt hättest, mehr ins Detail gegangen wärst, was den Gefühlen (okay, die waren eigentlich ganz gut), ihrem Lebenslauf und vielleicht Yusakus und Yukikos Sicht, angeht... dann hättest du damit auf jeden Fall ein klasse Buch geschrieben, ehrlich ^.~

Also ich hätte mir das Buch auf jeden Fall gekauft ;)
Aber für’n Shot war’s sehr gut :)

Allerdings wurde ich kurz beim lesen gestört, musste folglich auch kurz vom Computer weg und war die ganze Zeit hibbelig, weil ich endlich weiter lesen wollte *smile*
Und das ist selten der Fall bei mir >.<

Ich hoffe, dass diese Geschichte mehr Anhänger findet, wirklich...
Weil sie’s verdient hat ^-^
Sie ist lesenwert, konnte einem zeigen, wie sich die Charakter fühlen, an manchen Stellen konnte man schmunzeln bzw. grinsen... halt so, wie es man eigentlich erwartet ^^

Wie gesagt, manchmal kamen große Sprünge; ich hätte da mehr die Gefühle vertieft... nichtsdestotrotz hab ich das Lesen nicht bereut und bin gespannt auf weitere Werke von dir; ich denk mal, in der Ich-Perspektive kannst du sehr gut schreiben bzw. besser als in der Er/Sie/Es-Perspektive... oder aber auch, es liegt jetzt an dieser Länge, welches deinen schönen Schreibstil mehr darstellt ^.~

Also dann- einen schönen Abend wünsch’ ich dir noch; mach bloß weiter so *lacht*

Viele Grüße,
Kelly_Holmes



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