Zum Inhalt der Seite

Insane.

110
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

104 ~ Gott!?

104. Gott!?
 

„Evans, geh mit mir aus, es ist Hogsmeade-Wochenende!“
 

Genervt sah Lily von ihren Zaubertränke-Hausaufgaben auf und direkt in das fröhliche, selbstsichere Gesicht von James Potter.

Er hatte sich auf die Kante ihres Tisches im quasi leeren Gryffindor-Gemeinschaftsraum gesetzt und lässig die Arme verschränkt, zumindest schien es, als war das seine Absicht. Auf Lily wirkte es eher als versuchte er ein bisschen Nervosität zu verstecken, aber vermutlich lebte sie in einer kleinen Traumwelt, in der Potter so etwas wie Scham oder Nervosität besaß.
 

„Sicher nicht“, erwiderte sie kalt und sah schnell wieder auf ihr Pergament um zu verstecken, dass sie etwas rot geworden war.

Nicht etwa, weil sie doch auf ihn stand, auf keinen Fall! Gut, vielleicht ein kleines bisschen. Weil er gut aussah, aber es war tatsächlich so irrelevant gegenüber ihrer gesammelten Wut auf Potter, dass sie es auch gleich vergessen konnte.

Seit nunmehr fünf Jahren schien er es wie ein Besessener darauf anzulegen, sie wütend zu machen, sei es indem er sich regelmäßig ihrend guten Freund Severus als Lieblingsmobbingopfer aussuchte oder indem er sich durchschnittlich fünfmal am Tag an sie heranmachte.

Lily hasste derart eingebildete Menschen und sie hatte es James auch schon oft genug gesagt, aber es schien an ihm abzuperlen wie Wasser an einem Neoprenanzug.

Schade nur, dass James gegenüber diesen Vergleich nichts Wert war, er wusste vermutlich nicht einmal, was Neopren war, so wenig interessierte er sich für Muggel.
 

„Warum nicht, Evans?“, hörte sie ihn etwas schmollend fragen und kurz schloss sie die Augen, um sich zu sammeln. Seine Taktiken waren unerträglich, der Schmollpotter war vermutlich der Schlimmste von allen, weil diese Süßer-Junge-Taktik ab einem Alter von zirka zehn Jahren einfach keine Wirkung mehr zeigte, bei Gleichaltrigen schon viel früher.

Lily seufzte. Sie sah wieder auf, hoffte, dass die verräterische Röte die James immer als Verliebtheit interpretierte, verschwunden war und sagte wie jedes Mal: „Weil du ein selbstverliebter Vollpfosten bist, deshalb.“
 

„Evans, ich liebe diese Antwort. Sie ist so unglaublich süß.“
 

Lily hasst ihn. Unter anderem deswegen. Sie meinte es mit dieser Aussage so beängstigend ernst, aber da sie sie jedes Mal von sich gab, wenn sie in der Warum-Phase angekommen waren, hatte Potter angefangen, es als ein kleines Zeichen ihrer Zuneigung zu sehen und sagte ihr immer, wie süß er es fand.
 

„Ich meine es ernst“, erwiderte sie beharrlich, was ebenso zu diesem kleinen Ritual gehörte.
 

„Niedlich“, gab er nur zurück und grinste sie vermeintlich liebenswürdig an. Lily hasste dieses Grinsen.

Sie sah Potter so fest in die Augen wie sie nur konnte, um ihm klar zu machen, dass sie es schlicht nicht als Spiel betrachtete, sondern endlich in Ruhe gelassen werden wollte.

Im Gegenzug legte Potter seinen Kopf leicht schief und grinste weiter. Sie war froh, dass seine Freunde nicht da waren, um ihn zu bejubeln, wie sie es sonst immer taten.
 

Ein paar Sekunden, in denen sie sich beobachteten verstrichen, aber schließlich hatte Lily genug.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen stand sie auf und fragte: „Du hältst dich wirklich für den Größten, nicht?“
 

James' Grinsen wurde etwas breiter, er erwiderte aber nichts, während er seinem inneren Zwang nachging und sich durch die unordentlichen Haare wuschelte.

Für Lily war dies der Starschuss.
 

„Du hältst dich als für einen Gott, ja? Aber soll ich dir etwas sagen, Potter? Das bist du nicht! Du bist es einfach nicht!“
 

Sie konnte genau sehen, wie seine Augenbrauen unter dem krampfhaft durcheinandergbrachten Haar verschwanden, aber ansonsten versuchte Potter offenbar, sich nichts anmerken zu lassen.

Lily aber war noch nicht fertig.
 

„Weißt du Potter, deine Eltern haben Geld, du siehst gut aus, deine Freunde vergöttern dich und du bist gut in der Schule. Aber das ist nicht alles, verdammt! Willst du wissen, warum ich dich hasse?“
 

Bei diesen Worten zuckte er tatsächlich kurz zusammen, die schöne Abwechslung zu dem selbstgefälligen Blick.
 

„Dich scheint es zu wundern, dass ich das überhaupt ernst meine, oder? Aber es ist so! Du bist arrogant, selbstverliebt und egozentrisch. Du verletzt Leute, wie es dir gerade in den Kram passt, nur um etwas Spaß zu haben. Du gehst mit Frauen aus, die nur etwas mit dir zu tun haben wollen, weil du gut aussiehst und alle um den kleinen Finger wickeln kannst. Die Sicherheit bekommst du durch all die Bestätigung, die du aus deiner Umwelt bekommst. Egal, ob es die guten Noten sind die du ohne größere Probleme schreibst oder die Schwärmereien von allen Seiten auch wenn du Mist machst, du hältst dich deswegen nur umso toller anstatt dich einfach darüber zu freuen, dass du nicht ganz dumm bist. Es gibt Leute, denen es schwerer fällt, gut zu sein, aber das ist dir vollkommen egal, du siehst deine eigene Überlegenheit als selbstverständlich an und betrachtest es überhaupt nicht als Geschenk. Das ist unfair, verstehst du das?“
 

Lily hatte sich in Rage geredet und hatte während ihrer kleinen Rede mehrmals mit dem Fuß auf dem Boden aufgestampft, außerdem war sie immer lauter geworden.

James hingegen saß auf der Tischkante und schien vollkommen verdattert. So hatte noch nie jemand mit ihm geredet, er war es gewohnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzten oder ihn hassten, aber die zweite Gruppe konnte ihm generell nichts anhaben, weil er einfach zu viel Unterstützung besaß.

Evans war noch nicht fertig.
 

„Du denkst du hast viele Freunde und bist beliebt aber du denkst gar nicht dran, dass es sich vielleicht nur um kopflose Bewunderer handelt, die sich ein bisschen in deinem Ruhm sonnen wollen. Du bist gut im Sport und alle rennen dir deswegen hinterher, du wirst regelmäßig gefeiert weil du kein Quidditchspiel verlierst, aber hast du überhaupt einmal daran gedacht, dass du trotzdem nur ein normaler Mensch bist? Keiner sieht deine Fehler, Potter, aber du hast sie wie jeder andere auch! Akzeptier das endlich! Du bist kein Gott!“
 

Scheinbar erschöpft ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen und sah James noch einmal mit einer Mischung aus Wut und Mitleid an, bevor sie sich wieder ihren Hausaufgaben zuwandte.

James selbst rutschte vom Tisch und setzte sich auf einen Fenstersims um das Treiben draußen zu beobachten.

Außer ihnen war niemand im Gemeinschaftsraum, es war ein warmer Tag und die, die nicht in Hogsmeade waren, lagen unten am See.
 

Drei Wochen später gingen James und Lily miteinander aus.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vanadie
2010-08-28T16:41:05+00:00 28.08.2010 18:41
Aha!
James & Lily ich liebe die Beiden einfach :) Man hat ja schon so einiges von ihnen gelesen und doch war deine Geschichte da ein klein wenig anders, weil du eben nur ein Streitzenario der beiden beschrieben hast. Erfrischend anders.


Zurück