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Little Brother + Big Brother =Chaos

Der ganz normale Wahnsinn!
von

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Die Nacht bei der alten Villa am Höllenberg

Als am nächsten Morgen die Sonne durch Marcels Fenster fiel, stand er grade unter der Dusche. Heute war er extra früh aufgestanden, damit es keinen Streit mit Daimon oder Kim gab.

Die beiden schliefen noch tief und fest in ihren weichen Betten und bekamen daher nichts von den Plänen ihres Bruders mit.

Als Marcel angezogen war, rauschte er die Treppe runter und Frühstückte hastig eine Schüssel Cornflakes. Dazu trank er ein paar Schlucke aus dem Milchkarton die im Kühlschrank stand.

„Hallo. Schon so früh auf den Beinen?“, fragte eine weiche Stimme hinter Marcels Rücken. Er drehte sich um und strahlte über das ganze Gesicht.

„Guten Morgen Jeremy!“, rief Marcel gutgelaunt.

Sein Bruder schmiss die Kaffeemaschine an und setzte sich hinter den Küchentisch. Er hatte seine langen Haare zusammen gebunden und trug einen blauen aus samt gefertigten, Forettee Bademantel der seine erstklassige Figur betonte.

„Warum bist du so gut drauf?“, fragte Jeremy noch ein wenig schlaftrunken. „Haben Attentäter die Schule in die Luft gejagt oder was?“ Er gähnte Herzhaft.

„Warum muss es immer einen Grund für gute Laune geben?“, erwiderte Marcel.

„Weil ich dich seit vierzehn Jahren kenne“

Aber Marcel ließ sich sein Hochgefühl nicht verderben.

Heute würde ein richtig schöner Tag werden! Das sagte ihm zu mindestens sein Gefühl.

Er drückte Jeremy kurz und rannte hoch in sein Zimmer um seine Schultasche zu holen.

Zufällig schaute er aus dem Fenster um die Sonne anzulachen, und da sah er SIE!

Sie stand auf der Menschenleeren Straße und starrte unbeweglich zu Marcels Zimmer hinauf.

Im ersten Moment dachte Marcel an eine Sinnestäuschung, das könnte nicht sein. Er blinzelte heftig und ging zum Fenster damit er es öffnen könnte.

Das rothaarige Mädchen auf der Straße rührte sich nicht vom Fleck.

Sie war eine klassische Schönheit die jedes andere Mädchen mühelos in den Wind stellten konnte. Sie hatte große, himmelblaue Augen und hellrote Haare die in sanften Wellen bis zur Mitte ihres Rückens fielen.

Immer noch ganz Fassungslos beugte Marcel sich aus dem Fenster und riss die Augen vor Verblüffung weit auf. Das Mädchen ließ ihm Zeit seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen, dann riss sie unerwartet die Arme hoch und winkte Marcel Freunden strahlend zu.

Schnell schüttelte Marcel seine Benommenheit ab und begann wie wild mit den Händen zu fuchteln

„Bist du es wirklich!?“, rief er ihr grinsend zu. „Ich dachte deine du und deine Eltern wollten erst in einer Woche von Hawaii zurückkommen. Oder wurde es euch zu heiß auf der sonnigen Insel?“

„Na klar bin ich es!“, rief das Mädchen zurück. Sie zog eine beleidigte Schnute, doch ihre Augen leuchteten noch immer vor Aufregung.

„Freust du dich den gar nicht mich zusehen!? Soll ich wieder zurück fliegen?“

„Du bist immer noch die alte Zicke, Fee!“

Mit Fee meinte Marcel das lebhafte Mädchen. Sie hieß wirklich Fee, ausnahmsweise war es mal kein Kosename seinerseits.

„Und du bist noch immer so frech wie vorher!“

Sie musste ein grinsen unterdrücken, um ihren ernst Gesichtsausdruck bei zu behalten.

„Ich komme sofort runter. Ich muss schnell noch etwas erledigen!“, rief Marcel ihr zu und schloss das Fenster dann wieder.

Wo Fee wieder in der Stadt war, konnte er endlich sein wahres Gesicht zeigen.

In Lichtgeschwindigkeit schälte er sich aus den öden Streber-Klamotten und zog seinen heißgeliebten Visual Kei Look aus dem Kleiderschrank.

Das Outfit bestand aus einer Jeanshotpants, einer Netzstumpfhose, hohen Chucks, einen enganliegenden, schwarzen Oberteil und Ellenbogenlangen Armstulpen.

Nur noch schnell die Haare zu einem hohen Zopf binden und schon war er fertig und vollkommen zufrieden mit seinem Werk.

Marcels Brustkorb wäre vor Freude fast geplatzten, jauchzend rannte er nach unter. Als er jedoch einen Fuß aus der Haustüre gesetzt hatte, packte Jeremy ihn plötzlich am Arm und hielt ihn zurück.

Verwundert drehte sie Marcel zu ihm um. Hoffentlich kam jetzt keine negative Bemerkung über seine sehr krasse Klamotten Zusammenstellung.

„Wenn du Fee suchst, die sitzt in der Küche.“ sagte Jeremy lediglich mit einen breiten Lächeln.

Die zwei gingen in die Küche zurück, wo Fee schon längst am Tisch saß und sich grade Orangensaft in ein Glas schüttet.

Marcel war in drei Riesenschritten bei ihr und warf strahlend die schlanken Arme um ihren Hals. Fee war seine beste Freundin. Und ein richtiger Kumpel dazu, der hilfsbereit und verlässlich war. Sie war ebenfalls Vierzehn Jahre und besuchte sogar das gleiche Gymnasium, doch sie ging in eine andere Klasse wie er.

Der dunkele, Gothic Lolita Look war Fees Markenzeichen, wie für Kim die unterschiedlichen Augenfarben und die kurzen Strubel Haare.

„Warum seid ihr so früh aus dem Urlaub zurück gekommen? Gab es Probleme?“ fragte Marcel und setzte sich auf die Tischkante, den Oberkörper zu Fee gebeugt.

„Ja.“, sagte sie und nippte kurz an ihrem Glas. „Unser Flug für nächste Woche wurde gecancelled. Wenn wir nicht den Flug gestern genommen hätten, hätten wir Wochen auf einen neuen Termin warten müssen“

„Oh, das ist schade… Aber hast du dich denn wenigstens erholt?“

Marcel lächelte sie freundlich an. Er freute sich wirklich Fee zusehen. Sicher würde Connor Luftsprünge machen, weil Fee auch seine beste Freundin war.

„Natürlich! Mir geht es super. Hawaii ist einfach nur toll, hoffentlich fahren wir da irgendwann mal zusammen hin“

Sprungvoll sprang sie auf um zu beweisen wie super es ihr ging.

Ein wenig zu Sprungvoll - sie rutschte auf den glatten Fliesenboden aus und Jeremy, der plötzlich neben ihr stand, musste sie auf fangen.

Er zog die perfekt geformten Augenbrauen hoch. „Sei vorsichtig oder du verbringst die nächsten Wochen im Krankenhaus. Dann war der schöne Urlaub für die Katz´“

„Ähm… Danke…. Ich werde in Zukunft besser aufpassen“ nuschelte Fee und wand sich schnell aus Jeremys griff. Schweigen blickte sie auf ihre Füße um ihr Gesicht zu verbergen, das sofort rot anlief. Sie war ein kleinwenig in Jeremy verknallt.

Marcel kicherte leise, griff nach Fee´ Hand und zog sie aus der Küche.

„Können wir sofort los gehen?“ frage er. „Wir müssen den ersten Bus erwischen, weil mein Unterricht schon um halb 8 beginnt. Der Bus kommt in 12 Minuten“

„Natürlich,“, sagte Fee.

Sie schulterten ihre Taschen, und verließen das Haus in aller Frühe.

Als sie dann im Bus saßen fielen Connor fast die Augen aus dem Kopf als er Fee neben Marcel erblickte.

„Fee….“, stammelte er. „Du bist wieder da. Mensch, wie lang deine Haare geworden sind. Ein Monat ist doch schon eine lange Zeit.“

„Ich habe euch zwei richtig vermisst.“ sagte sie mit deutlich rot angehauchten Wangen. „Ich könnte euch gar nicht vorstellen wie froh ich bin, wieder hier zu sein. Ich gehe meinen Eltern schon auf die Nerven, weil ich immer nur von euch Rede.“

Marcel und Connor quittierten das mit einen breiten Lächeln; Sie wussten dass es der Temperamentvollen Fee sehr schwer fiel, ihren Gefühle offen zu zeigen.

Nach einer kurzen schweige Pause blitzen Fee´ Augen plötzlich auf.

Sie drehte sich auf ihren Sitz herum, dass sie Marcel und Connor gleichzeitig anschauen konnte. Auf einmal schien sie elektrisiert zu sein, ihre Haare bauschten sich knisternd auf.

„Habt ihr schon das Neuste gehört?“, flüsterte sie leise, obwohl der Bus fast leer war. Es war ihre Art spannende Informationen in ein düsteres Licht zu tauchen, damit es aufregender wirkte. Wie ein Nervenaufreibender Horrorfilm.

„Was denn?“, zischelte Connor zurück. Er beugte sich nach vorne um seinen Freunden noch näher zu sein.

„Jemand ist in die Villa am Höllenberg gezogen. Als ich gestern Abend noch mal mit Rio spazieren gegangen bin und an der Villa vorbei kam, brannte im letzten Stockwerk das Licht.“

„Das wissen wir schon.“ sagte Marcel wenig beeindruckt. „Aber nicht mehr lange. Wenn der Spuck wieder anfängt, sind die Bewohner ganz schnell über alle Berge. Es stand damals ja nicht umsonst dick und fett in der Tageszeitung auf dem Titelblatt, ich zitierte:

Haus er Toden. In der alten Villa im kleinen Goathland wurden am Morgen mehr als 32 verstümmelte Leichen gefunden. Das Haus steht schon seit 3 Jahren leer und der oder die Mörder konnten unerkannt fliehen. Bis heute fehlt noch jede Spur von ihnen, die Polizei ist Ratlos. Und weil die Nachbarn nachts immer wieder Geräusche gehört und Schatten gesehen haben, erzählten sie ihren Freunden von den unruhigen Seelen die fortan in dieser Villa ihr da sein fristen mussten. Das ist doch wohl plausibel.“

Er blickte seine Freunde ernst an und wartete darauf dass sie ihm widersprachen.

„Es gibt keine Geister.“, meinte Fee vorsichtig, sie erwartete einen Wutanfall von Marcels Sorte. Doch er blieb ruhig und lächelte sie leicht und freundlich an.

„Doch, gibt es.“, sagte Marcel und senkte dramatisch die Stimme. „Ich habe euch doch erzählt, was ich mit Sieben Jahren in unserm Haus gesehen habe. Und das war kein Halloween Streich von den Zwillingen, das war echt. Das war ein gemeiner Dämon der aus dem Tor am Höllenberg auferstanden ist. Dieser Berg ergibt wohl das Gate zur Unterwelt…“

Schweigend schauten sich die Freunde an, bis Connor wieder sprach:

„Lasst uns heute Abend doch einfach zum Höllenberg gehen und ein bisschen rum schnüffeln. Dann sehen wir ja, wer Recht hat.

Am besten Treffen wir uns um Viertel vor zwölf an der Ecke der Jansonstreet, und gehen von dort aus gemeinsam zur Villa. Es wäre toll wenn du Rio mit nimmst Fee, dann es so aussieht ob wir mit ihm Gassi gehen und keiner kann uns blöd Anmachen.“

„Warum denn so Spät? Ich weiß nicht ob ich um diese Uhrzeit mit kann.“, murmelte Marcel etwas verlegen. „Wenn Jeremy um Mitternacht in unsere Zimmer kommt um zu Kontrollieren ob wir schon schlafen, und ich nicht in meinen Bett liege, dreht er mir garantiert den Hals um“

„Dann sagst du ihm halt, das du neuerdings Schlafwandelst.“, meinte Fee. Ihre hellen Augen blitzen lustig auf und sie zog eine Grimasse.

„Ich schreibe euch eine SMS, einverstanden?“, schlug Marcel vor und versuchte zu lächeln. Obwohl ihm bei dem Gedanken daran zur Geisterstunde eine verfluchte Villa zu beobachten, eher zum heulen zumute wäre.

Doch da er sich seiner Furcht schämte, sagte er nichts.

Die Busfahrt ging an diesen Tag ungewöhnlich schnell zu Ende und die drei waren schon fast bedrückt aus, als sie die Schule erreicht hatten.

Gleich mussten Connor und Marcel in den Unterricht gehen, und sich vorerst von ihrer Fee trennen.
 

Der Lehrer war noch nicht da und Marcel saß in Gedankenversunken in der Klasse und kritzelte ein paar unförmige Muster auf sein Heft.

Connor ging in einen Mathekurs für Fortgeschrittene und könnte ihm daher keine Gesellschaft leisten.

Der Stuhl neben Marcel bewegte sich plötzlich.

Überrascht, dass jemand neben ihm sitzen wollte, blickte Marcel auf und wurde sofort blass vor Schreck.

„Guten Morgen Marcel.“, sagte der weißhaarige Dylan gutgelaunt. Aus halbgeschlossen Augen blickte er zu Marcel auf und fixierte ihn grinsend.

Er hatte den Stuhl zu ihm gedreht und die Wange in die Handfläche gelegt mit der er sich auf der Tischplatte ab stützte.

„Morgen.“, gab Marcel flüsternd zurück und schnappte nach Luft. Schon wieder verlor er die Fassung da Dylan ihn so tief in die Augen schaute und die ganze Macht seines Blickes entfesselte.

„Hast du letzte Nacht schlecht geschlafen? Du siehst so Käsig aus…“

Sorgenvoll schaute Dylan auf die weiße Haut in Marcels sonst so rosiges Gesicht.

„Ja es war einfach zu Warm. Ich habe kein Auge zubekommen.“, log er wild drauf los.

Man konnte ja nicht sagen das Dylans Augen einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Außerdem hatte Marcel nicht wirklich geflunkert; Während er hier gedankenverloren gesessen hatte waren die anderen Schüler eingetrudelt.

Obwohl es erst Fünfzehn oder Sechzehn Grad waren trugen alle kurze T-Shirts und Shorts.

Auch Dylan.

Obwohl er eher aussah wie groteskes Gothic-Model auf dem Laufsteg. Eine schwarze Baskenmütze verdeckte einen Großteil seiner kurzen, nach allen Seiten abstehenden Haare. Passend dazu trug eine düstere Karottenjeans, halb Stiefel und ein etwas zerrissenes, schwarzes Muskelshirt.

Als Dylan den Kopf ein wenig schief legte bemerkte Marcel zum ersten Mal das seine Haare nicht Komplett kurz waren, sonder lang. Ein Rotes Gummiband hielt die weißen Haare im Nacken zusammen, die mindestens bis zu Dylans Oberschenkel reichten.

„Und du? Hat dir die Hitze gar nichts ausgemacht?“, fragte Marcel.

„Nicht wirklich. Ich habe nie Probleme beim Schlafen.“, gab Dylan als Antwort zurück.

Sie mussten ihre Unterhaltung beenden da der Mathelehrer den Raum betrat und die Klasse zur Ruhe aufforderte.

Sogleich richtete sich Dylan auf, rückte seinen Stuhl von Marcel weg und packte seine Material aus. Dann faltete er die Hände und blickte konzentriert auf die Tafel.

Augenblicklich begann der Unterricht und Herr Brookstone erklärte ihnen das Gleichungssystem von Trapezen und Würfeln.

Schüchtern warf Marcel einen Blick zur Seite, während er versuchte Herr Brookstone Geschwafel mit einem Ohr zu verstehen.

Aber Dylan schaute nicht rüber, sondern schrieb gelengendlich etwas mit, oder schaute verträumt aus dem Fenster.

Als es nach 45 Minuten klingelte erhob sich Dylan so schnell und dass Marcel zusammen zuckte und seine Federmappe vom Tisch schmiss. Ärgerlich seufzte er auf und bückte sich, doch eine weiße Hand kam ihm zuvor und griff nach dem gewünschten Objekt.

„Danke.“, murmelte Marcel und griff nach der Mappe.
 

Dylan ließ sie grinsend in seine Hand fallen, drehte sich um und verschwand im Gang, der sich allmählich füllte.
 

Wenig später kamen Connor und Fee zu Marcel und gingen gemeinsam in die Cafeteria.

Aber sie hatten nicht viel Zeit zum Essen, da sie gleich Sport hatten und sofort in die Halle mussten.

Insgeheim hoffte Marcel dass er Herr Maclynn wieder sah, um noch mal mit ihm zu sprechen. Irgendwie konnte er diesen Lehrer gut leiden.

Der Sportunterricht zählte zu Marcels Lieblingsfächern und er verschwand rasch in der Kabine um sich umziehen. Es war das einigste Fach, wo er Klassenbester war. Außerdem war dieses Talent für Sport auch das einigste, was er mit seinen Geschwistern gemein hatte.

Doch nicht alle teilten seine glühende Begeisterung. Connor zum Beispiel; Er hatte es bis jetzt immer geschafft, einen Mitschüler oder sich selber zu verletzten.

Daher war es auch nicht wunderlich das alle in Sicherheit sprang als Connor beim Völkerball, zum ersten Mal den Ball fing und an der Reihe war.
 

Nach der Doppelstunde Sport liefen die Schüler der 8 B in ihr Schulgebäude zurück und gingen wie gewohnt in die Pausenhalle oder in die Cafeteria.

Alle, bis auf Marcel.

Er schleppte sich mit einem großen Kühlbeutel im Gesicht durch den Gang, und würde am liebsten Nachhause gehen.

Ausgerechnet er hatte den Schmetterball von Connor mit voller Wucht abbekommen. Und das auch noch mitten ins Gesicht, jetzt war seine Nase erst recht kaputt.

Ächzend vor Schmerzen stieß er die Klassentüre auch und ging zu seinem Tisch am Fenster.

Jemand hinter ihm zog rasselnd die Luft ein. Es hörte sich merkwürdig gequält und heiseren an.

Er drehte sich um und erblickte Dylan in der Ecke des Raums stehen. Sein Oberkörper war leicht nach vorne gebeugt, das blasse Gesicht in seine Hände verborgen.

Na nu, dachte Marcel, ihm war nicht aufgefallen das der Albino vorhin gar nicht beim Sportunterricht dabei war…

„Dylan?“, fragte Marcel verwundert. „Was ist los, ist dir etwa schlecht?“

Dylan antworte mit einem weiteren keuchen und schüttele krampfhaft den Kopf.

Marcel spürte dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte und vergaß sogar seinen eigenen Schmerz. Er ging langsam auf ihn zu und streckte seine Hand nach ihm aus.

Doch Dylan zuckte zurück als ob ihn jemand einen elektrischen Schlag versetzte hätte, und presste sich gegen die Wand in seinem Rücken.

„Marcel verschwinde!“ fauchte er zwischen seine Finger hindurch. „Lass mich in Ruhe! Hau ab, ich will dich nicht sehen. Mach schon!“

Geschockt schaute Marcel Dylan an wich allerdings nicht vor ihm zurück, stattdessen machte er noch einen Schritt nach vorne.

„Ganz ruhig…“, sprach er sanft. „Ich will dir nur helfen, mehr nicht. Hast du so große Schmerzen das wir zum Krankenzimmer müssen? Ich kann dich stützen, wenn du nicht alleine gehen kannst“

„Hau – endlich –ab!“ keifte Dylan und riss die Hände von seinem Gesicht weg. Der Anblick verpasste Marcel gleich den nächsten Schrecken.

Dylans Haupt war leidvoll verzehr und noch weißer als sonst. Seine Hände zitterten vor Nervosität, und sein Körper bebte schlimmer als jeder Presslufthammer.

Doch das aller schlimmste war seinen Augen; Sie leuchteten Purpurrot und schienen von innen heraus zu flackern.
 

Jetzt geriet Marcel ins schwanken und schreckte vor Dylans Erscheinung wirklich zurück. Verängstigt ging er einen Schritt nach hinten, die Hände für den Fall der Fälle auf Kopfhöhe erhoben.

Da sprang Dylan auch schon nach vorne, packte ihn mit beiden Händen an den Schultern und warf ihn ob er nur 5 Kilo wiegen würde, über einen Tisch. Marcel rutsche über die Platte und hörte von weitem ein geräuschvolles splittern. Dann fiel er auch schon an der andern Seite des Möbelstückes runter und landete mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Er hatte grade noch genügend Zeit um seine Arme vor den Kopf zerwerfen.

Aber es war noch nicht vorbei. Ehe er bewegungslos liegen blieb, rutschte er noch ein Stückchen weiter und riss sich trotz Armstülpen die ganzen Unterarme am Boden auf.

In seinem Kopf rumorte es so heftig, dass er gar nicht das Blut bemerkte das mittlerweise aus jeder einzelnen Wunde seines Armes strömte.

„Was soll das?!“, krächzende Marcel den Tränen nahe, verstummte jedoch als er die roten Flecken auf dem Boden saß. Er schaute von seinen Arm auf und begegnete mit Schrecken dem schimmernden Rot von Dylans Augen direkt vor seinem Gesicht.

Keuchend zog er die Luft ein, aber er atmete nicht mehr aus. Sein Herzschlag versagte für einige Sekunden den Dienst, geriet danach ins stotterten und ging unregelmäßig weiter.

Dylan hatte doch sich tatsächlich auf seinen Rücken geworfen und starrte Marcel Mordlustig ins Gesicht. Seine roten Augen waren leer, Tod und kalt.

„Dylan….“ wisperte Marcel leise. „Willst du mich etwa… umbringen?“

Ein Zucken huschte über Dylans bizarres Gesicht, danach riss er die Augen weit auf und starrte ihn schockiert an. Er musste schluckten.

„Nein.“, sagte er rau und heiseren zugleich. „Ich wollte dich nur Retten“

Er richtet sich auf und zog Marcel mit einer Hand hoch.

„Was meinst du?“

Nun war Marcel sichtlich verwirrt. Vor 2 Minuten hatte er noch damit gerechnet das Dylan ihm ins Gesicht schlagen würde, und dann rette er ihm das Leben? Wann soll das bitte schön passiert sein?

„Hätte ich dich nicht zur Seite gestoßen, wärst du jetzt schon auf den Weg ins Krankenhaus. Tut mir leid, das ich dabei etwas Grob war.“, sagte Dylan ruhig. Seine Gesichtszüge waren freundlich und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Doch für Marcel sah es aus wie eine Maske.

„Ich habe nicht gar nicht gemerkt, dass du mich gerettet hast.“, knurrte Marcel sauer. „Nur das du mich angeschnauzt und über den Tisch geworfen hast. Danke auch!“

„Sei mir bitte nicht böse, schau nur!“

Mit dem ausgestreckten Arm deutete Dylan auf die Fenster.

Eins von ihnen war zerbrochen; In der Mitte klaffte ein Faustgroßes Loch. Und auf den Boden lag ein Faustgroßer Stein. Irgendein Schüler musste den Stein während der Pause in die Luft geschmissen haben, und dabei war ihm zufällig die Fensterscheibe in die Quere gekommen sein…

Marcel drehte den Kopf von dem Fenster weg und blickte in Dylans Augen.

Sie waren wieder Golden und tief … und hypnotisiert. Schnell senkte er die Augenlieder, aber das konnte auch nicht verhindern dass er rot anlief.

„Tut mir leid.“, nuschelte Marcel verlegen. Dann hob er den Kopf und lächelte ein wenig. „Was für ein Glück das du so gute Reflexe hast. Ich bin dir etwas schuldig“

Mit einem Mal verwandelte sich Dylans Gezwungenes lächeln, in ein wahres Lächeln.

„Ach was, du brauchst dich nicht zu Schikanieren. Es ist Balsam für meine Seele andern Menschen zu helfen, das ist Dank genug.“
 

Marcel funkelte ihn an, er meinte es ernst; „Ich mache keine Späßchen! Wenn es etwas gibt was ich für dich tun kann, sag es mir bitte!“ Ich stehe nicht gerne in der Schuld von andern, fügte er leise in Gedanken hinzu.

Zu seiner großen Überraschung streckte Dylan seine weiße Hand nach ihm aus und legte sie auf Marcels Wange. Dieser hielt still schaute ihn schweigend an.

Dylan ließ seine Hand langsam und zärtlich von der Wange bis zum Kinn gleiten und berührte dort flüchtig Marcels Lippen. Dann zog er die Hand schnell zurück, schenkte Marcel ein schelmisches grinsen und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Klassenzimmer. Die Schultasche hatte er lässig über die Schulter geworfen, ehe sich die Türe von selber schloss.

Marcel begann zu wanken.

Auf einmal war es in der Klasse unerträglich warm, fast kochend heiß. Schnell griff Marcel mit der Hand nach einer Tischkante uns hielt sich an ihr fest. Er musste heftig ausatmen und sich hinsetzten, sonst wäre er an Ort und Stelle umgekippt. Seine Beine zitterten so stark das sie ihn nicht mehr aufrecht halten wollten, und ächzend nachgaben.

In diesem Moment klingelte sein Handy in der Innenseite seiner Hosentasche. Es war glücklicherweise bei dem Sturz nicht kaputt gegangen.

Er zog es hervor und nahm den Anruf entgegen.

„Marcel?“

„Ja wer den sonst, der Weihnachtsmann?“, gab Marcel leicht lächelnd zurück. Als die geliebte Stimme in sein Ohr drang, waren alle Negativen Gefühl wie weg geblasen.

Er hörte am anderen Ende der Leitung ein sanftes Lachen und konnte sich leicht sein Bildschönes Gesicht dabei vorstellen.

„Schatzilein, du bist eher mein Christkind mit den goldenen Flügeln.“, sagte Jeremy schmunzelnd und wickelte verträumt eine lange Haarsträhne um seinen Finger.

„Was gibt es?“, fragte Marcel.

„Die Autowerkstadt hat eben bei uns angerufen. Der Jeep ist zum abholen bereit, er schnurrt jetzt wie ein Kätzchen das eine Dose Thunfisch vor der Nase hat. Ich komme euch drei naher von der Schule abholen“

„Wie bitte!?“ rief Marcel schnell. „Es wäre Super wenn du nach der Schule vorbei kommst!“

„Gerne.“ gab Jeremy sanft zurück. „Bis später, ich sag dann noch den Zwillingen Bescheid. Und bitte beeil dich ein bisschen, ja? Ich warte immer noch auf meinen Brief von der Armee“

„,Aye Aye Sire! Auftrag verstanden und wird zu Ihrer vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Auf Wiederhören!“, trällerte Marcel und Salutierte sogar.

„Auf Wiederhören, Soldat.“

Dann riss die Verbindung ihrer Telefone ab, und man hörte auf Marcels Seite nur ein schnelles Tüten.
 

Die letzten zwei Stunden vergingen so quälend langsam dass Marcel meinte, jemand hätte absichtlich an der Uhr gespielt.

Alle paar Minuten schaute er zu ihr, musst aber dann enttäuscht festzustellen das er noch ein- ein halb Stunden Unterricht vor sich hatte.

30 Minuten noch.

Er konnte sich jetzt kaum noch auf den Unterricht konzentrieren.

Selbst Dylans erschreckender Angriff hatte er vergessen, oder den Volltreffer von Connor.

Als es klingelte war er auch der Erste der aufsprang und seine Sachen in die Tasche stopfte.

Sein Tischnachbar Connor schaute ihn verdutzt an.

„Was ist denn in dich gefahren?“ fragte er mit hoch gezogenen Augenbrauen.
 

„Ach nichts, nur das Jeremy mich und die Zwillinge gleich abholen kommt. Sollen wir dich mitnehmen?“

„Nee, brauchst du nicht.“, sagte Connor. „Meine Mutter kommt mich auch abholen. Ich muss sofort zum Augenarzt“

„Okay, wir treffen uns dann heute Abend um viertel vor Zwölf an der Jansonstreet?“, fragte Marcel während er seinen Stuhl auf den Tisch stellte.

Connor nickte. Seine großen Augen hinter den Brillengläsern glühen vor Begeisterung.

Als Marcel diesen Gesichtsausdruck sah, brachte er es nicht übers Herz im letzten Moment einen Rückziehen zumachen.

So gingen die beiden nach draußen auf den Schulhof und sahen dass mehrere Jugendliche einen Kreis auf dem Parkplatz der Schüler gebildet hatten.

„Na super.“, murmelte Marcel mit zusammen gebissen Kiefer und sein Hochgefühl schwoll rasch ab. „Bis später dann, Connor!“

Zähneknirschend drängelte er sich an den Leuten vorbei und krachte fast gegen einen Reifen, der so groß war wie er selbst.

Mitten auf diesen Parkplatz stand ein schwarzer Jeep hurricane. Der wendigste, vielseitigste und kraftvollste Geländewagen, der jemals gebaut wurde.

Und der gehörte Jeremy Alexander Sandojé, der damit stolz wie Oskar war.

Er sah Marcel, zog grinsend seine Sonnenbrille aus und stieg aus dem Auto. Rasch um rundete er den Jeep und hievte Marcel mühelos zu seinem Gesicht hoch, um ihn einen Begrüßungskuss zu verpassen.

„Hallo Engelchen…“, hauchte Jeremy zärtlich. Seine Mund schwebte bewegungslos über Marcels Unterlippe, ehe er sie kurz mit seinen eignen berührte und seinen Bruder dann wieder auf die eigenen Beine stellte.

Ein murmeln und kichern erfüllte die eben noch fassungslose Runde.

Ein paar Mädchen in der ersten Reihe stießen sich in die Rippen, und starrten Jeremy interessiert an. Diesen Blick kannte Marcel nur allzu gut, sie waren scharf auf seinen Bruder. Wie die meisten Weiber, denen sich Jeremy zeigte. Er konnte jedes Mädchen, und bestimmt den einen oder den andern Jungen mühelos um den Kleinenfinger wickeln. Aber Jeremy wollte jetzt noch keine feste Beziehung haben. Also warf er den Mädchen einen entschuldigenden Blick zu und öffnete die Beifahrer Türe für Marcel. Dieser seufzte.

An manchen Tagen war er richtig eifersüchtig darauf dass sein Bruder so hübsch und beliebt war. Er legte die Hände auf den Sitz und wollte sich schon hoch ziehen, als Jeremy einen Arm um seine Hüfte schlang und ihn auf den Beifahrersitz hob. Er beugte sich über ihn, schnallte Marcel an und zwinkerte ihm verstohlen zu, als er die Türe zu machte.

Fast Zeitgleich saß Jeremy auch schon hinter dem Lenkrad und ließ den Motor gefährlich aufheulen. Das war ein Zeichen für Daimon und Kiley, die hoffentlich bald kommen würden.

Ohne nach hinten zuschauen schlängelte Jeremy den Monster Jeep an den andern Autos und Schülern vorbei, dann drückte er mit den Handballen auf die Hupe.

Ein paar besonders nahe Schüler sprangen erschrocken zu Seite.

„Wie geht es dir heute?“, fragte Jeremy freundlich.

„Ganz gut.“, sagte Marcel leichthin. Das war nur ein Teil der Wahrheit, jetzt in diesem Moment ging es ihm gut, aber vor 3 oder 4 Stunden wäre er noch am liebsten gestorben. Unwillkürlich musste er an Dylan denken, und seinen verzehren Gesichtsausdruck.

Jeremy witterte die Lüge und legte seine flache Hand auf Marcel Knie.

„Wirklich…?“, seine Stimme war nur ein leises zischen. „Was ist denn da mit deinen Armen passiert?!“

Ohne eine Erklärung abzuwarten zog Jeremy den Arm seines Bruders zu sich und streifte die Armstülpen ab. Über sein perfektes Gesicht huschte ein dunkler Schatten, dann fletschte er plötzlich die Zähne und Marcels Arm zuckte zurück. Doch er blieb feste in Jeremys stahlharten Griff gefangen.

„Bist du hingefallen?“, fragte Jeremy barsch.

„So in etwa.“, antwortete Marcel mit zittriger Stimme.

Die Hand auf seiner Kniescheibe drückte leicht zu und er zog schnappend die Luft ein.

AUA! Sein Knie war doch kein Knetball!

„Das ist die Wahrheit!,“ japste Marcel. Er schloss die blauen Augen und kämpfte gegen das jehe Schwindelgefühl an, das ihn noch heftiger zittern ließ. In seinen Gedanken huschte immer noch Dylans Gesicht herum. Doch er wollte sein Gesicht nicht sehen, dafür hatte es ihn zu sehr geschockt.

Fast genauso gern hatte er Jeremys Gesicht nicht gesehen, das ihm plötzlich ganz nah gekommen war. Jeremy legte seine kühle Wange auf Marcels Gesicht und zog seinen Duft ein.

„Beweg dich bitte nicht…“, zischte er in Marcel Ohr. Was eigentlich gar nicht mehr nötig war, da Marcel jetzt schon einer Statue glich. Das Schwindelgefühl wurde stärker, fast unerträglich.

Am liebsten hatte er sich wimmernd an Jeremys Lederjacke gekrallt.

Sein Herz fing an zu toben und er war sich sicher, seine Beine wären weggeknickt, wenn er nicht schon längst gesessen hätte. Eine merkwürdige Wärme schlich sich in die Stelle die Jeremy berührte. Ein Seufzer kroch über seine trocknen Lippen…

„Jeremy…“, krächzte Marcel heiseren. „Hör bitte auf, du bringst mich um den Verstand… Nimm deine Hand da weg! Das kribbelt wie Sau…!“

„Erst sagst du mir die Wahrheit.“, lautete die raue Antwort.

„W… Was willst du über- überhaupt wissen?“

„Alles.“, zischte Jeremy. Er hob die Hand an, die nicht auf sein Knie lang und streichelte mit seinen Fingern über Marcel Kehle. Dann keuchte er gequält; der Geruch der von ihr ausging war so Köstlich, das er sich schwer zusammen reißen musste.

Anderseits musste er die Wahrheit erfahren. Wenn jemand Marcel wahrhaftig geschlagen hatte, müsste der dem Kerl alle zu verfüg stehenden Knochen brechen.

„Raus mit der Sprach!“, sagte Jeremy nun etwas fester. „Du bist nicht hingefallen, nein. Du hast überall blaue Flecken. Hat dich jemand verprügelt? War es dieser Dylan, der so anders ist?

Hat er dich angefasst? Marcel, sag es mir jetzt!“

Jemand der so eine Ausstrahlung wie Jeremy hatte, brauchte gar keine Medikamente um einen andern Menschen in Trance zu versetzten. Ein Blick, oder eine bloße Berührung reichten oftmals aus. Er Schnallte Marcel ab und zog ihn über den Sitz, auf seine Seite. Der Kleine atmete sich nicht einmal mehr.

Was für ein Glück das die Scheiben getönt und die Türen verriegelt sind, dachte Jeremy leicht sarkastisch, bevor noch einer auf die Idee kommt, das ich mich hier an meinem kleinen Bruder vergreife.

Ein schneller Blick in den Rückspiegel sagte ihm, dass seine Angst jedoch unbegründet war.

„Hey…“, zischte er. „Was ist nun? War es Dylan, Ja oder Nein?“

„Nein.“, flüsterte Marcel kraftlos. „Ich bin halt so dämlich hingefallen. Dylan hat damit nichts zu tun. Glaub mir…. Lässt mich jetzt wieder los? Mir ist schon schwarz vor den Augen.“

„Dein Wort in Gottes Ohr!“

Jeremy schnaubte befriedigt und setzte Marcel wieder auf seinen Platz zurück.

Dann strich er sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und öffnete das Fenster. Von weiten sah er Daimon und Kim auf den Wagen zukommen.

Marcel füllte raschelnd seine Lunge und wischte sich verstört den kalten Schweiß von der Stirn. Er konnte sein galoppierendes Herz immer noch in der zitternden Brust fühlen, und er musste sich daran erinnern dass er ein Mensch war, der weiter zu atmen hatte.

Jemand wie Jeremy brauchte tatsächlich keine Schläge und Wörter um sein Anliegen auszudrücken.

Er warf seinem Bruder einen schüchternen Blick zu, der grade die Autotüren entriegelte.

Eine Sekunde später öffnete sich die hintere Türe und Kim setzte sich ins Auto. Daimon folgte ihm unauffällig und zog die Türe hinter sich zu.

„Hallo Jerry!“, sagte Kim lächelnd, „Danke, dass du uns abholst“

Jeremy quittierte Kim Lächeln mit einem heben der Mundwinkel.

„Und, gibt es etwas neues in der Schule?“, fragte er ruhig, während er den Jeep auf den Highway lenkte. Unbewusste legte er den dritten Gang ein und brauste los. Die Tachometernadel jagte von 20 km/h auf 50 Km/h hoch, Jeremy schaltete in den 4 Gang.

Auf den hinteren Sitzen regte sich Kim grade genüsslich, und Daimon antworte für ihn.

„Das übliche halt; Öde, Nervig und Sinnlos. Ich bin froh wenn ich naher ins Fitnessstudio hoch kann, um meinen Aggressionen abzubauen. Apropos Aggressionen….“

Daimon helle Augen verdunkelten sich bedrohlich. „Warum sitzt die kleine Ratte, –Sorry Jeremy – warum sitzt Marcel vorne, und nicht Kim. Er ist neben dir der Älteste“

Noch in voller Fahrt drehte Jeremy den Kopf nach hinten und warf Daimon einen bösen Blick zu.

„Weil ich ihn hier, bei mir haben will.“, zischte er leicht zornig, dann drehte er sich zur Straße zurück.

Marcel versuchte dir abwertende Bemerkung aus seinem Gedächtnis zu vertreiben, und

nestelte nachdenklich an seinen schwarzen Stulpen herum. Dabei schaute er geistesgegenwertig aus dem Fenster und der wolkenlose Himmel lies gutes Wetter vermuten. Doch er kannte das tückische Wetter in Goathland und lies sich von diesem ersten Schein nicht blenden. Mit ein bisschen Glück, würde es sogar anfangen zu Regnen und dann könnten sich Connor und Fee ihren dämlichen Ausflug zum Höllenberg in die Haare schmieren…

Bitte, Bitte lieber Gott! Öffne die Schleusen deines Himmels und lass es wie aus Sturzbächen gießen!

Marcel verlor sich für einige Momente in seine trüber werdenden Gedanken…

Währenddessen grinste Daimon auf der Rückbank bloß schief, zog eine Zigarette aus der Hosentasche und klemmte sie sich zwischen die Lippen. Ganz automatisch ließ Jeremy seine Finger über den Bordcomputer gleiten, um die hintern Fenster runterlassen.

„Danke.“, nuschelte Daimon und kramte ein Feuerzeug auf der anderen Jackentasche und zündete den Glimmstängel an. Er blies den Rauch auf dem Fenster und seufzte tief, wie immer, wenn er den beißenden Rauch inhalierte.

„Du hast doch schon eben deine Sucht befriedigt, in letzter Zeit Rauchst du echt verdammt viel. Das ist nicht gut für deine Gesundheit, mein Lieber!“, murmelte Kim und zog Daimon die Kippe aus den Mund, um selber einen Zug nehmen. Langsam beugte er sich über seinen Zwilling hinweg und blies den Rauch nach draußen.

„Du Rauchst aber genau so viel!“, zischte Daimon ärgerlich als seine Kippe entführt wurde.

„Tue ich gar nicht. Doch ich kann nicht widerstehen wenn, du neben mir qualmst“

„Dann beherrsch dich mal! Immerhin Studierst du Medizin, und willst Arzt werden“

Daimon schnappte nach dem Glimmstängel und grinste gemein als er den empörten Blick von Kim sah.

„Ach Kimi-Maus!“, lachte er und streichelte mit zwei Fingern über Kims blasse Wangenknochen. „Nun guck doch nicht so böse. Oder ich kriege Angst vor dir und dann schlafe ich heute Nacht bei Jerry!“

„Kannst du gerne machen!“, zischte Kim. „Aber dann für immer! In mein Zimmer kommst du nicht mehr rein!“

Das Tachometer zeigte mittlerweile mehr als 100 km/h an und Jeremy schaltete noch einen Gang höher. Er hatte die Unterhaltung seiner Brüder heimlich belauscht.

„Das würde mir gefallen Daimon, solange du nicht mit mir füßelst ist alles in Ordnung.“ sagte er grinsend. „Das macht mich nämlich so richtig an, und du hättest in diesen Moment mehr als nur Pech. Ich hoffe du stehst auf BDSM, mein Süßer.“

„Dann penne ich doch lieber bei Kim.“, meinte Daimon knirschend und biss so langen auf seinen Lippenpiercing herum, bis Kiley ihm schließlich die Zigarette zurück gab.

Er wurde noch wütender als er sah dass sich Kim und Jeremy verstohlen an grinsten. Dann hob Kim lachend die Hand und tätschelte dankbar die muskulöse Schulter von Jeremy.

„Ja ja… macht euch nur über mich lustig, aber das werdet ihr zurück kriegen. Verlasst euch darauf…“, knurrte Daimon, zog ein letztes Mal an der Kippe und schmiss sie danach aus dem Fenster. In 10 Minuten würden sie zuhause in die Garage rollen, und dann konnte er seinem Ärger Luft machen.

„Jetzt sei doch nicht so schüchtern, du musst für alles offen sein! Außerdem werde ich dich nicht unnötig Quälen, so Sadistisch bin ich nun auch wieder nicht. Obwohl ich ja der Dominante von uns sein werde. Ich hoffe doch sehr dass du dich fügen kannst. Sonst tue ich dir richtig weh…“ sagte Jeremy mit einen gespielten Knurren in der weichen Stimme und blickte in den Rückspiegel, damit er Daimons Gesicht sehen konnte. Seine Wangen waren deutlich rot angehaucht, der Blick bockig in den Himmel gerichtet.

Jeremy seufzte.

Ein paar Minuten später lenkte er den Jeep in die Einfahrt und parkte vor der Garage. Der Motor kam rumpelnd zum stehen und Jeremy zog den Schüssel aus der Zündung. Sanft stupste er Marcel an. Verträumt riss dieser die Augen auf und starrte blinzelnd zu Jeremy hoch.

„Ah~“, er musste kurz gähnen. „Ich bin wohl ein geschlafen. Sind wir schon da?“

Jeremy nickte lächelnd.

„Hast du Hunger? Ich habe noch etwas von dem Nudeln-Auflauf im Kühlschrank stehen“

Mmmm. Marcel schmatze anerkennend und sprang aus dem Auto. Zwei Sekunden nach ihm stiegen Kim und Daimon aus, und schlendernd langsam zur Haustüre. Kim schloss die Wohnung auf und hing seine Jacke in die Garderobe.

Schnell flitzte Marcel in die Küche und holte den Auflauf aus dem Kühlschrank. Er tat die Nudeln auf einen Plastikteller und schob diesen in die Mikrowelle.

Inzwischen hatte sich Daimon ins Wohnzimmer geschleppt und auf das große, Haselnussbraune Sofa geschmissen. Er warf den Kopf zur Seite und ein paar rote Strähnen flogen umher.

„….Kiley Sandojé….“, rief er rau.

Sein Zwilling steckte den Kopf durch die Türe und schaute ihn verwundert an.

„Sein wann nennst du mich so, Daimon Samuel Sandojé?“

„Seit 3 Sekunden. Holst du bitte mal Jeremy…“

„Okay“

Es dauerte nur wenige Augenblicke bis Jeremy den Raum betrat und sich neben Daimon setzte.

„Was möchtest du?“ fragte er seelenruhig, mit einer großen Tasse Kaffee in den Fingern.

Rasch warf Daimon einen Blick zu Küche. Marcel saß am Küchentisch und las verträumt einen Artikel in der Fernsehenzeitung.

Nach einer kurzen Schweigepause:

„Ich habe Hunger.“, flüsterte Daimon leise.

Jeremy verschüttete etwas von seinem Getränk auf den Wohnzimmertisch. Sein Kopf drehte sich so schnell zu Daimon, das diese Bewegung vor Daimons Augen verschwamm.

„Ich habe noch etwas im Keller da. In der Kühltruhe.“, flüstere er todernst zurück.
 

Aber Daimon schüttelte den Kopf. „Nicht dieses alte Zeug, schon alleine der Gedanke daran verursacht mir Magenschmerzen. Ich brauche etwas Frisches zwischen den Zähnen. Ich habe das getrocknete Blut an Marcels Armen gerochen, und ich sag’s dir, wäre ich alleine mit ihm gewesen… hätte ich ihn angefallen.“

Als Jeremy wieder zu Atem gekommen war, berührte er blitzschnell mit den Fingerkuppen Daimons Mund. Seine langen Reißzähne waren deutlich unter den Lippen zu spüren.

Jeremy beugte sich etwas runter, um noch leiser zusprechen. „Okay, ich bleibe hier bei Marcel und du gehst mit Kiley auf die Jagt. Still deinen Hunger so gut du kannst, und komm dann wieder. Aber denk daran: Nur Obdachlose oder Todkranke. Die Opfer verbrennt ihr dann… wie üblich halt.“

„Ich weiß. Mach dir keine Sorgen um uns.“, gab Daimon ruhig zurück. „Wir kommen in einer Stunde zurück.“

„Seit vorsichtig.“, warnte Jeremy mit funkelnden Augen.

„Sicher, bis Später“

Daimon stand auf und ging nach draußen zu dem Wald wo er Kim vermutete. Sein Bruder war eben der absolute Naturfreak, und außerdem lebte dort im Dunklen Wald noch jemand, denn Kim gerne Gesellschaft leistete.
 

„Jeremy?“, rief Marcel plötzlich von der Küche aus. Sein Bruder horchte auf und spitze die Ohren.

„Ja Liebling?“

„Heute ist Freitag, oder? Darf ich bei Connor übernachten? Wir wollen eine Nachtwanderung durch das Dorf machen“ fragte der Kleine und schickte einen stummes Stoßgebet in den Himmel. Hoffentlich sagte er ja. Und hoffentlich fragte Jeremy nicht wo sie hin wollten…

„Kommt darauf an. Wohin willst du denn?“, bohrte Jeremy misstrauisch.

VERDAMMT!

„Ich treffe mich mit Connor und Fee an der Jansonstreet.“

Da Marcel in der Küche saß hörte er nicht das leichte Knurren, welches sich aus Jeremys Brust schlich.

„Und warum gehst du denn so spät? Geh doch sofort nach dem Essen, dann läufst du wenigstens nicht Alleine im Dunkeln herum.“

Ärgerlich holte Marcel den Teller aus der piependen Mikrowelle und schob sich einen Bissen Nudel in den Mund. Er schaute konzentriert auf den Kalender an der Küchenwand, und entdeckte ein paar schwarze Schatten auf dem Papier.

Jetzt musste er Taktisch vorgehen, und schluckte die Nudeln runter.

„Aber es muss doch Dunkel sein! Wir schreiben immerhin ein Referat über Fledermäuse in ihrem natürlichen Lebensraum. Und die kann man halt nur im Dunkeln beobachten.

Du brauchst dir aber keine Sorgen um uns zu machen, Fee nimmt ihren Hund Rio mit. Das ist ein Monstrum von einem Vierbeiner, der könnte sogar dich umhauen. Rio ist nämlich ein 70 cm großer Hovawart. Diese Rasse ist sehr intelligent und hat einen Ausgeprägten Beschützerinstinkt. Mit ihm an unsere Seite, traut sich nichts und niemand in unsere Nähe. Danach Übernachten wir bei Connor auf dem Dachboden. Bitte sag ja, Bruderherz!“

Einen Augenblick lang dröhnte vollkommene Stille in Marcels Ohren, als er seine Notlüge ohne mit der Wimper zu zucken rübergebracht hatte. Nun musste Jeremy ihm einfach glauben!

Stumm betrat sein Bruder die Küche und stelle die leere Tasse auf der Spülfläche ab. Er drehte sich auf den Fersen herum und warf Marcel einen ernsthaften Blick zu.

„Ich gebe mich geschlagen, du darfst mit den zweien rausgehen wenn es unbedingt sein muss“
 

Na endlich! Dachte Marcel verzückt, und wollte sich schon an Jeremys Brust werfen als ein gezischtes >aber< ihn erschreckte.

Jeremy stellte sich genau vor Marcel hin. Seine Augen waren so kalt wie Eis, aber so rot wie zwei leuchtende Rubine; Und ersten Mal in seinen Leben begriff Marcel warum ausgerecht Jeremy der Kommandierenden Offizier der US Special Operations Command war, und niemand anders. Der Ausdruck der in seinen Augen lag, war schrecklicher als sich Marcel es je hätte vorstellen können: Kein freundliches Lächeln in seinem Engelsgesicht, kein gütiges glimmern in den Blutroten Augen. Die Aura die von Jeremy ausging war beinahe körperlich zu spüren; sie war eiskalt und glühend heiß zugleich.

„Aber…“, zischte Jeremy noch einmal. „Wenn du mich angelogen haben solltest – egal aus welchen Gründen – kriegst du die bitteren Konsequenzen zu spüren. Ich habe dich noch nie angebrüllt. Ich habe noch nie die Beherrschung in deiner Gegenwart verloren. Ich habe dich auch noch dich nie geschlagen, Marcel. Aber wenn du grade geschwindelt hast, werde ich mich vergessen und mit all diesen Sachen auf dich einstürmen. Haben wir Zwei uns verstanden?“

Plötzlich schaute Jeremy seinen kleinen Bruder genau in die Augen.

Ein schmerzhaftes zucken durchfuhr Marcels Körper und lähmte ihn sofort. Angst schnurrte ihm die Kehle zu. Selbst als er vor wenigen Tagen von Daimon zusammen geschlagen wurde, hatte er noch nicht so eine Angst wie jetzt verspürt.

„Ist ja schon gut…“ sagte Marcel mit piepsiger Stimme. „Wir stellen nichts Dummes an, trinken kein Alkohol und Rauchen auch nicht. Connor, Fee und ich müssen echt nur an diesem Referat arbeiten“

Jeremy schaute Marcel skeptisch an, ehe er erschöpfte seufzte und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ. Bei Daimon und Kim hatte Die-böser-Bruder-einschüchterungs-Methode immer gewirkt. Aber nicht bei seinen süßen Engel…

„Du wirst mich nicht anmotzen oder schlagen? Stimmt’s Jerry? Das würde dir dein goldenes Herz in Stücke reißen! “ sagte Marcel und machte eine Schnute. Er schmollte.

„Da hast du vielleicht recht…“, knurrte Jeremy sanft. „Aber Daimon würde es sicher tun“

„Das wiederum wurdest du nicht zulassen!“

Siegessicher grinste Marcel Jeremy an, diese Wortschlacht hatte dann wohl er gewonnen.

„Ich könnte dir andere, noch tausendmal schlimmere Sachen antun. Aber dann hätte ich die Polizei und das Jugendamt auf der Türschwelle stehen.“, murmelte Jeremy beleidigt und starrte grimmig Löcher in den Küchentisch.

Das war ja wohl die Höhe!

Was erlaubte sich dieser Giftzwerg eigentlich?
 

Wie verabredet trafen sich Marcel und Connor um viertel vor Zwölf, an der der Ecke der Jansonstreet.

Sie waren pünktlich zur Stellen; doch Fee erschien nicht. Sie warteten noch 5 Minuten auf sie, dann liefen sie zur der Villa, um die Geisterstunde nicht zu verpassten.

„Sie weiß ja wo wir sind“ sagte Connor, „Wenn sie hier an kommt, wird sie uns schon finden“

Das Wetter war scheußlich, kalt, nass und über aller knackten trockene Äste und welkes Laub raschelte. Eine weiß gelbe, strahlende Laterne spendete etwas Licht, in dem sich Körperlose Schatten bewegten. Außer Marcel und Connor schien an diesem Abend niemand unterwegs zu sein. Trotzdem waren sie sehr vorsichtig, immer bereit hinter dem nächsten Busch in Deckung zu gehen.

Irgendwann holte Marcel sein Handy hervor und guckte auf dem leuchtenden Display; Nach seiner Uhr zu urteilen, hatten sie noch 4 Minuten bis Mitternacht.
 

Die zwei Freunde beschleunigten ihre Schritte und erreichten die alte Villa. Im Vorgarten standen ein paar dicke Tannen, wild wachsende Efeuranken umzingelte das Haus mit den blanke Fensterscheiben und den weißen, kalten Mauern – selbst im hellen Mondlicht sah die Villa noch gespenstisch aus. Auf einem Messingschild am Gartentor neben der Klingen stand das Wort: Verkauft

Marcel und Connor begaben sich zur anderen Straßenseite, wo sich hinter einem Baum verstecken und das Haus besser sehen konnten.

Von irgendwo her schlug die Kirchturmuhr 12 Mal.

Jetzt konnten alle Geister und Dämonen rauskommen! Gespannt warten die beiden.

Die Villa lag dunkel und still auf dem Berg, nichts regte sich hinter den blinden Fenstern.

Eine viertel Stunde verging.

Weder Fee noch ein Geist erschien. Bloß wurde es ihnen kalt.

„Sollen wir uns nicht besser zu der Villa schleichen? Soweit ich weiß, haben die Geister bis 1 Uhr Ausgang. Von hier aus sehen wir vielleicht gar keins…“, flüsterte Marcel.

„Ich will aber gar kein Gespenst sehen!“, zischte Connor zurück. „Ich will nur wissen, wer hier eingezogen ist. Du weißt ja, mein Vater ist Reporter und Hobbie Defektiv.“

Connor Vater hatte damals mit diesen Fall zutun, und lieferte der Zeitung eine ziemlich gute Story. Er bekam viel Geld von der Presse, doch dann hatte er diesen Unfall. Er hatte seiner Familie später erzählt, als er aus dem künstlichen Koma erwacht war, dass er grade in den Keller runtergegangen war um dort noch mehr Fotos zuschießen Und da passierte es plötzlich; Connors Vater spürte einen eiskalten Luftzug und sah etwas Weißes vor seinem Gesicht auftauchen. Es war eine riesige Hand. Sie schlug nach dem Mann. Mit Leibeskräften versuchte er sich zu wehren, aber er hatte keine Chance und sie stürzte ihn schließlich die Treppe runter.

Durch den Aufprall zog er sich 4 Rippenbrüche, ein Schädel-Hirn-Trauma mit einer folgen Hirnblutung, und viele dicke Blutergüsse zu. Die Ärzte meinten es wäre Unmöglich das er wieder als Reporter arbeiten könnte, aber er kämpfte für seinen Traumberuf und heute rannte Herr Lowery wieder mit seiner Kamera durch die Gegend.

Einen Moment lang war Connor in seinen Gedankenversunken und lächelte leicht. Dann nickte er mit dem Kopf zur Villa

„Komm Morsi, wir kriechen unter die Tanne im Vorgarten. Da ist es bestimmt gemütlicher als hier. Und wir sind ganz nah am Haus und können hören, wenn drinnen etwas passiert.“

Marcel war einverstanden. Nichts wie weg aus der Kälte!

Fröstelnd zog er seine Armstulpen höher, bevor sie über die Straße liefen. Alles war dunkel, weder Stimmen noch Schritte waren zuhören. Dann kletterten sie über das Gartentor (beim öffnen könnte es ungeahnt quietschen), krochen unter den großen Tannenbaum und warteten weiter.

Der Mond am Himmel verschwand hinter einer düstern Wolkendecke, und tauchte wieder auf. Die Zeit zog sich dehnen in die Länge. Marcel gähnte und schob sich tiefer unter die Tanne.

Hier war es wenigstens schön warm. Auch Connor wurde langsam müde, er schaute träge auf seine beleuchtete Armbanduhr.

„Gleich viertel vor eins – und immer noch nichts das kleine Gespenst.“, flüsterte Connor enttäuscht. „Wenn wir später zu mir gehen müssen wir ganz leise sein, oder meine Mutter killt uns. Schlimmstenfalls ruft sie Jeremy an…“

„Oh nein, bitte nicht. Der war schon am Mittag so schlecht gelaunt, ich glaube er hat gemerkt, dass ich ihn belogen habe. Aber wenn deine Mama ihm auch noch erzählt, dass wir uns nach zwölf Uhr in fremden Gärten rum schleichen, dreht er mir den Hals um.“
 

„Nur noch 13 Minuten… das schaffen wir noch. Aber ich frage mich warum Fee nicht gekommen ist, normalerweise hätte sie uns zumindest angerufen“ gähnte Connor.

Die Freunde beschlossen, zunächst einen Kontrollgang zu machen und dann Nachhause zugehen. Das Haus stand an einer Seite frei. Sie schlichen herum und stellten fest, dass alle Fenstern und Türen verschlossen waren.

Sie können nicht einmal den kleinsten Blick in die Villa werfen.

Das war wirklich frustrierend!

Da hatten sie sich hier im wahrsten Sinne des Wortes die Füße abgefroren, ohne auch nur ein winziges Erfolgserlebnis zuhaben.

Langsam und missmutig gingen sie zum Haus von Connors Eltern, es war ungefähr ein Zehnminütiger Fußmarsch. Connor wohne nur vier Hausblöcke von der Villa entfernt, und kam hier jeden Tag nach der Schule vorbei.

Letzten Endes erreichten sie das Haus und Connor schloss leise die Wohnungstüre auf.

Sie waren so müde, das sie die beiden Autos auf der anderen Straßenseite gar nicht bemerkten; eins war groß und schwarz, das andere klein und Silberfarbend.

Connor war schon in begriff das Licht im Flur einzuschalten, als ihn plötzlich ein berg Haare erfasste und über den Haufen rannte. Er ließ einen ersticken schrei los, als er auf den Rücken landete und etwas feuchtes, warmen ihm die Brille von seiner Nase leckte.

Es war der gigantische Hovawart Rio. Der Hund freute sich unheimlich Connor zusehen, da er Fee oft besuchen kam und ihm gelegentlich Leckereien mitbrachte.

„Rio….“, krächzte Marcel mehr als nur verwirrt, und zog ihn von Connors Schultern runter. „Wie kommst du den hierher?“

Rio machte eine kleinen Sprung, und stupste seinen zweiten Freund zärtlich mit der Nase an. Heute war anscheinend sein Glückstag! Vor lauter freute verpasste der Hund Connor mit seiner wild wedelnden Route eine haarige Ohrfeige.

Plötzlich öffnete sich die Wohnzimmertüre einen Spaltbreit und Fee erschien im Türrahmen.

Ihr schönes Gesicht war gerötet und die großes Augen geschwollen. Anscheinet hatte sie vor kurzem geweint.

„Da seid ihr ja endlich…“, krächzte sie mit rauer Stimme. Dann machte sie einen Satz nach vorne und warf sich schlunzend an Marcels Brust.

„Wo warst du Fee, warum bist du nach hier gekommen und hast geweint? Ist etwas passiert?“ fragte Marcel leise und streichelte zaghaft über Fee zitternden Kopf.

„Oh nein… ihr werden gewaltigen Ärger kriegen!“, keuchte sie und neue Tränen spritzen ihr aus den Augen. „Es tut mir so leid, dass ich euch nicht mehr warnen konnte. Ich bin wie versprochen um halb elf mit Rio los gegangen, und dann kamen deine Eltern mit dem Auto vorbei, Connor. Sie haben mich ganz überrascht angeguckt, und gefragt wo ihr zwei seid.

Ich war zu diesem Zeitpunkt vollkommen überrumpelt und hatte Angst. Ich erzählte ihnen irgendetwas Hirnrissiges, was weder Kopf noch Fuß hatte! Natürlich wurden sie Misstrauisch und nahmen mich mit nach hier. Dann riefen sie meine Eltern an, und mussten gesagt bekommen das wir angeblich bei Marcel übernachten würden. O Gott…. Wie sie eben mit mir geschimpft haben, ich habe nur noch geheult.

Und danach… danach riefen sie bei Marcel Zuhause an. Ihr könnte euch ja denken, was dein Bruder zu ihnen gesagt hat; Er wusste nur, dass wir eine Nachtwanderung im Dorf machen wollten und dann bei Connor schlafen würden. Auf jeden Fall sind meine Eltern und Jeremy jetzt hier. Sie warten in der Küche auf euch. Beeilt euch lieber, sie sahen echt wütend aus…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Witch-Morgana
2014-11-16T14:27:43+00:00 16.11.2014 15:27
oh oh... ich ahne Böses!!
Aber erstmal zum Rest :
Das Kapitel hat mir sehr gut gefallen, es erweckt einen kindlichenschein und steht deshalb wird es spannend. Es bildet einen schönen Kontrast zu den restlichen Geschehnissen: 2 Jungs die ein Haus beschatten und auf geisterjagt gehen... es riecht nach DetektivGeschichten. :D
ich bin mal gespannt was jetzt geschieht, ob jeremy seine Drohung wohl ernst macht?

Hdl Morgana
Von:  Ai-an
2010-09-20T20:16:21+00:00 20.09.2010 22:16
Ohman wieder echt richtig spannend
bin gespannd wie es weiter geht
Bin schon richtig gespannd was Jeremy jetzt mit marcel macht, hoffe es wird nicht alzu schlimm.
Von: abgemeldet
2010-06-02T23:01:36+00:00 03.06.2010 01:01
hab nun endlich mal geschafft das kapitel nun mal zu ende zu lesen. Ö_Ö armer morsi. jetzt kriegt der kloppe .__. machs aber nicht so brutal. sonst bekomm ich fürchterliches mitleid xDD und trau mich nicht weiter zu lesen
Von: abgemeldet
2010-06-01T16:56:40+00:00 01.06.2010 18:56
Hey Rachel,

OMG deine FF ist einfach der Hammer...
Hoffe du schreibst bald weiter*lächel*
Ich freu mich voll...
Ich LIEBE Jeremy...
Und mein Bruder heißt auch Marcel...
Hld Lara^^


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