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Anima sola

von

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Traum

Anima sola – Kapitel 2

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Ein schrilles Klingeln erfüllte den Raum. Sasuke schaltete erst den Wecker aus, öffnete dann die Augen. Es war schon 07:00 Uhr, doch er fühlte sich nicht so, als ob er geschlafen hätte. Seufzend ließ er den Wecker neben sich auf das Bett fallen und schlug die Decke zurück. Er stand auf und öffnete das Fenster, ging dann zur Toilette. Alles wie jeden Morgen.

Als er in die Küche kam, machte seine Mutter gerade das Frühstück. "Guten Morgen", begrüßte er sie und sie hielt inne. "Da bist du ja...", sagte sie, "Ich habe schon auf dich gewartet." Sasuke näherte sich ihr einige Schritte. "Wieso hast du nicht gerufen?", fragte er. "Habe ich ja", erwiderte Mikoto, "Aber du hast mich nicht gehört."

Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab und warf es auf die Arbeitsplatte. Sasuke wollte antworten, dass es ihm leid tat, doch als sein Blick auf das Küchentuch fiel, erschrak er. Der Stoff war blutig rot. "Mutter, hast du dich verletzt?" "Es ist sehr ungehorsam, seiner Mutter nicht zu antworten, wenn sie ihr Kind ruft", sagte sie mit strenger Stimme und ergriff wieder das Küchenmesser.

Sasuke war verunsichert. Seine Mutter sprach normalerweise nie so mit ihm. Noch immer starrte er das Küchentuch an. "Mutter... Das ist ziemlich viel Blut... Ich glaube, du brauchst Hilfe." Mikoto fuhr plötzlich herum, packte Sasuke an der Schulter und stieß ihn gegen den Küchenschrank. In der anderen Hand hielt sie noch immer das Messer. "Mutter...?"

Ihre Kleider waren voller Blut, welches unaufhörlich aus einer großen Wunde in ihrer Brust sickerte. Es sprudelte nicht, nein, es floss einfach heraus wie bei einem gerade verstorbenen Körper. Sasuke war wie gelähmt. Voller Entsetzen sah er seine Mutter an. "Was... Was ist passiert...? Mutter, was ist denn passiert...?"

Mikoto antwortete ihm nicht. Sie packte ihren Sohn bei den Haaren und zerrte ihn hinter sich her aus der Küche. Sasuke wehrte sich, doch irgendwie hatte er nicht die Kraft, gegen sie anzukämpfen. Und instinktiv wusste er, wo sie ihn hin brachte. Sie brachte ihn zu dem Zimmer.

Mikoto brachte ihn zu dem Zimmer, welches seit jenem Tag fest verschlossen war, welches nie geöffnet wurde. Sie öffnete die Tür und stieß Sasuke hinein. Er fiel auf die Knie. "Ich habe so lange gewartet", sagte sie, "Ich habe nach dir gerufen. So lange..."

Die Blutflecken auf dem Boden waren längst braun geworden, doch sie waren noch immer da. Wie hypnotisiert starrte Sasuke sie an. "Nein...", flüsterte er, "Nein... Das war nur ein Traum... Ich hab das nur geträumt... Nur geträumt! Mutter!" Als er sich umdrehte stand sie direkt hinter ihm. "Du hast nicht einmal versucht, mir zu helfen", sagte sie.

Panik stieg in ihm auf. Irgendwie kam er auf die Beine und rannte an ihr vorbei, doch ein stechender Schmerz in der Seite raubte ihm den Atem und Sasuke taumelte durch die Tür in den Korridor hinaus. Mikoto warf ihn zu Boden und kniete nun über ihm. Blut tropfte in sein Gesicht. "Es ist zu spät für süße Träume...", sagte sie und stieß ihrem jüngsten Sohn das Messer in die Brust. Immer und immer wieder, bis sich all sein Blut um sie herum verteilt hatte, sich mit ihrem mischte und zwischen den Dielenbrettern versickerte.
 

Ein penetrantes Klingeln übertönte die Stimme seiner Mutter. Sasuke drehte sich herum und sie ließ plötzlich von ihm ab. Als er aufblickte, lag er immer noch auf dem Boden, jedoch nicht im Flur, sondern in seinem Zimmer.

Der Wecker klingelte noch immer. Es war 07:00 Uhr. Sasuke befreite sich von der Decke, die um seine Beine gewickelt war und stand auf. Er musste im Schlaf aus dem Bett gefallen sein. Was für ein furchtbarer Traum...

"Ach, du bist ja doch wach..." Er hatte Itachi gar nicht reinkommen hören. Sasuke schaltete den Wecker ab. "Stimmt etwas nicht?", fragte sein Bruder und öffnete das Fenster. Sasuke setzte sich auf das Bett und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. "Ich weiß es nicht. Ich habe so seltsame Träume in letzter Zeit..." Itachi setzte sich neben ihn. "Was denn für Träume?"

Sasuke schloss die Augen. "Ich träume immer wieder, dass... dass du sie alle getötet hast. Unsere Familie. Alle hast du in meinem Traum getötet." Er machte eine kurze Pause. "Und dann hast du mich verlassen." "Oh... Aber es ist ja nur ein Traum." Sasuke atmete tief ein. "Es wirkt jedes Mal so real. So real, dass es richtig weh tut."

Itachi rückte etwas näher und legte die Arme um seinen kleinen Bruder. Er hielt ihn im Arm, wie ein kleines Kind, das getröstet werden muss. "Aber dennoch ist es nur ein Traum. Es kann überhaupt nicht real sein, kleiner Bruder. Ich würde nämlich niemals zulassen, dass dir so viel Schmerz widerfährt."

Sasuke schluckte, doch als er den Kopf hob um Itachi anzusehen, ließ dieser von ihm ab. "Jetzt wird es aber Zeit. Du kommst noch zu spät zum Dienst." Sasuke stand auf und verließ das Zimmer, Itachi folgte ihm. "Ach, Kakashi ist nie pünktlich." "Kein Grund, sich ein Beispiel an ihm zu nehmen. Lehrer sind auch nicht unfehlbar." Sasuke musste grinsen. "Nein, ganz bestimmt nicht..."

Frühstücken musste er allerdings alleine. Itachi musste früher zum Dienst erscheinen, als er. Sasuke aß nur wenig, packte sich aber etwas als Proviant ein. Er nahm seine Gürteltasche und verließ das Haus. Auch draußen war es auffallend still und leer, doch er schob es darauf, dass es noch recht früh am Morgen war.
 

Naruto und Sakura warteten bereits an ihrem üblichen Treffpunkt, obwohl es eigentlich vergebens war. Kakashi kam nie vor 09:00 Uhr, selten vor 10:30 Uhr...

"Guten Morgen, Sasuke-kun!", rief Sakura und lächelte ihm zu. Sasuke blieb stehen und betrachtete sie einen Moment. Er fragte sich, weshalb ihr Haar so kurz war. Irgendwie sagte ihm sein Gefühl, dass es doch eigentlich viel länger sein müsste. Er verwarf diesen Gedanken. Vielleicht war das nur eine modische Veränderung. Und von Mode hatte er nie viel verstanden.

Sasuke lehnte sich neben Naruto gegen das Geländer. Naruto blickte erst nur kurz zu ihm herüber, hielt dann inne und starrte Sasuke regelrecht an. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte er. Sakura horchte auf. "Was meinst du?", gab Sasuke zurück. Naruto deutete auf seinen Hals. "Du bist völlig zerkratzt", meinte er, "Deine Hände auch..."

Sasuke besah sich seine Hände. Sie waren voller Kratzer, Abschürfungen und kleiner Löcher, als hätte ihn ein Tier gebissen. "Aber..." Wieso war ihm das nicht aufgefallen? So hatte er sich doch sicher nicht bei dem Sturz aus dem Bett verletzt...

"Sasuke-kun... Ist alles in Ordnung?" Sakura sah ihn sorgenvoll an. Sasuke schüttelte den Kopf. "Ich... Ich weiß nicht, wie das passiert ist... – Ja – doch – alles in Ordnung." Er schob die Hände in die Hosentaschen und beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Auch Narutos Blicke ignorierte er vollkommen. Der blonde Junge sah ihn noch eine Weile an, dann drehte er sich um und setzte sich auf den Rand der Brücke, ließ die Beine über dem Wasser baumeln.
 

Sakura lief unruhig immer wieder über die Brücke, blickte hinunter auf das Wasser und suchte offensichtlich Abstand zu ihrem Teamkameraden. Sie fühlte sich angespannt und hilflos. Die Situation überforderte sie und das war ihr auch vollkommen bewusst. Es fühlte sich schrecklich an, nur beobachten zu können.

Auf Schnitte konnte man ein Pflaster kleben, Verbrennungen kühlen und Knochenbrüche richten. Aber hier reichte kein Pflaster, kein Eisbeutel, keine Schiene. So einfach war das nicht, mit der Seele. Und sie wusste nicht einmal, was genau eigentlich los war, geschweige denn, was nun genau geschehen war. Kakashi hatte ihnen nicht viel gesagt, nur das Allernötigste und sie ermahnt, auf Sasuke zu achten. Nur für den Fall.

Gegen einen Pfosten des Brückengeländers gelehnt, so als könne dieser ihr etwas Halt geben, beobachtete Sakura die beiden Jungen. Sasuke schien in Gedanken so weit weg von allem. Das hatte sie in den letzten Tagen öfters beobachtet. Wie er vor sich hin starrte und völlig wegdriftete. Wenn sie ihn dann ansprach sah er sie jedes Mal an, als wäre er gerade aus dem Tiefschlaf erwacht.

Sasuke war schon immer schweigsam und in sich gekehrt gewesen. Jetzt aber benahm er sich fast so, als gäbe es die Welt um ihn herum nicht mehr. So als wäre sein Geist schon in die nächste übergegangen. Es machte ihr Angst, ihn so zu sehen. Und sie konnte nichts dagegen tun.
 

"Du benimmst dich wie ein Zombie." Es dauerte ein paar Sekunden, bis Sasuke auf die Worte Reagierte. "Was?" "Ich sagte, du benimmst dich wie ein Zombie. Schon seit über einer Woche", wiederholte Naruto ohne aufzublicken. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Sasuke nur mit den Schultern zuckte.

"Alle machen sich Sorgen um dich", fuhr er fort. Sasuke legte den Kopf in den Nacken. "So?" "Scheint dich ja nicht besonders zu kümmern." Naruto hörte ihn seufzen. "Um mich muss sich niemand Sorgen machen." "Natürlich... Ist alles vollkommen in Ordnung, sicher..." Die Ironie tropfte aus Narutos Worten in den Fluss.

Langsam ging Sasuke das auf die Nerven. "Was soll denn bitte nicht in Ordnung sein? Mir geht es gut. Alles in Ordnung..." Naruto schwieg einen Moment und ging den Satz noch einmal in Gedanken durch, bevor er ihn aussprach. "Es ist nur... wegen deiner Familie und allem. Kakashi-sensei meinte, dass..." Sasuke löste sich vom Geländer und sah Naruto irritiert an. "Meine Familie? Was redest du?"

"Kakashi-sensei meinte, wegen der Sache mit deinem Bruder ginge es dir sehr schlecht und du würdest... – Ach, so genau hab ich das nicht verstanden – Du benimmst dich nur so merkwürdig seither. Deshalb sorgen wir – die anderen – sich um dich." Sasuke sah sich kurz um, als könnte er außer ihnen dreien noch mehr Leute auf der Brücke stehen sehen. "Also... mal im Ernst: Habe ich irgendetwas nicht mitgekriegt? Ich weiß nicht, wovon du da überhaupt redest? Mit mir ist alles in Ordnung, mit Itachi ist alles in Ordnung und mit allen anderen doch auch..."

Sakura kam nun wieder zu ihnen herüber. Sie wusste nicht wohin mit ihrem Blick. Naruto stand auf. "In Ordnung nennst du das? Na gut, für dich ist das vielleicht 'in Ordnung', was mit Itachi passiert ist, aber..." "Was soll denn verdammt noch mal passiert sein?" Naruto sollte mal Klartext reden. "Es ist gar nichts passiert. Sonst hätte er es mir doch gesagt." Naruto und Sakura sahen einander erschrocken an.

"Sasuke-kun, ich denke nicht..." "Du redest mit ihm?", unterbrach Naruto sie und sah Sasuke an, als hätte er den Verstand verloren, "Du spinnst ja..." Sasuke wollte ihm gerade die passende Antwort geben, als ihm jemand beide Hände auf die Schultern schlug. "Guten Morgen, Team." Sakura war sichtlich erleichtert. "Kakashi-sensei...!" Sasuke hoffte, dass diese Farce nun ein Ende hatte. Doch ihn beschlich das Gefühl, dass dies nur der erste Akt gewesen war.
 

Ihre heutige Tagesaufgabe bestand darin, den Gemüse- und Obstgarten eines Mannes in Ordnung zu bringen. Er hatte sich ein Bein gebrochen und solange seine Tochter noch nicht von ihrer Reise zurück war, mussten ihm eben die Ge-Nin helfen. Einige Anfänger frisch von der Akademie waren bereits bei ihm und kämpften mit Dingen einem Bettlakenmonster und der Wäscheleine.

Ihre Aufgabe war nun das Ernten, Pflücken und Rupfen von Tomaten, Gurken, verschiedenen Beeren und Unkraut. Sasuke nahm sich einen Korb und fing in der hintersten Ecke des Gartens an. So hatte er wenigstens ein wenig Ruhe. Er bemerkte sehr wohl, dass Naruto mit Kakashi sprach und dieser immer wieder zu ihm hinüber sah. Hoffentlich hörte das irgendwann auch mal wieder auf...

Doch entgegen seiner Befürchtung kam Kakashi nicht zu ihm um mit ihm über den Vorfall auf der Brücke zu reden. Er ließ seine Schüler allein um mit dem Lehrer der Frischlinge zu sprechen, was Sasuke ganz lieb war. Einige Stunden arbeiteten sie alle schweigend und jeder für sich in einer Ecke des Gartens. Bis es einem von ihnen wohl langweilig wurde.

Sakura ließ ihre Gartenschere sinken als sie sah, wie Naruto zu Sasuke hinüber ging. Sie ahnte nichts Gutes. Entweder gab es nun wieder Streit, oder Naruto stellte irgendetwas Saublödes an und danach gab es Streit. In jedem Falle war es mit der Ruhe vorbei.

Sasuke war so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht merkte, wie sich Naruto von hinten an ihn heran schlich. Bis ihm plötzlich das Stirnband über die Augen rutschte. Naruto lachte auf die ihm eigene schadenfrohe Art und war im nächsten Moment auch schon damit über den Zaun gesprungen.

Sasuke wandte sich um. "Hey! Gib's wieder her!" Naruto knotete sich das Stirnband wie eine Trophäe um seinen Ärmel. "Hol's dir doch!", rief er, drehte sich um und rannte über die Weide davon. "Wie kindisch...", meinte Sakura und wandte sich wieder dem Holunderstrauch zu, doch Sasuke war bereits hinter Naruto her. Äußerst unzufrieden beobachtete sie, wie die beiden Jungen hinter einander herjagten. "So was..."

Naruto rannte einfach immer weiter, so schnell seine Beine ihn trugen. Sasuke konnte ihn rufen und ihm drohen so viel er wollte. Sie hatten den Garten weit hinter sich gelassen, als Sasuke ihn endlich an der Jacke zu fassen bekam. Naruto strauchelte, wollte einen Haken schlagen, doch sie landeten beide im Gras.

Sasuke wand sich stöhnend unter Naruto hervor und schubste ihn von sich runter. Der andere Ge-Nin blieb keuchend und lachend neben ihm liegen. "Du bist ein Idiot...", schimpfte Sasuke und holte sich sein Stirnband wieder. Naruto grinste ihn nur an. "Komm schon, war doch lustig..."

"Ach, mach doch, was du willst..." Sasuke drehte sich um und wollte sich auf den Rückweg machen, als Naruto ihm plötzlich auf den Rücken sprang. Er taumelte nach vorn und fiel fast erneut. "SPINNST DU?!" "Ha Ha! Los, mein apokalyptisches Reittier!", rief Naruto und machte eine theatralische Geste. "Runter von mir, du schweres Kamel!"

Sasuke beugte sich vor um sich von seinem 'Reiter' zu befreien. Zwar rutschte Naruto so von seinem Rücken herunter, doch da er sich noch immer an Sasuke festhielt, landeten sie beide erneut im Gras. Das Gerangel ging noch einige Zeit so weiter, bis Naruto Kakashi auf sie zukommen sah. "Das reicht jetzt aber", rief ihr Lehrer ihnen zu, "Ihr seid kein gutes Vorbild für die Anfänger, wenn ihr euch wie die Vorschüler rauft..."

"Runter von mir, Affenjunge!" Sasuke versetzte Naruto einen derartigen Stoß, dass dieser auf dem Rücken landete, Beine in der Luft. "Hey, hey..." Kakashi half Naruto wieder hoch. "Naruto, geh zurück und hilf Sakura. Wir kommen gleich nach." Der Junge nickte, warf Sasuke noch einen letzten Blick zu und machte sich dann eiligst auf den Weg.

Kakashi sah seinem Schüler noch solange nach bis er sicher war, dass er außer Hörweite war. Dann wandte er sich Sasuke zu. Der Junge wich seinem Blick trotzig aus wie ein Kind, das die Schelte, die es erhält, als ungerecht empfand. "Das muss nun wirklich nicht sein, Sasuke. Ihr seid ein Team. Ihr sollt euch nicht prügeln und..." "Er hat doch angefangen!"

Kakashi traute seinen Ohren kaum. "Na, Sasuke, dafür bist du doch nun wirklich zu alt." Der Junge verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist es wirklich das, worüber du mit mir reden willst?", fragte er trotzig und sah Kakashi dabei immer noch nicht an. "Wie meinst du das?" Sasuke schnaufte.

Einen Moment lang betrachtete Kakashi seinen Schüler. Sasuke war schon immer schwierig gewesen, doch er hatte Verständnis dafür gehabt, sich sogar in ihm selbst wiedererkannt. Ja, er war nicht ohne Grund als sein Lehrer ausgesucht worden. "Gibt es vielleicht etwas, worüber du mit mir reden möchtest, Sasuke?"

Der Junge wandte sich um und sah seinem Lehrer prüfend ins Gesicht. Kakashi konnte die Skepsis in seinen Augen lesen. Schließlich kam er aber wohl zu dem Schluss, dass dies keine List war. "Du hast zu Naruto und Sakura gesagt, sie sollen beobachten, was ich tue. Wieso?" "Ich wusste, du findest es heraus." "Das war nicht meine Frage."

Kakashi legte den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. "Antworte mir!", forderte der Junge. Doch Kakashi antwortete ihm nicht. Ihm war klar, dass er sehr vorsichtig mit dem sein musste, was er seinem Schüler sagte und wie er es ihm sagte. Zumal Sasuke überhaupt nichts über seinen Zustand zu wissen schien. Tsunade hatte nicht übertrieben.

"Gehen wir ein Stück...", schlug er schließlich vor. Zögerlich ging Sasuke mit ihm. Wenn jemand diesen Satz sagte bedeutete dies normalerweise nichts Gutes. Sie verließen die Weide und folgten einem Feldweg, der in einem weiten Bogen wieder zum Garten zurück führte.

Als Kakashi das Gespräch von sich aus jedoch nicht weiterführte, ergriff Sasuke das Wort. Es behagte ihm gar nicht, doch wenn er Antworten wollte, dann musste er auch seinen Teil dazu beitragen. "Du hast uns heute Morgen belauscht, oder?", fragte er, "Und Naruto hat dir alles, was du nicht gehört hast, erzählt." "Belauscht ist vielleicht das falsche Wort... Aber ich habe einiges gehört, ja." "Dann erklär mir, was das alles soll."

Sie gingen sehr langsam. Kakashi wollte genug Zeit herausschinden für dieses Gespräch. Sasuke bemerkte dies wohl. "Kannst du mir sagen, an was aus den letzten Wochen du dich erinnerst?", fragte Kakashi. Sasuke blieb stehen und sah seinen Lehrer fragend an. "Was soll die Frage? Was hat das damit zu tun?" "Ziemlich viel, Sasuke. Also... Was ist in deiner Erinnerung nach der Chu-Nin-Prüfung passiert?

Sasuke senkte den Blick und dachte nach. "Also... Es gab eine Trauerfeier für alle Gefallenen." "Und danach?" Sasuke zuckte mit den Schultern. "Alle zerstörten Gebäude und Mauern wurden wieder aufgebaut. Und einige Tage später wurde verkündet, dass Tsunade nun Hokage sein würde. Und seither machen wir diese Anfängeraufträge" Im letzten Satz schwang unverhohlener Vorwurf mit.

"Und das ist alles, was passiert ist?" "Alles Nennenswerte." Kakashi seufzte und nickte. "Sag, Sasuke, bist du jemals Jiraiya begegnet?" Der Junge zog die Augenbrauen hoch. "Wem?" "Oder einem Mann namens Hoshigaki Kisame?" Sasuke schüttelte den Kopf. "Sollte ich?" Er konnte den Blick seines Lehrers nicht deuten. Die Namen sagten ihm nichts. Doch Kakashi schien wohl etwas anderes erwartet zu haben.

"Ich verstehe immer noch nicht, was das alles mit einander zu tun haben soll. Mit mir..." "Weißt du noch, was du am Tag nach der Gedenkfeier getan hast?" Sasuke wurde das alles zu blöd. Kakashi stellte mehr Fragen als er beantwortete. Und er verstand noch nicht einmal den Sinn dahinter. "Keine Ahnung, geamtet wahrscheinlich..." "Sasuke, ich meine das ernst." "Ich weiß es nicht mehr. Ist das so wichtig?"

Kakashi legte die Hände auf Sasukes Schultern und sah ihm ernst in die Augen. "Ja, das ist wichtig, Sasuke. Es würde Vieles erklären, wenn du dich daran erinnern könntest." Der Trotz in Sasuke wich einem unangenehmen Gefühl. Ein Gefühl der Ungewissheit. Noch einmal dachte er nach und versuchte sich zu erinnern. "Ich... Ich glaube, wir waren verabredet... oder?"

Auf Sasukes Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck ab, als würde er träumen. Kakashi hatte das Gefühl, als müsste er ihn festhalten, sonst entglitt ihm der Junge unwiederbringlich. "Itachi war auch da... glaube ich..." Sasuke schloss die Augen. Ihm war schwindelig. "Sasuke? Erinnerst du dich sonst noch an etwas?" "Anbu..."

Kakashi musste ihn jetzt stützen, damit der Junge nicht zu Boden sank. "Ich glaube, ich bringe dich lieber zu Tsunade..." Doch Sasuke schüttelte den Kopf. "Nein... Alles in Ordnung." "Keine Widerrede. Ich bringe dich zu ihr. Es ist nämlich nicht alles in Ordnung."
 

Sasuke hatte letztendlich keine Wahl. Kakashi brachte ihn ins Krankenhaus von Konoha, wo er auf Tsunade warten würde. Eine Krankenschwester gab ihm Etwas gegen das Schwindelgefühl. Sasuke nahm die Tropfen nur widerwillig. Kakashi war losgezogen um mit Tsunade zu sprechen. So blieb Sasuke eine ganze Weile allein im Behandlungsraum.

Jemand öffnete die Tür und schloss sie leise wieder. "Dich kann man wirklich nicht alleine lassen, kleiner Bruder..." "Du hättest doch nicht extra herkommen müssen. Musst du nicht arbeiten?" Itachi setzte sich neben ihn. "Ich darf auch mal eine Pause machen. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?"

Sasuke nickte. "Mir war nur schwindelig. Kakashi hat mich hergeschleppt, aber es ist nichts." Itachi machte eine vage Geste mit der rechten Hand. "Man weiß nie... Ich kannte einmal einen Chu-Nin, der hatte auch Schwindelanfälle und hat das nicht ernst genommen." "Du willst mir nur Angst machen..." Itachi lachte. "Nur ein bisschen..."

Erneut wurde die Tür geöffnet. Dieses Mal betrat Tsunade den Raum, Kakashi und Shizune folgten ihr. Itachi stand auf und setzte sich auf einen leeren Stuhl auf der anderen Seite. Sasuke folgte ihm mit dem Blick bis Tsunade zwischen sie trat. "Kakashi hat mir erzählt, was passiert ist", begann sie, "Fühlst du dich noch schlecht?" "Nein", erwiderte er, "Ich weiß auch gar nicht, was das soll."

Tsunade zog einen Stuhl heran und setzte sich Sasuke gegenüber. Shizune stand hinter ihr, genau vor dem Fenster, Kakashi wie ein Wachposten neben der Tür. Keine Chance für ihn wegzulaufen. Der Junge warf seinem Lehrer einen strafenden Blick zu. "Sei nicht böse", meinte sein Bruder, "Sie meinen es nur gut."

"Es scheint so, als hättest du nicht unerhebliche Gedächtnislücken", fuhr Tsunade fort ohne auf Itachis Worte zu achten, "Und das macht mir Sorgen." Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und sah aus dem Fenster. "Zuerst schien es dir ja noch gut zu gehen. Und diese Teilamnesie ist auch durchaus verständlich, Sasuke." "Komm zum Punkt." Shizune zog scharf die Luft ein. "Junge, so spricht man nicht...!" Tsunade gebot ihr mit einer Geste Schweigen.

"Du hast Recht. Worauf ich hinaus wollte ist, Sasuke, dass es nicht deine fehlende Erinnerung ist, die mir Sorgen bereitet, sondern die Verhaltensauffälligkeiten und... insbesondere das, was du heute Morgen zu Naruto gesagt hast." Sasuke verbarg seine Hände zwischen Körper und Oberarm. "Was du über deinen Bruder gesagt hast."

Itachi stand auf und trat neben Tsunade. Er sagte nichts, sondern sah sie einfach nur an. Sasuke folgte ihm mit dem Blick. "Sasuke? Hörst du mir zu?" Tsunade beugte sich vor und fing seinen Blick mit ihrem ein. "Natürlich...", erwiderte er kühl. Er fühlte sich immer unwohler in ihrer Gegenwart. "Du hast Naruto erzählt, du hättest mit Itachi gesprochen. Hat er dir irgendetwas erzählt?"

Sasuke bemerkte, wie sein Bruder Tsunade ansah. Als würde er sie belauern. "Das ist nicht besonders klug", sagte der Junge schließlich. Tsunade bemühte sich, eine möglichst neutrale Miene zu zeigen. Shizune gelang dies allerdings nicht. Ihre innere Unruhe war so offensichtlich, dass die Hokage sie schließlich bat, den Raum zu verlassen.

"Was ist nicht besonders klug, Sasuke?", fragte sie ihn. "Wieso stellst du mir in seiner Anwesenheit all diese Fragen?", gab Sasuke zurück. Tsunade blicke zu Kakashi hinüber. "Frag ihn doch. Ich weiß nicht, was ihr alle von mir wollt. Oder von ihm. Ich muss euch nicht alles erzählen." Tsunade schien ihn nicht ganz zu verstehen, ging aber nicht weiter darauf ein. "Sasuke, ich möchte, dass du meine Fragen beantwortest. Das ist sehr wichtig. Ich möchte das alles gerne von dir selbst hören."

Der Junge schüttelte den Kopf. "Dieses Pseudo-Therapeutengespräch ist doch witzlos..." Plötzlich streckte Tsunade ihren Arm aus und legte eine Hand auf das Knie des Jungen. Er sah sie sowohl vorwurfsvoll als auch irritiert an. "Sasuke. Ich wollte es eigentlich vermeiden, so drastisch vorzugehen. Aber wenn du dich gegen ein Gespräch sperrst, dann habe ich keine Wahl."

Sasuke rutschte ein Stück nach hinten um sich ihrer Hand zu entziehen. "Wovon sprichst du?" "Sasuke, es ist etwas passiert", fuhr sie fort, "In der Zeit, an die du dich nicht erinnerst. Oder vielmehr willst du dich nicht daran erinnern. Dein Verstand blendet es aus." "Was denn ausblenden?" Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Tsunades Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. "Was mit deiner Familie passiert ist, ist sehr schlimm. Und als dann auch noch..."

"Das war nur ein Traum." Der Satz ließ Tsunade augenblicklich verstummen. Sasuke saß völlig verkrampft da, die Hände auf die Knie gelegt. "Was hast du denn geträumt?", fragte sie nach einer kurzen Pause. Sasuke schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, als würde sich sein Ich ausdehnen, zu groß werden für seinen Körper, zu groß für das Zimmer. Und gleichzeitig nahm Tsunade denselben Platz ein wie ein. "Seltsame Dinge..."

Itachi lief unruhig von einer Seite des Raumes zur anderen. "Ich finde, das reicht jetzt!", sagte er bestimmt und Tsunade richtete sich seufzend wieder auf. Sasuke schloss die Augen und versuchte dieses Gefühl aus seinem Kopf zu vertreiben. Er hörte, wie Tsunade den Stuhl zurückschob und aufstand. "Kakashi, ich muss mit dir sprechen." "Jawohl." Die Tür fiel hinter ihnen zu.

"Hey..." Itachi ergriff die Hände seines Bruders. "Geht es dir gut?" Sasuke nickte steif. "Ja... Jetzt ist es besser..." "Ich wusste nicht, dass es so laufen würde. Es tut mir leid." Das Gefühl verschwand als Itachi ihn zu sich zog. "Ich werde Tsunade die Meinung sagen. Dir wird niemand mehr weh tun, kleiner Bruder."
 

Sakura folgte Kakashi und Tsunade mit dem Blick als sie durch den Wartebereich gingen. "Das sieht ernst aus", meinte Naruto, der so schief auf seinem Stuhl hing, dass er beinah herunterrutschte, "Ich finde, wir sollten hinterher." "Das können wir nicht machen!", zischte Sakura, "Wenn sie uns erwischt, gibt das riesigen Ärger!" Naruto zuckte mit den Schultern. "Scheiß drauf. Ich will wissen, was los ist."

Er stand auf und ging den beiden Erwachsenen nach. Sakura zögerte. Naruto hatte vielleicht Recht. Kakashi sagte ihnen bestimmt nichts. Sie mussten sich selbst um Informationen kümmern. Kurz blickte sie sich um, dann eilte sie Naruto nach. Tsunade und Kakashi waren in ein leeres Krankenzimmer gegangen, hatten die Tür jedoch offen sehen lassen. Die beiden Ge-Nin drückten sich dicht am Türrahmen gegen die Wand.

"Das ist eine sehr ernste Sache", hörten sie Tsunade sagen, "Er verdrängt es nicht einfach nur. Sasuke hat längst die Kontrolle darüber verloren." Kakashi schloss resignierend die Augen. "Habt Ihr seine Augen gesehen? So ist er öfter in letzter Zeit. Manchmal ist es, als wäre sein Geist überhaupt nicht mehr in seinem Körper." "Und er erinnert sich auch nicht, wie er sich die Verletzungen an seinen Händen zugezogen hat?"

Kakashi schüttelte den Kopf. "Er sagte, er wüsste nicht, wie es dazu kam." Tsunade nickte. "Es wäre sehr hilfreich, wenn er darüber sprechen würde." "Sasuke ist stur." "Oh, Kakashi, es ist nicht nur das. Der Junge macht auf mich den Eindruck, als würde er immer mehr den Bezug zur Realität verlieren. Wenn das so weitergeht, dann kann ich ihm bald nicht mehr helfen."

Sakuras Hände pressten sich gegen ihren Mund. Naruto wusste nicht wohin mit seinem Blick. Ein Schatten fiel auf sie. "Kommt rein, ihr Beiden", sagte Tsunade, "Das ist auch für euch wichtig." Betreten folgten sie ihr in das Zimmer und setzten sich auf eines der Betten.

"Was wird jetzt mit Sasuke-kun geschehen?", fragte Sakura kleinlaut. "Er ist doch nicht wirklich verrückt?", warf Naruto ein. Tsunade sah sie beide einen Moment lang still an. "Das alles ist etwas komplizierter, Naruto. Und es ist äußerst entscheidend, wie wir jetzt weiter verfahren. In vielen Punkten." Sie warf Kakashi einen wissenden Blick zu. Dieser nickte.

"Der Ältestenrat ist überhaupt nicht begeistert von der Entwicklung dieser Geschichte", fuhr Tsunade fort, "Ich hätte es lieber, wenn sich diese Zombies nicht einmischen. Auch in Sasukes Interesse." "Was schlagt Ihr vor?", fragte Kakashi. Sakura rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. Sie verstand nicht alles, was gesagt wurde, doch die Lage war zweifelsohne sehr ernst.

"Ihr Drei kennt Sasuke von allen am besten. Auf euch hört er vielleicht eher. Außerdem findet ihr vielleicht Dinge, die ein anderer übersehen würde." Kakashi schien als einziger zu verstehen, was sie meinte. "Geht das auch noch mal für Doofe?", hakte Naruto nach. Sakura nickte zaghaft. "Es ist mein Auftrag an euch", erwiderte Tsunade, "Ihr geht zu Sasuke nach hause und seht euch dort um." "Und was glaubt Ihr, dass wir dort finden, Tsunade-sama?" Sie senkte den Blick. "Wenn ihr Glück habt, dann findet ihr nichts."
 

Sasukes Blick ruhte auf dem Stuhl, auf dem Tsunade gesessen hatte. Itachi war verschwunden. Er suchte wohl Tsunade, doch irgendwie konnte Sasuke gerade nicht darüber nachdenken. Alles, was er wahrnahm, war das Zimmer, war der Stuhl. Er war so weit weg und zur gleichen Zeit direkt vor ihm. Der Schatten des Stuhls bewegte sich, verschob sich und teilte sich in viele Schatten auf.

Sasukes Blick glitt nach oben. Wenn er es hätte beschreiben müssen, dann hätte er es mit einem Korken verglichen. Ja, genau. Die Realität war eine Flasche, gefüllt mit Rauch. Der Korken war jetzt weg und es gab keine Barriere mehr zwischen ihm und der wirklichen Welt. Realität war nur das, was man aus dem inneren der Flasche heraus sehen konnte. Und sie endete am Glas. Aber es gab doch noch so vieles dahinter.

Er fühlte sich, als sei er sein Leben lang in dieser Flasche gewesen. Und diese Flasche stand auf einem Regal in einem verschlossenen Raum. Jetzt konnte er aus der Flasche heraus. Aus dem Zimmer heraus. Er war in mehreren Zimmern gleichzeitig. Ein irres Gefühl.

"Sasuke?" Wo kam die Stimme her? Sasuke musste erst einmal herausfinden, aus welchem Zimmer sie gekommen war. Langsam drehte er den Kopf in Kakashis Richtung. Das Gefühl entglitt ihm. Das Gefühl, Rauch zu sein. "Ja?" "Komm, ich bringe dich nach hause." Als Sasuke aufstand, war er wieder in seinem Körper. Als sie durch die Tür schritten, hatte er den Rauch schon wieder vergessen.
 

"Wieso kommt ihr alle mit?" Sasuke gefiel das gar nicht. Naruto und Sakura waren noch nie bei ihm zuhause gewesen. "Ist es so schlimm, Sasuke? Du wirst deine Teamkameraden doch wohl nur vor der Tür stehen lassen wollen..." Sakura bewunderte Kakashi dafür, dass er sich so sorglos gab.

Sasuke murmelte etwas vor sich hin, widersprach jedoch nicht weiter. Naruto beobachtete ihn von der Seite her. Er wirkte jetzt beinah wieder so wie früher. Aber nur beinah. Das war nichts, was man einfach so wieder hinbekam.

Sie schritten durch das Tor, welches den einen Teil des Dorfes, in welchem die Uchiha einst gelebt hatten, vom Rest trennte. Sakura war es, als liefen sie über einen Friedhof. Es war so absolut still. Man sah den Häusern genau an, dass sie schon geraume Zeit leer standen. Überall waren noch die Spuren der Fächer zu sehen, die einmal jedes Gebäude geziert hatten. Sasuke schien überhaupt nicht darauf zu achten.

Naruto versuchte sich vorzustellen, wie es hier früher ausgesehen haben mochte. Er gab es schließlich auf. Man konnte sich beim Anblick eines Skeletts einfach nicht den lebendigen Menschen vorstellen. Viel mehr beschäftigte ihn jetzt die Frage, wie sie bitte das Haus durchsuchen sollten, wenn Sasuke dabei war. Kakashi hatte hoffentlich einen Plan dazu ausgearbeitet.

Vor der Tür des Hauses blieben sie stehen. "Ich würde gerne noch kurz mit dir reden, Sasuke", meinte Kakashi, "Kann ich mit rein kommen?" "Wenn es denn sein muss..." Naruto und Sakura warteten, bis sie ins Haus gegangen waren. "Sasuke-kun verabschiedet sich nicht einmal..." "Der hat die Höflichkeit auch nicht gerade mit Löffeln gegessen, das weißt du doch." Er seufzte. "Und wir spielen jetzt Spion und Spion und gehen durch die Hintertür rein, oder was?" "Kakashi-sensei wird es sich so gedacht haben, ja."
 

Es war niemand im Haus. Kakashi bemerkte sofort, wie dunkel es darin war. Im Flur fehlte die Glühbirne in der Deckenleuchte. Alles in allem schienen nur die Bereiche des Wohnhauses auch bewohnt, in denen sich Sasuke mehr als einmal am Tag aufhielt. "Möchtest du etwas trinken?", fragte der Junge. Allerdings wohl nur deshalb, weil man es einen Gast nun einmal fragte. "Nein, danke. Ich wollte nur mit dir reden."
 

Naruto kam sich wie ein Einbrecher vor, wie er so durch den Garten schlich, sich immer unterhalb der Fenster hielt. Dort schien es allerdings nichts Auffälliges zu geben. Außer, dass alles sehr verwildert wirkte. Sakura zog sich die Schuhe aus und stieg auf die Veranda hoch.
 

Kakashi nahm am Küchentisch Platz. Sasuke sah ihn erwartungsvoll an. "Worum geht es denn?" Kakashi lächelte. "Verschiedene Dinge. Aber zuerst würde ich gerne mit dir über deine bisherigen Trainingserfolge sprechen." Sasukes Begeisterung näherte sich der Nulllinie von unten.
 

Es gab einige Türen zum Garten hin, doch die Zimmer dahinter waren alle leer. "Das sieht nicht so aus, als würde sich jemand oft hier aufhalten...", meinte Sakura. Naruto nickte. Leise öffneten sie die Tür zum Korridor hin.
 

Sasuke hörte Kakashi nur mit einem Ohr zu. Ein Teil seines Verstandes sagte ihm, dass es viel zu still war im Haus. Ein anderer hielt dagegen und meinte, es müsste so sein. Aber irgendetwas dazwischen schien zu fehlen. Sein Bewusstsein konnte mit den Informationen rein gar nichts anfangen.
 

"Das hier muss Sasuke-kuns Zimmer sein." "Mal sehen, ob wir hier etwas finden." Naruto ging auf die Knie und warf einen Blick unter das Bett. Wenn man im Zimmer eines Jungen irgendwo schlimme Dinge vermutete, sollte man zuerst unter dem Bett nachsehen.

Sakura wandte sich unterdessen den Schubladen zu. Einen Moment lang kam ihr der Gedanke, dass es nicht richtig war, die Unterwäsche einer anderen Person zu durchwühlen. Aber es war ja zu einem guten Zweck.
 

"Tsunade-sama möchte, sobald die Dinge wieder ihren normalen Gang gehen, einige Ge-Nin in neuen Teams zusammenstellen. Es geht darum, die Teamfähigkeit zu fördern und dass ihr lernt, auch mit anderen Shinobi zusammenzuarbeiten, euch auf einen anderen Partner einzustellen." Sasuke hatte den Kopf in eine Hand gestützt. "Lass mich raten: Ich gehöre auch dazu." "Ich habe dich dafür vorgeschlagen."

Sasuke schloss die Augen. "Nur mich?" "Ja, nur dich, Sasuke. Es fällt dir schwer, dich in ein Team einzufinden. Es ist nicht so, dass du es nicht kannst. Du willst einfach nicht. Aber ein Shinobi ist kein Einzelkämpfer. Nicht in Konoha." Diese Rede hatte Sasuke schon oft zu hören bekommen. Er kannte sie beinah auswendig...
 

"Hast du etwas gefunden, Sakura-chan?" "Nichts. Und bei dir?" "Noch weniger." Sakura schloss die Türen des Kleiderschranks wieder. "Ich frage mich noch immer, was wir hier eigentlich finden sollen..." "Vielleicht ein Tagebuch oder so etwas." Sakura stemmte empört die Hände in die Hüften. "Naruto! Man liest keine fremden Tagebücher!" "Das würde aber sicher helfen."
 

"Hörst du mir zu, Sasuke?" "Ja..." Sasukes Blick ging ins Leere, doch Kakashi war sich sicher, dass er ihm zumindest mit einem Ohr zugehört hatte. Das reichte ihm allerdings. Er wollte schließlich nur für Naruto und Sakura das Ablenkungsmanöver bilden. Solange Sasuke ihm zuhörte, achtete er nicht auf die Geräusche, die seine Schüler möglicherweise verursachten.
 

Ein Tagebuch fanden sie nicht. Auch sonst war das Zimmer absolut unauffällig. Es gab nur Kleidung, Bücher, Shinobiausrüstung und das Foto von ihnen als Team 7. Naruto öffnete die Tür und trat wieder auf den Korridor hinaus. Sie mussten leise sein. Sakura schob sich an ihm vorbei und ging den Flur hinunter. Die meisten Räume waren ungenutzt und lagen im Dunkeln.

"Das bringt nichts", meinte Sakura schließlich, "Hier gibt es nichts..." "Sakura-chan..." "Was?" "Hinter dir." Hinter Sakura an der Wand, etwa in Hüfthöhe, waren rotbraune Schlieren zu sehen. Als hätte jemand Farbe verschmiert. Naruto trat näher und legte seine Hand darauf. "Ein Handabdruck. Verschmiert." "Naruto, da auf dem Boden ist noch mehr davon."

Eine ganze Reihe von Flecken und Spritzern verteilten sich über die Dielenbretter. Im Halbdunkel des Flurs waren sie nicht sofort zu sehen gewesen. Die Spur folgte zu einer Flügeltür und verschwand dahinter. Narutos Blick fiel allerdings auf etwas ganz anderes. Es ragte unter einer Kommode hervor. "Ich glaube, wir haben was gefunden."
 

"Wieso du?", fragte Sasuke plötzlich. "Was meinst du?" "Die Jo-Nin wurden sicherlich nicht zufällig uns als Lehrmeister zugeteilt, oder? Wieso sind wir ausgerechnet deine Schüler?" Kakashi lehnte sich leicht zurück. "Das könnte dir der dritte Hokage sagen, aber..." "Kakashi-sensei."

Sasuke blieb der Mund offen stehen als er Naruto in der Tür stehen sah. "Wir haben etwas gefunden." Sasuke konnte nicht sehen, was Naruto Kakashi zeigte, doch sein Lehrer sah ihn plötzlich sehr ernst an. "Das lag im Flur. Und da ist auch überall Blut."

Kakashi nahm es entgegen und legte es auf den Küchentisch. Sasuke hielt den Atem an. Es war das Messer. Das Küchenmesser mit dem seine Mutter ihn... Es war nur ein Traum. Und doch war die Klinge voller Blut. Ganz langsam schüttelte Sasuke den Kopf. "Nein..." Er stand auf und ging hinaus. Naruto und Kakashi folgten ihm.

Zielstrebig ging Sasuke zu der Stelle, an der sie das Messer gefunden hatten. Sakura stand neben der Tür und blickte unsicher auf die Flecken rings umher. "Sasuke-kun... Was ist denn hier passiert?" Sasuke wollte ihr gerade antworten, als jemand aus der anderen Richtung auf sie zu kam. Es war Itachi. "Was ist denn hier los?", fragte er und warf Sakura einen verächtlichen Blick zu. Sie schien das gar nicht zu bemerken.

"Ich weiß es nicht", antwortete Sasuke. Kakashi schob ihn zur Seite und sah sich die Flecken auf dem Boden genauer an. "Kakashi, es reicht langsam", sagte Itachi zu ihm. Er verlor langsam die Geduld. "Das ist noch nicht sehr alt...", meinte Kakashi und blickte zur Tür hin. Itachi starrte ihn wütend an. "Das geht dich gar nichts an. Das ist unsere Sache."

Naruto blickte von einem zum anderen, drängte sich dann an Sasuke vorbei. "Was stehen wir hier eigentlich so blöd rum..." Er legte die Hände auf die Türflügel und schob sie auf. "Nein!" Sasuke war sich nicht sicher, ob er oder sein Bruder da gesprochen hatten. Naruto trat zurück. "Oh..." Sakura wandte den Blick ab. Kakashi sah Sasuke prüfend ins Gesicht.

Die Blutspur führte in runden Tropfen bis in die Mitte des Raumes. In einer rötlichen Lache lag der kleine Körper regungslos da. "Was ist das?", flüsterte Sakura. "Eine Katze", erwiderte Kakashi, "Oder es war zumindest einmal eine Katze." Naruto drehte sich zu seinem Teamkameraden um "Sasuke... Hast du das getan?"

"Du solltest lieber den Mund halten..." Die Stimme seines Bruders war von Wut verzerrt. Sasuke konnte nur zusehen. Sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. "Bruder, nicht!" Itachi packte Naruto am Kragen und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Alle schrien gleichzeitig. "Sasuke-kun!" "Itachi, hör auf!" "Auseinander!"

Jemand hielt ihn plötzlich fest, zog seine Arme nach hinten. Als Sasuke die Augen öffnete, lag Naruto unter ihm auf dem Boden. Blut war in seinem Gesicht und an Sasukes Händen. Erschrocken sah der blonde Junge ihn an. "Spinnst du, Sasuke?"
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JoNaH
2010-04-25T20:24:54+00:00 25.04.2010 22:24
hey

ich bin mal deiner "werbung in eigener sache" gefolgt ^^
nette story
und ne gute idee.
wenn sasuke ne gespaltene persönlichkeit hat - das kann auf jeden fall interessant werden.

ich warte mal ab, was so passiert ^^
glg gestirn
Von:  Taifun-Vash
2010-03-22T18:48:00+00:00 22.03.2010 19:48
die story hört sich schön finster an sasuke mit gespaltener persöhnlichkeit und halluzinationen find ich mal eine interessant idee
vorallem da seine eine hälfte itachi darstellt und er das was itachi tut aus der zuschauer perspektive mitbekommt aber er es inwirklichkeit selber tut
freu mich schon wenns weitergeht
kannst du mir eine ens schicken wenns weitergeht
MfG
Taifun-Vash


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