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Freie Texte

Nonsense
von

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Denk an dich

In etwas mehr als einer Woche hast du Geburtstag.
 

Wir haben Dich seit damals nicht mehr besucht.
 

Ich denke viel an Dich. Mehr als früher.
 

Es ist komisch, dass Du weg bist und dass sich an unserem Leben doch nichts geändert hat.
 

Wir haben lang mit Dir geweint, gehofft, gelitten, geflucht, gezweifelt, geglaubt und letzten Endes resignieren müssen.
 

Es war nicht leicht, aber mit der Zeit lernten wir damit zu leben.
 

Die Tage, die Monate vergingen und ehe wir uns versahen war ein ganzes Jahr vergangen. Ein zweites folgte dem ersten und das dritte Jahr ließ nicht auf sich warten.
 

Wir haben uns oft von Dir verabschiedet. Vier lange Jahre.
 

Mit der Zeit fragte ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn Du erlöst werden würdest. Ich schämte mich für diesen Gedanken. Aber ich hasste es auch zu sehen, wie Menschen, die Dir und mir am Herzen lagen, unter deinem Leiden litten.
 

Du hattest ein wichtiges Anliegen und hast versucht, durchzuhalten bis zum Ende. Du hast gekämpft, um denen, die auch nach Dir sein werden, ein besseres Leben zu ermöglichen. Es schien geschafft und du gingst für immer.
 

Hoffentlich hast Du im Nachhinein nicht mehr mitbekommen, dass dein Traum nie wahr wurde. Ein Formfehler und das Lebenswerk eines Menschen ist zerstört.
 

Ich habe viel gehört. Bevor du gingst und als du schon nicht mehr da warst. Hätte manches davon lieber nicht gewusst. Sollte es wohl auch nicht.
 

Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich weiß aber, dass ich nicht alles glauben werde. Ich will gar nicht alles glauben.
 

Mir reichen die Erinnerungen an Dich. Meine Erinnerungen.
 

Sie sind nicht alle glücklich, aber zusammen machen sie Dich zu dem, was du warst.

Menschlich.
 

Ein Mensch mit Macken, ein Mensch mit Gefühlen, ein Mensch mit Stimmungsschwankungen, ein Mensch mit Bedürfnissen, ein Mensch mit Träumen und Wünschen, ein Mensch mit Wertevorstellungen und ein Mensch mit einer eigenen Meinung. Selbstkritisch und mit hohen Erwartungen an Dich selbst und andere. Ein Mensch mit Herz.
 

Dieser Mensch mit Herz, wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.
 

Ich weiß nicht, wie der heutige Tag verlaufen wird. Die kommende Woche. Dein Geburtstag. Dein Todestag.
 

Ich weiß nur.
 

Sie vermisst Dich. Ich vermisse Dich. Wir vermissen Dich.
 

Weihnachten war komisch. Ich weiß, dass sie an Dich gedacht hat. Ich habe mich hilflos gefühlt, weil ich nicht weiß, was ich fühlen soll. Was kann ich fühlen, was kann ich sagen, dass es ihr besser geht?
 

Dein Tod war Erlösung und Strafe zugleich. Dem Schock folgten Schmerz, Verzweiflung, Frustration und Resignation. Die Hoffnung der vergangenen Jahre hatte unsere Kraftreserven aufgebraucht. Sie lähmte uns, sie lähmte Dich.
 

Zu wissen, dass Du tot bist und damit an einem besseren Ort, beruhigt mich. Der Gedanke, dass es mich beruhigt, beunruhigt mich.
 

Du wirst hier vermisst, gebraucht.
 

An Deiner Stelle starrt uns ein Telefon an, das nicht klingelt.

Ein Briefkasten, der keine Kehrpakete von Dir enthält.

Ein Erlebnis, von dem wir Dir nicht mehr berichten können.

Ein Foto, dass wir Dir nicht mehr zeigen können.

Ein Problem, bei dem Du uns nicht mehr helfen kannst.

Ein Fehler, für den Du uns nicht mehr ausschimpfen kannst.

Ein „Ich liebe Dich“, dass wir nicht mehr sagen und nicht mehr hören werden.
 

Aber…Ich liebe Dich….trotzdem.



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