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Schneesturm

Niemals wirst du mich lieben
von

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Schneesturm

Sie hatten sich verlaufen. Endgültig.
 

Seit Stunden stapften die beiden nun schon ziellos durch den Schnee und mit jedem Schritt den sie gingen, wurden sie müder und müder. Diamond ging vorne an, um notfalls die Situation zu überprüfen, doch er merkte deutlich, dass Platin immer weiter zurück fiel, was ihm gar nicht passte. Schließlich sollte er doch auf die aufpassen. Doch wenn sie weiter, in diesem Schneckentempo voran gingen, würden sie nie vor Einbruch der Dunkelheit aus diesem komischen Wald heraus sein.

Platin zitterte mittlerweile schon am ganzen Leib und rieb sich wie verrückt die Arme, während sie ihre Beine zwang, weiter zu gehen. Seit Stunden hatten sie nicht mehr gesprochen, noch hatte Diamond halt gemacht. So ernst kannte sie ihn gar nicht. Doch scheinbar war er sich der Situation bewusst, in der sie waren. Und scheinbar war diese nicht so gut. Sie sah sich um. Überall standen Bäume, doch kein Lichtblick war zu sehen. Platin war klar, dass bald die Nacht einbrechen würde.
 

Diamond blieb stehen und drehte sich zu ihr. Verwundert blinzelte sie ein paar Mal und sah ihn müde an. „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen…“ sagte er und nickte Richtung eines Felsens. „Wir werden es vor Einbruch der Nacht nicht mehr hier raus schaffen…“ Platin nickte. Ihr war alles recht. Hauptsache sie würde sich endlich ausruhen können, und musste Diamond nicht schweigend hinterher laufen. Sie fühlte sich grässlich. „Hier entlang!“ sagte Diamond dann entschlossen, packte ihre Hand und zog sie hinter sich her. Dies tat er, wie er sich selbst versicherte, nur damit sie zügig bei der Felsbucht ankamen, die er gesehen hatte. Es dauerte nicht mehr lang und sie befanden sich dort. Die Höhle war nicht groß, aber sie bot genug Schutz vor der eisigen Kälte draußen, zumindest war es etwas wärmer. Fröstelnd zog Platin ihre Beine an den Körper und legte die Arme um sich, damit sie soviel Wärme in sich speichern konnte, wie noch da war. Diamond lies sich gegenüber von ihr, seufzend an dem Stein, nieder. Auch er war erschöpft. Missmutig nahm er seine Mütze ab und hielt sie in den Händen. Er hatte keine Ahnung, wie sie am besten aus dieser Situation heraus kommen sollten. Pearl hätte bestimmt eine grandiose Idee gehabt, aber er war eben nicht Pearl. In diesem Moment bereute er es mehr denn je. Nicht das Pearl sowieso offener auf Menschen zu ging, nein, er hatte meistens auch einen guten Plan im Kopf. Diamond behielt dagegen meistens einen kühlen Kopf, aber das war auch schon alles. Seufzend lehnte er seinen Kopf gegen die Steinmauer.
 

Platin beobachtete ihn mit gespannten Augen. Und obwohl sie furchtbar müde war, konnte sie die Augen nicht von ihm nehmen. Sie glaubte, sie war noch nie so lange allein mit Diamond unterwegs gewesen. Und scheinbar hatte der stille Junge auch noch eine ganz andere Seite, die er neben Pearl aber überhaupt nicht zeigen konnte. Sie lächelte leicht und kuschelte sich in ihre Arme und wenigstens etwas Schlaf zu bekommen, damit sie keine so große Behinderung für Diamond war. Das war schließlich das letzte, was sie wollte.
 

Diamond sah still dabei zu, wie das Mädchen wegdöste. Sie musste völlig erschöpft sein. Er konnte gut verstehen warum, schließlich waren sie ziemlich weit gelaufen. Sicher war sie das nicht gewöhnt, und eigentlich bräuchte sie ein richtiges Bett, um zu schlafen. Generell musste diese Kälte furchtbar für sie sein. Alles an dieser Reise. Er kam sich so schäbig vor, nicht mal den Menschen heil aus einer Sache herauszubringen, der ihm so viel bedeutete. Wie gerne hätte er es ihr schon lange gesagt, wie gerne hätte er ihre Pfirsichhaut berührt und den Geschmack ihrer Lippen in sich aufgenommen. Wie gerne. Doch würde er es niemals tun. Niemals, das hatte er sich geschworen. Er hätte schon so oft die Chance gehabt, sie heimlich zu berühren, doch bremste er sich jedes mal selber aus, um nicht hinterher vor Gewissensbissen zu sterben.
 

Es wurde immer kälter, und Diamond, der selbst dem Schlaf gefährlich nahe war, erkannte plötzlich das Platin anfing zu zittern und ihre Hautfarbe sich kaum merklich änderte. „Platin?“ flüsterte er irgendwann, doch sie regte sich nicht. „Hey…“ sagte er etwas lauter und rüttelte sie leicht, „Komm schon, werd‘ wach!“ Das Mädchen blinzelte verschlafen und sah Diamond fragend an. „Wenn du weiter schläfst, erfrierst du noch…“ sagte er, doch das Mädchen reagierte nicht wirklich darauf. Ihre Augen wurden eher wieder schwer und fielen zu, „Nur noch ein bisschen…“ „Platin!“ rief Diamond, diesmal lauter und riss sie erneut aus dem Schlaf, „Du darfst nicht einschlafen!“ „Aber es ist so kalt…“ Verzweifelt sah sich Diamond um, ehe er sie und sich weiter in die Höhle hinein zog, um etwas mehr von der Kälte geschützt zu sein. „Du musst wach bleiben…“ sagte er wieder und Platin gab ihm nur müde die Antwort, dass er furchtbar wäre. Das schmerzte ihn und er sah sie betroffen an. Doch wieder reagierte sie nur mit einem starren Blick. „Mir ist kalt…“ flüsterte sie dann. Diamond setzte sich schließlich an eine Felswand und zog sie mit einem Ruck zu sich. Verwirrt blinzelte sie ihn an, doch er bemühte sich, den Blick an die Wand gehalten zu lassen. „Du solltest…“ murmelte er, doch fand keinen sinnvollen Schluss. Grummelnd zog er sich die Mütze ins Gesicht. Platin drückte sich derweil an ihn und kuschelte sich ein. Irgendwann riskierte er einen Blick auf das schlafende Mädchen in seinen Armen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in einem gleichmäßigem Takt und sie sah vollkommen zufrieden aus. Ihre Hand hatte sie, wie die eines Babys an sein Hemd gekrallt. Wie Dornrösschen lag sie bei ihm. Nur dass er niemals derjenige sein würde, der sie aufweckte.
 

Stumm sah sie ihn an, während er schlief. Selbst dabei hatte er sie nicht losgelassen. Sie fühlte sich geborgen, so geborgen bei ihm. Als sei sie etwas besonderes für ihn. Sanft strich sie ihm über die Wange und merkte, wie sich kleine Tränen in ihren Augen sammelten, während ihr eines bewusst wurde. Sie würde niemals diejenige sein, die er erlösen wurde. Niemals. Diese Erkenntnis brach über sie ein und brachte ihr soviel Schmerz, das die Tränen wie ein Fluss ihre Wangen hinunter liefen und auf seine Arme tropften. Durch diese zarte Berührung, blinzelte er etwas und öffnete langsam seine Augen. Doch er hatte keine Zeit, ihr ins Gesicht zu sehen. Sie umarmte ihm und versteckte ihr Gesicht in seiner Schulter. Verwirrt sah er zu ihr, fragte ob alles in Ordnung sei, doch sie schüttelte nur den Kopf, klammerte sich weiter an ihn. Er legte die Arme um ihren schmalen Körper, konnte das Zittern spüren und legte dann ebenfalls seinen Kopf auf ihre Schulter.
 

Niemals würden sie einander lieben.
 

Das dachten sie jedenfalls
 

Und draußen tobte ein Sturm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  lana_shinamoto
2013-08-05T14:47:33+00:00 05.08.2013 16:47
Ich hab weinen muessen
Es war so wunderschoen ;3

Antwort von:  Liuna
05.08.2013 21:14
ohhh danke!!!
Von:  Monoceros
2010-04-23T09:05:03+00:00 23.04.2010 11:05
Haste echt schön geschrieben, find ich^^
Is zwar schade, dass es nicht so wirklich ein Happy End gibt, aber es ist trotzdem gut erzählt. Außerdem wäre es ja langweilig, wenn alles Friede, Freude, Eierkuchen wär, nicht wahr?
Von:  Rowan90
2010-04-20T21:46:37+00:00 20.04.2010 23:46
nicht schlecht^^
richtig romantisch, auch wenns nen traurigen Beigeschmack hat.
schöner One-Shot :)


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