Blossom
Blossom
Zögernd ging Rei in den Wartebereich seines Gates, als sein Flug zum Boarding aufgerufen wurde, sah nur kurz über seine Schulter hinweg noch einmal zurück, hob schief lächelnd die Hand und winkte. Auf halbem Weg in Richtung Gate hielt er jedoch noch einmal an und lief zurück.
„Kai, ich-“, begann er lautlos, immerhin würde der andere auf der anderen Seite der Glasscheibe, an der sie beide nun standen, ihn durch den ganzen Lärm eh nicht verstehen. Doch der Angesprochene schüttelte den Kopf, lächelte sanft, wie er es sonst nur in ihrer Zweisamkeit pflegte. Rei konnte deutlich das „Ist okay, ich verstehe es“ in dessen Augen lesen.
Der Schwarzhaarige seufzte und hob eine Hand, legte sie an die Scheibe, während er das Lächeln des anderen erwiderte. Sie sagten beide nichts, kosteten den Moment einfach nur, in dem sie mehr oder minder noch zusammen waren. Sie würden sich nun eine ganze Weile nicht mehr sehen. Und dann, wenn es wieder so sein würde, wären sie Gegner.
Langsam hob auch Kai seine Hand und legte sie über die des anderen. Auch wenn das Glas zwischen ihnen waren, beide konnten die Körperwärme, die von der Handfläche des jeweils anderen ausging, spüren.
„Mach’s gut und melde dich.“
„Du auch und trainiere ordentlich, dass du eine Chance gegen mich hast.“
„Dummkopf...“
Stumm sprachen sie miteinander, bis eine erneute Aufforderung zum Boarding durch die Lautsprecher erklang und Rei schweren Herzens ein paar Schritte zurückging. Er hielt den Blickkontakt so lange wie möglich, bis er sich umdrehte, sein Handgepäck schulterte und der jungen Japanerin am Gate seine Boardingkarte gab.
Ein letzter Blick über die Schulter, dann konnte er Kai nicht mehr sehen.
„Ich werde gehen.“
Schweigend nahm Kai den Satz hin, zeigte keine Reaktion darauf, sondern starrte weiter auf das Waldstück vor ihnen. Noch nicht einmal das übliche Brummen, dass er den neben ihm Stehenden gehört hatte, brachte er über die Lippen.
„Ich werde gehen“, wiederholte der andere, wandte den Kopf zum neben ihm Sitzenden und wartete auf eine Reaktion. Doch Kai sagte noch immer nichts. So seufzte er und sah wieder nach vorne. „Ich werde wieder bei den BaiFuZu einsteigen und mit Rai und den anderen bei den Weltmeisterschaften kämpfen“, erklärte er und zog ein Knie an seine Brust, um seinen Kopf auf dieses legen zu können.
„Also sehen wir uns dann wieder“, war alles, was nun Kai doch sagte, ohne jegliche Emotion in seiner Stimme.
„Ja, ich möchte einfach auch mal die Chance haben, selbst Weltmeister zu werden.“
„Weiß Takao schon davon?“, hakte Kai nach. „Du kennst ihn, er verlässt sich auf uns alle, Rei.“
Angesprochener lachte leise. „Dass ich das mal von dir zu hören bekomme...“ Lächelnd richtete er sich wieder auf und lehnte sich an den Russen, legte den Kopf nun auf dessen Schulter. „Ich sage es ihm morgen, bevor ich fliege. Es ihm so kurzfristig zu sagen, ist zwar nicht ganz fair, aber...“
„Ich versteh schon.“ Kai legte einen Arm um den Schwarzhaarigen, fuhr leicht über dessen Körperseite. „Max wird auch das Team verlassen.“
„Woher-?“ Rei stockte. Natürlich wusste ihr Teamleader so etwas, er war sicherlich ruhig und nach außen hin nicht gerade sozial, aber er hatte von Anfang an auf sie aufgepasst und eine gute Beobachtungsgabe gehabt. Rei würde es nicht wundern, wenn er auch schon vorher gewusste hatte, dass er das Team verlassen und zu seinen alten Freunden zurückkehren würde.
„Er hat die gleichen Beweggründe wie du.“ Kai legte den Kopf in den Nacken und sah gen Himmel.
„Und was ist mit dir?“, fragte der Chinese leise nach. „Yuriy und die anderen werden auch wieder als Team antreten und würden sich sicher freuen, wenn du für sie kämpfst.“
„Ich weiß.“
Mehr sagte Kai nicht und der andere wagte es auch nicht, weiter nachzuhaken. So saßen sie noch eine Weile schweigend da, genossen die Ruhe... und die Nähe zueinander, vor allem da sie beide wussten, dass es für lange Zeit das letzte Mal sein würde.
„Rei?“, unterbrach Kai auf einmal die angenehme Stille, woraufhin der Schwarzhaarige nur den Kopf etwas drehte und ihn fragend ansah. „Trainiere hart. Ich möchte, dass wir gegeneinander antreten, und dann will ich einen ebenbürtigen Kampf.“
Rei lachte kurz. „Natürlich, was denkst du, werde ich in China tun? Dasitzen, auf meine Fähigkeiten vertrauen und Däumchen drehen?“, scherzte er sanft lächelnd.
Das brachte nun auch Kai zum Schmunzeln. „Ich freue mich darauf.“
Nun saß Rei im Flugzeug, wissend, dass er Kai und die anderen erst zu den Weltmeisterschaften wiedersehen würde, wissend, dass sie alle mit verschiedenen Teams antreten würden. Er kannte den Russen und war sich sicher, dass auch er gehen und seine Chance bei den Blitzkrieg Boys nutzen würde, wie er bei den BaiFuZu und Max beim Team seiner Mutter.
Lächelnd sah er aus dem Fenster, genoss einen Moment die Aussicht, die sich ihm bot, ehe er sich in seinem Sitz zurücklehnte und die Augen schloss. Der Flug war zwar nicht lange dauern, doch er wusste von Rai, dass sie sofort mit dem Training beginnen wollten, und dafür wollte er ausgeruht sein.
Zusammen mit seinen Freunden stieg Rei aus dem Flugzeug und atmete tief durch. Es schien ihn so lange her, dass er Tokio verlassen hatte, um nach China zu reisen. Vieles war die letzten Wochen passiert. Sie hatten viel trainiert wie auch Spaß gehabt, die Zeit genossen, in der es wie früher war, als sie noch alle zusammen in ihrem kleinen Dorf gelebt hatten.
Und trotzdem hatte Rei Tokio sehr vermisst.
Zum einen hatten ihm Takao, Max und Kyoujyu gefehlt, ihre ganze Art, ihr Humor und gerade den Hang Takaos, allen immer mal auf die Nerven zu gehen oder etwas auszufressen.
Zum anderen war da vor allem Kai gewesen, den er vermisst hatte, dessen ruhige und zum Großteil stoische Art, das Wissen, dass man mit ihm auf eine ganz andere Weise reden und diskutieren konnte als mit den anderen. Doch die beruhigende Nähe war es am meisten, an was Rei sich die Jahre am meisten gewöhnt hatte, als dass er sie nicht missen konnte.
Er lächelte, als er in den strahlend blauen Himmel sah und erst wieder aus seinen Gedanken gerissen wurde, als Mao lachend nach ihm rief. Rennend schloss er auf, legte grinsend einen Arm um die Schultern des Mädchens und wurde sofort von seinen alten und wiederum auch neuen Teamkameraden in ein Gespräch verwickelt.
Natürlich redeten sie über die bevorstehende Meisterschaft, vor allem darüber wie sich Reis „ehemaligen“ Teammitglieder wohl die Zeit über geschlagen und trainiert hatte, aus wem das Bladebreaker-Team nun eigentlich noch bestand. Rei hatte den anderen gleich zu Anfang erzählt, dass er nicht dachte, dass Kai in Takaos Team bleiben würde, und alle hatten gerätselt, was nun aus dem Japaner beziehungsweise seiner Teilnahme an der Weltmeisterschaft, geworden war.
Nachdem sie ihr Gepäck zusammengesucht hatten, verließen sie zusammen das Flughafengebäude, vor dem auch schon ein Taxi wartete, das sie zu ihrem Hotel bringen sollte.
Lachend stiegen sie nacheinander in das Auto, Rei als Letzter im Bunde, so dass er am Fenster der Bürgersteigseite saß. Während ihr Teamleader noch etwas mit dem Fahrer klärte, stupste Mao den ehemaligen Bladebreaker sanft lächelnd an.
„Was ist?“, fragte Rei mit schief gelegtem Kopf.
Die Pinkhaarige lächelte jedoch nur stumm weiter und deutete mit einem Nicken an, dass der andere sich umdrehen sollte, bevor sie den Blick einfach abwandte und sich mit Kiki unterhielt.
Stirnrunzelnd drehte Rei sich zum Fenster und erstarrte im ersten Moment, ehe sich ein liebevolles Lächeln auf seine Lippen schlich.
„Kai...“
Er wusste, dass der andere ihn nicht hören konnte, doch den eigenen Namen von seinen Lippen abzulesen, sollte diesem sicherlich nicht schwer fallen.
Rei überlegte einen Sekundenbruchteil, ob er aussteigen sollte, doch als hätte Kai seine Gedanken lesen können, schüttelte er den Kopf. Der Chinese konnte sogar den Bruchteil eines Lächelns auf seinen Lippen sehen.
„Ich habe dich vermisst“, sprachen Kais Augen stumm.
„Ich dich auch.“
Rei hob eine Hand und legte sie an die Fensterscheibe, brach den Augenkontakt nicht ab. Und als wäre es das Normalste der Welt, tat der Russe es ihm gleich – Rei erinnerte sich an den Tag, an dem er nach China aufgebrochen war, als eine andere Glasscheibe zwischen ihnen gestanden hatte.
„Wir sehen uns.“
„Natürlich.“
Das Lächeln auf Reis Lippen wandelte sich in ein leichtes Grinsen; und wie er wusste, dass sie sich sehen würden, wie auch wo. Es gab nur einen Ort, an dem sie stumm zueinandergefunden hatte, ohne sich vorher abzusprechen. Der Ort, an dem Rei dem anderen seine Pläne für die Weltmeisterschaft gebeichtet hatte.
Kai nickte angedeutet und ließ die Hand wieder sinken, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
In dem Moment fuhr das Taxi los.
Rei spürte noch lange die Kühle des Glases unter seinen Fingerspitzen, in der er sich sicher war, auch einen Hauch der Wärme von der Hand des anderen fühlen zu können.
-end-
Nun, was bleibt mir da noch zu sagen?
Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass diese Geschichte nicht bei jedem Leser wirklich Anklang findet – nicht unbedingt wegen des Inhalts, sondern wohl eher wegen des Aufbaus, einfach der Art und Weise, wie sie geschrieben ist, wegen des irgendwie offenen/abrupten Endes... :3
Doch ich hoffe einfach, dass es vor allem A~chan gefällt xD Immerhin ist es auch seit langem wieder eine Geschichte von mir, die nicht AU ist *hust* Und das war auch einfach mein erster Gedanke, als ich das mir zugewichtelte Bild von Ming-chan gesehen habe <3
Ich hoffe aber trotzdem, dass es allgemein irgendwie gefällt, ich zumindest muss sagen, dass ich seit Längerem wieder etwas mag, was ich geschrieben habe xDD
Kei~
P.S. Fehler werden gerne angenommen, leider hat das FFchen noch keinen Beta gesehen und ich habe es nur in geistiger Umnachtung noch einmal gelesen :/
P.P.S. Es ist so kuuuurz xDD;;