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Stairway to Heaven

von

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Voyage

„Habt ihr gehört?“

„Ja, echt unglaublich, oder?“

„Wusstet ihr schon?“

„Ich hab es erst heute Morgen erfahren!“

„Das ist doch unmöglich!“

„Das hätte ich nie gedacht!“

„Vor allem nicht von IHM.“

Palinor seufzte und vergrub sein Gesicht kopfschüttelnd in seinen Händen. Mit den Ellbogen auf den Tisch gestützt wirkte er wie die Verkörperung der Verzweiflung. Eigentlich hatte er nur ein angenehmes Frühstück zu sich nehmen wollen und war mit seiner Familie im Speisesaal der Drachenreiterakademie aufgekreuzt, doch die Gerüchte um ihn herum brodelten laut genug, um ihn ständig aus der Fassung zu bringen. Neben sich Sedara, seine Frau, auf deren Schoß seine Tochter Finya saß, während sich auf seinem Rebecca befand, hatte er sich seit einiger Zeit von Adeligen und Drachenreitern zugleich umringt gefunden. Und sie alle stellten Fragen, auf die er die Antwort nicht wusste. Er selbst war von der Ursache dieser Gerüchte dermaßen kalt erwischt worden, dass er am liebsten aufgesprungen und selbst hinab in die Kerker gelaufen wäre, um den Urheber höchstpersönlich zu verhören.

Famiran und Mikanor hatten durch ihr Erscheinen den Ring der Neugierigen zerstört und sich wie Leibwachen neben ihn gesetzt. Auch Keoran war nur kurze Zeit später mit eiligen Schritten zu ihnen gestoßen und hatte sich ihm gegenüber hingesetzt. Er war so aufgeregt, dass er vergessen hatte, seinen Gürtel anzuziehen und auch sein morgendlicher Tee war nicht bestellt worden.

„Ich fasse es nicht“, setzte er zum hundertsten Mal an und schüttelte entsetzt den Kopf. Sedara seufzte und meinte leicht gereizt:

„Shiar, Ihr könnt es so oft sagen, wie Ihr wollt, es ändert nichts an der Situation.“

„Sedara hat Recht. Wir müssen Genaueres herausfinden. Bis jetzt wissen wir dank der Gerüchte nur, dass Vlaindar im Kerker sitzt und der König unglaublich wütend ist. Irgendetwas muss vorgefallen sein!“, sagte Palinor und rieb sich die Schläfen, bevor er fortfuhr:

„Sedara, nimm die Kinder und geh nach Hause. Ich muss mich um diese Angelegenheit kümmern.“

„Natürlich musst du das. Ich vertraue darauf, dass du Vlaindar-shiarireyliar dabei hilfst, den König um Gnade zu bitten“, erwiderte sie, nahm Finya und Rebecca an den kleinen Händen und schleppte die beiden widerstrebenden Mädchen aus der Halle. Als sie verschwunden war, steckten die vier Drachenreiter die Köpfe zusammen.

„Vlaindar ist kein Narr. Irgendetwas muss ihn dazu veranlasst haben, gegen Ressota aufzubegehren und der war davon selbstverständlich nicht sehr begeistert“, begann Keoran und rieb sich die Augen.

„Erinnert ihr euch? Er war schon bei der Abreise vom Gasthaus in Fandenstar so seltsam. Und das blieb den ganzen Tag so“, warf Palinor ein und legte dadurch den Grundstein zu einer Vermutung Famirans:

„Nun gut, vielleicht ist irgendetwas vorgefallen, was ihm die Ungnade seiner Majestät eingebracht hat. Aber es muss schon etwas ziemlich …“

„Anstößiges? Schreckliches? Widerliches?“, half Mikanor aus und Famiran nickte.

„Richtig, etwas davon muss es sein. Aber was?“

„Ich werde hinab in die Kerker gehen und fragen“, schlug Keoran vor, doch Palinor schüttelte den Kopf.

„Das ist nicht möglich. Sie bewachen ihn zu gut. Sie wollen ihn sicherlich nicht in Kontakt mit anderen Personen stellen, was bedeutet, er wird wie ein Schwerverbrecher behandelt.“

„Wie ein Schwerverbrecher? So richtig mit „Wasser und Brot“-Ernährung?“, fragte Famiran und setzte eine erschrockene Miene auf. Man warnte jeden Menschen in Saitan-Heten vor den Kerkern des Schlosses von Saitan.

„Ich will nicht wissen, was sie schon mit ihm angestellt haben. Denkt doch nur einmal daran!“, meinte Mikanor und Palinor seufzte:

„Ich denke, seine Majestät steht mit Vlaindar gut genug, um ihn nicht foltern zu lassen. Eine Hinrichtung würde ich ausschließen, aber eine Strafe bekommt er bestimmt, egal was er getan hat.“

„Ismira! Denke bloß nicht an so schreckliche Sachen, Palinor! Wie kannst du!“, empörte sich Famiran und man sah förmlich, wie dem jungen Drachenreiter bei dem Gedanken daran ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.

„Wir müssen herausfinden, was geschehen ist“, meinte Keoran und lenkte die Aufmerksamkeit dadurch auf ein anderes Problem. Palinor holte tief Luft und befahl:

„Famiran, erkundige dich bei den Konkubinen seiner Majestät. Mikanor, such du die Edeldamen auf und hör dir deren Gerüchte an. Keoran, ich möchte, dass du herausfindest, ob man die Wärter bestechen kann oder zumindest irgendwie an Vlaindar herankommt.“

„Was wirst du tun?“, fragte Keoran, nachdem die drei Drachenreiter genickt hatten, um ihre Zustimmung auszudrücken.

„Ich werde mich beim König ankündigen lassen und ein wenig mit seinen Beratern plaudern.“

„Ich hoffe, du bereust es später nicht“, warnte dieser ihn bloß und die Vier machten sich jeder auf seine eigene Art und Weise auf den Weg.
 

Dorothea war geritten, bis ihr Hintern und sämtliche anderen Bereiche ihres Körpers geschmerzt hatten. Danach war sie lange gewandert, den alten Gaul hinter sich herziehend, weil das störrische Vieh nicht mehr gehen wollte. Inzwischen war der Morgen bereits lange hereingebrochen und die Sonne, die ihren Lauf im Süden fortfuhr, zeigte ihr an, dass es ungefähr um die Mittagszeit war. In der Nacht zuvor hatte sie sich viele Male umgedreht, um nach Verfolgern Ausschau zu halten, weil sie fürchtete, dass die Geschichtenerzählerin geredet hatte. Doch es war niemand gekommen, weswegen sie in der stillen, bedrohlichen Nacht allein Richtung Westen weitergezogen war. Sie hatte sowohl Sendenstar als auch Fandenstar schon lange hinter sich gelassen, als die Sonne am Horizont aufgegangen war und die flache Landschaft in rotes Licht getaucht hatte.

In der Ferne sah man den großen Wald um Tandandom, der Hauptstadt des Bezirks. Da Sekain eine ebene Landstruktur hatte, waren solche ungewöhnlichen Dinge auf weite Entfernungen hin auszumachen.

„Weißt du was, Dummkopf?“, sagte sie zu ihrem Pferd, das sie so getauft hatte. Der braune Hengst schaute sie nur aus kugelrunden Augen an.

„Wenn wir in Tandandom sind, gebe ich dich einem befreundeten Wirt und werde mir eine Schiffspassage ergattern. Ich könnte dann über den ‚Heten‘ ganz schnell nach Saitan kommen, wenn ich eine Fahrt kaufe. Du wärst da nur im Weg.“

Der Hengst schnaubte und ging langsam hinter ihr her. Er verstand sie natürlich nicht, aber sie musste irgendwie die Einsamkeit vertreiben, die ihr schwer zu schaffen machte. Dieses Gefühl nagte an ihr wie ein Biber an einem Baum und ein paar Mal wäre sie beinahe umgekehrt, doch hatte sie in Gedanken ein Bild von ihrem Drachenreiter heraufbeschworen und ihn mit Nägeln durchlöchert. Allein diese Vorstellung trieb sie vorwärts, immer weiter: Rache an einem Jungfräulichkeitendieb!

„Ich hoffe, du steckst echt in Schwierigkeiten! Aber nicht so Schlimme, als dass du stirbst oder so. Ich muss noch meinen Rachedurst an dir stillen! Warte auf mich und ich bring dir bei, wie man in Sekain Hölle buchstabiert!“, rief sie in den Himmel hinauf und lauschte auf ihr Echo. Doch nicht einmal das gab es hier. Büsche links und rechts von der Straße, ja, aber Echos? Diese Reise machte ihr schwer zu schaffen und sie verfluchte ihn weiter:

„Ich schwör dir, ich komm dir bei! Leide!“
 

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Vlaindars Gedanken drehten sich um das rhythmische Tropfgeräusch, sodass er das Stöhnen und Jammern, das Betteln und Flehen aus den Nebenzellen ausblendete. Wichtig war im Moment nur sein eigenes Leid, seine eigenen Bedürfnisse hatten sich bereits mehrfach gemeldet: Sein Magen knurrte, denn das Brot, das man ihm gebracht hatte, war ungenießbar, schimmelig und stank ranzig. Das Wasser, das in dem Krug am Eingang seiner Zelle stand, war versehen mit einem Trank. Seine Dracheninstinkte hatten ihn davor gewarnt, also hatte er nichts zu sich genommen.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Er wusste, dass die Flüssigkeit, die dieses Geräusch verursachte, kein Wasser war. Doch weiter darüber nachdenken wollte er nicht. Sie lief über seinen linken Arm hinab zu seinem Ellbogen und tropfte in die Pfütze ein paar Zentimeter darunter. Es war ein angenehm beruhigendes Geräusch und er fühlte sich daher schon seit einiger Zeit schläfrig.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Vlaindar spitzte die Ohren, als in seiner Zelle ein kleines Quieken ertönte. Eine Maus. Irgendwo in der Nähe des Schimmelbrots, das ebenfalls am Eingang des zwei Meter breiten und drei Meter langen Raums lag. Eine Holztür mit Sehschlitz war ihm gegenüber in die Wand eingelassen. Der Schlitz war mit Eisengittern zusätzlich gesichert worden, damit die Gefangenen noch schwerer entkommen konnten als eh schon: also gar nicht. Um seine Zelle hatte man starke Zauber gewoben, das Vibrieren dieser magischen Barrieren brachte seinen Kopf zum Pochen und er stöhnte.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Der ganze Raum stand knöcheltief unter Wasser, eine gewaltige Pfütze von Flüssigkeiten, die er nicht identifizieren wollte. Wenn es eine Sache gab, die Vlaindar hasste, dann war es Unordnung und Dreck und er befand sich anscheinend im hintersten Drecksloch, in dem die Regeln des Chaos herrschten. Es gab keinen Tag und keine Nacht, Fackeln erhellten den Gang der heruntergekommenen Wächter in unregelmäßigen Abständen, weshalb Vlaindar im Dunkeln saß. Nicht, dass Vlaindar der Tagrhythmus gefehlt hätte, er konnte eh nicht schlafen, aber irgendwie schien dieses Gefängnis noch unreeller zu sein, als zuerst angenommen.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Vlaindar lehnte an der Wand und lag mit ausgestreckten Beinen halb in dieser Pfütze. Seine Arme hingen irgendwo über ihm in einer Schelle und seine Fußknöchel waren zusammengebunden. Wahrscheinlich mit einem Seil aus Hanf. Er wusste es nicht. Das unidentifizierte Wasser warf Wellen und Vlaindar wusste, dass sich ein Wächter im Gang bewegt haben musste. Etwas stieß an seinen Fuß und quiekte. Die Maus. Wäre er eine Maus, würde er nicht in eine Zelle voller Wasser springen, nur um Nahrung zu finden. Sie musste ein Überlebenskünstler sein, eine Maus, die schwimmen konnte.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Den Kopf hängend nickte Vlaindar ein, wurde aber wach, weil ein lautes Aufheulen seinen Schlaf gestört hatte. Ein Gefangener. Im Raum für Verhöre. Das Knarren der Streckbank. Ein Peitschensurren und schließlich auch der Knall. Vlaindar zuckte zusammen und erinnerte sich unwillkürlich an sein Verhör. Nichts hatte er zugegeben, nichts ausgeplaudert und die Strafen waren immer schlimmer geworden. Das Stechen in seinem Rücken machte ihn auf die Striemen aufmerksam, die er sich zugezogen hatte, als man ihn ausgepeitscht hatte. Schnitte waren ihm zugefügt worden, raue Androhungen hatten ihm Angst einflößen sollen, mit Erzählungen von König Beren hatte man ihn quälen wollen. Doch nichts hatte den Wächtern etwas eingebracht: Er blieb schweigsam. Diese dunkle Zelle hatte aber durchaus ihre Wirkungen erzielt: Er begann zu halluzinieren. Er sah die Gesichter seiner Gardemitglieder oder das seiner kleinen Schwester, als er sie zuletzt gesehen hatte. Da war auch verschwommen die Stimme einer ihm bekannten Frau, die wohlige Schauer über seinen Rücken sandte. Dann war da das Lied der Gefangenen: Ihre Klagelaute, ihre Schmerzensschreie, das Stöhnen und das andauernde Betteln. Mehrmals hatte er sich übergeben müssen, mehrmals hatte er sich so sehr gefürchtet, dass er in Ohnmacht gefallen war. Und hinter all diesen Dingen war doch stets etwas Regelmäßiges.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Vlaindar sackte erschöpft in sich zusammen. An sein Ohr drang undeutliches Gemurmel und als er herausfand, dass er derjenige war, der die ganze Zeit wie verrückt redete, versuchte er mit ein wenig Anstrengung, diese Regung zu unterbinden. Es klappte nicht, aber das war nicht wichtig. Er wusste nicht einmal, was er da redete. Er redete aber und das hörte sich gut genug an. Wenigstens etwas Leben in dieser Zelle. Die Maus war schon verschwunden.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Wo war er überhaupt? Diese Zelle war sein Raum, aber wo genau lag diese Zelle? Die Frage bereitete ihm starke Kopfschmerzen und er schrie auf. Sein Mund bewegte sich unablässig, während der Schrei schon verhallte, der Schmerz blieb. Pochend, als würde jemand einen Nagel in seine Schläfen hämmern. Er leckte über seine Lippen, er hatte solchen Durst! Sie waren spröde, rissig und er schmeckte sogar etwas Blut. Sein nackter Ober- und Unterkörper waren der Grund, warum er plötzlich zu frieren begann. Eine Gänsehaut bildete sich, als das kalte Wasser mit den Stücken darin gegen seine Beine schwappte. Was waren das für Stücke? Waren das menschliche Exkremente?

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

Zu diesem Geräusch kam das Würgen, das Vlaindar sagte, dass er sich gerade übergab. Das Plätschern erzählte ihm genug, sodass er verstand, wo sein Mageninhalt nun in nächster Zeit präsent sein würde. Der Gedanke, in seinem eigenen Erbrochenen zu liegen, ließ ihn noch einmal spucken. Der Brechreiz überwältigte ihn und er hustete, um irgendwie zwischen zwei Würgern nach Luft schnappen zu können. Ein Peitschenknall ertönte, gefolgt von einem Schrei und Vlaindar erbrach sich erneut.

„Bitte, Herr, ich weiß nichts!“, bettelte der Ausgepeitschte.

„Hilfe, Ismira!“, flehte Vlaindars Zellennachbar.

„Rette mich!“, schrie eine Stimme und verhallte gespenstisch langsam in den Gängen.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.

„Hgn, gn, hmf“, als Vlaindar bemerkte, dass er dieses Geräusch verursachte, wunderte er sich zunächst und öffnete den Mund. Zuvor hatte er auf seine Lippen gebissen, doch jetzt, da er damit aufhörte, fand das Schluchzen einen Weg hinaus. Wie lange war er hier? Wie lange musste er noch bleiben? Sein eigenes Weinen wurde durchbrochen vom Brechreiz, der sich wieder an die Oberfläche drängelte. Das Schluchzen und Würgen gab eine eigenartige Mischung ab. Diesmal spürte Vlaindar, wie sein Mageninhalt auf seinen Bauch prallte und daran hinunterlief. Mit zitternder Stimme und von Schluchzern durchbrochen, begann er zu beten:

„Ismira, möge die Göttin ihren Gefolgsleuten helfen, die ihr treu gedient haben in vergangenen Zeiten. Möge ihr gnädiges Licht den düsteren Pfad der Verwunschenen erhellen …“

Begleitet wurde sein Singsang vom Betteln, Flehen, Schreien und Jammern der anderen Zellenbewohner. Und seine Stimme verhallte zwischen einem rhythmischen Geräusch.

Tropf, tropf, tropf, tropf, tropf, tropf.
 

Dorothea schnaufte hart und erklomm einen weiteren Hügel. Oben angekommen blieb sie stehen und leckte ihre Wunden – zumindest ruhte sie sich aus. Nachdem sie bis in den späten Nachmittag der Straße gefolgt war, konnte sie nun auch vereinzelt Türme von Tandandom ausmachen. Die Stadt lag von Fandenstar ungefähr einen Tagesritt entfernt und von Saitan, der Landeshauptstadt, mindestens vier oder fünf wenn nicht sogar mehr. Würde sie aber eine Schiffspassage ergattern, wäre sie nach zwei Tagen da, wenn der Wind günstig lag und die Schiffe von Tandandom nach Saitan gut durchkamen. Der ‚Heten‘, der Fluss der beide Städte verband, war nicht umsonst eine unwegsame Gegend.

„Warum muss die Straße auch durch dieses Gelände führen? Das hätte man auch schlauer machen können!“, maulte Dorothea und setzte sich direkt auf die Straße. Trotzig ruhte sie sich schmollend aus und seufzte schließlich. Dank eines Dorfes am Rande der Straße war sie Dummkopf, den braunen Hengst, losgeworden, der kurz vor Erreichen dieser Hüttenansammlung kaum mehr einen Schritt gehen konnte. Das hieß aber wiederum, dass ihre Ankunft in Tandandom verzögert wurde und das ärgerte sie. Der Drachenreiter hatte einen viel zu großen Vorsprung! Wenn sie zurückrechnete, dann musste sie wirklich scharf nachdenken: Der Abreisetag war der fünfzehnte Deiran gewesen. Dann war sie nach Hause gegangen und zwei Tage da gewesen, also am zweiten Figan war sie aufgebrochen. Ein Tag mehr, machte der dritte Figan. Heute war also der Dritte.

„Insgesamt sind das vier Tage! Vier! Mit dem Drachen war er sicher schon am Fünfzehnten in Saitan“, überlegte sie laut und nahm sich ihren Reisebeutel vor. Daraus zog sie den Brotlaib und biss davon ab. Weil sie durch die anstrengende Reise viel gegessen hatte, musste sie ihren Proviant im gleichen Dorf auffrischen, in dem nun auch Dummkopf untergekommen war. Mit ein wenig Geld hatte sie den Stallburschen bestochen und ihm gesagt, er solle den alten Gaul nach Sendenstar bringen.

„He! Aus dem Weg!“, schrie hinter ihr jemand und sie sprang auf, bevor sie sich von der Straße warf. Und das gerade rechtzeitig, weil eine Kutsche genau dort schlitternd zum Stehen kam, wo sie eben noch gesessen hatte.

„Geht es dir gut, Nerar?“, fragte der Kutscher und sie musste ein Lachen unterdrücken. Der Mann dachte, sie wäre ein Junge. Dorothea hob die Augen und sprach mit verstellter Stimme:

„Ja, Nerar.“

„Das war ziemlich gefährlich, pass demnächst auf!“

„Jawohl, Nerar“, antwortete sie unterwürfig und lachte sich innerlich über diesen mittelalten Mann halbtot. Es war ein dünner, kleiner Männertyp, der vor ihr stand und sich entschuldigend am Kopf kratzte. Seine braunen Locken, die sich wirr in alle Richtungen erstreckten, erinnerten sie an Isim, doch die blauen Augen des Kutschers passten nicht ins Bild.

„Mann, stell dir vor, da wär jetzt was passiert!“, meinte der Mann erleichtert, während er mit dem Kopf schüttelte und die Ware in seinem Planwagen kontrollierte. Sie war gesichert und daher nicht beschädigt. Der Kutscher seufzte und sagte:

„Was sitzt du auch auf der Straße!“

„Verzeiht, Nerar, es wird nicht wieder vorkommen auf meinem Weg.“

„Hoffentlich“, war seine Antwort, doch er hatte die Ohren gespitzt und sah sie neugierig an. Dann entschloss er sich zu sprechen.

„Wohin des Weges?“

„Nach Tandandom, Nerar“, erwiderte sie und richtete sich stolz auf. Der Kutscher lachte.

„Steig auf, ich bringe dich vorbei! Es liegt auf dem Weg.“

„Macht Euch doch nicht solche Umstände!“, wollte sie ablehnen, doch er schüttelte den Kopf, verpasste ihr einen freundschaftlich gemeinten Schulterklaps, der sie beinahe umwarf und schob sie dann zum Kutschbock seines Planwagens.

„Nicht der Rede wert! Wie gesagt, es liegt auf dem Weg!“, frohlockte er und lachte sein tiefes, raues Lachen.

„Ich danke Euch“, meinte Dorothea ergeben und setzte sich neben den Mann. Ohne Dummkopf war sie wirklich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Die Reise nach Tandandom würde schneller vergehen, als geplant, jetzt da sie mit dieser Kutsche fuhr. Und tatsächlich verhielt es sich auch so. Wenn sie zu Fuß gegangen wäre, hätte sie wahrscheinlich noch bis in den späten Abend wandern müssen, doch durch die schnelle Fahrt des fröhlichen Mannes neben ihr erreichten sie Sekains Bezirkshauptstadt schon am Abend. Derweil erzählte er ihr Geschichten von seiner Frau und seinen Kindern und lachte sich lauthals darüber kaputt – sie verstand das meiste nicht, weil er während des Redens ständig Glucksen musste, lachte aber, wenn er sie ansah. Dafür verpasste er ihr immer wieder einen Klaps auf die Schultern und warf sie damit beinahe immer vom Kutschbock.

„Mann, Nerar, du bist ja nicht sehr bodenständig“, lachte der Kutscher, als sie sich wieder einmal am Sitzgeländer festgeklammert hatte, um nicht herunterzufallen.

„Verzeiht“, stöhnte sie und rieb sich ihre schmerzende Schulter. Wehe, die schwoll an! Sie war bestimmt schon ganz rot!

„Du könntest ein paar mehr Muskeln vertragen, mein Sohn ist beispielsweise ein sehr kräftiger junger Mann! Er ist in deinem Alter!“, sagte der mittelalte Mann, der sich als Pirian herausgestellt hatte.

„Aha ha ha“, lachte sie trocken und versuchte ein Hüsteln zu verbergen, während sie sich im Kopf verzweifelt vorzustellen versuchte, wie sie mit mehr Muskeln aussehen würde. Hässlich wie ein Mannsweib wahrscheinlich. Pirian lachte und unterhielt sie so die ganze Fahrt über, die sich trotz Planwagen als beschwerlich erwies, da die Kutsche keine Federung besaß und die Straße sehr holprig war. In Tandandoms Nähe dann wurde sie jedoch besser und man kam schneller voran.

„Wir sind da“, meinte Pirian stolz und zeigte auf das riesige hölzerne Stadttor. Er glühte beinahe vor Freude, aber in seine Augen mischte sich auch Traurigkeit. Er würde in einem nahegelegenen Dorf bei einem Freund übernachten und musste sich daher hier verabschieden. Es schien, als würde er die Einsamkeit einer Reise ebenso verabscheuen wie Dorothea.

„Auf dein Wohl!“, rief er und lächelte traurig.

„Auf Euer Wohl, Nerar. Ich danke Euch für Eure Güte“, antwortete Dorothea seinen Gruß und winkte ihm hinterher, als er davonfuhr. Dann wandte sie sich den Wachen zu, die die Szene mit einer jahrelang eingeübten Gleichgültigkeit betrachteten. In Wirklichkeit war ihnen so langweilig, dass sie wohl mit offenen Augen eingeschlafen wären. Ohne viel Aufsehen zu erregen, schritt sie durch die mannshohe Tür, die in das hölzerne Tor eingelassen war und fand sich auf der belebten Hauptstraße der Bezirkshauptstadt wieder. Überall war das bunte Treiben im Gange und die Stände der ansässigen Bewohner lockten die Marktbesucher mit geschickten Methoden an.

Dorothea schlenderte die Straße entlang, immer auf der Suche nach einem Gasthaus und sie fand es auch ziemlich schnell. Die Taverne sah bei weitem nicht so heruntergekommen aus wie die ihres Vaters in Sendenstar.

„Das Gasthaus zum krähenden Hahn“, las sie vom Eingangsschild. Die Schrift war die der Amtssprache, deshalb wunderte sie sich zunächst noch, trat dann aber schulterzuckend ein. Es war ziemlich voll, deshalb befürchtete sie schon, kein Zimmer mehr zu bekommen, dennoch schlug sie sich bis zum Wirt vor und fragte nach.

„Natürlich! Verzeiht die Lautstärke, Nerar, das sind die überheblichen Besucher dieser Stadt!“, antwortete er ihr lachend. Sie handelten einen Preis aus und schon bald fand sie sich auf dem Bett in ihrem Zimmer wieder. Es dauerte auch nicht lange, da war sie eingeschlafen und träumte von wilden Abenteuergeschichten. Irgendwie fanden sowohl ihr Drachenreiter als auch der Kutscher Pirian ihren Weg in diesen Traum und am Morgen sollte sie aufwachen und sich fragen, warum sie sich überhaupt die Mühe machte, zu träumen, wenn sie eh nur Mist heraufbeschwor.
 

Als die Sonne aufging und Dorotheas Gesicht beschien, schlug sie die Augen auf. Ihre Muskeln schmerzten und sie fühlte sich ausgelaugt, doch davon ließ sie sich nicht unterjochen und erhob sich ächzend. Dann zog sie sich an und machte sich reisefertig, mit einem sehnsüchtigen Blick auf die leere Waschschale. Sie hatte sich seit fünf Tagen nicht gewaschen und musste ziemlich übel riechen. Sie hoffte inständig, dass ihr keiner über den Weg lief, den sie kannte.

Mit einem kargen Mahl im Schankraum begnügte sie sich und erkundigte sich dann bei der Wirtsfrau nach Schiffspassagen.

„Wäre es möglich, mit dem Schiff nach Saitan zu reisen?“

„Natürlich! Jetzt ist sogar die richtige Jahreszeit dafür! Die Winde sind gut und das Wasser im Fluss tief genug, um auch schwere Schiffe ohne Behinderungen in die Landeshauptstadt zu schicken“, antwortete diese anscheinend erstaunt, dass Dorothea das nicht wusste.

„Muss ich für eine solche Reise anheuern?“, fragte sie lediglich und die Wirtsfrau winkte ab.

„Ach, Quatsch! Es gibt Passagierschiffe, keine Bange. Die fahren zwei Mal am Tag ab, mittags und abends.“

„Also muss ich zum Hafen gehen?“, versicherte Dorothea sich, doch auch hier schüttelte die Frau den Kopf.

„Nein, nein. Morian ist ein guter Kunde von uns und Kapitän auf dem Mittagsschiff. Weißt du, er kommt aus Saitan und übernachtet nur hier.“

„Ah, ach so. Und wie komme ich an eine solche Passage heran?“, gab sich Dorothea interessiert.

„Na ja, frag ihn doch einfach. Er ist der Mann da mit dem Vollbart und dem langen Umhang, der da sitzt! Ich glaube, er verlangt Geld, aber wie viel, weiß ich nicht“, schlug die Wirtin vor und wedelte mit ihrer Schürze, die sie zum Trocknen eines Bierkrugs verwendet hatte, in Richtung eines düster dreinblickenden mittelalten Seebären. Dorothea mochte diesen Mann sofort, weil sie sich genauso die Seefahrer vorgestellt hatte. Also ging sie zu ihm hinüber und räusperte sich. Er blickte auf und schaute sie von oben bis unten abschätzig an.

„Guten Morgen“, sagte sie und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Er nickte bloß und starrte sie weiter an.

„Ich würde gerne mitreisen, wenn Ihr heute nach Saitan fahrt!“, sagte sie eifrig und lächelte.

„Na dann, hast du auch Geld, Bengel?“, antwortete Morian mit seiner kratzigen Stimme. Sie war so tief, dass sie schon beinahe gruselig klang.

„Natürlich!“, empörte Dorothea sich und holte ihren Geldbeutel hervor.

„Vier Sai kostet dich der Spaß, Jüngelchen“, murrte der Mann in seinen Bart. Dorothea schnappte nach Luft. Das waren Wucherpreise! Ein Sai waren fünfhundertfünfzig Enai! Eine goldene Münze machten fünf große und eine mittelgroße Silbermünze! Vier Sai wären also zweitausendzweihundert Enai! Wie viele Silbermünzen machte das? In Zweitausend musste man zwanzig große Silbermünzen investieren und in Zweihundert noch einmal zwei – zweiundzwanzig?!

„Hast du das Geld oder nicht, Bürschchen?!“, raunzte der Seefahrer schlecht gelaunt. Dorothea biss in den sauren Apfel und durchsuchte ihren Münzbeutel. Mit etwas Glück hatte sie tatsächlich genug Geld dabei. Drei Sai förderte sie zutage und zählte dann mit widersprüchlichen Gefühlen fünf große und eine kleine Silbermünze in die Hand des Kapitäns.

„Komm mit, es wird eh Zeit, dass ich mir die Burschen anschaue, die heute mit dabei sind.“

Dorothea verabschiedete sich von der Wirtin und lief dem mit großen Schritten voranstolzierenden Mann hinterher. Der Hafen kündigte sich schon lange vorher an: Seeluft strich um die Häuser und das Knarren von Schiffen und das Schlagen von Wellen war zu hören. Am Kai hatten sich einige Leute vor einem großen Schiff – einem Zweimaster – versammelt und beobachteten das hektische Treiben der Mannschaft an Bord. Als sie den Kapitän entdeckten, machten sie ihm Platz, sodass er zum Schiff gelangen konnte. Dorothea hingegen mischte sich unter die Zuschauer und fragte eine junge Frau ganz in der Nähe:

„Fährst du auch mit?“

„Ja und ich hoffe, ich komme auch an! Vier Sai ist Wucher!“, maulte sie zurück und Dorothea wandte sich schnell einem jungen Mann zu, der nicht viel älter zu sein schien als sie.

„Kommst du auch mit?“

„Klar, ich habe ewig dafür gespart meine Verlobte in Saitan besuchen zu können!“, meinte er und strahlte förmlich.

„Meinen Glückwunsch.“

„Danke! Du kommst also auch mit?“

„Ja“, sagte sie und freute sich sofort, als sie es aus ihrem eigenen Mund hörte.

„Sind ganz schön viele Leute, die nach Saitan wollen, nicht wahr?“

„Hm? Echt? Ich komme nicht von hier.“

„Ach so. Also ich finde schon“, meinte er schulterzuckend und lächelte freundlich. Dorothea sah zum Schiff hinüber und fragte:

„Weißt du, wie lange diese Reise dauert?“

„Klar! Dank der guten Jahreszeit höchstens einen Tag und das auch nur bei sehr schlechtem Wetter. Ich gehe davon aus, dass wir am Abend da sind.“

„Schon?!“

„Was denkst du denn?“, lachte der Junge zurück. So standen sie eine Weile nebeneinander und beobachteten das Treiben auf dem Schiff, bis der Kapitän ihnen allen ein Zeichen gab und schließlich die Leute an Bord holte. Es gab keine Kajüten für alle, nur die Ersten hatten eine solche abbekommen und so fand sich Dorothea bald neben dem jungen Mann von eben in einem großen Raum unter Deck wieder. Als sie in See stachen, oder eher in den Fluss, setzte sich das Schiff schaukelnd in Bewegung und fuhr dann ruhiger weiter, sodass an Bord kaum einer seekrank wurde. Da die zurückzulegende Strecke kaum Biegungen hatte, würden auch nur wenige Manöver gefahren werden müssen und daher das Schiff meistens ruhig bleiben. Die Passagiere konnten sich deswegen in aller Ruhe ausstrecken und schlafen, Karten spielen und Wetten abhalten oder Musik machen – es war ein lustiges Volk, das sich hier zusammengefunden hatte.

Der Mann neben ihr stellte sich als Uman vor und sie unterhielten sich die meiste Zeit über das Leben aus dem sie kamen. Er war der dritte Sohn eines Seifensieders, achtzehn Jahre alt, ohne Mutter aufgewachsen und hatte insgesamt fünf Geschwister. Vier davon waren älter als er. Dorothea hingegen wich bei vielen Fragen aus oder stellte ihr Leben aus der Sicht eines Jungen dar, sodass ihre Tarnung nicht aufgedeckt wurde. Teilweise fand sie es aber viel zu offensichtlich, dass sie eine Frau war, doch was die Augen nicht sofort als eine Frau erkannten, waren für sie auch keine Frau, daher übersah Uman gütig die Patzer, die sie sich leistete. Wenn er etwas ahnte, konnte er dies jedoch ziemlich gut verbergen.
 

Vila schürzte die Lippen. Ihre Familie hatte nach vier Tagen Suche im Umkreis des Dorfes die Suche nach Dorothea aufgegeben. Ihr Vater Porain tobte schon eine halbe Ewigkeit und schlug immer wieder mit der Faust auf den Tisch. Er schimpfte und schrie und fluchte, doch nichts brachte das junge Mädchen zurück, dass sich in einer sternklaren Nacht aus dem Haus gestohlen hatte mit ein wenig Geld aus der Familienkasse und dem Geldbeutel, den sie zuvor mitgebracht hatte. Bis ihre Flucht bemerkt worden war, war ein Tag vergangen und sie musste schon einen gewaltigen Vorsprung gehabt haben. Niemand wusste zumindest, wo sie abgeblieben war.

Mora-Haina, ein gold-blondes Mädchen mit blauen großen Augen, hielt sich den Bauch vor Lachen, während sie sich auf ihrem Bett gegenüber von Vila hin und her rollte. Man hörte das Wummern der Schläge und die Stimme des Vaters durch das ganze Haus und die Vierzehnjährige konnte es nicht lassen. Sie musste lachen.

„Dorothea hat uns alle veräppelt!“, lachte Vilas Zwillingsschwester und kicherte immer noch wie wild, während ihr die Tränen die Wangen hinabliefen. Vila lachte und sagte:

„Vater hätte nie gedacht, dass sie so etwas tun würde.“

„Vater denkt nicht viel“, war Mora-Hainas Antwort und Vila legte sich den Zeigefinger auf den Mund.

„Sch! Mora, du weißt, dass es nicht gut ist, wenn du so etwas sagst.“

„Manchmal bist du echt eine Spaßverderberin! Na und? Was ist schon geschehen? Die von allen ungeliebte Dorothea hat sich mit ein bisschen Geld aus dem Staub gemacht! Uh! Ist das schlimm!“, spottete Mora, stand auf und streckte Vila die Zunge heraus. Dann ging das Mädchen aus dem Raum, aber bevor sie die Tür schloss, steckte sie noch einmal den Kopf durch den Spalt.

„Jetzt kann in Sendenstar keiner mehr behaupten, ich sei nur die Zweitschönste! Jetzt, da sie endlich weg ist, bin ich Nummer Eins! Weil sie gestohlen hat, ist sie eh im Ansehen der Dorfbewohner weiter hinabgesunken, als es der behinderteste Krüppel jemals könnte. Glaub mir, wenn die wiederkommt, ist die tot.“

Damit verschwand Mora und ließ Vila allein zurück, die sich in ihren Gedanken verlor. Solange sie denken konnte, hatte ihre Familie auf Dorothea herumgehackt. Bis vor einigen Jahren hatte das Mädchen das akzeptiert und als sein Schicksal angesehen, doch irgendwann hatte es begonnen, nachts zu weinen. Vila hatte sich manchmal an die Tür ihrer Schwester geschlichen und war oft kurz davor gewesen, zu klopfen, doch sie hatte gezögert. Am Ende wäre sie nur wie Mi gewesen, die nach außen hin Dorothea wie ein Stück Dreck behandelte und hintenherum ihre beste Freundin spielte, weil sie sich das Gewissen reinwaschen wollte. Aber sie war auch so anders als alle Dorfbewohner: Angefangen bei ihrem Aussehen! Dann aber auch ihr ganzer Charakter, der sich entgegen all den Traditionen des Dorfs, wie man sagte, falsch entwickelt hatte. Und was war jetzt? Sie war von Zuhause weggelaufen, weil man sie schlecht behandelt hatte! Vila seufzte und dachte an die Tage, an denen Dorothea nicht hier gewesen war. Vielleicht war sie die Einzige, die wusste, dass ihre große Schwester keine Lustdamerei betrieben hatte. In Wirklichkeit hatte sie nämlich gearbeitet, um mehr Geld in die Familie zu bringen. Vila hatte Dorothea vor einiger Zeit einmal bis nach Fandenstar verfolgt und dort beobachtet, sodass sie dies nun wusste.

„Manchmal sind in den Augen der Menschen die Gerechten die Ungerechten. Nur vor Ismira sind wir alle so, wie wir sind. Dorothea, wenn du dein Leben weiter so lebst, wirst du bestimmt Ismiras Favoritin, wenn du stirbst. Selbst Chana wäre dir nicht gewachsen!“

Dieser Gedanke ermutigte die Vierzehnjährige und sie erhob sich vom Bett. So viel Leid hatte Dorothea erleiden müssen, aber hatte sie nicht gerade deshalb den Schlüssel zu so viel mehr Glück in ihrer Hand?



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Von:  freddy
2011-03-08T07:09:52+00:00 08.03.2011 08:09
ja neeeeeee
muss sie denn so böse auf ihn sein? XD mensch, wo er das doch alles für sie tut *lach* du bist mir ja eine
ich kann mir das schon richtig vorstellen... irgendwann sehen sie sich wieder und er läuft freudestrahlend auf sie und sie.... bamm... haut ihn XDDDD *rofl*




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