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Feather and Blood

von

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Der erste Schultag

Um sechs Uhr klingelte der Wecker und riss Reina unsanft aus ihren Träumen. Nach den Geschehnissen der gestrigen Nacht war sie noch schrecklich müde. Ihr Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Tatsächlich dachte sie bei sich, wäre es wohl noch schlimmer geworden, wenn Sandra nicht so nett gewesen wäre sie zum Supermarkt und wieder zurück zu fahren. Ungelenk richtete sie sich auf und schob die Decke zurück. Sie erinnerte sich, dass sie am Vorabend einfach nur noch todmüde ins Bett gefallen war, sie hatte noch nicht einmal mehr die Kraft gehabt ihre Sachen aus zu packen, geschweige denn sich in Ruhe umzusehen. Nicht ,dass es viel zu sehen gegeben hätte, wie sie bemerkte. Reina hatte das kleinste Zimmer im Haus bekommen. Es ging nicht direkt zur Straße hinaus sondern lag an der Längsseite. Tatsächlich hatte das Zimmer sogar ein kleines Fenster von dem aus man den Wald sehen konnte. Ihr Raum war eher spärlich eingerichtet. Das Bett stand seitlich neben dem Fenster an der Wand, dahinter war ihr Kleiderschrank, von dem nur die untersten Fächer zweckgemäß benutzt wurden, der große Abschnitt der eigentlich zur Aufbewahrung von Kleidern und Mänteln gedacht war, war von ihr als Bücherschrank zweckentfremdet worden. Gegenüber des Schrankes war die Zimmertür und wenn man der Wand folgte fand man einen alten Schreibtisch der tatsächlich schon bessere Tage gesehen hatte gegenüber des Bettes. Reina schlüpfte in ihre Hausschuhe, schnappte sich die Kleidungsstücke die über ihrem Schreibtischstuhl lagen und machte sich auf den Weg ins Bad, dass nur ein Paar Zimmer neben ihrem, im ersten Stock war. Sobald sie sich fertig gemacht hatte, ging sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und von dort aus weiter in die Küche um das Frühstück vorzubereiten .
 

Gegen sieben Uhr stand der Rest ihrer Familie auf. Um Ärger am frühen Morgen aus dem Weg zu gehen, hatte sich Reina mittlerweile wieder in ihr Zimmer zurückgezogen und suchte ihre Sachen, die sie für die Schule brauchte, zusammen. Unter anderem eine Bescheinigung mit der sie sich im Sekretariat melden sollte, sobald sie ankam. Da ihre Eltern ihr am Abend vorher gesagt hatten, dass im Wagen kein Platz mehr für sie wäre, weil eins der kleineren Kinder unbedingt ein zwei Meter großes Plüschtier mit in den Kindergarten nehmen musste, wusste sie, dass ihr nichts anderes übrigbleiben würde, als den ganzen Weg zu laufen. Tatsächlich musste sie bis zu der Kreuzung an der sie am Abend vorher fast überfahren worden wäre und von dort aus ein ganzes Stück querfeldein. Wenigstens war ihre Familie so nett gewesen ihr eine Karte zu besorgen auf der die Schule verzeichnet war.
 

Ein paar Minuten später hatte sie sich bereits auf den Weg gemacht. Tatsächlich war die Strecke tagsüber weit weniger gruselig und es regnete auch nicht mehr. Die Sonne schien und erhellte die Schönheit der Natur um sie herum, sogar das Haus in dem sie nun wohnten wirkte bei Tage betrachtet wirklich idyllisch. Hier und da blühten entlang der alten Kopfsteinpflasterstraße einige Wildblumen und luden zum Wohlfühlen ein. Ganz entspannt schlenderte Reina den Weg entlang und fragte sich was für Fächer an einer magischen Schule wohl unterrichtet wurden, wie ihre Mitschüler so sein würden, ob sie an dieser Schule wohl zum erstenmal Freunde finden konnte, wie ihr Stundenplan aussehen würde und ähnliche Dinge. In Gedanken versunken überquerte sie die Kreuzung, sodass sie das Auto, welches dem Straßenverlauf folgte nicht bemerkte. Reina wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen als sie das quietschen der Bremsen hörte und die schwarze Motorhaube des Fahrzeugs in ihren Augenwinkeln auftauchte. Etwas perplex drehte sie sich um und sah eine bekannte Person aussteigen.

„Déjà-vu, nennt man so was glaube ich. Guten Morgen“ , flötete Sandra gut gelaunt, „Sag mal passt du jemals auf wenn du eine Straße überquerst? Ich meine wir sind hier wirklich im Nirgendwo, aber Autos gibt’s auch hier und überfahren werden tut hier genauso weh wie anderswo. Du hast echt Glück, dass ich für Reinas bremse.“

„Tu...tut mir wirklich sehr Leid“, erklärte sie, „Ich kenne mich hier in der Gegend noch nicht sonderlich gut aus und bin noch darauf angewiesen in die Karte zu schauen u...und so. Ich wollte dir keinen Ärger machen wirklich nicht.“

„Ach was vergiss es, wenn dass so weitergeht muss ich zwar bald die Bremsen auswechseln, aber ansonsten wird es die Maschine schon mitmachen. Hm das ist schon das zweite Mal an dieser Kreuzung“, Sandra kratzte sich nachdenklich am Kopf , „Bist du heute wieder einkaufen?“

Reina schüttelte sanft den Kopf und erklärte: „ Nein, ich bin auf dem Weg zur Schule.“

„Sag nicht du gehst auf die Magier Akademie hier in der Nähe?“, fragte Sandra

„Ähm doch genau in die wieso fragst du?“

„Weil ich auch auf die Schule gehe. Bist du im ersten Schuljahr?“, sie wartete kurz auf Reinas Nicken und fuhr dann aufgeregt fort, „Toll, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir in der selben Klasse sind. Oh, du warst ja noch nie da, was hältst du davon wenn ich dich heute mitnehme? Ist wahrscheinlich auch besser, sonst gerätst du mir auf dem Weg dorthin noch vor ein anderes Auto.“

Und bevor Reina etwas erwidern konnte hatte Sandra sie schon in ihr Auto geschoben, sich selbst hinters Lenkrad gesetzt und war weitergefahren. Sie folgten der Straße noch eine Weile bis sie zu einer kleinen Abbiegung kamen, die auf einem Parkplatz nahe eines Waldes endete.

Nachdem die beiden ausgestiegen waren, zeigte Sandra Reina den Pfad, der zur Schule führte. Sie war von der Größe des Wegs beeindruckt der sicherlich genug Platz für drei Kutschen oder mehr geboten hätte und mit wunderschönen dauerblühenden Kirsch und Pfirsichbäumen gesäumt war.

Sandra musste grinsen als sie Reinas staunendes Gesicht sah: „Man merkt, dass du wirklich noch nie vorher an einer magischen Schule warst. Es ist traurig, aber so schön wird es nie wieder danach. Du hast dich schon bald an den Anblick gewöhnt. Der Wald ist magisch ausgedehnt, sodass man im äußeren Bereich die normale Vegetation hat und im Innern sich die einzelnen magischen Klimazonen und Wachstumsgebiete abwechseln. Im Zentrum steht die Schule, um die herum die ursprüngliche Vegetation belassen wurde. Wow ich kling wie ein Audioguide, hi hi hi.“

„Danke du machst das super“, sagte Reina, „Es ist wirklich angenehm jemanden dabei zu haben der sich auskennt. Ich fürchte allein wäre ich komplett verloren gewesen.“

„Ach was, dass erklärt sich hier schon alles von allein. Pass auf du folgst einfach dem Weg und stehst dann irgendwann vor dem Schultor. Da gehst du durch und äh...na ja ich schätze du sollst dich im Sekretariat melden oder?“, Reina nickte zur Antwort, „Ähm ja der Weg ist eher kompliziert, also am Besten wäre es wenn du für die erste Zeit eine Karte hättest, aber die kriegst du erst im Sekretariat. So gesehen auch keine wirklich kluge Staffelung. Ach weißt du was, ich bring dich einfach noch dahin. Bin ja eh zu früh dran. Was moch gut wäre zu wissen ist...“

Es machte Reina viel Spaß diesem lebensfrohen, energiegeladenen Mädchen zu zuhören und Sandra wusste tatsächlich auch so viele interessante und lustige Geschichten zu erzählen, dass der Weg zur Schule schnell zurückgelegt war.
 

Als sie zum ersten Mal dieses erhabene Schulhaus sah stockte Reina fast der Atem. Es war ein hochaufragendes Gebäude, dass fast einem kleinen Schloss gleich kam. Sie konnte kaum verstehen, dass sie es nicht schon von Außerhalb gesehen hatte. Tatsächlich schien es zu groß um in diesen Wald zu passen. Es glich von außen einer alten Villa mit unzähligen, kleinen Türmchen und war sicherlich zehnmal so lang und fünfmal so breit wie das Haus in dem sie lebte. An der Fassade rankte sich Efeu empor, der gut gepflegt und eingedämmt schien und vor dem Schulhaus waren unzählige Blumenbeete mit den schönsten magischen Pflanzen. An den Seiten der Beete waren große, grasbewachsene Inseln auf denen alte magische Bäume ihre Äste der Sonne entgegenstreckten. Sandra lies Reina eine Weile staunen, bevor sie das schmiedeeiserne Tor öffnete und sie in das Schuldgebäude führte. Von Innen war die Schule noch viel geräumiger als sie ausgesehen hatte. Riesige weitauslaufende Flure und etliche Treppen, verwirrten Reina schnell und sie war froh, dass Sandra sich scheinbar ohne Probleme zurechtfand. Nach einiger Zeit hielt sie an und gestikulierte Reina in den Raum zu ihrer Rechten zu gehen. Tastsächlich war da eine kleine schwarze Plakette neben der Tür auf der in goldenen Buchstaben stand ,Sekretariat,. Reina nahm all ihren Mut zusammen und klopfte leise und nach einiger Zeit antwortete eine Stimme: „Herein“

Sandra nahm die Einladung vor Reina an die wie angewurzelt auf dem Flur stand, jener aber dann doch folgte.
 

Das Sekretariat war, wahrscheinlich der normalste Ort in der ganzen Schule. Nichts hätte vermuten lassen, dass man sich in einer magischen Schule befindet. Da waren die normalen kahlen weißen Wände, die typischen Büropflanzen, eine Art Rezeption im vorderen Bereich auf der sich der Schüler abstützen und die er als Schreibunterlage und Ablage benutzen konnte, einige Schreibtische und Computer dahinter, natürlich die lebenswichtige Kaffeemaschine, ein Kopierer und mehrere Schränke mit Akten und Schließfächern. Das einzige was gar nicht normal war, war die Person die da hinter der Rezeption stand. Der Mann trug eine rote Robe, hatte lange schwarze Haare und war in etwa genauso bleich wie die Wand. Er erhob seinen eher strengen Blick, als die beiden Mädchen hineinkamen. Reina erstarrte vor Schreck erst einmal während Sandra glücklich lächelnd direkt zur Rezeption ging.

„Hei, was machst du denn heute so früh hier?“, fragte sie.

Die Person musterte Reina noch eine Weile bevor er sich an Sandra wandte: „Das Selbe könnte ich dich fragen. Solltest du heute nicht mit deinem Bruder herfahren?“

„Äh ja, aber der wollte mich loswerden, er meinte ich würde ihn zu Tode nerven, weil ich heute wieder so aufgedreht bin“, der Mann schaute sie mit einem tadelnden Blick an, so als wolle er sagen, du weißt das er manchmal so was sagt, aber das ist kein Grund ohne ihn zu fahren, doch sie fuhr fort, „Du brauchst gar nicht so gucken oder ich erzähl Ma, dass du heut schon wieder früher zur Arbeit gegangen bist, weil dir ihr Kaffee nicht schmeckt und du hier als Lehrer freien bekommst.“

Der Mann verzog das Gesicht und antwortete: „Ech, na gut aber ab morgen nimmst du Aaron wieder mit. Was wolltest du eigentlich hier? Wie du siehst ist die Sekretärin noch nicht da.“

„Ich bin wegen Reina hier“, sie zeigte auf die immer noch am Eingang Versteinerte, „Sie ist neu hier und braucht ihre Unterlagen, also Karte und Stundenplan, Schließfach etc.“

„Oh natürlich, Frau Macrocollum ist noch nicht hier, hm hast du deine Belegpapiere dabei?“

Reina schaffte es gerade so zu nicken und übergab ihm die Papiere. Der Lehrer nahm sie schlug ein paar Seiten in einer Akte nach, tippte auf einer Computertastatur herum, holte dann mehrere Zettel und einen kleinen silbernen Schlüssel aus einem der Schließfächer und sagte: „Willkommen an unserer Akademie Miss Sanktin. Das ist ihre Karte, Schließfachposition, -code und –schlüssel und den Zettel geben sie bitte bei ihrem Klassenlehrerin ab, der händigt ihnen dann ihren Stundenplan aus. Wie ich sehe haben grad zwei Klassen noch freie Plätze, da sie die Erste heute sind die hier herkommt, können sie sich die Klasse noch aussuchen.“

Nach der langen Vorrede hatte Reina langsam die Sprache wiedergefunden und sagte leise: „Ähm ich würde gern in die Klasse von Sandra gehen, wenn das möglich ist und nicht zu viele Umstände macht.“ Bei dieser Bemerkung begann Sandra übers ganze Gesicht zu strahlen.

„Verstehe. Nun ich hoffe meine Tochter hat sie nicht allzu sehr bedrängt das zu sagen. Sie hat manchmal so eine Art an sich, dass man nur schwer nein sagen kann.“

„He was soll das denn heißen? Ich hab sie ganz sicher nicht gezwungen, Frechheit! Komm Reina ich zeig dir unseren Klassenraum, dann die Kursräume, die Cafeteria, die Bibliothek...“, und Sandra redete und redete und zog Reina, die gerade noch so alles mitnehmen konnte, aus dem Sekretariat.
 

Tatsächlich reichte die Zeit, die sie bis zum Unterricht noch hatten nicht mal annähernd für eine Tour durch die ganze Schule, aber Sandra versprach Reina in den Pausen weiter herum zu führen. Die beiden trennten sich vor dem Klassenraum, da Reina als neue Schülerin erst mal bei der Klassenlehrerin Frau Trabea verblieb. Als es zur Stunde klingelte händigte die Lehrerin ihr ihren Stundenplan aus und die Vorstellungszeremonie begann.

„Liebe Schüler wir bekommen heute eine neue Mitschülerin bitte komm herein. Das ist Reina, sie kommt aus der Stadt und ist heute zum Erstenmal an einer magischen Schule, also bitte seit nett zu ihr sie kann ja auch nichts für ihre Unwissenheit und tut mir den gefallen, keine Bomben, Feuerbälle oder ähnliches auf sie zu werfen, wir wollen ja, dass sie die erste Woche hier überlebt nicht wahr?“, während der ganzen Rede wäre Reina am liebsten im Boden versunken und nie wieder aufgetaucht und es wurde kaum besser, „ So möchtest du uns dann etwas über dich erzählen?“, sie schüttelte vehement den Kopf, „Gut dann können die anderen dir jetzt Fragen stellen.“

Reina dachte sie müsse auf der Stelle sterben, als erstes fragte ein komisch aussehender Typ aus der letzten Reihe mit einem breiten Grinsen: „He hast du ´nen Freund?“

Sie wusste nicht so Recht was sie sagen sollte und bleib sprachlos stehen, da fragte ein Anderer: „Bist du Stumm?“, wieder nicht grad die Steilvorlage für eine Konversation, die nächste Frage kam prompt, wieder vom ersten Typ: „He Stadtmädchen gehst du mit mir aus?“, ihre Reaktion beschränkte sich auf ein Stoßgebet, dass diese Situation bald zu Ende sein würde. Trotz Sandras wiederholtem Eingreifen beendete erst das Klingeln die peinlichen Fragen, denn sofort als es erklungen war sprang sie auf und verlies mit Reina zielgerichtet den Raum.

„Tut mir echt Leid, ich hätte dich warnen sollen, wir haben ein Paar echte Idioten in der Klasse und das Schlimme ist die Lehrerin unterstützt sie noch. Aber ich fürchte solche Zustände hättest du in allen Klassen gehabt. Die sind eben erst im ersten Jahr und achtzehnjährige Jungs müssen sich immer Beweisen und ihr Revier markieren und so. Tja und du bist hier so was wie eine Rarität. Es kommt nicht oft das Leute aus der Stadt herziehen.“, sie lächelte Reina ein wenig Mitleidvoll an und bemerkte dann,“ Im nächsten Unterricht haben wir Geschichte, da kannst du dich ein bisschen entspannen. Der Lehrer merkt gar nicht das du neu bist und die anderen wagen es nicht dich blöd anzumachen solange ich bei dir bin.“
 

Tatsächlich war die Situation im Geschichtsunterricht viel entspannter. Das mochte daran liegen, dass sie gerade Caesars Bellum Gallicum und die Einflüsse und Magie der Druiden, welche dort geschildert wurden besprachen und vielleicht auch daran, dass der Lehrer Herr Pristinus so aussah als könnte er diese Zeit noch life miterlebt haben. Reina hatte sich auf den Platz neben Sandra gesetzt und wenn der Lehrer ihnen gerade den Rücken zukehrte um an der Tafel zu schreiben fuhr Sandra damit fort ihr die Karte der Schule zu erklären. Der Unterricht war wirklich nicht sonderlich interessant und auch wenn Herr Pristinus sich alle Mühe gab die Schüler zu begeistern, so gelang es ihm leider nicht, zur Mitte der Stunde waren alle außer Reina und Sandra tief und fest eingeschlafen. Als der Lehrer sich das nächste mal zur Tafel umdrehte musste die allgemeine Müdigkeitswelle auch ihn erfasst haben, denn seine Hand stoppte mitten an der Tafel und man hörte ein lautes Schnarchen.

„Ach, nicht schon wieder“, sagte Sandra, „tja schätze damit ist der Unterricht für heute beendet komm Rei ich führ dich weiter rum. Ist eh grad besser als in der nächsten längeren Pause, da müssen wir uns ja doch nur durchs Gewimmel schlagen.“

„Umm, bist du dir ganz sicher, dass es in Ordnung ist, ich meine können wir ihn einfach so stehen lassen?“

„Klar, mach dir da mal keine Gedanken falls uns irgendwer anspricht sagen wir einfach wir wollten einen Lehrer holen um die Klasse stattdessen zu unterrichten. Wenn der erst mal schläft wird er nicht mehr so schnell wach und wenn doch vergisst er in der Regel eh gleich wieder einen irgendwo einzutragen.“
 

Sandra entschied sich Reina das Gebiet vor der Schule noch mal genauer zu zeigen. Als sie gerade das Schulgebäude verlassen hatten, entdeckte sie unter einem der Bäume zwei ihr vertraute Personen.

„Ach nein wen haben wir denn hier? Komm mal mit Rei.“, sie gingen in die Nähe der beiden Personen und Reina erkante, dass es sich um zwei Männer handelte. Beide waren genauso bleich wie Sandra und der eine mit den mittellangen schwarzen Haaren und den eisblauen Augen schien noch mehr Farbe zu verlieren als er Sandra auf sich zukommen sah. Der Andere, mit den dunkel türkisfarbenen Haaren machte sich weder die Mühe die Augen zu öffnen, noch die Kopfhörer abzusetzen, obwohl er Sandra zuvor deutlich gesehen hatte.

„Solltet ihr Beiden nicht im Unterricht sein? Ich meine von Aaron hätte ich ja nichts besseres erwartet, aber das du da mitmachst Oscar. Ich bin schockiert!“

Während der schwarzhaarige Junge noch versuchte sich irgendeine Entschuldigung einfallen zu lassen, blieb der andere ganz entspannt liegen. Wobei er aber wenigstens die Kopfhörer abnahm und man wirklich laut San Sebastian von Sonata Arctica vernahm.

„Was denkst du würde Dad wohl dazu sagen wenn er, das wüsste, geschweige denn Ma, hm? Aaron ich rede auch mit dir!“

Aaron öffnete endlich die Augen und begann zu antworten: „ Ja, ja ist ja gut Sis, hör auf di...“, in dem Moment brach seine Stimme ab. Er hatte Reina wahrgenommen und ihre Blicke hatten sich getroffen. Selbst wenn er gewollt hätte, in dem Moment konnte er einfach nicht weitersprechen. Er versank mehr und mehr in diesen tiefen, wunderschönen, dunklen blauen Augen. Es war als würden sie ihn wegziehen von allem was war und gewesen war, Reina ging es genauso, sie verlor jedes Gefühl für Zeit, sodass es ihr nicht einmal mehr peinlich war, dass sie nicht aufhören konnte in diese warmen, alles umfangenden weinroten Augen zu starren. Erst als ihr klar wurde das Sandra und Oscar sie anstarrten, lief sie knallrot an und schaute verlegen in eine andere Richtung. Im Vergleich zu ihr gelang es Aaron nicht seinen Blick von zu lösen. Er blieb am Boden liegen wie jemand der vom Blitz erschlagen worden war. Sandra hingegen legte den Kopf schräg dachte kurz nach und fing dann an wirklich breit zu grinsen.

„Hm vielleicht erzähl ich Dad doch nichts. Es klingelt ja eh gleich und dann wird es auch langsam Zeit fürs Mittagessen. Äh Reina hast du überhaupt was dabei ansonsten gehen wir in die Cafeteria?“

Reina die dankbar für die Ablenkung war erwiderte: „K...klar hab ich was zu Essen dabei.“

„Hi, hi klasse dann können wir ja hier alle zusammen essen. Aaron setz dich doch bitte vernünftig hin, wenn du hier alles voll liegst kann sich Rei doch gar nicht mehr da hinsetzen. Reina das mit den türkisfarbenen Haaren ist mein Bruder Aaron und der mit den schwarzen Haaren ist mein Stiefbruder und Freund Oscar. Ihr beiden das ist Reina, sie ist mir zweimal vors Auto gelaufen und jetzt sind wir Freundinnen. Das nennt man Ironie des Schicksals.“

Bei diesen Worten wurde Reina ganz warm, sie war noch nie von jemandem als Freundin bezeichnet worden und es tat ihrer Seele wirklich gut. Oscar begrüßte Reina eher zurückhalten, genauso wie sie ihn. Peinlich wurde die Sache erst bei Aaron, der mittlerweile im Schneidersitz neben ihr saß und sie unablässig aus den Augenwinkeln anstarrte. Es kam während des ganzen Mittagessens noch häufiger zu Vorfällen, die Reina dazu brachten ihre Farbe chamäleonartig zu ändern. Als die Pause sich dann dem Ende entgegenneigte wusste sie nicht so recht ob sie froh sein oder heulen sollte, weil es bald vorbei war. Erst in den letzten paar Minuten viel ihr auf, dass Aaron sie anstarrte, doch irgendwie schaffte er es immer ihrem Blick auszuweichen und plötzlich interessiert auf ihr Essen zu starren, sodass sie ihn irgendwann fragte: „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

Aaron schaute bedrückt weg und bemerkte nuschelnd: „Ich frag mich nur schon die ganze Zeit wie, das wohl schmeckt. Riechen tut es jedenfalls sehr gut.“

„Ähm, wenn du willst kannst du den Rest gern essen, so viel hätte ich eh nicht geschafft“, bemerkte sie und schob ihm ohne ihn anzuschauen den Rest ihres Mittagessens rüber.

„Wirklich? Da- danke.“, in dem Moment klingelte es, sodass sie sich in ihre Kursräume begeben mussten Aaron versprach aber noch,“ Ich, ich bring dir das Gefäß morgen wieder abgewaschen mit versprochen.“
 

Durch irgendein Wunder schaffte Reina es den restlichen Schultag auch noch zu überstehen. Sie ging mit Sandra zurück zum Parkplatz, immer hoffend, dass sie ihn vielleicht noch mal sehen könnte und gleichzeitig immer in Angst davor. Als sie am Parkplatz angekommen waren bestand Sandra darauf Reina nach Hause zu bringen, die Gefahr, dass ihre beste Freundin vor ein Auto lief war ihr einfach zu groß. Reina hatte bei der Sache zum ersten Mal kein gutes Gefühl, weil ihr etwa klar war was Gesprächsthema sein würde und tatsächlich schon als sie eine halbe Minute fuhren begann Sandra: „Und wie findest du meinen Bruder?“

Reina tat noch so als würde sie nicht verstehen: „Welchen? Und was meinst du jetzt genau mit finden?“

„Rei, dass ist nicht nett ich hab das Gefühl du weißt ganz genau was ich meine. Magst du Aaron? So vom ersten Eindruck her ?“

„Ähm, ähm“, Reina spürte wie sie schon wieder rot wurde und schaute verlegen aus dem Fenster, „Äh keine Ahnung ich meine ist ja jetzt nicht so, dass ich ihn irgendwie genau kennen würde, also ich weiß nicht ob ich ihn mag. Argh das klang jetzt irgendwie falsch, also es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag. Ich kenne ihn nur nicht und ja, ähm können wir bitte, bitte das Thema wechseln.“

„Hi, hi, hi ist doch kein Grund gleich so nervös zu werden. Geschweige denn eine Begründung für diese plötzlichen Farbumschläge. Was hältst du davon wenn ich dich jetzt immer früh abhole? Ist doch viel lustiger zu zweit.“

„Wollte dein Vater nicht, dass du ab Morgen wieder deinen Bruder mitnimmst?“

„Oh ich wusste ja nicht, dass du solche Sehnsucht danach hast ihn wieder zu sehen.“

„Was nein, nein so meinte ich das nicht, Aaaah!“

„Schon in Ordnung ich weiß wie du es meintest, aber es ist einfach zu putzig wie du die Farben wechselst und wie du dich versuchst rauszureden hi, hi, hi ,hi. Gibst du mir noch deine Telefonnummer, damit ich dich anrufen kann wenn mal was ist?“

„Klein, kar, äh ich meine Klar kein Problem, hast du was zuschreiben?“

„Mhm hier“, Sandra holte ein kleines Notizheft aus dem Handschuhfach und gab es Reina, „Übrigens glaube ich, dass er dich auch mag!“

„Was? Wovon...“

„Wovon wohl? Du bist das erste Mädchen neben dem er ganz ruhig gesessen hat, normalerweise sieht man ihm an, dass er froh ist wenn er von den Leuten aus der Schule wegkommt. Außerdem isst er in der Regel, nur das Essen das er sich selbst oder, das unsere Mutter für ihn gemacht hat. Übrigens, er mag Süßigkeiten sehr!“

„Sandra was zum...“, Reina musste sich kurz fassen, da sie das Gefühl hatte, dass ihr Kopf gleich wegen deutlich überhöhtem Blutdruck explodieren würde. Allerdings sprach sie dann doch nicht weiter, da sie bereits bei ihr zu Hause angekommen waren und sie sich von Sandra verabschieden musste.
 

Der Rest des Tages verging nur schleppend und Reina wünschte sich mehr als einmal in die Schule zurück. Als sie dann das Abendessen vorbereitete nutzte sie die Zeit, die während der Verarbeitungsschritte anfiel um Schokoplätzchen zu backen und belegte sie mit einem Frischezauber, den sie zufällig an dem Tag im Unterricht gelernt hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  nojiko-sensei
2010-06-02T19:50:43+00:00 02.06.2010 21:50
Hehe und kaum wurde ich gezwungen bin ich auch schon da ^^ (naja fast xD)
Also echt, Betty hat recht, Sandra ist geil=) Ich liebe solche Charaktere, sie ist wie Alice (...wo hier doch zum Prolog schon mal der Vergleich zu Biss gefallen ist *gg*). Und die grünen Augen machen sie noch sympatischer... Ich habe ständig diese grünen Augen umramt von blonden Locken im Kopf^^ Oh man ich glaub ich bin verliebt >.< *lach*
Und dass Rei sich ausgerechtnet in ihren Bruder verknalln musste, das war ja soooo klar=) Hehe und dass Sandra sie dann aufzieht auch *freu* Überhaupt, genial^^ Ich bin jetzt schon begeistert, nach nur einem richtigen Kapitel. Ich mag deine leicht sarkastische Art des Schreibens und besonders die Darstellung der Figuren. Zum Beispiel die kleinen Familienstreiterein zwischen Sandra und ihrem Vater, die machen das alles so autentisch. Also ein großes Lob von mir, mach weiter so=) Du schreibst klasse!

~~noji~~




Von:  Ace-san
2010-05-18T22:56:21+00:00 19.05.2010 00:56
Zufällig gelernt find ich gut *lach* klingt nach Hermine: "Hab ich mal irgendwo gelesen" *totlach*
Oh man, der Kommi wird sicher länger als der letzte, ich hoffe ich krieg noch alles zusammen.
Also zuerst mal... Ich liebe Sandra, sie is einfach klasse...
Der Vater kam in der Szene im Seki auch toll... *grins* "bleich wie die Wand" hehe... und überhaupt, ich weiß ich sagte es schon, aber es muss hier einfach noch mal alles rein.
Das Sekritariat is von unserm Seki inspiriert *grins*
Und beim Geschichtsunterricht hat man gemerkt, dass du echt zu viel von dem Lateinquatsch übersetzen musstest, dass die da jetz auch schon über Caesar schwafeln... du tust mir leid.
Der Geschichtslehrer kommt klasse *lach* Wär ja zu schön, wenn Herr Decker mal auch immer so eingepennt wäre *totlach* Soll er mal in der Prüfung machen... *bet*
Die Klassenlehrerin... ja ähm... ne unfähige Klassenlehrerin würde ich sagen. Und die Idioten in der Klasse... ja so endet das, wenn eine Abiturientin über Schule schreibt *grins*
So und jetz zu Sandras geliebten Brüdern.
Also Oscar war ja noch recht ruhig, da kann man bisher ja eher wenig sagen, aber Aaron fand ich echt schnucklig. Vorallem wie er sie angestarrt hat die ganze Zeit und dann die Sache mit dem Essen... glaub mir, die Story wird gnadenlos Fine empfohlen und ich werde sie zur Not zwingen sie zu lesen *evil laughs* Ja ja und dann noch die Heimfahrt im Auto. Also Sandra is wirklich so ne typische beste Freundin wie man sie sich vorstellt *grins* Aber ich mag sowas. Wirklich. Wenigstens etwas heile Welt irgendwo. Naja und wie sie dann noch die Schokoplätzchen gebacken hat... wie süß... na da kann Aaron sich ja schon mal auf was gefasst machen, was *grins*
Mach weiter so!!!


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