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Du und Ich

von

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Es geht los!

„Wenn haben wir denn da?!“ Sie scheint angriffslustig, aber auch wütend. Natürlich ist sie wütend, keiner geht gerne oft zur Schule und muss auf Freizeit verzichten. Keiner wird gern zurecht gewiesen und bestraft. Und bei Nanami bin ich mir sicher, dass sie nicht sich als Schuldige dafür sieht, sondern mich.

Nach ihrem Satz wendet sie sich von mir ab, es reicht ihr vermutlich einen gehässig und runter machenden Satz zu äußern, da sie nicht riskieren will, dass plötzlich ihre Eltern auftauchen. Jedoch möchte ich mich nicht so von ihr „verabschieden“. Soviel habe ich gelernt, sooft bin ich über meinen Schatten gesprungen, ich sollte das gelernte anwenden.
 

„Nanami.“ Sie bleibt stehen, dreht sich um und brennt mich mit ihrem Blick fast nieder. Vielleicht sollte ich es doch dabei belassen…

„Was ist?!“

Nein, nicht diesmal. Es würde mich für immer bedrücken. „Wieso.. was hast du gegen mich?“

Ich sehe sie direkt an. Fordere eine Antwort.

Kurz ist Stille im Flur. Es sieht so aus als würde Nanami überlegen, ob sie mich fertig machen oder ehrlich sein soll. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich ein wenig um gleich wieder zum alten bösen Blick zurück zu kehren.
 

„Du tauchst auf ein Mal auf, bist der Mittelpunkt, ziehst in unser Haus ein und beanspruchst die Aufmerksamkeit meiner Eltern! Was denkste, hä?!“

Ich glaube, das ist keine Frage. Aber wenigstens ist sie ehrlich, wenn auch weiterhin giftig und unfreundlich.
 

„Ich wollte dir nie deine Eltern wegnehmen“, meine ich etwas kleinlaut.

„Was weiß ich, du bist doch das geborene Opfer. Lässt dir alles gefallen. Wenn ich wütend war, konnte ich dich anmotzen und mich abreagieren. Außerdem hast du eine voll komische Aura. Was rede ich überhaupt mit dir! Ich freu mich das du dich verziehst.“ Damit geht sie.
 

Geknickt blicke ich auf den Boden. Sie hat Recht, bisher habe ich wirklich den perfekten Hau-Drauf-Boltzen für sie abgegeben. Das hat sich und wird sich auch weiterhin ändern! Ich will nicht mehr so sein, so.. schwach! Aber was meinte sie mit Aura?

Ich sehe auf meine Arme und Hände als könnte ich eine Aura sehen die sie umfließt.
 

„Yui, was stehst du hier im Flur?“ Namine taucht hinter mir auf.

„Oh, hey. Hab ich eine komische Aura?“, frage ich sehr unverblümt für meinen Charakter.

„Mh.. keine Ahnung, eigentlich nicht. Wieso interessiert dich deine Aura?“

„Ach nur so. Lass uns frühstücken gehen“, meine ich und schüttele die Gedanken ab.
 

Doch auch Nanami ist am Frühstücken. Sie wendet mir zwar den Rücken zu und ignoriert mich, aber ich muss immer wieder an ihre Worte denken. Was für eine Aura hat eigentlich sie?

Ich konzentriere mich ganz auf Nanami und plötzlich ist es so, als würde meine Augen etwas ganz Neues wahrnehmen. Nanamis Aura scheint mir so nahe liegend und klar, wie sie da steht. Sie ist unsicher, will sich etablieren und einen Namen machen, möchte zu Geld kommen und ein gutes Leben führen. Aber etwas Schwarzes, eine Umhüllung zehrt an ihren Lebenstagen und macht ihr Herz… dunkel. Das ist der wahre Grund ihrer Aggressivität. Es wäre, als würde in ihr ein erbitterter Kampf geführt…

Erschrocken trete ich einen Schritt zurück. Was kann ich da sehen?!

Ich schließe die Augen, schüttele meinen Kopf. Nein, das war nur Einbildung… Ich kann doch nicht in sie hineinblicken… ihr Innerstes erkennen…
 

Ich öffne meine Augen und siehe da, mein Blick ist so wie immer. Ich sehe zu Namine, die mich mustert. … und ihre Aura? Schließlich kam diese… Einbildung, als ich versucht hatte, mir ein Bild über Nanamis Aura zu machen. Wenn ich das nochmals bei Namine versuche und nicht wieder solche… komischen Gedanken kommen, dann liegt es wohl einfach an der Situation… schließlich habe ich Nanami nach relativ langer Zeit mal wieder gesehen, ich werde morgen einen großen Schritt im Leben wagen und viel Schlaf hatte ich deswegen in letzter Zeit auch nicht… !
 

Also, was für eine Aura hat Namine wohl? Erneut spüre ich etwas… wie eine Verschiebung in meinen Augen. Das.. kann nicht wahr sein!

Schweiß rinnt mir über die Stirn.

Namine möchte ein glückliches Leben mit Shouta führen, lange Leben und nur das beste für mich und ihre Tochter… Das Schwarz in ihrer Aura ist eingeengt und… versperrt von einer positiven Ausstrahlung. Ihr Herz scheint voll und reich an vielen Lebenstagen.

Ich japse nach Luft und streiche fahrig die Haare aus meiner Stirn. Was.. was ist das?! Wieso… kann ich auf einmal so was sehen, wissen?!
 

„Yui? Alles Inordnung?“, fragt Namine besorgt. Der Blick direkt in ihre Augen lässt mich tief in sie sehen… Was ist das nur?!

Ich kneife die Augen zusammen. Davon kann ich ihr nicht erzählen. Das kommt bestimmt nur von der Übermüdung. Jetzt muss mir schnell eine Ausrede einfallen…
 

Ich streiche mir mit der Hand über die Augen und tue so, als ob ich Tränen wegwischen würde. „Ach, es macht mich nur so melancholisch, dass ich das alles bald nicht mehr sehen werde…“

Ich höre wie Nanami den Raum verlässt. Nach kurzem Zögern kommt Namine auf mich zu und umarmt mich.
 

~
 

Ich konnte heute Nacht unmöglich einschlafen. Andauernd kommt etwas Neues, Überraschendes dazu. Ich gehe weg aus meinem Heimatdorf, machen mir deswegen schon unheimlich viele Sorgen und jetzt kann ich noch das Innere anderer Menschen sehen. Oder ich bilde es mir ein. Wie auch immer.

Nun stehe ich hier, meine Gedanken rasen unentwegt von einem Punkt zum Nächsten.

Nun stehe ich hier, verabschiede Mayu, Namine, Haruko und Shouta.

Nun stehe ich hier, am Beginn einer Reise zusammen mit dir.
 

Ich bin so froh, dass du überpünktlich da bist, du gibst mir Halt. Doch das erinnert mich immer an diese Aura Sache… ich will es nicht noch einmal testen, denn ich könnte erneut bestätigt werden… und das möchte ich nicht!
 

Ich muss dass jetzt hinter mir lassen und den Abschied hinter mich bringen!
 

Ich blicke kurz zu dir, um Kraft zu tanken und gehe dann auf Mayu und Haruko zu, neben denen mein selbstgebauter Nachttisch steht. Er soll ihnen als Erinnerung an mich dienen.

„Mayu, Haruko… ihr wart immer wie Eltern für mich. Ich weiß nicht wie ich euch dies Danken kann…“ Ich falle den Beiden um den Hals, versuche vergeblich meine Tränen zurück zu halten.

„Ach, Schätzchen, Yui… Es war uns eine Freude. Hab viel Spaß und komm gesund und glücklich bald wieder zurück!“

Ich nicke und wende mich Namine zu. Meine Lippen verlässt nur noch ein: „Danke für alles!“, dann versagt mir die Stimme und Namine drückt mich fest an sie. „Genieße deine Reise.“

Vor Shouta verbeuge ich mich tief und bedanke mich nochmals. „Vielen, vielen Dank!“

Er legt mir die Hände auf die Schultern. „Das packst du schon.“ Dann dreht er sich um und geht hinein, Kundschaft wartet. Auch Namine verbeugt sich mehrmals hastig. „Es tut mir Leid, ich muss ebenfalls los. Yui, ich hoffe, dass wir uns wieder sehen werden.“ Dann eilt auch sie davon.
 

Ich begegne deinem Blick, du lächelst mich freundlich an. Ja, es wird Zeit. „Also dann!“ Ich schultere meine Tasche, betrachte meine Zieheltern ein letztes Mal lange. „Auf Wiedersehen!“ Ich verbeuge mich vor ihnen, da drückt mir Mayu etwas in die Hand. „Von deiner Mutter“, flüstert sie. „Mayu…!“, flüstere ich zurück und umarme sie nochmals kurz, um mich dann von ihr und Haruko loszueisen und zu Kieko zu gehen.

Es geht los – unsere Reise. Während wir langsam das Dorf verlassen drehe mich laufend um, Mayu und Haruko stehen beide an derselben Stelle und winken uns nach. Dir macht das nichts aus, schließlich weißt du, dass dies mein erster Abschied für so lange Zeit ist und ich etwas brauche, bis ich mich damit abfinden kann.
 

Tatsu-chan fliegt um uns herum und ist neben unserem Schweigen, dass einzige, was uns umgibt. Mein Heimatdorf hab ich seit einiger Zeit aus dem Blick verloren, es ist hinter uns verschwunden, deswegen drehe ich mich auch nicht mehr um. Mir ist etwas mulmig zumute. Weit und breit um uns herum sind nur Wiesen und Bäume, in der Ferne ein paar Berge. Das lange Laufen bin ich nicht gewöhnt und langsam wird mir der Rucksack auch lästig. Du hattest mir die letzte Woche eingebläut, dass ich nicht zuviel mitnehmen soll. Jetzt weiß ich auch warum.
 

Ich schaue zu dir. Du scheinst in Gedanken verloren zu sein. Ich betrachte die Landschaft vor uns, die du wahrscheinlich gar nicht mehr richtig siehst, du kennst diesen Anblick ja schon so lange. Aber in mir hinterlässt sie einen tiefen Eindruck. Die weiten Felder… Das hohe Himmelszelt…

„Ist die Natur nicht wunderschön?“

Verwundert sehe ich dich an. Ansonsten bin ich diejenige, die ein Gespräch beginnt…

„Ja.“ Ich nicke zustimmend.

Du verschränkst deine Arme hinter deinem Kopf und schwelgst weiter: „Das liebe ich am Reisen. Man wird eins mit der Natur… sie umgibt einen. Sie stellt keine Fragen und sie fordert auch nichts. Ich liebe die Natur.“

„Ich finde den Himmel total imposant. Noch nie war er so… riesig!“, füge ich hinzu.

Wir legen den Kopf in den Nacken, bewundern das Himmelszelt, bis ich stolpere und mein Blick automatisch nach unten gerissen wird. Ich bin zwar nur kurz gestrauchelt, du siehst mich trotzdem besorgt an. Ich schenke dir ein Lächeln um zu symbolisieren, dass es nichts Weiteres ist.

Du grinst zurück und wendest dich wieder dem Weg, der mehr oder weniger vorhanden ist, zu. „Ich freue mich schon zu hören, wie dir der Sternenhimmel gefällt! Die ersten Nächte wollte ich deswegen überhaupt nicht einschlafen!“
 

Mir erging es da genauso. Stundenlang lag ich wach auf meiner Matte und betrachtete die Sterne. „Du musst jetzt schlafen…“, hörte ich dich manchmal murmeln. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Als ich aufwache, überrumpelt mich mein Aufenthaltsort zuerst. „Kieko?“ Ich drehe mich zu deiner Matte, aber diese ist schon zusammengerollt und du bist dabei über einem kleinen Feuer etwas zu kochen. „Guten Morgen, Yui!“

„Tatsu-chan?“ Ich sehe mich um, kann ihn aber nicht ausmachen. „Tatsu?“, rufe ich nochmals, etwas besorgt.

„Ich glaube, Tatsu ist auf Entdeckungstour.“ Du lächelst mir zu. Ich nicke, Tatsu wird sicher bald wiederkommen. Wir frühstücken gemeinsam und bauen den Schlafplatz ab, doch Tatsu lässt sich nicht blicken.
 

„Kieko, ich mache mir Sorgen!“

„Gehen wir Tatsu-chan suchen“, meinst du beruhigend.
 

Panisch haste ich durch das hohe Gras und versuche mir ein Weg zwischen Büschen hindurch zu bahnen. „Tatsu! Tatsuuu!“ Meine Rufe vermischen sich mit deinen, während wir immer weiter von unserem Ausgangspunkt uns entfernen. Wie weit wird Tatsu gekommen sein? Vermutlich hat er sich verirrt!

„Tatsu!!“ Ich drehe mich im Kreis, meine Stimme, so laut wie noch nie, soll so weit wie möglich zu hören sein.

„Wah!“ Als ich einen Schritt zurückgehe, verliert mein Fuß den Halt und ich rutsche eine Böschung runter.

„Yui!“ Deine besorgte Stimme lässt mich die Augen aufschlagen. Du rutschst ebenfalls die Böschung hinab, kommst neben mir zum stillstand und reichst mir deine Hand, als Hilfe zum Aufstehen. „Danke.“ Ich klopfe mir den Staub ab und werde in der Sekunde, in der wir beide nicht sprechen, auf ein Geräusch aufmerksam. „Kieko, ich hör da was!“ Schnell drehe ich mich um und sehe ein paar Meter von uns entfernt: Tatsu.

„Tatsu-chaaaan!“ Erfreut renne ich auf ihn zu und befreie ihn aus Dornzweigen.

„Da ist ja der Kleine.“ Du grinst ihn freudig an und mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, wir haben Tatsu gefunden!

„Wenn du ihn so doll knuddelst, erdrückst du ihn noch!“, meinst du lachend, aber ich kann einfach nicht anders.

„Tatsu, du hast mir große Sorgen bereitet! Du darfst nicht einfach weg gehen! Schließlich kennst du dich hier nicht aus!“ Wie zur Bestätigung hüpft Tatsu auf meinen Kopf und macht es sich da gemütlich. „Du Kleiner…!“

„Das sieht echt putzig aus“, sagst du und kannst dir kaum ein lautes loslachen verkneifen, in dem ich einstimme und Tatsu fast von meinem Kopf fällt.
 

„Gut, jetzt da alle Rekruten wieder an Bord sind, sollten wir uns auf den Weg zur nächsten Stadt machen, die Hauptstadt unseres beschaulichen Planeten!“, meinst du übertrieben euphorisch, was mich grinsen lässt. „Und, wie lange dauert die Reise bis dahin?“

„Ich schätze drei, vier Tage.“

„Na, dann lass uns losgehen, Kieko!“ Motiviert schreite ich los.

„Äh, Yui?“ Ich blicke zu dir zurück, du bist mir nicht gefolgt. „Wir müssen in die andere Richtung…“

„Oh, Mist!“ Schnell haste ich zu dir. Dein Lächeln begrüßt mich und wir machen uns auf den Weg.
 

Es gibt nichts Schöneres als mit dir unterwegs zu sein. Die letzten Tage waren so toll, dass ich mein Glück noch nicht richtig begreifen kann. Langsam gewöhne ich mich auch an die Lauferei und das Schlafen in der Natur.

Ich greife in meine Tasche um Tatsu-chan ein Leckerli zu geben, mein Kopf ist sein neues Lieblingsplätzchen, und spüre dabei die kleine Schriftrolle, die mir Mayu gegeben hatte. „Yui, was ist?“

Unwillkürlich war ich stehen geblieben. „Die Schriftrolle meiner Mutter.“ Ich zeige sie ihm. „Willst du sie lesen?“

„Mh… Nein, noch nicht jetzt. Ich möchte erst mich selber finden, bevor ich sie öffne.“ Entschlossen packe ich sie weg und blicke auf. Vor mir breitet sich die Sicht auf eine große Stadt aus.

Du öffnest deine Arme und sagst verschmitzt: „Willkommen in Kioto!“
 

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Leute, ich hab vergessen das Haruko Yui die reparierte Kette wiedergibt!! *arg*

vergebt mir *verbeug*



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