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Tausend und eine Geschichte 2

von

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Lass uns schwänzen!

Er lehnte mit der rechten Seite am Türrahmen das Badezimmers, die rechte Hand über seinem Kopf den Durchgang locker haltend, um sich daran abzustützen, den Kopf schräg gegen den Rahmen gelehnt. Sein schwarzes Hemd war nur an den unteren beiden Knöpfen zugeknöpft und entblößte die linke Hälfte seiner Brust. Um seinen Hals hing eine Kette, deren runder Anhänger auf seiner Brust lag. Sein linker Daumen steckte im vorderen Hosensekel der schwarzen Jeans, die sich an seinem Körper schmiegte, während er sein rechtes Bein entspannt angewinkelt hatte und somit nur den rechten Fußballen belastete.

Sein Blick war auf sie gerichtet, was sie mehr spürte, als dass sie es sah. Sie war in das Skript zu seinem Film vertieft während sie es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte, die in der Ecke ihres Hotelzimmers stand. Die Haare ihrer Perücke hatte sie hinter ein Ohr geschoben, damit sie besser lesen konnte. Eines der schwarzen Shirts, das er ihr unter Protest gekauft hatte und die ebenso neue schwarze Lederhose, die ihr knapp unter die Knie reichte, umschlossen ihren Körper. Ihre Beine waren angewinkelt und sie lehnte sie gegen die Rückenlehne der Couch, während sie sich gleichzeitig als Buchstütze nutzte. Ihr Rücken wurde von Kissen gestützt.

Nach dem Autounfall bei den Dreharbeiten zu Dark Moon und der Prügelei auf der Straße, die scheinbar durch ihre bloße Anwesenheit ausgelöst worden war, wollte sie wissen, was auf sie zukommen würde.

Beide Male hatte er den gleichen geschockten Gesichtsausdruck gehabt und jedes Mal hatte sie panische Angst befallen, dass er vielleicht nicht mehr aus diesem Zustand zurückkehren oder zu weit gehen würde. Noch dazu hatte sie dann noch Gefühle für ihn entdeckt, die sich zwar erfolgreich unterdrückte und zur Seite schieben konnte, von denen sie aber auch befürchtete, dass sie hervorbrechen würden, wenn es wieder so weit kommen sollte.

Sie musste also nicht nur um seinet Willen vorbereitet sein, sondern auch um ihrer Selbst Willen. Womöglich würde sie die Kontrolle verlieren und am Ende wieder wie das kleine Dummchen darstehen, das Sho damals aus ihr gemacht hatte.

Es war zu schmerzhaft gewesen und sie befand sich immer noch auf dem Weg der Besserung. Sie hatte inzwischen einfach zu viel zu verlieren, um deswegen alles aufs Spiel zu setzen, was sie in diesem Jahr erreicht hatte.

Sie konnte nicht länger auf das Skript in ihrem Schoß achten, denn sie fühlte sich, als müsste sie unter seinem Blick verglühen. Also sah sie auf und bereute es fast sofort. Dieser Blick war weder für die Rolle, die sie nun als Setsu inne hatte, noch für, wie sie glaubte, sie selbst angemessen.

Er war selbstsicher und gleichzeitig... sexy. Er sah aus, als wäre er gerade einem Fotoshooting entsprungen, um sie mit diesem Blick zu taxieren.

Sie warf einen letzten Blick auf das Skript und legte es resignierend auf der Couch ab, von der sie sich nun erhob, um auf ihn zuzugehen. Es war schwer so kontrolliert zu bleiben bei diesem Schlafzimmerblick und auf ihn zuzugehen statt einfach die Flucht zu ergreifen, war fast noch schlimmer.

Vermutlich dachte er an das Mädchen, von dem er ihr damals erzählt hatte, als sie im Bou-Kostüm gesteckt hatte und ihm helfen wollte mit seiner Katsuki-Rolle klar zu kommen. Die Erinnerung daran versetzte ihr einen leichten Stich, was ihr gar nicht gefiel. Sie wollte das nicht fühlen und doch musste sie es, damit sie selbstsicher auf ihn zugehen konnte.

Sie verkroch sich in ihre Rolle und schob ihre Gedanken bei Seite, als sie sich sicher genug war und so nahe vor ihm stand, dass sie ihre Arme anwinkeln musste, als sie sachte nach seinem Hemd griff, es über seine Brust zurückzog, um es zuzuknöpfen und seinen Blick fast schon unangenehm auf ihrem Kopf und ihren Händen spürte.

Sie sah langsam zu ihm auf: „Cain, wenn du dich nicht langsam beeilst, kommen wir noch zu spät zum Dreh, das wäre nicht gut.“

Er griff mit der linken Hand nach ihren Händen und stoppte sie ohne sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Sie sah überrascht auf seine Hand, sein Hemd war erst zur Hälfte zu, dann wagte sie es wieder seinem Blick zu begegnen: „Na komm schon, sonst gibt’s nur Ärger.“

Sein Mundwinkel zuckte kaum merklich, zumindest dachte sie das: „Was für Ärger denn?“

Seine Stimme war so tief, dass es ihr kalt den Rücken hinunter lief. Sie tat so, als müsste sie überlegen: „Hm... Vermutlich, Ärger durch den du deine Rolle verlierst.“

„Gefällt dir das Skript?“, er streichelte sanft mit seinem Daumen über ihren rechten Handrücken und drückte sie noch etwas an seine Brust.

Kyoko wich seinem immer noch durchdringenden Blick aus und sah auf ihre Hände hinab, bevor sie es wieder wagte, einen beunruhigten Blick in seine Augen zu werfen: „Muss ich mir Sorgen machen?“

Er sah ernster drein, aber seine Ausstrahlung verlor nichts von ihrer Intensität: „Das weiß ich nicht... ich denke nicht.“

„Das allein ist schon Grund genug dafür.“

Jetzt setzte er ein selbstsicheres Lächeln auf, sodass sein Gesichtsausdruck schon nahe dem des „Eroberers der Nacht“ war: „Dann lass uns hier bleiben und schwänzen.“

Dieser Gesichtsausdruck in Kombination mit dem Satz, den er gerade von sich gegeben hatte, versetzte ihr einen Schlag, von dem sie sich noch nicht ganz erholt hatte, als sie ihm etwas zu voreilig und überdreht antwortete: „Das geht nicht.“, sie beherrschte sich und wurde wieder selbstsicherer: „Aber versprich mir, dass du vorsichtig bist.“

Er lächelte sie wieder an und hatte nun vollends den Ausdruck erreicht, vor dem sie sich so fürchtete. Sie wäre am liebsten zur Couch zurückgewichen aber sie konnte nicht, da er immer noch ihre Hände hielt und sie sich als Setsu nichts anmerken lassen durfte.

„Warum muss ich das noch mal machen?“, er setzte einen Schmollmund auf und sie konnte sich wieder etwas entspannen. Es war eben doch ein Fehler gewesen zu ihm hinzugehen.

Sie überlegte wieder gespielt lange: „Hm.... Um die Rechnungen zu bezahlen. Außerdem“, sie befreite zärtlich ihre Hände aus seinem Griff, trat einen Schritt zurück und besah sich seine Schuhe, die ihr im Geschäft damals schon aufgefallen und ganz schön kaputt waren: „ brauchst du neue Schuhe.“

Sie wandte sich von ihm ab und ging zur Couch zurück, um das Skript und ihre Jacke zu holen, während er nun doch noch die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss: „Die haben es bitter nötig. Du hättest eben doch nicht so viel in meine Klamotten investieren sollen.“

Als sie gerade auf ihn zukam, warf er sich den Mantel über und legte sich seinen Schal um den Hals. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als sie an ihm vorbei gehen wollte, um noch etwas aus dem Bad zu holen und er sie daran hinderte, da er sie am Arm faste: „Wie oft willst du denn noch davon anfangen?“

Sie wandte sich ihm selbstsicher lächelnd zu: „Bis du es verstehst.“

Als sie weiter ging verdrehte er belustigt die Augen: „Also auf ewig.“

Sie kam lachend aus dem Bad: „Irgendwann siehst du es auch ein.“

Er sah sie lange an, bevor er ihr die Tasche aus der Hand nahm und ihr die Tür aufhielt: „Wir werden sehen.“



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