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memory.

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memory.

“Joel?”

Langsam blickte ich von meinem ‘Meisterwerk’, welches ich im Kunstunterricht der Grundschule in Kalifornien, gezeichnet hatte auf und blickte in die braunen Augen meines Zwilling. “Wie findest du das Bild?” Er deutete etwas unsicher auf das Blattpapier, welches auf den Tisch vor ihm lag. Ich stand langsam auf und ging zu ihn auf die Seite, sah über seine Schulter auf das Blatt. Was darauf zu erkennen war? Es war einfach nur goldig. Auf dem Bild sah man den blauen Himmel, unten das grüne Gras und mitten auf dem Bild sah ich zwei Personen. Sie hielten Händchen. Neben den jeweiligen Personen stand einmal ‘Joel’ und einmal ‘Benji’ und oben stand ganz groß ‘forever’. “Das ist toll”, schwärmte ich und brachte Benji somit zum Grinsen. “Danke. Ich hab mir auch Mühe gegeben.” Ich grinste ihn an und sah, dass er das Blatt nun in die Hand nahm. “Das schenk ich dir…” “Wirklich?” Er nickte und ich nahm es strahlend entgegen. “Danke!” Er grinste immer noch breit und schaute kurz auf das Bild, eher er auf mich sah. “Für immer Brüder!” Ich nickte. “Für immer und ewig!”
 

Ja. Das waren noch Zeiten. Damals gingen wir in die 2. Klasse und hielten zusammen wie eh und je. Doch die Zeit hatte sich geändert. Leider. Ich vermisste die Zeit, in der wir uns liebten in der wir wirklich Brüder waren. Ich starrte auf das Bild, welches er mir Geschenkt hatte. Ja. Ich hatte es immer noch. Ich hatte nicht einmal im Traum daran gedacht es wegzuschmeißen. Niemals. Ich hielt jede Erinnerung auf. Liebesbriefe, kleine Geschenke. Alles mögliche. Und doch mochte ich nur eins viel zu sehr um jemals daran zu denken es wegzuschmeißen. Und zwar dieses Bild. Dieses Bild war nach 10 Jahren immer noch in mein Besitz. Traurig seufzte ich, wurde dann allerdings durch einen lauten Knall aus den Gedanken gerissen und zuckte zusammen.

Benji hatte gegen meine Türe getreten. “Flachzange mach schon! Ich hab kein Bock auf dich zu warten, du Ente!” Ich seufzte und stand auf, brummte irgendwas unverständliches vor mich her. “Ich komme schon”, rief ich dann zu Benji und wandte mich zu meinem Bett, wo ein alter Schuhkarton lag. Behutsam und leise seufzend legte ich das Bild in den Karton, schloss diesen und schob es unter mein Bett.

“Verdammt noch mal, mach endlich!” Benji klang sauer und das war er auch. Ich spürte es. Schweigend nahm ich meine Jacke und öffnete die Tür zu meinem Zimmer sah meinem Bruder gleich ins Gesicht und merkte auch gleich, dass er wütend war. Und wie er das war. “Endlich”, knurrte er und ging vor, zog sich unten angekommen seine Schuhe an. Ich tat es ihm gleich. “Wir sind dann weg”, rief ich ins Haus und lief Benji hinterher, der schon schnell vor ging. “Ich hab echt kein Bock mehr auf dich zu warten! Du hast nur Glück, dass Mum von mir verlangt, dass ich auf die warte, denn ich hab genauso wenig Bock darauf Ärger zu bekommen”, grummelte Benji und sah kurz über seine Schulter zu mir. Ich rollte leicht mit den Augen.

Wir liefen noch ein Stück weiter in Richtung Schule. Insgeheim genoss ich diese Zweisamkeit mit meinem Bruder und ich vermisste wirklich die Zeit, als wir noch zusammen hielten. Nun war alles anders. Ganz anders. Und ich wusste nicht wieso. Ich sah mich flüchtig um, ehe ich bemerkte, dass mein Bruder ein Zahn zu legte. Etwas überrascht blickte ich ihm hinterher und bemerkte dann auch schon seine Freunde, die an einer Ecke standen und ihm zuriefen, dass er sich beeilen sollte. Grinsend lief er auf sie zu und begrüßte sie mit einem Handschlag. Ich blieb zurück. Alleine. Seufzend sah ich auf die Gruppe, versuchte mein Kopf nicht hängen zu lassen, sondern einfach weiter zu gehen. Irgendwann hatte ich sie dann auch schon eingeholt und sah auf Benji, der glücklich bei ihnen stand. “Was guckst du so, du loser?”, gaffte mich gleich einer an und ich schluckte etwas schwer und sah auf meinen Bruder, der nur auf mich sah und ebenso fragend und auffordernd die Stirn runzelte, wie die Anderen. “Verschwinde”, zischte Benji dann, was mir ein Stich in die Magengegend jagte.

Schweigend ging ich weiter, legte sogar einen Zahn zu, damit sie kein Grund hatten mich noch einmal so anzumachen. Ich hasste so was einfach. Ich fühlte mich eben so schwach, denn ich war alleine und konnte mir keine Hilfe erhoffen. Nicht einmal von meinen eigenen Bruder!

Pünktlich kam ich im Klassenzimmer an und begrüßte gleich eine Freundin von mir, welche mit mir in eine Klasse ging, mit einem Kopfnicken, setzte mich dann gleich schweigend auf meinen Platz. Ich wollte alleine sein, mit niemanden reden und so tun, als wäre ich glücklich. Das war ich nicht und ich wollte den Grund auch nie wirklich nennen, aus Angst, dass ich mich verriet…

“Hey Joel!” Ich hatte mir schon gedacht, dass sie es nicht lassen konnte und doch zu mir kam. “Hey”, begrüßte ich Vanessa nochmals. “Wo ist dein Bruder?” Ein kleines verratendes Grinsen schmückte ihr hübsches Gesicht, als sie mich das fragte. Jeder wusste, dass Vanessa auf meinen Bruder stand. Doch irgendwie schien es Benji nicht zu erreichen. Warum wusste ich selbst nicht, aber ich war froh, dass es nicht so war. “Der kommt glaub ich wie immer zu spät.”, beantwortete ich murmelnd ihre Frage und sah nach vorne zur sauberen Tafel, auf der im Moment nichts stand, was meistens ziemlich ungewöhnlich war. “So, so”, grinste sie und zuckte leicht mit den Schultern. “Wenn das so ist.” Der Lehrer trat nun in die Klasse und Vanessa musste zurück auf ihren Platz. Es war wirklich gut so, denn langsam entwickelte ich einen richtigen Hass auf dieses Mädchen. Ich mochte es gar nicht, wie sie sich an Benji ranschmiss und ja, ich war eifersüchtig, ich gab es zu! Ich war auf jeden eifersüchtig zu den Benji so verdammt nett war!
 

Der Unterricht ging wie immer langsam vorbei. Als es endlich klingelte erhoben sich alle und nahmen ihre Rucksäcke. Außer Benji und seine Freunde. Wie immer mussten diese nachsitzen, weil sie im Unterricht immer wieder gestört hatten. Meinem Bruder machte das nichts aus, mir allerdings schon. Hätte er heute einmal nichts gemacht, dann würden wir beide wieder nach Hause laufen, zusammen. Allerdings würde der Wunsch mir verwehrt bleiben. Wie immer. Ich seufzte stumm und ging aus dem Klassenzimmer, schob meine Hände in die Hosentaschen und ging schweigend den Gang entlang, hinaus in die Freiheit. Kurz sah ich mich um, entdeckte dann ein paar meiner Freunde und nickte ihnen lächelnd zu, sie erwiderten das. Leider waren sie in einer anderen Klasse, dann wäre der ganze Schulalltag noch erträglicher gewesen. Sie gaben mir Halt und sie stützen mich, wenn mein Bruder mich wieder anschrie oder so was in der Art. Allerdings wollte ich selbst mit ihnen nicht wirklich über die Sache reden. Ich war mir im Klaren, dass die Anderen ziemlich geschockt sein würden, wenn sie die ganze Wahrheit erfahren würden…

Als ich zu Hause angekommen war, war meine Mutter schon am Kochen und fragte mich gleich, wie üblich, wo Benji war. Und ich antwortete das Übliche: “In der Schule beim Nachsitzen.”

“Was ist aus dem Jungen geworden”, hörte ich meine Mutter noch sagen, als ich auf den Weg zu meinem Zimmer war. “Frag ich mich auch, Mum”, murmelte ich leise und ging in mein Zimmer, schmiss meine Sachen in eine Ecke und setzte mich auf den Bett.

Das Essen verlief wie immer still. Meine Mum versuchte uns Beide auszufragen, wie unser Tag so war, doch wir antworteten nur mit knappen Worten. “Gib mir mal die Cola, Freak.” Ich blickte auf meinen Bruder und dann auf die Cola, nickte leicht und griff nach ihr. Meine Bewegungen waren bedacht und ziemlich vorsichtig. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dass Benji mich wegen jedem Scheiß fertig machen wollte. Ich wollte ihm keine Gründe mehr dazu geben. Doch leider zeigte sich meine ungeschickte Seite wieder, die sich leider zur Zeit viel zu oft zeigte. Die Flasche rutschte mir aus der Hand, flog um und da die Flasche nicht gescheit zu war, landete das meiste des Inhaltes auf Benjis Klamotten. “MAN! Kannst du nicht aufpassen!” Gleich sprang mein Zwilling auf und sah an sich herunter, ehe er wieder auf mich sah, mit diesem wütenden Ausdruck in seinen Augen den ich zur Zeit leider viel zu oft zu Gesicht bekam. “Du Flasche kannst aber auch wirklich gar nichts! Sieh mal was du angerichtet hast?!”

Ich blickte etwas ängstlich auf meinen Bruder. “E-Es tut mir Leid..”, stotterte ich gleich. Doch ihn interessierte es nicht. “Man! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du auch noch mein Bruder bist. Du bist doch voll die Lusche!”

Ich blickte immer noch etwas ängstlich auf Benji, doch mein Blick wurde nun etwas härter und ernster. “War mache ich nur falsch?!” Gleich sprang ich auf und blickte meinen Bruder nun sauer an. Meine Mutter hatte das beobachtet und versuchte uns nun zu beruhigen: “Jungs, beruhigt euch!”

Doch wir hörten nicht auf sie. “Tut mir Leid, dass ich dein Bruder bin, okay? Ich kann nichts dafür! Und wenn ich ehrlich bin, wäre es mir auch lieber, wenn wir keine wären!” Sauer stampfte ich davon und hörte nun das ’Fick dich doch’, was mein Bruder mir zuwarf.

Ich war wirklich wütend. Aber nicht nur das. Ich war enttäuscht und verletzt. Ich hatte keine Ahnung, was in meinen Bruder gefahren war. Er war früher nicht so. Nie. Und jetzt auf einmal war es so krass. Als wir damals auf die Highschool gingen, war es nicht so schlimm. Aber jetzt seit einem Jahr, war das so extrem!

Ich konnte nicht mehr. Absolut nicht mehr… deshalb verließ ich auch das Haus.
 

Irgendwann am Abend kam ich nach Hause. Meine Mutter sollte schon nicht mehr da sein. Benji war sicherlich bei seinen Freunden, denn es war Freitag. Jeden Freitag Abend war Benji weg. Das war schon Routine.

Schweigend schloss ich die Haustüre auf, hatte mich mittlerweile beruhigt. Dennoch wollte ich gerne alleine sein. Flink zog ich mir die Schuhe aus und legte meinen Schlüssel auf eine Kommode, ehe ich nach oben ging. Als ich mein Zimmer betreten wollte, stockte ich. Ich sah wie mein Bruder vor meinem Bett gekniete, den Schuhkarton, welchen ich unter meinem Bett versteckt hatte, lag geöffnet auf meinem Bett und er hielt ein Blatt in der Hand, sah dieses an. Sein Gesicht war so sanft, so ruhig und so gerührt, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. “W-was machst du hier?”, fragte ich etwas unsicher und merkte, wie er zusammen zuckte und zu mir rüber sah. Er war wohl ziemlich überrascht. Doch dann bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, welches mein Herz regelrecht zum Schmelzen brachte. “Du hast die Sachen immer noch aufgehoben?”, fragte Benji und blickte auf das Blatt. Ich nickte und murmelte: “Ja.” “Wow. Das hätte ich nicht gedacht”, Benji schaute weiterhin auf das Bild, während ich mich ihm langsam näherte. Er stand auf und legte das Bild zur Seite. “Hör mal. Ich will mich bei dir entschuldigen”, sagte er dann schließlich und kam auf mich zu. “Ich hätte nicht so fies zu dir sein sollen. Das war nicht fair von mir…” Ich blickte etwas unsicher auf ihn. “Hat dich Mum hier her geschickt?”, murmelte ich dann und seufzte stumm. Sicherlich hatte Mum ihn hier her geschickt. Freiwillig würde er sicherlich nicht hier her kommen um sich zu entschuldigen. Er seufzte tief und schüttelte leicht mit dem Kopf. “Nein. Sie hat mich nur angeschrieen und ist sauer aus dem Haus zur Arbeit gestampft.” Ich nickte leicht, sah dann aber zur Seite. “… warum hast du das alles gemacht?”, fragte ich nun leise und sah wieder auf Benji, welcher sich mir näherte. “Das wollte ich dir gerade sagen… aber ich muss dich vorwarnen. Es fällt mir nicht leicht, okay? Bitte sei dann auch nicht sauer, oder sonst irgendwas.” Unsicher nickte ich, hatte überhaupt keine Ahnung was er mir sagen wollte.

“Ich habe dich schon immer sehr gemocht, Joel. Klar. Du bist mein Bruder und so. Aber als wir in die Highschool kamen, war alles so komisch…”, sagte er leise und kam mir noch ein wenig näher, stand nun direkt vor mir. “Ich weiß nicht wie ich es erklären soll… aber ich hab angefangen mich richtig für dich zu interessieren. Ich hab dich oft beobachtet. Zu oft. Immer wenn du mich angesehen hattest, fühlte ich mich komisch. In mir explodierte etwas und ein Sturm ist ausgebrochen. Ich konnte es mir nicht erklären warum es so war, dachte es wäre nur ein Phase gewesen oder so was. Aber es wurde nie besser. Im Gegenteil. Es wurde schlimmer, stärker, intensiver. Ich dachte das wäre, weil wir so arg aneinander hingen oder so was. Aber ich fühlte mich wegen dir immer so komisch und es hatte mich fast wahnsinnig gemacht. So kam es dazu… dass ich nicht mit, aber auch nicht ohne dich konnte, Joel…” Er holte Luft und schloss kurz die Augen, nahm dann mein Gesicht in seine Hände und näherte sich mit meinem Gesicht.

Ich merkte, dass ich wohl gerade ziemlich rot anlief und ich mächtig nervös wurde. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Knie waren so weich wie Butter und in meinem Hals bildete sich ein mächtiger Kloß. Ich sah in seine Augen. Sie hatten sich immer noch nicht verändert. Immer noch so braun und so verdammt süß und unschuldig. “Es tut mir Leid, dass ich dir mit meinen Verhalten so weh getan habe… ich weiß ich darf es eigentlich nicht, wir sind Brüder und dazu noch Zwillinge, aber…. Ich liebe dich…”

Ich merkte, wir mir das Herz in die Hosen rutschte. Besonders, als sich die Lippen meines Zwillingsbruder auf die Meinen legten…
 

Dieser Kuss war unbeschreiblich. Es war der Schönste, den ich je in meinem Leben gehabt hatte. Natürlich hatte ich ihn erwidert. Egal ob wir Brüder waren oder nicht. Ich liebte Benji! Ich liebte ihn abgöttisch. Es war nur schade, dass wir unsere Liebe geheim halten mussten. Aber es wäre besser für uns. Es war einfach besser… und das hatten wir auch an diesen Tag beschlossen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Origamisalami
2010-07-16T19:52:30+00:00 16.07.2010 21:52
Fininininii~ <3

Ja, gerade habe ich noch drüber gelesen und nun steht sie hier schon drinnen.
Sehr schön. Mir gefällt die Story echt gut, sie ist süß. Joel hat mir echt leid getan, und das mit dem Bild war echt knuffig und das Ende und ja..
Ich fand sie toll :3

Ich habe wahnsinnig gerne für dich Beta-gelesen, my lovely Daughter.

Ich hab dich lieb und liebe Grüße
Bea <3


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