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Cita moris ruit.

... zu diesen Stunden
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Auf ein Neues.

Ich weiß, das Kapitel ist lange geworden, war eigentlich nicht wirklich beabsichtigt, aber was soll’s. Dann habt ihr hoffentlich etwas mehr und etwas länger Spaß beim Lesen.
Zum letzten Kapitel muss ich gestehen, es war beabsichtigt, es so verwirrend zu schreiben und ich hoffe, dass das hier nicht ganz so irritierend ist, denn das liegt dann dieses Mal wirklich nicht in meiner Absicht. Jedenfalls hat mich das Kapitel alle Nerven gekostet, wie eben die anderen beiden auch und manche Stellen habe ich 6 oder 7 Mal durchgelesen und immer wieder korrigiert. Falls ihr noch Fehler findet, wäre ich froh, wenn ihr sie mir mitteilen könntet. Ja ansonsten, hoffe ich, dass das Kapitel befriedigend ist, obwohl, das ist es sicher nicht… Bevor ich noch weiter plapper, das bisschen macht das Kraut zwar auch nicht mehr fett aber, wünsche ich viel Vergnügen.

Here we go
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different plans

»Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate, gar Jahre zählen so viel Erlebtes, welches immer Narben hinterlässt, am Körper darf es sich Erfahrung, ja Leben, nennen, im Herzen, in der Seele heißt es Liebe. Und jeder nennt sich Abenteurer, mutige und feige, jedoch schlimmer ist die Angst in der Liebe, denn da herrschen immer nur Bettler, niemand darf fordern, noch bestimmen.«
 

»Seconds, minutes, hours, days, months, even years count so much experienced which always leaves scars, in the body it may be called experience, life, in the heart, in the soul one says love. And everybody is called adventurer, courageous and cowardly, however, more badly the fear is in the love, because there only beggars always rule, nobody may demand neither nor to determine.«
 


 


 


 


 

Schwarz. Weiß. Kein Grau. Ein äußerst mikriges Sichtfeld war gewählt worden, wenn die Menschen bedenken würden, dass sich ein weiteres, wesentlich breiteres Spektrum bot als dieses. Die Entscheidungsfreiheit außer Acht gelassen spielte das Leben trotzdem nicht nach Normen. So zeigte der Wind des Schicksals, zufällig eine schöne Fügung, im Frühling 2015, wo die meisten Schüler einen Platz im Grünen suchten, in der Sonne badeten und das Leben in vollen Zügen genossen, während andere wenige, Einzelne, sich in dem großen, triesten Turm namens Bibliothek verkrochen, 15 Stock in den Himmel ragend, und in dem mächtigen Sammelsurium dem Staub beim Wachsen beobachteten, in dieser Fahle, dessen schmale, hoche Fensterscheiben viel zu verdreckt fast kein Licht durchblitzen ließen und die dicken Mauern die Klänge des eifrigen Vogelgezwitschers beinahe völlig dämmten, seine Kraft. Sein Spiel.
 


 

Das Jahr schrieb Ende Oktober und die Abschlussprüfungen wurden heiß diskutiert, weswegen auch Gale lieber ihre Nase in ein Buch statt in eine Blume steckte, und ihre Sinne von den Sätzen benebeln ließ, statt dem Duft des Gewächs verfallen. Sie wollte sich für’s Leben wappnen, Blumen lehrten nichts. Und das Mädchen gehörte nicht zu den Menschen, deren Blut nach dem Winter bei den ersten warmen Sonnenstrahlen zu rasen begann, deren Herzen just höher schlugen, als seien sie nach einem langen Schlaf, einer Starre, erwacht. Sie hatte sich nicht von dem Rausch des Frühlings anstecken lassen, wie viele ihrer Kolleginnen, die hurtig, wie Bienchen emsig, auf Männerfang gegangen waren. Die Schülerin hatte ganz andere Ziele vor Augen, darum vergub sie sich Tag und Nacht in diesem Turm und lernte, ja sie gerhörte zu den wenigen, die sich lieber in die Dunkelheit verzogen als draußen, außerhalb der Mauern ihre Jugend zu leben.
 


 

So unerwartet, wirklich überraschend, war es für Gale auch, als sie eines Tages in der Bibliothek von ihrem Buch aufblickte und feststellte, ein Junge saß bei ihr am Tisch. Aprubt schlug sie ihren Wälzer zu und musterte ihn mistrauisch, während er, zurückgelehnt, sie nur anlächelte und die Arme verschränkte.

„Eine Stunde.“, murmelte ihr Gegenüber mit noch süffisanteren Zügen.

„Wie bitte?“, platzte es aus ihr, weil sie weder verstand, was er meinte, noch, was er wollte, sie kannte ihn ja nicht einmal wirklich – Quidditchspieler, aus die Maus.

„So lange bist du da gesessen ohne mich zu bemerken.“, informierte er sie und beugte sich lässig zu ihr, faltete seine Hände und konnte nicht anders als weiterhin zu lächeln.

„Oh Entschuldigung, dass ich nicht gleich in Ohnmacht gefallen bin, wie du den Raum betreten hast“, spie Gale abwertend. Nur wenige Sekunden bei der ersten Begegnung genügten um herauszufinden, ob Sympathie oder Antipathie herrschte, und diesen Kerl empfand Gale als äußert ungehobelt, frech und selbstgefällig, kurz, er hatte es sich verscherzt.

„Draußen scheint die Sonne, warum vertreibst du deine Freizeit hier?“, wollte er wissen und sah ihr nach, als die junge Hexe ihre Sachen gepackt hatte und aufstand um zu gehen.

„Weil ich Pläne habe, im Gegensatz zu dir. Verplämper deine Zeit, mir egal.“,erwiederte das Mädchen monoton und stolperte hinter die Regale, nicht alleine, denn kaum war er aufgesprungen, rannte er Gale nach.

„Ganz schön große Töne.“, lachte er und lehnte sich gegen das Regal, in welches sie die Bücher räumte.

„Sag mal hast du nicht irgendeine Freundin, die du mit deiner Anwesenheit belästigen kannst?“, stöhnte das Mädchen genervt und blinzelte ihn an, da er keine Anstalten machte zu verschwinden.

„Randey William.“, stellte er sich vor und hielt ihr die Hand hin. Gale musterte ihn nur weiter mistrauisch und schritt dann einfach an ihm vorbei.

„Ich mag Mädchen mit Biss.“

Und dann blieb sie stehen und drehte sich langsam um.

„Ich habe noch was zu tun, also.“, murmelte die Hexe in desinteressierter Tonlage, das „bis dann“ hatte sie sich bewusst gesparrt, Gale wollte ihn freilich nicht wieder sehen.

„Tschüss Gale.“, sagte Randey, und wieder zeichnete sich dieses Grinsen auf seinen Lippen, während er seine Hände in die Hosentaschen schob. Konnte es ihm denn niemand aus der Visage wischen? Ein Wunsch, der Gale unerfüllt blieb.

„Ciao, … wie auch immer.“, meinte sie monoton, und freute sich insgeheim, als er sie geschockt anstarrte, weil sie seinen Namen nicht gesagt hatte, natürlich hatte sie ihn sich gemerkt. Dann eilte das Mädchen aus dem Turm.

„Ein ganz schön harter Brocken.“, murmelte Randey und schaute ihr verwundert nach.
 


 


 

*
 


 

„Hey warte, Gale! Stop!“, hallte die vertraute Stimme den Gang entlant von den Wänden wieder, gefolgt von den eiligen Schritten, winkend rannte der kleine Junge dem Mädchen nach. Und sie drehte sich um und wartete auf ihn, ihren kleinen Bruder, den Erstklässler. Heuchend kam er neben ihr zum Stehen und wollte schnaufend wissen, als er ihren bitteren Blick bemerkte:

„Wer, beim donnernden Hippo-, ist dir heute vor deinen Zauberstab gelaufen?“

Das Mädchen klemmte sich ihre Tasche fester unter den Arm und wandte sich sauer murmelnd ab.

„Ich mag Mädchen mit Biss, Arschloch.“

Die Augenbrauen des kleinen Jungen schossen in die Stirn:

„Das muss ich jetzt aber nicht verstehen, oder?“

Und wie erwartet antwortete das Mädchen: Nein. Gemütlich setzten sie ihren Weg fort in ihren Gemeinschaftsraum. Bei dem großen Portrait des wütenden Scott Swarres blieben sie stehen und Gale murmelte:

„Reinblut.“
 


 

Der kleine Junge schritt zurück als das Gemälde zur Seite sprang, sog die Luft ein und schlich seiner Schwester nach, wiederstand dem Drang, sich bei der Schülerin festzuhalten.

„Du bist schon oft genug alleine durch. Sei kein Feigling.“, tadelte Gale mit stechendem Blick ihren kleinen Bruder, da sie seine Gesten bemerkt hatte, der monoton erwiederte:

„Ja schon, aber ich mag ihn nicht sonderlich. Auch wenn er nicht wirklich wütend aussieht.“

Gale ließ sofort die Schultern hängen, sie glaubte es nicht.

„Sein Name kommt auch nicht davon, sondern von wüten, lernst du alles noch, keine Sorge.“, gab sie bissig von sich und sparzierte schnurstracks zum Sofa und forderte ihrer kleine Nervensäge auf neben ihr zu sitzen.

„Was hättest du eigentlich gemacht, wenn du nicht nach…. Wenn du nicht in dieses Haus gekommen wärst?“, wollte der Junge noch wissen, der nicht lange zögerte und seine Schwester neben sich erwartungsvoll anblickte. Gale, die sich ein Buch aus ihrer Tasche gekramt hatte, blickte ihn stutzig an.

„Wieso sollte ich mir darüber Gedanken machen? Riddle kam doch auch nach Slytherin.“

Der Junge nickte langsam. Ihre Logik hatte wohl gute Ansätze, dennoch keine Garantie. Der Junge lehnte sich zurück in die Kissen und starrte gen Decke.

„Das Medaillon, hätte es dich denn etwa in ein…“, ihre Frage war noch nicht einmal zu ende gestellt, hörte Gale auch schon ein bitteres Nein.

„Wirklich nicht?“, hakte sie nach und blickte den Kleinen besorgt an.

„Ich weiß nur manchmal nicht, wo ich hingehöre….“, murmelte er und wandte den Blick nicht von der Deckenmalerei ab.

„Zu uns, wir sind doch deine Familie. Ich brauch dich doch, du kleiner Racker!“

Bei dem bösen Blick ihres Bruders musste Gale sofort wieder lachen, sie wusste, wie sehr er es hasste solche Spitznamen aufgebrummt zu bekommen.

„Und Papa und Mama brauchen dich auch. Wir haben dich doch lieb.“, fuhr die Hexe dann fort und legte das Buch beiseite und drückte ihren keinen Bruder an ihre Brust.

„Gale, lass das.“, brummte er monoton und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien. Scheinbar hatten ihn ihre Worte nicht berührt, deswegen seufzte die Schülerin schwer, was ihr Bruder gekonnt überhörte.

„Hast du nicht Training?“, fragte das Mädchen schließlich und der Kleine sprang auf, rannte in sein Zimmer und holte seine Sachen.
 


 

Das Portrait schwang abermals auf und der Elfjährige wollte hinaus.

„Bist du stolz?“, bei der Stimme seiner Schwester Gale fror der Schüler in der Bewegung ein. Er drehte sich zu ihr und grinsend antwortete der Bub kurz angebunden:

„Der Stolz der Schlangen.“

„Ja, irgendwann sicher!“, lachte Gale und blickte wieder in ihr Buch, das sie im großen, gutgepolsterten Sessel neben dem Kamin las.
 


 


 

*
 


 

„Er hat den Quaffel! Er hat den Quaffel! Der junge Belvertyford[Belwörteiford] hat William den Quaffel abgejagt!“, schrie Eleena Harrison, eine Sechstklässlerin aus dem Hause Forsake, heiser und schweißgebadet auf der Tribüne mit ihrem Zauberstab, den sie an ihre Kehle hielt. Eines der letzten Quidditch-Spiele dieses Schuljahres, ein Entscheidendes an diesem warmen, allerdings bewölten Dezembertag, es war Anfang des Monats, hielt die Gemüter in Schach, Belvery[Belweri] spielte gegen Pinna.

„Ein guter Pass zu Lewington.“, lobte die Moderatorin den Spieler Belvertyford neidlos, obwohl ihr Freund Pinna’s Hüter war.
 


 

Wenige Momente später brach ein Haus in Jubelei aus, Lewington hatte den Quaffel im Tor samt Hüter versenkt. Die Zuschauer sprangen auf, klatschen und schrien. Auch Gale, die zu ihrem kleinen Bruder sah, und ihre Augen glänzten, glücklich, seine Leistung anerkennend, er war der Jüngste im Team, war voller Euphorie aufgesprungen und schrie – und dabei interessierte sie sich nicht sonderlich für diesen Sport.

„Es steht 60 zu 40 für Belvery, und ich schwöre, hätte euer Gründer diesen Wurf gesehen, Mister Belvery wäre stolz auf euch gewesen! Wa…“, hallte Eleenas Stimme über die Fläche, bis sie auf den Blick ihres Freundes traf, dann verstummte die Schülerin.
 


 

Pinna’s Hüter Geoffrey Stones schwang sich unverletzt auf den Besen und blickte sich um. Der Quaffel war wieder im Spiel, in Ballbesitz, wieder einmal, Randey William. Der Schnatz war bis jetzt nirgends zu sehen. Die Luft war geladen. Alle fieberten mit, wie der Jäger die gegnerische Mannschaft hinter sich ließ, fast alle, bis auf Vincent O’Stinay, der sich lieber einem Roman widmete als dem stürmischen Treiben zuzuschauen. Er interessierte sich nicht für Sport, wirklich nicht, aber er empfand es als seine Pflicht bei jedem Spiel anwesend zu sein, wenn er schon dem Wunsch seiner Eltern nicht nachkam und für Pinna spielte. Das Schreien, Mitfiebern oder Getrampel seiner Hausgenossen bekam er gar nicht mit. Erst als die Ersten Tropfen auf ihn prasselten, blickte er auf.

„Das gibt es doch nicht! Der Schnatz! Der Schnatz flattert nur wenige Meter hinter Leila Twain und sie merkt es nicht!“, schrie Eleena und wurde sich augenblicklich ihres Fehlers bewusst, als sich die Sucherin umdrehte und die goldene Kugel gen Erde fiel, stürzten beide, Twain und Dannings, hinterher. Pinnas Sucher Simon Dannings hatte seine Vorteile, er war kräftig, wendig, um Hausecken größer und nicht immer fair, deswegen rempelte er auch Leila an, die es, zierlich wie sie war, fast vom Besen riss.
 


 

„Tor! Tor! 50 zu 60! Pinna holt auf!“, jauchzte Eleena springend und umarmte in ihrer übermäßigen Freude den erstbesten Lehrer, den sie in die Finger bekam, andere Schüler an diesem Platz gab es nicht, denn nur die Moderatoren durften sich auf die Lehrertribühne trauen. Das Spiel wurde härter, die Spieler vom Regen durchweicht, mit steifen Fingern hileten sie sich an den rutschigen, glatten Besen fest soweit die Möglichkeit bestand, und die beiden Sucher noch immer in Sturzflug. Belvertyford diesmal den Quaffel unterm Arm wich einem Klatscher aus, ehe er abspielte. Dann, der Schnatz stoppte – viel zu schnell für Dannings, welcher, Twain abgehängt, an der Kugel vorbeisauste – und in die entgegengesetzte Richtung zischte.
 


 

Nach 136 Minuten war das Spiel zu Ende, Twain hielt voller Stolz den kleinen geflügelten Ball in ihrer Rechten, schwer keuchend blickte sie zu ihrem Captain Lewington Richard, der den Sieg noch gar nicht wirklich realisiert hatte.
 


 

„Nicht schlecht für einen Anfänger.“, rief Randey William mit einem Grinsen auf den Lippen als wenige Meter weiter der Jäger Belvertyford landete. Der Junge blickte ihn zuerst verdutzt an, schließlich zeichnete Schalk sein Gesicht.

„Hey Randey! Sieh mal, wer da kommt!“, mischte sich nun Dannings ein, schulterte seinen Nimbus und stapfte zu den Umkleidekabinen, grinsend, weil William sich aufgeregt, nervös umsah.
 


 

Sein Mund wurde trocken als er Gale über den Rasen rennend entdeckte.

„Du warst großartig!“, schrie sie schon von weitem, und Randey stutzte. Würde sie ihm etwa gratulieren? Obwohl ihr Haus gewonnen hatte? Obwohl er verloren hatte… Ehe er sich versah, zog Gale den elfjährigen Jäger in eine liebevolle Umarmung und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, in seinem Magen regte sich etwas, ähnlich wie Eifersucht und es fraß ihn auf. Wieso um alles in der Welt fiel sie einem Kind um den Hals?

„Dass muss ich unbedingt unseren Eltern schreiben zu welch einem Spieler du dich gemausert hast!“, freute sich die Schülerin und der Junge versteifte sich sofort, er mochte solche überschäumenden Anwandlungen seiner Schwester nicht sonderlich, noch nie.

„Und ich dachte schon, du kommst um mich zu trösten.“, schmollte Randey, während er sein blaues Trikot auswringte, das er aus einer Laune heraus über den Kopf gezogen hatte, sein Mundwerk war wieder einmal schneller als ihm lieb, und so blickte er die beiden an, etwas enttäuscht, er hatte sich falsche Hoffnungen gemacht.

„Aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr Geschwister seid.“

Und da hatte er sie, die vollkommene Aufmerksamkeit Gale’s und ihres Bruders.

„Da muss ich dich enttäuschen.“, gab das Mädchen aufmüpfig von sich und es und ihr Bruder fuhren just auseinander. Doch der Blick der Schülerin haftete auf Randey, wie er einfach so oben ohne dastand und seine Bauchmuskeln demonstriete. Und Gale wollte gerade etwas Beleidigendes sagen, weil sich William wie saures Fleisch anpries, als ihr Bruder ihr zuvorkam.

„Du, ist er das Arschloch, der zu dir gesagt hat, er steht auf Frauen, die die Krallen ausfahren?“, murmelte unschuldig der junge Jäger und blickte Randey mit großen Augen an.

„So hat er es nicht gesagt.“, erwiederte Gale kleinlaut, unsicher und die Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, den Blick nun nicht mehr auf Randey sondern den Boden gerichtet.

„Egal, kommt auf dasselbe.“, zischte ihr Bruder und seine Züge härteten sich. Schließlich nahm er seine Schwester an der Hand und zog sie von der Spielfläche, wohl bewusst, dass sie einen geschockten William zurück ließen.

„Arschloch?“, hallte in dem Kopf des Jägers des Hauses Pinna wieder.
 


 


 

*
 


 

Kaum hatte das neue Schuljahr begonnen, waren die profisorischen Pläne ausgeteilt, die ersten Aufgaben in den Köpfen der Lehrer, saß Gale auch schon wieder in der Bibliothek zwischen ihren Büchern, vertieft in einen Roman, den sie in den Sommerferien zu lesen begonnen hatte.

„Verzichtest du neuerdings auf Stühle? Sehr interessant.“, diese wohlbekannte Männerstimme ließ sie aufblicken, Randey William stand neben ihr und rutschte die Mauer hinunter, an der sie sich selbst anlehnte, in einem der hintersten Gänge im obersten Stock.

„Es ist immer wieder schön mit deiner Anwesenheit beglückt zu werden, Stalker.“, brummte die Schülerin und verdrehte genervt die Augen. Wieder einmal umspielte ein Lächelen seine Lippen. Angewiedert schlug Gale das Buch zu. Er war penetrant, aufdringlich, besaß alle Eigenschaften, die sie hasste. Die Hexe blickte ihn an, wartete auf eine weitere Bemerkung seinerseits, die sie, davon ging sie bereits aus, zur Weißglut treiben würde. Doch nichts. Noch nichts. Und dann….
 


 

Ihre Lippen brannten, nachdem Randey William sich zu ihr gebeugt hatte und sie ungeniert, selbstbewusst wie er nunmal war, auf den Mund geküsst hatte, ganz kurz, einen Bruchteil einer Sekunde lang, hauchzart.

„Schönen Valentinstag.“, flüsterte er gelassen, während der Junge Gale die Haare hinters Ohr strich.

„Was soll das!? Du willst wohl einen Kopf kürzer werden, was?“, zischte das Mädchen gehässig und presste ihre Lippen aufeinander. Gale versuchte die aufsteigende Wärme, die langsam ihrem Hals hinaufkroch, das Pochen ihres Herzen, das sie in ihren Ohren noch schlagen hörte, die steigende Röte ihrer Wangen zu ignorieren. Er hatte sie geküsst, Randey William hatte ihr ihren ersten Kuss gestohlen. „Wer sollte das tun? Du?“, erwiederte er lachend und legte einen Arm um sie und stellte mit Vergnügen fest, dass sich Gale an ihr Buch krallte.

„Mein Vater.“, erwiederte die Schülerin trocken und hätten ihre Blicke töten können-.

„Ich glaube kaum, dass er was dagegen hat. Immerhin bin ich der Sohn unseres Zaubereiministers.“, kam es überlegen von dem Jungen und drückte sie etwas zu sich.

„Ein Grund, kein Hindernis, außerdem, wird ihn das wenig beeindrucken. Und glaub ja nicht, dass du damit punkten kannst.“

Er blickte sie interessiert an, wieso sollte das ihrem Vater nicht genügen? Und ohne Aufforderung teilte sie ihm zu seiner Freude oder seinem Leid mit:

„Du bist weder in meinem Haus, noch reinblütig.“

Nun stand sie auf, sie hatte ihm keine gescheuert, auch wenn sie trotzdem wollte, aber Gewalt glich einem Niedergang des menschlichen Geistes, deswegen, und wirklich bloß deswegen, beherrschte sich die Hexe.
 


 

Weit kam die Schülerin allerdings nicht, denn hartnäckig wie Randey war, ergriff er ihre Hand, im selben Moment als er aufstand und drehte sie zu sich.

„Na und? Das sind Wertigkeiten, die heutzutage nicht mehr von Bedeutung sind.“, murmelte er, seine Hand fuhr zu ihrer Wange und wieder lehnte er sich nach vorne.

„Für dich vielleicht nicht.“, zischte das Mädchen und drückte ihn weg.

„Dann bin ich also verboten.“, die Erkenntnis trieb Radney Süffisanz in die Miene.

„Du. Bist. Umverschämt.“, spie Gale, was ihn dazu brachte den Griff zu lockern und einen Schritt zurückzutreten. Das Mädchen atmete tief durch, das gab es doch nicht, was verstand er nicht? War es nicht offensichtlich genug, dass er sie nervte?
 


 

Und da war sie wieder, diese dreiste Abart, die Randey anscheinend zu pflegen hegte. Schneller als Gale reagieren konnte, hatte er die Arme um sie gelegt und zu sich gezogen. Wieder hatte er sie geküsst, und er tat es noch. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, seine wanderten ihren Rücken hinauf, legten sich endlich auf ihre Wangen, und Gale wehrte sich nicht, gelehmt vor Schock rührte sie keinen Finger. Sie ließ es geschehen, dass seine warmen, weichen Lippen immer wieder zarte Küsse auf ihre hauchten, seine Hände ihre Wangen streichelten, durch ihre Haar kneteten oder ihren Hals hinunter zum Schulterblatt fuhren und sie dort auf Ort und Stelle verweilten um sie zu streicheln, langsam vergaß die Schülerin, wer da vor ihr stand, als seine Hand weiter zu ihrer Taille wanderte um sie sanft, liebevoll zu sich zu ziehen, dann dieselbe zu ihrem Bauch mit den Fingerspitzen streichelte, bis kurz vor Brustbeginn, und dann wieder ab Halsbeuge den Hals hinaufstrichen um wieder bei der Wange zu verweilen, seine Lippen mit ihrer Unterlippe spielten und sich langsam von Gale löste.
 


 

Schließlich blickte er sie an, lächelnd, etwas verlegen, aber auch entschlossen – außerdem leckte er sich genussvoll über die Lippen.

„Du widerwärtige, kleine, abscheuliche Kröte.“, zischte das Mädchen bösartig, Schock trat in seine Züge.

„Was bildest du dir überhaupt ein!? Nimm deine Drecksgriffel von mir!“, schrie Gale, schlug seine Hände weg und zitterte Wut. Sie wusste nicht, was da geschehen war, dieses Gefühl so gänzlich fremd, welches ihr butterweiche Beine verlieh.

„Nichts.“, murmelte Randey bitter schluckend.

„Auch wenn ich vulgäre Ausdrucksweisen partout nicht leiden kann und wohl oder übel einsehen muss, dass du keine andere Sprache verstehst… Such dir eine andere zum Flachlegen!“, schimpfte die Schülerin mit dem Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich jemand hören könnte, auch wenn Mister Berts, der Bibliothekar, nicht hinter jedem Regal zu lauern vermochte. Randey sog die Luft ein.

„Das ist eine böse Unterstellung, meine Liebe.“, verteidigte sich William gefasst, ihm fiel sehr wohl auf, dass Gale diese Umstände fast die Tränen in die Augen trieben.

„Ich bin 15, du Lustmolch, such dir eine aus deinem Jahrgang.“, keifte Gale in blinder Rage weiter.

„Na und, ich bin nur ein Jahr älter.“, informierte William sie gelassen.

„Rüpel.“, presste die Schülerin zwischen den Zähnen hervor und schob ihr Buch in ihre Manteltasche, bevor sie sich abwandt.

„Nein, verliebt.“, protestierte er selbstbewusst und sie stoppte. Weil sie sich verhört hatte? Weil sie es nicht glauben mochte? Weil es gemein war so zu lügen? Warum blieb sie dann? Langsam, spöttisch lächelnd blickte Gale zu ihm, war ja klar, verliebt. Aber sicher! Sollte er doch einer anderen die Lügen der wahren Liebe in der Jungend erzählen, die so viele ihrer Freundinnen hören wollten, obwohl sich jeder bewusst war, wie schnell endend und zerbrechlich eine Jugendliebe sein konnte. Sie war kein Monster, nur wusste sie nun einmal ganz genau, wie ihr Leben verlaufen würde, oder zumindest sollte, diese Vorstellungen konnte Gale greifen, wenn sie mochte, und deswegen wandte sich die Hexe auch wieder ab, so gefasst wie möglich.
 


 

„Drumm lasst töricht, blind und dumm mich wandeln, wenn Liebe gleich Wahnsinn und Unvernunft ‘deuten möge.“, faselte der Zauberer gut hörbar mehr für sich als für das Mädchen vor ihm, verträumt. Sie stutzte und ihr Blick ruhte wieder auf ihm, mindestens so ungläubig wie fasziniert.

„Name des Zauberers?“, stellte sie monoton die Frage, die Wut war für kurze Zeit der Neugier gewichen.

„Jean-Marie Dardeautier[Dardotje].“, erwiederte Randey frech.

„Weiter im Text, wenn du kannst. Spuckst ja sonst auch so große Töne.“, stichelte Gale belustigt und verschränkte die Arme, irgendwie gefiel ihr diese Seite des Poeten.

„N'importe quand un cracmols apprendra aussi à pratiquer la magie de Jean-Marie Dardeautier.”, fing der Sechszehnjährige an und grinste breiter, als Gale ihre Tasche zu Boden sinken ließ, denn so schnell würde die Schülerin jetzt nicht gehen.
 


 

„C'est pourquoi faites changer sottement, aveugle et stupide je

bien que l'amour puisse signifier la non-raison la folie en plus.

Comme un cœur seulement à l'un veut encore frapper,

aussi la lumière oculaire purement l'avenir se trouverait découvrir,

le cerveau son penchant pour la réalité perd,

aucun art de magie, elle fut malgré des cœurs, suffirait,

au cas où vainc ces uns, plus fort, la mort,

peut fleurir à la vraie sympathie des fleurs.“


 


 

Er hatte geendet, mit Herzklopfen - welches Trommelschlägen glich, blickte sie nervös an. Noch nie hatte ihn ein Mädchen darum gebeten etwas vorzutragen, und bei Merlin, da gab es einige, doch jetzt Gale, denn immer gab es ein erstes Mal, irgendwann. Er hatte es für diese eine Hexe vor ihm gepaukt, und Gale lächelte sanft. Randey hatte schwitzige Finger, nichts hatte ihn bis jetzt so die Nerven geraubt, als diese Begegnung, natürlich hatte er heute seinen ganzen Mut zusammen gekratzt, sich zusammen gerissen und war unvorbereitet aufgekreuzt. Langsam schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass er auf halbem Weg zu ihr hätte umdrehen sollen, immerhin hatte er sie gesucht.

„Weißt du, was es heißt?“, kam die nächste Frage des Mädchens und er nickte vage, bereit zu übersetzten und die Hexe hob belustigt die Augenbrauen. Soso er wusste was es hieß.

„Sag bloß, du sprichst fließend.“, doch auf diese Frage schüttelte er den Kopf mit der Begründung:

„Mir hat es gefallen, deswegen wollte ich wissen, was es bedeutet. Und der Sinn spricht mich an.“

Vorsichtig ging er einen Schritt auf sie zu, atmete tief durch und lächelte zaghaft.

„Ich bin dir ein Stück voraus.“, ließ Gale den Jungen wissen und amüssierte sich darüber noch etwas mehr.

„Du bist etwas gemein.“, schmollte Randey und stemmte die Hände demonstrativ in die Seiten. Entschuldigend hielt Gale sich die Hand vor den Mund. Und Radney genoss den Moment, wie sie so ganz anders mit ihm umging als üblich.

„Entschuldige, aber du bist sonst so groß drann.“

Und bei seinen nächsten Worten hielt sie unbewusst den Atem an.

„Du bist meistens so abweisend, dass ich mich frage, warum ich dich überhaupt so mag.“

Gale schluckte. Es war ein Traum, lediglich ein Traum, ein Albtraum und sie musste so schnell wie möglich aufwachen. Nichtsdestotrotz….
 


 

„Irgendwann wird auch ein Squib zaubern lernen von Jean-Marie Dardeautier

Drumm lasst töricht, blind und dumm mich wandeln,

wenn Liebe gleich Wahnsinn und Unvernunft ‘deuten möge.“, Gales Anfang war leicht, nichts hatte sie davon abhalten können, die ersten beiden Zeilen zu übersetzen samt Titel, denn auch sie mochte dieses Gedicht, abgesehen davon, wollte das Mädchen sicher gehen, dass er ihr mit seinem Gehabe keine Lügen auftischte, die sie folglich blind für bare Münze nehmen würde. Wenn nötig, würde sie ihm die Schneid abkaufen.

„Als ein Herz nur einem noch will schlagen,

auch ‘s Augenlicht led’glich Zukunft zu erspähen läge,…“, fuhr der Junge fort und auf sein sonst so gelöstes Gesicht schlich sich Ernst und Anspannung, obwohl das Mädchen vor ihm positiv überrascht schmunzelte.

„…das Hirn seinen Hang zur Realität verliere,

keine Zauberkunst, sei sie trotz von Herzen, würde genüg’n,…“, murmelte sie unentwegt weiter und beachtete seinen gebannten Blick so wenig wie möglich, wobei sie nach den ersten Worten ausschließlich zu Boden blickte. Gale empfand es seltsam, wie ihre Sympathie für Randey William stieg, aufgrund eines arscheinfachen Gedichtes, das sie unzählige Male zuvor auch schon gehört hatte, ihre Mutter predigte es, wünschte es ihr immer für’s Leben, mit dieser Liebe zu wachsen, ein Au-Pair oder Kindermädchen hatte es ihr stets zum Schlafen gehen vorgetragen, warum beeindruckte es sie dann so sehr, dass er es konnte? In ihrem Umfeld kannten es doch so viele.

„…falls diese Eine, stärker, den Tod besiege,

Darf wahrer Zuneigung Blumen blüh’n.“, schloss Randey ab und räusperte sich, dieser kleine Vortrag hatte ihm Spaß gemacht, mit ihr. Und da war sie wieder, diese Stille, welche sich schwer auf sein Herz legte und ihn fast zusammen mit seiner inneren Aufregung erdrückte, weil er nichts hinzuzufügen hatte, weil sie ihn einfach immernoch ansah, seit er wieder begonnen hatte diese Zeilen vorzutragen, weil Gale ihn nicht beleidigte. Vielleicht auch, weil sie nicht davonstolzierte, wie diese ettlichen Male zuvor.
 


 

Schließlich senkte er seinen Blick.

„Auswendig gelernt.“, kam es plump von dem Mädchen, etwas weniger fasziniert als zuvor, da sich ihre Stimmung gelegt hatte, und Randey nickte abermals, natürlich hatte er das Gedicht gelernt, bis der Junge es im Schlafe hätte herunterrasseln können.

„Ich glaube kaum, dass du dich für einen hirnlosen Muskelprotz interessierst.“,

entschuldigte sich William kleinlaut.

„Tu ich auch nicht.“, eine knappe Antwort, und der Zauberer blickte Gale wieder an. Die Schülerin lächelte wieder.
 


 

Es gab Dinge im Leben, Momente, die ein Verstand nicht unbedingt, zwingend, begreifen mochte. Zu jenen Augenblicken zählte der diese.
 


 

Denn da waren sie wieder, die Symptome, das Herklopfen, die Röte, das Kribbeln, die Gale wenige Minuten zuvor bereits schon einmal heimgesucht hatten. Und William, der Pinna, schöpfte Hoffnung und mit zittrigen, schwitzigen Händen einschließlich trockenem Mund hielt er ihr seine Hand entgegen, wesentlich schüchterner.

„Ich mag dich, Gale.“, flüsterte der Junge fast, ehe sie zaghaft seine Hand ergriff und er sie zu sich zog. Randey strich der Schülerin die Haare aus dem Gesicht, betrachtete sie eingehend mit glänzenden Augen, ehe er sich noch einmal traute und seine Lippen vorsichtig auf ihre legte. Als sie ihre Arme schüchtern um seinen Hals schlang und den Kuss unsicher erwiederte, zündete in seinem Magen ein Feuerwerk, und in dem Moment wollte er Gale an sich drücken, sie nie wieder los lassen, doch das Kribbeln in seinen Fingern, die angenehme Wärme, hinderten ihn, nicht weil sie ihn lehmten, oder gar die Geste, nein er genoss schlicht den Moment mit den fliegenden Schmetterlingen in seinem Bauch in diesem Herbst, wo doch draußen alles langsam starb, begann in ihm etwas Neues – es keimte vor Monaten, entwickelte sich zur Knospe mit den Begegnungen und durfte erblühen in der unglaublichsten Situation - mit Gale.
 


 


 

*
 


 

Tosend, pfeifend heulte der Wind über das Gelände. Die Kacheln des Daches schepperten immer wieder, so stark als würden sie jeden Moment davon fliegen. Die hochen Fenster bebten und quietschten. Um kurz vor Mitternacht hatte er sich aus seinem Bett geschlichen, Mitte Juni 2015. Auf leisen Solen stahl er sich in den Gemeinschaftsraum, natürlich hatte er nicht vergessen, dass ihm Dannings diesen Brief zugesteckt sowie er ihn vor zwei Tagen vor der Gewaltigen Eingangspforte angerempelt hatte.

„Komm bei Neumond, wir warten vor der Feder.“, war da drauf geschrieben worden, auf das Pergament. Und im Stillen fragte er sich, was dieser Simon nun wieder ausheckte. Und nun stand er da, vor dieser besagten Feder, dem Zeichen seines Hauses, wenn das Wappentier außer Acht gelassen wurde. Und er war alleine.

„Na endlich.“, hörte er gelangweilt hinter sich sagen und ruckartig drehte er sich um.

„Trödel hier nicht rum, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“, murmelte Dannings, der völlig angezogen vor ihm stand.

„Aber….“, wand er ein und sah Simon seinem Quidditchkollegen nach, wie er den Raum verließ, dennoch konnte er nicht anders als ihm zu folgen.

„Was gibt es zu besprechen, das wir hier nicht auch konferieren können? Immerhin trage ich nur meine Boxershorts!“, doch die Hälfte von dem, was er protestierte, schien sein Sucher zu überhören.

„Die Wände haben Ohren.“, war die knappe Antwort. Er seufzte genervt, konnte ihm denn keiner eine klare Antwort geben? Wie wäre es mit, warum trafen sie sich mitternachts? Weshalb nicht im Gemeinschaftsraum? Oder, wohin wollten sie? So viele einfache Fragen, die sicher irgendeiner der restlichen Anwesenden gut und gerne klären konnte, wenn auch nicht unbedingt Simon.
 


 

Er hätte sich dafür schellen können einfach blind mit zu laufen, mit dem Strom, mit den ganzen anderen Idioten, die Dannings gefolgt waren. Denn nun befand er sich vor der Gewaltigen Eingangspforte und Simon hatte nichts Besseres zu tun als sie sperrangelweit zu öffnen und rauszustapfen, kein Wunder dass sich Dannings angezogen hatte, wie der Rest. Es war Winter, da mussten nicht notwendigerweise dessen Eigenschaften aufgezählt werden, wie bitterkalt oder der Schnee lag kniehoch. Es entfuhr ihm ein kehliges Lachen, denn das grenzte an Irrsinn und die Tatsache, dass er leicht bekleidet wie er war, trotzdem folgte. Was konnte er sich denn schon holen? Etwas Schlimmeres als eine Strafarbeit bei Ravia Foxtra, gab es nicht an dieser Schule und diese Frau lehrte sogar ihren Kollegen gerne noch das fürchten. Hätte er sich jemals eine verbitterte, übergebliebene, alte Jungfer vorgestellt, sie hätte genauso ausgesehen wie diese Lehrerin, sie stellte den Inbegriff des Schreckens dar, mit Sicherheit die schlimmste Lehrkraft des Kontinents.
 


 

Und irgendwann erreichten sie ihr Ziel, den alten Pavillion am Ufer, wo die Weiden durch den Wind gegen die Säulen peitschten. Dannings stellte sich in die Mitte, flüsterte Lumos und setzte sich auf den vom Wetter nassen Boden.

„Und welche besondere Ehre wird mir jetzt zu Teil, da ich in Kauf genommen habe, dass mir womöglich alles abfriert?“, brummte er und setzt sich Simon gegenüber. Er flüsterte ein paar Worte um sich zu trocknen und zu wärmen, denn die Kälte bescherrte ihm Gänsehaut und seine Finger und Füße schmerzten bereits vor Kälte. Es war eine Schnapsidee, die Dannigs ausgetüftelt hatte, da war er sich bewusst, leider etwas zu spät- später als ihm lieb war. Ach, wäre er bloß im Bett geblieben…
 


 

Am liebsten hätte er Dannings das spitzbübische, widerwertige Grinsen aus dem Gesicht gewischt, als er besonnen fragte:

„Poker?“

Er ballte seine Hände zu Fäusten, er wäre ihn so gerne angesprungen, und da hörte er seinen Namen.

„Randey William, lass das! Und du klär uns mal auf, Simon.“, ärgerte sich Geoffrey Stones, der sich gegen eine Säule lehnte, geschält, in schwarzem Mantel mit dem Pinna-Abzeichen, dem saphirblauen Schal, in Stiefeln und seinen Lederhandschuhen. Dabei brach der Sucher lediglich in schallendes Gelächter aus. Es war ja auch wirklich witzig, diese Situation.

„Dannings, bei deinem innig geliebten Schnatz, wenn du nicht bald redest, tu ich etwas, das dir ihn deinen schlimmsten Quidditch-Albträumen nicht wiederfahren könnte.“, drohte Randey und verschränkte die Arme.

„Ich will zukünftig nicht als Mädchen rumrennen, wenn du verstehst, falls doch, lass ich dich das gleiche Schicksal erleiden.“, drohte William noch einmal und sein Gegenüber lachte nur noch mehr – womöglich weil Sechstklässler Fünftklässler nicht ganz so ernst nahmen.
 


 

Sowie er sich wieder beruhigt hatte, meinte Pinna’s Sucher gelassen:

„Wie wäre es mit einer kleinen Wette?“

So so, wegen einer bescheuerten, nichtsnutzigen Sache hatte Randey also seinen Arsch aus dem Bett gehoben, war das Risiko eingegangen von Lehrern erwischt zu werden und… - Schluss damit, geändert konnte es ja doch nicht werden.

„Wenn sie gut ist.“, erwiederte Geoffrey interessiert und trat näher.
 


 

„Ich wette, ihr habt alle nicht so viel Eier in der Hose um mir euren nächsten Stich zu nennen.“, lachte Dannings und William entgleisten für einen kurzen Moment die Züge.

„Für mich hat sich das hier erledigt.“, murmelte der Qidditch-Captain und wandte sich ab.

„Ach Geoffrey, sag bloß, dass du deiner Forsake treu bist!“, erwiederte Simon monoton, mit großen Augen, der Schock saß tief.

„Du hast noch nie geliebt, Dannings.“, informierte ihn Stones leicht aggressiv, als er die Stufen runterstieg und den Rückweg antrat.
 


 

„Einsatz?“, kam es von Randeys Linken, und als er den Jungen erkannte, fragte er ungläubig:

„Du bist doch Zwölf. Nicht etwas jung für solche Spielchen?“

Doch der Junge lachte nur und erwiederte:

„Früh übt sich.“

Ja, Todd Dannings glich seinem älteren Bruder bis aufs Letzte, erschreckend wie abscheulich.

„Eine Kiste Butterbier.“, gab Simon neutral von sich, ein gehässiges Grinsen zierte seine Lippen.

„Libby aus meinem Jahrgang. Libby Owen.“, gab Todd bekannt und blickte zu Randey, der immer mehr glaubte, er sei im falschen Film.

„Und über wen rutschst du drüber?“, ein wissendes Grinsen zierte Simons Lippen, denn ihm war bewusst, dass William höchstwahrscheinlich kneifen würde.
 


 

„Für zwei Steigen Butterbier und drei Kisten Feuerwiskhey lasse ich es dich wissen, Simon.“, er wusste nicht woran es lag, dass er das gesagt hatte, viellecht lag es an der Kälte, vielleicht auch in der Hoffnung, dass Dannings dieser Preis zu hoch sein würde, weswegen er ihm die Hand zum Einschlag hinhielt.

„Gilt.“, wer zögerte, zeigte Angst und Schwäche, deshalb war Simon darauf eingegangen, und Randey wurde sich seines Fehlers schalgartig bewusst, ihm beschlich die Ahnung, er hätte gehen sollen, wie Stones.

„Belvertyford.“, rutschte es William raus ohne lange zu überlegen oder zu warten, hatte er dieses Mädchen namens Gale doch noch nie mit einem Jungen gesehen.

„Und wer ist die Dumme, von der du denkst, dass sie sich von dir schnakseln lassen wird?“, wollte Randey nun bissig wissen.

„Twain wird mich kennen lernen.“, grinste Simon und fügte hinzu:

„Du wirst es nie schaffen Belvertyford zu stopfen, die Kiste gehört mir.“

Unbeeindruckt erwiederte Randey:

„Freu dich mal nicht zu früh. Wart’s nur ab!“

Noch war nicht aller Tage Abend….
 


 

Lichter gingen an. Jemand hatte sie entdeckt. Die Schüler sprangen auf, ohne lange zu fackeln rannten sie los. Sie scherrten sich nicht, ob sie wirklich erwischt werden würden. Randey dachte an ganz andere Dinge, an die Wette, den Einsatz, den Preis. Ja, er hatte ein neues Ziel vor Augen, Gale. Sicherlich war sie nicht unansehnlich. Und er wollte gewinnen, um alles in der Welt, in seiner Welt, möge er lügen, betrügen, ihr etwas vorspielen. Warum denn nicht? Er war jung. Und er wollte seinen Spaß, warum nicht mit ihr? Er war sich sicher, er würde ihn bekommen, mit etwas Zeit und Verständnis, fraß sie ihm schneller aus der Hand, als er zu hoffen vermochte. Und so rannte er in dieser Nacht, dachte nicht an seine Kollegen, jeder war sich selbst der Nächste. Und Gale, ja Hexen wie Belvertyford gab es wie Sand am Meer, würde sie nicht an ihn geraten, einen anderen seines Schlages träfe sie sicherlich, früher oder später, vielleicht, irgendwann.
 


 


 

*
 


 

Die Sonne flutete das Zimmer, ein selten schöner Tag, wenn auch etwas windig im Spätherbst 2016. Das Schuljahr schrieb bereits Ende Mai, das Halbjahr war so gut wie vorbei, als Gale gendakenverloren vor ihrem Schrank stand und sich ein dunkelgraues, knielanges Wollkleid an den Körper hielt, mit schmalen Ärmeln, die fast bis zu den Ellenbogen langten und mit Spange verschlossen wurden. Genervt blickte sie erneut in ihren Schrank, dass das auch immer so schwer sein musste? In diesen Momenten wurde ihr immer wieder bewusst, wie sehr sie Dates hasste. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und etwas deprimiert hing sie das Kleid zurück und knallte die Schranktüren grob zu.
 


 

Warme Hände berührten sachte ihre Seiten und fuhren liebevoll, zärtlich um ihren Bauch, sie zuckte zusammen, schrie kurz auf und reckte ihren Kopf zur Seite, hielt inne, als sie weiche Lippen auf ihrer Wange versprüte. Sie stutze, sowie sie in warme braune Augen blickte.

„Randey, was um alles in der Welt machst du hier in den Mädchenräumen, und vor allem in meinem Zimmer?“, Gale ließ die Schulter hängen und drehte sich langsam zu ihm um.

„Ich hatte Sehnsucht nach dir.“

Und dann drückte der Schüler ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Ich weiß zwar nicht, wie du das Passwort zu Belvery erfahren hast, aber dafür, wie du deinen Arsch hier raus bewegst!“, knurrte der Elfjährige, Gales Bruder, stand rasend in der Tür und zeigte zornig funkelnd nach draußen.

„Oder soll ich nachhelfen?“, zischte er und holte seinen Zauberstab hervor. Das Mädchen riss sich von ihrem Freund los und keifte:

„Raus du kleine Ratte!“

Doch der Junge erwiederte lediglich trocken:

„Nur wenn er auch verschwindet“, und winkte abwertend mit dem Stück Holz in seiner Rechten zu William.

„Wir sehen uns später, ich muss mir sowieso noch etwas anderes anziehen.“, verabschiedete Gale ihren Gegenüber, küsste ihn flüchtig und schob ihn sanft Richtung Tür.

„Du siehst auch so fantastisch aus, Schätzchen.“, bemerkte der Pinna lächelnd und ging widerwillig mit dem Jungen mit. Durch die Gänge, den Gemeinschaftsraum, bis zum Gang, endlich blieben sie stehen.
 


 

Randey William sah den Jungen vor ihm an, der bissig, unruhig auf und ab trabte.

„Was hast du eigentlich?“, rutschte es ungehobelt aus dem Älteren und erhielt nur einen stechenden Blick als Antwort. Der Schüler aus dem Hause Pinna sog die Luft ein und drehte den Kopf weg, schließlich verschränkte er die Arme und blickte auf den Zauberer des Portraits, hinter dessen Rahmen sich der Eingang Belverys verbarg. Zwischen den beiden Schülern herrschte eisige Stille, und nach kurzer Zeit driftete Randey langsam mit seinen Gedanken ab. Er fragte sich, warum ausgerechnet Gale in ein solches Haus gekommen war, warum sie zuerst so ein Schutzschild gegen ihn aufgebaut hatte, was ja eigentlich berechtigt war, nur wusste sie dies ja nicht. Und er wollte wissen, warum er es hatte überhaupt brechen können…. Ein paar Schüler traten an ihnen vorbei, mit verhassten Blicken waren sie Randey begegnet. Langsam nistete sich eine weitere Angst in ihm ein. Wieso hatte sie ihm eine Chance gegeben, wenn fast alle in diesem Haus Rassissten waren?
 


 

„Du hast dich nicht in den Mädchenschlafzimmern aufzuhalten. Schon gar nicht in dem meiner Schwester.“, brummte der Junge irgendwann, würdigte Radney allerdings keines Blickes, er mochte ihn nicht sonderlich.

„Na hör mal, ich bin mit ihr zusammen!“, empörte sich William und seine volle Aufmerksamkeit schenkte er dem Elfjährigen.

„Dann hoffe mal, dass ihr Vater das nicht erfährt, denn in unserer Familie hat noch niemand, niemals ein Schlafzimmer des anderen Geschlechts betreten, es sein denn sie wären verheiratet.“, informierte der Junge, der einen grünen Pulli trug. Und Randey sah ihn geschockt an, er stutzte, war überfordert, langsam schob sich sogar eine Augenbraue in die Stirn. Unwillkürlich schlich sich die Frage in ihn:

„Wie ist denn der drauf?“
 


 

Als der junge Bervertyford verstand, dass es sein Gegenüber eben das nicht tat, redete er weiter:

„Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat. Lass die Finger von ihr.“

Nun war er weder laut, noch gehässig, viel mehr beschrieben Adjektive wie ruhig, geduldig und monoton ihn. Randey William konnte nicht anders, als sich vor ihn zu stellen. Natürlich war er sauer, weswegen er auch mit der Faust das Kinn des Jungen hob und verärgert murmelte:

„Warum, weil sie mich liebt?“

Doch der Junge lachte nur bitter, verschränkte die Arme und erwiederte gehässig:

„Du schadest ihr.“

Wütend schnaubend entfernte sich Randey, ging langsam im Kreis, überlegend wie der Zweitklässler auf so eine absurde Idee kommen könnte, bis er eben jenen schließlich aggressiv Aufmerksamkeit schenkte und mit Nachdruck fragte:

„Ach ja?“

Belvertyford verschränkte die Arme und musterte den Sechstklässler geduldig. Woher sollte William auch ahnen, mit welcher Familie er sich angelegt hatte?

„Typen in deinem Alter wollen nur das eine.“

Das war zu viel, eine Frechheit, Randeys linke Augenbraue zuckte, als er das von dem kleinen Bruder Gale’s gehört hatte. Die Worte, so ruhig und leise, welche erst beinahe überhörte hatte, hallten in ihm wieder und dann legte der Pinna den Kopf schief und interessiert murmelte er:

„So, und du… glaubst du, du wirst einmal anders, oder wie? …. wenn du so alt bist wie ich. Abgesehen davon, dass ich deine These verneine.“

Der Blick des Elfjährigen richtete sich auf den wütenden Scott Swarres und Minuten verstrichen, bis William glaubte keine Antwort mehr zu bekommen, stellte Belvertyford den Satz in den Raum:

„Ich bin es schon.“

Und Randey verstand ihn nicht, denn der Junge hatte sein Leben, seine Pubertät noch vor sich, er würde erst noch erfahren, was es heißt sich zu verlieben. Wie konnte er jetzt schon davon ausgehen bei ihm würde es anders laufen? Auch Gale‘s Bruder würde Herzen brechen, die ihm nichts bedeuteten, auch wenn er es nicht wahr haben wollte.

„Weil?“, kam eine weitere belustigte Frage vom Pinna Schüler. Randey schmunzelte, der elfjährige Junge hatte interessante Ansichten, das bemerkte er immer wieder, wenn er ihm begegnete, genauso wie dessen Schwester. Wieder schlich sich die Stille um sie, kleidete sie in eine Hülle aus Kälte, Geringschätzung des jeweils anderen und Anspannung, lediglich der Junge brach sie wieder nachdem er all seinen Mut zusammengekratzt hatte, denn schwermütig, leise, unnatürlich ruhig, informierte er Randey erneut:

„Ich nicht deine Eltern habe.“
 


 

Amüsiertes Lachen hallte den Flur entlang. Randey William kamen die Tränen, nicht seine Eltern, natürlich hatte er nicht seine Eltern, das würde ja bedeuten, Gale wäre auch seine Schwester – wie abartig. Doch der Zweitklässler blieb ruhig.

„Eine idioitische, absurde Begründung….“, murmelte der Pinna und wischte sich die Tränen aus den Augen, ehe er fortfuhr.

„Das heißt, du wirst dich niemals mit einem Mädchen einlassen, nicht nur weil du sie möglicherweise irgendwann verletzten könntest, sondern auch wegen deiner Alten?“

Mit undefinibarem Blick begegnete ihm der Junge. Sei es eine Mischung aus Trauer, Ernst, Wut, jedoch zischte Belvertyford ruhig:

„Mister Randey William, Sie sind unhöflich. Denken Sie daran, dass Sie von den Eltern Ihrer Freundin reden.“

Und da war sie, die unglaubliche Distanz, die der Junge aus dem Nichts erbaut hatte – zu seinem Gegenüber sowohl seiner Familie. Der ältere Schüler schluckte, schämte sich etwas und ihm wurde bewusst, dass Gale zwar viel Zeit mit ihm verbrachte, er aber kaum von ihr etwas wusste, nichts von ihrer Familie. Als er den Jungen nochmal ansah, waren die Emotionen aus seinen Zügen bereits verschwunden und ihm schien, als sähe er in die toten Augen einer reglosen Puppe, leblos, als hätte es so etwas wie Kindheit nie gegeben, allein bei dem Anblick, spürte er die unglaubliche Last, die die Eltern ihren Kindern abverlangen mussten, auch wenn Randey noch nicht verstand, wie diese aussehen mochte.

„Aber meine Frage hast du immer noch nicht beantwortet, Belvertyford…“, erwiederte der Schüler reuig, weil er keine Entschuldigung hervorgebracht hatte, „Belvertyford….“

Verdammt, wie hieß der Junge mit Vornamen? Ungerührt fuhr der Kleine fort:

„Nein. Ich werde mich bis zur Hochzeit mit keiner einlassen. Will die heiraten, die die Eltern deiner Freundin aussuchen. – wie ein Tier arbeiten…“

Bevor er weiterreden konnte, unterbrach ihn der Pinna.

„Stopp, stopp, stopp stopp….“, schützend hielt sich Randey die Händey vor, denn der Junge hatte ohne Punkt und Komma geredet, er brauchte Luft zum atmen und blickte den Zweitklässler nur irritiert an:

„Was wird aus dir? Willst du dich nicht verlieben und glücklich werden?“

Die Frage brannte auf der Zunge, doch Williams Gegenüber zeigte noch immer keine Regung, kein Gefühlsausbruch, rein gar nichts.

„Ich glaube kaum, dass meine Frau mit mir glücklich wird…“

Randey unterbrach ihn wieder:

„Ich rede nicht von ihr, sondern von dir.“

Der Belvery holte Luft, denn der Freund seiner Schwester verlangte das Schlimmste seit langem.

„Jeder hat im Leben seine Pflichten, keine Rücksicht auf Verluste, Träume, Wünsche… was auch immer dir noch einfällt. - Und sei stolz auf deine Eltern, ich hätte mich nie getraut irgendwem dreinzureden.“

Und dann wandte sich der Junge ab.

„Belvertyford…“, begann William und der neue Treiber wandte sich wieder um und sagte schlicht:

„Vielleicht werde ich Herzen brechen, nicht wie du, ich bin kein Schwebeflügler im Wasser… Mich bekommt man nicht an die Angel – dafür werde ich sorgen.“

Und Randey bemitliedete den Jüngeren, seltsam schwer wurde es in seiner Brust, weil er daran dachte, dass seine Eltern stets das Beste für ihn wollten, wonach strebten also seine, wenn nicht nach Glück, Geborgenheit und Liebe?

„Entschuldige mich, ich gehe in die Bibliothek, denn die Aufgaben schreiben sich nicht von alleine.“, sprach der im grünen Pullover und wandte sich gänzlich ab.
 


 

Randey lauschte den ruhigen Schritten von Gale’s Bruder, er wollte noch etwas fragen, allerdings schnürte ihm die Angst vor der Antwort die Kehle zu.Und als zarte Finger nach seiner Hand griffen, blickte er zur Seite, seine Freundin hatte er gar nicht kommen hören.

„Stör ich? Hab ich etwas Wichtiges verpasst?“, fragte die Schülerin unsicher und strich ihr braunes, beinahe dunkelblondes, schulterlanges, glattes Harr nach hinten. Randey schüttelte den Kopf und erwiederte als er sie einmal um die eigene Achse drehte:

„Du siehst hinreißend aus!“

Das war sie auch, in diesem dunkelgrauen Kleid, das sie zuvor noch resigniert zurück in den Schrank wandern hatte lassen, mit einem smaragdgrünen Rollkragenpulli mit langen Ärmeln. Dann umarmte er sein Mädchen und ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sich schwor, mehr über sie erfahren zu wollen, mit ihrem Bruder abermals zu reden und das Leben zu genießen.
 


 


 

*
 


 

Es fror ihn, obwohl er Handschuhe trug. Er blickte sich um. Wenige Meter weiter hockte Gale im frisch gefallenen Pulverschnee und formte Bälle.

„Die halten nicht, falls du mich damit abschießen willst.“

Und seine Freundin lachte. Der Sechzehnjährige begann zu schmunzeln, als sie mit einem für ihn umwerfenden Lächeln zu ihm kam und sich bei ihm einhakte.

„Ich weiß.“, säuselte Gale mit sich zufrieden, wohlwissend, dass sich bei ihm gerade die Nackenhaare aufstellten. Und dann rieb sie ihm mit dem bitterkalten Weiß das Gesicht ein. Ihr glockenhelles Lachen ließ ihn noch immer schmunzeln, auch wenn es eher einem schiefen Grinsen glich und er sich schon auf Rache besann. Ihr Lachen verstummte, ein schreckhaftes Quieken entwich ihrer Kehle, als sie sich am Boden liegend wieder fand, ihr Freund auf ihr und ihr damit drohte, den Schnee in seiner Hand ihr ins Gesicht und unter den Pulli zu reiben. Sie blickte ihn mit großen Augen an und Randey wurde sanft.

„Ach weißt du was? Scheiß drauf.“

Achtlos warf er den Schnee über seine Schulter, anschließend richtete er vorsichtig ihr Stirnband und legte seine Hände auf ihre Wangen. Gale’s Herz schlug ihr bis zum Hals, denn so nahe waren sie sich noch nie gewesen und zögerlich schloss sie ihre Augen.
 


 

Schließlich legte er seine Lippen auf ihre, behutsam, sanft. Der Kuss war so vieles, rau, aufgrund der von Kälte spröden Lippen, wurde stärker, verlangender, wollender, schmeckte salzig. Und ihre Hände lagen lediglich auf seine Brust. Bis William seine Arme um ihre Taile schlang und sie zu sich in die Luft drückte, erst da klammterte sich Gale um seinen Hals. Die Finger kribbelten, nicht vor Kälte. Die Wärme explodierte in ihrer Brust, nicht durch Taubheitsgefühl. Und sowie seine Zunge über ihre Lippen strich, ver lor sich die junge Schülerin völlig, er schmeckte süß, dieser Kuss, ihr erster richtiger Zungenkuss. Sie wusste nicht wie lange sie sich küssten, generell verlor sie jegliches Zeitgefühl, wenn er so mit ihr umging, und sie empfand es als schön, als seine Finger wieder gierig durch ihr Haar strichen.
 


 

Nach einer scheinbaren kleinen Ewigkeit löste er sich nach Luft japsend von ihr und dem Mädchen war unbeschreiblich heiß, nein so hatten sie sich wirklich noch nie geküsst – so verliebt, wild oder gierig und dieser Kuss ließ sich durch all diese Adjektive beschreiben, schön allem voran.
 


 

„Du bist ja total rot geworden!“, lachte Gale und betrachtete die äußerst gesunde Gesichtsfarbe ihres Freundes, samt der Ohren, die sich gerötet hatten. Verlegen murmelte Randey, während er mit dem Zeigefinger ihre Nasespitze berührte:

„Aber du musst reden. Hast doch selber davon rote Wangen bekommen.“

Dann strich er wieder eine Strähne aus ihrem Gesicht.

„Das ist nicht war, das ist die Kälte!“, protestierte Gale kleinlaut und ihr Teint wurde noch kräftiger. Sie sahen sich an und die Schülerin streichelte ihm durchs kurze, strubbige Haar.

„Dann bin ich also der Einzgie, den das nicht kalt gelassen hat? Gut, das lässt sich ändern.“, dann beugte er sich wieder zu ihr herunter. Und bevor er sie nocheinmal küssen konnte, flüsterte sie:

„Ich gebe mich ja schon geschlagen…“

Auch dieser Kuss wurde schön, wenn auch wieder ganz anders, als der vorige, und nicht so lange. Schließlich zog er sie auf die Füße und zog Gale in die nächste Umarmung. Es war nicht nur seine Freundin, die die Winterferien unvergesslich für Randey machten, nein, in diesem August wagte er einen weiteren Schritt, denn er nie bereuen würde, egal wie er ausgehen möge.

„Ich liebe dich.“, waren seine leisen Worte gewesen, die er in ihr Haar gehaucht hatte. Und die Fünfzehnjährige ließ ihn wissen, als sie ihre Arme um ihn schlang, dass sie genauso fühlte.
 


 


 

*
 


 

Gale Belvertyford saß auf einer großen Couch in einer Decke eingehüllt und unterhielt sich schleppend mit Mister William, nicht weil es sie nicht interessierte, nein, ganz und gar nicht, die Aufregung hatte sie gepackt, als sie hier alleine dasaß. Die Uhr schlug halb Acht und keine Spur von Randey. Wie sie in diese Misäre geschlittert war? Ganz einfach…
 


 

„Mum! Dad! Wir sind wieder da!“, schrie der Pinna, als er die Haustür eine Stunde zuvor aufgeschlossen und aufgerissen hatte, während er Gale’s Hand hielt, die er partout nicht loslassen wollte. Seine Freundin hatte diskutiert, an seinem Arm gezerrt und an seinen Verstand appelliert, er könne sie doch nicht nach so kurzer Zeit seinen Eltern vorstellen, ganz zu schweigen von den Konsequenzen, die beide zu tragen hätten, wenn ihre Eltern erst einmal davon Wind bekämen – dass sie den Tag mit ihm genossen hatte, stritt sie nicht ab, aber bei dieser Angelegenheit bekam sie kalte Füße. Und wie sie in den Garten getreten waren, verstummte Gale völlig. Seine Mutter kam um die Ecke gebogen, als Randey sich die Schuhe auszog und seiner Freundin aus dem Mantel half.

„Ihr seid doch wahnsinnig! Völlig durchgefroren! Ab unter die Dusche!“,

schimpfte Mistress William, ohne ein weiteres Wort des Grußes. Gale wollte noch etwas erwiedern, aber da hatte Randey sie auch schon weitergeschoben, durch den Flur ins Bad.

„Aber wir können nicht-“, schrie die Fünfzehnjährige und spürte seine Lippen wieder einmal auf ihren.

„Ich bring dir ein paar Sachen.“, dann strich er durch ihr nasses Haar.

„Außerdem wird in diesem Haus nicht gezaubert, abgesehen davon, dass du noch gar nicht darfst.“, fuhr er fort, als er merkte, dass sich Gale mit einem Zauber einfach trocken hexen wollte.

„Bin gleich wieder da.“, und dann fiel die Tür ins Schloss. Ein mulmiges Gefühl beschlich Gale, die paar Minuten, in denen sie in diesem fremden, weiß verfliesten Bad stand, mit den blauen Badelaken und Teppichen.
 


 

Die Tür schwang wieder auf und Randey hatte ein paar Sachen in der Hand.

„Hier, das kannst du anziehen, wenn du magst.“, meinte er und hielt es ihr hin. Noch bevor sie auch nur danach greifen konnte, lachte er natürlich weiter:

„Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn du nackt rumrennen würderst.“

„Wie bitte? Das denk ich mir, würde dir so passen!“, wehrte sich die Schülerin und stemmte ihre Hände in die Hüften. Endlich drückte ihr Randey die Kleidung in die Hand.
 


 

„Ist das nicht eine…“, stotterte die Fünfzehnjährige als sie ungläubig die Boxershorts betrachtete.

„Ja, was soll ich sagen, meine Mutter ist die einzige Frau im Haus. Abgesehen davon, würden dir die Sachen sowieso nicht passen, und ich muss gestehen…“, Randey legte eine Kunstpause ein, in welcher Gale dachte, dass er ihr gestehen würde, wie sexy er nicht Frauen in Männerkleidung fände.
 


 

„Ich seh mir zwar Slips, Tangas, Bhs ecetera pp an Frauenkörpern sehr gerne an. Aber ich finde sie nicht so unwiderstehlich, dass ich mir selbst solche Dessous kaufen würde….“, er grinste, bis über beide Ohren und Gale stieg die Röte ins Gesicht. Das Mädchen nahm all ihren Mut zusammen und fragte mit einem ganz gewissen Unterton:

„Also würdest du nie für mich einen sündigen Tanga anziehen?“

Gale hatte alle Mühe nicht los zu prusten, mal abgesehen davon, dass ihr diese Frage jeglichen Mut abverlangte.

„Sag das ja nicht, irgendwann könntest du es bereuen.“, erwiederte ihr Freund ernst und nichts hielt die Schülerin mehr, als sie hemmungslos zu lachen begann und entgegnete:

„Bitte verschon mich!“

Radney drückte sie an sich, küsste ihre Stirn und murmelte:

„Ich zeig dir jetzt noch kurz ein paar Sachen und dann ab unter die Dusche mit dir, nicht dass du mir noch krank wirst…“
 


 

Er entfernte sich wenige Schritte von ihr, kramte in einem Fach und holte schließlich einen Fön hervor.

„Das ist doch ein Muggelgegenstand, den darf man nicht verwenden. Du kennst doch die Gesetze, hast mir eben noch davon gepredigt.“, ungläubig sah Gale sich den Apparat an, so etwas hatte sie noch nie gesehen.

„Erstens, ist unser Land mit der Benutzung und dem Besitz von Muggelartikel noch recht happig, ich weiß, andere Länder sind schon wesentlich weiter, was das angeht…. Zweitens befindest du dich hier auch in einem Muggelhaushalt. Also wird dir nichts ausbleiben.“, informierte der Junge sie und erklärte ihr das Gebläse. Anschließend legte er ihr noch Handtücher hin und mit den Worten, war er auch schon draußen:

„Bedien dich, nimm was du willst.“

Natürlich hatte er auf die Pflegeartikel in der Dusche gezeigt.
 


 

Sowie sich Gale sicher war, alleine zu sein, steckte sie ihre Nase in den Stoff. Und mit Freude stellte sie fest, dass er nach Randey roch. Noch ein paar Minuten blieb sie so stehen, schließlich fiel ihre Kleidung zu Boden und die Schülerin drückte die Schiebettür aus Milchglas zur Seite. Das Wasser prasselte auf sie herab und irgendwann, hatte sie sein Shampoo gefunden – sie liebte seinen Geruch.
 


 


 

*
 


 

Und nun saß sie mit seinem Vater im Wohnzimmer, Radney selbst stand nun unter der Brause, und sie wartete geduldig, aber nervös auf ihn. Das Mädchen konnte nicht verleugnen, seine Eltern waren nett, sehr nett sogar, sein Vater bemühte sich mit ihr viel zu reden, über die Schule, ihre Interessen, ob sie auch Quidditch spielte, allerdings wurden sie nicht so warm, und seine Eltern nahmen es ihr nicht übel, da sie es der jungen Belvertyford anmerkten, wie aufgeregt sie war. Endlich kam Randey ins Zimmer, als seine Mutter Gale einen Häfen Tee reichte. Natürlich setzte er sich neben seine Freundin. Sie jausneten anschließend und Mistress William sprach lange mit dem Mädchen, bis sie zu ihrem Jungen lachend sagte:

„Das Mädchen behältst du dir, sie ist so nett!“

Beschämt hatte Randey seine Freundin angesehen. Er hatte wirklich liebevolle Eltern, pflegte ein ganz anderes Verhältnis, als sie zu ihren. Gale mochte sie, wirklich, auch wenn sein Vater muggelstämmig war und seine Mutter rein gar nichts mit Zauberei zu schaffen hatte, genoss sie jede Minute mit dieser Familie. Gale war nicht voreingenommen, sie fürchtete sich nur schon vor dem Tag, an welchem ihre Eltern erfahren würden, dass sie sich für jemanden entschieden hatte, der alles andere als den Prinzipien ihres Vaters entsprach.
 


 

Sie saßen lange beisammen und irgendwann nahm Randey sie an der Hand und murmelte:

„Komm mit, ich zeige dir was.“

Lächelnd führte er sie durch die Gänge in den zweiten Stock.

„Was wird das, wenn‘s fertig ist?“, wollte Gale neugierig wissen und blickte ihm so gut es ging über die Schulter. Er lachte und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken, ehe er meinte:

„Lass dich überraschen!“
 


 

Schließlich blieb er stehen und öffntete eine Tür. Seiner Freundin stockte der Atem und wich zurück.

„Versteh mich nicht falsch aber… das ist dein Zimmer.“, murmelte sie etwas ängstlich, doch er lachte nur gelassen und erwiederte:

„Ich weiß.“

Dann blickte Randey Gale an und drückte sie an sich.

„Randey, wir können nicht…“

fing sie an, nervös mit leiser, tonloser Stimme.

„Was können wir nicht?“, wollte er wissen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er begann ihren Hals zu küssen.

„Was werden deine Eltern denken?!“, fuhr die Schülerin ihren Freund nun erbost an und schob ihn so gut es ging weg.

„Dass wir für uns sein wollen?“, murmelte er und verstand ihr Problem nicht.

„Aber…“, begann die Fünfzehnjährige und ihr blieb die Luft weg, blickte nur in sein Zimmer, einem Muggelzimmer, nichts Magisches in jeglicher Hinsicht. Randey drückte sie wieder an sich und flüsterte in ihr Ohr.

„Wenn du Angst hast, dass ich dir an die Wäsche gehe, dann sei beruhigt. Wir haben alle Zeit der Welt.“, wisperte der Junge gedämpft und küsste ihr Haar. Augenblicklich wurde Gale wieder ruhiger und drückte sich etwas an ihn, schlang ihre Arme um seinen Rumpf und schloss kurz die Augen.

„Ja…“, nuschelte das Mädchen glücklich und blickte ihm dann ihn die Augen. „Vertrau mir.“, lächte Randey und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Es folgte ein Kuss, feurig, leidenschaftlich, innig, allerdings sowie sich ihre Lippen zart berührten, war Gale bereit ihm zu glauben, ihm alles zu glauben, mit dem Wissen, dass es eine Lüge sein würde und dass sie mit dieser Lüge leben würden, für eine gewisse, unbestimmte Zeit. Und ihm war es ebenfalls bewusst, jedoch aus anderen Gründen…
 


 

Und dann kam seine Mutter, die matt lächelte, als sie die beiden Turteltauben erblickte, und fragte:

„Ich dachte, du willst vielleicht Kinderfotos sehen?“

Mistress William sah Gale an, die sofort begann strahlend zu lächeln.

„Natürlich!“, freute sich die Schülerin, während ihr Gegenüber jammerte:

„Mutter, musst du mich blamieren!“
 


 

Um kurz vor Elf läutete es an der Haustür. Randeys Vater öffnete irritiert.

„Guten Abend Mister William.“, meldete sich ein kleiner Junge, der seine graue Schieberkappe zog.

„Abend mein Junge, gibt es ein Problem?“, wollte der Mann wissen, und der Junge schüttelte den Kopf.

„Ich komme um meine Schwester abzuholen, Sir.“, erwiederte der Knabe und trat ein, sowie es ihm der Mann anbot. Auf dem Weg zum Wohnzimmer erklärte der Minister, dass sie sich noch einen Film angesehen hatten, deswegen…
 


 

Der Junge beugte sich leicht nach vor zum Gruß, wie er Mistress William erblickte, streckte ihr die Hand entgegen, die sie schließlich schütelte, und sagte:

„Ma’am.“

Dann wanderte der Blick des Jungen zum Sofa, auf welchem seine Schwester mit ihrem Freund friedlich aneinander kuschelnd schlief. Der junge Belvertyford räusperte sich und weckte das Mädchen. Gale rieb sich die Augen und blickte ihren Bruder irritiert an.

„Was machst du denn hier?“

Doch der Junge streckte lediglich den Rücken durch und erwiederte:

„Warum bist du noch nicht zuhause? Sei froh, dass er noch in der Arbeit sitzt, und vom deinem Fehlen noch nichts mitbekommen hat.“

Das Mädchen setzte sich auf, blickte über die Schulter zu Randey, der sich auch langsam wieder rührte. Sanft strich ihm Gale durchs Haar und stand auf.

„Ich habe den Tag mit Ihnen wirklich genossen.“, verabschiedete sich das Mädchen, bemerkte den unterkülten Blick ihres Bruders und ging mit ihm zur Tür.
 


 

Als Randey wach wurde, sprang er auf, rannte nach draußen, doch die beiden waren nicht mehr zu sehen. Gale war gegangen, ohne ihm ‚bis bald‘ zu wünschen, er nahm es ihr einerseits nicht übel, andererseits dann doch. Sie war doch sein Mädchen.
 


 


 

*
 


 

Die Zeit verstrich und es wurde Oktober, als der junge Belvertyford erneut auf William traf. In der Bibliothek, welch ein Zufall, welch ein verhängnisvoller Ort, setzte sich Randey zu dem Belvery-Schüler, der nur vertieft in sein buch starrte. William war sich nicht sicher, ob er ihn bemerkt hatte. Schließlich, blickte der junge mit den grün-grauen Augen, die Gale‘s so ähnlich waren auf und grüßte neutral: „Tag.“

Der Pinna räusperte sich, setzte sich aufrechter hin und wollte erfahren, nachdem er dem Jungen zugenickt hatte:

„Bin ich deswegen schlecht für sie, weil sie mich liebt und ich noch nicht an das Läuten der Hochzeitsglocken denke?“

„Was soll die Frage?“, erwiderte der Jüngere und blickte abermals nur starr in sein Buch, das Kindliche schwand dem Zwölfjährigen immer mehr. Letzlich klappte er es zu und legte es zur Seite.

„Nun ja, ich denke immer wieder an unser Gespräch…“, druckste Randey etwas nervös, weil er endlich Klarheit wollte, weil ihm der Junge suspekt war, da er nicht dem Normalem entsprach, und er wollte endlich wissen, mit welcher Familie er sich eingelassen hatte.

„Ich sage es mal so, sollte Gale dir wirklich so wichtig sein, wie du behauptest, musst du beim zukünftigen Schwiegervater punkten, ansonsten wirst du wohl nie in seinem Haus willkommen sein.“, begann Belvertyford, und Randey fiel auf, dass er weder das Wort Schwester noch Vater verwendete, auch nicht die Treffen zuvor, er hattees immer anders umschrieben. Die Augenbraue des Sechzehnjährigen hob sich fragend, interessiert und gespannt lauschte er weiter.

„Lerne Fremdsprachen, Latein, Französich, Chinesisch, Spanisch, Russisch, was auch immer. Es würde dir helfen, auch wenn du sie bis zum ersten Treffen vielleicht nicht perfekt beherrscht, es würde Mister Bevertyford zumal etwas gnädig stimmen.“

Randey blinzelte irritiert, natürlich sprach er junge von seinem Papa, aber warum sprach er nicht über ihn als Vater?

„Dein Vater?“, wiederholte Der Pinna und als der Junge kurz nickte, forschte er nach:

„Kannst du irgendeine dieser Fremdsprachen?“

Wieder nickte der Junge, antwortete monoton:

„Fließend, und noch mehr. Allerdings nicht genug, sieben Fremdsprachen reichen nicht.“

Ein hohes Lachen entwich der Kelhe des Älteren.

„Ein guter Witz. Das ist doch nicht dein Ernst!“ – „Doch.“

Randey blickte ihn wieder an.

„Wem genügt es nicht?“, wollte er nun wissen, doch als der Junge nichts erwiederte, fragte er erneut:

„Deinem Vater?“

„Sie sagen es.“, informierte Belvertyford tonlos und warf einen kurzen Blick auf sein Buch.

„Aja…“, stammelte Randey fassungsos und betrachtete den jungen skeptisch, das war doch sicher eine Lüge, alerdings fand er keine Hinweise, die dies verraten könnten, leider, weswegen William seufzte. Dann blickte er dem Jungen wiedder in die Augen und als dieser wieder den Blick erwiederte, fragte der Braunhaarige:

„Soll sonst noch worauf achten?“

Er wusste, er hörte sich sarkastisch an, aber dass glich doch Irrsinn!

„Mausern Sie sich doch zum wandelnden Lexica, würde Ihnen sicher helfen.“, murmelte der Junge und griff wieder zu seinem Buch. Randey schmunzelte und lehnte sich mit Verschränkten Armen nach vor:

„Du siezt mich andauernd, lass das doch.“

Belvertyford seufzte und blickte auf sein Buch, das er just aufschlug,

„Dann fang doch mit was einfacherem an und werde Jahrgangsbester. Hundert Prozent in jedem Fach oder ähnliches… Einen Streber abzugeben dürftest selbst du hinbekommen.“

Randeys Augenbrauen wanderten in die Höhe, Skepsis spielte sein Blick, mit Unglauben gemischt und völlig überfordert, wollte er sich gerade vergewissern, dass er sich verhört hatte, als Belvertyford fortfuhr:

„Und leg dir ein richtiges Haustier zu, eine Schlange, zum Beispiel, muss ja nichts Giftiges sein.“

Und dann überflog der Junge die Seiten.

„Fertig?“, spie William, dem bei dem Gedanken alles erfüllen zu müssen schlecht wurde, was allerdings sein Gegenüber nicht bemerkte.

„Erweitere deine Interessen, Quidditch reicht nicht aus. Spiel doch ein Instrument, Streichnede Trompete wäre keine besondere Herausvorderung.“

Der Pinna fuhr sich etwas verzweifelt durch die haare, während der Zwölfjährige eine Seite umblätterte.

„Sonst noch etwas?“

Belvertyford blickte ihn prüfend an, er überlegte kurz und antwortete:

„Dein Vielleicht-Schwiegervater spielt gerne Schach.“

Und da war wieder dieser Moment, in dem sich der Sechzehnjährige fragte, warum der Junge nicht einfach Papa sagte. Warum schob er Familiäres einfach so von sich? Sowie Belvertyford den irritierten Blick des Älteren bemerkte, lachte er:

„Na, sieh mich nicht so an, aus der können wir ja schlecht einen Parselmund machen!“

„Sehr witzig, danke.“, brummte William sarkastisch, als ob sich das irgendjemand trauen würde. Spätestens jetzt, wusste er, dass Gale’s Bruder mit ihm flunkterte.

„Ich hex‘ dir schon keinen Horkrux an, keine Sorge.“, informierte der Jüngere und der andere Schüler begann schallend zu lachen, scherte sich nicht, ob oder wer ihn hörte.

„Du bist verrückt.“, entgegnete Randey, sowie er sich wieder etwas beruhigt hatte. Dann winkte er zum Abschied und meinte, ehe er aufstand:

„Ich halt dich auch schon nicht mehr länger auf.“

Der Junge mit den graugrünen Augen nickte kurz und wandte sich wieder seinem Buch zu und verabschiedete sich ebenfalls:

„Versprich mir eines, bring Gen[Tschen] niemals zum Weinen, sonst bereust du es.“

Aprubt blieb der Braunhaarige stehen und wandte sich zu seinen Gesprächspartner, verwirrt stotterte er.

„Wen?“

Dem Jüngeren entfuhr ein genervtes Seufzen, ehe er sprach:

„Meine Schwester, deine Freundin. Kennst du ihren Vornamen nicht?“

Doch Randey verstand nicht un dmurmelte leise:

„Gale?“

Und dann verstand der Zweitklässler, seine Augenbrauen hoben sich etwas und er berichtigte:

„Das ist bloß ihr Spitzname, welcher bedeutet: ‚Sturm‘ oder ‚Freude des Vaters‘. Und den trägt sie zu Recht, denn sie ist des Vaters ganzer Stolz.“

Und der Pinna kratzte sich am Hinterkopf, denn die anfangs so neutrale Stimme des Jungen war immer bitterer geworden.

„Ist dein Vater nicht stolz auf dich?“

Es kam eine lange Pause und Randey wurde immer schwerer ums Herz, denn mit jeder Sekunde, die verstrich, glaubte er ein eindeutiges Nein zu hören.

„Nicht jeder kann den Anforderungen gerecht werden, William. Und nun muss ich zu meinem Kurs.“

Dann stand der Junge auf, packte in einem Hurra seine Sachen zusammen und verschwand in Windeseile. Und Randey blieb mit mehr offenen Fragen zurück, als er gekommen war, denn wieviel hatte wirklich den Tatsachen entsprochen?

„Das ist ein Witz! Ein verdammt schlechter! “, schrie der Sechstklässler ihm nach und die Antwort folgte im Nu:

„Ich neige zu Schwarzem Humor, gewöhn dich dran.“
 


 


 

*
 


 

Ehe sie sich versah, wurde es wieder Sommer, das Jahr ging zu Ende, und ihr Freund würde sein Abschlussjahr beginnen. Weswegen sie sich auch Anfang Dezember zusammensetzten und ein erstens Wort miteinader redeten.

„Du hast gesagt, es wäre wichtig.“, begann Randey und blickte ihr erwartungsvoll und auch etwas verträumt mit seinen brauen in ihre grüngrauen Augen. Gale nickte schwach und krallte ihre Hände in ihren Rock.

„Du bist gut, immerhin sind wir fast ein Jahr zusammen, und ich frag mich schon wie es weitergeht… Was soll ich denn meinen Eltern sagen, wenn… ich mein, sie wissen ja immer noch nichts von dir und…“

Sie stoppte, als er ihr einen Finger auf die Lippen legte.

„Macht doch nichts, ich lerne sie schon noch kennen.“, erwiederte William schmunzeld, was er man meisten an ihr hasste, an seiner sonst so bezaubernden Freundin, dass sie wie ein Wasserfall zu reden begann, schnell und für ihn schwer zu folgen, wenn sie nervös oder aufgebracht war. Und dann unterbrach er sie, wie er merkte, dass sie einfach wieder fortfahren wollte, mit:

„Zuallererst, tut es mir leid, dass ich dir das erst jetzt geben kann, dein Geburtstag war Anfang November, aber es hat sich leider alles etwas verzögert.“

Und dann reichte er ihr ein kleines Päckchen mit den unsicheren Worten: Ich hoffe, es gefällt dir. Gleichermaßen schüchtern öffnete sie es.

„Das ist, wunderschön.“, freute sich Gale und umarmte ihren Freund, der ihr schließlich das Armband anlegte.

„Merlin sei Dank, ich dachte schon, es wäre falsch.“, murmelte der Pinna erleichtert und als er ihren irritierten Blick bemerkte, antwortete er:

„Weißt du wie schwierig es ist, etwas schönes zu finden, wenn ich nicht wirklich weiß, welche Art Schmuck du bevorzugst. Es hätte doch sein können, dass es… dass es zu kitschig ist oder dass du keine Armbänder magst… oder…“

Er wurde immer unsicher und dann küsste ihn Gale einfach spontan, zart und liebevoll.

„Es ist wundervoll, Randey.“

Und der Junge nickte. Daraufhin reichte sie ihm mit einem kurzen lachenden Kommentar:

„Auf mein Geschenk musst du gar nicht so lange warten.“

Er nahm zögernd den Umschlag in die Hände und protestierte:

„Wir haben uns doch versprochen uns nichts zum Geburtstag zu schenken!“

„Willst du dein Armband wiederhaben?“, fragte das Mädchen lächelnd und für ihn stand es fest, nein. Gale hatte ihm vier Karten für ein Spiel seiner Liebelingsmannschaft geschenkt.

„Du kannst mit deinen Eltern hin und einen Freund mitnehmen. Es ist am 30., also einen Tag vor Sylvester.“

Der Siebzehnjährige schmunzelte und wollte wissen, na gut, es war sogar mehr als eine Bitte, alles andere als eine Frage:

„Geh mit mir und meinen Eltern hin.“

Seine Freundin sah ihn geschockt an.

„Randey, du weißt, dass wir ein Familienfest haben, ich kann schlecht. Das ist…“

Er ließ sie nicht weiterreden, denn er warf frech grinsend ein:

„Ich will nur mit dir da hin. Es wäre mir sehr wichtig, Gale. Außerdem, Mama kann sowieso nicht mit.“

Ihr Atem stockte, oh nein, das hatte sie ja in ihrer Freude völlig vergessen, seine überaus nette, liebenswerte Mutter, die sie sehr in ihrHerz geschlossen hatte, war eine Muggel.

„Tut mir Leid, Randey, das wollte ich nicht… ich… hab nicht…“, stotterte die Sechzehnjährige und diesmal küsste ihr Freund sie.

„Es ist doch alles in Ordnung. Macht doch nichts….“

Und dann nahm er sie in die Arme und flüsterte in ihr Haar:

„Und über unsere Zukunft, mach dir keine Sorgen, wir haben noch ein Jahr, bevor es richtig ernst wird.“

Denn dann war er weg. Gale lehnte sich an ihn und schloss die Augen, sie liebte ihn und zweifelte keinen längeren moment an seinen Gefühlen, er würde sicher recht behalten, irgendwie würden sie das ganze schon überstehen, zusammen.
 


 

Und Gale war seiner Bitte gerne nachgekommen, dafür hatte sie sogar den Streit mit ihrem Vater hingenommen, nur um mit ihm dieses Spiel zu sehen, dass sie für den Rest ihrer Ferien Hausarrest hatte, beziehungsweise ihr Zimmer lediglich zu den Essenszeiten verlassen durfte, das nahm sie gerne an, denn die Freude, die sie Randey damit bereitet hatte, war unendlich schön gewesen – zumindest für sie. Sein Lächeln, seine stürmische Umarmung, seine Küsse und seine Freude sie bei sich zu haben, während des Spiels und danach, als seine Mannschaft den Sieg davon getragen hatte. Für das Läuchten in seinen Augen, hatte sie es wirklich gerne akzeptiert.
 


 


 

*
 


 

Verregnet und sternenlos war diese eine Märznacht 2017, die altes wieder belebte, in Erinnerung rief. Mit geschlossenen Augen saß William dösend im Gemeinschaftsraum in einem der großen, gemütlichen Sessel der Sitzecke, als ihm jemand kräfig auf die Schulter klopfte.

„Nicht einschlafen!“

Müde erblickte er Dannings, Simon, der das letzte Jahr wiederholen musste, zu Williams Bedauern.

„Unsere Wette hast du nicht vergessen, oder?“, ein fieses Grinsen zierte die Lippen des noch Stehenden. Träge schüttelte der Angesprochene den Kopf. Was war denn das für eine Frage? Wie konnte er denn, wenn er durch genau jene Wette Gale erobert hatte?

„Tja, dann hast du verloren.“, lachte Simon, der sich gegenüber von William niederließ.

„Nein, ich bin noch beim Aufbau.“

„Lüge!“, protestierte der anscheinend ewige Sucher der Pinna Mannschaft, doch der Siebzehnjährige entgegnete gelassen:

„Ich hab Zeit, also lass dich nicht stressen.“

Und der Ältere schüttlete ungläubig den Kopf:

„Sogar mein Bruder hat die Wette bereits eingelöst.“

„Dein Pech, wenn du keinen Endtermin festlegst.“, gähnte Randey und stand auf um in sein Zimmer zu wanken. Abgesehen davon, wollte er sich nicht länger in dieser Gesellschaft bleiben. Denn Simon Dannings war wirklich ein Idiot. Leider nicht nur er, denn Randey wusste, dass auch er einer gewesen war, früher, und jetzt im Nahchinein, bereute er es trotzdem nicht, denn diese Wette war das mit Abstand beste gewesen, das ihm je hätte passieren können.
 


 


 

*
 


 

Die Sonne brannte heiß herab, am 7. November , als Gale aufgeregt zwischen den Mitschülern auf der Tribühne stand und das Spiel beobachtete, neben ihr ihr kleiner Bruder, der mit verschränkten Armen und stechendem Blick seine Umgebung beobachtete. Denn der Sieger würde als nächstes gegen Belvery und seine Mannschaft antreten, demnach Pinna oder Ayevaliant[ai-välijant]. Der Junge hoffte insgeheim auf Letztere, denn er hatte noch eine kleine Rechnung offen, mit einem mehr oder weniger guten Freund. Seine Schwester hingegen feuerte - wie sollte es auch anders sein? – Randey an. Das Spiel lief bereits 70 Minuten. Der Spielstand nannte sich nicht überragend, 30 zu 20. Wohingegen die eine Mannschaft mit der starken Offensive der Jäger glänzte, brillierte die andere mit Defensive, Abwehr und einem guten Hüter, außerdem spielten die Treiber besser - es war nicht alles, seinen Pegasus auf die Jäger zu setzen. Und der Schnatz blieb unentdeckt. Dannings zog gelangweilt Loopings, nicht nur, weil die goldene Kugel nirgendswo zu sehen war, er nahm auch den neuen Sucher Ayevaliants nicht ernst, wie auch, wenn ein Spieler mit Zwölf Jahren seinen Gegner darstellte, kurz, er fand es lachhaft. Die Quidditch-Moderatorin berichtete wieder Lautstark jeden Zug, nur achtete sie darauf, sich nicht für den Vor- oder Nachteil der anderen Mannschaft zu verplappern, aber mit Freude nahm auch sie an diesem Speil teil. Pinna war meistensin Ballbesitz, was jedoch die gegnerische Mannschaft nicht störte, denn die Treiber machten ihrem Namen alle Ehre und hetzten die Spieler in Blau über die Spielfläche. Besonders lustig war es dann, als sich Dannings furchtbar aufregte und nach Betrug schrie und Wiederholung forderte, sowie Ayevaliant gewann, denn eben jener Sucher, der Zwölfjährige, hatte durch Konzentration und gutes Fliegen wesentlich schneller der Schnatz gefangen, als der Pinna. Und Randey ärgerte sich grün und blau, weil er in den letzten fünf Minuten mit seinen Jägerkollegen, Todd Dannings und Valerie Blear[Bliar], zwei weitere Tore erzielen konnte, also 50 zu 20. Bitter. Der einzige Trost, war gewesen als ihm Gale, lobend und bekräftigend um den Hals gefallen war, was konnte er denn dafür, wenn Dannings, noch hoch oben in den Wolken saß, wenn Leores, der andere Sucher, dem Zielobjekt bereits wenige Meter über dem Boden nachzischte? Sogar ihr Bruder hatte William, speziell für seine Leistung, gratuliert.

„Wenn das Spiel länger gegangen wäre, hättet ihr sicher noch ein paar Tore schießen können.“, hatte der Junge gemeint. Aber was nutzte schon das was-wäre-wenn oder hätte-ich-wäre-ich, die Realität sah anders aus.
 


 


 

*
 


 

Leider verging Gale fiel zu schnell das Schuljahr, als sie mit Tränen in den Augen ihren Freund umarmte, weil dieser seinen Abschluss in der Tasche hatte, sie würde ihn nicht mehr sehen, zumindest nicht mehr in der Schule, das bedeutete, sie musste auf die heimlichen Treffen abends oder die irgendwie doch offiziellen Dates, von denen ihre Eltern bloß nie etwas mitbekamen, verzichten, das Lächeln in seinen Augen, wenn er sie bemerkte, die sehnsüchtigen Blicke, und sie konnte ihn nicht mehr anfeuern, so wie diese vielen Spiele zuvor, oft hatte sie keine Ahnung gehabt, wie sie empfinden sollte, wenn ihr kleiner Bruder ihren Freund im Quidditch geschlagen hatte, Freude oder Mitgefühl. Sie hatte dieses Jahr geliebt, genauso wie ihn, der sie nicht, wirklich nie, stresste, der immer für sie da war, sie aufheiterte und auf andere Gedanken brachte. Es würde nie wieder so werden, und auch so sehr sie sich für ihn freute, weinte sie bittere Tränen. Und auch er erwiederte schluchzend:

„Gale, es ist alles halb so wild, ich komm dich so oft es geht besuchen. Ich liebe dich doch, meine Kleine. Außerdem ist es doch kein Abschied für immer.“

Nur er redete sich so leicht. Für Gale bedeutete es ein Auf-Nimmer-Wiedersehen vom alten Leben.
 


 


 

*
 


 

Sie hatten sich oft geschrieben, tausendmal hatte er ihr beteuert, wie sehr er sie liebte und vermisste, allerdings schaffte er es erst im September für ein erneutes Treffen, kurz nach den Winterferien, in denen sie ohnehin nach ihrem Geschmack viel zu wenig Zeit für einander übrig hatten. Umso überraschender war es für sie auch, als er dann eines Morgens einfach so vor ihr stand, bei ihrem Tisch, vor ihr und ihren Freundinnen und matt lächelte. Ohne zu zögern sprang sie auf und riss ihn in eine Umarmung. Nicht lange und Gale weinte bittere Tränen.

„Du Idiot, hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gefehlt hast!“, schluchzte sie und zitterte und krallte sich nur doch fester an ihn.

„Es tut mir leid… Gale.“, murmelte er und schloss die Augen, genoss den Moment, atmete den Duft seiner Freundin ein, und alles schien wie früher. Er streichelte ihre Wangen, strich ihr Haar hinters Ohr und sah sie an, die Schülerin ließ ihn nicht los, da sie glaubte, jeden Moment von diesem Traum zu erwachen. Es konnte doch nicht real sein, er war doch in der ganzen Welt unterwegs, überall, nur nicht in ihrer Nähe, wie konnte er… Sie musterte ihn noch immer nicht großen ungläubigen Augen, bis er sie küsste und flüsterte:

„Verzeih mir.“

Und ja, sie hatte ihm schließlich wirklich alles verziehen, die vielen Tränen, die er ihr bereitet hatte, weil er immer wieder gesagt hatte, er würde bald, kam aber nie, die Sehnsucht,mit der sie sich stetswie ein Häufchen Elend vorgekommen war, die Ängste, die sie ausstehen musste, er könnte einmal sagen, wenn sie ihn dann endlich wiedersehen würde, er liebt sie nicht mehr, die Eifersucht, die sie durchdrehen ließ, weil er so viel Zeit mit anderen Frauen verbracht hatte, nur nicht mit ihr, obwohl sie wusste, dass viele davon Kolleginnen gewesen waren, die Hilflosigkeit, die sie immer wieder zweifeln ließ. Und nun war er da, wieder bei ihr und sie hatte alles vergessen, alles war gut.
 


 

Hand in Hand schlenderten sie durch die Schule, ihre Schritte hallten die Gänge entlang und sie schwiegen lächelnd, es war nicht bedrückend, eher angenehm.

„Wie läuft es mit den Prüfungen. Das zweite Semester ist niht mehr so lang, das weißt du auch.“, wollte er schließlich wissen und streichelte ihre Hand. Als sie nicht reagierte und starr erade aus blickte, drückte er Gale‘s Hand sanft und blieb mit ihr stehen.

„Ich werde magna cum laude abschließen.“, murmelte sie monoton und schioen mit den gedanken ganz wo anders.

„Das…“, er war überrascht, freute sich aber furchtbar für sie.

„...ist doch gut!“

Er bemerkte ihren leeren Blick.

„Oder nicht?“

Jeder andere hätte Freudensprünge gemacht, wenn er von sich Anfang des letzten Semesters etwas Ähnliches behaupten konnte. Gale schluckte und Randey nahm sie in den Arm.

„Für wen machst du das?“, wollte er nun wissen, in den Jahren, in welchen er ihren Bruder kennenlernen durfte, katte er gelernt, das nicht ohne Grund geschieht.

„Meinen Papa.“

Sie machte es nicht in erster Linie für sich, na bravo. Irgendwie wollte William gar nicht wissen, welchen Druck Mister Belvertyford auf seine Freundin ausübte. Sie blickten sich an, und die Siebzehnjährige trat einen Schritt zurück.

„Es ist nicht die Zeit für Sentimentaliät oder Gefühlsduselei.“, murmelte sie und lächelte ihren Freund schwach an. Dieser fuhr sich irritiert durch sein braunes Haar und blickte den gang entlang.

„Wo ist eigentlich dein Bruder? Den hab ich heute noch gar nicht gesehen.“

Und seine Freundin nahm in an der Hand und schlenderte wieder mit ihm weiter.

„In Europa, er hat das erste Semester hier als Klassenbester abgeschlossen und mit dem Beschluss ein Jahr im Ausland zu absolvieren, ist er auf und davon. Ich habe ihn gefragt, wie er sich das vorstellt, wenn er wieder da ist, immerhin, beginnt dann bei ihm das zweite Semester der Fünften. Und es hat ihn herzlich wenig interessiert.“

Die junge Frau seufzte und fuhr sich über das Gesicht.

„Und deine Eltern sind darüber erfreut, dass er so weit weg ist?“, wollte Randey vorsichtig wissen. Er hätte sich das mit Vierzehn nicht getraut, seine Sachen zu packen und irgendwo im Ausland alleine ein Jahr zu verbringen.

„Papa hat sich dazu nicht mehr geäußert, seit sich die beiden so gestritten haben, dass mein kleiner Bruder ins Ferienhaus gezogen ist, im Winter, in einer Nacht- und Nebel-Aktion. Mama hat ihn immer wieder besucht und gemeint, er soll doch Heim kommen, aber das will er nicht. Und weil er genauso stur ist wie Papa, gibt keiner nach.“

Gale seufzte und umarmte Randey wieder und er ließ sie nicht los. Er sagte nichts, weil ihm die Worte dazu fehlten, weil er geschockt war, fassungslos. Ihre Familie schien in einem Disaster unterzugehen und er war nicht bei ihr gewesen. Was war er bloß für ein Freund? Randey streichelte ihren Rücken und zu musste an sich halten, nicht sofort in Tränen auszubrechen.
 


 

Sie redeten viel miteinander, und für sie beide stand während ihrem Zusammensein die Zeit still, weil ihre Liebe gewachsen war, in all den Monaten in denen sie sich nicht gesehen hatten. Und irgendwann kam der Abschied. Randey drückte sie an sich, seine Freundin, Gale – mit klopfendem Herzen.

„Ich komme wieder, so bald und so schnell ich kann, Schätzchen.“, versprach er ihr und schloss die Augen während er ihren Duft noch einmal einatmete. Und die Schülerin nickte mit glasigen Augen, weil sie dieser Art Abschied hasste, und er schien ihr schlimmer als der Letzte. Dann blickten sie sich an, zwischen ihnen lag so viel Anspannung, denn, obwohl sie den ganzen Tag gemeinsam genossen hatten, war noch immer nicht alles gesagt.

„Randey, was wird aus unserer Zukunft? Aus uns? Wir haben kein halbes Jahr mehr.“, er spürte ihre Ängste, ihre Besorgnis und deswegen strich er über ihre Wange.

„Dann leben wir sie, unsere Zukunft. Und du stellst mich endlich deinen Eltern vor.“, schmunzelte er und küsste sie liebevoll. Mitlerweile hatte er mitbekommen, dass ihr Vater nicht der große Freund von Menschen war, die nicht reinblütig waren, nein, im Grunde waren sie ihm egal, solange sie nicht mit seinen Kindern anbandelten, war alles in Ordnung. Anfangs hatte er nicht verstanden, warum gale sich mit Händen und Füßen geweigert hatte, ihm ihre Familie vorzustellen, doch durch Gespräche mit ihrem Bruder hatt er langsam verstanden. Und Gale erwiederte glücklich, sie baute auf ihn, denn sie vertraute ihm, und schlang die Arme um ihren tollen Freund.
 


 


 

*
 


 

„Es tut mir Leid, dass ich dir schon wieder verspätet dein Geburtstagsgeschenk überreichen muss, Gale.“, murmelte er und schloss leise die Tür hinter sich. Eines Abends Mitte Dezember, die Schule hatte gerade erst aufgehört, war sie bei him reingeschneit.

„Das wird wohl bei uns zur Gewohnheit, meines hast du ja schließlich auch noch nicht.“, erwiederte sie und blickte sich neugierig in seiner Wohnung um. Draußen fielen dicke Flocken vom Himmel und Randey hängte ihren feuchten Mantel an die Garderobe. Er war im Wohnzimmer gesessen und hatte gelesen, während in der Küche alles Mögliche vor sich hin bruzelte. Seine Liebste hatte sich ganz spontan bei ihm angemeldet, da er ihr immer wieder gesagt hatte, dass sie ihn ruhig zu jeder Tages und Nachtzeit, vorausgesetzt William gondelte nicht in der Weltgeschichte umher, besuchen könnte, dass sie auch nicht unhöflich wäre und sie ihn nicht überrumplen könnte, er sich allerdings wahnsinnig freue. Und da war sie. Endlich. Randey schritt durch den Gang und hörte einen erstickten Schrei.

„Ach, Gale, was ist denn? Hast du etwa meinen weiblichen Zeitvertreib während deiner Abwesenheit im Schrank gefunden oder was ist los?“

„Sehr witzig, Randey!“, keifte sie bissig und er begann schallend zu lachen. Sie stand in seinem Schlafzimmer, wie angewurzelt und starrte auf das Doppelbett. Sanft umarmte er sie von hinten, streichelte ihren Bauch und küsste ihre Schulter.

„Gefällt’s dir?“, fragte er, bekam aber keine Antwort. Sie hatte schon immer so reagiert, immer wieder, wenn sie sein Schlafzimmer betreten sollte oder hatte, oder er ihres. Weiterhin küsste er ihre Schulter, seine Lippen strichen immer wieder sanft darüber und mit Freude stellte er fest, dass seine Freundin eine Gänsehaut bekam. Irgendwann verweilten seine Hände an der Passe ihres Rockes. Und er sah sie grinsend an, als sie seine Hände nahm und sich etwas sauer zu ihm drehte.

„Du weißt, ich mag das nicht.“, zischte Gale gefährlich, da kam die Schlange in ihr durch, einmal in den Jahren, in denen er mit ihr zusammen war.

„Was? Wenn in der Küche was am eingeschalteten Ofen steht und wir hier sind?“

William gab sich ahnungslos mit spitzbübischem Grinsen, als er sich aus ihrem Griff befreite und seine Hände über ihren Po wanderten. Natürlich blickte er sie anzüglich an. Sie dagegen begegnete ihm wütend und zischte erbost, während sie sich von ihm wegschob, und er sie an sich drückte:

„Du weißt, was ich von vorehelichem Sex halte!“

Dann war es still. Lediglich die Uhr tickte. Endlich sog er die Luft ein und ließ sie monoton wissen:

„Nein, ich weiß, was dein Vater davon hält. Nämlich nichts, aber du hast dich dazu noch nie geäußert, Gale.“

Sie war verdutzt, als er fortfuhr.

„Manchmal frage ich mich, ob sich überhaupt etwas daran ändern würde,…“

Randey zeigte wild auf sein Bett und redete unbeirrt weiter:

„Wenn wir verheiratet wären. Es gibt wirklich Tage, an denen ich mich frage, warum du mit mir zusammen bist, Gale. Denn anscheinend bin ich ja furchtbar abstoßend, wenn ein Bett in der Nähe steht und ich dich umarmen oder küssen will.“

Der Wut folgte Enttäuschung und er blickte zum Schluss seine Freundin nur noch frustiert und gekränkt an. Doch ihr blieb die Spucke weg. Tick tack, tick tack, die paar Sekunden glichen einer Ewigkeit, in der sich die beiden anblickten und schwiegen. Noch nie hatten sie eine Ähnliche Diskussion, abgesehen davon hatten sie sich nie wirklich gestritten, doch die junge Belvertyford war sich nicht sicher, ob das nicht ein Bruch werden könnte.

„Was? Was hast du gesagt?“, stotterte sie, nachdem sie Luft geholt hatte, sowie sie ihr ausgegangen war. Ihre Hände wurden schwitzig und ihre Kehle schnürte sich mehr und mehr zu.

„Würdest du?“, fragte er und blickte sie an, mit einem kleinen Funkeln in den Augen und er wurde etwas verlegen.

„Was?“, wiederholte seine Freundin sich und starrte ihn an. Er schob seine rechte Hand in die Hosentasche und holte etwas hevor, eine Schachtel und als er sie aufklappte, wollte er wissen:

„Mich heiraten, Gale.“

Ihre Lippen bebten, ihre Augen glänzten und sie schwieg.

„Gale, ich hau nicht jeden Tag einen Heiratsantrag raus und schüttel einfach so einen Ring aus der Tasche, also sag was.“, flehte er leise und verlor immer mehr farbe im Gesicht, sein Mund war staubtrocken, sein Rachen kratzte und sein Herz wurde immer schwerer. Schließlich zog sie ihn zu sich, ihren Randey William, küsste ihn liebevoll, leidenschaftlich und presste gegen seine Lippen ein:

Ja, natürlich will ich, nur dich.

Die Last fiel von seinen Schultern, er fühlte sich befreit und dann nahm er seine Freundin, seine Liebe an den Schultern und schob sie soweit von sich, dass er ihr in die schönen graugrünen Augen blicken konnte. Er lächelte und steckte ihr mit zittrigen Fingern den Ring an, der passte, nie hatte er an ihren Händen Schmuck gesehen, und jetzt trug sie welchen, von ihm. Dann riss er sie erneut zu sich und küsste sie wieder, feurig, verlangend und vergaß sich selbst. Er hatte eigentlcih nicht vorgehabt ihr diesen Antrag zu machen, zumindest nicht auf diese Weise. Er wollte es perfekt und nicht derart spontan. Aber für sie, die generell einen Groll gegen viel zu vollkommen erscheinenden Gesten und Situationen hielt, grenzte es tatsächlich an Perfektion. Und diese Nacht verschenkte Gale nicht nur heiße Küsse und ein Versprechen für die Ewigkeit.
 


 


 

*
 


 

Furchtlos war sie einen Tag später bei ihren Eltern reingeschneit, natürlich mit ihm im Schlepptau.

„Hallo Mama!“, grüßte Gale erfreut, und umarmte ihre Mutter, der sie so ähnlich war. Ihr Bruder stand oben auf der Treppe und blickte kalt herunter, Randey begegnete ihm mit einem schmalen Lächeln, das dieser trotzdem nicht erwiederte. Dann blickte sie ihren Vater an, ihren Bruder hatte sie noch nicht bemerkt.

„Papa! Ich habe gehofft, dass du schon da bist! Schon früher aus der Arbeit?“,

freute sie sich und sprang auch ihm in die Arme. Randey lächelte bei dem Anblick und fragte sich, wovor sie sich so gefürchtet hatte, dann gab er ihrer Mutter die Hand, und schüttelte sie danach Mister Belvertyford, der neutral blieb. Er hatte sich vorgestellt und nach ein paar Worten über Arbeit und berufliche Ziele, hatte Gale’s Vater gemeint:

„Ein sehr anständiger, junger Mann.“

Mister Belvertyford war stattlich, groß, ruhig und hatte ein Erscheinen und ein Auftreten, das des Mister Williams, Randeys Vater, erbarmungslos in den Schatten stellte.

„Ja.“, begann die Achzehnjährige und strich sich die Haare aus dem Gesicht, bevor sie fortfuhr:

„Darf ich euch vorstellen, Randey. Er ist mein Verlobter, wir wollen heiraten.“

Jetzt war es draußen, wovor hatte sie sich wirklich so gefürchtet? Erleichtert seufzte sie und begnete dem erfreuten, liebevollen Blick ihrer Mutter. Wie von selbst strich Gale über Randeys Oberarm und schmiegte sich an ihn. Und William wollte gerade ansetzen, weil er das Gefühl hatte, sich erklären zu müssen. Und dann sah sie ihren Vater an, und ihre Welt, ihre kleine glückliche Wet, hörte auf sich zu drehen. Regungslos standen sie da und Randey traute sich fast nicht zu atmen. Seknunden verstrichen, Minuten begannen. Wie lange mochte eine Ewigkeit dauern? Schließlich riss die Sintflut mit sich, was sich lieb und teuer nannte.
 


 


 

*
 


 

Im Oktober des darauf folgenden Jahres, also 2019, standen sie sich gegenüber, blickten einander an und schwiegen, während sie die Hände des jeweils anderen hielten.

„Wollen Sie Miss Belvertyford zu Ihrer angetrauten Ehefrau nehmen?“, stellte der Priester die Frage in den Raum, die beider Leben rapied verändern würde, seines und ihres. Mit schwitzigen Fingern klammerte er sich an ihre zarten Hände und erinnerte sich an das Versprechen, das er ihrem Vater gegeben hatte. Er richtete sich nocheinmal auf, drückte seine Schultern mehr nach hinten, als ob er nicht ohnehin schon zuvor so angespannt dagestanden wäre.

„Meine Liebste, hiermit offenbare ich dir, mit einem Schwur – welcher mein Leben lang soll währen, dass ich dir treu sein will.Ehrlich zu jeder Stund‘. Dass meine Schulter und mein Arm dir Kraft soll spenden und in matten Tagen Trost. Nicht käuflich meine Liebe durch anderer Frauen Reize, bestechlich nur durch dein wundervolles Wesen will ich mit dir bis zu meinem Tode leben.“

Er legte eine kurze Pause ein, einerseits, weil er befürchtete, ihm ginge die Luft aus, andererseits vor Aufregung.

„Und diesen Ring schenk ich dir zur Erinnerung an diesen Tag, neben meinem Herzen, denn ja, ich will.“

Er hörte seinen Herzschlag und blickte sie an, als er ihr den Ring ansteckte. Er hatte es nie mit derartigen Schwüren, fand er sie doch recht Kitschig, allerdings war sein Schiegervater in spe anderer Meinung, dieser liebte etwaige Bilderbuchhochzeiten, die nicht nur Herzen berührten und tränenreich endeten, sondern auch den Geist erfreuten. Und sie seufzte leise, begegnete ihm schüchtern, ihr Blick schweifte in die Menge. Würde sie nein sagen? Ihr Blick wieder auf ihm entschuldigend, und ihm war schlagartig klar, dass sie nicht mit

„Viel zu lange habe ich auf diesen Tag gewartet und endlich ist er da…“ beginnen würde. Und er hoffte, dass ihr Mut sie nicht verlassen würde, wenn sie ihn schon nicht wollte, sollte sie dennoch glücklich werden.
 


 

„Ich entschuldige mich,…“, waren ihre Worte, zart, zittrig und in seiner Brust riss etwas, als sie auch noch, wieder einmal, in die Menge, zu den Anwesenden blickte. Und zum ersten Mal in ihrem Leben ignorierte sie den erzürnten, stechenden Blick ihres Vaters.

„Aber dannoch möchte ich mich kurz fassen.“

Er fühlte sich taub an. Seine Hände prickelten und seine Zunge schien ihm auf einmal unglaublich filzig. Doch musste er Fassung bewahren, seines Stolzes wegen, er durfte einfach keine Szene veranstalten! Und sie fuhr unbeirrt fort, zu seinem Bedauern musste sie ihm ausgerechnet jetzt in die Augen sehen.

„Denn ich habe hier einen wundervollen Menschen vor mir stehen, dessen Charakter ich nicht in Worte fassen will, da ihm kein Adjektiv gerecht werden möge. Und alle Superlative, die mir einfallen, würde der Leute glauben machen, ich spräche nicht von einem Traummann, sondern einem Märchenprinzen.“

Sie stoppte und ihre Züge wurden sanfter, ein leichtes Lächeln schlich sich au fihre Lippen, und er konnte nur ahnen, wie es in ihrem herzen aussah, als sie ihn mit glasigen Augen anblickte. Ihr Griff um seine Hände wurde stärker, als würde sie hoffen, von ihm ein bisschen mehr Kraft geschenkt zu bekommen.

„Tatsache ist jedoch, dass ich mich glücklich nennen darf, ihm überhaupt begegnet zu sein. Es verlangt keine Frage von Treue oder Vertrauen.“

Sie atmete noch einmal tief durch und jeder sah ihr an, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Ihre Hände zitterten und er drückte ihre sanft.

„Ja, ich will deine Frau werden, und mutter deiner Kinder, dass es unsere sind. Und mögen uns noch 1000 Jahre Eheglück bevorstehen, damit wir im Alter Hand in Hand zurück auf unser Leben sehen - und unsere Enkel…“

Dann brach sie ab. Nahm den Ring und gab ihn ihm.

„Blakeleigh.“, flüsterte die junge Frau vor ihm und er küsste sie, lieblos aber zärtlich, dennoch schwor er sich, dieses Gelübde irgendwann in der Realität Wirklichkeit werden zu lassen. Denn sie hatte ihm wider Erwarten aller, einen Eid geleistet, der schöner nicht hätte sein können, weil er völlig frei war, nicht niedergeschrieben, nicht abgemacht…

„Ich ernenne Sie zu Mann und Frau, Mister und Mistress Widtlane.“, hörten beide, achteten aber nicht darauf.
 


 

Sie verließen die Kirche in ihrem Traum in Weiß, die Gäste streuten Rosenblüten auf das frisch vermählte Brautpaar und glücklich lächelnd traten sie zu Eltern und Schwiegereltern. Während ihr Mann ihrem Vater freundlich die Hand reichte, zog Gale ihren kleinen Bruder in eine Umarmung und flüsterte mit brüchiger Stimme, obwohl sie sanft lächelte:

„Merk dir eines. Du wirst es für’s Leben brauchen.“

Mit diesen Worten wusste der Kleine sofort, dass etwas tief in seiner Schwester drinn zerbrochen war, und niemals Heilung erfahren würde. Sie drückte ihn stärker an sich, klammerte sich an ihn, krallte ihre Hände in sein Sakko, und ihr Blick blieb trotzdem sanft und freundlich. Sie spielte ein Spiel, dessen Regel ihr Vater aufgestellt hatte, sie spielte es mit und Angst vor Verlusten, denn sie hatte scheinbar bereits alles verloren. Und der fünfzehnjährige Schüler wusste auch, dass sie nie wieder die Alte werden würde, als sie mit leiser bebender Stimme etwas gehässig fortfuhr:

„Wahre Liebe gibt es nicht.“
 


 


 


 


 

»Glück sucht sich nach Sympathie ihre Opfer, Gerechtigkeit kennt sie nicht, schimpft sich die Hure des Zufalls.«
 

»Fortune searches her victims for itself for sympathy, she knows no justice and calls to herself the whore of the chance.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-08-04T13:56:22+00:00 04.08.2011 15:56
Hallo JO~! ♥♥♥

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber das Kapitel war ja wirklich erste inmal eine Lese-Herausforderung! xD Nicht falsch verstehen, es war klasse, aber halt einfach sehr lang.

Anfangs habe ich mich etwas schwer getan, in diese neue Umgebung hinein zu tauchen - anscheinend eine neue Schule mit anderen Häusern, irgendwo auf der Welt, wo der Rassismus gegen Muggel und Halbblüter noch stärker ist, als in England.

Als ich dann Gale, Randey und Gales Bruder kennen gelernt habe, war ich skepitsch (allein weil du schon Ridlle angesprochen hast), wo das alles hinführen sollte; Gales Bruder ist mir immer noch sehr~ suspekt - was aber wahrscheinlich beabsichtigt war, oder? xD

Gale und Randeys Liebesbeziehung, die auf eine dumme Wette basiert, fand ich wirklich herzerwärmend - auch wenn ich mir nie sicher war, ob er das alles Ernst meint. Aber für eine harmlose Wette hat er sich meiner Meinung nach viel zu viel Mühe gegeben - mit Gale selbst und mit seinen Gesprächen des Jungen...

Aber was ist dann mit dem Ende? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Randey nach seinem Besuch bei Gales Familie kalte Füße bekommen hat. Sie hat zwar einen anderen geheiratet, aber scheint nicht glücklich darüber zu sein. Aber dass sie so verbittert ist und Randey dann doch nciht geheiratet hat, kann doch nciht an dieser längst verhährten Wette liegen, oder? Hat er sie doch nciht geliebt?

Ein wahrscheinlich zu hochgegriffener Verdacht von mir wäre, dass vielleicht ihr Vater etwas damit zutun hat - das er irgendetwas mit Randey gemacht hat; allein, weil er nicht zulassen konnte, dass seine Tochter einen Muggelstämmigen heiratet. Mord und Totschlag? xD
Sorry, darüber musste ich jetzt spekulieren - Randey ist mir nämlich i-wie zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich glaube, dass das SEIN Spiel ist.
(Wenn ich total falsch liege mit allem und zu doof bin, um Offentsichtliches zu begreifen, hast du jedoch die offizielle Erlaubnis, mich zu schlagen! xDDD)

Was mir zwischendurch aufgefallen ist, ist dass der Name der Familie Belvertyford sich sehr stark nach dem Haus anhört, in das Gale und ihr Bruder gegangen sind - könnte das auch etwas mit Erbschaft zutun haben?
Und, keine Ahnung, ob ich mich da vertu, aber kann es sein, dass du den Jahreszeitenzyklus verändert hast? *am Kopf kratz* Dass der Sommer da im November, Dezember, Januar ist und der Winter im Juni, Juli, August? oO

So, ich denke, das war's, was mir alles ins Auge gestochen ist - ich werde heute noch das letzte Kapitel lesen und dann werd ich mich mal ans betan machen.
Hoffe, du bist dann nicht allzu geschockt, weil ich immer sehr genau bin ... Du darfst das nur nciht persönlich nehmen!!! oO

Allerliebste Grüße,
deine Heaven~. ♥
Von:  Lionness
2010-12-31T21:37:48+00:00 31.12.2010 22:37
Hi,
ich glaube deine Geschichte wird nur wenige Kommies erhalten und das sicher nicht weil sie schlecht ist, sondern etwas seltenes.

Zu allererst stellst du keine Geschichte die nur auf dem Beziehungs und Liebes finden basiert. Was bedeutet das es eine wirkliche Handlung und Geschichte gibt, was erstens selten und zweitens viel schwerer zu schreiben ist. Hinzu kommt das du keine Pairs angibst womit du schon einige abschreckst die hier eigentlich immer nur nach bestimmten Zusammenstellungen suchen. xD

Mir selber hat erstmal der Prolog gefallen, der durch die Namensabkürzung und gut eingeteilten Sprüche nicht nur Spannung aufgebaut hat, sondern auch Fragen schürte die unweigerlich zum weiterlesen zwangen.

Das Kapitel mit Scorpius und den Anderen war vom Stil her wieder sehr gut aufgebaut und versprach diesmal einen wunderbar bissigen humor den ich nicht nur schätze sondern ebenso auch auslebe. Es war ein Vergnügen das Kapitel zu lesen. Einzige Schwere war durch die umfangreichen Beschreibungen, die einzelnen Charaktere gleich zu zuordnen das hat das Lesen etwas verlangsamt. Bei Personen oder Sichtwechsel fällt es dem Leser leichter wenn die Namen der Personen möglichst bald fallen, auch wenn ich mir vorstellen kann das du dieses Rätseln beabsichtigt hattest, muss man an dieser Stelle vorsichtig sein und es nicht allzu oft tun. Ansonsten kann ich nur sagen das ich Domenique noch nie leiden konnte. Ich Scorpius Cousine cool fand und zu gerne wüsste wer das namenlose Mädchen jetzt eigentlich war. lol Aber vielleicht habe ich in meinem müden Zustand auch den Hinweis überlesen, wenn es nicht gegen deine Schreiberehre geht, würde ich mich über die Antwort sehr freuen, ich hasse es vor Neugier zu sterben.

Zum letzten Abschnitt, Gale und Randy, ich fand nicht nur das du weiterhin ein bestechend klaren, wie auch distanziert schönen Schreibstil beibehalten hast, du hast auch trotz großem Wechsel die Spannung gehalten. Wobei der Umbruch über das Kapitel für eine Sekunde schwierig für den Leser zu verdauen ist, eben weil man was ganz anderes erwartet, nämlich Scorpius usw. Sollte das nochmal von Nöten sein würde ich vorschlagen im ersten Absatz erst bei den alten Charakteren zu bleiben und dann einen Wechsel zu vollziehen, das ist weicher und leichter verständlich.

Zu Gale kann ich nur sagen das sie sehr viel Liebe verspürt hat und somit ihre abschließende Fassung von Liebe nicht unbedingt ein Wunder ist. Ich stelle mal die Vermutung in den Raum das ihr kleiner Bruder, D vom Anfang ist, richtig oder bin ich falsch??? Randy dagegen war seit dem Rückblick auf die Wette für mich die ganze Zeit über ein zwiegespaltener Charakter, irgendwie habe ich ständig auf die Enttarnung seinerseits gewartet. Später als die Beiden jedoch bei ihren Eltern auftauchten dachte ich er wäre über das Spiel hinausgewachsen, was ja nicht so war. Hier hast du sicher absichtlich die Hochzeit lange als mögliche Traumheirat getarnt, wobei ich sagen muss das bei den wunderschön traurigen und auch zweideutigen Beschreibungen gern noch ein alles sagender Satz hinzu gepasst hätte.

Der spätere Satz von Gale tat mir hierbei im Herzen weh.

Abschließend kann ich nur sagen das deine Geschichte eine echte Seltenheit ist, solltest du noch gewisse Paare geplant haben würde dir eine Aufzählung vielleicht noch mehr Leser einbringen. Jedoch glaube ich das man solche Geschichten, mit soviel Geschick und Planung eher für sich selbst als Autor und nicht für die Leser schreiben sollte.

Es war mir bis hierher ein Vergnügen deine Geschichte zu verfolgen und ich hoffe es geht bald weiter. Ebenso wie ich hoffe das meine Anmerkungen dich nicht stören, sie waren keineswegs böse oder als Kritik gemeint.


bye Lionness


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