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Leben

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1.12. 1993, Mittwoch

1.12. 1993
 

Mein Wunsch, der mir vor mehr als drei Jahre wie ein nie mehr endendes Echo in meinem Kopf hallte.

Er ist wahr geworden.

Die Einsamkeit, die ich so sehr herbei sehnte ist Wirklichkeit.

Einsam und dennoch niemals allein.

Müde schaue ich auf den ersten Schnee dieses Winters.

Eine unangenehme Kälte lässt meinen Körper erzittern.

Höher ziehe ich mir den ausgefransten Schal in mein Gesicht. Der Wind bläst unaufhörlich, wirbelt einzelne kleine Schneeflocken vom Boden auf mich. Ein Gefühl, als würde ich meine Wange gegen eines der vielen Schaufenster drücken.

Immer tiefer sinke ich in meine viel zu dünne Sommerjacke. Wütend starre ich auf meine Beine.

Wieder eine meiner genialen Ideen im Winter diese kurze Hose und die Strumpfhosen zu tragen.

Ich wende mich ab. Schaue auf die gegenüberliegende Uhr. Halb neun. Ich warte seit zwanzig Minuten.

In dieser Jahreszeit setzt die Dunkelheit früh ein. Pechschwarz. Nacht.

Nur die Straßenlaternen und Werbetaflen der Stadt strahlen ihr künstliches Licht unaufhörlich durch die Dunkelheit.

Ein Seufzen verlässt meine Lippen.

Das nächste Mal warte ich in der Empfanghalle des Luxushotels und nicht davor. Innerlich lobe ich mich selbst, konnte man ja schließlich nicht ahnen, dass es im Dezember etwas kühler sein würde.

Ich glaube ich spüre meine Füße nicht mehr. Zitternd schaue ich auf meine roten Stiefel, auf den Boden.

Bis ein Schatten über ihnen liegt, über mir.

Ich schaue hoch. Ein dicker Mann im Anzug. Seine Krawatte hängt lose um seinen Hals. In der rechten Hand ein Aktenkoffer.

Und sein schüchternes und gleichzeitig widerwärtiges machtbesessenes Grinsen auf seinen Lippen.

"Tooru?"

Nein, falsch, Arschloch

Ich nicke leicht.

Er lächelt zufrieden. Dreht sich um, betritt das Nobelhotel. Wie ein Straßenköter laufe ich räudig hinterher.

Bleibe stehen, sehe zu wie er grinsend ein Zimmer reserviert, bis er mich in den engen Fahrstuhl zieht.

Die Türen schließen sich. Mein Herz beginnt zu rasen. Wie betäubt starre ich auf den Boden.

Niemals werde ich mich daran gewöhnen. Aber bald ist es vorbei. Irgendwann bin ich frei.

Und dann spüre ich seine Hand, die meinen Rücke streicht, tiefer sinkt. Die Berührung lässt mich zusammen zucken, macht mir bewusst, dass ich ihm gehöre.

"Du wirkst so verspannt, Kleiner."

Ein Schauer läuft über meinen Rücken.

"Wir werden viel Spaß zusammen haben."

Übelkeit steigt in mir auf. Und dann öffnen sich die Türen. Sofort zeiht er seine Hand zurück, schaut sich vorsichtig um.

Zieht mich dann unsanft vor sein Zimmer. Hektisch schließt er auf. Schubst mich hinein und knallt die Tür zu.

Das laute Geräusch lässt mich erstarren. Wird er auch mit mir so umgehen?

Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe, beobachte, wie er sein Jackett und seinen Koffer zur Seite stellt.

Hässliche Schweißflecken werden entblößt. Er tritt näher, streicht mir über meine Schulter, meinen Arm.

"Ist dir nicht heiß, Süßer?"

Langsam zieht er meine Jacke über meine Schultern, schmeißt sie in eine der Ecken des Hotelzimmers.

Ich spüre, wie er mich auf das Doppelbett drückt. Sitzend starre ich geradeaus auf die weiße, kahle Wand vor mir. Bis ein weitere Druck auf meiner Brust mich ganz auf das Bett legt.

Müde starre ich weiter an die Decke. So weiß wie die Wand. Bis seine hässliche Fratze vor mir auftauscht, sich lüstern über die Lippen leckt und mich mit seinem Körper erdrückt.

Er versucht zärtlich zu sein. Küsst mich. Streichelt mich.

Verdammt, tu es doch einfach.

Er richtet sich auf, beginnt süchtig die Knöpfe meiner schwarzen Bluse zu öffnen.

Lass es schnell geschehen, schnell aufhören.

Ich sehe nicht hin. Fixiere bedeutungslose Punkte in der stickigen Luft. Mein Oberkörper brennt, überall wo seine Finger entlang fahren.

Meine Brust, mein Bauch. Seine Hand sinkt tiefer. Brutal zerrt er an meiner Hose.

Die zurückkehrende Übelkeit, die Punkte die sich zu einem schwarzen Loch vereinen.

Die innerliche Kälte, die Hitze meines Körpers.

Nicht das Bewusstsein verlieren, mich selbst ausliefernd, Verlust meiner vorgespielten Kontrolle.

Würgend stoße ich den fetten Körper von mir. Hustend stehe ich auf, greife nach meiner Jacke, meiner Tasche.

Ein bösartiger Blick trifft mich. Voller Wut drängt er mich an die Wand, drückt mir seinen Körper entgegen.

"Kratzbürstige, kleine Mieze!"

Ein erregtes Lächelns tritt auf seine Lippen. Er nimmt meine Hände, legt sie sich selbst um seine Hüfte, sieht mich auffordernd an.

Ängstlich folge ich seinem Befehl. Sehe ihn nicht an. Tränen schießen in meine Augen.

Wieso? Wieder? Diese Erinnerungen…

Und dann fühle ich etwas in seiner Gesäßtasche. Meine Hände streichen über seine Brust. Drücke ihn sanft von mir. Sehe zufrieden, wie er langsam zu Boden sackt.

Stöhnend liegt er auf dem teuren Parkett.

Ich nehme meine Jacke, stopfe seine Geldbörse in meine Tasche und laufe. Weg von diesem Zimmer, weg von ihm, von den Erinnerungen.

Wie Vögel hacken sie auf mich ein. Lassen Schmerzen durch meinen Kopf zucken. Schwer atmend lehne ich mich an die Wand.

Erreiche den Fahrstuhlknopf. Verzweifeltes Warten.

Die Punkte, die sich erneut zu einem schwarzen Bild zusammensetzten. Das Gepolter aus dem Zimmer. Das Pochen meines Herzen.

Ich schaue mich um, in das wutverzerrte Gesicht.

Noch immer kneift er seine Beine zusammen, stütz sich an der Wand. Mein Herz scheint stehen zu belieben, als unsere Blick sich treffen.

Verzweifelt drehe ich mich um. Laufe auf die Treppe zu. Ohne auf die Stufen zu achten, laufe ich die lange Treppe hinunter.

Bis der Eingang vor mir erscheint. Das Licht der Stadt. Die Kälte des Winters. Der Schwindel, der mich überkommt.

Wankend geben meine Knie nach, lassen mich auf die harten Stufen fallen. Machtlos rolle ich die letzten Stufen hinunter, bleibe kraftlos liegen.

Angewidert sehen sie auf mich herab, beobachte sie durch meine halbgeschlossenen Augen.

Bis mich jemand hochhebt und davon trägt. Das sachte Schaukeln lässt mich ermüden.

Und dann ist da nur noch Kälte. Meine innerliche Kälte. Die Kälte von Außen.

Ich überlasse mich ganz dem Schlaf der Kälte dieses Winters.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Angel_of_Thursday
2011-01-01T13:09:56+00:00 01.01.2011 14:09
Ich schließe mich da mal Yujie an... aber ich bin mir nicht wirklich sicher, dass es auch so ist.^^,
Von:  -aftermath-
2010-12-31T09:30:21+00:00 31.12.2010 10:30
Ich hoffe ja mal, dass Kyo gerettet wurde und dass es nicht der eklige Typ ist. XD


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