Mein Leben zurzeit
Schweiß am ganzen Körper. Zittrige Hände. Das Bad. Fahrige Bewegungen. Ein freundlicher Stich. Warme Dunkelheit. Das ist mein Leben. Zurzeit.
Das, was da aufwacht, mit einem Ohr auf der Klobrille, Auge in Auge mit dem Toilettenstein, verdient keinen Doktortitel. Es verdient keinen „Spencer“. Nicht einmal den „Reid“. Ich nenne es „Es“. Es hat trockene Augen, einen Geschmack im Mund wie totes Tier, ein Gehirn wie in Watte gepackt, die Finger taub auf dem kalten Fliesenboden. Zwischen Abfluss und Toilette im Dreck. Da, wo es hingehört.
Was es verdient: kein Mitleid. Verachtung, maßlose. Ein Frühstück bestehend aus Luft. Ignoriert werden. Mit Füßen getreten werden, dreimal täglich, am besten mit Springerstiefeln.
Keine Dusche. Ich gönne sie ihm trotzdem, der Umwelt zuliebe. Keinen Blick in den Spiegel. Der erschreckt mich immer wieder, es sieht furchtbar aus (hohle Wangen, dunkle Augenringe, bleiche Lippen). Vermutlich steht sein Bild im Lexikon unter „Kaputtheit“. Ich sollte nachsehen.
Ihr sucht Spencer? – Der ist tot.
Ihr sucht Dr. Reid? – Der ist gestorben.
Einen langen und qualvollen Tod.
Ich bin das, was übrig ist. Ich bin Es. Ich bin das, was überlebt, ein Schatten dessen, was war, eine Ahnung dessen, was sein wird, die Hülle, der Platzhalter, die leiblichen Überreste, das klebrige Zeug, was zurückbleibt, wenn ein Mensch verfault.
Ich schlafe in Spencers Bett. Ich trage die Kleidung des Doktors. Ich sperre Reids Wohnung ab.
Ich bin ein Betrüger.
Ich bin immer noch hier.