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Glasfaserschach

nach Rebsteins Labyrinth
von

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„Wir gehören zum Reinigungspersonal.“

Die Stimme hallte durch das Treppenhaus, war auf der anderen Seite der Tür jedoch nur dumpf zu hören. Frau Rebstein hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, sodass ihre Füße kaum mehr den Boden berührten, und schaute durch den Türspion. Als es hart klopfte, wich sie erschrocken zurück.

„Das Reinigungspersonal“, sagte sie im Herumdrehen zu ihrem Sohn. Ihre Augen waren weit geöffnet, doch Friedrich erwiderte den Blick mit Zuversicht.

„Wir müssen sie nicht reinlassen“, meinte er bestimmt. „Sie dürfen gar nicht verlangen, dass wir sie reinlassen. Wir müssen nicht einmal die Tür öffnen. Kein Grund zur Sorge also. Irgendwann gehen sie wieder.“

Alrun hob den Kopf und schaute ängstlich von ihrem Bruder zu ihrer Mutter, während sie die dünnen Arme um ihre Schultern schlang. Mit einer Hand drückte Friedrich sie beschützend an seinen Körper. Obgleich sie alle um die Penetranz der Ordnungsbehörden wussten, die ihr Ziel oftmals nur durch Zudringlichkeit erreichten, keinesfalls durch Befugnis, ergriff jedes Mal Angst die kleine Familie.

„Sie werden sich gleich um den Flur kümmern“, versicherte Friedrich, „dann haben sie uns längst vergessen. Sie wissen doch ohnehin, dass es keinen Sinn hat, bei uns um Einlass zu fragen, Mutter. Selbst in einem solchen Fall könnten sie nichts unternehmen. Sie würden uns anstarren und dann würden sie aus dem Fenster schauen, wegen der Aussicht, bevor sie an ihre Arbeit gehen. Was anderes können sie gar nicht machen.“

Frau Rebstein nickte. Der Schreck war schon längst aus ihrem Gesicht verschwunden, da sie bereits gewusst hatte, womit ihr Sohn sie zu beruhigen gedachte, sprach er doch jedes Mal die gleichen sanften Worte zu ihr, wenn das Reinigungspersonal vor der Tür stand.

Draußen war mittlerweile das Geräusch von Metall zu hören, das auf Beton stieß. Die Familie war tatsächlich vergessen worden, dennoch weiterhin in Gedanken der Anderen, aber außerhalb der Gefahr, die vielleicht trotz der Furcht nie bestanden hatte. Selbst Menschen wie sie besaßen noch Rechte und die Reinigungskräfte hatten wirklich keinerlei Befugnisse.

Frau Rebstein ging durch den gefliesten Flur, in welchem keine Bilder über dem weißen Untergrund hingen, zurück in den ersten Wohnraum. Ihre beiden Kinder folgten ihr, vorbei an der Tür auf der rechten Seite, die zu Alruns fensterlosem Zimmer führte, das einzige Zimmer in der gesamten Wohnung, das keine Fenster besaß. Friedrichs Zimmer auf der linken Seite des Ganges war klein und abgesehen vom Eingang an jeder Wand durch ein Fenster geöffnet. Schweigend setzte sich Frau Rebstein auf das lang gezogene Sofa, dessen Rücken die gesamte rechte Fensterfront einnahm, und schaute hinaus. Die Sonne blendete und warf einen unnatürlichen Schleier über die vielen Gebäude der Stadt. Die Häuser breiteten sich etliche hundert Meter unter ihnen aus, in der Ferne sah man das Meer, ein gelber Nebel bedeckte alles, Wolken umrahmten die Sicht.

„Die Wolken haben sich am Horizont des Meeres versammelt, um die Sonne zu ertränken“, sprach Frau Rebstein sonor. „Die Flut leckt an der Dekadenz dieser Mauern.“

Fast jede Wand in der Wohnung bestand aus großen Glasfassaden, alles war vom Licht der Außenwelt erhellt. Alrun setzte sich neben ihre Mutter und schaute hinaus, als würde sie es zum ersten Mal tun.

„Die Luftschiffe sind so schnell. Sind das dort hinten Berge?“, fragte sie ihren Bruder.

„Das sind keine Berge, das ist das Wolkenmeer“, sagte er und schaltete das Licht aus.

„Ich kann nichts mehr sehen!“, rief Alrun in die Schwärze.

„Bleib bei deiner Mutter.“ Friedrich tastete sich in der Dunkelheit den Weg zurück zur Wohnungstür und öffnete sie. Das grelle Flurlicht fiel herein. Nachdem er hinausgetreten war und sich an das Licht gewöhnt hatte, sah das Treppenhaus keineswegs steril oder hell, sondern nur noch blass und grau aus. Die Reinigungskräfte waren gerade dabei, den Boden zu wischen, und hoben die Köpfe. Sie trugen Schutzmasken über Nase und Mund und starrten ihn stumm an. Eine der Frauen schob den Mundschutz herunter, sodass dieser nur noch um ihren Hals hing.

Nach einem kurzen Zögern ging Friedrich über den feuchten Fliesenboden. Im Flur war kein einziges Fenster, keine einzige weitere Tür. Die Metallplatten des Elektrolifts waren verschlossen. Das Reinigungspersonal war nicht befugt, ihn zu benutzen. Friedrich erreichte die Treppe. Seine Schuhe verursachten ein kreischendes Geräusch auf dem frisch gewischten Boden und den Gummilamellen der Treppenstufen. Eine Etage tiefer waren, wie im ganzen Treppenhaus, weder Fenster noch Türen. Ein Gang zweigte ab, wurde allerdings von mehreren Warnbändern und einer kleinen Barrikade abgeriegelt. Auf den Bändern und einem Schild an der Wand stand: „Sperrgebiet: Nur für Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde.“ Selbst das Ordnungsamt besaß nicht solche Macht wie die Gesundheitsbehörde, obwohl die Reinigungsbeauftragten oftmals die gleichen Rechte einzufordern verlangten. Doch Rubinkristall ist mächtiger als Geld, Beton und Stahl. Friedrich erreichte die nächste Etage, in der lediglich das Treppenhaus fortgesetzt wurde, kein Gang, keine Türen, keine Fenster. Er drehte sich um. „Fußspuren?“, fragte er leise und schaute auf das Wasser, das seine Schritte hinterlassen hatten. Endlich stand er auf dem Asphalt des Erdgeschosses. Einzig der geringe Radius um den Aufstieg war betoniert, dahinter breiteten sich die Bodenplatten des Gitterrostes aus, die in der endlosen Dunkelheit der unbebauten Fläche verschwanden. Bis zu dieser Ebene gab es keine zugänglichen Stockwerke mehr, die noch weiter in die Tiefe führten. Hier auf der Plattform befanden sich in Richtung des Zentrums die Konsumhallen, dementsprechend viele Konsumenten waren zwischen den Gebäuden unterwegs. Trotz ihrer unzähligen Menge waren sie alle bedacht genug, nie aufeinander zu stoßen. In Friedrichs Richtung lichteten sich die Reihen, sodass die Gegend um den Aufstieg in die höheren Ebenen, abgesehen von seiner eigenen Anwesenheit, fast leer und stumm war. Wollte man weitergehen, erreichte man Niemandsland. Nur eine einzige, zierliche Person stand in Friedrichs Nähe, ihr schwarzes Haar war kurz, an ihren Handgelenken schimmerten Metallketten. Doch ihr Gesicht war nicht zu erkennen. Sie hatte sich abgewandt und schaute über den Rand des Grenzgrundes hinüber zu den Rotorkraftwerken, die in der Dunkelheit nur sehr schwer auszumachen waren.

„Überall stellt die Gesundheitsbehörde diese Sperren auf, aber den Rand haben sie niemals abgesichert.“ Friedrich drehte den Kopf zur Seite und erblickte jene Frau, die drei Ebenen höher ihren Mundschutz heruntergeschoben hatte, als sie ihn bemerkte. Sie hatte krauses Haar, dessen Spitzen ihre knochigen Schultern gerade berührten. Um den dürren Hals trug sie ein paar große helle Perlen. Mit ihrer etwas unangenehmen Stimme fuhr sie fort: „Wenn wir vom Ordnungsamt den Rand säubern müssen, kann es schon mal vorkommen, dass einer den Halt verliert. Niemand kann sagen, wie lange der Fall dauern wird. Den Gesundheitsleuten ist das allerdings ganz recht, damit werden unproblematische Lösungen geboten. Die Kleine solltest du dir aus dem Kopf schlagen.“ Die Reinigungskraft machte eine bestimmte Kopfbewegung, Friedrich folgte ihrem Nicken mit den Augen und betrachtete den ihm zugewandten Rücken des Mädchens. „Sie wird dich nicht sehen. Sie ist anders. Vermutlich ist der Rand das Letzte, was sie sehen will.“

„Ich bin auch anders“, meinte Friedrich nun endlich.

„Eben deshalb mag ich dich.“ Die Frau vom Reinigungspersonal drückte sich an ihn und umfasste seinen Arm. „Aber vielleicht liebe ich dich auch nicht, weil du anders bist. Vielleicht bist du nur anders, weil ich dich liebe.“

Friedrich machte sich von ihr los und ging näher zum offenen Rand der Finsternis, näher zu den Rotoren der Kraftwerke in der endlosen Schwärze, durchbrochen nur von den wabernden Nebelschwaden, die aus der Tiefe kamen. Die Deckenplatten versperrten über ihnen undurchdringlich und in die Ferne hinein den Blick auf ein Firmament, das es vielleicht dahinter geben mochte. Mit den Augen konnte man den Himmel durch diese Grenzwand der oberen Etagen nicht erreichen.

„Sehen Sie, mein Herr, der ganze Rauch in der Stadt“, die Reinigungskraft war erneut neben ihn getreten und wurde nun in ihrem Ausdruck förmlich, „er kommt immer mal aus diesen“, das Tosen eines Rotorblatts durchschnitt die Worte, sodass Friedrich sie für einen Moment nicht mehr hören konnte, „Leute von der Gesundheitsbehörde kommen einfach nicht mehr hinterher sie alle“, ohne auf den Lärm zu achten, sprach die Reinigungskraft weiter und hielt dabei Friedrichs Arm und seinen Blick fest, „man das einatmet, dann wird man ganz durcheinander. Man muss nicht mal atmen, es reicht schon“, die riesigen Rotorblätter schoben sich in langsamen Intervallen an ihnen vorbei und schlugen ihnen schreiend den Wind ins Gesicht, „Rauch nur berühren lässt und schon verwechselt man die Richtungen, weil man so konfus“, sein Nacken und seine Halswirbel schmerzten, als Friedrich den Kopf auf den vermeintlichen Höchstpunkt des Radüberschlags in der Finsternis ausrichtete, „möchte nach links gehen und läuft nach rechts, man möchte zu Boden blicken und sieht nur den Himmel“, aus dem schwarzen Grund schälte sich die rostige Farbe jedes einzelnen Rotorblattes, während in der Tiefe der Stahl sang, „eigentlich sieht man gar nicht den Himmel, sondern nur Beton und der Beton an der Decke sieht im Grunde genauso aus wie der am Boden, sodass man“, die Dunkelheit bog sich in Wellen unter den aufsteigenden Nebeln, bis das Dröhnen der Rotoren wie das Rauschen des Meeres klang, „es zumindest in dieser Hinsicht keinen Unterschied macht, ob man die Richtungen verwechselt. Aber Sie verstehen sicher, was ich meine.“

Friedrich senkte den Kopf und blickte zur Seite. Die Reinigungskraft sagte nichts mehr und schmiegte sich stattdessen wieder enger an ihn. Sofort entzog er sich der Frau und sah zu dem zierlichen Mädchen hinüber, deren Gesicht er noch immer nicht erkennen konnte. Vielleicht liebte er sie nicht, weil sie anders war.

Friedrich drehte sich um und verließ den Rand der Grenze. Seine Schritte verursachten einen hallenden Klang auf dem rostigen Metall unter seinen Füßen. Hinter ihm schaute die Reinigungskraft ihm ernst nach, schob den Atemschutz wieder über ihren Mund und verharrte am Abgrund.

Zwischen den Geschäften stachen die Stahlträger mehrere Meter über dem Boden in die Betonverkleidung der darüber befindlichen Ebene. In einiger Entfernung war der Untergrund gekachelt. Dort begannen die Elektrotreppen, auf denen etliche Konsumenten in gleichbleibenden Abständen in das nächste Stockwerk hinauffuhren. In ihrer Mitte zog sich ein an der Decke befestigter Transportschlauch über die gesamte Plattform, dessen Enden irgendwo in der Schwärze verschwanden. Einen Moment später hing Friedrich sitzend in der Transportbahn und lehnte sich zurück, als ihm das Blut bereits zu Kopf stieg. Da die Schwerkraft an seinem Körper zog, schnürte ihm der Gurt oberhalb des Nabels die Luft ab, während die Bahn in schnellem Tempo durch den Schacht fuhr. Friedrich hob den Kopf und schaute hinab auf die Erdplatten, die durch das Kunstglas des Gefährts, genauso wie Schopf und Schultern vieler Konsumenten, unter ihm vorbeirasten. Die Deckenschienen, an denen die Transportbahn befestigt war, verursachten ein Rattern und Zischen, welches zusammen mit der Position im Kopfüber ein Pulsieren in Friedrichs Schläfen auslöste. Seine Füße hingen zum Himmel gerichtet in der Luft und hatten die Verbindung zum Grund verloren. Ohne Halt fuhr die Bahn im Schacht über den Rand des Grenzgrundes entlang der Rotorkraftwerke. Von der schwarzen Tiefe unten wurde Friedrich schwindlig, darum schloss er die Augen und konzentrierten sich auf das Rauschen der Gleise und des Blutes in seinen Ohren. Irgendwann spürte er, wie die Bahn an einer Haltestelle stoppte, mitten im Nichts über der Leere des Grenzgrundes, in der nicht einmal mehr Kraftwerke zu sehen waren, bevor kurz darauf die Fahrt fortgesetzt wurde. Hier stieg nie jemand ein.

„Ständig nur im Kreis. Sie fährt ständig nur im Kreis, ohne Stillstand und ohne Wartung.“ Friedrich wusste nicht, ob sich die Person neben ihm mit ihrer Aussage an ihn wandte, da sie den Blick nicht auf ihn, sondern hinauf in die Tiefe gelenkt hatte. Trotzdem sprach sie weiter. „Es ist kein Wunder, wenn die Schlauchbahn immer mehr verdreckt, denn ohne Ruhephasen kann hier nie etwas sauber gemacht werden. Nicht das Personal ist schuld, nein, das Amt trägt die Verantwortung dafür. Die Rohre sind rostig, der komplette Schacht ist staubig und dann die Haare.“ Die Person strich mit der Hand über das Gitter eines Abzugrohres und nahm ein paar Haarbüschel, die sich dort festgesetzt hatten, zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran. Lange, kaltnasse Strähnen schlängelten sich aus dem Rohr. Das Rattern und Zischen der Bahnschienen klang wie ein Flüstern. „Die Rohre rostig, der Schacht staubig.“ Friedrich versuchte angestrengt, die Bedeutung des Flüsterns zu verstehen. „Rohrschacht, Rohrschacht, Rohrschacht.“

„Was sagen Sie da?“, fragte er die Person.

„Ich sage nur, was Sie zu hören glauben“, antwortete diese. „So klingt es doch, oder? Rohrschacht, Rohrschacht, Rohrschacht. Wo müssen Sie eigentlich aussteigen?“

„Hier.“ Friedrich löste seinen Gurt, als die Bahn zum Stehen kam, die Luke des Kunstglases öffnete sich und er fiel unsanft kopfüber hinab auf den Gitterboden.

„Glauben Sie denn“, rief die Person, die sich über ihm noch immer an ihrem Sitz festkrallte, die Haare zu Berge stehend, bevor sich die Luken wieder schlossen, „ich wüsste nicht, dass Sie genau hier eingestiegen sind?“

Unschlüssig stand Friedrich auf den Metallplatten der untersten Ebene und starrte der Bahn hinterher, umgeben von Geschäftshallen und Konsumenten. Er wurde auf ein junges Mädchen aufmerksam. Sie stand vor der grell pulsierenden Fassade eines Gebäudes, sodass Friedrich sie nur als unscharfen Scherenschnitt erkennen konnte. Langsam ging er auf sie zu, bis er einige Kinderstimmen wispern hörte: „Eins, zwei, drei, vier, Rebstein.“ Jetzt wurde Friedrich klar, dass er nicht das Mädchen vom Abgrund sah, sondern seine Schwester. In der Nähe hob jemand den Arm und zeigte mit dem Finger auf Alrun. „Was ist das?“ Ein Anderer trat zu ihr, griff nach ihrem Kinn und hob es an. „Ein Muttermal.“ Ein paar Lungen fingen hektisch zu arbeiten an, erschrockenes Atmen folgte. „Fehlerhaftes genetisches Material.“ „Sie ist nur ein Normhuman.“ „Gehört nicht zur posthumanen Bevölkerungsschicht.“ „Warum ist sie nicht bei den anderen Residuen?“ Rasch langte Friedrich nach Alruns Hand und zog sie mit sich. „Wo bleibt die Gesundheitsbehörde?“, schrien einige Stimmen in Hysterie. Doch keiner folgte ihnen.

Sie kamen beim Elektrolift an, welcher mit offenen Türen bereitstand. Allerdings blieben die Geschwister nicht lange im Aufzugskabinett allein, da ein fremder Mann ebenfalls einstieg. Friedrich hatte den obersten Schalter betätigt, den für die dritte Etage. Schweigend fuhren sie die Ebenen hinauf, bis der Lift vor der Wohnung der kleinen Familie anlangte. Irritiert blieb der Fremde sich umschauend im Treppenhaus stehen. „Ich habe gar nichts gedrückt“, sagte er verstehend und wollte wieder in den Lift einsteigen, jedoch hielt Friedrich ihn zurück.

„Das wird nicht funktionieren.“

„Ich dachte“, meinte der Fremde, „nur das Reinigungspersonal sei nicht befugt, den E-Lift zu verwenden.“

„Das stimmt auch. Trotzdem kann man damit nur hinauffahren, nicht hinunter. Und weiter hoch als bis zu dieser Etage geht es nicht.“ Der Fremde nickte und wandte sich zur Treppe. Als er um die Ecke gebogen war, konnte Friedrich ihn nicht mehr sehen, hörte aber dessen Schritte ein Geschoss tiefer innehalten. Dann verlor sich das Geräusch der Schuhe auf dem Beton nicht bei den Treppenstufen, sondern entfernte sich auf dem Weg durch einen langen Gang. Nachdenklich drehte sich Friedrich wieder um und bemerkte, dass die Metallplatten des Elektrolifts nach wie vor geöffnet waren. Drinnen stand ein Mann in schwarzer Kleidung.

„Ich bin der Schornsteinfeger“, sagte er lächelnd. „Ich bringe das Salz.“ Ohne Friedrich aus den Augen zu verlieren, drückte der Mann einen der Schalter an der Seite. Schleppend setzte sich der Aufzug in Bewegung, um hinauf in die vierte Ebene zu fahren, obwohl die Metallplatten noch nicht vollständig verriegelt waren. Das Letzte, was Friedrich zwischen den sich schließenden Türen sehen konnte, war das Weiß seiner Zähne.

Alrun zerrte ein wenig an der Hand ihres Bruders. Dieser nickte und beide gingen zu der Wohnung hinüber. Der Türspion beobachtete sie beim Öffnen. Kurz darauf standen sie im Türrahmen, vor sich den lichtdurchfluteten weißen Flur. Frau Rebstein war mitten im Raum, ihre Augen fielen in langsamen Intervallen von einem Kind auf das andere. Ihre Füße berührten kaum mehr mit den Spitzen den Boden.

Die Geschwister blieben geraume Zeit reglos stehen, während sich vorsichtig das Reinigungspersonal an ihnen vorbei in die Wohnung schob, um sauber zu machen.



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