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Die Geschichten des Nilpferd-Reiters

Sinnlose (?) Merkwürdigkeiten in und um Goldstadt
von

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Tag 4 - unerklärbare Erklärungen

Sinnlose (?) Merkwürdigkeiten in und um Goldstadt
 

Plötzlich schossen mir Erinnerungen in den Kopf – Erinnerungen an den sozialen Tag zu meiner Schulzeit.

Während ich kläglich scheiternd versuchte mich zu beruhigen, wurde die Erinnerung stärker.

Ich hatte diesen Tag immer schamlos ausgenutzt um die Schule zu schwänzen. Wahrscheinlich wurde ich nicht mal für meinen Drogenmissbrauch von den Göttern bestraft, sondern für mein unverschämtes und sündiges Jugendverhalten…
 

Meine Gedanken kehrten ins Hier und Jetzt zurück und mein Blick fokussierte sich. Leider half alles in Erinnerung schwelgen und alles beten nichts. Was vielleicht auch daran lag, dass ich entgegen meiner häufigen Behauptungen nicht gläubig war. Zumindest nicht richtig.
 

Und da standen sie vor mir. Die Helden. Die Möchtegern-Helden, die wohl gerade aus der Gosse gekrochen waren. Oder in diesem Falle aus den Tiefen eines plötzlich aus dem Wasser aufgetauchten Hochhauses.

Ganz vorne stand selbstbewusst und Angst einflössend Ölwechsel-Woman, gefolgt von Gießkannen-Man und Wandweiß-Woman. Das Schlusslicht bildete Aktenkopier-Man, der mit seiner schiefen Brille etwas fehl am Platz wirkte. Andererseits machte er mir mit seiner Erscheinung fast noch mehr Angst, als Ölwechsel-Woman…

Ehrlich, die Vier sahen aus wie die Helden des sozialen Tags in Hamburg – wie kreativ.
 

Ölwechsel-Woman warf mir nun einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte oder vielleicht auch einfach nicht deuten wollte.

Warum zum Teufel sah dieses Weib aus wie meine Ex, nur mit Ölmessstab in der Hand???

Das war total unsinnig!

Anna hatte Null Ahnung von Autos gehabt!
 

Eine neue Theorie kam mir in den Sinn, wie ich da immer noch vor den vier Horrorgestalten auf dem nassen Boden kniete und nebenbei mitbekam, dass Rosa schleichend hinter mich getrampelt war.

Das Alles hier hatte gar nicht mit den Göttern zu tun!

Es war ein perfider Racheplan von Anna!

Sie wollte mir heimzahlen, dass ich sie hin und wieder belogen und das ein oder andere Mal auch betrogen hatte.

Meistens mit ihrer besten Freundin…
 

Wie sie das alles hier anstellte, wusste ich zwar noch nicht so ganz, aber Frauen konnten ja bekanntlich zu allem fähig sein.
 

Meiner neuen Idee sicher wollte ich Ölwechsel-Woman böse anstarren, was sich aber in meinem Zustand panischer Angst vor dem, was Anna mit dem Messstab alles anstellen konnte, als sehr schwierig erwies.
 

Und dann schwang sie plötzlich den Messstab, und ich wusste ich würde sterben! Ich kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass sich dieses Öl-befleckte Ding in meinen Kopf bohrte, doch nichts geschah. Zaghaft öffnete ich mein linkes Auge.
 

Und musste feststellen, dass Anna wohl zu viel Schwung geholt hatte. Den Aktenkopier-Man schaute verwundert auf seine Brust, in der das Instrument des Grauens nun steckte.
 

Zunächst versuchte Anna das Ding wieder herauszuziehen, ließ jedoch recht schnell davon ab, da es einfach zu tief steckte und wandte sich stattdessen wieder mir zu.
 

Natürlich passierte, was passieren musste. Sie wollte reden. Und wie immer, wenn sie das tat, schaltete mein Kopf plötzlich auf Durchzug und ich bekam nichts mehr mit. Denn Anna war zwar wirklich ein heißes Gestell (auch wenn sie in Sachen Bettsport noch einiges zu lernen hatte), aber eben auch nur solange sie ihren Mund nur für meine tieferen Körperregionen öffnete. Und zwar wirklich nur dafür. Ihre Stimme war der reinste Horror. Noch schlimmer als die Pieps-Stimme meines ehemaligen Chefs, und das sollte schon etwas heißen. Ihre Stimme hatte etwas von einem quietschenden Reibeisen, dass in der DDR hergestellt worden war und daher nur eine Mischung aus Berlinerisch und Sächsisch beherrschte.
 

Während ich über den Klang ihrer Stimme sinnierte und nebenbei versuchte ebendiese auszublenden, glitt mein Blick über die restlichen Helder der jämmerlichen Truppe vor mir. Aktenkopier-Man versuchte noch immer den Messstab aus seinem Oberkörper zu ziehen. Bisher erfolglos. Und Wandweiß-Woman und Gießkannen-Man hatten offenbar keinerlei Interesse ihm dabei zu helfen. Die beiden schienen eher mitbekommen zu haben, dass ich Anna in keinster Weise zuhörte und tuschelten nun leise über mein Verhalten. Irgendwie kamen sie mir auch bekannt vor. Nur woher?
 

Während ich noch in meinen leider nicht gerade bestens funktionierendem Gedächtnis wühlte, musste ich leider feststellen, dass ich Annas Stimme nur noch bedingt ausblenden konnte. Immer wieder blieben einzelne Wörter ihre wahrscheinlich sehr bewegenden oder aber doch eher beleidigenden Rede in meinem Gehörgang hängen.
 

Blablabla, Welt, blablabla, retten, blablablabla, du, blablablabla Sex, blablabl- Moment!
 

Hatte Anna gerade etwas von Sex gesagt?

Plötzlich waren meine Lauscher weit aufgestellt und mein Schmerzempfinden unterdrückt. Interessiert schaute ich sie nun an, jedoch hatte sie sich offenbar entschieden, gerade jetzt, wo es interessant wurde, mit ihrer Ansprache fertig zu sein. Mist. Vielleicht hätte ich doch zuhören sollen.

...

Nein.
 

Aktenkopier-Man hatte inzwischen aufgegeben und stand jetzt sichtlich angepisst hinter den anderen, während er versuchte die Arme vor der Brust zu verschränken. Jedoch konnte er sich wohl nicht entscheiden, ob er sie über dem Messstab, oder darunter verschränken sollte. Gießkannen-Man hatte Erbarmen und zog mit einem Ruck den Stab aus seinem Oberkörper. Aus Reflex hatte ich sofort die Augen geschlossen, denn ich wollte weder erstens spritzendes Blut ins Auge bekommen, noch zweitens, überhaupt Blut spritzen sehen.
 

Da aber zum zweiten Mal an diesem Tage (okay, ich gebe es zu, ich war mir immer noch nicht sicher, ob es überhaupt Tag war) nichts geschah, sah ich mich gezwungen, die Augen erneut zu öffnen.
 

...

Sie waren weg.

Einfach verschwunden.

In Luft aufgelöst. Oder besser in Grauheit und Wasser.
 

Dieses stieg nämlich aus spontaner Freude an der Sache wieder und begann sich in meine gelben Stiefel zu schleichen.

Rosa stupste mich von hinten an und ich verstand.

Oder auch nicht.

Auf jeden Fall zog ich mich schleunigst an ihr hoch und setzte mich auf ihren Rücken, damit wir das sinkende Schiff – äh, Haus, verlassen kannten.
 

Als Rosa sich mit winzigen Flügelschlägen in die Lüfte erhob, versuchte ich das eben erlebte zu verstehen.

Es musste doch alles einen Sinn haben, oder? Irgendeinen beschissenen Sinn gab es immer.
 

Früher, als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte ich oft meine Großeltern am Arsch der Welt besucht. An sich hatte es mir da nie sonderlich gut gefallen (woran das wohl lag?), aber mein Onkel war auch immer dort gewesen. Eigentlich hatte er ja für sein Studium lernen sollen, doch die meiste Zeit hatte er nur Tomb Raider oder die alten Mario-Spiele gezockt und ich durfte ihm immer dabei zu sehen.
 

Der Sinn dieser Spiele war klar gewesen.

Überlebe. Finde den Schatz. Rette die Prinzessin.
 

Ich blickte auf die grauen Wellen, die sich über dem Hochhaus im Wind bewegten.
 

Wir hatten nun die Höhe erreicht, auf der noch immer mein gewünschter Hamburger und meine ersten Zigaretten hingen. Beides schnappte ich mir und fiel sogleich gierig (okay, sagen wir die Wahrheit. Ich fiel sogleich gesittet) über sie her.
 

Der Hamburger schmeckte scheiße, die Zigarette tat gut.
 

Wenn man so die Wassermassen hier betrachtete war eines klar: Diese Welt brauchte einen Klemptner!
 

...und das war sicher nicht ich!



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