Zum Inhalt der Seite

Die Sterne über Dalaran

World of Warcraft-Fanfiction
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2. Erster Tag der Reise

Erster Tag der Reise
 

Ylaria drehte den Kopf leicht zur Seite, als Leyan ihr zuzwinkerte. Sie hatte gerade neben ihren üblichen Waffen auch eine Schwertscheide an die Halterung geschnürt, die das Gepäck sicher auf dem Greifen hielt. Viel hatte sie sonst nicht mitgenommen, so fiel dies wohl auf. Das Lederband, welches als eines von mehreren das Gepäck an Ort und Stelle auf dem Tier halten würde, wurde von ihr stramm angezogen, fast etwas zu stramm, und sie bemühte sich den Eindruck zu erwecken, dass sie sein Grinsen nicht gesehen hatte. Leider hielt ihn das nicht davon ab, zu ihr zu kommen. Immer noch das spitzbübische Lächeln auf den Lippen trat er nahe zu ihr an die Seite des Greifen, und legte eine Hand auf den Sattel. „Guten Morgen, Ylaria. Ich sehe, ihr habt vor, eure Kampfkünste auf der Reise zu vertiefen?“ Sie wandte sich zu ihm um, stemmte eine Hand in die Hüfte und versuchte möglichst ungerührt zurück zu lächeln. „Nun, wer wäre ich, wenn ich die Gelegenheit nicht nutzen würde, wenn ihr uns schon überraschenderweise auf dieser Reise begleitet, Meister Sonnenhoffnung.“

Leyan lachte melodisch, als er nach dem Schwertgriff langte, die Waffe leicht aus der Scheide zog, und sie begutachtete. „Immerhin habt ihr solides Werkzeug mitgebracht. Damit werden wir arbeiten können. Und bevor ihr fragt, natürlich wäre es mir ein Vergnügen, euch weiterhin zu unterrichten. Ihr lernt schnell“, sprach er. Seine himmelblau schimmernden Augen lagen direkt auf ihr, und Ylaria fühlte erneut die Röte in sich aufsteigen. Schnell blickte sie um sich.

Verian hatte seinen Greifen bereits mit dem Notwendigsten bepackt, und hielt ihn am Zügel fest. Das Tier war ihm offenbar nicht ganz geheuer, denn er blickte es ab und zu skeptisch an. Ylaria musste schmunzeln. „Verian mag die Greifen nicht.. Das kann ja heiter werden“, sagte sie, mehr zu sich selbst. Leyan folgte ihrem Blick. „Er bevorzugt Drachenfalken nehme ich an?“ „Ja, dem ist so. Das tun wir eigentlich alle. Aber die wenigsten sind widerstandsfähig genug für diese Kälte. Wir haben nicht genug.“ Leyan nickte nur.

Derweil ertönte aus Leireths Richtung ein Schimpfen. Sie versuchte gerade erfolglos mit Hilfe des Menschen ihr Gepäck zu verstauen, doch war es definitiv zu viel des Guten. Als ein Beutel erneut herunterfiel, seufzte Leireth, und wischte sich über die Stirn. Verian rief ihr etwas zu, was klang wie „Ich nehm das“, und eilte zu ihr hin, wobei er die Zügel des Greifen losliess.

„Oh je“, flüsterte Ylaria, als sie sah, wie Verians Greif sich langsam entfernte, und schon die Flügel streckte. Die Tiere waren eigentlich gut erzogen, dennoch testeten sie regelmässig bei neuen oder ihnen unbekannten Reitern ihre Freiheiten und Grenzen aus. Sie konnte die Zügel ihres eigenen Greifen nicht loslassen, denn sonst wäre dieser ebenso weggetrippelt wie Verians. Sie wollte schon etwas rufen, als sie Leyan sah, der mit grosser Geschwindigkeit zu dem flüchtigen Tier spurtete, und im letzten Moment die Zügel ergriff, bevor es in die Luft abhob.

Erneut setzte Ylaria an, etwas zu sagen, als ein einfaches Klatschen die morgendliche Stille auf dem Lande- und Flugplatz Dalarans durchbrach. Leyan hatte es geschafft, sein Kunststückchen genau dann vorzuführen, als Imenia Feuerblüte beschlossen hatte, ebendiesen Platz zu betreten. Imenia klatschte ein paar M al in die Hände, und würdigte so das Kunststückchen Leyans mit einem leichten Grinsen. Der verbeugte sich spielerisch, und grinste zurück, tippte sich an den nicht vorhandenen Hut zum Grusse.

< Wie kann man nur soviel Glück haben >, schoss es Ylaria durch die Gedanken, als sie neben ihrem Greifen in Stellung ging, und ihrer Anführerin salutierte. Nur aus den Augenwinkeln sah sie, wie Verian zu seinem Greifen hastete, und ebenfalls Position annahm. Sie sah auch nicht, wie der stämmige Mensch eher nachlässig salutierte, und sich dann hinter die Priesterin schwang, die mit ihm einen Greifen teilte, da sie den Wunsch geäussert hatte, nicht allein fliegen zu müssen.

Ylaria baute sich vor dem Trupp auf, und blickte sie einzeln an. „Guten Morgen. Ich sehe, der Grossteil der Vorbereitungen für die Reise ist getroffen.“ Ylaria, Verian und Leireth sagten wie aus einem Munde die gleichen Worte: „Ja, Madame“, und salutierten zackig, während die anderen drei Teilnehmer der Expedition eine Mischung aus teilnahmslosen Blicken, Schmunzeln und mildem Lächeln zeigten. „Wunderbar. Wir starten in wenigen Augenblicken. Sonnenhoffnung?“, Imenia wandte sich an Leyan. „Ja?“, antwortete dieser. „Ist mein Reittier bepackt und bereit?“, fragte sie ihn, und blickte ihn unverwandt an. Der senkte den Kopf leicht, und nickte. „Aber sicher, M´lady“, erklang seine Stimme. Er deutete auf einen Greifen, der etwas an der Seite stand, dessen Zügel von einem jungen Erwachsenen Menschen gehalten wurden, kaum 15 Winter alt. Imenia nickte. „Gut“, sagte sie, und wandte sich dann wieder an den Trupp.

„Ich habe mich entschieden, dass wir den sichereren Weg durch den Kristallsangwald fliegen. Unser heutiges Tagesziel ist der Aussenposten des Silberbunds, die Windläufers Warte, wo wir heute Abend erwartet werden. Die reine Flugzeit wird ungefähr vier bis fünf Stunden betragen, mehr ist den Greifen nicht zuzumuten. Zwischendurch werden wir einmal rasten, vermutlich am Fusse der Kristallschlucht.“ Während Imenia sprach, ging sie leicht auf und ab, die Hände hinter dem Rücken ineinander verschränkt. Sie hatte ihr kurzes Haar so gut es ging zurückgebunden, manche Strähnen fielen ihr dennoch in die Stirn, und gaben ihr ein verwegenes Aussehen. Als sie ihre Ansprache beendet hatte, blieb sie in der Mitte stehen, und zog die Kapuze hoch, die ihren Kopf gegen die kalte Luft wärmen würde. „Sitzt auf. Wir werten nun mit der Reise starten.“

Auf den Befehl hin schwangen sich die drei Magierwachen auf ihre Greifen, ebenso trat Imenia selber zu ihrem Greif, doch sie erklomm den Greifen nicht sofort, sondern winkte jemanden zu sich. Während sich Arkanist Tyballin mit einer einfachen, viereckigen hölzernen Schatulle näherte, die durch ein Schloss gesichert war, hob Leyan die Hand zum Mund, und pfiff auf zwei Fingern zwei Töne, einer hoch, einer etwas tiefer. Und in dem Erstaunen des Trupps darüber, dass ein rotgolden schimmernder Drachenfalke sich den Weg von einem etwas höher gelegenen Platz innerhalb der Schwebenden Stadt direkt zu Leyan bahnte, indem er mit den kräftigen Flügeln schlug, und sich schliesslich in der Luft schwebend vor Dairean bewegte, verstaute Imenia Feuerblüte, Magistrix des Silberbundes, fast ungesehen das ominöse Relikt in der Seitentasche, die am Sattel des Greifen befestigt war.

Dairean schwang sich in den Sattel des Drachenfalken, dem die Kälte offenbar nichts auszumachen schien, beinahe zeitgleich wie Imenia sich auf ihren Greifen bequemte. Mit einem leisen „Ho“, gab er dem Drachenfalken einen kleinen Befehl und flügelschlagend erhob sich dieser in die eisigen Lüfte des Kristallsangwaldes. „Auf geht’s“, sprach er lauter, und dann erhob sich nach und nach ein Greif nach dem anderen in die Lüfte. Ylaria schlug ihre Kapuze zurück und drückte die Fersen in die Steigbügel, als ihr Greif die mächtigen Flügel ausstreckte, und schliesslich mit einem Satz vom Boden abhob. Sie nahmen ihren Kurs gen Westen auf.
 


 

XXXX
 

Dairean raffte die Zügel zusammen und knotete sie gekonnt an den Knauf des Sattels, auf dem er sass. Dann griff er nach dem kleinen, ledernen Beutel, der als einer der wenigen nicht festgezurrten Teile seiner Ausrüstung lose umher baumelte, öffnete ihn freihändig, und griff sich eine Prise des braunen Pulvers, welches sich darin befand. Obwohl sich unter ihm der Kristallsangwald auftat, und er in freiem Fall ungefähr 400 Meter gestürzt wäre, schien es ihn nicht gross zu kümmern. Sein Körper bewegte sich wohl von langen Übungen mit den geschmeidigen Bewegungen seines Drachenfalkens mit, und er konnte sich diese Aktion erlauben. Er war von sich selbst überzeugt. Selbst wenn er stürzen würde, Phönix – so hatte er den Drachenfalken getauft – war klug genug, um seinen Reiter aufzufangen, sollte er wider Erwarten doch herunterfallen.

Er entschied sich dafür, das geriebene Pulver aus getrockneten Blutdisteln die Nase hochzuziehen, sein Zahnfleisch war schon bräunlich genug. Langsam fiel ihm nämlich keine Erklärung mehr dafür ein ausser schlechten Zähnen, die er aber nicht hatte. Er zog an der Schnur, und verstaute den Beutel wieder dort, wo er hingehörte, nahm die Zügel erneut in die Hand.

Als die Blutdistel zu wirken begann und ein angenehm prickelndes Gefühl von seiner Nase in den Mund und von dort aus in seinen Körper stieg, signalisierte die Reiterin hinter ihm auch schon mit einer Geste, dass sie landen wollte. Dairean orientierte sich kurz am Sonnenstand, und schätzte, dass es ungefähr eine Stunde vor dem Höchststand war. Es war also bald Mittag. Und wie vorgesehen kam auch schon bald die Kristallschlucht ins Blickfeld.

Nur wenige Minuten später landeten sie auf einer kreisrunden Lichtung zwischen wenigen der kargen Bäume auf dem gelblichgrünen Gras. Dairean liess sich elegant von Phönix´ Sattel gleiten, und verknotete die Zügel erneut. Phönix würde sich nicht weit entfernen, denn er war gut erzogen. Bei den nach und nach landenden Greifen war er sich da nicht so sicher. Gerade der Greif von Himmelswispern machte offenbar Probleme, und fast schon wäre der Elf ohne sie weitergeflogen.

„Eh, Verian, machst du immer eine Ehrenrunde?“, rief Ylaria spöttisch. Ihr Blick ruhte auf dem Elfen, der nach der endlich erfolgreichen Landung sich ziemlich unelegant im Steigbügel verhedderte, und fast auf den Boden fiel. In letzter Sekunde konnte er sich noch retten, strich sie die Haare in einer bemühten Geste zurück, und straffte sich etwas.

Dairean schmunzelte, und wandte sich ab. Die Elfe hatte ihre Blicke sowieso nicht auf ihm, was er etwas bedauerlich fand. Es war immer gut, in den Feinden eine Verbündete zu haben. Freundschaften zu schliessen, natürlich gespielt, halfen einem guten Spion, zu Informationen oder zu Hilfestellungen zu kommen. Er hatte sie erkoren, ihm eine Freundin zu werden. Doch vorerst musste er sich um etwas anderes kümmern. Er hatte schliesslich einen Auftrag im Auftrag.

„Lady Feuerblüte?“ Er trat zu der Anführerin des kleinen Trupps hin, und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. „Späher Sonnenhoffnung“, erwiderte sie knapp und lächelte. „Wollt ihr hier länger rasten? Dann werde ich ein Feuer anzünden, und wir wollen etwas zu essen kochen.“

„Nun, bald naht die Mittagsstunde. Ich dachte, dass wir die Hitze – wenn man es so nennen kann – ausnutzen, und dann zur Mittagsstunde wieder weiterfliegen. Wie lange schätzt ihr haben wir denn noch bis zur Zuflucht?“ Sie verstaute irgendetwas in einer Satteltasche, und drehte sich ihm dann ganz zu. Mit einer Hand schlug sie die Kapuze zurück und löste den Knoten im Haar, der ihr das wilde Aussehen gab, strich sich alles zurecht. < Madame ist wohl eitel>, dachte er. Dann räusperte er sich, schlug die Augen höflich nieder. „Das ist eine gute Idee, Lady Feuerblüte. Ich muss wohl noch einmal mit Phönix in die Luft, aber ich denke, wenn ich es richtig im Kopf habe, dauert es noch ungefähr 3 Flugstunden, bis wir ankommen. Dann wären wir heute fünfeinhalb Stunden unterwegs gewesen. Eine Aufwärmübung für die Greifen. Morgen wird es dann anstrengender, wenn wir die Höhen erklimmen.“ Imenia nickte. „Nun denn. Lasst uns etwas Verpflegung zu uns nehmen.“

Sie ging an ihm vorbei, und trat in den Kreis der Abenteurer, die bereits auf dem Boden Platz genommen hatten, wobei ein jeder auf einer Decke, dem Umhang oder gleich dem Sattel seines Tieres sass. Connell hatte sich darum gekümmert, dass alle ein Plätzchen gefunden hatten, und war nun dabei, die Tiere zu versorgen. Obwohl der Mensch roh und unhöflich schien, war er doch einigermassen gewandter im Umgang mit den massigen Tieren, auf denen sie ritten.

Dairean schmunzelte, wandte sich ab und begann, z wischen den Bäumen Holz aufzuklauben.
 

Das Hochgefühl, welches ihm die Prise Blutdistelstaub beschert hatte, hielt noch ein Weilchen an. Vor allem liess es ihn die Kälte besser vergessen. Er war sich der Kälte noch immer bewusst, doch war es nicht mehr der vorherrschende Gedanke in seinem Kopf. Stattdessen strich er hier und da herum, sammelte einen verdorrten Ast nach dem anderen. Getreu seiner Prinzipien immer noch wachsam, erlaubte er sich jedoch mit einem Teil seines Geistes etwas umherzuschweifen, dies und das zu denken. Einmal glaubte er ein hohes Lachen zu vernehmen, vom Lager her, und einmal kreischte auch Phönix nach ihm.
 

Als er wieder in die Runde zurücktrat, und wortlos einen Haufen Brennbares Material in die Mitte legte, schienen die anwesenden gerade in eine eifrige Diskussion vertieft. Während er das Holz zerkleinerte, und in dem aus Steinen geformten Ring aufschichtete, den wohl jemand klugerweise angelegt haben musste, tat er so, als bekäme er nichts mit.
 

„Wie kannst du sowas nur sagen“, ereiferte sich Verian. „Tu nicht so, als ob du die Einzige wärst, die Familie verloren hat, Ylaria.“

„Das hab ich doch gar nicht gesagt,“ erklang Ylarias hitzige Antwort. Leireth stocherte derweil mit einem Stock in der Erde herum. „Ich sagte nur, dass du ja noch Familie hast, du müsstest sie bloss überzeugen.“

„Überzeugen.. Wovon? Du denkst doch nicht allen Ernstes, dass mein Vater sich überzeugen liesse. Er hat dieses Teufelszeug schliesslich auch konsumiert.“

„Himmelswispern, ein jeder ist fähig zu erkennen, welch Verderbnis unsere Brüder und Schwestern eingegangen sind“. Die Stimme Imenias erklang ruhig.
 

Tatsächlich aber hörte er jedes einzelne Wort klar und deutlich, spürte Nuancen nach, erforschte den Klang der Stimmen und verglich sie mit den Aussagen. Er konnte sich eines Schmunzelns nicht verwehren. Er hatte bisher nie das Vergnügen gehabt, verbliebenen Hochelfen zuzuhören, wie sie über seinesgleichen redeten.
 

„Aber sie selber. Weigern sie sich nicht, zu erkennen?“ Verian blickte seine Anführerin an. Diese nickte bedächtig. „Ich komme öfters in Kontakt mit den verlorenen, die sich nun Sin´dorei nennen. Kinder des Blutes.“

Brionna Tallys, die Menschenfrau, mischte sich ein, während sie die Hände aneinander rieb. „Gebt die Hoffnung nicht auf, Verian. Noch viel schlimmere Sünder haben zurück zum Licht gefunden. Und das Licht in seiner unendlichen Gnade wird ihnen verzeihen, und sie auf den rechten Pfad weisen.“ Fast schon simultan nickten Connell und Brionna. „Wahr gesprochen“, erklang die sonore Bassstimme des Menschen. Brionna lächelte ihn an.

Verian seufzte lang gezogen. „Ich wünschte mir bloss, ich wüsste genau, was aus ihnen allen geworden ist. Ich habe nur Kenntnis, dass mein Vater überlebt hat. Was aus meinen drei Brüdern geworden ist, mag nur das Licht wissen. Aber ich vermute, dass zumindest der jüngste überlebt hat. Der Taugenichts war ja nicht mal im Militär.“

„Dann lohnt es sich aber nicht für ihn zu beten“, sagte Ylaria trocken, und hauchte sich in die Hände.

„Es lohnt sich für alle zu hoffen, dass sie ihren grossen Fehler erkennen. Dass sie sehen, in welch falsche Hände sie geraten sind. Sie sollten sich und die ewige Stadt von alleine ausliefern und kapitulieren vor der Allianz.“, erklang da die Stimme von Leireth, die sich das erste Mal in die Diskussion einmischte. Verian wandte sich ihr sofort zu und lächelte sie strahlend an.
 

Während das Feuer langsam hochloderte, bemerkte Dairean erneut den wehmütigen Blick in Ylarias Augen. Verians Körperhaltung war Leireth zugewandt, die neben ihm sass, und er schien Ylaria zu ignorieren. Wäre die Wirkung der Blutdistel nicht langsam abgeklungen, hätte er vermutlich laut gelacht. So jedoch grinste er nur leicht, und stocherte in den Flammen herum. Eine klassische Dreiecksbeziehung. Elfe liebt Elf, der eine andere Elfe liebt. Na, wenn sich daraus nichts machen liesse.

„Da hast du allerdings Recht, Leireth.“ Verian versuchte den Worten mehr Gewicht zu geben, und sprach betont langsam. Je deutlicher Leireths Lächeln auf diese Bemerkung hin wurde, desto griesgrämiger blickte Ylaria.

„Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass sie Verräter sind.“, warf schliesslich Imenia ein. Brionna fragte: „Verräter? Oh ja, das sind sie. Marschall Garithos hat gewusst, was er tat, als er sie einkerkerte. Man konnte ihnen von Anfang an nicht vertrauen, diesen Hoch..Ich meine.. Nun ja.. Ich meine diesem Sonnenwandererprinzen.“ Als sie ihren Fauxpas bemerkt hatte, wurde sie leicht rot. „Verzeiht, ich wollte niemanden beleidigen.“
 

Dairean liess das Feuer Feuer sein, und erhob sich, lief zwei Schritte und setzte sich demonstrativ neben Ylaria. Er schenkte ihr ein – so wie er hoffte – freundliches Lächeln. Wie zufällig berührte sein Knie ihren Oberschenkel, als er die Beine zu einem Schneidersitz faltete. Ylaria erwiderte das Lächeln kurz, doch es war nur ein gespieltes. Der Blick und wohl auch ihre Aufmerksamkeit lagen immer noch auf Verian.
 

„Nun, wie ihr wisst hatten wir auch unsere Schwierigkeiten, nachdem der Sonnenbrunnen zerstört worden war. Selbst die wir in Sturmwind ansässig waren, spürten sofort, dass uns etwas fehlte“, sagte Imenia zu der übereifrigen Priesterin, die immer noch rote Wangen hatte. < Ob die Kälte ihre Wangen zusätzlich rosig färbt?>. Dairean schüttelte ob des absurden Gedankens den Kopf.

„Ja, dies sah ich. Ich behandelte einige im Hospital, die kaum mehr einen vernünftigen Gedanken fassen konnten, oder die pure Schmerzen erleiden mussten.“ „Ich bestreite nicht, dass wir Hochelfen von der Magie in gewisser Weise abhängig sind. Sie durchtränkt uns, sie nährt uns, und sie macht einen Teil unseres Wesens aus. Dennoch waren wir nie so korrupt, dass wir..“, Imenia wurde von Leireth unterbrochen. „.. auf diese verfluchte dämonische Magie angewiesen waren“. Leireths Stimme klang bitter und gleichzeitig sehr wütend. „Verräter. Allesamt. Pack. Wie konnten sie uns alle bloss so betrügen? Und dann..“. Es war schon fast beeindruckend, die Verwandlung mit anzusehen. Offenbar war von allen Anwesenden hier Leireth die Fanatischste. Ausgerechnet. Dairean musste sich eingestehen, dass er sie unterschätzt hatte. Er hatte diese Rolle eher der Anführerin zugedacht gehabt, doch nun präsentierte sich Situation ganz anders. Leireth redete sich in Rage. „Und dann schliessen sie auch noch diese unheiligen Allianzen! Diesen Pakt mit.. Mit dem Verderben. Mit den Naga.. Wie kann man nur.. Unsere Vorfahren würden sich im Grab umdrehen, wüssten sie´s. Wie der Prinz das Andenken seiner Dynastie beschmutzte und mit den Füssen trat. Eine Schande! Verräter allesamt!“ Schnaufend beendete sie die Rede, während sie die Hand wieder in den Schoss legte, die in ihrem Monolog immer wieder wütende Kreise geformt, mit dem Zeigefinger gedeutet und die Faust geballt hatte.

„Sagt ihr eigentlich nichts dazu, Herr Sonnenhoffnung?“, fragte sie Dairean dann direkt, blickte ihm in die Augen, die Wangen immer noch gerötet.

Alle Blicke richteten sich auf ihn.
 


 

XXXX
 

Ylaria wandte nach Leireths Frage ebenfalls den Kopf zu Leyan. Sie ärgerte sich sowieso über Verian, und beschloss spontan, den Elfen von nun an mit Nichtbeachtung zu strafen. Sie strich sich eine Strähne des Haares hinters Ohr, natürlich vergebens, denn es rutschte sofort wieder nach vorne. Sie seufzte leicht in die Stille hinein, die sich breit machte.

„Nun“, setzte der Angesprochene an, nachdem er mit dem Stück Holz, welches er in der Hand hielt, noch einmal im Feuer rumgestochert hatte. Ylaria drehte auch den Körper nun gegen ihn, und wurde leicht rot, als sie unbeabsichtigt ihren Oberschenkel an sein Knie drückte. Er schmunzelte ihr kurz zu, dann fuhr er sich mit zwei Fingern über das Kinn, leicht reibend.

„Verrat haben unsere Brüder und Schwestern begangen, das ist unbestritten. Töricht ist es, denen zu folgen, die nur Verrat und Leiden bringen können. Wir müssen uns auf die eigene Stärke verlassen können, wir müssen zusehen, dass wir uns wieder aufraffen, anstatt liegenzubleiben und zu jammern, dass wir verraten wurden.“ Er hob den Kopf leicht an, und bald erklangen die Worte mit einer entschlossenen Überzeugung. Er blickte jedem der Anwesenden einmal in die Augen. Auch Ylaria spürte zuletzt seinen Blick auf ihr, und kurz verharrten sie so. Sein Schmunzeln verwandelte sich in ein Lächeln. Ylaria wurde leicht rot, und brach den Blickkontakt als Erste ab.

„Aber was macht es für einen Sinn zu debattieren. Wir sollten lieber versuchen, die Abtrünnigen zu überzeugen davon, was das Wahre, das Einzige Gute ist, für uns Elfen. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wir können nicht leugnen, dass der wiederbelebte Sonnenbrunnen uns wieder Kraft gibt. Zumindest.. ich spüre es. Schliesslich sind wir ein Volk, und wir haben genug gelitten. Die Abtrünnigen sollten sich uns wieder anschliessen.“ Die letzten Worte sprach er etwas leiser, und fast wirkte er nachdenklich. Stille legte sich wieder über den kleinen Kreis an Kampfgefährten, ehe Leireth schliesslich in die Hände klatschte, und lächelte. „Ihr habt es so schön poetisch formuliert, Her Sonnenhoffnung, da habt ihr Recht. Die törichten Blutelfen werden sich uns wieder anschliessen! Oder sie werden sterben, sterben bei dem Versuch, sich bei diesen Wilden gut zu stellen, und schliesslich sterben unter dem Ansturm der glorreichen Allianz!“ Imenia nickte, und sagte: „So soll es sein.“

Leyan kommentierte die letzte Aussage nicht, liess das Schmunzeln erneut in seine Miene wandern, und stocherte wieder mit dem Ast im Feuer herum.

„Könnt ihr das Gequatsche nicht mal lassen?“, maulte Connell. „Ich bin hungrig. Dafür haben wir doch einen Halt gemacht, oder?“ Ylaria musste lachen. „Wo ihr Recht habt, Herr Hammerschmied“, sagte sie, stand auf, und ging zu einem der Transportgreifen, holte für alle Brot und Käse heraus, und fing an, die Lebensmittel gerecht zu verteilen. Connell brummelte noch irgendetwas darüber, dass es nichts Warmes gäbe, doch dann gab er sich seinem Schicksal hin, und verschlang seine Ration in mehreren grossen Bissen, ohne grossartig zu kauen.

Ylaria setzte sich schliesslich wieder neben Leyan und reichte ihm seine Portion. „Danke“, sagte er, und ihr schien, als würde er sich etwas entspannen. Das war merkwürdig, befand sie, denn warum hätte er angespannt sein sollen? Sie beugte sich etwas zu ihm, und flüsterte leise: „Droht uns eine Gefahr?“

Leyan zog eine Augenbraue hoch. „Eigentlich nicht. Habt ihr etwas Verdächtiges bemerkt?“ Ylaria schüttelte den Kopf und biss etwas von dem Käse ab. „Nein, eigentlich nicht, doch ich dachte mir gerade, dass ihr doch etwas arg angespannt wirktet.“ „Ich bin immer wachsam, M´lady“. Er schmunzelte. „Aber tatsächlich war ich etwas angespannt.“

Ylaria verzog leicht das Gesicht, als sie den pappigen Käse herunterschluckte. Er war nicht gerade von bester Qualität. Vor allem war er viel zu fade, wenn es nach ihr ging. Er würde zwar dem Gaumen der menschlichen Gefährten munden, doch für elfische Geschmacksknospen war er zu wenig speziell.

Sie spülte den Bissen mit einem Schluck aus der Feldflasche herunter.

„Aber warum denn?“, fragte sie schliesslich.

„Ich bin kein guter Redner. Ich bin Kämpfer und Kurier. Kein Redner.“ Auch Leyan biss vom Käse ab, der ihm wohl besser schmeckte als ihr, denn er nahm sogleich einen zweiten Happen.

„Ach, das bin ich doch auch nicht. Aber darum geht es doch nicht unbedingt, oder? Sind ja keine politischen Reden oder so.“

„Nein.. Wahrlich nicht.“, erwiderte er wortkarg und zerriss das Brot in zwei Stücke.
 

Ylaria versuchte noch ein paar Mal, das Gespräch auf irgendwelche banalen Themen zu lenken, doch weder Leyan noch der Rest des Trupps hatten scheinbar Interesse daran, sich zu unterhalten. So rückte sie etwas näher zum Feuer, und wärmte sich die Hände.
 


 

XXXX
 

„Nehmt sofort eure dreckigen Finger von mir!“ Die sonst so sanfte Stimme der Priesterin klang energisch und wütend, während sie erbost einige Schritte Abstand von Connell nahm. Der hob leicht die Hände, beschwichtigend. „Aber..“ „Sagt jetzt nichts!“, fuhr sie ihm sofort ins Wort, und stapfte zu Imenia, die einen Moment vor ihnen gelandet war, baute sich vor ihr auf, und stemmte die Hände in die Hüften.

„Madame Feuerblüte, ich beantrage auf einem anderen Reittier zu reisen. Nicht mehr mit diesem.. Barbaren!“ Imenia zog eine Augenbraue hoch, und schlug die wetterfeste Kapuze zurück. „Verzeihung?“, sagte sie, und blickte die Priesterin an. „Ich verstehe nicht...“

Anklagend deutete Brionna auf den Krieger, der neben dem Greifen stand. „Er hat mich angefasst.“ „Er hat euch angefasst?“ Imenias Blick wanderte zum Menschen, der seinen Kopf etwas einzog. „Hammerschmied, ist das wahr?“, bellte Imenia. „Madame.. Ich wollte doch.. niemals.. ich dachte nur.. „, stotterte dieser. Die Situation schien ihm unangenehm zu sein, verlor er doch normalerweise keine Worte, und sprach recht klar. „Du hast deine Pfoten auf meinen Hintern gelegt!“, erklang Brionnas anklagende stimme erneut. „Aber.. das war doch.. nicht die Absicht...“, seufzte Hammerschmied, und führte den Greifen etwas näher der Stelle, wo Imenia und Brionna standen.

Derweil landeten auch die anderen 3 Greifen und der Transportgreif auf dem Platz zwischen den Zelten des Aussenpostens. Dairean lachte innerlich. Er war bereits zwei Minuten vorher gelandet, und war soeben dabei, Phönix zu verköstigen und ihm den Sattel abzunehmen, als er das Ganze beobachtet hatte.

Die Unsicherheit Brionnas beim Fliegen war nicht nur ihm, sondern auch dem fürsorglichen Connell aufgefallen. Es war aber auch kaum verwunderlich gewesen, denn beim Mittagshalt war nicht nur Verian fast vom Greif gefallen, sondern auch die Priesterin hatte ihre sichtliche Mühe gehabt, von dem massigen Tier zu steigen. Connel hatte ihr, ohne zu fragen, beim Erreichen des Zieles die Hände um die Hüften gelegt, um ihr beim Absteigen vom Greifen behilflich zu sein. < Töricht >, dachte Dairean. Natürlich hatte die fromme Priesterin seine Absichten missverstanden, und so keifte sie ihn nun weiter an, liess ihn nicht zu Wort kommen. Ylaria trat neben ihn, nachdem sie ihren Greifen einem der Stallmeister übergeben hatte. Sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten in der Hand, und teilweise über die Schulter geworfen. „Was ist denn hier los?“, fragte sie, als sie die streitenden entdeckte. „Hört selbst“, sprach Dairean. Ylaria wandte den Blick zu Brionna.

„..Wenn ich es doch sage, er hat mich berührt, unsittlich!“, ereiferte diese sich gerade. Imenia hob nun eine Hand. „Nun haltet einmal ein, Miss Tallys. Ich möchte dies hier gerne aufklären, und zwar noch eher, als dass ich Hammerschmied nach Hause schicke.“ sie hielt kurz inne. „Nun, möchtet ihr dazu etwas sagen?“.

Connell druckste etwas herum, und Dairean schien es, als würden die Wangen des Kriegers für einmal nicht von der Kälte gerötet. „Verzeihung“, sprach er etwas leiser in seinen Bart. „'ch wollt nur helfen.. Der Miss mein ich.“, brummte er dann. „Wollt nich grabschen, wirklich nich'.“ „Und warum habt ihr sie dann berührt?“, fragte Imenia skeptisch. „Weil sie vorhin schon fast runtergefallen wär.“ „Vorhin?“ „Mittags“, kam die Antwort. „Da.. das ist doch gar nicht wahr“. Nun war es an der Priesterin, verlegen zu sein. „Tut mir leid. 'ch würd niemals nie begrapsch'n“, sagte Connell, und blickte die Priesterin an. „Kann es sein, dass ihr da etwas missversteht, Miss Tallys?“, sprach Imenia. „Aber.. er hatte seine Hand auf meinem Po!“, versuchte Brionna noch einzuwenden. „'s war nich meine Absicht. Wirklich nich'. Bitte verzeiht mir.“ Brionna seufzte.

Dairean beschloss, der Farce ein Ende zu machen, und trat näher zu Imenia. „Sie schien wirklich nicht sehr sicher heute Mittag. Ich hätte ihr sicherheitshalber auch geholfen, als zu riskieren, dass sie sich ihren Hals bricht.“ Dann lächelte er gewinnend in Brionnas Richtung.

„Einen sehr hübschen Hals, wenn ich das so sagen darf. Ich kann Connell also verstehen.“ Brionna wurde nun ganz rot, und nuschelte en „Hrm.“, während Imenia ein Lachen entschlüpfte. „Charmant, charmant. Nun Brionna, könnt ihr dem wortkargen Tollpatsch hier noch einmal verzeihen? Ich bin auch der Meinung, er hat es nicht böse gemeint.“ „Niemals nie“, sagte dieser, um Imenias Aussagen zu bekräftigen. Brionna seufzte leise, und nickte schliesslich. „Na gut. Aber wenn´s noch einmal vorkommt, dann.. Möge das Licht euch verlassen!“ Während Connell bei der Bemerkung panisch blickte, lächelte Imenia, und wandte sich zu Dairean. „Herr Sonnenhoffnung, sorgt doch bitte dafür, dass die Zelte aufgestellt werden. Wir werden später noch einmal miteinander reden, aber vorerst brauche ich euch nicht.“ Dairean nickte. „Aber sicher, Lady Feuerblüte“, katzbuckelte er, zog sich dann schmunzelnd zurück, und überliess Imenia der Obhut der zwei Menschen.
 

Die andern drei hatten mittlerweile ihr Gepäck alle von den Greifen geholt und begonnen, den Transportgreifen zu entpacken. Die Zelte wurden den kundigen Arbeitern des Lagers übergeben, die sie aufschlugen. Es waren zwei eher kleine Zelte, doch würden die vier Frauen und drei Männer sich schon irgendwie einrichten. Dairean legte sein Bündel Habseligkeiten in den Windschatten eines anderen Zeltes, dann trat er zu Ylaria. „Nun, Madame. Wir haben unser Ziel für heute erreicht.“

„Stimmt, haben wir“, antwortete sie. „Seid ihr bereits müde und erschöpft?“

Ylaria lachte leise. „Aber wovon denn? Wir haben ja noch nichts gemacht.“ Dairean grinste, und zog schliesslich sein Einhandschwert aus der scheide. „Wie wäre es mit einem Übungskampf?“, grinste er. Ylarias Augen strahlten ihn an, und ohne einen weiteren Kommentar eilte sie zu ihrem Gepäck, um ihr Schwert zu holen.
 

Wenige Minuten später waren sie bereits in einer komplizierten Abfolge aus Paraden und Konterangriffen verstrickt. Dairean tänzelte mühelos um Ylaria herum, feuerte sie an und reizte sie gleichzeitig auch. Die Magierin hatte ihnen die Waffen kurzzeitig mit einem Zauber belegt, der die Klingen weniger scharf machte, da sie keine Übungsschwerter mit sich führten. Dennoch hatte Ylaria bereits einige Schläge abbekommen, ohne einen Treffer gelandet zu haben.

Dairean grinste, als sie kurz innehielt, und sich die Seite rieb. Er spürte ihren wütenden Blick auf ihm. „Das war schon alles? Ich bin mir sicher, ihr könnt noch mehr. Schlagt nicht zu wie ein Frischling“, provozierte er sie, und sie schnaubte kurz, ehe sie die Klinge wieder hob. Sie hatte definitiv noch einmal trainiert, obwohl ihr erstes gemeinsames Training noch nicht lange zurückgelegen hatte. Mittlerweile hatte sie die Angewohnheit, den Einhänder mit zwei Händen ergreifen zu wollen, abgelegt, und kämpfte mit der linken Hand auf dem Rücken. Nur manchmal nahm sie sie hervor, um das Gleichgewicht zu wahren. Dairean grinste immer noch spöttisch, als er einem ihrer Hiebe auswich, sich seinen Schwung zunutze machte, und in einer eleganten Vierteldrehung neben ihr zu stehen kam. Er hieb ihr mit der Handkante nur leicht auf den Rücken. „Wär das ein richtiger Kampf, wärt ihr jetzt schwer verwundet“, sagte er, während sie keuchend Luft holte. „Das ist nicht fair“, klagte sie schliesslich. „Natürlich nicht. Aber erwartet ihr tatsächlich, dass Kämpfe fair sind?“

„Hmpf“, klang es von ihr, dann drehte sie sich etwas von ihm ab, und ging zwei Schritte. „Nein. Ehrlich gesagt, nach den letzten zwei Lektionen.. Das erwarte ich tatsächlich nicht.“ In ihre Stimme schlich sich etwas überlegenes, als sie plötzlich die leere Hand hob, eine Beschwörung murmelte. Sofort schoss aus der Ecke, wo ihr Gepäck lag, ein langer Gegenstand, den sie sofort in die linke Hand nahm, und sich zu ihm drehte. Noch bevor er realisieren konnte, dass sie soeben ihren Stab zu sich geholt hatte, schwang sie diesen auch schon, und kam auf ihn zu. „Drachenfalkenpisse“, fluchte Dairean, und riss sein Schwert hoch, und parierte den harten Schlag des Stabes nur mit Mühe. <Oh ja.. damit kannst du umgehen.. Du hast mir nicht zu viel versprochen, Mädchen>, dachte er. Der Stab blieb an der Parierstange seines Schwertes hängen, doch das machte ihn fast handlungsunfähig. Die Hebelwirkung ausnutzend drückte sie sein Schwert zur Seite, dass seine ganze Seite ungeschützt blieb. Er grinste, um sein Erstaunen zu überspielen. Sie lacht leise, und dann kam der vorhersehbare Angriff mit dem Schwert, dem der Stab den Weg geebnet hatte. Siegessicher zielte sie nun auf seine ungeschützte Seite, und schlug mit einem starken Hieb zu.

Und traf ins Leere. Dairean gab plötzlich jeglichen Widerstand auf, wo sein Schwert den Stab gehalten hatte. Ylaria erkannte diesen Kniff zu spät und konnte ihren Körper nicht mehr aufhalten, der durch den Schwung in Bewegung gesetzt worden war. Sie stolperte, und fiel schliesslich auf den Boden, verlor das Schwert, und fluchte leise. Er blickte von oben herab auf sie. „Das war gemein“, protestierte sie erneut. „Ich sagte euch bereits einmal. Wenn ihr mit unfairen Mitteln spielt.. dann tue ich das auch. Und ich kann es gut“, erwiderte er.

„Ich werde euch nie besiegen können“, brummelte sie und griff nach ihrem Schwert. Dairean hielt ihr eine Hand hin, die sie dankbar nahm. Er zog sie hoch. Sie kam nahe an ihm zum Stehen, doch anstatt dass er nun weggetreten wäre, verharrte er kurz in dieser Position. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, und sie blickte zu ihm hoch. Zuerst blickte sie ihn noch an, doch als sie sein Lächeln sah, blickte sie schnell weg. Dann löste er sich von ihr. Natürlich war das sein Plan gewesen, sie zum Erröten zu bringen. „Lassen wir doch die Förmlichkeit“, schlug er vor, während sie den Staub von ihrer Kleidung klopfte. „Behindert nur bei Kampfübungen. Ich bin Leyan.“ Dann schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln. Es wirkte. „Ylaria“, sagte sie, und wandte sich ihm nun ganz zu. „Stimmt, ist wirklich praktischer.“ „Dann auf eine gute Zusammenarbeit.. und auf gute Übungskämpfe. Es ist mir wahrlich eine Freude.“ Er trat etwas zu ihr, griff nach ihrer Hand, und drückte höflich einen Kuss auf den Seidenstoff des Handschuhs. „Die Freude ist ganz meinerseits“, murmelte sie, und erneut errötete sie.

Dairean grinste und nahm ihre Verlegenheit befriedigt zur Kenntnis. Das lief alles ganz prächtig. Genau wie er es geplant hatte.
 


 

XXXX
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück