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Schicksalswolf

Die Abenteuer von Anuk
von

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Neue Bekanntschaften

Anuk erwachte wenige Stunden später. Es war dunkel und er wusste nicht wo er sich befand. Er sah sich um und entdeckte einen Punkt an dem schwach das Tageslicht eindrang. Es war also schon mal Tag und da es hier so dunkel war, musste er sich in einer Art Höhle befinden. Vorsichtig stand er auf und nahm den Geruch seiner Umgebung war. Es roch nach Wolf. Drei verschiedene Gerüche, die für je einen anderen Wolf waren. Doch keiner dieser Gerüche kam ihm bekannt vor. Aber er war nun sicher, dass er in einem Wolfsbau war und der Lichtpunkt, den er sah, der Ausgang des Baus sein musste.

Doch wie kam er hier her? Es fiel ihm schwer sich zu erinnern. Er wusste nur, dass er seine Blue verlor und daraufhin loszog. Aber an mehr konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern.

Doch jegliches Grübeln war zwecklos, ihm viel einfach nichts ein, also gab es nur eine Möglichkeit. Er sah zu dem hellen Lichtpunkt. Er musste aus diesem Bau raus und selbst nach sehen, also ging er langsam auf den Ausgang zu und steckte erst nur den Kopf heraus. Er schnüffelte um sicher zu gehen, dass keine Gefahr droht. Als er schließlich keine gefährlichen oder bedrohlichen Gerüche wahrnehmen konnte, wagte er sich weiter hinaus.

Er staunte nicht schlecht. Was er da sah war eine wunderschöne Waldlandschaft mit gesunden Bäumen und bunten Blumen. Direkt vor ihm stand eine riesige Eiche, die schon mindestens 100 Jahre alt gewesen sein muss. Er sah an dieser Eiche hinauf, doch er konnte die Spitze nicht sehen er sah nur bis zur untersten Schicht der Baumkrone. Dann sah er wieder hinunter. Überall flogen Schmetterlinge.

Die Sonne strahlte durch einige kleine Öffnungen in den Baumkronen und ließ die Pollen, die in der Luft schwebten wie Schnee glänzen. Anuk sah sich eine weile diese Landschaft an, bis auf einmal eine Stimme über ihm erklang: „So beeindruckt von der Gegend?“ Anuk sah sich überrascht um. Erst nach links, dann nach rechts. Zuletzt hinter sich und nach oben. Da sah er, wo die vernommene Stimme her kam.

Über dem Wolfsbau, aus dem Anuk kam, saß eine junge Wölfin, etwa ein, in Menschenjahren umgerechnetes Jahr jünger wie er. Sie war Grau bis weiß mit hellbraunen, fast grauen Augen und ihre Pfoten waren tief Schwarz. Sie hatte eine lange, schwarze Mähne auf ihrem Rücken. Wie ein Strich der auf ihrem Rücken entlang der Wirbelsäule verlief und erst an der Schwanzspitze endete.

Jetzt erinnerte sich Anuk an seine letzte Wahrnehmung. Doch es war nicht Blue, es war diese junge Wölfin. Sie sprang von dem Bau herunter, über Anuk hinweg und direkt vor seine Füße, der daraufhin einen schritt zurück ging. „Wer bist du?“ fragte die Wölfin neugierig während sie ihn langsam umkreiste und von allen Seiten begutachtete. „Ich heiße Anuk.“ Antwortete er noch etwas verwirrt und blickte ihr hinterher.

Er drehte den Kopf, bis er nicht mehr konnte, dann drehte er ihn schnell in die andere Richtung und folgte ihr mit seinem Blick weiter.

Die Wölfin umkreiste Anuk einmal und starrte ihn dann nur noch an. Sie hatte sich hals über Kopf in ihn verliebt. Anuk wollte auch ihren Namen wissen, also fragte er sie ganz spontan.

Dadurch wurde sie aus ihren Träumen gerissen. „Huch! Ich? Ich heiße Viola.“ Sagte sie aufgeregt. „Was machst du hier?“ wollte sie wissen. Anuk senkte den Kopf, denn er erinnerte sich nicht gern daran, wie er hier her gekommen war und wollte auch nicht darüber reden.

Jetzt knurrte Anuks Magen. Viola musste lachen und sagte dann: „Warte! Dagegen kann ich was machen. Sie drehte sich um und lief davon. Anuk setzte sich und wartete. Sein Hunger wurde größer. Er wollte schon los ziehen um selbst etwas zu besorgen, also streckte er die Nase in die Luft und schnupperte. Es roch nach Fleisch. Dann roch er Viola. Und Tatsächlich. Viola kam mit einem Stück Fleisch zurück. Sie legte es vor Anuks Pfoten. „Iss!“ Forderte sie ihn auf und ihre hellen Augen wurden noch heller. Anuk konnte nicht nein sagen und aß einige bissen.

Er schluckte noch den Bissen, den er gerade im Maul hatte hinunter und sagte dann begeistert: „Das schmeckt aber gut. Was ist das?“ „Das ist Schweinefleisch. Das legen die Menschen hier überall hin. Zugegeben es sind eigentlich fallen, aber mit ein bisschen Verstand, kann man die austricksen.“ Prahlte sie Stolz und hob ihre Nase mit geschlossenen Augen in die Luft. Anuk war inzwischen fertig mit Essen und meinte: „So satt war ich schon lange nicht mehr.“ Viola öffnete ein Auge und sah, dass er das Stück Schweinefleisch komplett verspeist hat. Sie sah ihn freundlich an. „Fein!“ entgegnete sie „Jetzt erzähl aber wo du herkommst und was du hier machst. Ich will alles wissen.“ Sie gab einfach nicht klein bei, also fing Anuk an zu erzählen.

Nach einer weile musste Viola lachen. „Du kannst dich echt in einen Menschen verwandeln?“ Fragte sie vorlaut. „Das will ich sehen.“ Und Anuk tat ihr den Gefallen, worauf Viola erschrak und sich hinter der großen Eiche, vor dem Bau versteckte.

Anuk verwandelte sich gleich wieder zurück und entschuldigte sich: „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Viola kam vorsichtig wieder hervor und meinte spitz: „So siehst du auf jeden Fall besser aus.“ Anuk erzählte weiter. Bis zu der stelle an dem Blue zum ersten mal vor kam, denn da bemerkte er wie Viola den Kopf senkte. Sie sah sehr traurig aus und deshalb fragte er sie besorgt: „Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Doch Viola stritt alles ab: „Nein, es ist nichts.“ sagte sie leise. „Ich merke doch, dass du Kummer hast.“ Versuchte Anuk sie zu überreden. Viola merkte, dass sie Anuk nichts vor machen konnte. Sie hob ihren Kopf, sah ihm in seine sonnengelben Augen und gestand: „Ich glaube ich habe mich in dich verliebt, aber du hast ja schon eine Freundin.“ Sagte Viola und fing an zu weinen. „Nur dass sie tot ist.“ Sagte Anuk bedrückt und sah in den Himmel. Er war noch nicht darüber hinweg, aber er dachte sich, dass diese junge Wölfin vielleicht eine Möglichkeit für einen Neuanfang sein könnte.

Viola faste daran wieder neuen Mut, aber sie zeigte es nicht. Man merkte nur, dass sie aufhörte zu weinen, ansonsten ließ sie sich nichts anmerken. Sie fragte vorsichtig ob Anuk weiter erzählen möchte. Er tat es und kam jetzt auch endlich zum Schluss.

Viola hatte Mitleid mit ihm. „Du ärmster, so viele Schicksalsschläge auf einmal.“ „Ich kann jetzt eh nichts mehr ändern.“ Sagte Anuk traurig und legte sich auf den Boden, als wäre er Körperlich total erschöpft.
 

Auf einmal rief eine tiefe Stimme nach Viola, worauf sie erschrak und nervös wurde. „Das ist mein Vater.“ erklärte sie. Sie lief aufgeregt hin und her. Drehte sich immer wieder um und beobachtete, wo die Stimme her kam. „Er kann doch keine Fremden leiden. Du musst hier weg.“ Anuk stand schnell auf, aber es war zu spät. Vor ihnen stand ein großer grauer Wolf, mit einer genauso schwarzen Mähne wie Viola. Er war leicht verärgert und zeigte seine Zähne, mit denen man vielleicht nicht gerne Bekanntschaft schließen wöllte. „Viola!“ Sprach er leicht erbost und mit knurriger Stimme. „Wer ist das?“ Viola stotterte und sah zu Anuk, als würde sie ihn zum ersten mal sehen: „Das?... Ach das...“ Anuk reckte seinen Kopf zu Violas Ohr. „Sag einfach die Wahrheit!“ flüsterte er ihr zu. Viola seufzte und senkte unterwürfig den Kopf. „Das ist Anuk.“ antwortete sie schließlich „Er war ohnmächtig, da hab ich ihn in unseren Bau gezogen und ihm was zu Essen gebracht.“

Der Vater baute sich auf, streckte seinen Schwanz und wurde lauter: „Doch nicht etwa von den Fallen der Menschen? Ich hab dir schon so oft gesagt, dass diese Fallen gefährlich sind.“ „Ja.“ sagte Viola gelangweilt und drehte den Kopf zur seite. „Und du?“ Violas Vater sah Anuk streng an und zeigte wieder seine Zähne. Dieser blickte nur neutral zurück. „Du gehst jetzt besser, wir können hier nicht noch mehr Wölfe durchfüttern.“
 

Anuk verstand sofort und wollte auch keinen Kampf riskieren, erst recht nicht gegen Violas Vater. Denn dann würde er ihr nur weh tun, egal wie der Kampf ausgegangen wäre. Also verabschiedete er sich noch von Viola, bedankte sich für alles was sie für ihn tat und ging dann traurig seiner Wege.

Viola stritt noch eine Weile mit ihrem Vater, doch dieser blieb stur und wich nicht von seiner Meinung ab. Viola allerdings konnte das nicht lange ertragen und irgendwann lief sie Anuk weinend hinterher. Violas Mutter, eine weiße Wölfin mit schwarzen Pfoten und einigen schwarzen stellen auf dem Rücken, hatte inzwischen alles mit bekommen. Sie ging langsam auf den Vater zu und redete mit ihm: „Sie kommt nun mal nach dir.“ „Ich weiß.“ seufzte der Vater und sah seiner Tochter hinterher, obwohl er sie schon längst nicht mehr sah. „Aber du weißt doch noch was mir damals passierte.“ „Ja ich weiß,“ sagte die Mutter, „aber sie wird nun mal erwachsen und kann auf sich selbst auf passen. Außerdem hat sie sich in diesen Jungen Wolf verliebt.“ Sagte sie mit erhöhter Stimme. Um ihn noch mehr zu erweichen, und ihn daran zu erinnern, wie beeinflussend die Liebe sein kann, rieb sie mit ihrer Schnauze zärtlich an seinem Hals. Dieser jedoch stutzte: „Meinst du wirklich?“ „Klar! Ich kenne doch unsere Tochter.“ Sagte die Mutter und der Vater sah ein, dass er ein wenig überreagiert hatte. „Aber wo meinst du finden wir sie jetzt?“ fragte der Vater, während er wieder zu der Stelle sah, an der Viola in den Gebüschen des Waldes verschwand. Die Mutter war etwas enttäuscht von seinen Kenntnissen über Viola und antwortete: „Auch das müsstest du eigentlich wissen.“

Der Vater sah auf den Waldboden, dachte kurz nach und vermutete: „Du meinst...?“ „Genau da.“ Antwortete die Mutter nur noch.

Während dessen hatte Viola Anuk eingeholt. „Anuk warte!“ rief sie ihm zu. Anuk war überrascht, blieb stehen und drehte den Kopf zu ihr. „Was machst du hier? Du wirst doch bestimmt ärger bekommen.“ „Ach!“ Sagte Viola. „Ich laufe öfters davon, mach dir deshalb keine Sorgen. Komm stattdessen mit, ich möchte dir etwas zeigen. Anuk überlegte nicht lange und kam mit, er hatte ja nichts mehr zu verlieren.

Sie liefen bestimmt zwanzig Minuten durch den Wald, bis Viola Anuk bat die Augen zu schließen und sich an ihrem Schwanz fest zu halten um ihr zu folgen. Auch das tat Anuk, wenn er es auch ziemlich albern fand. Langsam hörte er ein Rauschen, das Rauschen eines Wasserfalls. Viola blieb stehen und sagte er könne seine Augen jetzt auf machen.

Und Tatsächlich. Die beiden standen an einem kleinen Teich, der durch einen Wunderschönen Wasserfall gefüllt wurde. Im Wasser glitzerte die Sonne und erweckte den Anschein, man stände vor einem Stück Himmel am Boden. Anuk wusste nicht was er sagen sollte, deshalb machte Viola den Anfang: „Schön nicht war? Sie sah Anuk an, der seinen Blick immer noch nicht von der schönen Landschaft wenden konnte. „Hier her komme ich immer wenn ich ärger mit meinem Vater habe.“ Jetzt drehte Anuk den Kopf und sah auch Viola an. „Aber weiß er dann nicht wo du bist und kommt hier her?“ fragte er besorgt. „Schon, aber erst wenn er erkannt hat, das ich recht habe, was bis jetzt fast immer der Fall war.“ Sagte Viola und musste lachen. Anuk hätte auch gerne gelacht, aber er war zu überwältigt von der Gegend.

Sie erinnerte ihn an die kurze Zeit mit Blue, denn wo er sie traf, war schließlich auch so ein schöner See. Viola starrte auch auf den Wasserfall. Sie tat es ja schon immer.

Und so saßen sie beide noch eine Weile an dem See und sahen sich das Spiel des Wassers an.

Doch schon bald fing Viola an zu schnüffeln und rief auf einmal aus: „Mein Vater! Er kommt, aber so zeitig?“ fragte sich Viola. „Soll ich lieber gehen?“ schlug Anuk verzweifelt vor. „Nein“ Sagte sie leicht unsicher. „Ich glaube nicht, dass er noch böse ist.“ Und schon trat ihr Vater aus dem Gebüsch hervor und zur Verwirrung seiner Tochter, die Mutter hinterher. „Papa! Mama?“ wunderte sich Viola, weil meist nur ihr Vater hier her kam. „Anuk!“ Der Vater sah Anuk an und dieser senkte als Zeichen der Unterwerfung den Kopf und zog seinen Schwanz ein. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ Sagte der Vater. Sofort nahm Anuk den kopf wieder hoch und ließ seinen Schwanz wieder locker. „Meine Tochter treibt mich halt manchmal in den Wahnsinn.“ „Papa!“ Viola wurde ganz verlegen und wendete ihr Gesicht von Anuk ab. Die Mutter trat hervor: „Es ist schon spät, wenn du möchtest darfst du heute Nacht bei uns bleiben.“ Anuk nahm mit Freuden an und auch Viola freute sich unwahrscheinlich. Also machten sich die vier Wölfe auf den Weg zurück zu ihrem Bau und unterwegs erzählte Anuk noch mal seine Geschichte.

Diesmal komplett, ohne Unterbrechungen. Aber auch die Eltern waren Stutzig: „Und du kannst dich wirklich in einen Menschen verwandeln?“ fragte die Mutter ungläubig.
 

Aber bevor Anuk antworten konnte sprach Viola begeistert: „Doch es stimmt, ich habe es selbst gesehen.“ „Diese Fähigkeit könnte dir eines Tages noch mal nützlich sein.“ Sagte die Mutter weise.
 

Sie kamen sehr spät bei ihrem Bau an. Es war schon lange dunkel und sie legten sich gleich schlafen. In dem Bau war gerade genug Platz für die vier Wölfe. Die Eltern lagen beieinander im hintersten Bereich des Baus und Anuk und Viola lagen nebeneinander am Eingang. Die beiden waren noch wach. Denn der Mond schien in den Eingang und machte ihnen Probleme beim Einschlafen.

Viola fragte ihn leise: Musst du morgen wieder fort?“ „Ja.“ antwortete Anuk. „Ich muss noch Twimble Town erreichen.“ „Twimble Town?“ Wunderte sich Viola und Anuk erklärte: „In Twimble Town ist der Sitz der Firma, die mein Rudel auslöschte. Ich will mich an ihnen rächen.“ Viola gefiel das gar nicht, aber Anuk klang so entschlossen, dass sie es gar nicht erst versuchte ihn um zu stimmen. Außerdem liebte sie ihn ja und sagte deshalb: „Dann will ich dich begleiten.“ „Aber deine Familie, dein Rudel, die kannst du nicht einfach alleine lassen.“ Meinte Anuk, aber Viola blieb Stur. „Ach.“ sagte sie. „die kommen auch ohne mich klar.“ Anuk war müde, außerdem wäre es für ihn ja auch nicht schlecht, so wäre er wenigstens nicht mehr alleine. „Also gut, aber frag wenigstens vorher deine Eltern.“ Sagte er nur noch und schloss seine Augen. Viola freute sich. Ihre Eltern würde sie schon überreden, dem war sie sich sicher.

Als sie merkte, das Anuk schlief, kuschelte sie sich vorsichtig an ihn ran und lag so noch eine weile wach.

Ihren Kopf legte sie vorsichtig an seinen Hals und ihren Rücken lehnte sie vorsichtig an seinen. Sie genoss es richtig bei ihm zu liegen. Doch nach wenigen Minuten schlief auch sie zufrieden ein.

Am nächsten morgen leuchtete ein Sonnenstrahl in die Höhle und traf genau in Anuks Gesicht, deshalb wurde er auch als erster wach. Er erschrak, als er merkte, dass sich Viola an ihn ran gekuschelt hatte. Doch er wusste ja warum sie das tat, deshalb hatte er nichts dagegen. Allerdings hoffte er im tiefsten innern, dass Blue vielleicht doch noch lebt.

Er versuchte vorsichtig auf zu stehen, um dabei niemanden zu wecken, aber Viola wurde wach. Ganz verschlafen drehte sie sich auf den Rücken, öffnete dann die Augen und sah Anuk ins Gesicht, der schon mit den Vorderpfoten aufrecht stand. Er sagte nur freundlich guten morgen.

Viola sprang auf und fing an hektisch zu sprechen: „Anuk? Ich... ich wollte nicht, ich meine ich dachte du... ich meine...“ Anuk sah sie an und sagte leise: „Ist schon gut, ich bin nur noch nicht so weit mich neu zu verlieben.“ „Viola senkte den Kopf und flüsterte: „Ich verstehe.“ „Aber du kannst trotzdem mit kommen, wenn deine Eltern es erlauben.“ „Gut“ antwortete sie. „Und ich weiß auch wie wir sie leichter überreden können. Komm mit, wir machen Frühstück.“ Viola war schon halb aus dem Bau raus, da hielt Anuk sie noch zurück. „Aber nicht wieder bei den Fallen.“ Bestimmte er und sie drehte nur den Kopf und sagte: „Nein nein, keine Angst, diesmal fangen wir was.“ Damit war Anuk einverstanden und beide zogen los um nach Beute zu suchen.

Nach einigen Minuten fanden sie eine kleine Kaninchengruppe, die sich auf einer Lichtung niederließ und das frische, mit Morgentau bedeckte Gras fraß.

Da Viola noch nicht so oft jagen war, hatte sie nicht viel Erfahrung darin und rannte einfach drauf los. Dass das nicht gut geht, wusste Anuk und lief ganz gemütlich hinterher. Als Viola merkte, dass die Hasen sie schon zu zeitig bemerkten, blieb sie stehen. Anuk kam hinterher: „Du darfst nicht einfach los rennen, du...“ Aber Viola war zu stolz und ließ sich nicht helfen: „Bitte sag nichts, ich will das alleine schaffen.“ „Na gut.“ sagte Anuk und Viola versuchte es noch mal. Wieder ging der Versuch daneben. Sie versuchte es ein drittes, sowie ein viertes und fünftes mal. Dann musste sie verschnaufen. „Darf ich dir jetzt ein paar Ratschläge geben?“ Völlig außer Puste antwortete sie: „Ja... ich hätte nicht gedacht... dass das so schwierig ist.“ „Ist es auch nicht,“ sagte Anuk und setzte sich neben sie ins Gras, „wenn man weiß wie. Du darfst zum einen nicht einfach los rennen, sondern musst dich erst anschleichen. Wenn du merkst, sie wittern dich, dann musst du los rennen, damit sie gar keine Zeit haben zu überlegen wo hin sie fliehen. Zum zweiten...“

Anuk unterbrach. „Was ist los?“ fragte Viola aufgeregt. „Sie doch!“ antwortete Anuk und sah drei Wölfe hinter Viola an, die sich langsam auf die zwei zu bewegten.

Es waren zwei graue und ein schwarzer Wolf, der vor den anderen beiden lief. Die zwei grauen Wölfe waren alles andere als schön. Einer hatte ein eingerissenes Ohr und einen kurzen Schwanz. Der andere hatte eine Narbe am rechten Auge und zerkratzte Pfoten. Beide hatten völlig zerzaustes Fell. Der schwarze Wolf dagegen sah sehr kräftig und gepflegt aus. Man könnte denken man hätte einen Adligen und seine Lakaien vor sich.

Der schwarze Wolf fing an zu sprechen: „Sie an sie an, wen haben wir denn da?“ „Wullgard.“ sagte Viola genervt und streckte ihren Schwanz. „Was machst du hier?“ Anuk hatte kein gutes Gefühl dabei. „Nun ich wollte meine kleine Perle besuchen, aber du warst nicht zu hause, also bin ich deinem wundervollen Geruch gefolgt. Ich hab mir sorgen gemacht, denn außer deinem war da noch der Geruch eines anderen.“ Wullgard sah Anuk mit einem stechenden Blick an und die anderen beiden Wölfe umkreisten Anuk bedrohlich. „Soll ich diesen Unhold für dich fort jagen meine Prinzessin?“ Viola versuchte sich zu verteidigen: „Lass das Wullgard und zieh deine Schergen zurück, ich will nichts von dir und das weißt du.“ Da wurde Wullgard wütend und aufdringlich. Er hielt ihre Vorderpfoten fest und versuchte ihr Gesicht zu lecken. Das konnte Anuk nicht lange mit ansehen. Er wartete den richtigen Augenblick ab und rannte auf Wullgard zu. Er rempelte ihn an, so dass er stürzte, sich überschlug und wutentbrannt wieder aufrichtete. Seine Schergen, die zwei grauen Wölfe wollten Anuk angreifen, aber Wullgard hielt sie auf: „Halt! Der gehört mir.“ Sagte er und lief schnaufend auf Anuk zu. Er hatte seinen Schwanz steil auf gerichtet und sein Fell sträubte sich. Er fletschte mit seinen Zähnen.

Viola rief: „Hör auf Wullgard, er hat dir nichts getan.“ Aber Wullgard interessierte das nicht im Geringsten. Plötzlich setzte er zum Sprung an, riss sein Maul weit auf und zielte auf Anuks Hals. Dieser konnte allerdings noch im letzten Moment ausweichen und Wullgard sprang ins leere. Aber er setzte sofort zum erneuten Angriff an. Diesmal konnte Anuk nicht ganz ausweichen. Wullgard erwischte sein rechtes Vorderbein und riss ihn zu Boden.

Jetzt musste Anuk sich zur Wehr setzen und biss ihm in den Nacken, damit er seinen Fuß frei bekam. Das Blut lief an seinen Zähnen heraus und tropfte auf den Boden, aber Wullgard ließ nicht locker, im Gegenteil. Er biss sogar noch fester zu, so dass auch Anuks Bein an fing zu bluten.

Viola wollte eingreifen, aber Wullgards Schergen hielten sie auf. Sie stellten sich quer vor sie, dass sie nicht vorbei kam. „Hört sofort auf!“ Sprach eine, Anuk bereits bekannte Stimme. Als Wullgard erkannte, wer ihn dazu aufforderte, ließ er Anuk sofort los. Es war Violas Vater. Er ging auf beide zu und fragte: „Was soll diese Rauferei?“ Wullgard stammelte sich eine dreiste Lüge zusammen: „Ich wollte Viola nur fragen, ob sie mit mir frühstücken will. Da wurde dieser… dieser wilde Wolf eifersüchtig und sprang mir an die Kehle.“ Viola wollte Anuk verteidigen: „Das stimmt nicht, er…“ „Viola!“ Unterbrach der Vater sie.“ Deine Verteidigung ist nicht nötig. Und du,“ Er sah Wullgard an, „gehst jetzt besser wieder nach hause. Meine Tochter will heute mit uns frühstücken. „Na gut.“ sagte Wullgard und lief mit seinen Schergen verärgert davon. Er wusste, dass Violas Vater ihm nicht glaubte, aber er scherte sich nicht darum.

Dann waren Anuk, Viola und ihr Vater wieder auf dem Weg zu ihrem Bau. Anuk stützte sich auf Viola, denn mit der Verletzung, die er durch Wullgard erlitt, konnte nicht mehr so gut laufen. „Warum hast du mich nicht ausreden lassen? Du glaubst diesem Ekel doch nicht oder Papa?“ Fragte Viola ihren Vater verärgert. „Ich sagte nur, es ist nicht nötig ihn zu Verteidigen. Ich habe euch nämlich beobachtet, und habe gesehen was tatsächlich geschah und ich möchte dir danken Anuk.“ Anuk wusste nicht wofür und warf dem Vater nur einen fragenden Blick zu. „Du hast Viola vor ihm beschützt, du hast sogar dein Leben riskiert. Und du hast gute Erfahrungen in der Jagd. Ich bin sicher, das du gut auf Viola aufpassen wirst.“ „Ähh… wie bitte?“ Fragte Anuk etwas verwirrt. Viola war auch überrascht: „Heißt das du wusstest, dass ich mit ihm gehen will.“ „Ja.“ Antwortete der Vater. „Ich bin munter geworden, und habe euch zufällig zugehört. Deine Mutter hat auch nichts dagegen. Aber jetzt kommt erst mal essen und du Anuk ruhst dich dann erst mal aus, so lasse ich dich nicht gehen.“ Anuk sah den Vater an, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. „Ist gut.“ Sagte er nur leise. Viola war außer sich vor Freude und konnte vor Aufregung kaum noch gerade aus laufen. Anuk musste sie bremsen, denn durch ihre Freude hatte Anuk noch mehr schmerzen. Viola entschuldigte sich lachend und zügelte ihre Freude von da an.

Als die drei dann am Bau ankamen, wartete die Mutter mit dem Frühstück schon auf sie. Sie hatte in der Zwischenzeit ein Reh gefangen und es zum Bau gebracht. Sie aßen und unterhielten sich während dessen über Anuks vorhaben. „Was habt ihr zwei denn jetzt vor?“ Wollte die Mutter wissen. „Wir müssen nach Twimble Town.“ Antwortete Anuk aber die Mutter war mit dieser Antwort nicht zufrieden und ergänzte ihre Frage: „Und was wollt ihr da?“ Anuk sagte nur unsicher: „Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht mehr genau. Ich wusste es mal, aber ich bin mir nicht mehr so sicher, ob es überhaupt noch einen Sinn macht.“ „Jedes vorhaben hat einen Sinn, solange es dazu beisteuert sein Ziel zu erreichen.“ Sagte die Mutter weise.
 

Anuks Verletzung heilte sehr gut und als sie bereit zum Aufbruch waren, begleiteten die Eltern ihre Tochter sowie Anuk noch bis zum Rand ihres Reviers und verabschiedeten sich. „Leb wohl Mama, auch du Papa, danke für alles.“ Sagte Viola zum Abschied. Auch Anuk bedankte sich freundlich. „Passt auf euch auf!“ Rief die Mutter hinter ihnen her, als sie schon einige Meter entfernt waren. Die zwei sahen nur noch wie ihre Tochter mit Anuk hinter einem Hügel verschwand und liefen dann gemeinsam zurück nach hause.



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