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ki ni take o tsuida yôna

two lives but one love?
von

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Akt 7; [Tokyo] Zepp Tokyo

2004-10-04, 4. Tag, ca. 12:30 Uhr, vor der Zepp Tokyo, Ruki
 

Ruki schüttelte den Kopf und schob sein Mikrofon wieder richtig hin.

"Nein wir fangen jetzt an.", meinte er bestimmt. Er ließ die Halswirbel knacken und streckte sich nochmal. Er wurde alt...ein wenig. Ruki stieß die Luft aus und schloss die Augen, da Kai anschlug und das erste Lied ihres heutigen Abends erklang. 'Anata no tame no kono inochi' Ruki grinste schräg. Bilder schossen ihm durch den Kopf. Vor zwei Tagen hatte er Kyo dieses Lied noch an den Kopf geschmissen, seine Seele nackt vor ihm auf den Tisch gelegt für kurze Zeit. Dabei...war das Lied doch nie für ihn gewesen. Er hatte es für niemanden geschrieben. Für die Gesellschaft. Weil er mal Psycho sein wollte, weil es in seinem Kopf gespukt hatte und nun passte es so perfekt zu seinen Gefühlen zu Kyo. Wer hätte das gedacht? Beinah hätte Ruki gelacht. Gruselig.

In der Pause öffnete er die Augen und ließ seine Augen durch den Zuschauerraum schweifen. Der ruhige Part kam und Ruki begann mit zärtlicher Stimme zu singen. Seine Augen blieben auf einmal an einem Punkt hängen und er war froh, dass sein gesanglicher Part zu Ende war. Ihm stockte der Atem, als er Kyo sah. Als er sah, wie Kyos Gesicht...so entspannt... so... Er biss sich auf die Unterlippe und sah weg. Dass er damit die letzte Zeile ausließ war ihm egal. Künstlerische Freiheit.

Er bemerkte Uruhas besorgten Blick im Nacken. Also hatte er es auch gesehen. Aber es war ok. Ruki würde es schaffen - Irgendwie.

"Hey ihr~ alles klar bei euch?", begrüßte Aoi die beiden Diru-member einfach mal und nickte ihnen zu. Als auf einmal jemand neben ihm herum schrie, zuckte Ruki zusammen und starrte Aoi entgeistert an. Was. Sollte. DAS?! Sie hatten verdammt nochmal Soundcheck.

Seine Hand landete in seinem Gesicht und er stöhnte genervt auf. Klasse. Musste Aoi seine Aufmerksamkeit noch extra dorthin lenken? Eine Wasserflasche wurde in sein Blickfeld gehalten und als er zur Seite sah stand da ein beruhigend lächelnder Uruha.

"Reg dich ab Ruki. Er versucht sich einfach locker zu machen.", meinte der Ältere, was Ruki grummeln ließ. Sanft strich Uruha ihrem Vocal eine Strähne aus dem Gesicht.

"Ru?" "mhm?" "Du schaffst das." Seufzend sah er Uruha nach. Na klasse. Das hatte ihm jetzt viel gebracht. Er trank ein paar Schlucke Wasser und verfolgte dann das Gespräch. Daisuke lächelte etwas unsicher auf die Worte und winkte dem Schwarzhaarigen kurz zu.

"Ja soweit schon und bei euch? Seid ihr schon aufgeregt?" Grinsend fuchtelte der Angesprochene ein wenig mit der Hand, wollte damit andeuten, dass sie das schon meistern würden.

"Wenn ich nur für mich spreche~ ich bin schrecklich aufgeregt~", lachte der Schwarzhaarige verlegen und strich über seine Saiten.

"Und ihr? Was hat euch hier hin gebracht? Müsst ihr nicht irgendwie in die Maske oder so?", fragte Aoi interessiert nach.

"Also ich persönlich hatte Langeweile. Kyo auch, schätze ich. Und keine Angst. Ihr werdet euren Job heute Abend sicherlich gut machen.", erklärte Daisuke und warf dem leise grummelnden Sänger einen Blick zu. Der schien tatsächlich in dieser sitzenden Position eingeschlafen zu sein.

"Was zum..?", murmelte Daisuke zu sich selbst und hob die Augenbrauen. Wie konnte ein einzelner Mensch so viel und vor allem an so vielen unmöglichen Orten einfach einschlafen?

"Keine Ahnung, wann wir in die Maske müssen. So lange dauert das bei uns mittlerweile ja eh nicht mehr." Er grinste schief. Während Daisuke sich mit Aoi unterhielt, rutschte der schmale Körper neben ihm langsam aber sicher nach hinten. Alarmiert drückte Daisuke Kyo fester an sich und rutschte langsam von dem Wellenbrecher herunter.

"Ich glaube ich bring das hier." Er deutete grinsend mit dem Kopf auf Kyo. "Mal zum nächstbesten Sofa." Vorsichtig nahm er Kyo auf den Arm und schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Dann jedoch bemerkte er Reitas Blick und erwiderte dessen Grinsen.

Der Rothaarige nickte den Mitgliedern der anderen Band noch einmal zu. Winken fiel flach, denn beide Hände waren momentan damit beschäftigt, einen gewissen Sänger festzuhalten, der noch immer seelenruhig schlief. Schließlich drehte Daisuke sich um und verließ die Halle. Ruki sah den Beiden noch nach, bevor er sich abwandte und sich zu den Anderen drehte.

"Weiter?", fragend sah er in die Runde. Sie hatten immerhin gerade erst ein Lied hinter sich. Nicht besonders viel. Er bemerkte Kais besorgten Blick im Nacken und drehte sich zu ihm um, schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Es war ok. Momentan fühlte er sich beschwingt von ihrer Musik. Da konnte Kyo ihn nicht so tief runterziehen.

Das nächste was sie durch probten war Doredarake no seishun, dann Carry und SxDxR. Seufzend lehnte sich Ruki gegen das Mikro und schloss die Augen.

"Leute. Ihr macht besser weiter, ich boykottiere." Er grinste leicht.

"Keine Sorge mir geht's gut. Aber technisch ist ja alles ok und ich will noch etwas Ruhe, bevor der Stress mit Maske und alles losgeht." Er hob die Hand. "Dann macht mal fleißig weiter.", lachte er und schritt von der Bühne.

Jetzt hieß es nur den ganzen Visagisten auszuweichen. Wenn die spitz bekamen, dass er fertig war, würden sie ihn sofort zum schminken zerren, aber er wollte noch nicht. Er wollte noch eine Weile Takanori sein, auch wenn ihn keiner so nannte, ehe er voll und ganz zu Ruki wurde. Denn Ruki war anders. Es war keine zweite Persönlichkeit, aber er lebte unter diesem Namen Dinge aus, die Takanori nie gekonnt hätte oder für die er schlicht weg zu feige wäre.

So in seinen Gedanken gefangen, lief er durch die Gänge und streckte sich. Sein Blick huschte umher und blieb an blonden Haaren hängen. Moment...blond? Ruki blinzelte...konnte das…? Langsam trat er näher und stand schließlich Kyo gegenüber. Na ja, er sah auf ihn runter. Leicht glitt sein Kopf in die Schräge.

Er schlief. Und irgendwie...sah das...süß aus.

Ruki musste sich auf die Unterlippe beißen, um sich ein Grinsen zu verkneifen. Wenn Kyo seine Gedanken hören könnte! Oh er wäre so was von tot. Zum Glück konnte er es nicht. Sein Blick glitt über das entspannte Gesicht und ein leises, fast schon sehnsüchtiges Seufzen glitt über Rukis Lippen. Wie konnte eine Person nur so schön sein? Klasse...jetzt hatte er wieder etwas gefunden um Kyo zu...arg. Das war doch zum kotzen. Er ging neben dem Schlafenden in die Hocke und betrachtete ihn eine Weile. Ohne dass er es bemerkte, hob sich langsam seine Hand. Er wollte nur ein Mal wissen...wissen ob diese blasse Haut, wirklich so kalt war wie das Porzellan, dem sie so ähnlich sah. So kalt wie die Person, die sie zu verstecken schien. Nein...Kyo war nicht kalt und seine Haut war es auch nicht. Sie war angenehm warm, als Rukis Finger sanft über die Wange des Sängers glitten. Traurig folgte er seinen Fingerspitzen. Was machte er hier eigentlich? Wenn Kyo aufwachen würde, wäre er dran. Und außerdem wollte er das doch nicht. Er wollte sich doch nicht immer und immer wieder in ihn verlieben, sehen was für ihn unerreichbar war. Eine einzelne Träne entkam seinem Auge, doch er konnte weder den Blick abwenden, noch seine Finger von der warmen Haut nehmen.
 

...

"Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass du für einen Mann unbeschreiblich weiche Haut hast?", fragte der Mann, an den sich der Blonde angeschmiegt hatte. Es fühlte sich alles so gut an. Seine Finger auf seiner Haut, die brennende Spuren hinterließen, sein Atem der seine angeheizte Haut traf - einfach alles.

"Nein…", hauchte der Sänger leise, blickte ihn aus seinen verliebten und total blinden Augen an.

"Dann sag ich es dir jetzt. Sie ist unbeschreiblich weich, ich muss mich schon dazu zwingen meine Finger von dir zulassen." Kyo seufzte leise.

...
 

Plötzlich begann Kyos Körper zu zittern, während sich sein Gesicht schmerzerfüllt verzog. Zitternd zog Kyo sich zusammen und versuchte sich irgendwie zu schützen, sich von diesen Fingern zu entziehen, die sich klammheimlich um seinen ganzen Körper schlichen und ihn zu erdrücken schienen.

Keuchend und Schweiß nass saß er kerzengerade auf der Couch und starrte auf seine zitternden Hände.

"Kuso...", fluchte der Sänger leise, fuhr sich fahrig über sein Gesicht, bevor sein Blick auf Ruki fiel. Erschrocken zuckte dieser zusammen und zog seine Hand zurück. So ein Mist, was musste Kyo auch von so einer sanften Berührung aufwachen? Er kannte Leute die könnte man im Schlaf vergewaltigen, Kyo zählte offenbar nicht dazu.

"Du?!? Was machst du hier??..", fragte Kyo mit bebender Stimme, die er versuchte unter Kontrolle zu bringen, doch er schaffte es einfach nicht, saß der Schock einfach zu tief. Hart schluckte Ruki und sah scheu in Kyos Augen. Er sah aufgewühlt aus, ganz und gar nicht gut. Nur mühsam widerstand er dem Drang ihn in den Arm zu nehmen, ihn zu trösten. Er wollte den Älteren nicht leiden sehen. Betreten senkte er den Blick. Ruki war verwirrt. Er wusste nicht, was er tun sollte. Flieh, du Trottel! Schrie sein Gehirn. Kyo würde ihn nur wieder fertig machen und doch. Er wollte ihn jetzt nicht allein lassen, nicht mit diesen schlechten Gedanken, die ihn plagen mussten. Er wollte ihn ablenken. Und doch wusste er, dass er Kyo nicht die Last von den Schultern würde nehmen können.

"Ich..." Er stockte. Nein. Es gab keine Erklärung für sein Handeln. Er war einfach viel zu fasziniert gewesen von dem älteren Sänger.

"Gomen, ich hätte das nicht machen dürfen.", wisperte er leise und biss sich auf die Unterlippe. Geh, geh, geh. Geh weg, verdammt! Du Schwachkopf. Hallte es wieder in seinem Kopf. Doch Ruki konnte sich nicht rühren. Er konnte und wollte Kyo nicht allein lassen. Auch wenn dieser es sicher gern wäre. Aber das war keine Lösung, das hatte er selbst erleben müssen. Es machte alles nur noch schlimmer, da man so Zeit bekam darüber nachzudenken. Kyo fuhr sich über sein Gesicht und setzte sich dann erst mal richtig auf die Couch, bevor er Ruki direkt in die Augen sah und leicht nickte.

"Einsicht ist der beste Weg zur Besserung.", brachte der Sänger hervor, erhob sich dann und sah auf den anderen Sänger hinunter, bevor er seine Hand auf seinen Kopf legte und ihn leicht von sich drückte.

"Fass mich nicht mehr an, oder du hast echt ein Problem!", zischte er ihm auf die Lippen, als er sich zu ihm runter gebeugt hatte und funkelte ihn aus seinen kalten Augen an. Seine Hand an seinen Kopf legend, wandte er sich von dem Sänger ab und sah sich suchend um. Ruki sah dem Anderen nur stumm hinterher. Er hätte es doch wissen müssen. Verdammt. Warum schnitt er sich auch immer wieder in das eigene Fleisch? Es war doch zum kotzen.

Seufzend rappelte er sich auf, klopfte den imaginären Dreck von seinen Sachen und sammelte sich kurz. Wenig später sah man ihm nichts mehr an. Aus ihrer Garderobe hatte er wieder seine Sonnenbrille geholt und ging dann die Visagisten suchen. Jetzt war es Zeit Ruki zu werden. Einfach mal stark zu sein.

Er musste Kyo vergessen, ihn sich endlich aus dem Kopf schlagen. Wäre es nicht so irre schwer. Seufzend fuhr er sich durch die Haare, doch bald fand er die Verantwortlichen und ließ sich zurück in die Garderobe zerren. Er lehnte sich im Stuhl zurück und steckte sich den MP3-Player in die Ohren, dann ließ er sie an sich werkeln und versuchte einfach nur abzuschalten. Doch es gelang ihm nicht wirklich. Noch immer spürte er Kyos Haut unter seinen Fingern und er verfluchte sich für seine Schwäche...
 

Nervös hibbelte Ruki herum und sprang von einem Bein auf das Andere, während er langsam zum Bühneneingang lief. Es war nicht diese 'hoffentlich mache ich nichts falsch' Nervosität, sondern eher die 'ich kann es kaum erwarten' Variante. Er hörte wie das Intro erklang und sie stellten sich alle in einem Kreis auf, das übliche Glückwünschen und die Schlachtrufe folgten, dann gingen sie rauf. Die Menge kreischte und ließ Ruki breit grinsen. Auch wenn sie sie nur schemenhaft sehen konnten. Sie erkannten sie. Das hieß, hier waren nicht nur Dir en Grey Fans. Erster Punkt für sie. Und wenn erst einmal alle ausgepowert wären, hätten sie den zweiten. Das letzte Disorder war zu hören und Ruki fing fließend mit dem Anfang von 'Anata no tame no kono inochi' an.

Sein Blick glitt über die Menge, da jetzt auch teilweise Scheinwerfer über diese glitten und er grinste zufrieden. Das würde geil werden. Das erste Lied missbrauchte er noch zum aufwärmen. Neben den typischen Armwedeln, beugte er sich vor allem viel vor, um den Funken so schnell wie möglich rüber springen zu lassen. Und es funktionierte. Bei 'Doro darake no seishun' machte die Menge schon viel, viel besser mit und führte die typischen ParaPara Bewegungen aus. Wie es eben zu diesem Lied passte. Nach diesem Lied machten sie eine kurze Pause. Glücklich sah Ruki in das Publikum.

"Seid ihr gut drauf?" Ein lauter einheitlicher Schrei kam zu ihm zurück und er grinste breit.

"Na das will ich doch auch gehofft haben.", lachte er leise.

"Wir haben diesmal die riesige Ehre mit Dir en Grey auf Tour zu sein. Aber keine Sorge..." Er grinste. "Davon lassen wir uns nicht beeindrucken." Wieder hallten ihm viele Rufe entgegen. Er sah auch ein paar angepisste Leute. Augenscheinlich Dir en Grey Fans. Aber es juckte ihn nicht. Man konnte es nicht allen Recht machen.

"Seid ihr bereit?" Rufe hallten ihm entgegen.

"Seid ihr bereit?", wiederholte Ruki. Die Rufe wurden Lauter.

"Seid ihr wirklich bereit?" Diesmal war das Gekreische so ohrenbetäubend, dass er sich erst einmal sein Ohr rieb und lachte.

"Ja ich höre es. Dann lasst uns ab-rocken. Carry!!!", kündigte er das nächste Lied an und die kleine Ansprache hatte Wunder gewirkt. Die Menge ging ab wie nichts. Zufrieden beugte sich Ruki über sein Podest und spielte immer wieder mit den Fans vor sich. Er genoss es sichtlich auf der Bühne zu sein, vergaß alles außer der Musik und seine Bandkollegen. Sie gingen nahtlos in 'SxDxR' über und das Publikum machte prima mit. Ab und an tigerte Ruki über die Bühne, forderte die Leute mit Handgesten auf mehr zu tun, mehr Energie zu investieren und sie folgten ihm willenlos. Voller Inbrunst und mit breitem Grinsen sang er sein 'Rocken Roll is Dead?' Dieses Lied schien fast schon der Liebling der Halle zu sein, dabei war es noch sehr neu. Er sprang glücklich auf der Bühne herum und bei jedem Mal sangen mehr mit. Es war unglaublich. Er kündigte 'Wakaremichi' an und es wurde kurzzeitig etwas ruhiger, doch die Energie und die Bindung zwischen den Musikern und den Fans brachen nicht ab. 'Zakurogata no yuutsu' war wieder ein Lied, das alle zu mehr Bewegung brachte, aber auch nicht viel, denn es war nicht umsonst mit Akustik Gitarren unterlegt. Der Text war auch viel zu traurig. Mit einem lauten "LINDAA!", kündigte Ruki das nächste Lied an, dass auf keinem Konzert fehlen durfte. Grinsend bemerkte er die begeisterte Reaktion. Alle Fans klatschten mit ihnen und dann ging die Post ab.

Es wurde wieder ruhig. Tief atmete Ruki durch.

"Das nächste Lied liegt mir sehr am Herzen.", fing er langsam an. "Ich weiß es ist noch neu. Doch ich möchte, dennoch euch alle spüren." Kai schlug an und 'Saraba' begann. Gegen Ende kam er kurz an die Tränen, doch nichts ernsthaftes. Vor allem nichts Sichtbares.

'Best Friedns' brauchte er gar nicht anzukündigen. Musste er auch nicht. Auch so machten alle mit und er konnte nur breit strahlen, doch dann rückte der Abschied immer näher. Er hatte schon bei dem Part wo die Fans singen sollten gemerkt, dass sich einige wirklich verausgabt hatten. Gut, dass das letzte Lied nicht dafür gemacht war.

"Ich werde euch vermissen Leute...", sagte er noch, da fing schon 'Shiawase na hibi' an. Erschöpft stützte er sich auf seinem Mikrophonständer ab. Sein Hochmut war mit diesem Lied verflogen. Doch das war absehbar gewesen. Immerhin...

Die anderen 4 kamen vor.

"So und...trotz dass wir noch Nachfolger haben..." Er grinste. "Es gibt etwas was, dass wir nicht weglassen können." Er sah in das Publikum.

"Nehmt euch alle an die Hände.", forderte er. Zufrieden sah er, wie auch jeder ihm folgte. Er senkte das Mikrophon, fasste Uruhas Hand, die bisher frei baumeln musste und zählte mit voller Stimme runter.

"San, Ni, ichi..." Und dann sprangen sie alle. Als sie unten waren gab Ruki noch ein kraftvolles "Arigatou" von sich, ehe er geschafft, aber schmunzelnd die Bühne verließ.
 

2004-10-04, 4. Tag, nach einem grausamen Erwachen in der Zepp Tokyo, Kyo
 

Seine Hand an seinen Kopf legend, wandte er sich von dem Sänger ab und sah sich suchend um.
 

Wo zum Teufel war Daisuke?? Hatte er ihn etwa einfach liegen lassen? Uh~ das bekam er wieder, wenn er ihn in die Finger bekommen würde, doch bevor er sich weiter aufregen konnte, entdeckte er den Schwarz-rothaarigen einige Meter weiter auf einem Stuhl am Gitarre spielen. Langsam bewegte er sich auf ihn zu, wobei er Ruki einfach sitzen ließ.

"Baka.", raunte er in das Ohr des Rothaarigen, als er bei ihm angekommen war und legte seine Arme kurz um ihn. Augenblicklich löste er sich wieder von ihm und ließ sich vor ihm auf einen der Stühle sinken, bevor sein Blick in den Spiegel fiel.

"Ähm. Morgen.", brabbelte Daisuke sichtlich verwirrt.

"Sag mal. Was geht denn hier ab? Hab ich was verpasst?", raunte er und nickte mit dem Kopf in Rukis Richtung. Verwirrt hob er eine Augenbraue und sah Daisuke schmunzelnd an, bevor er zu dem Sänger sah, der sich aber gerade erhob und verschwand.

"Verpasst? Nein.", meinte er und zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte nicht wirklich Lust Daisuke auf die Nase zubinden, dass der Kleine auf ihn stand, aber vielleicht konnte er es einfach desinteressiert herüber bringen und dann würde er nicht mehr hinterfragen. Ja das war vielleicht eine gute Idee - oder auch nicht. Daisuke legte seine Gitarre auf seinen Schoß und sah Kyo immer ungläubiger an.

"Na ja... der Kleine steht auf mich, mehr nicht.", meinte er emotionslos und winkte ab. Ihn interessierte es nicht, okay eigentlich schon, aber er wollte es eigentlich nicht. Er wollte keine Schwäche zulassen, nie wieder. Nie wieder durfte ihm jemand so nah kommen wie damals, das würde er einfach nicht mehr aushalten. Er war dafür einfach nicht gemacht und Punkt.

"Sag das jetzt nochmal, bitte." Kyo folgte seiner Aufforderung und wiederholte ein zweites Mal den eben gesagten Satz.

"Er steht auf mich." Fassungslos starrte Daisuke sein Gegenüber an.

"Seit wann das denn? Ich meine - Hat er dir das gesagt, oder woher weißt du das?" Leise seufzte Kyo und zuckte leicht mit den Schultern.

"Weiß nicht so genau, aber er hat es mir indirekt am ersten Tag gesagt, wo wir noch alleine im Meetingraum waren. Ich na ja... Du kennst mich doch ich habe es nicht so mit Beziehungen.", meinte Kyo und zuckte erneut mit seinen Schultern, Währenddessen ging Daisukes Augenbraue auf Wanderschaft und begrüßte dessen Haaransatz, bevor er dann langsam seinen Kopf schüttelte.

"Ich fasse es nicht, ey...", murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. "Ausgerechnet Ruki..." Kyo nickte nur leicht. Wieso??? Wieso zum Teufel hatte er es gesagt. Er könnte sich echt selbst erschlagen. Er war so verdammt DUMM! Prüfend musterte ihn Daisuke.

"War er der Grund, warum du gestern so fertig mit den Nerven warst?", fragte er ernst, ohne Kyo aus den Augen zu lassen.

"Ano... nicht direkt.", erklärte er sich dann und schloss kurz genervt seine Augen. Das war es wohl, der Startschuss für die Neugier des Anderen. Jetzt würde es wohl noch schwerer werden, ihm auszuweichen und seine Fragen zu ignorieren. Er wusste es! Wieso hatte er ihm das gleich auf die Nase gebunden??? Ja richtig, das war eine gute Frage!!

"Und was genau ist dann der Grund dafür.", bohrte Daisuke nach. Und da war auch schon die Frage, die Frage, die er nicht hören wollte, die, die er ihm einfach nicht beantworten konnte. Es ging einfach nicht. Er konnte nicht einfach über seinen Schatten springen und alles erzählen, das hatte er noch nie gekonnt. Shinya hatte es alles live miterleben dürfen, immerhin war er in dem Moment, als dass alles passierte unmittelbar in der Nähe. Wieder kamen diese Bilder hoch, die er nicht sehen wollte.

Sofort schloss er die Augen und schüttelte seinen Kopf. Irgendwie musste er sie doch weg bekommen. Am liebsten würde er sich erneut irgendeinen Schmerz zu fügen, damit er sich auf etwas konzentrieren konnte, doch Daisuke würde ihn sicher daran hindern.

"Ich kann nicht...“, brachte er hervor und biss sich auf seine Lippe, bevor er ihn aus festen Augen ansah.

"Ich kann nicht darüber sprechen...", fügte Kyo noch hinzu und schlang seine Arme um seine Körper und versuchte seine Oberarme mit seinen Fingernägeln auf zu kratzen. Alarmiert schreckte Daisuke auf, sorgte dabei fast dafür, dass seine Gitarre auf den Boden fiel. In letzter Sekunde fing er sie auf und stellte sie neben den Stuhl. Dann griff er nach Kyos Händen, um sie festzuhalten und ihn so daran zu hindern sich zu verletzen.

"Es tut mir Leid, ok? Wenn du es nicht sagen willst, dann behalte es für dich, das ist ok." Beeilte sich Daisuke zu beteuern.

"Es geht mich nichts an und gut. Ich hätte dich nicht drängen dürfen." Er senkte schuldbewusst den Blick und drückte Kyos Hände ein wenig fester.

"Hör auf dir weh zu tun, Kyo.", fügte er schließlich leise hinzu. Kyo hatte die Worte kaum realisiert konzentrierte er sich viel lieber auf den Schmerz, wollte er das doch ganz schnell wieder vergessen, doch Daisukes Hände hinderten ihn daran. Was sagte er da... es tat ihm Leid? Wieso ihm, das war doch alles seine eigene Schuld. Er hatte das alles selber zu verantworten. Er war ihm doch direkt in die Arme gelaufen und hatte sich in ihn verliebt. Daisuke trug keine Schuld.

Leicht schüttelte er seinen Kopf, nahm dann aber die weiteren Worte wahr und blickte ihn an. Seine Augen bohrten sich in die des Anderen und versuchten aus seinen Augen zu lesen, doch er schaffte es nicht. Er wollte doch nur wissen was er empfand, wenn er ihn so erbärmlich vor sich sitzen hatte.... und da... er erkannte sie, die blanke Panik, die ihm normaler weiße ins Gesicht geschrieben war, funkelte leicht in den Augen des Gitarristen. Wieso hatte er immer so eine Angst, wenn er sich selber verletzen wollte?? War er ihm wichtig? Wichtiger, als ihn als benutztes Stück Fleisch weg zuschmeißen.

"Aber-", brachte Kyo hervor, wandte den Blick nicht von den Augen des Anderen ab, konnte er sich einfach nicht davon lösen. Sie faszinierten ihn einfach. Sie zeigten ihm Gefühle, die er nie gespürt hatte, als er bei ihm war. Nie hatte er diese Gefühle gesehen. Immer nur diese verdammte Gier nach seinem Körper.

"Ich mache mir Sorgen. Wir alle machen uns Sorgen um dich.", versuchte er dem Sänger zu erklären.

"Ich hab tierische Angst, dass du irgendwann zu weit gehst, mit dem, was du tust.", murmelte er und hoffte, dass Kyo verstand worauf er hinaus wollte. Immer noch sah er dem Anderen in die Augen, lauschte seinen Worten und biss sich auf seine Lippe, bevor er endlich seinen Blick abwandte.

"Dai~.. ich ... ihr braucht euch keine Sorgen machen, ich schaffe das schon, irgendwie. Nach dem Konzert wird es mir sicher besser gehen. Ich will nicht, dass die Tour den Bach runter geht, dafür haben wir einfach schon zu viel aufgebaut. Dai, bitte. Ich möchte das nicht. Ich ertrage es nicht euch leiden zu sehen... ihr seid mir viel zu wichtig.", brachte er über seine Lippen und sah Daisuke wieder an. Ein genervtes Stöhnen entfuhr dem Rothaarigen.

"Kyo, es geht mir hier nicht um die Tour, es geht mir um dich! Und wir leiden nicht direkt, wir sorgen uns. Derjenige der leidet, bist du. Eben weil du mir auch wichtig bist, mach ich mir Sorgen, wenn du wieder solche Dinge bringst wie eben." Daisuke warf einen Blick auf Kyos, zum Glück unversehrte, Oberarme. Ein kleines, zierliches Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gebildet, bevor er seine Hand von seinem Arm nahm und sie an Daisukes Wange legte.

"Bitte Dai...“, hauchte er erneut und sah ihn auch so an. Er konnte es einfach nicht ertragen ihn so zu sehen, machte ihn das doch einfach noch mehr fertig, als er eh schon war. Sah er so doch noch mehr, dass er nur eine Last war und nichts Gutes brachte.

"Ist schon gut. Wegen mir brauchst du dir echt keinen Kopf zu machen, mir geht‘s gut. Kümmere dich lieber um dich selbst." Langsam senkte Kyo seinen Blick, fühlte er sich doch einfach nur schuldig für das ganze Schlamassel. Wieso musste Daisuke auch so etwas sagen, konnte er ihm nicht einfach Recht geben und einfach seine Klappe halten? - Nein natürlich nicht.

Leise seufzte der blonde Sänger und sah Daisuke dann aus relativ festen Augen an.

"Das werde ich, aber du weißt wie ich meine Sorgen bekämpfe.", meinte er knapp, ließ seine Hand sinken, nachdem Daisuke leicht genickt hatte und erhob sich dann, bevor er sich vor den Spiegel stellte. Seine Arme stellte er auf die Ablage, um seinen Blick tief in seine eigenen Augen abschweifen zu lassen. Ja so sah er aus... so war er - ein nichts! Ein Stück Fleisch was man benutzen konnte und wenn es verbraucht war, konnte man ihn einfach wegwerfen. Ja genauso war er in seinem Inneren, doch das wollte er nie wieder zulassen. Dafür war der Schmerz einfach zu groß.

Starr starte er in seine Augen und driftete vollkommen ab, bekam nichts mehr um sich herum mit. Wieso auch, war doch alles unwichtig.

Kyo bekam gar nicht mit, dass Daisuke sich räusperte wie auch? Er war gerade nicht wirklich anwesend, da bekam man eben nichts mit. Lieber steckte er in seinem Inneren und schlug sich mal wieder grün und blau, weil er so verdammt dämlich war.

Dennoch driftete er nach einiger Zeit wieder zurück, wandte sich von dem Spiegel ab und sah in das irritierte und zugleich besorgte Gesicht von Daisuke.

"Es ist alles okay, okay!", meinte Kyo Schulterzuckend und ließ sich wieder auf dem Stuhl sinken, wusste er gerade einfach nicht was er machen sollte, doch dann kam ihm eine Idee. Er musste Daisuke einfach nur auf andere Gedanken bringen.

"Sag mal, wie lange machen Gazette eigentlich Soundcheck?", fragte er und musste leicht schmunzeln, konnte er sich doch gut vorstellen, dass sie das nicht lange aushalten und diesen früh beenden würden. Das war auf einer Seite natürlich gut, da hatten sie einfach mehr Zeit für ihren Soundcheck, wobei Kyo ja nur einige Silben am Mikro testen musste, so wie die Anderen, die sie brauchten.

"Ich hab keine Ahnung. Momentan hab ich von gar nix einen Plan. Ich weiß nicht, wann wir in die Maske müssen, wann Soundcheck ist. Ich weiß gar nichts.", stellte er fest und kratzte sich am Hinterkopf.

"Das einzige, dass ich wirklich weiß ist, dass ich jetzt ne Kippe vertragen könnte."

"Wie immer verplant.", gab der Blonde von sich und erhob sich dann, griff nach Daisukes Arm und zog ihn einfach mit sich.

"Lass mich.", murrte der Größere grinsend, ließ sich dann aber auch bereitwillig mitziehen. Ein kurzer Blick in die Halle, sagte ihm, dass einige der Gazettemembers keine Lust mehr hatten.

"Hmm würde sagen in weniger als ner halben Stunde haben wir die Halle, also schaffen wir es noch eine zu Rauchen.", meinte Kyo und zog Daisuke dann einfach weiter.

"Nach dem Soundcheck gehen wir in die Maske, wie immer.", fügte er noch hinzu, bevor sie Draußen ankamen und er sich eine Kippe zwischen die Lippen schob und diese anzündete. Keine Sekunde später stand er qualmend an der Wand und genoss es einfach nur. Er konnte eben nicht anders.

"Na die scheinen ja professionell zu sein.", sagte Daisuke, mit hörbarem ironischem Unterton und hob die rechte Augenbraue leicht an. Er lehnte sich neben Kyo an die Wand und schaute schweigend in den Himmel, während er an seiner angezündeten Zigarette zog. Kyo nickte nur leicht auf seine Aussage hin und zog genießerisch an seiner Kippe, bevor er den Qualm gegen Himmel stieß.

"Ja sind sie, das siehst du doch.", meinte er leicht seinen Kopf schüttelnd. Er hatte doch von Anfang an gesagt, dass sie einfach nicht das Durchhaltevermögen hatten, welches sie brauchten.

Na wie gut, das Kaoru es doch so gemeistert hatte, dass sie in den Städten nicht mehrere Konzerte nacheinander hatten. Für Gazette wäre das zu heftig geworden. Sie hätten das niemals durchgehalten.

Zwar ist ihr jetziger Zeitplan auch sehr knapp, aber noch lange nicht so, wie wenn sie alleine auf Tour wären. Während Kyo so in Gedanken war, öffnete sich die Glastür zum Gebäude und wenige Sekunden später stand Reita neben ihnen. Kyo hatte diesen gar nicht bemerkt, war ihm das doch gerade auch ziemlich egal. Er hing lieber seinen Gedanken nach.

"Hey. Seid ihr schon fertig, oder was?" Daisuke grinste breit, wobei Kyo auch aufsah und den Bassisten erblickte.

"Oh.. hi.", meinte er nur knapp, ignorierte ihn dann aber wieder, war ihm doch relativ egal was dieser über ihn dachte. Es interessierte ihn nie, wieso sollte es ihn jetzt interessieren??

"Na ja...was willst du jetzt von mir hören?", fragte er mit einem schiefen Lächeln und zog an seiner Zigarette. "Scheinen alle nicht so zu wollen momentan.", erklärte er und ging etwas auf die Beiden zu. Kyo schmunzelte, drückte dann seine Zigarette aus und sah ihn mit einem bestimmten Funkeln in den Augen an.

"Soundcheck‘s gehen bis zu mehreren Stunden, du musst dich einspielen, sonst stehst du auf der Bühne und weißt nicht mehr was du machen musst, weil du einfach hin und weg bist. Aber wenn ihr meint - desto mehr Zeit haben wir und wir brauchen halt zwei bis drei Stunden.", meinte er ernst, schob seine Hände in seine Hosentaschen und warf Daisuke einen kurzen Blick zu.

"Kaoru sollte wissen, dass die Bühne jetzt frei ist, also lass uns reingehen.", meinte Kyo und ging dann auch schon vor. Nahm er sich doch einfach mal vor auf die Bühne zu gehen.

Dort angekommen nahm er das Mikro in die Hand und sah dann in die Reihen, die später mit unzähligen Fans voll sein würden.

"Oh ja.."
 

Die einzelnen Checks der Instrumente waren schnell vollbracht, kurz darauf folgte dann auch schon das Zusammenspiel der Instrumente, währenddessen hatte sich Kyo einfach auf die Bühne gehockt und hing seinen Gedanken nach. Immer wieder hatte er Kaorus Blick auf sich gespürt, doch es interessierte ihn nicht. Es gab jetzt eindeutig wichtigeres. Seufzend drehte Kaoru sich zu seinen Jungs und stoppte ihr Spiel, bevor er sich kurz an den Sänger wandte, der sogleich aufsah und nickte.

Jetzt konnte der Soundcheck endlich richtig beginnen und so spielten sie jeden einzelnen Song durch - gut die letzten zwei ließen sie weg, da sie Kyos Stimme jetzt nicht so sehr belasten wollten, wie auch seine Psyche.

"Kyo gehst du schon mal in die Maske?!", bat der Leader den Sänger, der darauf nickt und die Bühne verließ. Seine Füße brachten ihn in die Maske, wo er sich einfach auf einen der Stühle sinken ließ und in sein eigenes Spiegelbild starrte. Das Gazette immer noch hier war interessierte ihn herzlich wenig. Er blendete die nervenden Kinder einfach aus und gut war. Ja das war das Beste. Seufzend zupfte er etwas an seinen Harren herum, beschloss aber noch nicht seine Haare zumachen, hatte er doch einfach keine Lust sie jetzt schon zu machen. Er hatte eindeutig noch genug Zeit dafür. Davon ging Kyo einfach mal aus.

Als die Anderen dann auch endlich fertig waren erhob er sich und lauschte mit halbem Ohr der Besprechung, bevor er auch schon wieder von dannen zog.

Keine 2 Sekunden später saß er wieder auf dem Stuhl und starrte in den Spiegel, doch nach einigen Minuten intensivem Starren, nahm er doch die Sachen, die er brauchte und begann seine Haare zu stylen, sich seine Klamotten rauszusuchen und anzuziehen. Ja genau das lenkte doch am besten ab.

Als er mit allem fertig war, betrachtete der Sänger sich im Spiegel und zupfte hier und da an seinem Outfit herum.

Das er unter seinem Jackett nichts trug waren alle schon gewohnt, immerhin zog er sich doch recht schnell aus… Viel zu schnell wurde es ihm auf der Bühne einfach zu heiß. Und so schlecht, dass er sich verstecken müsste, sah er sicherlich nicht aus. Selbst wenn, wäre ihm das auch ziemlich egal gewesen.

Nun hatte er immer noch Zeit genug und absolut keine Lust das Konzert von Gazette mitzuverfolgen. Wieso auch? Es interessierte ihn einen feuchten Dreck was sie da machten, sie sollten einheizen und wenn sie das nicht schafften waren sie schlecht - Grottenschlecht!

Seufzend griff der Blonde nach seiner Zigarettenschachtel, legte sie auf die kleine Bank vor sich und sah in den Spiegel. Was war nur aus ihm geworden? Würde das alles noch schlimmer werden, oder hatte er mittlerweile seine Schmerzensgrenze erreicht?? War dass das Ende? - Nein! Für ihn würde die Musik - sein Leben weiter gehen, auch wenn er bis zum Ende seines Lebens verflucht war - es ihm einfach nicht vergönnt war glücklich zu werden. Fast wie automatisch, zog er sich eine der Zigaretten aus der Schachtel, schob sie sich zwischen die Lippen und inhalierte den giftigen Rauch, nachdem er das kleine Ding angezündet hatte.

Kyo hielt sich aus den Vorbereitungen der Anderen heraus, ließ sie rumalbern und sich irre machen, doch für ihn galt wie immer, sich einfach abzuschotten und sein Ding durchzuziehen. Es war für ihn die einzige Möglichkeit sich richtig auf das bevorstehende Konzert vorzubereiten. Noch einmal glitt sein Blick prüfend über sein Spiegelbild, bevor er nach der Setlist griff und diese noch einmal durchging. Es würde gegen Ende ein hartes Stück für ihn, doch irgendwie würde er es schon schaffen, ohne in einem Tief zu landen, ohne an Shun oder an Ruki denken zu müssen. Er würde es einfach ausblenden - Fuck! Er tat es doch echt schon wieder.

Leise knurrend, legte er das Blatt weg, drückte die aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus und erhob sich dann, ging auf einen der Staffs zu und regelte noch einige Dinge, bevor ihn seine Beine doch noch einmal kurz zum Bühneneingang trugen, wo ihn die Musik der Gazettos ans Ohr drang und so auch Rukis Stimme, die voller Elan und Freude sang. So ohne Leid, ohne Schmerz, einfach Frei.

Schwer seufzte Kyo auf, wandte sich von der Bühne ab und ging zurück, ließ sich auf eine der vielen Couches sinken und starrte gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand. Er wollte nicht immer an den Sänger denken, doch er konnte diese Gedanken einfach nicht abstellen. Es ging nicht, egal was er tat... Irgendwie bekam er ihn einfach nicht mehr raus...
 

Seine Gedanken schienen so Abwesend, dass er nicht merkte, wie die Gazettos zurück kamen und Kaoru sie zusammenrief, um noch eine Standpauke zu halten. Erst das ermahnende 'Kyo' erreichte den Vocal Dir en Greys, der dann auch langsam zu den anderen Jungs trat und sich die Kaorus Predigt reinzog. Super. Mehr als 100%?! Gab er nicht immer mehr, als nötig? Seufzend, wandte er sich ab, ließ seinen Blick über den Raum schweifen, bevor er wieder zu den Jungs sah und nickte. Kaum war dieses, für ihn total überflüssige Ritual durchgezogen, wandte er sich erneut von ihnen ab und nahm einen Schluck Wasser, bevor er sich auch schon auf den Weg zu der Bühne machte – vom Rest der Band gefolgt. Und kaum waren die 10 Minuten verstrichen, wurden sie auch endlich gebeten auf die Bühne zu kommen. Das Geschrei der Fans war nicht zu überhören, auch dass es nun endlich wesentlich mehr Männliche Organe dabei waren.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen schmalen Lippen, schlug Shinya ab, der sich dann auch wenige Augenblicke später auf den Weg auf die Bühne machte und ihre Fans begrüßte. Noch ein Abschlag von Daisuke folgte, kurz darauf Toshiya und zu guter Letzt Kaoru.

Nun war der große Moment - Er durfte endlich wieder auf die Bühne und seinen Fans - ihren Fans - sein Leid mitteilen, auch wenn viele von ihnen nicht verstanden, warum er seine Lyrik so gewählt hatte, doch er hatte es getan.

Ein Abschlag mit dem Staff und schon machte er sich auf den Weg, mit ihrem Intro Shinsou Piano ver., welches ein sehr ruhiges, sehr ungewöhnliches Intro für die Band war, doch dieses Konzert, diese ganze Tour war anders, nur ihre Performance würde so sein, wie sich die Fans es wünschten. Kyo ging erhobenen Hauptes auf die Bühne, warf seinen Arm in die Höhe, sprang auf das Podest und begrüßte seine Fans, die ihn mit Jubel und Geschrei zurück grüßten. Ein breites, zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Nachdem das Intro dann endlich geendet hatte, verließ er das Podest, griff nach seinem Mikro und verzog sich nach hinten. Kurz darauf wurde es dunkel, doch kaum war es Still in der Halle ertönte eine leise Melodie, gefolgt von einem kleinen, glitzernden Lichtspiel, bevor dann auch schon die Gitarren anfingen zu spielen und ein Kinderlachen ertönte. Gleich darauf setzten Shinya's Drums ein und das Konzert konnte beginnen mit 'Mazohyst of Decadence'.

Dir en Grey spielten einen Titel nach dem nächsten, den Kyo nur unverständlich schreiend ins Mikrofon verkündete - sagen tat der Sänger Dir en Grey kaum etwas. Ein, zwei kurze Pausen folgten, doch als sie dann an dem letzten Part ihres Konzertes angelangt waren, musste der Vocal tief durchatmen. Er durfte nicht zusammenbrechen, er durfte nicht schwach werden, er musste 200% geben und das tat er auch. 'Kasumi' wie auch 'the Final' vollbrachte er mit Bravour und mit viel Unterstützung ihrer Fans, bevor er sich dann auch an den letzten Titel wagte. Einen Schluck Wasser nehmend und diesen wieder über seinen Fans ausspuckend, verzog er sich wieder nach hinten, während das Licht erneut ausging und es still in der Halle wurde. Man hätte sogar eine Stecknadel fallen hören können, bevor Kyo‘s raue Stimme den Titel seines – für ihn – schwierigsten Songs verkündete.

"Mushi..", hauchte er in das Mikrofon und schloss seine Augen. Tief atmete der Sänger durch, schlang seine Hände fest um das Mikrofon und hielt weiterhin seine Augen geschlossen. Stille beherrschte die Halle, bis Kaoru die erste Saite seiner Akustik Gitarre anschlug, kurz darauf begann Shinya leise seine Becken anzuschlagen, dann setzte auch Daisuke ebenfalls mit einer Akustik Gitarre ein. Ein kleiner Scheinwerfer erhellte die Bühne, dort wo Kyo mit geschlossenen Augen auf seinen Einsatz wartete. Dieser kam schon bald. Noch einmal atmete er tief durch, begann dann aber seine goldene Stimme zu erheben und sie durch die volle Halle hallen zu lassen. Gefühle brachen in ihm, so wie in ihren Fans. Diese schwiegen und gaben dem Sänger die Unterstützung, die er bei diesem Song brauchte.
 

"uchiakerarenai dare mo shinjirarenai dare mo kare mo

(Niemandem kann ich vertrauen ,jenen kann ich keinen Glauben schenken)

hora subete mienai sashikonda hikari ga kiete ima ni mo kareru

(Schaut, nichts seht ihr, das auf mich herab scheinende Licht erlischt, gleich werde ich verschwinden)

uchiakerarenai koto wa watashi no yowasa watashi no kako

(was ich nicht offenbaren kann, ist meine Schwäche, meine Vergangenheit)

eru mono mo aru keredo kitto te ni nigiru yasashisa ga kiete yuku to

(Es gibt etwas, was ich finden kann, doch die Freundlichkeit, an der ich festhalte, wird auf jeden Fall vergehen.)
 

kokoro ga tozashite ima ni mo kowarete yuku

(Mein Herz ist verschlossen, jeden Augenblick wird es zerbrechen)

namida wo koroshite warau hibi yo

(Um meine Tränen zu unterdrücken, lache ich jeden Tag)

kokoro ga shimeshita shinjiru imi no nasa wo

(Dieses Herz zeigte mir, dass es keinen Sinn hat zu vertrauen)

watashi wo koroshita gizen hitto yo

(Es waren die Heuchler, die mich töteten)“
 

Zitternd fuhr sich Kyo über sein Gesicht, versuchte den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken, der sich versuchte durch seine Kehle zu fressen, um ihm die Stimme zu nehmen, doch das ließ der Vocal nicht zu. Nicht jetzt! Und vor allem nicht vor ihm. Wieder erhob er seine Stimme, um sein Werk zu vollenden.
 

“eru mono mo aru keredo kitto te ni nigiru yasashisa ga

(Es gibt etwas, was ich finden kann, doch die Freundlichkeit, an der ich festhalte, wird auf jeden Fall vergehen)

arifureta kotae wa ikiru koto hakushi ni modoshite umarekawaru

(Die gewöhnliche Antwort darauf ist zu leben, und von vorne zu beginnen, wenn man stirbt und nach seiner Wiedergeburt anders zu werden)
 

kokoro ga tozashite ima ni mo kuzureochiru

(Mein Herz ist verschlossen, jeden Augenblick wird es auseinander fallen)

namida wo koroshite sakebu hibi yo

(Um meine Tränen zu unterdrücken, schreie ich jeden Tag)

kokoro ga nokoshita shinjiru imi no tsuyosa

(Dieses Herz hinterließ mir die Stärke, zu vertrauen, dass es einen Sinn gibt)

watashi wo koroshita watashi kokoro

(Es war mein eigenes Herz, das mich tötete)“
 

Hart schluckte Kyo, biss sich auf seine Unterlippe und versuchte sich auf die Musik zu konzentrieren, die immer noch die Halle erfüllte. Einen Moment lauschte er noch der Melodie, bevor er begann sein Mikrofon hart gegen seine Brust zu schlagen. Jedes Mal, wenn dieses aufschlug, schloss er seine Augen und sah ihn – den Mann den er vergessen wollte. Dem den er genau das nicht geben konnte. Schmerz loderte auf, doch was brachte ihm eine Liebe, wenn er Angst davor hatte verletzt zu werden. War die Musik nicht seine einzige wahre Liebe, die ihn noch nie betrogen, belogen und verletzt hatte? - Ja! Reichte ihm denn diese Liebe nicht? - Doch! Es musste ein Ende haben! Und das war genau hier und jetzt! Er wollte Frei sein. Sich wohlfühlen. Und genau das tat er auf der Bühne – er war frei!

„Ahhhhhhhhhhhhhh—h!“, schrie Kyo ins Mikrofon, als auf einmal die Instrumente verstummt waren und sackte auf die Knie, riss seinen Kopf in den Nacken und schluchzte ungehalten auf, gab seinen Entschluss preis, hielt das Mikro aber gegen Boden. Er wollte nicht mehr weinen! Er wollte glücklich sein! Und genau das schaffte er nur mit seiner Musik – ihrer Musik – Er wollte mit ihr verschmelzen.

Langsam ließ Kyo seinen Blick sinken, wischte sich die Tränen weg und sah zu ihren Fans, die mit ihm litten, die ebenfalls weinten und verzweifelt seinen Namen schrien. Schleppend krabbelte er zum Bühnenrand und streckte seine Hand nach seinen Fans aus, umklammerte das Mikrofon, welches er langsam wieder zu seinem Gesicht führte und leise hinein hauchte.

„Arigatou!“

Mühsam raffte er sich wieder auf und verließ die Bühne ohne ein weiteres Wort. Er fühlte sich gut – ein Lächeln – ein zufriedenes, entschlossenes und glückliches Lächeln...
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-09-21T20:13:33+00:00 21.09.2011 22:13
Das raubt mir den Athem!!!
Wie der Lichtschein einer Kerze in dunkler Nacht!!!
Wirklich toll!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-07-12T20:31:01+00:00 12.07.2011 22:31
Ich bin...sprachlos...
Es mag komisch klingen, aber ich sitze hier wirklich und mir laufen die Tränen über die Wangen.
Auch wenn sich zwischen den beiden das so festgefahren hat und ich mir etwas fortschritt in der Story zwischen den beiden wünsche....wie du ihre Gefühle darstellst...ihre Gedanken, es fesselt mich einfach.
Bitte mach schnell weiter.
Von:  KenTsu
2011-07-12T19:04:39+00:00 12.07.2011 21:04
ja..äh..
erstmal ein ganz großes GOMEN.
und zum anderen? hmm..naja.. so richitg weiß ich nich was ich sagen soll auser das es mir bei "Mushi" immer und immer wieder genauso geht wei kyo hier in deiner FF.
ich heule echt jedesmal. da kann der FF-Kyo stolz sein erst nach dem song zu weinen. aber er tut auch wirklich so richtig weh, da kann man nich anders als zu heulen. vorallem wenn dann kao noch am ende des songs seine gitarre heulen lässt.

sonst wie immer ein schönes kappi nur könnten die beiden nich endlich mal glücklich werden??? lass sie doch bitte nich sooooooooooooo lange warten!!!!! das tut schon genauso weh wie "Mushi" die zwie und den rest so leiden zu sehen. äh zu lesen.


lg
Von:  Yuan-chan
2011-07-10T23:00:49+00:00 11.07.2011 01:00
Hey,
also mir hat das Kapitel soweit ganz gut gefallen^^
Wobei ich sagen muss, dass in anderen Kapiteln schon mehr passiert ist, als in diesem. Durch die Wiederholung von Ruki und Kyos Sicht hatte man zwar viel zu lesen, aber es war halt Wiederholung. Ich fand hier zb Kyos Sicht wichtiger. Vor allem bei der Stelle mit Ruki, als Kyo eingepennt ist und anschließend mit Daisuke redet. Vielleicht solltest du mehrer Abschnitte machen und dann immer die Sicht aussuchen, die an den bestimmten Stellen am Wichtigesten ist. Dann hast du zwar mehr Sichtwechsel, aber es ist ein flüssiger Ablauf ohne viel Wiederholung.
Aber ich fieber weiterhin mit und freu mich jedes mal wenn etwas Neues von Rukis und/oder Kyos Vergangenheit enthüllt wird. Freu mich aufs nächste Chap und viel Spaß beim Umzug ;3
Von:  totenlaerm
2011-07-10T19:56:32+00:00 10.07.2011 21:56
Hübsch... Ich mag es wie immer. Es freut mich, dass du ein neues Kapitel geschrieben hast... Dennoch ist es an manchen stellen unklar, wer Ruki und wer Kyo ist, weil du beide als "Sänger" Bezeichnest oder als klein... weil beide sind sänger und klein.
Von:  Astrido
2011-07-10T17:15:48+00:00 10.07.2011 19:15
hi,
ich finde, es zieht sich mittlerweile alles sehr in die länge... die story kommt mit den beziehungen irgendwie keinen schritt voran....
ich finde, es sollte sich etwas ändern...
wenn diese story noch einen weiteren sinn haben soll.

denn sonst wäre das hier ja auch ein passender abschluss.
sich ewig das gejammer der beiden anzuhören ist nämlich nicht spannend.

an sich mag ich die story, und auch das thema! sie ist gut geschrieben.
weil in diesem kapitel mehr action drin war, war es auch einfacher zu lesen, als das davor.
lg
mayu


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