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Six Months - Die Symphonie deines Herzens

The-Bella-und-Edward-All-Human-Story
von

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Coda: Traurige Gewissheit - Teil 6 (Edward & Bella)

@kyra

nix da ^^ freies land du darfst hier gerne deine meinung sagen ;)^^
 

@aestas89

alles gleichzeitig O.O

oh man...

trotzdem vielen lieben dank für das lob und dein kommi !!! :-* ;)
 

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Musiktipps:

Chandler Nash - Heartbreak http://www.youtube.com/watch?v=qUD1Oq9Bj58

&

Matthew Perryman Jones - Save You http://www.youtube.com/watch?v=ouWxe4CSPX4
 

Oh man, ich liebe die songs.... vor allem "save you"!!! wah das klingt so toll!!! Inhaltlich passt es auch so toll, genau wie heartbreak ... trennung aus "schutz" für den anderen .... aus bellas sicht... viel spaß ihr lieben ;)^^
 

[img]http://img638.imageshack.us/img638/1721/bannerteil6.jpg[/img]
 

Edward

Das war’s. Das war’s, pochte es in mir.

Nicht mal die letzten vier Wochen meines Lebens mit ihr, schenkte sie mir und ich konnte es ihr nicht verübeln.

Mit nicht für mich fassbaren Gedanken fuhr ich zurück. Es war fast Mittag. Die Ampel sprang auf rot. Ich lugte auf mein Handy, welches ich aus der Hosentasche holte. 47 Anrufe in Abwesenheit. Ich legte das Handy auf den Sitz neben mich, denn es interessiere mich nicht.

Klar, natürlich würde ich mir gleich Standpauken anhören dürfen, dass ich einfach so über Nacht weggeblieben war, mich nicht gemeldet hatte… und so weiter.

Meine Magengegend war taub. Sie ließ keinen Schmerz mehr zu, weil sie in diesem Augenblick zu überlastet war, als dass irgendein Gefühl noch durchdringen konnte.

So langsam ich konnte, fuhr ich nach Hause. So langsam ich konnte, ging ich den Weg zum Haus hoch. So langsam ich konnte, öffnete ich die Tür. So langsam ich konnte, schritt ich herein, kroch durch die Glasschiebetür ins Wohnzimmer.

Ich wollte Zeit schinden, doch das änderte nichts daran, dass ich mich dem Ganzen stellen musste.

„Edward!!“, rief meine Mutter und kam auf mich zu – mit Tanya im Schlepptau. Tanya?! Was machte Tanya hier?! Allein, wie ich mit einem Blick durchs Wohnzimmer vorläufig feststellte.

„Wo warst du?! Warum meldest du dich nicht?!“, fauchte meine Mutter. Tanya stand mit einer Mischung aus Entrüstung, Besorgnis und Unverständnis neben ihr.

Mein Vater erschien hinter den beiden.

„Edward, deine Mutter und ich wissen sehr wohl, dass du 21, volljährig und selbstständig bist. Aber so ein Verhalten dulden wir nicht länger“, sagte er streng, aber vollkommen ruhig, obgleich Anschreien mir fast lieber gewesen wäre in diesem Moment. „Wir erwarten, dass du Verantwortung übernimmst und dich wie ein erwachsener Mensch verhältst. Ich tue das hier nicht gerne, aber ist unsere Vorstellung damit eindeutig?“

Ich schaute mit mir schlingernd vorkommenden Blick zu ihm hoch und nickte.

„Sehr gut“, sagte mein Vater und wendete sich ab.

„Also?“, kam nun der Part meiner Mutter, die mit verschränkten Armen vor mir stand neben der schweigenden Tanya. „Wo warst du? Was hast du gemacht?“

Ich schaute schnaubend auf. Ich war unfair, ich war gehässig, ich war verletzend und jenes war sogar gelogen, doch ich sagte matt: „Ich hab’ Bella gevögelt.“

Bevor meine Mutter, die die Augen weit aufriss, irgendetwas sagen oder tun konnte, spürte ich Tanyas Ohrfeige hart an meiner Wange.

„Du Arsch! Du bist widerlich!!“, kreischte sie hysterisch.

„Das ändert jetzt auch nichts mehr“, zischte ich und floh rückwärts durch den Korridor, über die Treppen, hoch in mein Zimmer, wo ich direkt meine Ausdrucksquelle ansteuerte.

Vivaldi.

Winter.

Ich hämmerte die Noten des schnellen Stücks grauenvoll durcheinander in die Tasten, sodass mir die Finger schmerzten – doch das war angenehm, im Vergleich zu den anderen Dingen, die mir weh taten. Viel angenehmer.
 

„Edward?! Edward!! EDWARD!“, schrie Emmett erst vor der Tür, dann in der Tür, dann hinter mir.

Ich verstummte ein wenig außer Atem.

„Hey Papi in spe, Dad will mit dir reden. Bald-Mama ist auch dabei, na das kann ja lustig werden.“ Sein dämliches Grinsen strahlte mir innerlich entgegen, obgleich ich es nicht mal sehen konnte. Zorn stieg in mir auf. „Du hast echt nerven. Poppst Bella, während deine Ex hier sitzt und brütet“, lachte er.

Ich konnte mich nicht mehr halten. Es schien, als hätte ich derzeit nichts mehr unter Kontrolle.

„Sei still, du Idiot!!“, fuhr ich ihn ungehalten an. Ich stellte mich wutentbrannt hin, drehte mich zu ihm um und drückte ihm am Kragen an das Bücherregal. „Du hast doch keine, aber auch gar keine, Ahnung, von was du hier sprichst! Mein Leben ist gerade ein Scherbenhaufen, Bella hat sich von mir getrennt und Tanya drückt mir ein Kind auf!! Du kannst gerne mit mir tauschen!“, pfiff ich ihn zusammen.

„Komm mal runter“, würgte er hervor und stieß mich zurück, ehe er lauter wurde. „Was kann ich dafür, wenn du zu dämlich zum Verhüten bist und mit deinem kindischen Verhalten alles nur noch schlimmer machst?!“, fauchte er mich mit funkelnden Augen an. „Und was soll das mit Bella?! Du wärst doch viel zu feige gewesen, um wirklich mit ihr nach Deutschland zu gehen!“, schrie er mich an.

Das war zu viel. Viel zu viel. Um Längen zu viel.

Ohne die Entscheidung bewusst und wirklich getroffen zu haben, schnellte meine Faust zu seiner Wange, traf sie hart und ich sah zu wie Emmett nach hinten gegen das Regal krachte.

Ich hatte mich noch nie viel geprügelt. Im Grunde hatte ich mich in der Schule mal ein wenig mit Jungs gekabbelt, wie man das so macht, wenn man jünger ist, aber geprügelt hatte ich mich nie. Mit Emmett erst recht nicht.

„Wer ist hier kindisch, huh?!“, raunzte Emmett mich lauthals an, stand wackelig wieder gerader und wollte wieder auf mich losgehen, doch, von uns unbemerkt, schritten meine Eltern ein.

„Ich glaube es nicht! Wie alt seid ihr?!“, gab meine Mutter mit leicht heiserer Stimme entrüstet preis und ging mit meinem Vater zwischen uns. Emmetts Nase hatte etwas abbekommen und er blutete leicht, während sich seine Wange ungesund wölbte. Tanya trat zögernd durch die Tür ein und riss die Augen auf. Sie machte wieder einen Schritt zurück in den Türrahmen.

„Gehst du bitte mit Emmett raus?“, richtete mein Vater das Wort an meine Mutter und wand mich mir zu. „Ich muss mit Edward reden.“ Sein Tonfall war ernst. Ich schaute zur Seite.

„Würdest du bitte in meinem Büro oben warten?“, bat er dann die unschlüssig in der Tür stehende Tanya. Sie nickte hastig und unsicher und schloss die Tür hinter sich.

Mein Vater schritt wortlos vor zu dem Tisch in der Zimmermitte und platzierte sich ruhig dort. Seine Fingerkuppen legte er andächtig wartend aneinander und sah gerade aus – in Richtung Tür. Er saß seitlich zu mir und so setzte ich mich dann auch zu ihm.

Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, der vor dem höchsten Gericht saß und viel Mist verzapft hatte.

„Ich habe dir vorhin schon einmal gesagt, dass ich das nicht gerne tue und mir das sehr unangenehm angesichts deines eigentlichen Alters ist“, sagte er zu mir und hatte den Blick weiter geradeaus gerichtet. Ich versuchte ruhig zu atmen. „Ich weiß auch nicht mehr wirklich, was ich dir sagen soll, außer, dass ich dein Verhalten mehr als unangebracht finde. Ich möchte gar nicht erst mit Konsequenzen drohen, weil ich das albern finde, aber sag mir, was ich machen soll?“

Nun schaute er mich kurz eindringlich an und hatte den Blick danach weiter auf den Tisch gerichtet.

„Ich meine damit gar nicht die Sache mit Emmett“, er wandte den Blick wieder ab, „sondern wie du mit Tanya umgehst. Bitte bedenk, dass ihr Los viel schwieriger ist als deines. Natürlich müsst ihr beide Verantwortung tragen, aber sie trägt das Kind aus. Was glaubst du, wie sie sich fühlt, wenn der Vater des Kindes ihr gegenüber so abweisend und feindlich eingestellt ist?“

Wieder schwieg ich, als er kurz den Kopf zu mir gewandt hatte.

„Reiß dich ihr gegenüber zusammen“, bat er. „Sie leidet mindestens genauso unter der Situation wie du und ich bitte dich inständig, dich um sie zu kümmern. Nicht als Paar, sieh’ es als baldige Eltern oder Freunde. Ich weiß, dass dich das überfordert, besonders angesichts der Sache mit Bella-“

„Dad?“, unterbrach ich ihn matt.

Er verstummte, sah mich von der Seite geduldig an und nahm mir die Unterbrechung nicht übel.

„Bella hat es beendet. Sie hat sich von mir getrennt und gibt uns keine Chance mehr. Nicht mal die Wochen, bis sie fliegt“, gestand ich tonlos. „Du brauchst dir keine Sorgen machen.“

Er legte mir eine Hand mitfühlend auf die Schulter. „Glaub’ mir, ich bin nicht glücklich darüber, wenn es dir so schlecht geht, aber eure Entscheidung und sei es nur Bellas, war sehr vernünftig. Ich hoffe, dass du damit zu recht kommst, wirklich.“

Das hoffte ich auch, so sehr. Ich wusste nur nicht wie. Mein Körper, mein Geist, meine Seele hingen an ihr. Sie war wie ein Komet in meine Welt eingedrungen, hatte sie irgendwann im Sturm erobert und nun ließ sie sie einsam und führungslos zurück.

Mein Vater wartete einen Augenblick in die Stille, atmete dann durch und fragte: „Bist du im Stande mit Tanya und mir gemeinsam zu reden? Ohne Vorwürfe, Ausflüchte und Schuldzuschreibungen?“

Ich nickte, denn ich hatte keine Wahl. Ob es heute oder morgen war, spielte keine große Rolle.

„Bitte versuch’ sie etwas aufzumuntern oder ihr wenigstens die Angst hinsichtlich deiner Verantwortung zu nehmen; dass du für sie da bist und sie unterstützt“, bat er mich weiter. „Ich weiß sehr gut, wie viel ich verlange, du weißt, ich bin selbst früh Vater geworden.“ Er klopfte mir sanft auf den Rücken und stand auf. Langsam schritt er zur Tür, ehe er sich umdrehte. „Und ich bereue es nicht“, sagte er lächelnd.

Ich sah ihm nach, ehe ich ihm folgte. Und das, obwohl ich nicht mal sein leibliches Kind war… er war ein bewundernswerter Mann. Ein wundervoller, sich aufopfernder Mensch. Jemand, der ich nie sein würde, egal, wie sehr ich es auch versuchen mochte. So viel Selbstlosigkeit würde ich nie besitzen – und dafür schätze ich ihn mit jedem Tag mehr.
 

Tanya und mein Vater saßen auf der kleinen Couchecke im Büro. Ich setzte mich neben Tanya, da nur noch dort Platz war – ob jetzt beabsichtigt oder unbeabsichtigt, von wem auch immer, wusste ich nicht.

„Folgendes“, erhob mein Vater das Wort und sah mir in die Augen, „ich habe heute, obwohl es Sonntag ist, einen Termin bei Tanyas Gynäkologin gemacht, allerdings in der Klinik. Sie wird Tanya komplett untersuchen und auch einen Ultraschalltest machen. Hinterher bekommst du auch deinen Mutterpass“, berichtete er in Tanyas Richtung, die nur nickte.

Dann wurde es still und ich merkte, wie Tanya nervös neben mir saß und dann kleinlaut fragte: „Willst du mitkommen?“

Wie konnten zwei Buchstaben so viel Überwindung kosten? So viel Zwang, es auszusprechen?

„Ja“, meinte ich mit trockenem Hals.

„Gut“, ich hörte die Erleichterung heraus, mein Vater blickte Tanya an. „Dann ist das geklärt und ich werde dich nicht bringen, das macht dann Edward.“

Ich nickte ihm zu und verließ vor Tanya das Zimmer, den Flur und das Haus.
 

Ein eigenartiges Gefühl, wie sie so neben mir im Auto saß und wir zu ihrer ersten „richtigen“ Untersuchung fuhren. Tanya nestelte noch am Gurt herum und ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Unter dem dicken Pullover würde niemand erkennen, dass sie schwanger war. Das empfand ich als angenehm, denn es steigerte dann die Präsenz des Themas nicht noch zusätzlich.

„Edward?“, fragte sie zaghaft. „W-Willst du mal fühlen?“

Sie schob den von mir eben so vergötterten Pullover hoch, das Shirt darunter auch, bis ihr Bauch nur noch von einem weiteren, eng anliegenden Shirt benetzt war. Ich hätte fast aufgeseufzt, denn nun war es mehr als erkennbar, wenn man darauf achtete.

Tanya sah mich fragend, zunehmend unsicherer, an. Ich erinnerte mich wieder an ihre Frage.

„Äh, ja“, sagte ich, legte die Hand lieblos auf ihren Bauch und nahm sie dann wieder herunter. Warm und fest, war ihr Bauch an dieser minimalen Wölbung. Mehr nicht, dachte ich. Noch merkte man nicht viel, aber es schien ihr scheinbar doch wichtig zu sein, dass sie dort mal anfasste.

Ich startete den Wagen, nachdem keiner mehr etwas sagte. Tanya neben mir tat mir fast leid. Ihr schien es wirklich nicht gut zugehen – doch vermochte ich das im Augenblick nicht zu ändern. Dazu sah ich mich nicht im Stande.

„Hast du dir überlegt“, begann sie zaghaft, den Blick auf ihre Hände gerichtet, „wie wir das alles machen sollen?“

Mir steckte ein harter, fester Kloß im Hals, als sie mich so ängstlich von der Seite ansah. „Keine Sorge, ich lasse dich nicht im Stich“, sagte ich tonlos. Denn alles andere würden meine Eltern sowieso nicht zulassen, ergänzte ich in Gedanken. Ich wollte sie anlächeln, starrte jedoch nur geradeaus. Es ging nicht. Wie sollte ich ihr Mut machen, wenn ich das alles so sehr hasste.

„Ja, ja ich- danke“, murmelte sie durcheinander, „aber in der Öffentlichkeit… wie geben wir uns da? Was sagen wir? Was- was ist mit uns?“, sprudelte es aus ihr heraus.

Nichts, verdammt Tanya, nichts ist mit uns!, schrien meine Gedanken sie an. Meine Lippen brachten hervor: „Wir werden sehen.“

Traurig senkte sie den Blick. Das war ja nicht mit anzusehen, schnaubte ich innerlich und nahm meine ganze gute Kinderstube zusammen, ehe ich gestand: „Es tut mir leid, dass ich dir dazu mehr nicht sagen kann. Ich weiß, dass du dir momentan jemand anderes an deiner Seite wünschst.“

Tanya schüttelte den geneigten Kopf. Ich unterdrückte ein Seufzen und hoffte inständig, dass sie mich nicht mehr liebte; dass ich sie so sehr verletzt hatte, dass sie nie wieder etwas Positives für mich empfinden würde. Allenfalls für den Vater ihres Kindes. Unseres Kindes…
 

Eine Ärztin mittleren Alters steuerte uns an und Tanya stand sofort von der Stuhlreihe, im so gut wie leeren, Flur auf. Mein Zeichen, dass es ihre Ärztin war und ich tat es ihr gleich.

„Hallo Miss Denali“, grüßte die kurzhaarige Frau, deren Locken beim Hände schütteln leicht wippten.

„Danke, dass sie heute ausnahmsweise für mich Zeit haben“, bedankte sich Tanya höflich.

„Natürlich. Als Dr. Cullen mir das heute Morgen berichtet hat, war ich selbstredend gerne bereit dazu. Herzlichen Glückwunsch“, zwitscherte sie aufrichtig, denn eigentlich tat man das auch. Gratulieren. Mir wurde schlecht. Dermaßen schlecht. Tanya nickte mit einem kleinen Lächeln, bevor die Ärztin auf mich, der ich noch etwas abseits stand, zukam.

„Edward Cullen“, sagte sie herzlich und nahm ebenfalls kurz meine Hand. Ich war irritiert, ob sie mich von irgendwoher kannte und ich sie kennen müsste oder ob ich ihr einfach durch meinen Vater bekannt war.

„Carla Nueno, freut mich sehr. Ihr Vater hat mich unterrichtet. Dann Ihnen auch herzlichen Glückwunsch.“ Sie lächelte.

„Danke“, presste ich so eben aus mir heraus.

„Ich würde gerne zunächst mit Tanya allein reden und ein paar Untersuchungen mit ihr machen. Zum Ultraschall würde ich Sie dann dazuholen“, sagte Frau Nueno zu mir und wand sich dann zu Tanya. „Wenn dir das Recht ist.“

Zu meinem Leidwesen nickte Tanya knapp. Sie schaute mich nicht an und verschwand dann mit der Ärztin hinter der nächstgelegenen Tür.
 

Ich versuchte durchgehend ruhig zu atmen, auch wenn mich das alles mehr mitnahm, als ich es mir eingestehen mochte. Noch viel schlimmer war in diesem Augenblick, dass ich nicht an Tanya, nicht an das Baby, nicht an die Zukunft, nicht an mein neues bzw. kommendes Leben dachte, sondern an Bella.

Meine Gedanken kreisten nur um sie. Jedes Lächeln von ihr in meinem Sinn, jedes Wort von ihrer himmlischen Stimme, das in mir erklang, peinigte mein Inneres. Und doch: Schöne Erinnerungen. Selbst bei diesem Wort – Erinnerung – wurde ich schmerzlich darauf hingewiesen, dass Bella uns nicht mal die nächsten Wochen hier gab. Nicht mal das. Wenigstens das.

Vielleicht hätten wir Wege gefunden, irgendetwas. Wir hätten gemeinsam überlegen können, es musste doch eine Lösung geben-

Aus dem Behandlungszimmer ertönte lautes Schluchzen. Es riss mich hart in die Gegenwart. Tanyas Stimme drang mal aufgeregt, mal piepsig, mal hoffnungslos, durch die Wände. Ich verstand jedoch kein Wort – andererseits verstand ich sehr gut. Sie war verzweifelt, sie hasste das Ganze genauso wie ich.

Ich schloss fest die Lider. Das wollte ich alles nicht hören. Ich kam doch selbst kaum mit allem klar…

Die Tür öffnete sich wenige Minuten später.

„Sie können reinkommen“, verkündete die Ärztin.

Ich nickte matt und erblickte eine künstlich lächelnde Tanya mit gerötetem Gesicht. Sie legte sich gerade auf die Unterlage, während Mrs. Nueno angetippelt kam und mir den Hocker neben der Liege zuwies.

Während die Ärztin Gel auf Tanyas Unterleib gab, erzählte sie mir: „Bislang kann ich keine Unregelmäßigkeiten oder Probleme feststellen. Nach den Befunden von Dr. Cullen gestern, werde ich vermutlich jetzt auch nichts Bedenkliches finden. Es sieht alles sehr gut aus“, lächelte sie mich an. Ich erwiderte es nicht halb so ehrlich.

„Sie brauchen sich ebenfalls keine Sorgen zu machen, weil Miss Denalis Bauch noch so klein für die sechzehnte Schwangerschaftswoche ist“, sprach sie weiter zu mir. „Das ist bei zierlichen Mädchen mit noch härterer, muskulöserer Bauchdecke öfter der Fall. Auch das Kind wächst nicht gleich schnell, aber ich kann sie beruhigen, es ist alles im Rahmen des Normalen.“ Sie nickte mir freundlich zu, wartete keine Reaktion ab und fuhr mit dem Ultraschallgerät über Tanyas Unterleib. Tanya folgte dem Blick der Ärztin auf den Monitor und ich tat es ihr gleich.

„So… da ist der Kopf, hier der Körper…“, zeigte Mrs. Nueno und ich hörte gar nicht richtig zu. Ich versuchte auch, bei gleichbleibend dorthin gerichteten Kopf, nicht hinzusehen. Das schwarz-weiße Wesen würde mein Leben in eine Richtung drehen, die ich verabscheute… Schuld hatte es jedoch nicht, musste ich mir eingestehen.

„Das sieht alles gut aus. Ganz unauffällig“, schloss die Doktorin und schaute dann Tanya und mich im Wechsel an. „Möchten Sie das Geschlecht wissen? Dann würde ich die Einstellungen ändern und nachsehen, ob ich nun schon etwas erkenne“, fragte sie nach. „Vielleicht haben sie Glück. Das kommt vor, dass man es in dem Stadium schon sieht.“

Tanya nickte stumm, nachdem sie mich angesehen hatte. Ich tat es ihr, ihr zuliebe, gleich. Wie egal mir das war…

Die Ärztin nickte, drückte eine paar Knöpfe und neigte sich konzentriert vor. „Hmmm…“, machte sie und führte den Finger zum Bildschirm, während das Bild hin und her wackelte. Tanya beobachtete es aufmerksam, während ich am liebsten laut geseufzt und die Augen verdreht hätte.

„Wenn es das ist, wofür ich es halte, präsentiert uns das Baby gerade stolz, dass Sie beide einen Jungen bekommen“, berichtete Dr. Nueno.

Ich sah sofort die Wärme in Tanyas Gesicht, als sie es erfuhr und wie hypnotisiert auf das undeutliche Bild schaute. Ein erster, winziger Anflug von Muttergefühlen für den Winzling.

Ich fühlte mich fehl am Platze. Komplett. Als gehörte ich hier nicht hin, als würde ich hier nie hingehören, wurde es mir schlagartig bewusst.

Danach verlief alles routiniert und schnell. Tanya zog sich an, bekam den Mutterpass, ein Ultraschallbild, wie ich – zu meiner Verstimmung – auch, ein nächster Termin wurde vereinbart und wir gingen. Das Foto brannte sich in meine Hosentasche ein und würde mich nun mein ganzes Leben lang verfolgen.

Ein Leben ohne Bella.
 

Sie ignorierte mich – zu meinem „Schutz“, dessen war ich mir bewusst. Die erste Woche, die erste unserer beiden letzten in der Uni, war bereits herum.

Wir redeten nicht. Wenn sie etwas zu den Versuchen zu sagen hatte, war es mehr ein Selbstgespräch mit sich selbst. Ich erkannte in ihrem Blick, wie weh es ihr tat, doch niemand machte Anstalten, irgendetwas zu ändern. Wie sollte ich auch? Ich durfte es nicht, sie wollte es nicht, sie wollte die radikale Trennung, die sofortige.

Und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie noch überzeugen konnte, dass das falsch war. Wie überzeugte ich sie davon, die Zeit noch zu nutzen? Wie nur?

Tanyas und meine Eltern hatten sich in den letzten Tagen oft getroffen, geredet- nein, für uns bestimmt. Ich sollte Tanya ab und an treffen. Eis essen, ins Kino, einkaufen und so weiter, um in der Öffentlichkeit ein positives Bild von uns zu etablieren. Wir sollten wenigstens gute Freunde sein – jeder in meiner und ihrer Familie wusste, dass ihnen eine tiefer gehende Verbindung zwischen uns am liebsten war. Ich empfand es als unausstehlich.

„Edward?“, trat meine Mutter fragend in mein Zimmer ein, der ich am Tisch über meiner Komposition tüftelte. In ungefähr zwei Wochen war das Abschlusskonzert, wofür ich nun Tag und Nacht mir die verhassten Symphonien beibrachte. Meine Prüfungen waren dagegen läppisch, weil ich die Stücke liebte und die theoretische Klausur befasste sich mit einem meiner Lieblingsthemen – Stilkunde in der historischen Musikwissenschaft –, was also auch kein Problem darstellte.

„Tanya und Carmen kommen gleich zum Essen, du-“

„Ich habe gleich Probe, tut mir leid“, murmelte ich ohne aufzusehen.

„So spät noch?“, fragte sie misstrauisch.

Ich sah auf und versuchte zu verbergen, wie genervt ich war, dass sie mir nicht glaubte, wenn es um eine Ausrede bezüglich eines Treffens mit Tanyas ging.

„Mum, Mr. Cato setzt in jeder freien Minute Proben an. Wenn’s nach ihm ginge, würden wir Nächte durchmachen und die Probe heute ist erst um sechs“, erklärte ich so freundlich wie möglich. Ich schaute auf die Uhr, die halb sechs anzeigte.

„Ich muss dann auch“, teilte ich ihr mit und packte meine Zettelstapel zusammen.

Meine Mutter beobachtete mich noch kurz und schloss dann die Tür hinter sich. Und ja, dachte ich, natürlich drückte ich mich und war Mr. Cato sehr dankbar dafür…
 

Bella

Er ging mir nicht aus dem Kopf. Das Gefühl ging mir nicht aus dem Kopf. Das Gefühl, wenn ich ihn in dem Labor neben mir sitzen sah. Das Gefühl, was aufkam, wenn er konzentriert auf den Gasbrenner sah, wenn er mir das Reagenzglas abnahm, wenn ich morgens von ihm begrüßt wurde.

Das Gefühl unsterblich verliebt zu sein, sich ihm hingeben zu wollen und einfach nur jede Sekunde, in der ich und er atmeten, gemeinsam genießen zu können.

Aber ich konnte es nicht zulassen…

Noch eine Woche, dann würde ich meine ersten vier Klausuren schreiben und Anfang der zweiten Woche direkt die zwei letzten. Da mein Flieger erst an dem Montag darauf ging, hatte ich überlegt meinen Flug eher zu nehmen, um schneller hier fort und schneller wieder dort zu sein, bei meiner Mutter. Diese war allerdings nicht begeistert.

„Bella, denk’ doch mal an deinen Vater“, sagte sie bei unserem ersten Gespräch seit der Sache mit ihrer Abschlussuntersuchung. Wir hatten nur SMS geschrieben, weil ich ein Gespräch bewusst umgangen war und es mir vor einem Thema grauste… „Und was ist eigentlich mit diesem Edward?, begann meine Mutter am anderen Ende. „Möchtest du nicht auch noch mit ihm Zeit verbringen? Habt ihr euch überlegt-“

„Ich werde Dad gleich anrufen, um mit ihm ein paar Tage auszumachen, in der wir uns dann treffen“, warf ich schnell ein. „Wie geht es mit der Behandlung voran?“

„Lenk nicht ab, Schatz, ich habe dich zuerst was gefragt“, sagte sie mit einem Grinsen in der Stimme. Es klang auch als zwinkerte sie mir zu.

„Ich erzähle dir alles, wenn ich bald wieder bei dir bin, okay?“, schlug ich vor und musste dafür all meinen Mut zusammen nehmen.

„Wir können dann aber nicht über eure Zukunft reden. Mir wäre es lieber, du erzählst es mir jetzt“, bat sie sanft.

„Und mir wäre es lieber, wenn du mir sagst, wie es dir geht, damit ich gleich beruhigt weiterlernen kann“, wandte ich ein, einen Hauch kühler als gewollt, denn ich wusste, dass ich sie damit überzeugen konnte. Sie würde nicht wollen, dass ich mich hier sorgte und mein Studium sowie meine Prüfungen vernachlässigte.

Sie seufzte laut. „Gut, ich bin zwar unglaublich neugierig, aber gut“, gab sie preis und erzählte mir dann, welche Behandlungen sie bislang über sich hatte ergehen lassen, die aber alle eher vorläufig waren, da die Ärzte immer noch unentschieden waren und sie selbst auch. Sie wollte warten, bis ich da war und dann gemeinsam eine Entscheidung treffen.

Ich legte auf und versprach ihr noch, Dad anzurufen, was ich dann auch tat.

Eure Zukunft, hatte sie gesagt. Es gab nur meine und Edwards. Kein euer, kein uns.
 

Montag – einer der letzten Tage mit Edward. Ich löschte seine Nummern aus meinem Handy.

Dienstag – der vorletzte Tag mit Edward. Ich legte den Ring ab.

Mittwoch – der letzte Tag mit Edward. Heute würde ich mich verabschieden und ihm den Ring wiedergeben. Er verweilte in meinem Etui.

Ich war nervöser als sonst. Das wohl möglich letzte Wiedersehen mit ihm in meinem Leben…

„Morgen“, sagte ich leise, nachdem er mit einem viel fröhlicheren „Guten Morgen, Bella“, gegrüßt hatte. Ich riss mich zusammen, zog mir Schutzkleidung an und analysierte erst mal die Situation. Der Tisch war voll, komplett voll, mit einer Versuchsapparatur. Mein Blick glitt über die Tische der anderen Versuchsgruppen, die nicht halb so voll waren.

„Ich habe mir erlaubt, die Zusatz- und Kontrollversuche direkt mit aufzubauen, da heute das letzte Mal ist und wir die schnellsten bislang sind“, klärte Edward mich auf, während ich ihn nicht ansah. „Wir müssen uns allerdings beeilen, damit wir es in der kurzen Zeit schaffen.“

Ich nickte knapp und las den Zettel mit den Versuchsdurchführungen durch. Das schafften wir nie…

Edward reichte mir Materialien und begann bereits selbst. Ich biss mir unauffällig auf die Unterlippe, als mich seine Stimme nachträglich erschaudern ließ. Mein Blick fiel seitlich, ohne den Kopf zu drehen, auf ihn. Mit andächtigen Bewegungen, die sanft, wie sein Klavierspiel, erschienen, goss er Flüssigkeiten zusammen, mikroskopierte, erhitzte. Mich auch. Unweigerlich.

Gab es etwas undankbareres, als den Menschen ignorieren zu müssen, den man so sehr liebte?

„Das hier bitte nachsehen“, sagte er, deutete auf einen Begriff im Text und schob mir das Mikroskop zu. Die Schwingungen zwischen uns waren merkwürdig… irgendwie erwartungsvoll.

Ich wischte jeglichen Gedanken fort und konzentrierte mich von da an nur noch auf die Arbeit – nicht auf ihn.
 

Natürlich wurden wir nicht fertig. Das hätte ich ihm auch gleich sagen können, dachte ich. Nicht mal den Versuchsabbau hinterher, schafften wir in den eineinhalb Stunden.

„Ich muss zu meinem nächsten Seminar“, sagte der Dozent zu uns. „Mr. Cullen, geben Sie den Schlüssel“, er deutete auf das Pult, „bitte nachher im Sekretariat wieder ab?“

„Selbstredend“, antwortete Edward hochgestochen, ehe ich die Konsequenzen verstand. „Sie können sich auf mich verlassen.“

„Davon gehe ich aus“, nickte Mr. Pomary uns zu und verschwand.

Ganz einfach. Eine ganz einfache Konsequenz: Wir waren allein. Gut, sagte ich mir, Ruhe bewahren, ihr seid fast fertig und du kannst ihm dann den Ring wieder geben.

Ich entkleidete mich zügig, hing die Laborkleidung weg und gab Edward nach seiner kurzen Aufforderung die letzten Behälter.

Edward legte selbst seinen Kittel ab und packte seine Sachen zusammen. Einschneidende Stille…

„Edward?“, begann ich mutig und hielt mein Etui, das letzte, was nicht eingepackt war, in der Hand. Er stand wartend direkt vor mir – und neugierig, ich hatte ihn seit zwei Wochen nicht direkt angesprochen. Ich kramte darin und fand den Ring. Mit gesenktem Haupt legte ich ihn ihm, mit so wenig Berührungen es möglich war, in die Hand. Doch allein schon der kleinste Kontakt mit ihm, kitzelte mein Innerstes sanft wie eine Federspitze die Luft.

„Du gibst ihn mir zum zweiten Mal wieder, nachdem ich ihn dir zwei Mal geschenkt habe?“, fragte er mit einem undefinierbaren Unterton.

Ich nickte. „Ja.“

Sein Blick brannte sich in mein Gesicht, während ich herabsah.

„Gut“, murmelte er zu meiner unerwarteten Erleichterung. Ich hätte nicht gedacht, dass er es mir so leicht machte.

Nein. Nein, natürlich machte er es mir nicht leicht. Ich wollte mich von ihm abwenden, doch er ergriff meine Hand, sodass ich zu ihm gedreht stehen bleiben musste.

Rasch hob er meine Hand zu seinem Gesicht. Mir stieg Hitze in die Wange. Genauso so langsam, wie zuvor schnell, legte er die warmen, weichen Lippen auf meinem Handrücken ab und schaute mit tiefen, glanzvollen grünen Augen zu mir auf.

Mein Herz schnellte unweigerlich in meiner Brust.

„Ich weiß von Mr. Pomary, dass wir uns für die Prüfung dringend unseren allerersten Versuch angucken sollten“, hauchte er mir mit seiner Samtstimme entgegen. „Besonders die Stelle, an der du damals etwas nachgeschlagen hast, weil wir unterschiedlicher Meinung waren…“

Ich starrte ihn an. Rauschend durchströmten mich seine Worte, als er meine Hand freigab.

„Ich bitte dich inständig darum“, sagte er nachdrücklich, mehr ein Flehen.

„Okay“, flüsterte ich, zuckte zurück und eilte mit meinen Sachen aus dem Raum.
 

Ich floh in meine lange Mittagspause, rannte in die Bibliothek, wo ich bis zur Vorlesung in den späten Nachmittagsstunden bleiben würde. Mein Appetit war mir sowieso vergangen.

Ich schmiss meinen prallen Ordner, gefolgt von allem anderen, auf den runden Tisch in meine Lieblingsecke.

Regen. Laut und doch geschmeidig prasselten die unendlich vielen Tropfen gegen die Scheibe vor mir und ließen mich einen Augenblick inne halten und Ruhe finden. Ich atmete mit geschlossenen Augen durch und versuchte einen Moment nicht an ihn zu denken, ehe meine Gedanken wieder mit mir Amok liefen.

Was hatte er gesagt? Der erste Versuch? Was hatte ich nachgeschlagen? Der erste Versuch würde ganz sicher nicht Gegenstand der Prüfung werden, weil es mehr eine Wiederholung gewesen war, eine Einleitung. Das konnte Mr. Pomary ihm nicht gesagt haben, das hatte er missverstanden – zumal Mr. Pomary die Klausur nicht stellte.

Ich schüttelte den Kopf. Wollte er sich über mich lustig machen?

Mein Blick glitt über meinen Ordner. Ungeduldig und doch neugierig langte ich danach und schlug die Seite mit dem ersten Versuch auf. Ich las alles, es war nicht sehr viel, noch mal durch. Und? Was war damit?

Ich tippte mit den Fingern auf dem Tisch, während ich mit dem Stuhl nach hinten, gegen das Regal, kippelte. Hätte er nicht einfach „Mach’s gut und tschüß“ sagen können? Und sich nicht so ein mühsames Geheimnis hüllen können?

Seufzend blätterte ich im Ordner. Was hatte ich denn damals nachgeschlagen? Worüber waren wir uns uneinig gewesen…

Bei einer Seite, die vergleichsweise schwerer war, hielt ich inne. Mir klappte der Unterkiefer herunter und ich kippte mit dem Stuhl nach vorn, zum Tisch hin, um mich näher darüber zu beugen. Ein wenig unbeholfen war eine Karte einklebt worden, die direkt auf einer Definition, ich erinnerte mich wieder daran, prangte.

Ich löste die Karte ab. Das war nicht irgendeine: Orangener Rahmen, dunkelblauer Hintergrund mit gelber Schrift – eine Eintrittskarte für das Musikkonzert. Auf der Rückseite war ein kleiner Zettel aufgeklebt: Um halb acht wartet ein Fahrer auf dich, ob du kommst oder nicht.

Mein erster, instinktiver Affekt war, die Karte in zwei zu reißen, um seine Unverschämtheit zu tadeln. Doch mit diesem Affekt kehrte sein bittendes Gesicht mir in den Sinn.

Ich hatte noch Alice’ dunkelblaues Kleid von-

Bella! Da gehst du nicht hin!, schärfte ich mir ein. Das ist an dem letzten Montag vor deinem Abflug und somit hast du an diesem Tag und an dem darauf eine Klausur. Schmink’ es dir ab!

Ich legte den Kopf seitlich auf die verschränkten Arme, die auf dem Tisch ruhten, starrte die Karte an, ehe ich die Augen schloss – mich an sein wunderschönes Spiel erinnernd. Seine Hände auf meinen. Seinem Spiel lauschend. So stelle ich mir dich vor…
 

Ich lernte stur weiter, bereitete mich weiter vor, dachte nicht mehr daran. Die Karte stets auf meinem Nachttisch.

Wie eine Maschine, wie ein Pferd mit Scheuklappen, wie ein Zug, der nur den Schienen folgen konnte, schrieb ich meine Klausuren. Keine Ablenkungen, keine Gefühle, nur der Lernstoff, die Prüfungen und mich. Ich funktionierte. Das tat nicht so weh, wie die ganze Zeit zu grübeln. Doch auch wenn es nicht schmerzte, war es dadurch nicht angenehm.
 

Sonntag, meine ersten vier Klausuren hatte ich hinter mich gebracht, rief ich meinen Dad und Mum an. Erzählte ein bisschen wirr, tat meine Pflicht und ging früh schlafen – anders, ich ging früh ins Bett.

Morgen war das Konzert… war es kindische Sturheit nicht hinzugehen oder erwachsene Vernunft? Oder keines von beidem, weil Liebe weder kindisch, noch erwachsen war?

Tick. Tack.

Ich atmete durch, hellwach auf die Karte blickend.

Etwas klirrte draußen.

Ich wälzte mich auf die andere Seite, die Karte nun in der Hand.

Mein Vorhang wölbte sich vom Wind.

Ich legte die Karte beiseite.

Es hatte jedenfalls nichts mit Vernunft zu tun.

Ich vertagte die Entscheidung.
 

Mit einer unverblümten Verbissenheit schrieb ich die Klausur letztlich passabel, wie ich glaubte. Ich war nicht verbissen, um des Leistungsgedankens, des Willens, eine gute Note zu bekommen. Nein, nicht vordergründig. Ich war verbissen, meine Gedanken beisammen zu halten und bei dem Thema auf dem Blatt vor mir zu bleiben, schaffte es jedoch und ging geradewegs durch den plätschernden Regen nach draußen.
 

„Mistwetter“, fluchte ich in der Wohnung angekommen und duschte erst einmal ausgiebig und vor allem heiß.

In einer Stunde würde ein Fahrer vergebens warten, seufzte ich in Gedanken – in erster Linie, um es mir selbst bewusst zu machen.

In Bademantel setzte ich mich, an einem Brötchen kauend, zu Tisch und las meine Zusammenfassung für Morgen durch. Meine Finger trommelten auf dem Buch neben mir. Ich konnte den Blick kaum am Blatt heften, weil ich wusste, dass ich das alles beherrschte. Die morgige Klausur würde nicht allzu schwer werden…

Viertel vor acht.

Ich würde ihm wenigstens absagen. Solch eine gute Kinderstube besaß ich. Rasch tippte ich „Tut mir leid, Edward, ich komme nicht“, ins Handy und suchte vor dem Senden nach seiner Nummer. Verträumt suchend dämmerte mir erst beim dritten Suchversuch, dass ich Edwards Nummer gelöscht hatte.

Ich starrte auf den Text. Ich würde nicht hingehen… ich würde nicht kommen…

Blitzartig sprang ich auf und hob Alice’ dunkelblaues Kleid aus der Tüte.
 

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Würde mich riesig über Kommis freuen :)^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jennalynn
2011-07-31T22:24:16+00:00 01.08.2011 00:24
Warum ist den alles so kompliziert. OH man die tun mir beide so Leid. Nur weil diese Olle Tanya ein Kind erwartet (Was hoffentlich nicht von Edward ist) können sie sich doch trotzdem Lieben und zusammen sein. LG
Von: abgemeldet
2011-03-06T21:23:01+00:00 06.03.2011 22:23
omann...ich bin irgendwie durcheinander...ehrlich was passiert jetzt wohl alles...ich mein es sieht so hoffnungslos aus...bin wirklich gespannt was alles passiert!!!!!

schreib schnell weiter!!!!!
lg
Von:  gamby16
2011-03-06T14:54:06+00:00 06.03.2011 15:54
ich will so sehr das alles gut geht !!!!
das kapitel spannt wieder mal voll auf die volter warte schon sehnsüchtig aufs nächste schnell weiter schreiben !
were echt cool wen xdas kind nicht von eddy ist !!!!

Von:  vamgirly89
2011-03-06T11:30:44+00:00 06.03.2011 12:30
Schönes und auch ein trauriges Kapitel. Mir tun Edward, Bella und Tanya Leid. Edward, weil er nicht mit Bella zusammen sein kann. Bella, weil die beiden einfach zusammen passen und Tanya, weil sie es bestimmt nicht beabsichtigt hat schwanger von Edward zu werden, wo er sie nicht mehr liebt. Ich hoffe, dass Bella zum Konzert geht. Bin schon auf das nächste gespannt. Bis nächste Woche. Schönen Sonntag.
Von:  Sifafe
2011-03-06T10:16:48+00:00 06.03.2011 11:16
Was für eine verzwickte Situation!
Mir tut es so Leid für Bella und Edward, aber auch Tanya verdient Mitgefühl. (Ich gehe mal davon aus, daß Edward wirklich der Vater ist und sie sich nicht absichtlich hat schwängern lassen.)
Ja, und nun das Konzert! Ich denke schon, daß es dort zu einem Treffen der beiden kommen wird. Vielleicht hat Edward ja etwas Vorbereitet - die Einladung war ja auch nett "verpackt".
Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht. Du bist ja immer zu einer Überraschung und/oder extremen Wendung bereit.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, eine angenehme und erfolgreiche Woche, und freue mich schon sehr auf Dein nächstes Kapitel.

Von:  Yuki_Salvatore
2011-03-06T09:38:51+00:00 06.03.2011 10:38
O.o also so am anfang hab ich echt gedacht woah edward O.o ihm scheint das alles wirklich an die substanz zu gehen v.v ich mein sonst würde er nie seinen bruder schlagen denk ich mal....da sieht man mal wie verzweifelt er ist.
Mir tut Tanja zwar leid aber naja....is eben alles nicht so leicht *seufz*

Ich bin so gespannt was bei dem konzert noch passiert. Weil ich hatte immer so das gefühl das bella edward nach dem ersten mal lauschen besser leiden konnte xDD
Achja und das Lied "Save you" is echt tolli <3 ich kenn das schon ne weile und es is immer wieder schön anzuhören und passt auch sehr gut ^^


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