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Nur einmal Glück

Zwei Schicksale
von

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Pech oder Schicksal?

Als beide aus der Wache wieder herauskamen ging es Chrissy etwas besser. Sie war wieder etwas lockerer und ihr war nicht mehr so kalt. Ihren Rucksack hatte sie auf dem Rücken und Bryan hatte auch seine Jacke wieder.

„Noch mal Danke Bryan, wärst du nicht gekommen, wer weiß was…“, versuchte sie ihn zu loben, doch wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Er legte beide Hände auf ihre Schultern und lächelte sie an. In seinen Augen konnte man sich problemlos verlieren und das tat sie in diesem Moment auch. Doch er ließ sie wieder los und griff in seine Hosentasche. Er holte einen Zettel und eine kleine Schachtel hervor. Kurz prüfte er ob alles so richtig war und gab ihr beides dann.

„Ich hab dich gesehen am Samstag, als du aus der Apotheke kamst. Hier sind ein paar Brausetabletten gegen Kopfschmerzen und auf dem Zettel ist meine Handynummer. Wenn was ist zögere nicht ruf an. Soll ich dich noch nach Hause bringen? Oder meinst du das packst du alleine?“

Chrissy überlegte kurz, aber als sie auf die Uhr sah erschauderte sie: ,,Ich werde wohl gleich ins Büro gehen. Wenn ich zu Hause ankomme kann ich gleich wieder los. Es ist ja schon 5:34 Uhr. Um acht fang ich an. Also danke dir.“ Sie schüttelte ihm noch die Hand und ging dann wirklich in ihr Büro.

Total übermüdet und enttäuscht von sich selbst betrat sie wenige Minuten später ihren Arbeitsplatz.

War es ok ihn so stehen zu lassen? Egal, entschuldigen konnte sie sich heute Abend, aber jetzt musste sie arbeiten…na ja aber die Müdigkeit war stärker.
 

Er hasste so etwas. Schwächere Missbrauchen um seine Bedürfnisse zu stillen. Egal in welchem Bereich das Bedürfnis liegt. Es gibt genug Dienstleistungen. Noch immer kochte die Wut in ihm und mischte sich mit Sorge. Er ließ sie nicht einfach gehen, ohne dass sie es merkte folgte er ihr bis sie in dem großen Glasgebäude einer Werbeagentur verschwunden war. Er kannte das Gebäude, sein Vater arbeitete dort auch und er war Abteilungsleiter der Verwaltung. Er war schon oft da drin gewesen, aber was tat sie darin? Man brauchte ein Abitur um da überhaupt genommen zu werden. Und was ihn noch mehr wunderte, vorhin bei der Polizei, hatte sie keine Familienangehörigen Angegeben die informiert werden sollten. Mit diesen Gedanken, aber beruhigt das sie sicher angekommen war, ging er nun nach Hause. Auch er musste später wieder arbeiten.
 

„FRAU GARDNER!“ Erst jetzt schreckte sie auf und ihr Blick viel umgehend auf die Uhr über der Tür in der ein wütender großer Mann stand. Oh verdammt, es war schon 12 Uhr. Ihr Abteilungsleiter starrte sie wütend an. Er war ein älterer Mann, ca. Anfang 50 und hatte dunkles, kurzes Haar mit Ansätzen von grau. Ihr wurde klar, dass sie wieder Mist gebaut hatte, aber vielleicht könnte sie ja ihre Anzeige von der Poliziei etwas helfen. Was letzte Nacht passiert war, ist ja nun nicht alltäglich.

„Es tut mir leid Herr Ledoux, aber die letzte Nacht war sehr anstrengend und…“, weiter konnte sie nicht erklären, da der Mann mit dem leicht französischen Akzent sie wütend unterbrach: „Das interessiert mich nicht. Immerhin haben sie seit Beginn Ihrer Arbeitszeit geschlafen und nicht auf meine Anrufe reagiert. Seien sie Froh das ich sie nicht kündigen kann, sonst hätte ich das schon getan. Sie können ja die verschlafene Zeit heute Abend nachholen.“ Er warf ihr drei Akten auf den Tisch. Die gelben Klebezettel waren selbst erklärend und er verließ sauer das Büro. Heute Abend? Aber sie musste doch zur Schule. Knurrend und noch immer massiv ermüdet, machte sie sich an die Arbeit. Es waren leichte Aufgaben. Angebotsvergleiche, Plakatbewertungen, Kundenkorrespondenzen und das überarbeiten vom Postein- und Ausgang. Allerdings musste sie fertig werden, denn sie durfte auf keinen Fall heute fehlen.
 

So endlich Feierabend für ihn, er hatte noch ein wenig Zeit ehe er zur Schule musste, also wollte er schnell zu Hause duschen und dann zu seinem Vater in die Firma, vielleicht sah er ja wo sie arbeitete. Warum interessierte ihn das überhaupt? Immerhin hatte er sie nur wahrgenommen, weil ihr das Handy kaputt gegangen war. Wieder stieg diese unmenschliche Wut in ihm auf, als er an den Überfall dachte. Er hatte nicht schlafen können deswegen und sah selbst sehr mitgenommen aus, aber er hielt durch. Schlafen konnte er immer noch nach der Schule. Er schnappte sich sein Rad, das neben dem Center stand, und fuhr Richtung Heimat. Noch musste er die Anwesenheit seiner Eltern dulden, doch diese wollten bald ausziehen. Ja so merkwürdig wie es klingt, nicht er wollte weg, sondern er wartete darauf das seine Eltern aus dem Familienhaus auszogen, so hätte er ganze drei Stockwerke für sich. Ja das ist nicht viel und er hätte eine Menge sauber zu halten, aber das störte ihn nicht. Wichtig war nur, dass seine Eltern endlich weg waren. Sein Vater wurde von der Firma versetzt, ins Ausland. Wo genau hin wusste er nicht und es war ihm auch egal. Jahrelang hatte er sich von ihm schikanieren lassen und sich anhören müssen das aus ihm nichts werden würde. Es war nun mal nicht seine Welt in einem Büro zu sitzen, zu telefonieren und Leute rumzukommandieren die nicht spurten. Gut das Kommandieren vielleicht schon, aber er würde es anders als sein Vater machen.

Als er durch die Straßen fuhr, kam ihm ein Gedanke. Er könnte ja mit nem Kumpel zusammen ziehen, dann wäre er nicht so alleine. Ach, noch waren sie da, überlegen konnte er später. Jetzt erst mal duschen bzw. erst einmal ankommen.
 

Tick, Tack, Tick, Tack ,Tick, Tack… die Zeit verrann zu schnell und sie hatte nicht einmal die Hälfte der Aufgaben geschafft. Unwohlsein stieg in ihr auf, der Schlafmangel machte sich deutlich. Noch vier Stunden bis sie im Unterricht sitzen musste.

„Es hat keinen Sinn, ich schaff das nicht bis nachher. Ich muss mir Herrn Ledoux reden“, sagte sie sich selbst und bemerkte jetzt erst wie demotiviert sie wirklich war. Sie nahm einige Akten und zwar die, die sie nicht schaffen würde, dann ging sie zu seinem Büro. Sie holte Luft und hob die Faust um anzuklopfen, da hörte sie zwei Stimmen aus dem Zimmer.

„Mein Sohn es wird Zeit das du dich darum kümmerst. Deine Mutter und ich haben die Entscheidung getroffen und wir werden dies nicht rückgängig machen.“ !Ja Vater, aber ich habe keine Zeit dafür!“

Diese Stimme…war das Bryan? Nein das kann nicht sein, er der Sohn ihres Vorgesetzten? Mehr Pech kann sie einfach nicht haben. Mit allem Mut und sämtlicher Anstrengung um wach zu bleiben, klopfte sie nun vorsichtig. Es dauerte einen Moment bis Herr Ledoux ihr die Tür öffnete.

„Was wollen Sie Frau Gardner ich habe keine Zeit“, meckerte er streng und bemerkte dann die Akten in ihren Armen. Sie holte Luft, sie durfte bloß nicht zögern: „Entschuldigen Sie Herr Ledoux, aber ich habe eine Bitte an Sie. Ich wollte wissen ob sie diese Unterlagen einem anderen Kollegen geben könnten, ich habe nachher einen wichtigen Termin und kann daher heute keine Überstunden machen. Und wie ich schon sagte war die letzte Nacht sehr anstrengend und…“ Wieder kam sie nicht dazu er erklären zu können. Da er sie nun anbrüllte: „Wie können sie es wagen. Was sie in der Nacht machen interessiert mich nun nicht. Wenn sie unfähig sind nach dem Feiern zu Arbeiten und das auch noch an einem Dienstag, dann ist das ihr Problem nicht meines. Also kümmern sie sich darum, dass sie wieder in ihr Büro kommen und den Temin müssen sie wohl verschieben. Gutes Schaffen noch und stören Sie mich nicht noch einmal!“ ,,Darf ich auch mal was dazu sagen Vater“, erhob sich die liebevoll klingende Stimme im Hintergrund. Nun ließ er sich blicken. Anders als die Tage davor trug er ein weißes Hemd und eine schwarze Faltenhose mit den passenden Schuhen, seine Haare waren leicht nach oben geformt und mit Gel verfestigt. Chrissy war verblüfft, sie hatte sich nicht geirrt ihn gehört zu haben. Der Abteilungsleiter drehte sich zu seinem Sohn und sah ihn wütend an: „Was willst du dazu schon sagen?“ „Ich kenne sie und sie war letzte Nacht nicht feiern sondern wurde überfallen. Ich war mit ihr bei der Polizei und hab die Anzeige aufgegeben. Außerdem ist der Termin wirklich wichtig den sie nachher hat und etwas schlaf sollte ihr gut tun Vater“, erklärte er und schaute seinen Vater entschlossen an. Chrissy stand sprachlos vor der Tür und nickte nur als sie fragend angeschaut wurde. Dann nahm Bryan hier die Unterlagen ab und wendete seinem Vater den Rücken zu: „Sagt mir lieber wann ihr geht, dann können wir drüber reden das ich dir deine Bitte erfülle!“ Dann deutete er Chrissy an ihm ihr Büro zu zeigen und brachte ihr die Unterlagen dort hin.



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