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Die Zukunft in deiner Hand

Harrys Weg ins Glück
von

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Lichtblicke


 

Kapitel 2: Lichtblicke

Teil 1: Eine zweite Chance
 

Harry saß allein am See, wo er früher mit Neville, Fred, George und Loona gesessen hatte und hing seinen Gedanken nach. Er war immer noch aufgewühlt wegen Snape, aber langsam machte sich Müdigkeit in seinem Geist breit. Er war müde, ja.

Die Dinge, die ihm in diesem Jahr passiert waren, forderten nun ihren Tribut. Er vermisste Sirius, mit dem hätte er über Snape reden können. Sein Pate hätte ihm gesagt, dass Sniffelius unrecht hatte und dass er nicht auf diesen hören sollte. Er wollte einen Ratschlag von Loona, die ihr wieder etwas über seltsame, unsichtbare Tiere erzählt hätte. Fred und George hätten ihm versprochen, als Rache Snape einen bösen Streich zu spielen und Neville wäre verständnisvoll gewesen. Die kurze Zeit, die er mit seinen ehemaligen Freunden in der DA verbracht hatte, war so schön gewesen.

Nachdenklich blickte Harry auf den See, wo grade der Kraken seine Tentakeln zeigte. Irgendwann im dritten Schuljahr hatte Sprout, ihre Kräuterkundelehrerin, ihnen erzählt, dass es im See viele seltene Kräuter gab, die vom Kraken bewacht wurden. Die Kräuter waren genau die gewesen, die mit den Schiffchen aus dem See aufgetaucht waren, damals, in seinem ersten Schuljahr. Aber das war für Harry schon lange her, er kam sich vor wie ein einsamer, alter Mann, der über gute, alte Zeiten nachdachte.

Er wollte zu seinen Eltern, James hätte Snape verprügelt, wüsste er, was dieser über ihn und Harry gesagt hatte. Lily hätte wahrscheinlich..

Harry lehnte sich an den Baum, bei dem er saß und runzelte die Stirn. Wie stand eigentlich Snape zu seiner Mutter? Das würde er wohl nie herauskriegen, Snape danach zu fragen, überhaupt jemals wieder etwas zu fragen, bereitete ihm Panik. Er wollte solche Worte weder über sich noch über seinen Vater hören. Deswegen hatte er auch Angst vor dem Nachsitzen am nächsten Tag. Am liebsten wollte er Snape nie wieder sehen, sich vor diesem im Gebüsch oder in Geheimgängen verstecken, nur damit er dessen Hass nicht mehr zu spüren bekam.

Er sah auf, als er Schritte hörte. Neville, Fred, George und Loona standen vor ihm und sahen ihn nichtssagend an. „He.“, murmelte er: „Ähm.. Ist das noch euer Platz? Soll ich gehen?“ Er stand auf, wurde aber von Fred aufgehalten.

„Setz dich, Harry.“ Der Junge, der lebt, zögerte kurz, setzte sich dann aber wieder und starrte die anderen mit großen Augen an.

„Du bist der.. dümmste, naivste und blauäugigste Kerl, den wir kennen.“, begann George.

„Wir haben dir gesagt, dass die beiden dich fallen lassen und du hast nicht auf uns gehört.“, sagte Fred.

„Und jetzt liegst du auf dem Boden, weil du keinen hattest, der dich gefangen hätte.“ Loona fixierte ihn mit einem ernsten Blick, der für sie nicht normal war. Dennoch klang ihre Stimme verträumt, wie aus einer anderen Welt.

„Platsch.“ Neville machte ein Bewegung mit beiden Händen Richtung Boden.

„Hoffentlich bist du unten hart aufgekommen, damit du deine Lektion gelernt hast.“ Fred sah ihn wie Molly es tat, wenn sie böse war, an und Harry schrumpfte unter seinen Blicken zusammen.

„Aber, wir Weasleys sind ja für unsere Großzügigkeit bekannt.“ George sah arrogant drein und wirkte wie Malfoy.

„Jedenfalls der Großteil ihrer Familie.“, murmelte Neville und wurde von beiden böse angesehen. „Was?“, fragte er grinsend nach.

„Korrektur, wir sind für unsere Großzügigkeit bekannt und deswegen haben wir und unsere beiden Anhängsel“, Fred grinste frech, als er von Neville ein „He!“ hörte und Loona nur vor sich hinsummte, „entschieden, dir eine zweite Chance zu geben.“

Harrys Augen wurden, wenn überhaupt möglich, noch größer. Dann fingen sie an zu leuchten wie sie es lange nicht mehr getan hatten. „Wirklich?“, hauchte er fassungslos.

„Jo.“ Fred grinste schief und George fuhr fort: „Irgendwer muss dich ja vom Boden aufsammeln.“

„Das ist... echt nett. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke.“ Harry strahlte sie an, klappte mit dem Mund auf und zu wie ein Fisch. Er hatte so viel zu sagen, aber er wusste nicht wie. Da setzte sich Loona neben ihm und umarmte ihn auf ihre kindliche Art und Weise. „Also ich hab dich vermisst.“, grinste sie.

Harry lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Ich euch auch.“, flüsterte er gerührt.

Neville trat zu ihnen und umarmte sie beide. „Du wirst mich aber jetzt ja nicht auf die Stirn küssen.“, drohte er, als Fred und George zu dem Bündel stießen. Einen Moment genossen alle die Umarmung, bis Harry zwei Hände an seinen Seiten spürte und anfing zu kichern, als er durchgekitzelt wurde.

„Hört auf, bitte.“, lachte er, während ihn Fred und George weiter folterten.

„Strafe muss sein, Harrylein.“, flötete Loona und küsste Neville ganz nebenbei auf die Wange, was diesen rot werden ließ. Die anderen bemerkten davon jedoch nichts. Harry stand auf und lief lachend einige Schritte zurück – und damit mitten in den See, wo erst seine Füße nass wurden, er sich an einem Stein stieß und dann der Länge nach ins Wasser fiel. Alle lachten, als er pustend wieder an die Oberfläche kam. Das Lachen hörte jedoch auf, als sich ein Tentakel um Harrys Bauch schlang. „Was soll das?!“, rief dieser schockiert. Er begann zu zappeln wie ein Fisch an der Angel, doch der Tentakel war zu stark und an seinen Zauberstab kam er nicht ran. Im nächsten Moment zog ihn der Arm des Kraken hinunter in die Tiefsee. „Nicht..“, schaffte er noch zu keuchen.
 

Teil 2: Der Vollerbe
 

Unter Wasser bekam er keine Luft mehr, ein paar Sekunden konnte er sie noch anhalten, doch dann musste er atmen. Als er keine Luft bekam, zappelte er nur noch mehr. Im nächsten Moment wurde ihm ein Kraut gegen den Mund gehalten und als er es im Mund hatte, erkannte er den süßlich-bitteren Geschmack von Dianthuskraut. (http://www.harrypotterwiki.de/wiki/Dianthuskraut) Er schluckte das Zeug und sofort begannen ihm Kiemen zu wachsen. Es tat ziemlich weh, aber Harry war erleichtert, als er endlich wieder Sauerstoff in den Körper bekam. Der Tentakel, der das Kraut in seinen Mund gestopft hatte, zog sich zurück, aber der um seinen Bauch blieb, während der Kraken ihn tiefer und tiefer in den See zog. Dann war der Abgrund zu sehen und Harry wollte schon erleichtert seufzten, als eine Spalte im Boden in sein Blickfeld kam und der Kraken genau dort hinein schwamm. Erstaunt bemerkte Harry, wie die Unterwasserwelt sich immer mehr veränderte. Es gab keine Fische, jedenfalls sah er keine, aber dafür Kräuter, die sich auf den Steinen um ihn herum gepflanzt hatten. Einige leuchteten sogar, sodass Harry sich gut umsehen konnte. Er konnte Kräuter wiedererkennen, aus den Booten, die er damals bekommen hatte, oder dem Unterricht mit Sprout oder Snape. Sie waren alle samt selten und schön, einige mit den verrücktesten Farben wie pink oder blau. Harry hatte so etwas nie gesehen. Dann kam der Boden des Kraters in Sicht. Er riss erstaunt die Augen auf, als er eine Art Schloss sah. Es war ganz blau und hatte Ausgänge nur nach oben, dafür gab es kein Dach. Es gab eine Menge Fenster, aber auch nur nach oben. Die Kräuter ließen das blau schummerig wirken und Harry sah einige Türme, die hoch und dünn waren. Diese hatten auch Fenster zu den Seiten. Der Kraken schwamm zum Haupteingang des Schlosses, er war das größte Tor, was Harry sehen konnte. Er ließ den Jungen los, führte ihn mit seinen Tentakeln durch das Tor, schwamm selbst aber nicht hinein. Harry erkannte auch sofort warum. Innerhalb des Schlosses war Luft, die Kiemen, die er mit Hilfe des Dianthuskrautes hatte, waren irgendwie verschwunden, obwohl die Wirkung dessen eine Stunde hielt. Der Boden, auf dem er stand, war schwarzer, polierter Marmor. Harry konnte darin sein Spiegelbild sehen, so sauber war er. Der Raum war breit, aber mehr länglicher und die an den Wänden wuchsen immer noch Kräuter, die den Gang beleuchteten. „Hallo?!“, rief Harry, bekam jedoch keine Antwort. Er ging den Gang entlang, bis er vor einer großen Holztür ankam. Er sah sich um, doch niemand war zu sehen. Also stemmte er seinen Körper gegen die Holztür, die mit einem lauten Rumpeln aufging. Drinnen sah es ganz anders aus als im Gang. Der Raum war riesig, mindestens so groß wie die große Halle. Die Wände und der Boden waren aus Gold und glänzten im Schein der Fackel, die an den Wänden hingen. Vor Harry breitete sich ein langer, roter Teppich aus, den er nach zögern lang ging. Er führte ans andere Ende der Halle.

Harry kniff die Augen zusammen, als er einen goldenen Sitz sah, der sich am Ende des Teppichs auf eben diesem stand. Er lief vor das edle Möbelstück. Es war ein goldener Thron mit roten Polstern an der Rückenlehne und auf der Sitzfläche. An allen Ecken und Seiten war das Gold verschnörkelt. Der Junge, ging um den Thron und fuhr dabei über die Armlehnen. Erschrocken zuckte er zurück, als er sah, dass dort, wo er den Thron berührt hatte, sich dessen Farbe in smaragdgrün veränderte. Harry starrte auf die Stelle, dann auf seine Hand, dann wieder auf den Farbfleck. Wie hatte er das gemacht?

Er tippte mit einem seiner Finger eine andere Stelle des Stuhls an, die sich ebenfalls grün färbte. Harry fuhr mit seiner Hand über die Rückenlehne, ging um den Stuhl herum und überall dort, wo er ihn berührte, färbte er sich grün. Harry stand nun vor dem Thron und begann damit, auf dem Polster, welches sich jedoch silbern färbte, einige Schlingenlinien zu malen. Er runzelte die Stirn und bevor er darüber nachdenken konnte, hatte er sich schon in den Stuhl gesetzt.

Ein Ruck ging durch die Wände als er dies tat. Die goldene Schicht auf den Wänden bröckelte ab und gab eine silberne frei. Selbst von den Decken fiel es hinunter und der ganze Saal war nach wenigen Sekunden, in dem es Gold von der Decke und den Wänden regnete, von einer glitzernden Schicht bedeckt. Harry sah auf die Lehne des Throns. Er war ebenfalls silbern geworden. Der einst rote Teppich, den er auf dem Weg zum Thron gegangen war, war nun smaragdgrün. „Wow..“, flüsterte Harry. Er bewegte seinen Kopf leicht, während er sich umsah. Dabei fielen ihm Goldstückchen ins Gesicht, die aus seinen Haaren kamen. Er schüttelte seinen Kopf und fuhr mit seinen Händen durch sein Haar, um den Goldstaub herauszukriegen. Als er damit fertig war, erschreckte er sich beinahe zu Tode, als ein Mann vor ihm stand. Er hatte schwarz-braunes, welliges Haar, welches ihm bis zu den Schultern ging und blasse Haut. Sein Gesicht war hart, er hatte ein spitzes Kinn und dünne Lippen. Seine grünen, harten Augen bohrten sich in Harrys. „Wer bist du, Junge?“, knurrte er dunkel und dem Jungen, der lebt, lief ein Schauer über den Rücken.

„Harry.“, brachte er gerade so heraus.

Der Mann zog beide Augenbrauen hoch. „Hast du auch einen Nachnamen, junger Harry?“

„Potter, Sir.“ Harry erinnerte der Mann an Snape, deshalb fiel ihm diese Frage auch schwer. „Wer sind sie?“

„Mein Name ist Salazar Slytherin.“ Der Mann grinste, als er Harrys entgeistertes Gesicht sah. „Ich bin seit über tausend Jahren hier unten gefangen und warte auf den nächsten Vollerben, aber nun hat das Warten ein Ende.“

„Vollerben?“ Harry sah ihn mit großen, fragenden Augen an wie ein naives Kind.

Salazar schnalzte. „Du hast noch eine Menge zu lernen, Harry Potter.“

Harry runzelte die Stirn. „Wer sagt mir, dass sie nicht lügen?“

Salazar warf ihm einen bösen Blick zu und Harry wusste, dass er die Frage bereuen würde. „Überlegen wir doch mal zusammen. Ein Kraken, der seit der Bauung Hogwarts in dem See lebt, zieht dich mit einem Tentakel in eben diesen. Er gibt dir Dianthuskraut, damit du unter Wasser atmen kannst, anstatt dich fressen. Dann bringt er dich in dieses Unterwassergebäude. Sobald du irgendetwas anfasst, verändert dieses die Farbe, rein zufällig in grau und grün, die Farben des Hauses Slytherin.“ Salazars Blick wurde sanfter. „Wenn ich dir sage, Harry Potter, dass ich Salazar Slytherin bin, dann glaube mir das. Du bist einer meiner Nachfahren und ich habe keinen Grund, dich zu belügen.“

„Außer es ist eine Falle.“ Harry starrte Salazar misstrauisch an. „Können Sie mir beweisen, dass sie Salazar Slytherin sind?“

„Wieso sollte ich es nicht sein?“, blaffte dieser ihn an.

Harrys Augen formten sich zu schlitzen und er zog seinen Zauberstab. „Weil es unmöglich sein kann, dass ich mit Salazar Slytherin verwandt bin. Die Potters sind verwandt mit Godric Griffindor, aber nicht mit Slytherin und meine Mutter war eine Muggelgeborene.“

Slytherin starrte ihn kalt an. „Dann verschweigen dir deine Eltern etwas, junger Potter. Ich schlage ein Gespräch mit diesem vor, aber das ist nicht meine Aufgabe.“

„Ich werde sie fragen, wenn ich tot bin, keine Sorge.“, zischte Harry und sprang aus dem Thron auf. „Wie komme ich hier weg?“

„Indem ich dem Kraken sage, dass er dich wieder hoch bringt.“ Salazar grinste. „Doch vorher möchte ich dir etwas geben. Folge mir.“ Er ging elegant und hochnäsig, wie ein Slytherin nur konnte, zu einer Seitentür, die Harry vorher nicht aufgefallen war. „Wenn du mir nicht folgst, wirst du niemals zurückkehren können!“, rief er Harry zu und öffnete die Tür. Harry zögerte kurz und folgte ihm. Sie liefen durch einen dunklen Gang, der nur von Fackeln beleuchtet wurde. Die Wände waren kalter Stein, auf dem Boden war ein grüner Teppich ausgelegt. „Wieso hat sich der Saal silbern gefärbt?“, fragte er neugierig.

„Es geht darum, welcher Teil im Vollerben am meisten hervorsticht.“

„Und das soll Slytherin sein?“ Harry zog beide Augenbrauen hoch.

„Vielleicht hat das noch niemand entdeckt, selbst du nicht.“ Salazar machte halt am Ende des Ganges an einer dunkelbraunen Holztür halt. Er öffnete diese schwungvoll. Harry sah sich staunend um. Überall waren Bücher und noch mehr Bücher in Regalen gestapelt. Die Buchrücken waren rot, grün, blau und schwarz und gaben dem Raum, von dem Harry die Ausmaße nicht abschätzen konnte, etwas buntes. „Das, junger Harry Potter, ist die Bibliothek des Wissens.“ Salazar trat in den Raum und Harry folgte ihm. „Hier steht jedes Buch, welches von einem Schulleiter Hogwarts angefasst wurde, angefangen bei uns Gründern.“ Er führte Harry zu einem Regal und zog eines der dicksten Bücher am Anfang des Regals hinaus. „In diesem Buch stehen alle Gesetze, die momentan in Hogwarts gültig sind. Das Buch ändert die passende Stelle automatisch, sobald ein Gesetz verändert oder hinzugefügt wird. Ich möchte, dass du es an dich nimmst.“

„Wozu geben Sie mir das?“, fragte Harry. „In den Händen des Schulleiters ist es doch sehr viel besser aufgehoben.“

Salazar legte das Buch in seinen Händen auf einen Tisch und setze sich auf den Stuhl davor. Harry setzte sich ihm gegenüber. „Weißt du, wie die Schulleiter von Hogwarts bestimmt werden?“, fragte der Gründer.

„Durch das Ministerium.“, antwortete Harry.

„Das ist richtig, aber das war von uns Gründern so nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte Godric’s Sohn Victor die Schule weiterleiten, aber das Ministerium mischte sich ein. Sie behaupteten, dass Victor nur ein Viertel Hogwarts gehörte und er damit kein Recht hätte, die Schule zu leiten, keiner unserer Kinder das Recht hätte. Sie wollten sich auf einen gemeinsamen Schulleiter einigen, aber jeder von ihnen wollte es sein. Nach jahrelangem Kampf bestimmte das Ministerium einen Schulleiter. Ab dort blieb diese Regelung, obwohl ich nicht damit einverstanden bin – und hier kommst du ins Spiel.“ Er sah Harry in die Augen. „Du, als Vollerbe, hast das erste Mal seit dem Tod der anderen Gründer und meinem Verschwinden den Anspruch, der nächste Schulleiter zu sein.“

Harrys Augen weiteten sich. „Ich?“, hauchte er.

„Genau und ich will, dass du deine Bestimmung, dein Erbe und deine Zukunft annimmst.“

„Aber ich habe doch keine Ahnung von so etwas.“, murmelte der Junge, der lebt.

„Dazu bekommst du dieses Buch und nicht nur dieses.“ Salazar sah ihn musternd an. „Die ganze Bibliothek war einst dazu da, unseren Erben bei der Leitung unserer Lebenswerkes zu unterstützen, aber seit über 1000 Jahren wurde sie von keinem außer mir angerührt. Wenn du dich dazu entschließt, dass du, sobald du deine Schullaufbahn beendet hast, die Schule leitest, wirst du hier her freien Eintritt haben.“

Harry biss sich auf die Unterlippe. „Sicher, dass ich der Vollerbe bin? Meine Eltern..“

„Der Kraken hätte dich nicht ausgewählt, wenn du es nicht wärst. Außerdem spüre ich, dass wir verwandt sind, auch wenn du nicht mein Erbe bist.“ Salazar runzelte die Stirn. „Kennst du meinen anderen Nachfahren?“

Harry starrte ihn einen Moment an. „Ja.“, sagte er leise: „Wir sind Feinde. Er hat meine Eltern getötet, als ich ein kleines Kind war.“

Salazar schnalzte. „Das wird er bereuen.“

Harry sagte nichts dazu. Er wollte niemanden töten, aber dennoch würde der Tod seiner Eltern nicht ungerächt bleiben. Schon allein deswegen, weil er der einzige war, der Voldemort töten konnte.

„Nun, Harry Potter.“ Salazar starrte ihn wieder aus seinen grünen Augen an. „Wirst du dein Erbe annehmen?“

Harry dachte an das Schloss, in dem er sich zu Hause fühlte, dachte an die ungerechten Dinge, die in diesem passierten, dachte an Schüler und Unterricht, dachte an die Geheimgänge und an den Wald, dachte an die Lehrer, die ihm zum Teil ans Herz gewachsen waren, dachte an die unvergleichliche Aussicht, die man von der Plattform des Astronomieturms hatte und dachte an Salazar, der ihn eindringlich anstarrte. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte dann, erst langsam, dann schneller. „Ja, ich werde es annehmen.“

Ein Lächeln erhellte das griesgrämige Gesicht des Gründers, als er ihm das Buch mit den Gesetzen hinschob. „Nimm es.“, flüsterte der Gründer. Sobald Harry das Buch ergriffen hatte, ging ein Ruck durch alles um ihn herum. Wie eine Welle verbreitete sich die Magie von ihnen ausgehend in alle Ecken, durch die Wände, die Erde, das ganze Schloss und noch weiter. Harry blinzelte, als er sah, wie Salazar sich langsam auflöste. „Danke..“, hauchte er und war dann verschwunden.

„Was zum..?“ Harry starrte auf den Punkt, an dem bis vor wenigen Sekunden noch Salazar Slytherin gesessen hatte. Er sah auf das alte Buch vor ihm und schlug die erste Seite auf. Das Siegel von Hogwarts war in der Mitte des Blattes und Harry starrte die verschiedenen Farben einen Moment an, ehe er weiter blätterte und sah sich dann das Inhaltsverzeichnis an. So viele Oberkategorien hatte normalerweise keine Hausordnung. Harry hatte als keines Kind manchmal eben diese für Dudley, der böse Dinge getan hatte, abschreiben müssen und erinnerte sich an das auf beiden Seiten bedruckte Papier, aber das war gar kein Vergleich!

Er fuhr vorsichtig über das weiße, glatte Papier und schlug dann das Buch zu. Wäre es schlimm, wenn er das Buch hier lassen würde? Ihm wurde mulmig, als er daran dachte, wie alle das Buch betatschen wollen würden und wie nett Ron und Hermine erneut zu ihm wären. Ihr Streit würde ihnen ja so leid tun. Er trug das Buch in den Thronsaal, wo er es auf den Stuhl legte. Ja, so kam ihm das richtig vor. Harry ging zurück in den ersten Flur, aus dem er zuerst gekommen war. Die Kräuter leuchteten auf ihn hinab und er als er seinen Blick auf die gläserne Decke richtete, sah er den Kraken immer noch auf ihn warten. Harry stellte sich über den Ausgang. Keine Sekunde später bemerkte er, wie sich ein Tentakel um seinen Körper schlang und er zurück ins Nass gezogen wurde.
 

Teil 3: Unruhe

Kapitel 2: Lichtblicke
 

Teil 1: Eine zweite Chance
 

Harry saß allein am See, wo er früher mit Neville, Fred, George und Loona gesessen hatte und hing seinen Gedanken nach. Er war immer noch aufgewühlt wegen Snape, aber langsam machte sich Müdigkeit in seinem Geist breit. Er war müde, ja.

Die Dinge, die ihm in diesem Jahr passiert waren, forderten nun ihren Tribut. Er vermisste Sirius, mit dem hätte er über Snape reden können. Sein Pate hätte ihm gesagt, dass Sniffelius unrecht hatte und dass er nicht auf diesen hören sollte. Er wollte einen Ratschlag von Loona, die ihr wieder etwas über seltsame, unsichtbare Tiere erzählt hätte. Fred und George hätten ihm versprochen, als Rache Snape einen bösen Streich zu spielen und Neville wäre verständnisvoll gewesen. Die kurze Zeit, die er mit seinen ehemaligen Freunden in der DA verbracht hatte, war so schön gewesen.

Nachdenklich blickte Harry auf den See, wo grade der Kraken seine Tentakeln zeigte. Irgendwann im dritten Schuljahr hatte Sprout, ihre Kräuterkundelehrerin, ihnen erzählt, dass es im See viele seltene Kräuter gab, die vom Kraken bewacht wurden. Die Kräuter waren genau die gewesen, die mit den Schiffchen aus dem See aufgetaucht waren, damals, in seinem ersten Schuljahr. Aber das war für Harry schon lange her, er kam sich vor wie ein einsamer, alter Mann, der über gute, alte Zeiten nachdachte.

Er wollte zu seinen Eltern, James hätte Snape verprügelt, wüsste er, was dieser über ihn und Harry gesagt hatte. Lily hätte wahrscheinlich..

Harry lehnte sich an den Baum, bei dem er saß und runzelte die Stirn. Wie stand eigentlich Snape zu seiner Mutter? Das würde er wohl nie herauskriegen, Snape danach zu fragen, überhaupt jemals wieder etwas zu fragen, bereitete ihm Panik. Er wollte solche Worte weder über sich noch über seinen Vater hören. Deswegen hatte er auch Angst vor dem Nachsitzen am nächsten Tag. Am liebsten wollte er Snape nie wieder sehen, sich vor diesem im Gebüsch oder in Geheimgängen verstecken, nur damit er dessen Hass nicht mehr zu spüren bekam.

Er sah auf, als er Schritte hörte. Neville, Fred, George und Loona standen vor ihm und sahen ihn nichtssagend an. „He.“, murmelte er: „Ähm.. Ist das noch euer Platz? Soll ich gehen?“ Er stand auf, wurde aber von Fred aufgehalten.

„Setz dich, Harry.“ Der Junge, der lebt, zögerte kurz, setzte sich dann aber wieder und starrte die anderen mit großen Augen an.

„Du bist der.. dümmste, naivste und blauäugigste Kerl, den wir kennen.“, begann George.

„Wir haben dir gesagt, dass die beiden dich fallen lassen und du hast nicht auf uns gehört.“, sagte Fred.

„Und jetzt liegst du auf dem Boden, weil du keinen hattest, der dich gefangen hätte.“ Loona fixierte ihn mit einem ernsten Blick, der für sie nicht normal war. Dennoch klang ihre Stimme verträumt, wie aus einer anderen Welt.

„Platsch.“ Neville machte ein Bewegung mit beiden Händen Richtung Boden.

„Hoffentlich bist du unten hart aufgekommen, damit du deine Lektion gelernt hast.“ Fred sah ihn wie Molly es tat, wenn sie böse war, an und Harry schrumpfte unter seinen Blicken zusammen.

„Aber, wir Weasleys sind ja für unsere Großzügigkeit bekannt.“ George sah arrogant drein und wirkte wie Malfoy.

„Jedenfalls der Großteil ihrer Familie.“, murmelte Neville und wurde von beiden böse angesehen. „Was?“, fragte er grinsend nach.

„Korrektur, wir sind für unsere Großzügigkeit bekannt und deswegen haben wir und unsere beiden Anhängsel“, Fred grinste frech, als er von Neville ein „He!“ hörte und Loona nur vor sich hinsummte, „entschieden, dir eine zweite Chance zu geben.“

Harrys Augen wurden, wenn überhaupt möglich, noch größer. Dann fingen sie an zu leuchten wie sie es lange nicht mehr getan hatten. „Wirklich?“, hauchte er fassungslos.

„Jo.“ Fred grinste schief und George fuhr fort: „Irgendwer muss dich ja vom Boden aufsammeln.“

„Das ist... echt nett. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke.“ Harry strahlte sie an, klappte mit dem Mund auf und zu wie ein Fisch. Er hatte so viel zu sagen, aber er wusste nicht wie. Da setzte sich Loona neben ihm und umarmte ihn auf ihre kindliche Art und Weise. „Also ich hab dich vermisst.“, grinste sie.

Harry lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Ich euch auch.“, flüsterte er gerührt.

Neville trat zu ihnen und umarmte sie beide. „Du wirst mich aber jetzt ja nicht auf die Stirn küssen.“, drohte er, als Fred und George zu dem Bündel stießen. Einen Moment genossen alle die Umarmung, bis Harry zwei Hände an seinen Seiten spürte und anfing zu kichern, als er durchgekitzelt wurde.

„Hört auf, bitte.“, lachte er, während ihn Fred und George weiter folterten.

„Strafe muss sein, Harrylein.“, flötete Loona und küsste Neville ganz nebenbei auf die Wange, was diesen rot werden ließ. Die anderen bemerkten davon jedoch nichts. Harry stand auf und lief lachend einige Schritte zurück – und damit mitten in den See, wo erst seine Füße nass wurden, er sich an einem Stein stieß und dann der Länge nach ins Wasser fiel. Alle lachten, als er pustend wieder an die Oberfläche kam. Das Lachen hörte jedoch auf, als sich ein Tentakel um Harrys Bauch schlang. „Was soll das?!“, rief dieser schockiert. Er begann zu zappeln wie ein Fisch an der Angel, doch der Tentakel war zu stark und an seinen Zauberstab kam er nicht ran. Im nächsten Moment zog ihn der Arm des Kraken hinunter in die Tiefsee. „Nicht..“, schaffte er noch zu keuchen.
 

Teil 2: Der Vollerbe
 

Unter Wasser bekam er keine Luft mehr, ein paar Sekunden konnte er sie noch anhalten, doch dann musste er atmen. Als er keine Luft bekam, zappelte er nur noch mehr. Im nächsten Moment wurde ihm ein Kraut gegen den Mund gehalten und als er es im Mund hatte, erkannte er den süßlich-bitteren Geschmack von Dianthuskraut. (http://www.harrypotterwiki.de/wiki/Dianthuskraut) Er schluckte das Zeug und sofort begannen ihm Kiemen zu wachsen. Es tat ziemlich weh, aber Harry war erleichtert, als er endlich wieder Sauerstoff in den Körper bekam. Der Tentakel, der das Kraut in seinen Mund gestopft hatte, zog sich zurück, aber der um seinen Bauch blieb, während der Kraken ihn tiefer und tiefer in den See zog. Dann war der Abgrund zu sehen und Harry wollte schon erleichtert seufzten, als eine Spalte im Boden in sein Blickfeld kam und der Kraken genau dort hinein schwamm. Erstaunt bemerkte Harry, wie die Unterwasserwelt sich immer mehr veränderte. Es gab keine Fische, jedenfalls sah er keine, aber dafür Kräuter, die sich auf den Steinen um ihn herum gepflanzt hatten. Einige leuchteten sogar, sodass Harry sich gut umsehen konnte. Er konnte Kräuter wiedererkennen, aus den Booten, die er damals bekommen hatte, oder dem Unterricht mit Sprout oder Snape. Sie waren alle samt selten und schön, einige mit den verrücktesten Farben wie pink oder blau. Harry hatte so etwas nie gesehen. Dann kam der Boden des Kraters in Sicht. Er riss erstaunt die Augen auf, als er eine Art Schloss sah. Es war ganz blau und hatte Ausgänge nur nach oben, dafür gab es kein Dach. Es gab eine Menge Fenster, aber auch nur nach oben. Die Kräuter ließen das blau schummerig wirken und Harry sah einige Türme, die hoch und dünn waren. Diese hatten auch Fenster zu den Seiten. Der Kraken schwamm zum Haupteingang des Schlosses, er war das größte Tor, was Harry sehen konnte. Er ließ den Jungen los, führte ihn mit seinen Tentakeln durch das Tor, schwamm selbst aber nicht hinein. Harry erkannte auch sofort warum. Innerhalb des Schlosses war Luft, die Kiemen, die er mit Hilfe des Dianthuskrautes hatte, waren irgendwie verschwunden, obwohl die Wirkung dessen eine Stunde hielt. Der Boden, auf dem er stand, war schwarzer, polierter Marmor. Harry konnte darin sein Spiegelbild sehen, so sauber war er. Der Raum war breit, aber mehr länglicher und die an den Wänden wuchsen immer noch Kräuter, die den Gang beleuchteten. „Hallo?!“, rief Harry, bekam jedoch keine Antwort. Er ging den Gang entlang, bis er vor einer großen Holztür ankam. Er sah sich um, doch niemand war zu sehen. Also stemmte er seinen Körper gegen die Holztür, die mit einem lauten Rumpeln aufging. Drinnen sah es ganz anders aus als im Gang. Der Raum war riesig, mindestens so groß wie die große Halle. Die Wände und der Boden waren aus Gold und glänzten im Schein der Fackel, die an den Wänden hingen. Vor Harry breitete sich ein langer, roter Teppich aus, den er nach zögern lang ging. Er führte ans andere Ende der Halle.

Harry kniff die Augen zusammen, als er einen goldenen Sitz sah, der sich am Ende des Teppichs auf eben diesem stand. Er lief vor das edle Möbelstück. Es war ein goldener Thron mit roten Polstern an der Rückenlehne und auf der Sitzfläche. An allen Ecken und Seiten war das Gold verschnörkelt. Der Junge, ging um den Thron und fuhr dabei über die Armlehnen. Erschrocken zuckte er zurück, als er sah, dass dort, wo er den Thron berührt hatte, sich dessen Farbe in smaragdgrün veränderte. Harry starrte auf die Stelle, dann auf seine Hand, dann wieder auf den Farbfleck. Wie hatte er das gemacht?

Er tippte mit einem seiner Finger eine andere Stelle des Stuhls an, die sich ebenfalls grün färbte. Harry fuhr mit seiner Hand über die Rückenlehne, ging um den Stuhl herum und überall dort, wo er ihn berührte, färbte er sich grün. Harry stand nun vor dem Thron und begann damit, auf dem Polster, welches sich jedoch silbern färbte, einige Schlingenlinien zu malen. Er runzelte die Stirn und bevor er darüber nachdenken konnte, hatte er sich schon in den Stuhl gesetzt.

Ein Ruck ging durch die Wände als er dies tat. Die goldene Schicht auf den Wänden bröckelte ab und gab eine silberne frei. Selbst von den Decken fiel es hinunter und der ganze Saal war nach wenigen Sekunden, in dem es Gold von der Decke und den Wänden regnete, von einer glitzernden Schicht bedeckt. Harry sah auf die Lehne des Throns. Er war ebenfalls silbern geworden. Der einst rote Teppich, den er auf dem Weg zum Thron gegangen war, war nun smaragdgrün. „Wow..“, flüsterte Harry. Er bewegte seinen Kopf leicht, während er sich umsah. Dabei fielen ihm Goldstückchen ins Gesicht, die aus seinen Haaren kamen. Er schüttelte seinen Kopf und fuhr mit seinen Händen durch sein Haar, um den Goldstaub herauszukriegen. Als er damit fertig war, erschreckte er sich beinahe zu Tode, als ein Mann vor ihm stand. Er hatte schwarz-braunes, welliges Haar, welches ihm bis zu den Schultern ging und blasse Haut. Sein Gesicht war hart, er hatte ein spitzes Kinn und dünne Lippen. Seine grünen, harten Augen bohrten sich in Harrys. „Wer bist du, Junge?“, knurrte er dunkel und dem Jungen, der lebt, lief ein Schauer über den Rücken.

„Harry.“, brachte er gerade so heraus.

Der Mann zog beide Augenbrauen hoch. „Hast du auch einen Nachnamen, junger Harry?“

„Potter, Sir.“ Harry erinnerte der Mann an Snape, deshalb fiel ihm diese Frage auch schwer. „Wer sind sie?“

„Mein Name ist Salazar Slytherin.“ Der Mann grinste, als er Harrys entgeistertes Gesicht sah. „Ich bin seit über tausend Jahren hier unten gefangen und warte auf den nächsten Vollerben, aber nun hat das Warten ein Ende.“

„Vollerben?“ Harry sah ihn mit großen, fragenden Augen an wie ein naives Kind.

Salazar schnalzte. „Du hast noch eine Menge zu lernen, Harry Potter.“

Harry runzelte die Stirn. „Wer sagt mir, dass sie nicht lügen?“

Salazar warf ihm einen bösen Blick zu und Harry wusste, dass er die Frage bereuen würde. „Überlegen wir doch mal zusammen. Ein Kraken, der seit der Bauung Hogwarts in dem See lebt, zieht dich mit einem Tentakel in eben diesen. Er gibt dir Dianthuskraut, damit du unter Wasser atmen kannst, anstatt dich fressen. Dann bringt er dich in dieses Unterwassergebäude. Sobald du irgendetwas anfasst, verändert dieses die Farbe, rein zufällig in grau und grün, die Farben des Hauses Slytherin.“ Salazars Blick wurde sanfter. „Wenn ich dir sage, Harry Potter, dass ich Salazar Slytherin bin, dann glaube mir das. Du bist einer meiner Nachfahren und ich habe keinen Grund, dich zu belügen.“

„Außer es ist eine Falle.“ Harry starrte Salazar misstrauisch an. „Können Sie mir beweisen, dass sie Salazar Slytherin sind?“

„Wieso sollte ich es nicht sein?“, blaffte dieser ihn an.

Harrys Augen formten sich zu schlitzen und er zog seinen Zauberstab. „Weil es unmöglich sein kann, dass ich mit Salazar Slytherin verwandt bin. Die Potters sind verwandt mit Godric Griffindor, aber nicht mit Slytherin und meine Mutter war eine Muggelgeborene.“

Slytherin starrte ihn kalt an. „Dann verschweigen dir deine Eltern etwas, junger Potter. Ich schlage ein Gespräch mit diesem vor, aber das ist nicht meine Aufgabe.“

„Ich werde sie fragen, wenn ich tot bin, keine Sorge.“, zischte Harry und sprang aus dem Thron auf. „Wie komme ich hier weg?“

„Indem ich dem Kraken sage, dass er dich wieder hoch bringt.“ Salazar grinste. „Doch vorher möchte ich dir etwas geben. Folge mir.“ Er ging elegant und hochnäsig, wie ein Slytherin nur konnte, zu einer Seitentür, die Harry vorher nicht aufgefallen war. „Wenn du mir nicht folgst, wirst du niemals zurückkehren können!“, rief er Harry zu und öffnete die Tür. Harry zögerte kurz und folgte ihm. Sie liefen durch einen dunklen Gang, der nur von Fackeln beleuchtet wurde. Die Wände waren kalter Stein, auf dem Boden war ein grüner Teppich ausgelegt. „Wieso hat sich der Saal silbern gefärbt?“, fragte er neugierig.

„Es geht darum, welcher Teil im Vollerben am meisten hervorsticht.“

„Und das soll Slytherin sein?“ Harry zog beide Augenbrauen hoch.

„Vielleicht hat das noch niemand entdeckt, selbst du nicht.“ Salazar machte halt am Ende des Ganges an einer dunkelbraunen Holztür halt. Er öffnete diese schwungvoll. Harry sah sich staunend um. Überall waren Bücher und noch mehr Bücher in Regalen gestapelt. Die Buchrücken waren rot, grün, blau und schwarz und gaben dem Raum, von dem Harry die Ausmaße nicht abschätzen konnte, etwas buntes. „Das, junger Harry Potter, ist die Bibliothek des Wissens.“ Salazar trat in den Raum und Harry folgte ihm. „Hier steht jedes Buch, welches von einem Schulleiter Hogwarts angefasst wurde, angefangen bei uns Gründern.“ Er führte Harry zu einem Regal und zog eines der dicksten Bücher am Anfang des Regals hinaus. „In diesem Buch stehen alle Gesetze, die momentan in Hogwarts gültig sind. Das Buch ändert die passende Stelle automatisch, sobald ein Gesetz verändert oder hinzugefügt wird. Ich möchte, dass du es an dich nimmst.“

„Wozu geben Sie mir das?“, fragte Harry. „In den Händen des Schulleiters ist es doch sehr viel besser aufgehoben.“

Salazar legte das Buch in seinen Händen auf einen Tisch und setze sich auf den Stuhl davor. Harry setzte sich ihm gegenüber. „Weißt du, wie die Schulleiter von Hogwarts bestimmt werden?“, fragte der Gründer.

„Durch das Ministerium.“, antwortete Harry.

„Das ist richtig, aber das war von uns Gründern so nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte Godric’s Sohn Victor die Schule weiterleiten, aber das Ministerium mischte sich ein. Sie behaupteten, dass Victor nur ein Viertel Hogwarts gehörte und er damit kein Recht hätte, die Schule zu leiten, keiner unserer Kinder das Recht hätte. Sie wollten sich auf einen gemeinsamen Schulleiter einigen, aber jeder von ihnen wollte es sein. Nach jahrelangem Kampf bestimmte das Ministerium einen Schulleiter. Ab dort blieb diese Regelung, obwohl ich nicht damit einverstanden bin – und hier kommst du ins Spiel.“ Er sah Harry in die Augen. „Du, als Vollerbe, hast das erste Mal seit dem Tod der anderen Gründer und meinem Verschwinden den Anspruch, der nächste Schulleiter zu sein.“

Harrys Augen weiteten sich. „Ich?“, hauchte er.

„Genau und ich will, dass du deine Bestimmung, dein Erbe und deine Zukunft annimmst.“

„Aber ich habe doch keine Ahnung von so etwas.“, murmelte der Junge, der lebt.

„Dazu bekommst du dieses Buch und nicht nur dieses.“ Salazar sah ihn musternd an. „Die ganze Bibliothek war einst dazu da, unseren Erben bei der Leitung unserer Lebenswerkes zu unterstützen, aber seit über 1000 Jahren wurde sie von keinem außer mir angerührt. Wenn du dich dazu entschließt, dass du, sobald du deine Schullaufbahn beendet hast, die Schule leitest, wirst du hier her freien Eintritt haben.“

Harry biss sich auf die Unterlippe. „Sicher, dass ich der Vollerbe bin? Meine Eltern..“

„Der Kraken hätte dich nicht ausgewählt, wenn du es nicht wärst. Außerdem spüre ich, dass wir verwandt sind, auch wenn du nicht mein Erbe bist.“ Salazar runzelte die Stirn. „Kennst du meinen anderen Nachfahren?“

Harry starrte ihn einen Moment an. „Ja.“, sagte er leise: „Wir sind Feinde. Er hat meine Eltern getötet, als ich ein kleines Kind war.“

Salazar schnalzte. „Das wird er bereuen.“

Harry sagte nichts dazu. Er wollte niemanden töten, aber dennoch würde der Tod seiner Eltern nicht ungerächt bleiben. Schon allein deswegen, weil er der einzige war, der Voldemort töten konnte.

„Nun, Harry Potter.“ Salazar starrte ihn wieder aus seinen grünen Augen an. „Wirst du dein Erbe annehmen?“

Harry dachte an das Schloss, in dem er sich zu Hause fühlte, dachte an die ungerechten Dinge, die in diesem passierten, dachte an Schüler und Unterricht, dachte an die Geheimgänge und an den Wald, dachte an die Lehrer, die ihm zum Teil ans Herz gewachsen waren, dachte an die unvergleichliche Aussicht, die man von der Plattform des Astronomieturms hatte und dachte an Salazar, der ihn eindringlich anstarrte. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte dann, erst langsam, dann schneller. „Ja, ich werde es annehmen.“

Ein Lächeln erhellte das griesgrämige Gesicht des Gründers, als er ihm das Buch mit den Gesetzen hinschob. „Nimm es.“, flüsterte der Gründer. Sobald Harry das Buch ergriffen hatte, ging ein Ruck durch alles um ihn herum. Wie eine Welle verbreitete sich die Magie von ihnen ausgehend in alle Ecken, durch die Wände, die Erde, das ganze Schloss und noch weiter. Harry blinzelte, als er sah, wie Salazar sich langsam auflöste. „Danke..“, hauchte er und war dann verschwunden.

„Was zum..?“ Harry starrte auf den Punkt, an dem bis vor wenigen Sekunden noch Salazar Slytherin gesessen hatte. Er sah auf das alte Buch vor ihm und schlug die erste Seite auf. Das Siegel von Hogwarts war in der Mitte des Blattes und Harry starrte die verschiedenen Farben einen Moment an, ehe er weiter blätterte und sah sich dann das Inhaltsverzeichnis an. So viele Oberkategorien hatte normalerweise keine Hausordnung. Harry hatte als keines Kind manchmal eben diese für Dudley, der böse Dinge getan hatte, abschreiben müssen und erinnerte sich an das auf beiden Seiten bedruckte Papier, aber das war gar kein Vergleich!

Er fuhr vorsichtig über das weiße, glatte Papier und schlug dann das Buch zu. Wäre es schlimm, wenn er das Buch hier lassen würde? Ihm wurde mulmig, als er daran dachte, wie alle das Buch betatschen wollen würden und wie nett Ron und Hermine erneut zu ihm wären. Ihr Streit würde ihnen ja so leid tun. Er trug das Buch in den Thronsaal, wo er es auf den Stuhl legte. Ja, so kam ihm das richtig vor. Harry ging zurück in den ersten Flur, aus dem er zuerst gekommen war. Die Kräuter leuchteten auf ihn hinab und er als er seinen Blick auf die gläserne Decke richtete, sah er den Kraken immer noch auf ihn warten. Harry stellte sich über den Ausgang. Keine Sekunde später bemerkte er, wie sich ein Tentakel um seinen Körper schlang und er zurück ins Nass gezogen wurde.
 

Teil 3: Unruhe
 

Jedes Jahr war es Aufgabe der Lehrer von dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste die Drittklässler herauszusuchen, die bei sich zu Hause misshandelt wurden. Es gab dabei einen ganz einfachen Trick, um dies herauszufinden. Eines der magischen Wesen, welches im Unterricht behandelt werden musste, war der Irrwicht und die Gegenüberstellung mit diesem. Jeder Lehrer dieses Fachs tat mit dem Jahrgang das gleiche. Zuerst kam das theoretische Wissen. Es wurde von Anfang an gesagt, dass alle dem Irrwicht begegnen müssen und der Tag wurde groß angekündigt. Entweder die Schüler, die misshandelt wurden, gingen zu Madame Pomfrey oder blieben einfach fern. So war es auch bei Remus Lupin. Er bekam von Dumbledore die Aufgabe, so zu handeln und jeden ferngebliebenen Schüler Snape zu melden. Dieser würde dann das Gespräch mit den Schülern suchen. „Wieso Snape?“, hatte Lupin gefragt. Dumbledore hatte ihm erklärt, dass die meisten misshandelten Kinder Slytherins waren und er aus Erfahrung wusste, dass diese nur einem von ihnen trauten. Remus hatte die Erklärung verstanden und akzeptiert.

Es waren nur drei Schüler, die dem Unterricht fern blieben, was Remus überraschte. Gerade in Slytherin hatte er mehr strenge Eltern erwartet – aber was ihn mehr überraschte war das Fernbleiben von Harry Potter.

Sein Magen rumorte, als er Snape die drei Namen nannte und dieser die Augenbrauen hochzog. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass Harry Potter von seinen Verwandten misshandelt wird, Lupin?“, raunte er dunkel. Remus sah ihm an, dass er viele Beleidigungen auf der Zunge hatte und er wählte seine nächsten Worte gut.

„Ich habe ein ungutes Gefühl.“, sagte er vorsichtig.

Snape schnalzte missbilligend und Remus seufzte. „Du kannst ihn ja mit dem Irrwicht konfrontieren.“, schlug der Werwolf vor: „Wenn ich Unrecht habe, dann ist es nicht schlimm.“

„Wieso konfrontierst du ihn nicht?“, zischte Snape zurück.

„Wenn du nichts dagegen hast..“

„Was sollte ich dagegen haben?“ Snape war mal wieder wütend. „Und jetzt entschuldige mich. Ich habe immerhin einen Trank für jemand bestimmten zu brauen.“ Remus nickte und ging. Er erzählte Sirius von seinem Bauchgefühl, doch der Flüchtling, der seit einigen Tagen in der Heulenden Hütte versteckt war, fand es genauso unwahrscheinlich wie Snape.

Remus war an dem Abend, an dem er Harry zu sich gebeten hatte, aufgeregt. Sein ungutes Gefühl war immer stärker und das nicht nur, weil es bald Vollmond sein würde. Sein Werwolf war stärker, sodass die Unruhe daher kommen konnte, dass eines seiner Rudelmitglieder in Gefahr war.

„Hallo, Harry.“ Remus lächelte beruhigend, als der Junge in sein Büro eintrat. Wie immer fiel ihm auf, dass dieser aussah wie James, nur hübscher. „Komm doch rein und setz dich.“

Der junge Griffindor sah ihn nichtssagend an und tat, was Remus gesagt hatte. „Sir.“, grüßte er knapp.

„Es geht um folgendes:“ Remus starrte den Jungen an und wusste, dass Severus die nächsten Worte an seiner Stelle anders, vielleicht besser gewählt hätte. „Ich hoffe, du hast noch im Kopf, was ich dir über den Irrwicht beigebracht habe?“ Harry nickte wortlos. „Weißt du, Harry, dieses magische Wesen ist im Lehrplan fest verankert und das hat auch einen Grund.“ Remus pausierte kurz. „Jedes Jahr bleiben Schüler weg von diesem Tag, weil sie Angst haben, dass ihr größtes Geheimnis gelüftet wird. Es geht dabei nicht um die Peinlichkeit der anderen Schüler, sondern darum, dass sie zu Hause nicht so behandelt werden, wie sie es sollten.“

Remus beobachtete, wie Harrys Gesicht sich verschloss und eine Maske der Neutralität entstand, mit der er nicht umgehen konnte und die ihn nervös machte. Remus fühlte sich weder an Lily noch an James erinnert und wusste nicht mehr, wen er vor sich hatte. „Sie glauben, dass meine Verwandten mich misshandeln, Sir?“ Die Worte waren kalt gesprochen.

Remus überlegte, was er antworten sollte. „Es ist reine Routine.“, sagte er vorsichtig.

„Meine Verwandten sind die großzügigsten Menschen, die es gibt. Sie haben mich aufgezogen wie ihren eigenen Sohn. Wie können sie es wagen.“ Remus fühlte sich wie gegen eine Wand geschlagen. Harry benahm sich wie ein Slytherin, er fühlte sich unweigerlich an Severus erinnert. „Ich finde es eine Frechheit, wie sie einfach so meinen Verwandten Dinge anhängen wollen.“ Harry stand wütend auf und lehnte sich über sein Pult. „Wenn das alles ist, was sie zu sagen haben, gehe ich jetzt und wir vergessen das ganze hier.“ Er wartete einen Moment und ging dann, rauschte davon wie Severus. Remus war bleich. Er wünschte sich, er hätte Severus überredet, mit Harry zu reden. Das Gespräch war anders in seiner Erwartung gelaufen. Harry hätte verlegen sein müssen, gerade zu peinlich berührt. Er hätte die Angst vor Spinnen, vor Voldemort oder sonst was gesehen, sie hätten sich unterhalten und alles wäre gut gewesen, aber das?

Remus schüttelte sich und lehnte sich vorsichtig in dem Stuhl zurück. Was war hier eben passiert?
 

Teil 4: Angst
 

Severus suchte schon seit einer Weile nach Potter. Er hatte einige Minuten darüber nachgedacht, was er dem Jungen gesagt hatte und es tat ihm leid. Ja, ihm, Severus Snape tat etwas leid und er würde sich sogar entschuldigen. Er konnte den Blick aus Lilys Augen, den Potter ihm zugeworfen hatte, nicht vergessen. So.. zerbrochen. Das hatte er nicht erwartet und nicht gewollt. Harry hätte seine Worte nicht für voll nehmen müssen, selbst wenn er ausgerastet war.

Er wusste, dass Potter öfter allein am See saß, wahrscheinlich um nachzudenken. Er ging die Treppen hoch, dann hinaus auf die Ländereien. Dort kamen ihm Fred und George Weasley entgegen, rennend und außer Atem. „Sir!“, riefen sie gleichzeitig und Severus war beeindruckt, dass sie selbst ohne Puste noch schafften, gleichzeitig zu sprechen. „Sir!“ Sie bleiben vor ihm stehen, sahen sich kurz an, dann. „Sir, sie müssen kommen! Am See! Der Kraken! Harry!“

„Mr und Mr Weasley,“, knurrte Severus verärgert: „was ist passiert?“

„Wir waren am See, mit Harry.“ „Er ist ins Wasser gefallen.“ „Dann kam ein Tentakel vom Kraken.“ „Er wurde ins Wasser gezogen.“

„Was?!“, blaffte der Lehrer ungehalten: „Ich hoffe für Sie, dass das kein Scherz ist.“ Er rauschte zum See, wo Neville und Loona starr auf den See blickten. „Mr Longbottom,“, knurrte Snape: „Was ist hier passiert?“

„Der Kraken.. Er kam und hat Harry weggezogen, in den See.“, flüsterte der Junge und starrte ihn angstvoll an. Snape starrte auf den See. Das Tier war nicht zu sehen und wenn Potter bei diesem war, war er auch weg.

„Wie lange ist das her?“, knurrte er.

„Etwa 3 Minuten, Sir.“, sagten Fred und George gleichzeitig.

„Kann Mr Potter denn 3 Minuten die Luft anhalten?“ Snape drehte sich vom See weg. „Jemand muss den Schulleiter holen.“

„Sie glauben doch nicht etwa, dass ihm etwas passiert?“ Neville starrte ihn ungläubig an und bestimmt nicht zum ersten und letzten Mal verfluchte Snape die Naivität der Griffindor.

„Longbottom, können Sie denn 3 Minuten die Luft anhalten?“, knurrte er missbilligend: „Nichts desto trotz würde es mich nicht wundern, wenn Potter das irgendwie übersteht.“ Er sah zu den Weasley- Zwillingen. „Sie holen mir jetzt den Schulleiter. Das Passwort in sein Büro ist Knallbonbon und beeilen Sie sich.“
 

„Severus.“ Der Tränkelehrer war überrascht, wie schnell Dumbledore es geschafft hatte, den ganzen Weg hinunter zu meistern, bei seinem Alter. „Ist Harry wieder aufgetaucht?“

„Weder er, noch der Kraken.“, informierte der Lehrer kurz.

Er drehte sich zu dem alten Mann und beobachtete ihn beim Nachdenken. „Was gedenken Sie jetzt zu tun, Schulleiter?“

„Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher. Der Kraken lebt seit den Gründern in diesem See und hat noch nie einen Schüler grundlos angegriffen, geschweige denn getötet.“ Dumbledore seufzte. „Wir können bloß hoffen, dass Harry wieder unverletzt auftaucht.“

„Können Sie denn gar nichts tun?“, fragte Neville leise. Er hielt Loona im Arm, die traurig auf den See starrte. Snape sah einen Moment auf das normalerweise verträumte Mädchen. Nie hatte er sie so geistig anwesend gesehen.

„Es tut mir leid.“, sagte Dumbledore: „Ich bitte Sie zurück in das Schloss zu gehen. Der See wird auf weiteres gesperrt.“

„Aber..“, wollten die Weasleys protestieren, aber Dumbledore warf ihnen einen warnenden Blick zu und sie trotteten davon.

„Eine Frage, Severus.“ Dumbledore sah seinen Angestellten über seine Brille hinweg an. „Glaubst du, dass Harry wieder auftaucht?“

„Ich glaube, dass man sich bei Potter nie sicher sein kann.“, antwortete der und ging zurück zum Schloss. Als er gerade aus dem Wald heraus trat, spürte er eine starke magische Welle, die sich weiter ausbreitete. Er stand einen Moment still und sah dann zurück in den See. „Potter, du wirst noch einmal mein Grab sein.“
 

Jedes Jahr war es Aufgabe der Lehrer von dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste die Drittklässler herauszusuchen, die bei sich zu Hause misshandelt wurden. Es gab dabei einen ganz einfachen Trick, um dies herauszufinden. Eines der magischen Wesen, welches im Unterricht behandelt werden musste, war der Irrwicht und die Gegenüberstellung mit diesem. Jeder Lehrer dieses Fachs tat mit dem Jahrgang das gleiche. Zuerst kam das theoretische Wissen. Es wurde von Anfang an gesagt, dass alle dem Irrwicht begegnen müssen und der Tag wurde groß angekündigt. Entweder die Schüler, die misshandelt wurden, gingen zu Madame Pomfrey oder blieben einfach fern. So war es auch bei Remus Lupin. Er bekam von Dumbledore die Aufgabe, so zu handeln und jeden ferngebliebenen Schüler Snape zu melden. Dieser würde dann das Gespräch mit den Schülern suchen. „Wieso Snape?“, hatte Lupin gefragt. Dumbledore hatte ihm erklärt, dass die meisten misshandelten Kinder Slytherins waren und er aus Erfahrung wusste, dass diese nur einem von ihnen trauten. Remus hatte die Erklärung verstanden und akzeptiert.

Es waren nur drei Schüler, die dem Unterricht fern blieben, was Remus überraschte. Gerade in Slytherin hatte er mehr strenge Eltern erwartet – aber was ihn mehr überraschte war das Fernbleiben von Harry Potter.

Sein Magen rumorte, als er Snape die drei Namen nannte und dieser die Augenbrauen hochzog. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass Harry Potter von seinen Verwandten misshandelt wird, Lupin?“, raunte er dunkel. Remus sah ihm an, dass er viele Beleidigungen auf der Zunge hatte und er wählte seine nächsten Worte gut.

„Ich habe ein ungutes Gefühl.“, sagte er vorsichtig.

Snape schnalzte missbilligend und Remus seufzte. „Du kannst ihn ja mit dem Irrwicht konfrontieren.“, schlug der Werwolf vor: „Wenn ich Unrecht habe, dann ist es nicht schlimm.“

„Wieso konfrontierst du ihn nicht?“, zischte Snape zurück.

„Wenn du nichts dagegen hast..“

„Was sollte ich dagegen haben?“ Snape war mal wieder wütend. „Und jetzt entschuldige mich. Ich habe immerhin einen Trank für jemand bestimmten zu brauen.“ Remus nickte und ging. Er erzählte Sirius von seinem Bauchgefühl, doch der Flüchtling, der seit einigen Tagen in der Heulenden Hütte versteckt war, fand es genauso unwahrscheinlich wie Snape.

Remus war an dem Abend, an dem er Harry zu sich gebeten hatte, aufgeregt. Sein ungutes Gefühl war immer stärker und das nicht nur, weil es bald Vollmond sein würde. Sein Werwolf war stärker, sodass die Unruhe daher kommen konnte, dass eines seiner Rudelmitglieder in Gefahr war.

„Hallo, Harry.“ Remus lächelte beruhigend, als der Junge in sein Büro eintrat. Wie immer fiel ihm auf, dass dieser aussah wie James, nur hübscher. „Komm doch rein und setz dich.“

Der junge Griffindor sah ihn nichtssagend an und tat, was Remus gesagt hatte. „Sir.“, grüßte er knapp.

„Es geht um folgendes:“ Remus starrte den Jungen an und wusste, dass Severus die nächsten Worte an seiner Stelle anders, vielleicht besser gewählt hätte. „Ich hoffe, du hast noch im Kopf, was ich dir über den Irrwicht beigebracht habe?“ Harry nickte wortlos. „Weißt du, Harry, dieses magische Wesen ist im Lehrplan fest verankert und das hat auch einen Grund.“ Remus pausierte kurz. „Jedes Jahr bleiben Schüler weg von diesem Tag, weil sie Angst haben, dass ihr größtes Geheimnis gelüftet wird. Es geht dabei nicht um die Peinlichkeit der anderen Schüler, sondern darum, dass sie zu Hause nicht so behandelt werden, wie sie es sollten.“

Remus beobachtete, wie Harrys Gesicht sich verschloss und eine Maske der Neutralität entstand, mit der er nicht umgehen konnte und die ihn nervös machte. Remus fühlte sich weder an Lily noch an James erinnert und wusste nicht mehr, wen er vor sich hatte. „Sie glauben, dass meine Verwandten mich misshandeln, Sir?“ Die Worte waren kalt gesprochen.

Remus überlegte, was er antworten sollte. „Es ist reine Routine.“, sagte er vorsichtig.

„Meine Verwandten sind die großzügigsten Menschen, die es gibt. Sie haben mich aufgezogen wie ihren eigenen Sohn. Wie können sie es wagen.“ Remus fühlte sich wie gegen eine Wand geschlagen. Harry benahm sich wie ein Slytherin, er fühlte sich unweigerlich an Severus erinnert. „Ich finde es eine Frechheit, wie sie einfach so meinen Verwandten Dinge anhängen wollen.“ Harry stand wütend auf und lehnte sich über sein Pult. „Wenn das alles ist, was sie zu sagen haben, gehe ich jetzt und wir vergessen das ganze hier.“ Er wartete einen Moment und ging dann, rauschte davon wie Severus. Remus war bleich. Er wünschte sich, er hätte Severus überredet, mit Harry zu reden. Das Gespräch war anders in seiner Erwartung gelaufen. Harry hätte verlegen sein müssen, gerade zu peinlich berührt. Er hätte die Angst vor Spinnen, vor Voldemort oder sonst was gesehen, sie hätten sich unterhalten und alles wäre gut gewesen, aber das?

Remus schüttelte sich und lehnte sich vorsichtig in dem Stuhl zurück. Was war hier eben passiert?
 

Teil 4: Angst
 

Severus suchte schon seit einer Weile nach Potter. Er hatte einige Minuten darüber nachgedacht, was er dem Jungen gesagt hatte und es tat ihm leid. Ja, ihm, Severus Snape tat etwas leid und er würde sich sogar entschuldigen. Er konnte den Blick aus Lilys Augen, den Potter ihm zugeworfen hatte, nicht vergessen. So.. zerbrochen. Das hatte er nicht erwartet und nicht gewollt. Harry hätte seine Worte nicht für voll nehmen müssen, selbst wenn er ausgerastet war.

Er wusste, dass Potter öfter allein am See saß, wahrscheinlich um nachzudenken. Er ging die Treppen hoch, dann hinaus auf die Ländereien. Dort kamen ihm Fred und George Weasley entgegen, rennend und außer Atem. „Sir!“, riefen sie gleichzeitig und Severus war beeindruckt, dass sie selbst ohne Puste noch schafften, gleichzeitig zu sprechen. „Sir!“ Sie bleiben vor ihm stehen, sahen sich kurz an, dann. „Sir, sie müssen kommen! Am See! Der Kraken! Harry!“

„Mr und Mr Weasley,“, knurrte Severus verärgert: „was ist passiert?“

„Wir waren am See, mit Harry.“ „Er ist ins Wasser gefallen.“ „Dann kam ein Tentakel vom Kraken.“ „Er wurde ins Wasser gezogen.“

„Was?!“, blaffte der Lehrer ungehalten: „Ich hoffe für Sie, dass das kein Scherz ist.“ Er rauschte zum See, wo Neville und Loona starr auf den See blickten. „Mr Longbottom,“, knurrte Snape: „Was ist hier passiert?“

„Der Kraken.. Er kam und hat Harry weggezogen, in den See.“, flüsterte der Junge und starrte ihn angstvoll an. Snape starrte auf den See. Das Tier war nicht zu sehen und wenn Potter bei diesem war, war er auch weg.

„Wie lange ist das her?“, knurrte er.

„Etwa 3 Minuten, Sir.“, sagten Fred und George gleichzeitig.

„Kann Mr Potter denn 3 Minuten die Luft anhalten?“ Snape drehte sich vom See weg. „Jemand muss den Schulleiter holen.“

„Sie glauben doch nicht etwa, dass ihm etwas passiert?“ Neville starrte ihn ungläubig an und bestimmt nicht zum ersten und letzten Mal verfluchte Snape die Naivität der Griffindor.

„Longbottom, können Sie denn 3 Minuten die Luft anhalten?“, knurrte er missbilligend: „Nichts desto trotz würde es mich nicht wundern, wenn Potter das irgendwie übersteht.“ Er sah zu den Weasley- Zwillingen. „Sie holen mir jetzt den Schulleiter. Das Passwort in sein Büro ist Knallbonbon und beeilen Sie sich.“
 

„Severus.“ Der Tränkelehrer war überrascht, wie schnell Dumbledore es geschafft hatte, den ganzen Weg hinunter zu meistern, bei seinem Alter. „Ist Harry wieder aufgetaucht?“

„Weder er, noch der Kraken.“, informierte der Lehrer kurz.

Er drehte sich zu dem alten Mann und beobachtete ihn beim Nachdenken. „Was gedenken Sie jetzt zu tun, Schulleiter?“

„Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher. Der Kraken lebt seit den Gründern in diesem See und hat noch nie einen Schüler grundlos angegriffen, geschweige denn getötet.“ Dumbledore seufzte. „Wir können bloß hoffen, dass Harry wieder unverletzt auftaucht.“

„Können Sie denn gar nichts tun?“, fragte Neville leise. Er hielt Loona im Arm, die traurig auf den See starrte. Snape sah einen Moment auf das normalerweise verträumte Mädchen. Nie hatte er sie so geistig anwesend gesehen.

„Es tut mir leid.“, sagte Dumbledore: „Ich bitte Sie zurück in das Schloss zu gehen. Der See wird auf weiteres gesperrt.“

„Aber..“, wollten die Weasleys protestieren, aber Dumbledore warf ihnen einen warnenden Blick zu und sie trotteten davon.

„Eine Frage, Severus.“ Dumbledore sah seinen Angestellten über seine Brille hinweg an. „Glaubst du, dass Harry wieder auftaucht?“

„Ich glaube, dass man sich bei Potter nie sicher sein kann.“, antwortete der und ging zurück zum Schloss. Als er gerade aus dem Wald heraus trat, spürte er eine starke magische Welle, die sich weiter ausbreitete. Er stand einen Moment still und sah dann zurück in den See. „Potter, du wirst noch einmal mein Grab sein.“


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sasa56
2010-11-19T22:35:13+00:00 19.11.2010 23:35
super kapitel.
aber warum ist kapitel zweifach drin.
freu mich aufs neue kapitel.
lg
sasa56


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