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Die Zukunft in deiner Hand

Harrys Weg ins Glück
von

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Fehler


 

Kapitel 1: Fehler
 

Teil 1: Auf- und Untergang einer Freundschaft
 

Fred und George Weasley waren auf den ersten Blick zwei schlaksige, witzige Jungs, die sich für ihr Alter zu kindisch benahmen. Sie liebten es, anderen, vor allem ihrer Familie, Streiche zu spielen. Keiner erwartete von ihnen irgendeine Art von Ernsthaftigkeit oder überlegtes Handeln. Damit wurden die beiden ziemlich unterschätzt und das wusste jeder, der sich in den engsten Freundes- oder Feindeskreis zählen konnte.

Harry Potter zum Beispiel. Der Junge, der den beiden mit seinem Benehmen von Anfang an Kopfschmerzen gemacht hatte, war so geheimnisvoll. Alle schienen über ihn mehr zu wissen als er selbst, aber Fred und George wurde schon nach einigen Wochen klar, dass Harry Potter nicht der Junge der lebt war und dass die Geschehnisse von vor 12 Jahren ihn nicht beeinflusst hatten. Wie auch, er wusste gar nichts von diesen. Aber irgendwie waren sie die einzigen, die das zu sehen schienen. Alle dachten das gleiche über den Jungen:

Er war mutig, immerhin hatte er sich mit einem Jahr schon entgegen gestellt, also eine wahre Kämpfernatur. Und loyal war er auch, oh ja. Er hatte seine Eltern gerächt, anstatt wegzurennen oder besser zu krabbeln. Keiner erwartete hinter dem Jungen irgendeine Art von Intelligenz, nur Talent im Duellieren natürlich.

Irgendwann, als Ron Harry vorgeschickt hatte, um sich mit Draco Malfoy zu duellieren, waren dann die Zwillinge dazwischen gegangen. Ein Reinblut, dessen Vater ein ranghoher Todesser war, gegen einen kleinen, mageren, nichts ahnenden Jungen? Das konnten sie nicht verstehen. Sie fluchten Malfoy aus ihr Sichtfeld, schnappten sich dann den verwirrten und eingeschüchterten Jungen und ließen Ron stehen.

Sie waren dann auch diejenigen, die Harry über seine Rolle in der Zauberwelt aufklärten. Spätestens als dieser weinend zusammenbrach, wussten sie, dass Harry weder ruhmsüchtig noch kämpferisch war. Sie freundeten sich allmählich mit ihm an und irgendwann vergrößerte sich ihr kleiner Kreis um Loona Lovegood und Neville Longbottom. Ihre Lieblingsbeschäftigung war jedoch nicht Folterwaffen gegen Lehrer oder Voldemort zu basteln, wie irgendwie alle annahmen. Im Frühling und im Herbst saßen sie oft am See. Harry bastelte Papierboote, die er dann mit einem Zauber, den Fred und George ihm gezeigt hatten, wasserfest machte und die er dann über den See treiben ließ. Die Boote hatten verschiedene Formen und Farben, waren irgendwann aus Holz und wurden von magischen Rotoren angetrieben. Irgendwann waren die ersten Boote im See verschwunden und tauchten dann Tage später mit Kräutern befüllt wieder am Seeufer auf. Neville, der eine gute Hand für Kräuterkunde hatte, erkannte wahre Schätze unter ihnen. Nach einigem diskutieren entschlossen sie sich, die Kräuter Snape, ihrem Tränkelehrer, der jedoch keinen von ihnen leiden konnte, zukommen zu lassen. Der hatte wahrscheinlich mehr Verwendung dafür.

Was keiner von ihnen mochte, war die Freundschaft zwischen Ron, Hermine und Harry. Die Zwillinge, Loona und Neville fühlten sich einerseits ausgeschlossen, da sie immer weniger an ihren besten Freund heran kamen, gleichzeitig waren sie enttäuscht und eifersüchtig. Hermine und Ron behaupteten schon nach wenigen Tagen, an denen sie mal mehr Zeit mit Harry verbracht hatten als alle anderen, dass sie die allerbesten Freunde waren und dass sie niemand trennen könnte. Es dauerte sicher eine Woche, bis Fred und George ihren eigentlichen Freund allein sahen.

„Harry?!“ Sie rannten schnell zu ihm, als er sich zu ihnen umdrehte und sie anlächelte.

„Hi Fred. Hi George.“ Einen Moment waren die Zwillinge überwältigt von der Schönheit ihres Freundes. Er war zwar zu klein und mager, aber seine weiße Haut leuchtete hell im Kontrast mit der zu großen Schuluniform und den Haaren, die ihm wild abstanden. Sein Gesicht war wie eine Sonne, eine unschuldige, alles bestrahlende Sonne. Die grünen Augen leuchteten lebensfreudig und die Lippen bildeten ein so breites Lächeln, dass es das ganze Gesicht ausfüllte. „Schön euch zu sehen.“

„Ja.“ Sie beide lächelten kurz, wurden dann jedoch wieder ernst. „Wir müssen mit dir reden.“, sagten sie synchron.

Harry hörte abrupt auf zu lächeln und sah sie forschend an. „Ist was?“

„Es geht um Ron und Hermine.“ „Wir glauben, sie wollen uns voneinander trennen.“

Jetzt zog Harry die Stirn kraus. „Wieso sollten sie das denn tun?“

„Ganz einfach, weil“ „Sie dich für sich haben wollen.“

„Aber nur weil ich jetzt mit ihnen befreundet bin, bin ich doch trotzdem mit euch befreundet. Wieso sollte sie das war kümmern?“

Fred und George seufzten synchron. „Wissen wir nicht, aber was wir wissen, ist“ „Dass sie dich ganz für sich beanspruchen.“ „Sie prahlen mit dir als besten Freund rum und“ „Wir haben dich die ganze Woche über nicht gesehen.“

„Ich glaube nicht, dass es so etwas wie beste und schlechteste Freunde gibt.“, erklärte Harry: „Also für mich jedenfalls nicht. Entweder, man ist befreundet oder nicht und ich mag euch genauso wie Ron und Hermine.“ Er pausierte kurz. „Und wenn ihr wollt, können wir uns gern am Wochenende am See treffen.“

„Dann machen wir das.“ Fred und George lächelten synchron.

Doch Harry kam am Wochenende nicht. Hermine und Ron hatten so lange rumgekeift, bis er bei ihnen geblieben war und nicht zum Treffen am See ging. Auch zu folgenden, selbst wenn er zusagte, kam er nicht. Irgendwann waren seine ehemaligen Freunde nicht mehr bereit hinter ihm herzulaufen, wenn er Ron und Hermine vorzog und ließen sie in Ruhe.
 

Teil 2: Kontrollaufbau und -verlust
 

1971
 

Severus Snape war ein realistischer Mensch. Er betrachtete die Dinge wie sie waren, sah positives und negatives und schloss dann sein Fazit. Manchmal dauerten seine Betrachtungen Jahre, manchmal nur Sekunden. Ein Beispiel für ein schnelles Fazit war Lily Evans. Bemerken tat er sie erst, als er schon längst am Slytherintisch saß und unauffällig mit seinem Kindheitsfreund Lucius Malfoy redete. Die Einteilung war im vollen Gange und es war sein erster Tag im alten Schloss. Dennoch, sobald sein Blick an dem Mädchen auf dem Stuhl mit dem Hut auf den Kopf fiel, konnte er ihn nicht mehr abwenden. Sein Herz fing an zu flattern und sein Atem beschleunigte sich. Das war eine Schönheit, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre roten Haare fielen ihr in Locken um das Gesicht und rahmten es ein. Das Grün ihrer Augen erinnerte ihn an eine Frühlingswiese. Sie saß selbstbewusst in dem Stuhl und als der Hut laut Griffindor rief, heulte Severus fast auf vor Enttäuschung. Wieso kam sie nicht in sein Haus? Wieso zu diesen dummen, übermutigen, naiven Griffindor? Das war nicht fair!

Monate später hatte Severus sein erstes Gespräch mit dem Mädchen, was er bisher nur aus der Ferne betrachtet hatte. Es ging dabei um Zaubertränke, sein Lieblingsfach. Lily wollte bei ihm Nachhilfe und bot ihm gleichzeitig welche in Verwandlung an. Es waren am Anfang nur Frage und Antwort-Spiele über den Stoff, Erläuterungen und Tipps, aber nach dem fünften Treffen fingen sie an über Freunde und Bekannte zu reden. Severus erzählte von seiner Mutter, über Lucius, seltener über seinen Vater, manchmal aber schon. Er teilte mit ihr seine Eindrücke über dieses und jenes, sogar über Voldemort führten sie Gespräche. Auch wenn Severus ihr nicht sagte, dass er vorhatte ihm zu folgen.

Im Gegenzug erzählte ihr Lily etwas über ihre Eltern, ihre Schwester, ihre Grundschulfreundinnen. Sie redeten über ihre Probleme in der Zauberwelt als Muggelgeborene, über den Häuserkampf und über noch so vieles. Dann begann sie ihm über James Potter zu erzählen und immer wieder und wieder. James hier, James da und Severus war rasend vor Eifersucht. So begann auch der Kleinkrieg zwischen ihnen, der immer mehr ausartete in etwas, was geladen und unkontrollierbar war. Lily versuchte oft mit ihm darüber zu reden, startete Versöhnungsversuche, die von beiden Seiten abgeblockt wurden. Von Severus, weil er eifersüchtig auf James war und von James, weil, tja, weil dieser eifersüchtig auf dessen Zeit mit Lily war.

Nach dem Sommer in ihrem fünften Schuljahr, dem Sommer, in dem in Severus seine Umwandlung zu einem vollen Vampir hatte und in dem er heraus fand, dass Lily Evans seine Seelenpartnerin war, kam ein glückliches Paar aus den Sommerferien zurück. Lily und James hatten endlich zusammen gefunden, das Traumpaar von Hogwarts. Von dem Moment, in dem Severus dies herausfand, baute er eine kalte Eisschicht ihr gegenüber auf. Selbst wenn dies hieß, dass er in Verwandlung um mehrere Noten abrutschte, aber das war sein kleinstes Problem. Sein Vampir verlangte nach seiner Partnerin und Severus erlitt immer mehr Schmerzen, weil er sich nicht holte, was vom Schicksal für ihn bestimmt war. Nach dem sechsten Schuljahr wechselte Severus die Schule, weil er die beiden Turteltauben nicht mehr ertragen konnte.
 

1979, 9 Monate vor der Geburt von Harry James Potter
 

Seit seinem Schulabgang ging es Severus körperlich und seelisch schlecht. Er war ein Todesser geworden, war gereist und hatte viel gelernt. Bald würde er sein Studium in Salem beginnen, doch vorher würde er sich die letzten Zutaten für einen Zaubertrank, der sein magisches Wesen unterdrücken würde, von Lucius abholen. Sein Vampir war immer mächtiger, sein Mensch immer schwächer. Es war grausam und wenn Severus diesen Trank nicht bald bekam, würde er in einen Blutrausch fallen oder – noch schlimmer – bei den Potter auftauchen. Als er von der Hochzeit von Lily und James gehörte hatte, war er wirklich schon kurz davor gewesen, doch Severus hatte einen Weg gefunden, seinen Schmerz wortwörtlich zu ertränken. Und genau das würde Severus auch in dieser Nacht tun. So nah an Lily zu sein, wenn auch nur im selben Land, raubte ihm den Atem und er war angespannt wie nie zuvor. Die Kneipe, in die er ging, war klein und unscheinbar. Er bestellte sich das hochprozentigste, was der Besitzer da hatte und wollte einen Schluck trinken, als er im Raum eine absurd fantastische Präsenz wahrnahm. Sein Vampir in ihm spielte verrückt, die alten Schmetterlinge im Bauch waren wieder da, nur dass sie ihn dieses mal vorkamen wie Klatscher. Alles fühlte sich zu intensiv an, es machte ihn schon krank. Als die Präsenz näher kam, krallte Severus sich mit der Hand unter dem Tisch in dem Holz fest. „Severus, bist du das?“ Die Stimme rechts neben ihm klang vorsichtig und zitterig. Langsam drehte Severus den Kopf, nur um rot geweinten Augen zu begegnen.

„Lily Potter.“ Der Name kam ihm nur schwer über die Lippen, es klang falsch. „Welch Überraschung.“ Severus hatte seine Schauspielkünste noch nie so geliebt wie in diesem Moment. Er sah sie kalt an, obwohl er sie am liebsten verschleppen wollte.

„Was hast du die letzten Jahre so gemacht?“ Lily lächelte freundlich und setzte sich ungefragt neben ihm. Sie bestellte sich einen Tequila und sah ihn dann wieder an.

„Abschluss gemacht, geforscht.“, antwortete er kurz angebunden. „Ärger im Paradies?“, stichelte er und starrte die Ringe unter ihren Augen an.

„Woher..?“ Lily wischte sich über das Gesicht. „Ist das so offensichtlich?“

„Für mich schon.“ Er lächelte schmal.

Lily seufzte. „Wir streiten ständig, in letzter Zeit. Er ist ganz anders als in der Schulzeit, ich hab das Gefühl, den falschen Mann geheiratet zu haben.“ Mitgefühl flammte in ihm auf. Natürlich hatte sie den falschen Mann geheiratet. Severus hatte nicht nur sich mit seiner Verschwiegenheit ins Unglück gestürzt. Lily stürzte ein Halbes Glas Tequila mit einem mal runter. „Er regt sich über alles auf was ich tue, hat ständig Angst, dass ich ihn betrüge. Ich darf nicht allein auf die Straße, aber gleichzeitig benimmt er sich wie ein Kind und bringt mich mit seinem Beruf auf die Palme.“

„Die Zeiten sind nicht die einfachsten.“, gab Severus wenigstens einen Teil seines Mitgefühls preis. Wieso beschützte er James Potter? Im Moment verstand er es selbst nicht.

„Nein, das sind sie nicht.“ Lily trank die andere Hälfte ihres Glases leer. „Auch für dich nicht, wie es aussieht.“, bemerkte sie nebenbei.

„Es wird bald besser.“, murrte ihr ehemaliger Freund und spielte damit auf den Trank an, auch wenn sie das nicht wusste.

„Ich habe dich nicht als Optimist in Erinnerung.“

Severus wusste im Endeffekt nicht wie, aber Lily war nach einer Weile betrunken und er auch. In dem Moment wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Etwas in seinem Inneren kämpfte sich an die Oberfläche, drängte seinen Geist zurück und übernahm die Führung über sein Handeln. Er erinnerte sich an nichts mehr in dieser Nacht.

Jedoch war der Morgen dafür um einiges schlimmer. Neben ihm lag Lily, nackt, er selbst ebenfalls nackt. Und auf den Hals seiner, wirklich seiner, Frau prangte das Wappen der Snapes. Sie waren auf vampirischer Ebene verheiratet und die Ebene war sehr viel höher als die der einfachen Eheschließung unter Menschen. Severus überlegte nicht lange, er wusste, wenn er überlegte, würde er sie zwingen bei ihm zu bleiben. Er legte einen Illusionszauber über das Wappen, zog sich an und verschwand aus dem Hotel.
 

Teil 3: Ignoranz
 

Petunia Dursley war weder schön noch besonders. Ihre Haare waren buschig und braun, ihre Figur makaber und ihr Gesicht hatte jederzeit etwas bitteres. Diese Bitterkeit hatte sie schon aus ihrer Kindheit. Es hatte sich nie um sie gedreht, ihre Eltern beachteten sie kaum, alles ging immer nur um ihre Schwester Lily. Die zauberhafte Lily mit guten Noten, einer tollen Ausstrahlung und Talent in allem außer Kochen. Dafür war das auch das einzige, was Petunia konnte. Als Lily dann nach Hogwarts eingeladen wurde, waren alle so begeistert deswegen und Petunia war so eifersüchtig. In den Sommerferien erzählte Lily alles, was sie gelernt hatte. Dinge schweben lassen, Zaubertränke gegen Grippe und Kaninchen aus Hüten machen. Ihre Eltern fanden das wundervoll, aber Petunia machte das Angst und mit jedem Jahr wurde die Angst größer und größer, während ihre Eltern um die bezaubernde Lily herumtanzten.

Jahre später, als Petunia schon verheiratet war, bekam sie einen Brief ihrer Schwester, die sich gefühlte Ewigkeiten nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Es ging um den kleinen Harry und die Angst um diesen. Die Bitte, auf den Jungen aufzupassen, wenn etwas passierte. Petunia hörte so viel Verzweiflung in dem Brief, dass sie ihn wagte mit ihrem Mann zu besprechen. Sie erklärte ihm, wer Lily war. Ihr Mann reagierte noch viel paranoider wie sie auf die Neuigkeit, Zauberer lebten unter ihnen. Er wollte die normalen Menschen dazu aufrufen, die Magier zu eliminieren, aber Petunia konnte ihm das ausreden.

Wochen später lag Klein-Harry vor ihrer Tür. Vernom war außer sich, er sperrte den Jungen vom ersten Moment an unter die Treppe, gab ihm nur das nötigste zu essen und zu trinken. Petunia beobachtete das vom ersten Moment an mit Grauen, schritt jedoch nie ein und kümmerte sich viel lieber um ihre kleinen Sohn, Dudley. Vernom zeigte dem Jungen, der es irgendwie geschafft hatte sprechen und laufen zu lernen, dass er nicht erwünscht war. Er schlug ihn und ließ ihn ihre Hausarbeit machen. Dafür konnte Petunia wieder arbeiten gehen und flüchtete den ganzen Tag vor dem Horror, dem in ihrem Haus ein kleines Kind angetan wurde. Zur Schule ging Harry nie, lesen und schreiben lernte er trotzdem. Keiner in der Nachbarschaft sah den Jungen oft genug, um an ihm etwas eigenartiges zu erkennen. Meistens war er im Haus und nur zur Gartenarbeit durfte er raus. Manchmal, wenn Harry sehr unartig war, musste er sogar in dem kleinen Gartenhaus schlafen und zu essen bekam er dann auch nie. Das war das erste Mal, dass Petunia dem kleinen Harry etwas zu essen gab, ohne dass ihr Mann es merkte. Sie konnte nicht ertragen, wie der kleine Junge so misshandelt wurde und hatte Angst vor seinem Tod.

Petunia wusste, dass sie das falsche tat. Ihr Mann war ein Tyrann. Doch manchmal, wenn Harry die ersten Zeichen für Magie zeigte, gab sie ihm recht, sperrte ihn ebenfalls weg. Wenn seine Wunden sich zu schnell schlossen, graute es ihr, aber selbst die Angst vor diesen Anzeichen konnten nicht ihren Unmut der Grausamkeit ihres Mannes gegenüber verdecken.
 

Teil 4: Verschleierung
 

Lily erwachte am Morgen allein. Ihr war kalt und sie fragte sich, wo James war. Dann setzten unangenehme Kopfschmerzen ein. Das Bett auf dem sie lag war hart und das Lacken nicht der Wollbezug, den James so liebte und sie nicht ausstehen konnte. Ganz ruhig Lily, sagte sie sich selbst, wo bist du hier?

Langsam kamen Erinnerungen an den Streit mit James zurück, sie war gegangen, um sich zu betrinken und in der Kneipe war Severus gewesen. Sie hatten geredet und sie hatte sich so gut wie schon lange nicht mehr gefühlt, aber dann? Der Barkeeper hatte zuviel nachgeschenkt, sie waren betrunken gewesen und irgendwann hatte Severus sie einfach nur komisch angestarrt und dann geküsst. Der Kuss war wundervoll gewesen, James hatte sie nie so geküsst und Severus hatte sie in eines der Zimmer gezerrt und dann...

Lily wurde rot um die Nase bei dem Gedanken an die Dinge, die Severus mit ihr getan hatte. Das war der beste Sex gewesen, den sie je gehabt hatte, selbst im betrunkenen Zustand. Eine Sache beunruhigte sie jedoch. Severus hatte sie gebissen, in den Hals und hatte ihr Blut getrunken. Das war einerseits irgendwie geil gewesen, aber es war ihr unheimlich. Sie fasste sich immer noch mit geschlossenen Augen dort hin, fand jedoch nichts weiter außer Haut. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein? Lily kräuselte die Stirn und öffnete endlich die Augen. Sie lag allein im Bett, Severus’ Seite war leer und kalt. Wann war er gegangen?

Lily setzte sich auf. Endlich kam ihr auch einmal der Gedanke, dass sie ihrem Mann betrogen hatte. Das hatte sie nie gewollt, aber es war ja auch nicht ihre Schuld. Severus hatte sie abgefüllt und dann weggeschleppt. Würde sie James davon erzählen? Diese Entscheidung war schnell getroffen. James würde nichts davon erfahren. Lily zog sich an und verließ das Hotel.

Wochen später war Lily beim Arzt, weil ihr ständig schlecht war. Sie erfuhr, dass sie schwanger war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht James’ Kind war. Als dieser davon erfuhr, sah er so glücklich aus. Ein Kind, er dachte, es wäre sein Kind. Lily ließ ihn in diesem Glauben. Sie hatte Angst von ihrem Mann verstoßen zu werden und zu Severus, von dem sie heimlich immer noch träumte, hatte sie seit dieser Nacht keinen Kontakt mehr gehabt. Von Bekannten, die sich manchmal mit den Malfoys unterhielt, hatte sie gehört, dass Severus und Lucius Todesser wären. So jemand würde nicht auf ihr Kind aufpassen, nicht der Vater von diesem sein. Wer wusste, wie viele Menschen Severus schon auf dem Gewissen hatte?

Aber es könnte auch James’ Kind sein. Dann wären alle Sorgen umsonst. Die neun Monate vergingen wie im Flug. Seit Lily und James von der Prophezeiung wussten, hatten sie beide Panik und Lily ging nur wenn nötig auf die Straße. Am Tag der Geburt war James gerade arbeiten, als Lily die Wehen bekam. Sie rief über das Flohnetz Poppy Pomfrey, die das Kind auf die Welt brachte. Als Lily das Kind das erste Mal sah, war sie kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Es war so schön mit den großen, grünen Augen und dem symmetrischen Gesicht. Aber es war nicht James’.

Sie musste Poppy erklären, wieso dieses Kind Severus’ war und gemeinsam legten sie einen Illusionszauber über das Baby. Erst dann wurde James gerufen.
 

Teil 5: Unwissenheit
 

Severus hasste Harry James Potter. Wenn er an dieses Kind dachte, dachte er an Sex zwischen Lily und James. Der Gedanke machte ihn krank und ekelte ihn. Wie konnte dieser Bastard es wagen, mit seiner Frau ein Kind zu zeugen?

Wenn Severus so dachte, ließ er oft in Gedanken aus, dass er selbst nichts getan hatte, um die Frau für sich zu gewinnen, aber selbst wenn er so tiefgründig ging, wurde es nicht besser. Wieso hatte der ach so tolle James Potter es nicht geschafft, seine Frau zu schützen? Und warum hatte sein verfluchtes Kind es geschafft, seinen Lord zu besiegen?

Das Kind hätte seiner Meinung nach sterben sollen, Lily hätte leben können. Der Lord hatte ihm versprochen, ihr eine Chance zu geben. Sie hatte sich ihm in den Weg gestellt, anstatt das Baby sterben zu lassen. Dieser Bastard war schuld, dass seine Lily tot war.

Nicht, dass er das nicht ändern würde. Wenn die Zeit dafür reif war, würde er Lily zurück aus dem Reich der Toten holen. Ein weiterer Vorteil als Vampir. Die Seelenpartner waren nicht wirklich tot, nur in einer Art Zwischenwelt gefangen und konnten jederzeit zurückgeholt werden. Doch Severus wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Er wollte seine Lily nicht im Krieg auferstehen lassen. Erst wenn Potter vom Lord getötet worden war und seine Frau nicht hinter ihm herrennen würde, so wie sie es schon mit James getan hatte, würde er ein Leben mit ihr holen können.

Doch dafür müsste auch der letzter der Familie Potter sterben.
 

Harry lächelte, als Hermine ihm noch ein Buch vor die Nase stellte. „Das wirst du auch lesen.“, entschied sie. Er sah auf den Buchdeckel. „Schildzauber und ihre Benutzung im Kampf“; eigentlich interessierte ihn anderes viel mehr, Geschichte fand er zum Beispiel richtig toll, aber er war schon so froh, dass er etwas lesen durfte. Wenn er Hermine und Ron damit glücklich machen konnte, dass er etwas über Schildzauber las, seinetwegen. Ron setzte sich neben ihn. „Ey, Alter, hast du schon die Zaubertränkeaufgaben fertig?“ Als Harry nickte, fuhr er fort: „Darf ich sie mir mal ausleihen?“

„Ja klar.“ Harry sah von dem Buch über Schildzauber auf und reichte Ron seine Lösungen.

„Aber Harry.“ Hermine sah ihn schräg von deiner Seite an. „Nicht so schlau tun in Zaubertränke. Einfach nur still sitzen und falsch beantworten.“

Harry zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“, murmelte er und las weiter.
 

Teil 6: Ausbruch
 

Harry war am Ende. Sirius, sein einziger Anker, war gestorben, weil er, typisch für ihn, einfach losgelaufen war ohne Nachzudenken. Er hatte ja sogar nachgedacht, aber im Endeffekt hatte die Panik ihn ergriffen. Hermine und Ron mieden ihn seit dem Tag im Ministerium, weil sie Angst hatten, er würde ihnen Unglück bringen. Harry wünschte sich jemanden zum Reden, aber er hatte keinen. Fred, George, Neville und Loona hatte er schon in der ersten Klasse mit seiner Naivität vergrault. Heute wusste er es besser. Er hätte sie niemals versetzen sollen, auch wenn sie Dinge über Ron und Hermine gesagt hatten, die ihn damals traurig gemacht hatten. Er hatte es nicht verstanden, warum hatten sich alle seine Freunde nicht verstehen können? Er war so froh gewesen, dass er so viele hatte.

Er fühlte sich verraten. Ron und Hermine hatten schon von Anfang des Schuljahres mit ihm gestritten, weil sie wollten, dass er weiter ruhig blieb im Unterricht, er aber seinen Abschluss schaffen wollte. Der Streit dauerte Ewigkeiten, bis Harry nur noch mit der DA beschäftigt war und für die beiden nicht mehr die Aufgaben machen konnte. Sie saßen die ganze Zeit in der Bibliothek, um ihr oder besser Harrys Level halten zu können. Währenddessen bemerkte Harry, dass er ohne sie viel besser dran war und verbrachte kaum noch Zeit mit ihnen. Seine Schulnoten wurden annehmbarer, auch wenn alle Lehrer der Meinung waren, dass er schummeln würde. So auch Snape.

Gerade in Zaubertränke arbeitete er besser denn je und das passte seinem Lehrer gar nicht in den Kopf. Dieser war der festen Überzeugung, ihn wieder klein kriegen zu können. Das Nachsitzen, zu dem er jetzt ging, war das zweite diese Woche. Harry schlenderte in die Kerker. Er war zu früh, aber es konnte immer sein, dass Malfoy ihm über den Weg lief und dann wäre er wieder spät dran. Snape war eh ein Thema für sich. Der Mann hasste ihn abgrundtief und Harry wusste nicht warum. Er kannte ihn seit 4 Jahren und in diesem 4 Jahren hatte er ihm nie etwas getan oder ein böses Wort über ihn verloren. Trotzdem war Snape ein Arsch ihm gegenüber. Harry wusste nicht, wie oft er schon bei diesem Nachsitzen musste und jedes mal waren es fiese Aufgaben, die er bewerkstelligen musste. Kessel putzen, ekelerregende Zutaten konservieren oder für den Unterricht vorbereiten. Er war Arbeit von den Dursleys gewohnt, aber Snape zog ihm dennoch den Boden unter den Füßen weg. Oft genug stand er wirklich kurz davor, einfach nicht zum Nachsitzen zu erscheinen, aber er wollte nicht noch mehr Ärger mit dem.

Als Harry vor dem Büro seines Hasslehrers stand, atmete er noch einmal tief durch und klopfte. „Herein.“, erklang es von innen und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betrat Harry einer seiner persönlichen Höllen. „Potter,“, der Name klang wie Gift aus Snapes Mund: „sie sind zu früh.“

„Tut mir leid, Sir.“, murrte Harry ärgerlich.

„Wissen sie, was es heißt, pünktlich zu sein, Potter?“, grollte Snape, beantwortete die Frage jedoch selbst: „Es bedeutet zur richtigen Zeit da zu sein, weder zu früh, noch zu spät. Pünktlich eben. Haben sie das ihre Eltern nie gelehrt? Ach ich vergaß, sie hatten leider nie die Zeit dafür. Wie tragisch.“ Snape grinste fies, als er beobachtete, wie Harrys Körper sich anspannte und er seine Fäuste ballte. „Da drüben sind Großmolche, die seziert werden müssen. Sie können sich gleich an die Arbeit machen.“ Harry nickte wortlos, innerlich verkrampft und setzte sich auf dem Stuhl an dem kleinen Tisch, an dem ein Haufen Molche und Gefäße für die Organe standen. Er nahm das Messer und schnitt den Bauch der Molche auf. Sofort kam ihm lilafarbene Flüssigkeit entgegen, die übel roch. Harry wendete den Kopf ab, atmete ein und wandte sich wieder dem leblosen Tier zu. Er spürte Snapes Blick auf sich, als er vorsichtig begann, das Tier auszuweiden. Das ist echt widerlich, dachte er. Aber er würde nicht ausrasten, er würde sich nicht beschweren. Snape würde ihn doch nur verspotten. Aber die Frage, wieso er ihn so hasste, war trotzdem irgendwie in Harrys Kopf. Vielleicht sollte er einfach mal fragen? Snape konnte ihn kaum mehr hassen.

Bevor ihn der Mut verlassen konnte, legte er das Messer weg und drehte sich zu seinem Lehrer, der sich mittlerweile auf den Aufsatz vor ihm konzentrierte. Er atmete tief durch. „Sir?“

Snape sah von dem Aufsatz auf, musterte ihn und verengte dann die Augen. „Haben sie vergessen, wie man Molche seziert, Potter?“, höhnte er.

„Nein.“ Harry biss sich auf die Unterlippe. „Ich hätte eine andere Frage.“

Snape beobachtete ihn einen Moment, in dem Harry nervös wurde. „Was wollen sie?“

Der Ton machte Harry unsicher, aber er konnte nun nicht mehr zurück. „Ich möchte wissen, warum sie mich so hassen.“

Snape starrte ihn verstört an und dann lachte er dunkel und kalt, sodass es Harry den Rücken runter lief. „Sie wagen es, mich das zu fragen?!“ Snapes Gesicht verzog sich in eine wütende Maske. „Sie haben doch keine Ahnung, Potter! Sie rennen durch das Schloss und denken, jeder liebt sie, nur weil sie der Retter der Zauberwelt sind!“

Harry runzelte die Stirn. „Hassen sie mich deswegen?“ So ein plausibler Grund konnte nicht dahinter stecken, oder?

Erschrocken wich er dem Kaffeepot aus, der in deine Richtung geflogen kam und starrte dann verstört auf Snape. „Du bist ein widerlicher Bastard, der es nicht verdient hat zu leben, Potter! Und ich wünschte, du wärst tot, bei dem arroganten Wichser, der sich deinen Vater schimpft!“

Das hatte gesessen. Harry atmete zitterig ein und aus, versuchte seine Tränen zurück zu halten. Ähnliche Worte hatte Onkel Vernom oft genug gegen ihn verwendet, aber er hatte gedacht, dass Snape, gerade Snape, der ihn in seinem Lieblingsfach – wenn man mal vom Sezieren absah – unterrichtete, ihn aus einem vernünftigem Grund hasste. Aber das hier tat weh. Vernom hatte ihn schon gehasst, weil er war wie er war und Snape war genauso. War er denn wirklich so wenig wert?

Snape dagegen starrte in die grünen Augen, in denen Tränen glitzerten. War er zu weit gegangen? Der Junge wusste doch nicht, warum er ihn nicht ausstehen konnte und da war eben jene Frage danach berechtigt gewesen. Er selbst hätte seinem Lehrer irgendwann das gleiche gefragt. Snape sah auf den Kaffee und den kaputten Pot, der über die Großmolche verstreut lag. Was wäre passiert, hätte er Potter erwischt? Er räusperte sich leise. „Potter..“

Der Junge unterbrach ihn mit zitteriger Stimme. „Ist schon okay.“ Er schluckte und atmete tief durch. „Sir könnten wir das Nachsitzen auf einen anderen Tag verlegen?“

Snape starrte ihn an. „Morgen, gleiche Uhrzeit und seien sie pünktlich.“

Harry nickte. „Danke.“ Er flüchtete aus dem Büro.

Lichtblicke


 

Kapitel 2: Lichtblicke

Teil 1: Eine zweite Chance
 

Harry saß allein am See, wo er früher mit Neville, Fred, George und Loona gesessen hatte und hing seinen Gedanken nach. Er war immer noch aufgewühlt wegen Snape, aber langsam machte sich Müdigkeit in seinem Geist breit. Er war müde, ja.

Die Dinge, die ihm in diesem Jahr passiert waren, forderten nun ihren Tribut. Er vermisste Sirius, mit dem hätte er über Snape reden können. Sein Pate hätte ihm gesagt, dass Sniffelius unrecht hatte und dass er nicht auf diesen hören sollte. Er wollte einen Ratschlag von Loona, die ihr wieder etwas über seltsame, unsichtbare Tiere erzählt hätte. Fred und George hätten ihm versprochen, als Rache Snape einen bösen Streich zu spielen und Neville wäre verständnisvoll gewesen. Die kurze Zeit, die er mit seinen ehemaligen Freunden in der DA verbracht hatte, war so schön gewesen.

Nachdenklich blickte Harry auf den See, wo grade der Kraken seine Tentakeln zeigte. Irgendwann im dritten Schuljahr hatte Sprout, ihre Kräuterkundelehrerin, ihnen erzählt, dass es im See viele seltene Kräuter gab, die vom Kraken bewacht wurden. Die Kräuter waren genau die gewesen, die mit den Schiffchen aus dem See aufgetaucht waren, damals, in seinem ersten Schuljahr. Aber das war für Harry schon lange her, er kam sich vor wie ein einsamer, alter Mann, der über gute, alte Zeiten nachdachte.

Er wollte zu seinen Eltern, James hätte Snape verprügelt, wüsste er, was dieser über ihn und Harry gesagt hatte. Lily hätte wahrscheinlich..

Harry lehnte sich an den Baum, bei dem er saß und runzelte die Stirn. Wie stand eigentlich Snape zu seiner Mutter? Das würde er wohl nie herauskriegen, Snape danach zu fragen, überhaupt jemals wieder etwas zu fragen, bereitete ihm Panik. Er wollte solche Worte weder über sich noch über seinen Vater hören. Deswegen hatte er auch Angst vor dem Nachsitzen am nächsten Tag. Am liebsten wollte er Snape nie wieder sehen, sich vor diesem im Gebüsch oder in Geheimgängen verstecken, nur damit er dessen Hass nicht mehr zu spüren bekam.

Er sah auf, als er Schritte hörte. Neville, Fred, George und Loona standen vor ihm und sahen ihn nichtssagend an. „He.“, murmelte er: „Ähm.. Ist das noch euer Platz? Soll ich gehen?“ Er stand auf, wurde aber von Fred aufgehalten.

„Setz dich, Harry.“ Der Junge, der lebt, zögerte kurz, setzte sich dann aber wieder und starrte die anderen mit großen Augen an.

„Du bist der.. dümmste, naivste und blauäugigste Kerl, den wir kennen.“, begann George.

„Wir haben dir gesagt, dass die beiden dich fallen lassen und du hast nicht auf uns gehört.“, sagte Fred.

„Und jetzt liegst du auf dem Boden, weil du keinen hattest, der dich gefangen hätte.“ Loona fixierte ihn mit einem ernsten Blick, der für sie nicht normal war. Dennoch klang ihre Stimme verträumt, wie aus einer anderen Welt.

„Platsch.“ Neville machte ein Bewegung mit beiden Händen Richtung Boden.

„Hoffentlich bist du unten hart aufgekommen, damit du deine Lektion gelernt hast.“ Fred sah ihn wie Molly es tat, wenn sie böse war, an und Harry schrumpfte unter seinen Blicken zusammen.

„Aber, wir Weasleys sind ja für unsere Großzügigkeit bekannt.“ George sah arrogant drein und wirkte wie Malfoy.

„Jedenfalls der Großteil ihrer Familie.“, murmelte Neville und wurde von beiden böse angesehen. „Was?“, fragte er grinsend nach.

„Korrektur, wir sind für unsere Großzügigkeit bekannt und deswegen haben wir und unsere beiden Anhängsel“, Fred grinste frech, als er von Neville ein „He!“ hörte und Loona nur vor sich hinsummte, „entschieden, dir eine zweite Chance zu geben.“

Harrys Augen wurden, wenn überhaupt möglich, noch größer. Dann fingen sie an zu leuchten wie sie es lange nicht mehr getan hatten. „Wirklich?“, hauchte er fassungslos.

„Jo.“ Fred grinste schief und George fuhr fort: „Irgendwer muss dich ja vom Boden aufsammeln.“

„Das ist... echt nett. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke.“ Harry strahlte sie an, klappte mit dem Mund auf und zu wie ein Fisch. Er hatte so viel zu sagen, aber er wusste nicht wie. Da setzte sich Loona neben ihm und umarmte ihn auf ihre kindliche Art und Weise. „Also ich hab dich vermisst.“, grinste sie.

Harry lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Ich euch auch.“, flüsterte er gerührt.

Neville trat zu ihnen und umarmte sie beide. „Du wirst mich aber jetzt ja nicht auf die Stirn küssen.“, drohte er, als Fred und George zu dem Bündel stießen. Einen Moment genossen alle die Umarmung, bis Harry zwei Hände an seinen Seiten spürte und anfing zu kichern, als er durchgekitzelt wurde.

„Hört auf, bitte.“, lachte er, während ihn Fred und George weiter folterten.

„Strafe muss sein, Harrylein.“, flötete Loona und küsste Neville ganz nebenbei auf die Wange, was diesen rot werden ließ. Die anderen bemerkten davon jedoch nichts. Harry stand auf und lief lachend einige Schritte zurück – und damit mitten in den See, wo erst seine Füße nass wurden, er sich an einem Stein stieß und dann der Länge nach ins Wasser fiel. Alle lachten, als er pustend wieder an die Oberfläche kam. Das Lachen hörte jedoch auf, als sich ein Tentakel um Harrys Bauch schlang. „Was soll das?!“, rief dieser schockiert. Er begann zu zappeln wie ein Fisch an der Angel, doch der Tentakel war zu stark und an seinen Zauberstab kam er nicht ran. Im nächsten Moment zog ihn der Arm des Kraken hinunter in die Tiefsee. „Nicht..“, schaffte er noch zu keuchen.
 

Teil 2: Der Vollerbe
 

Unter Wasser bekam er keine Luft mehr, ein paar Sekunden konnte er sie noch anhalten, doch dann musste er atmen. Als er keine Luft bekam, zappelte er nur noch mehr. Im nächsten Moment wurde ihm ein Kraut gegen den Mund gehalten und als er es im Mund hatte, erkannte er den süßlich-bitteren Geschmack von Dianthuskraut. (http://www.harrypotterwiki.de/wiki/Dianthuskraut) Er schluckte das Zeug und sofort begannen ihm Kiemen zu wachsen. Es tat ziemlich weh, aber Harry war erleichtert, als er endlich wieder Sauerstoff in den Körper bekam. Der Tentakel, der das Kraut in seinen Mund gestopft hatte, zog sich zurück, aber der um seinen Bauch blieb, während der Kraken ihn tiefer und tiefer in den See zog. Dann war der Abgrund zu sehen und Harry wollte schon erleichtert seufzten, als eine Spalte im Boden in sein Blickfeld kam und der Kraken genau dort hinein schwamm. Erstaunt bemerkte Harry, wie die Unterwasserwelt sich immer mehr veränderte. Es gab keine Fische, jedenfalls sah er keine, aber dafür Kräuter, die sich auf den Steinen um ihn herum gepflanzt hatten. Einige leuchteten sogar, sodass Harry sich gut umsehen konnte. Er konnte Kräuter wiedererkennen, aus den Booten, die er damals bekommen hatte, oder dem Unterricht mit Sprout oder Snape. Sie waren alle samt selten und schön, einige mit den verrücktesten Farben wie pink oder blau. Harry hatte so etwas nie gesehen. Dann kam der Boden des Kraters in Sicht. Er riss erstaunt die Augen auf, als er eine Art Schloss sah. Es war ganz blau und hatte Ausgänge nur nach oben, dafür gab es kein Dach. Es gab eine Menge Fenster, aber auch nur nach oben. Die Kräuter ließen das blau schummerig wirken und Harry sah einige Türme, die hoch und dünn waren. Diese hatten auch Fenster zu den Seiten. Der Kraken schwamm zum Haupteingang des Schlosses, er war das größte Tor, was Harry sehen konnte. Er ließ den Jungen los, führte ihn mit seinen Tentakeln durch das Tor, schwamm selbst aber nicht hinein. Harry erkannte auch sofort warum. Innerhalb des Schlosses war Luft, die Kiemen, die er mit Hilfe des Dianthuskrautes hatte, waren irgendwie verschwunden, obwohl die Wirkung dessen eine Stunde hielt. Der Boden, auf dem er stand, war schwarzer, polierter Marmor. Harry konnte darin sein Spiegelbild sehen, so sauber war er. Der Raum war breit, aber mehr länglicher und die an den Wänden wuchsen immer noch Kräuter, die den Gang beleuchteten. „Hallo?!“, rief Harry, bekam jedoch keine Antwort. Er ging den Gang entlang, bis er vor einer großen Holztür ankam. Er sah sich um, doch niemand war zu sehen. Also stemmte er seinen Körper gegen die Holztür, die mit einem lauten Rumpeln aufging. Drinnen sah es ganz anders aus als im Gang. Der Raum war riesig, mindestens so groß wie die große Halle. Die Wände und der Boden waren aus Gold und glänzten im Schein der Fackel, die an den Wänden hingen. Vor Harry breitete sich ein langer, roter Teppich aus, den er nach zögern lang ging. Er führte ans andere Ende der Halle.

Harry kniff die Augen zusammen, als er einen goldenen Sitz sah, der sich am Ende des Teppichs auf eben diesem stand. Er lief vor das edle Möbelstück. Es war ein goldener Thron mit roten Polstern an der Rückenlehne und auf der Sitzfläche. An allen Ecken und Seiten war das Gold verschnörkelt. Der Junge, ging um den Thron und fuhr dabei über die Armlehnen. Erschrocken zuckte er zurück, als er sah, dass dort, wo er den Thron berührt hatte, sich dessen Farbe in smaragdgrün veränderte. Harry starrte auf die Stelle, dann auf seine Hand, dann wieder auf den Farbfleck. Wie hatte er das gemacht?

Er tippte mit einem seiner Finger eine andere Stelle des Stuhls an, die sich ebenfalls grün färbte. Harry fuhr mit seiner Hand über die Rückenlehne, ging um den Stuhl herum und überall dort, wo er ihn berührte, färbte er sich grün. Harry stand nun vor dem Thron und begann damit, auf dem Polster, welches sich jedoch silbern färbte, einige Schlingenlinien zu malen. Er runzelte die Stirn und bevor er darüber nachdenken konnte, hatte er sich schon in den Stuhl gesetzt.

Ein Ruck ging durch die Wände als er dies tat. Die goldene Schicht auf den Wänden bröckelte ab und gab eine silberne frei. Selbst von den Decken fiel es hinunter und der ganze Saal war nach wenigen Sekunden, in dem es Gold von der Decke und den Wänden regnete, von einer glitzernden Schicht bedeckt. Harry sah auf die Lehne des Throns. Er war ebenfalls silbern geworden. Der einst rote Teppich, den er auf dem Weg zum Thron gegangen war, war nun smaragdgrün. „Wow..“, flüsterte Harry. Er bewegte seinen Kopf leicht, während er sich umsah. Dabei fielen ihm Goldstückchen ins Gesicht, die aus seinen Haaren kamen. Er schüttelte seinen Kopf und fuhr mit seinen Händen durch sein Haar, um den Goldstaub herauszukriegen. Als er damit fertig war, erschreckte er sich beinahe zu Tode, als ein Mann vor ihm stand. Er hatte schwarz-braunes, welliges Haar, welches ihm bis zu den Schultern ging und blasse Haut. Sein Gesicht war hart, er hatte ein spitzes Kinn und dünne Lippen. Seine grünen, harten Augen bohrten sich in Harrys. „Wer bist du, Junge?“, knurrte er dunkel und dem Jungen, der lebt, lief ein Schauer über den Rücken.

„Harry.“, brachte er gerade so heraus.

Der Mann zog beide Augenbrauen hoch. „Hast du auch einen Nachnamen, junger Harry?“

„Potter, Sir.“ Harry erinnerte der Mann an Snape, deshalb fiel ihm diese Frage auch schwer. „Wer sind sie?“

„Mein Name ist Salazar Slytherin.“ Der Mann grinste, als er Harrys entgeistertes Gesicht sah. „Ich bin seit über tausend Jahren hier unten gefangen und warte auf den nächsten Vollerben, aber nun hat das Warten ein Ende.“

„Vollerben?“ Harry sah ihn mit großen, fragenden Augen an wie ein naives Kind.

Salazar schnalzte. „Du hast noch eine Menge zu lernen, Harry Potter.“

Harry runzelte die Stirn. „Wer sagt mir, dass sie nicht lügen?“

Salazar warf ihm einen bösen Blick zu und Harry wusste, dass er die Frage bereuen würde. „Überlegen wir doch mal zusammen. Ein Kraken, der seit der Bauung Hogwarts in dem See lebt, zieht dich mit einem Tentakel in eben diesen. Er gibt dir Dianthuskraut, damit du unter Wasser atmen kannst, anstatt dich fressen. Dann bringt er dich in dieses Unterwassergebäude. Sobald du irgendetwas anfasst, verändert dieses die Farbe, rein zufällig in grau und grün, die Farben des Hauses Slytherin.“ Salazars Blick wurde sanfter. „Wenn ich dir sage, Harry Potter, dass ich Salazar Slytherin bin, dann glaube mir das. Du bist einer meiner Nachfahren und ich habe keinen Grund, dich zu belügen.“

„Außer es ist eine Falle.“ Harry starrte Salazar misstrauisch an. „Können Sie mir beweisen, dass sie Salazar Slytherin sind?“

„Wieso sollte ich es nicht sein?“, blaffte dieser ihn an.

Harrys Augen formten sich zu schlitzen und er zog seinen Zauberstab. „Weil es unmöglich sein kann, dass ich mit Salazar Slytherin verwandt bin. Die Potters sind verwandt mit Godric Griffindor, aber nicht mit Slytherin und meine Mutter war eine Muggelgeborene.“

Slytherin starrte ihn kalt an. „Dann verschweigen dir deine Eltern etwas, junger Potter. Ich schlage ein Gespräch mit diesem vor, aber das ist nicht meine Aufgabe.“

„Ich werde sie fragen, wenn ich tot bin, keine Sorge.“, zischte Harry und sprang aus dem Thron auf. „Wie komme ich hier weg?“

„Indem ich dem Kraken sage, dass er dich wieder hoch bringt.“ Salazar grinste. „Doch vorher möchte ich dir etwas geben. Folge mir.“ Er ging elegant und hochnäsig, wie ein Slytherin nur konnte, zu einer Seitentür, die Harry vorher nicht aufgefallen war. „Wenn du mir nicht folgst, wirst du niemals zurückkehren können!“, rief er Harry zu und öffnete die Tür. Harry zögerte kurz und folgte ihm. Sie liefen durch einen dunklen Gang, der nur von Fackeln beleuchtet wurde. Die Wände waren kalter Stein, auf dem Boden war ein grüner Teppich ausgelegt. „Wieso hat sich der Saal silbern gefärbt?“, fragte er neugierig.

„Es geht darum, welcher Teil im Vollerben am meisten hervorsticht.“

„Und das soll Slytherin sein?“ Harry zog beide Augenbrauen hoch.

„Vielleicht hat das noch niemand entdeckt, selbst du nicht.“ Salazar machte halt am Ende des Ganges an einer dunkelbraunen Holztür halt. Er öffnete diese schwungvoll. Harry sah sich staunend um. Überall waren Bücher und noch mehr Bücher in Regalen gestapelt. Die Buchrücken waren rot, grün, blau und schwarz und gaben dem Raum, von dem Harry die Ausmaße nicht abschätzen konnte, etwas buntes. „Das, junger Harry Potter, ist die Bibliothek des Wissens.“ Salazar trat in den Raum und Harry folgte ihm. „Hier steht jedes Buch, welches von einem Schulleiter Hogwarts angefasst wurde, angefangen bei uns Gründern.“ Er führte Harry zu einem Regal und zog eines der dicksten Bücher am Anfang des Regals hinaus. „In diesem Buch stehen alle Gesetze, die momentan in Hogwarts gültig sind. Das Buch ändert die passende Stelle automatisch, sobald ein Gesetz verändert oder hinzugefügt wird. Ich möchte, dass du es an dich nimmst.“

„Wozu geben Sie mir das?“, fragte Harry. „In den Händen des Schulleiters ist es doch sehr viel besser aufgehoben.“

Salazar legte das Buch in seinen Händen auf einen Tisch und setze sich auf den Stuhl davor. Harry setzte sich ihm gegenüber. „Weißt du, wie die Schulleiter von Hogwarts bestimmt werden?“, fragte der Gründer.

„Durch das Ministerium.“, antwortete Harry.

„Das ist richtig, aber das war von uns Gründern so nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte Godric’s Sohn Victor die Schule weiterleiten, aber das Ministerium mischte sich ein. Sie behaupteten, dass Victor nur ein Viertel Hogwarts gehörte und er damit kein Recht hätte, die Schule zu leiten, keiner unserer Kinder das Recht hätte. Sie wollten sich auf einen gemeinsamen Schulleiter einigen, aber jeder von ihnen wollte es sein. Nach jahrelangem Kampf bestimmte das Ministerium einen Schulleiter. Ab dort blieb diese Regelung, obwohl ich nicht damit einverstanden bin – und hier kommst du ins Spiel.“ Er sah Harry in die Augen. „Du, als Vollerbe, hast das erste Mal seit dem Tod der anderen Gründer und meinem Verschwinden den Anspruch, der nächste Schulleiter zu sein.“

Harrys Augen weiteten sich. „Ich?“, hauchte er.

„Genau und ich will, dass du deine Bestimmung, dein Erbe und deine Zukunft annimmst.“

„Aber ich habe doch keine Ahnung von so etwas.“, murmelte der Junge, der lebt.

„Dazu bekommst du dieses Buch und nicht nur dieses.“ Salazar sah ihn musternd an. „Die ganze Bibliothek war einst dazu da, unseren Erben bei der Leitung unserer Lebenswerkes zu unterstützen, aber seit über 1000 Jahren wurde sie von keinem außer mir angerührt. Wenn du dich dazu entschließt, dass du, sobald du deine Schullaufbahn beendet hast, die Schule leitest, wirst du hier her freien Eintritt haben.“

Harry biss sich auf die Unterlippe. „Sicher, dass ich der Vollerbe bin? Meine Eltern..“

„Der Kraken hätte dich nicht ausgewählt, wenn du es nicht wärst. Außerdem spüre ich, dass wir verwandt sind, auch wenn du nicht mein Erbe bist.“ Salazar runzelte die Stirn. „Kennst du meinen anderen Nachfahren?“

Harry starrte ihn einen Moment an. „Ja.“, sagte er leise: „Wir sind Feinde. Er hat meine Eltern getötet, als ich ein kleines Kind war.“

Salazar schnalzte. „Das wird er bereuen.“

Harry sagte nichts dazu. Er wollte niemanden töten, aber dennoch würde der Tod seiner Eltern nicht ungerächt bleiben. Schon allein deswegen, weil er der einzige war, der Voldemort töten konnte.

„Nun, Harry Potter.“ Salazar starrte ihn wieder aus seinen grünen Augen an. „Wirst du dein Erbe annehmen?“

Harry dachte an das Schloss, in dem er sich zu Hause fühlte, dachte an die ungerechten Dinge, die in diesem passierten, dachte an Schüler und Unterricht, dachte an die Geheimgänge und an den Wald, dachte an die Lehrer, die ihm zum Teil ans Herz gewachsen waren, dachte an die unvergleichliche Aussicht, die man von der Plattform des Astronomieturms hatte und dachte an Salazar, der ihn eindringlich anstarrte. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte dann, erst langsam, dann schneller. „Ja, ich werde es annehmen.“

Ein Lächeln erhellte das griesgrämige Gesicht des Gründers, als er ihm das Buch mit den Gesetzen hinschob. „Nimm es.“, flüsterte der Gründer. Sobald Harry das Buch ergriffen hatte, ging ein Ruck durch alles um ihn herum. Wie eine Welle verbreitete sich die Magie von ihnen ausgehend in alle Ecken, durch die Wände, die Erde, das ganze Schloss und noch weiter. Harry blinzelte, als er sah, wie Salazar sich langsam auflöste. „Danke..“, hauchte er und war dann verschwunden.

„Was zum..?“ Harry starrte auf den Punkt, an dem bis vor wenigen Sekunden noch Salazar Slytherin gesessen hatte. Er sah auf das alte Buch vor ihm und schlug die erste Seite auf. Das Siegel von Hogwarts war in der Mitte des Blattes und Harry starrte die verschiedenen Farben einen Moment an, ehe er weiter blätterte und sah sich dann das Inhaltsverzeichnis an. So viele Oberkategorien hatte normalerweise keine Hausordnung. Harry hatte als keines Kind manchmal eben diese für Dudley, der böse Dinge getan hatte, abschreiben müssen und erinnerte sich an das auf beiden Seiten bedruckte Papier, aber das war gar kein Vergleich!

Er fuhr vorsichtig über das weiße, glatte Papier und schlug dann das Buch zu. Wäre es schlimm, wenn er das Buch hier lassen würde? Ihm wurde mulmig, als er daran dachte, wie alle das Buch betatschen wollen würden und wie nett Ron und Hermine erneut zu ihm wären. Ihr Streit würde ihnen ja so leid tun. Er trug das Buch in den Thronsaal, wo er es auf den Stuhl legte. Ja, so kam ihm das richtig vor. Harry ging zurück in den ersten Flur, aus dem er zuerst gekommen war. Die Kräuter leuchteten auf ihn hinab und er als er seinen Blick auf die gläserne Decke richtete, sah er den Kraken immer noch auf ihn warten. Harry stellte sich über den Ausgang. Keine Sekunde später bemerkte er, wie sich ein Tentakel um seinen Körper schlang und er zurück ins Nass gezogen wurde.
 

Teil 3: Unruhe

Kapitel 2: Lichtblicke
 

Teil 1: Eine zweite Chance
 

Harry saß allein am See, wo er früher mit Neville, Fred, George und Loona gesessen hatte und hing seinen Gedanken nach. Er war immer noch aufgewühlt wegen Snape, aber langsam machte sich Müdigkeit in seinem Geist breit. Er war müde, ja.

Die Dinge, die ihm in diesem Jahr passiert waren, forderten nun ihren Tribut. Er vermisste Sirius, mit dem hätte er über Snape reden können. Sein Pate hätte ihm gesagt, dass Sniffelius unrecht hatte und dass er nicht auf diesen hören sollte. Er wollte einen Ratschlag von Loona, die ihr wieder etwas über seltsame, unsichtbare Tiere erzählt hätte. Fred und George hätten ihm versprochen, als Rache Snape einen bösen Streich zu spielen und Neville wäre verständnisvoll gewesen. Die kurze Zeit, die er mit seinen ehemaligen Freunden in der DA verbracht hatte, war so schön gewesen.

Nachdenklich blickte Harry auf den See, wo grade der Kraken seine Tentakeln zeigte. Irgendwann im dritten Schuljahr hatte Sprout, ihre Kräuterkundelehrerin, ihnen erzählt, dass es im See viele seltene Kräuter gab, die vom Kraken bewacht wurden. Die Kräuter waren genau die gewesen, die mit den Schiffchen aus dem See aufgetaucht waren, damals, in seinem ersten Schuljahr. Aber das war für Harry schon lange her, er kam sich vor wie ein einsamer, alter Mann, der über gute, alte Zeiten nachdachte.

Er wollte zu seinen Eltern, James hätte Snape verprügelt, wüsste er, was dieser über ihn und Harry gesagt hatte. Lily hätte wahrscheinlich..

Harry lehnte sich an den Baum, bei dem er saß und runzelte die Stirn. Wie stand eigentlich Snape zu seiner Mutter? Das würde er wohl nie herauskriegen, Snape danach zu fragen, überhaupt jemals wieder etwas zu fragen, bereitete ihm Panik. Er wollte solche Worte weder über sich noch über seinen Vater hören. Deswegen hatte er auch Angst vor dem Nachsitzen am nächsten Tag. Am liebsten wollte er Snape nie wieder sehen, sich vor diesem im Gebüsch oder in Geheimgängen verstecken, nur damit er dessen Hass nicht mehr zu spüren bekam.

Er sah auf, als er Schritte hörte. Neville, Fred, George und Loona standen vor ihm und sahen ihn nichtssagend an. „He.“, murmelte er: „Ähm.. Ist das noch euer Platz? Soll ich gehen?“ Er stand auf, wurde aber von Fred aufgehalten.

„Setz dich, Harry.“ Der Junge, der lebt, zögerte kurz, setzte sich dann aber wieder und starrte die anderen mit großen Augen an.

„Du bist der.. dümmste, naivste und blauäugigste Kerl, den wir kennen.“, begann George.

„Wir haben dir gesagt, dass die beiden dich fallen lassen und du hast nicht auf uns gehört.“, sagte Fred.

„Und jetzt liegst du auf dem Boden, weil du keinen hattest, der dich gefangen hätte.“ Loona fixierte ihn mit einem ernsten Blick, der für sie nicht normal war. Dennoch klang ihre Stimme verträumt, wie aus einer anderen Welt.

„Platsch.“ Neville machte ein Bewegung mit beiden Händen Richtung Boden.

„Hoffentlich bist du unten hart aufgekommen, damit du deine Lektion gelernt hast.“ Fred sah ihn wie Molly es tat, wenn sie böse war, an und Harry schrumpfte unter seinen Blicken zusammen.

„Aber, wir Weasleys sind ja für unsere Großzügigkeit bekannt.“ George sah arrogant drein und wirkte wie Malfoy.

„Jedenfalls der Großteil ihrer Familie.“, murmelte Neville und wurde von beiden böse angesehen. „Was?“, fragte er grinsend nach.

„Korrektur, wir sind für unsere Großzügigkeit bekannt und deswegen haben wir und unsere beiden Anhängsel“, Fred grinste frech, als er von Neville ein „He!“ hörte und Loona nur vor sich hinsummte, „entschieden, dir eine zweite Chance zu geben.“

Harrys Augen wurden, wenn überhaupt möglich, noch größer. Dann fingen sie an zu leuchten wie sie es lange nicht mehr getan hatten. „Wirklich?“, hauchte er fassungslos.

„Jo.“ Fred grinste schief und George fuhr fort: „Irgendwer muss dich ja vom Boden aufsammeln.“

„Das ist... echt nett. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke.“ Harry strahlte sie an, klappte mit dem Mund auf und zu wie ein Fisch. Er hatte so viel zu sagen, aber er wusste nicht wie. Da setzte sich Loona neben ihm und umarmte ihn auf ihre kindliche Art und Weise. „Also ich hab dich vermisst.“, grinste sie.

Harry lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Ich euch auch.“, flüsterte er gerührt.

Neville trat zu ihnen und umarmte sie beide. „Du wirst mich aber jetzt ja nicht auf die Stirn küssen.“, drohte er, als Fred und George zu dem Bündel stießen. Einen Moment genossen alle die Umarmung, bis Harry zwei Hände an seinen Seiten spürte und anfing zu kichern, als er durchgekitzelt wurde.

„Hört auf, bitte.“, lachte er, während ihn Fred und George weiter folterten.

„Strafe muss sein, Harrylein.“, flötete Loona und küsste Neville ganz nebenbei auf die Wange, was diesen rot werden ließ. Die anderen bemerkten davon jedoch nichts. Harry stand auf und lief lachend einige Schritte zurück – und damit mitten in den See, wo erst seine Füße nass wurden, er sich an einem Stein stieß und dann der Länge nach ins Wasser fiel. Alle lachten, als er pustend wieder an die Oberfläche kam. Das Lachen hörte jedoch auf, als sich ein Tentakel um Harrys Bauch schlang. „Was soll das?!“, rief dieser schockiert. Er begann zu zappeln wie ein Fisch an der Angel, doch der Tentakel war zu stark und an seinen Zauberstab kam er nicht ran. Im nächsten Moment zog ihn der Arm des Kraken hinunter in die Tiefsee. „Nicht..“, schaffte er noch zu keuchen.
 

Teil 2: Der Vollerbe
 

Unter Wasser bekam er keine Luft mehr, ein paar Sekunden konnte er sie noch anhalten, doch dann musste er atmen. Als er keine Luft bekam, zappelte er nur noch mehr. Im nächsten Moment wurde ihm ein Kraut gegen den Mund gehalten und als er es im Mund hatte, erkannte er den süßlich-bitteren Geschmack von Dianthuskraut. (http://www.harrypotterwiki.de/wiki/Dianthuskraut) Er schluckte das Zeug und sofort begannen ihm Kiemen zu wachsen. Es tat ziemlich weh, aber Harry war erleichtert, als er endlich wieder Sauerstoff in den Körper bekam. Der Tentakel, der das Kraut in seinen Mund gestopft hatte, zog sich zurück, aber der um seinen Bauch blieb, während der Kraken ihn tiefer und tiefer in den See zog. Dann war der Abgrund zu sehen und Harry wollte schon erleichtert seufzten, als eine Spalte im Boden in sein Blickfeld kam und der Kraken genau dort hinein schwamm. Erstaunt bemerkte Harry, wie die Unterwasserwelt sich immer mehr veränderte. Es gab keine Fische, jedenfalls sah er keine, aber dafür Kräuter, die sich auf den Steinen um ihn herum gepflanzt hatten. Einige leuchteten sogar, sodass Harry sich gut umsehen konnte. Er konnte Kräuter wiedererkennen, aus den Booten, die er damals bekommen hatte, oder dem Unterricht mit Sprout oder Snape. Sie waren alle samt selten und schön, einige mit den verrücktesten Farben wie pink oder blau. Harry hatte so etwas nie gesehen. Dann kam der Boden des Kraters in Sicht. Er riss erstaunt die Augen auf, als er eine Art Schloss sah. Es war ganz blau und hatte Ausgänge nur nach oben, dafür gab es kein Dach. Es gab eine Menge Fenster, aber auch nur nach oben. Die Kräuter ließen das blau schummerig wirken und Harry sah einige Türme, die hoch und dünn waren. Diese hatten auch Fenster zu den Seiten. Der Kraken schwamm zum Haupteingang des Schlosses, er war das größte Tor, was Harry sehen konnte. Er ließ den Jungen los, führte ihn mit seinen Tentakeln durch das Tor, schwamm selbst aber nicht hinein. Harry erkannte auch sofort warum. Innerhalb des Schlosses war Luft, die Kiemen, die er mit Hilfe des Dianthuskrautes hatte, waren irgendwie verschwunden, obwohl die Wirkung dessen eine Stunde hielt. Der Boden, auf dem er stand, war schwarzer, polierter Marmor. Harry konnte darin sein Spiegelbild sehen, so sauber war er. Der Raum war breit, aber mehr länglicher und die an den Wänden wuchsen immer noch Kräuter, die den Gang beleuchteten. „Hallo?!“, rief Harry, bekam jedoch keine Antwort. Er ging den Gang entlang, bis er vor einer großen Holztür ankam. Er sah sich um, doch niemand war zu sehen. Also stemmte er seinen Körper gegen die Holztür, die mit einem lauten Rumpeln aufging. Drinnen sah es ganz anders aus als im Gang. Der Raum war riesig, mindestens so groß wie die große Halle. Die Wände und der Boden waren aus Gold und glänzten im Schein der Fackel, die an den Wänden hingen. Vor Harry breitete sich ein langer, roter Teppich aus, den er nach zögern lang ging. Er führte ans andere Ende der Halle.

Harry kniff die Augen zusammen, als er einen goldenen Sitz sah, der sich am Ende des Teppichs auf eben diesem stand. Er lief vor das edle Möbelstück. Es war ein goldener Thron mit roten Polstern an der Rückenlehne und auf der Sitzfläche. An allen Ecken und Seiten war das Gold verschnörkelt. Der Junge, ging um den Thron und fuhr dabei über die Armlehnen. Erschrocken zuckte er zurück, als er sah, dass dort, wo er den Thron berührt hatte, sich dessen Farbe in smaragdgrün veränderte. Harry starrte auf die Stelle, dann auf seine Hand, dann wieder auf den Farbfleck. Wie hatte er das gemacht?

Er tippte mit einem seiner Finger eine andere Stelle des Stuhls an, die sich ebenfalls grün färbte. Harry fuhr mit seiner Hand über die Rückenlehne, ging um den Stuhl herum und überall dort, wo er ihn berührte, färbte er sich grün. Harry stand nun vor dem Thron und begann damit, auf dem Polster, welches sich jedoch silbern färbte, einige Schlingenlinien zu malen. Er runzelte die Stirn und bevor er darüber nachdenken konnte, hatte er sich schon in den Stuhl gesetzt.

Ein Ruck ging durch die Wände als er dies tat. Die goldene Schicht auf den Wänden bröckelte ab und gab eine silberne frei. Selbst von den Decken fiel es hinunter und der ganze Saal war nach wenigen Sekunden, in dem es Gold von der Decke und den Wänden regnete, von einer glitzernden Schicht bedeckt. Harry sah auf die Lehne des Throns. Er war ebenfalls silbern geworden. Der einst rote Teppich, den er auf dem Weg zum Thron gegangen war, war nun smaragdgrün. „Wow..“, flüsterte Harry. Er bewegte seinen Kopf leicht, während er sich umsah. Dabei fielen ihm Goldstückchen ins Gesicht, die aus seinen Haaren kamen. Er schüttelte seinen Kopf und fuhr mit seinen Händen durch sein Haar, um den Goldstaub herauszukriegen. Als er damit fertig war, erschreckte er sich beinahe zu Tode, als ein Mann vor ihm stand. Er hatte schwarz-braunes, welliges Haar, welches ihm bis zu den Schultern ging und blasse Haut. Sein Gesicht war hart, er hatte ein spitzes Kinn und dünne Lippen. Seine grünen, harten Augen bohrten sich in Harrys. „Wer bist du, Junge?“, knurrte er dunkel und dem Jungen, der lebt, lief ein Schauer über den Rücken.

„Harry.“, brachte er gerade so heraus.

Der Mann zog beide Augenbrauen hoch. „Hast du auch einen Nachnamen, junger Harry?“

„Potter, Sir.“ Harry erinnerte der Mann an Snape, deshalb fiel ihm diese Frage auch schwer. „Wer sind sie?“

„Mein Name ist Salazar Slytherin.“ Der Mann grinste, als er Harrys entgeistertes Gesicht sah. „Ich bin seit über tausend Jahren hier unten gefangen und warte auf den nächsten Vollerben, aber nun hat das Warten ein Ende.“

„Vollerben?“ Harry sah ihn mit großen, fragenden Augen an wie ein naives Kind.

Salazar schnalzte. „Du hast noch eine Menge zu lernen, Harry Potter.“

Harry runzelte die Stirn. „Wer sagt mir, dass sie nicht lügen?“

Salazar warf ihm einen bösen Blick zu und Harry wusste, dass er die Frage bereuen würde. „Überlegen wir doch mal zusammen. Ein Kraken, der seit der Bauung Hogwarts in dem See lebt, zieht dich mit einem Tentakel in eben diesen. Er gibt dir Dianthuskraut, damit du unter Wasser atmen kannst, anstatt dich fressen. Dann bringt er dich in dieses Unterwassergebäude. Sobald du irgendetwas anfasst, verändert dieses die Farbe, rein zufällig in grau und grün, die Farben des Hauses Slytherin.“ Salazars Blick wurde sanfter. „Wenn ich dir sage, Harry Potter, dass ich Salazar Slytherin bin, dann glaube mir das. Du bist einer meiner Nachfahren und ich habe keinen Grund, dich zu belügen.“

„Außer es ist eine Falle.“ Harry starrte Salazar misstrauisch an. „Können Sie mir beweisen, dass sie Salazar Slytherin sind?“

„Wieso sollte ich es nicht sein?“, blaffte dieser ihn an.

Harrys Augen formten sich zu schlitzen und er zog seinen Zauberstab. „Weil es unmöglich sein kann, dass ich mit Salazar Slytherin verwandt bin. Die Potters sind verwandt mit Godric Griffindor, aber nicht mit Slytherin und meine Mutter war eine Muggelgeborene.“

Slytherin starrte ihn kalt an. „Dann verschweigen dir deine Eltern etwas, junger Potter. Ich schlage ein Gespräch mit diesem vor, aber das ist nicht meine Aufgabe.“

„Ich werde sie fragen, wenn ich tot bin, keine Sorge.“, zischte Harry und sprang aus dem Thron auf. „Wie komme ich hier weg?“

„Indem ich dem Kraken sage, dass er dich wieder hoch bringt.“ Salazar grinste. „Doch vorher möchte ich dir etwas geben. Folge mir.“ Er ging elegant und hochnäsig, wie ein Slytherin nur konnte, zu einer Seitentür, die Harry vorher nicht aufgefallen war. „Wenn du mir nicht folgst, wirst du niemals zurückkehren können!“, rief er Harry zu und öffnete die Tür. Harry zögerte kurz und folgte ihm. Sie liefen durch einen dunklen Gang, der nur von Fackeln beleuchtet wurde. Die Wände waren kalter Stein, auf dem Boden war ein grüner Teppich ausgelegt. „Wieso hat sich der Saal silbern gefärbt?“, fragte er neugierig.

„Es geht darum, welcher Teil im Vollerben am meisten hervorsticht.“

„Und das soll Slytherin sein?“ Harry zog beide Augenbrauen hoch.

„Vielleicht hat das noch niemand entdeckt, selbst du nicht.“ Salazar machte halt am Ende des Ganges an einer dunkelbraunen Holztür halt. Er öffnete diese schwungvoll. Harry sah sich staunend um. Überall waren Bücher und noch mehr Bücher in Regalen gestapelt. Die Buchrücken waren rot, grün, blau und schwarz und gaben dem Raum, von dem Harry die Ausmaße nicht abschätzen konnte, etwas buntes. „Das, junger Harry Potter, ist die Bibliothek des Wissens.“ Salazar trat in den Raum und Harry folgte ihm. „Hier steht jedes Buch, welches von einem Schulleiter Hogwarts angefasst wurde, angefangen bei uns Gründern.“ Er führte Harry zu einem Regal und zog eines der dicksten Bücher am Anfang des Regals hinaus. „In diesem Buch stehen alle Gesetze, die momentan in Hogwarts gültig sind. Das Buch ändert die passende Stelle automatisch, sobald ein Gesetz verändert oder hinzugefügt wird. Ich möchte, dass du es an dich nimmst.“

„Wozu geben Sie mir das?“, fragte Harry. „In den Händen des Schulleiters ist es doch sehr viel besser aufgehoben.“

Salazar legte das Buch in seinen Händen auf einen Tisch und setze sich auf den Stuhl davor. Harry setzte sich ihm gegenüber. „Weißt du, wie die Schulleiter von Hogwarts bestimmt werden?“, fragte der Gründer.

„Durch das Ministerium.“, antwortete Harry.

„Das ist richtig, aber das war von uns Gründern so nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte Godric’s Sohn Victor die Schule weiterleiten, aber das Ministerium mischte sich ein. Sie behaupteten, dass Victor nur ein Viertel Hogwarts gehörte und er damit kein Recht hätte, die Schule zu leiten, keiner unserer Kinder das Recht hätte. Sie wollten sich auf einen gemeinsamen Schulleiter einigen, aber jeder von ihnen wollte es sein. Nach jahrelangem Kampf bestimmte das Ministerium einen Schulleiter. Ab dort blieb diese Regelung, obwohl ich nicht damit einverstanden bin – und hier kommst du ins Spiel.“ Er sah Harry in die Augen. „Du, als Vollerbe, hast das erste Mal seit dem Tod der anderen Gründer und meinem Verschwinden den Anspruch, der nächste Schulleiter zu sein.“

Harrys Augen weiteten sich. „Ich?“, hauchte er.

„Genau und ich will, dass du deine Bestimmung, dein Erbe und deine Zukunft annimmst.“

„Aber ich habe doch keine Ahnung von so etwas.“, murmelte der Junge, der lebt.

„Dazu bekommst du dieses Buch und nicht nur dieses.“ Salazar sah ihn musternd an. „Die ganze Bibliothek war einst dazu da, unseren Erben bei der Leitung unserer Lebenswerkes zu unterstützen, aber seit über 1000 Jahren wurde sie von keinem außer mir angerührt. Wenn du dich dazu entschließt, dass du, sobald du deine Schullaufbahn beendet hast, die Schule leitest, wirst du hier her freien Eintritt haben.“

Harry biss sich auf die Unterlippe. „Sicher, dass ich der Vollerbe bin? Meine Eltern..“

„Der Kraken hätte dich nicht ausgewählt, wenn du es nicht wärst. Außerdem spüre ich, dass wir verwandt sind, auch wenn du nicht mein Erbe bist.“ Salazar runzelte die Stirn. „Kennst du meinen anderen Nachfahren?“

Harry starrte ihn einen Moment an. „Ja.“, sagte er leise: „Wir sind Feinde. Er hat meine Eltern getötet, als ich ein kleines Kind war.“

Salazar schnalzte. „Das wird er bereuen.“

Harry sagte nichts dazu. Er wollte niemanden töten, aber dennoch würde der Tod seiner Eltern nicht ungerächt bleiben. Schon allein deswegen, weil er der einzige war, der Voldemort töten konnte.

„Nun, Harry Potter.“ Salazar starrte ihn wieder aus seinen grünen Augen an. „Wirst du dein Erbe annehmen?“

Harry dachte an das Schloss, in dem er sich zu Hause fühlte, dachte an die ungerechten Dinge, die in diesem passierten, dachte an Schüler und Unterricht, dachte an die Geheimgänge und an den Wald, dachte an die Lehrer, die ihm zum Teil ans Herz gewachsen waren, dachte an die unvergleichliche Aussicht, die man von der Plattform des Astronomieturms hatte und dachte an Salazar, der ihn eindringlich anstarrte. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte dann, erst langsam, dann schneller. „Ja, ich werde es annehmen.“

Ein Lächeln erhellte das griesgrämige Gesicht des Gründers, als er ihm das Buch mit den Gesetzen hinschob. „Nimm es.“, flüsterte der Gründer. Sobald Harry das Buch ergriffen hatte, ging ein Ruck durch alles um ihn herum. Wie eine Welle verbreitete sich die Magie von ihnen ausgehend in alle Ecken, durch die Wände, die Erde, das ganze Schloss und noch weiter. Harry blinzelte, als er sah, wie Salazar sich langsam auflöste. „Danke..“, hauchte er und war dann verschwunden.

„Was zum..?“ Harry starrte auf den Punkt, an dem bis vor wenigen Sekunden noch Salazar Slytherin gesessen hatte. Er sah auf das alte Buch vor ihm und schlug die erste Seite auf. Das Siegel von Hogwarts war in der Mitte des Blattes und Harry starrte die verschiedenen Farben einen Moment an, ehe er weiter blätterte und sah sich dann das Inhaltsverzeichnis an. So viele Oberkategorien hatte normalerweise keine Hausordnung. Harry hatte als keines Kind manchmal eben diese für Dudley, der böse Dinge getan hatte, abschreiben müssen und erinnerte sich an das auf beiden Seiten bedruckte Papier, aber das war gar kein Vergleich!

Er fuhr vorsichtig über das weiße, glatte Papier und schlug dann das Buch zu. Wäre es schlimm, wenn er das Buch hier lassen würde? Ihm wurde mulmig, als er daran dachte, wie alle das Buch betatschen wollen würden und wie nett Ron und Hermine erneut zu ihm wären. Ihr Streit würde ihnen ja so leid tun. Er trug das Buch in den Thronsaal, wo er es auf den Stuhl legte. Ja, so kam ihm das richtig vor. Harry ging zurück in den ersten Flur, aus dem er zuerst gekommen war. Die Kräuter leuchteten auf ihn hinab und er als er seinen Blick auf die gläserne Decke richtete, sah er den Kraken immer noch auf ihn warten. Harry stellte sich über den Ausgang. Keine Sekunde später bemerkte er, wie sich ein Tentakel um seinen Körper schlang und er zurück ins Nass gezogen wurde.
 

Teil 3: Unruhe
 

Jedes Jahr war es Aufgabe der Lehrer von dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste die Drittklässler herauszusuchen, die bei sich zu Hause misshandelt wurden. Es gab dabei einen ganz einfachen Trick, um dies herauszufinden. Eines der magischen Wesen, welches im Unterricht behandelt werden musste, war der Irrwicht und die Gegenüberstellung mit diesem. Jeder Lehrer dieses Fachs tat mit dem Jahrgang das gleiche. Zuerst kam das theoretische Wissen. Es wurde von Anfang an gesagt, dass alle dem Irrwicht begegnen müssen und der Tag wurde groß angekündigt. Entweder die Schüler, die misshandelt wurden, gingen zu Madame Pomfrey oder blieben einfach fern. So war es auch bei Remus Lupin. Er bekam von Dumbledore die Aufgabe, so zu handeln und jeden ferngebliebenen Schüler Snape zu melden. Dieser würde dann das Gespräch mit den Schülern suchen. „Wieso Snape?“, hatte Lupin gefragt. Dumbledore hatte ihm erklärt, dass die meisten misshandelten Kinder Slytherins waren und er aus Erfahrung wusste, dass diese nur einem von ihnen trauten. Remus hatte die Erklärung verstanden und akzeptiert.

Es waren nur drei Schüler, die dem Unterricht fern blieben, was Remus überraschte. Gerade in Slytherin hatte er mehr strenge Eltern erwartet – aber was ihn mehr überraschte war das Fernbleiben von Harry Potter.

Sein Magen rumorte, als er Snape die drei Namen nannte und dieser die Augenbrauen hochzog. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass Harry Potter von seinen Verwandten misshandelt wird, Lupin?“, raunte er dunkel. Remus sah ihm an, dass er viele Beleidigungen auf der Zunge hatte und er wählte seine nächsten Worte gut.

„Ich habe ein ungutes Gefühl.“, sagte er vorsichtig.

Snape schnalzte missbilligend und Remus seufzte. „Du kannst ihn ja mit dem Irrwicht konfrontieren.“, schlug der Werwolf vor: „Wenn ich Unrecht habe, dann ist es nicht schlimm.“

„Wieso konfrontierst du ihn nicht?“, zischte Snape zurück.

„Wenn du nichts dagegen hast..“

„Was sollte ich dagegen haben?“ Snape war mal wieder wütend. „Und jetzt entschuldige mich. Ich habe immerhin einen Trank für jemand bestimmten zu brauen.“ Remus nickte und ging. Er erzählte Sirius von seinem Bauchgefühl, doch der Flüchtling, der seit einigen Tagen in der Heulenden Hütte versteckt war, fand es genauso unwahrscheinlich wie Snape.

Remus war an dem Abend, an dem er Harry zu sich gebeten hatte, aufgeregt. Sein ungutes Gefühl war immer stärker und das nicht nur, weil es bald Vollmond sein würde. Sein Werwolf war stärker, sodass die Unruhe daher kommen konnte, dass eines seiner Rudelmitglieder in Gefahr war.

„Hallo, Harry.“ Remus lächelte beruhigend, als der Junge in sein Büro eintrat. Wie immer fiel ihm auf, dass dieser aussah wie James, nur hübscher. „Komm doch rein und setz dich.“

Der junge Griffindor sah ihn nichtssagend an und tat, was Remus gesagt hatte. „Sir.“, grüßte er knapp.

„Es geht um folgendes:“ Remus starrte den Jungen an und wusste, dass Severus die nächsten Worte an seiner Stelle anders, vielleicht besser gewählt hätte. „Ich hoffe, du hast noch im Kopf, was ich dir über den Irrwicht beigebracht habe?“ Harry nickte wortlos. „Weißt du, Harry, dieses magische Wesen ist im Lehrplan fest verankert und das hat auch einen Grund.“ Remus pausierte kurz. „Jedes Jahr bleiben Schüler weg von diesem Tag, weil sie Angst haben, dass ihr größtes Geheimnis gelüftet wird. Es geht dabei nicht um die Peinlichkeit der anderen Schüler, sondern darum, dass sie zu Hause nicht so behandelt werden, wie sie es sollten.“

Remus beobachtete, wie Harrys Gesicht sich verschloss und eine Maske der Neutralität entstand, mit der er nicht umgehen konnte und die ihn nervös machte. Remus fühlte sich weder an Lily noch an James erinnert und wusste nicht mehr, wen er vor sich hatte. „Sie glauben, dass meine Verwandten mich misshandeln, Sir?“ Die Worte waren kalt gesprochen.

Remus überlegte, was er antworten sollte. „Es ist reine Routine.“, sagte er vorsichtig.

„Meine Verwandten sind die großzügigsten Menschen, die es gibt. Sie haben mich aufgezogen wie ihren eigenen Sohn. Wie können sie es wagen.“ Remus fühlte sich wie gegen eine Wand geschlagen. Harry benahm sich wie ein Slytherin, er fühlte sich unweigerlich an Severus erinnert. „Ich finde es eine Frechheit, wie sie einfach so meinen Verwandten Dinge anhängen wollen.“ Harry stand wütend auf und lehnte sich über sein Pult. „Wenn das alles ist, was sie zu sagen haben, gehe ich jetzt und wir vergessen das ganze hier.“ Er wartete einen Moment und ging dann, rauschte davon wie Severus. Remus war bleich. Er wünschte sich, er hätte Severus überredet, mit Harry zu reden. Das Gespräch war anders in seiner Erwartung gelaufen. Harry hätte verlegen sein müssen, gerade zu peinlich berührt. Er hätte die Angst vor Spinnen, vor Voldemort oder sonst was gesehen, sie hätten sich unterhalten und alles wäre gut gewesen, aber das?

Remus schüttelte sich und lehnte sich vorsichtig in dem Stuhl zurück. Was war hier eben passiert?
 

Teil 4: Angst
 

Severus suchte schon seit einer Weile nach Potter. Er hatte einige Minuten darüber nachgedacht, was er dem Jungen gesagt hatte und es tat ihm leid. Ja, ihm, Severus Snape tat etwas leid und er würde sich sogar entschuldigen. Er konnte den Blick aus Lilys Augen, den Potter ihm zugeworfen hatte, nicht vergessen. So.. zerbrochen. Das hatte er nicht erwartet und nicht gewollt. Harry hätte seine Worte nicht für voll nehmen müssen, selbst wenn er ausgerastet war.

Er wusste, dass Potter öfter allein am See saß, wahrscheinlich um nachzudenken. Er ging die Treppen hoch, dann hinaus auf die Ländereien. Dort kamen ihm Fred und George Weasley entgegen, rennend und außer Atem. „Sir!“, riefen sie gleichzeitig und Severus war beeindruckt, dass sie selbst ohne Puste noch schafften, gleichzeitig zu sprechen. „Sir!“ Sie bleiben vor ihm stehen, sahen sich kurz an, dann. „Sir, sie müssen kommen! Am See! Der Kraken! Harry!“

„Mr und Mr Weasley,“, knurrte Severus verärgert: „was ist passiert?“

„Wir waren am See, mit Harry.“ „Er ist ins Wasser gefallen.“ „Dann kam ein Tentakel vom Kraken.“ „Er wurde ins Wasser gezogen.“

„Was?!“, blaffte der Lehrer ungehalten: „Ich hoffe für Sie, dass das kein Scherz ist.“ Er rauschte zum See, wo Neville und Loona starr auf den See blickten. „Mr Longbottom,“, knurrte Snape: „Was ist hier passiert?“

„Der Kraken.. Er kam und hat Harry weggezogen, in den See.“, flüsterte der Junge und starrte ihn angstvoll an. Snape starrte auf den See. Das Tier war nicht zu sehen und wenn Potter bei diesem war, war er auch weg.

„Wie lange ist das her?“, knurrte er.

„Etwa 3 Minuten, Sir.“, sagten Fred und George gleichzeitig.

„Kann Mr Potter denn 3 Minuten die Luft anhalten?“ Snape drehte sich vom See weg. „Jemand muss den Schulleiter holen.“

„Sie glauben doch nicht etwa, dass ihm etwas passiert?“ Neville starrte ihn ungläubig an und bestimmt nicht zum ersten und letzten Mal verfluchte Snape die Naivität der Griffindor.

„Longbottom, können Sie denn 3 Minuten die Luft anhalten?“, knurrte er missbilligend: „Nichts desto trotz würde es mich nicht wundern, wenn Potter das irgendwie übersteht.“ Er sah zu den Weasley- Zwillingen. „Sie holen mir jetzt den Schulleiter. Das Passwort in sein Büro ist Knallbonbon und beeilen Sie sich.“
 

„Severus.“ Der Tränkelehrer war überrascht, wie schnell Dumbledore es geschafft hatte, den ganzen Weg hinunter zu meistern, bei seinem Alter. „Ist Harry wieder aufgetaucht?“

„Weder er, noch der Kraken.“, informierte der Lehrer kurz.

Er drehte sich zu dem alten Mann und beobachtete ihn beim Nachdenken. „Was gedenken Sie jetzt zu tun, Schulleiter?“

„Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher. Der Kraken lebt seit den Gründern in diesem See und hat noch nie einen Schüler grundlos angegriffen, geschweige denn getötet.“ Dumbledore seufzte. „Wir können bloß hoffen, dass Harry wieder unverletzt auftaucht.“

„Können Sie denn gar nichts tun?“, fragte Neville leise. Er hielt Loona im Arm, die traurig auf den See starrte. Snape sah einen Moment auf das normalerweise verträumte Mädchen. Nie hatte er sie so geistig anwesend gesehen.

„Es tut mir leid.“, sagte Dumbledore: „Ich bitte Sie zurück in das Schloss zu gehen. Der See wird auf weiteres gesperrt.“

„Aber..“, wollten die Weasleys protestieren, aber Dumbledore warf ihnen einen warnenden Blick zu und sie trotteten davon.

„Eine Frage, Severus.“ Dumbledore sah seinen Angestellten über seine Brille hinweg an. „Glaubst du, dass Harry wieder auftaucht?“

„Ich glaube, dass man sich bei Potter nie sicher sein kann.“, antwortete der und ging zurück zum Schloss. Als er gerade aus dem Wald heraus trat, spürte er eine starke magische Welle, die sich weiter ausbreitete. Er stand einen Moment still und sah dann zurück in den See. „Potter, du wirst noch einmal mein Grab sein.“
 

Jedes Jahr war es Aufgabe der Lehrer von dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste die Drittklässler herauszusuchen, die bei sich zu Hause misshandelt wurden. Es gab dabei einen ganz einfachen Trick, um dies herauszufinden. Eines der magischen Wesen, welches im Unterricht behandelt werden musste, war der Irrwicht und die Gegenüberstellung mit diesem. Jeder Lehrer dieses Fachs tat mit dem Jahrgang das gleiche. Zuerst kam das theoretische Wissen. Es wurde von Anfang an gesagt, dass alle dem Irrwicht begegnen müssen und der Tag wurde groß angekündigt. Entweder die Schüler, die misshandelt wurden, gingen zu Madame Pomfrey oder blieben einfach fern. So war es auch bei Remus Lupin. Er bekam von Dumbledore die Aufgabe, so zu handeln und jeden ferngebliebenen Schüler Snape zu melden. Dieser würde dann das Gespräch mit den Schülern suchen. „Wieso Snape?“, hatte Lupin gefragt. Dumbledore hatte ihm erklärt, dass die meisten misshandelten Kinder Slytherins waren und er aus Erfahrung wusste, dass diese nur einem von ihnen trauten. Remus hatte die Erklärung verstanden und akzeptiert.

Es waren nur drei Schüler, die dem Unterricht fern blieben, was Remus überraschte. Gerade in Slytherin hatte er mehr strenge Eltern erwartet – aber was ihn mehr überraschte war das Fernbleiben von Harry Potter.

Sein Magen rumorte, als er Snape die drei Namen nannte und dieser die Augenbrauen hochzog. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass Harry Potter von seinen Verwandten misshandelt wird, Lupin?“, raunte er dunkel. Remus sah ihm an, dass er viele Beleidigungen auf der Zunge hatte und er wählte seine nächsten Worte gut.

„Ich habe ein ungutes Gefühl.“, sagte er vorsichtig.

Snape schnalzte missbilligend und Remus seufzte. „Du kannst ihn ja mit dem Irrwicht konfrontieren.“, schlug der Werwolf vor: „Wenn ich Unrecht habe, dann ist es nicht schlimm.“

„Wieso konfrontierst du ihn nicht?“, zischte Snape zurück.

„Wenn du nichts dagegen hast..“

„Was sollte ich dagegen haben?“ Snape war mal wieder wütend. „Und jetzt entschuldige mich. Ich habe immerhin einen Trank für jemand bestimmten zu brauen.“ Remus nickte und ging. Er erzählte Sirius von seinem Bauchgefühl, doch der Flüchtling, der seit einigen Tagen in der Heulenden Hütte versteckt war, fand es genauso unwahrscheinlich wie Snape.

Remus war an dem Abend, an dem er Harry zu sich gebeten hatte, aufgeregt. Sein ungutes Gefühl war immer stärker und das nicht nur, weil es bald Vollmond sein würde. Sein Werwolf war stärker, sodass die Unruhe daher kommen konnte, dass eines seiner Rudelmitglieder in Gefahr war.

„Hallo, Harry.“ Remus lächelte beruhigend, als der Junge in sein Büro eintrat. Wie immer fiel ihm auf, dass dieser aussah wie James, nur hübscher. „Komm doch rein und setz dich.“

Der junge Griffindor sah ihn nichtssagend an und tat, was Remus gesagt hatte. „Sir.“, grüßte er knapp.

„Es geht um folgendes:“ Remus starrte den Jungen an und wusste, dass Severus die nächsten Worte an seiner Stelle anders, vielleicht besser gewählt hätte. „Ich hoffe, du hast noch im Kopf, was ich dir über den Irrwicht beigebracht habe?“ Harry nickte wortlos. „Weißt du, Harry, dieses magische Wesen ist im Lehrplan fest verankert und das hat auch einen Grund.“ Remus pausierte kurz. „Jedes Jahr bleiben Schüler weg von diesem Tag, weil sie Angst haben, dass ihr größtes Geheimnis gelüftet wird. Es geht dabei nicht um die Peinlichkeit der anderen Schüler, sondern darum, dass sie zu Hause nicht so behandelt werden, wie sie es sollten.“

Remus beobachtete, wie Harrys Gesicht sich verschloss und eine Maske der Neutralität entstand, mit der er nicht umgehen konnte und die ihn nervös machte. Remus fühlte sich weder an Lily noch an James erinnert und wusste nicht mehr, wen er vor sich hatte. „Sie glauben, dass meine Verwandten mich misshandeln, Sir?“ Die Worte waren kalt gesprochen.

Remus überlegte, was er antworten sollte. „Es ist reine Routine.“, sagte er vorsichtig.

„Meine Verwandten sind die großzügigsten Menschen, die es gibt. Sie haben mich aufgezogen wie ihren eigenen Sohn. Wie können sie es wagen.“ Remus fühlte sich wie gegen eine Wand geschlagen. Harry benahm sich wie ein Slytherin, er fühlte sich unweigerlich an Severus erinnert. „Ich finde es eine Frechheit, wie sie einfach so meinen Verwandten Dinge anhängen wollen.“ Harry stand wütend auf und lehnte sich über sein Pult. „Wenn das alles ist, was sie zu sagen haben, gehe ich jetzt und wir vergessen das ganze hier.“ Er wartete einen Moment und ging dann, rauschte davon wie Severus. Remus war bleich. Er wünschte sich, er hätte Severus überredet, mit Harry zu reden. Das Gespräch war anders in seiner Erwartung gelaufen. Harry hätte verlegen sein müssen, gerade zu peinlich berührt. Er hätte die Angst vor Spinnen, vor Voldemort oder sonst was gesehen, sie hätten sich unterhalten und alles wäre gut gewesen, aber das?

Remus schüttelte sich und lehnte sich vorsichtig in dem Stuhl zurück. Was war hier eben passiert?
 

Teil 4: Angst
 

Severus suchte schon seit einer Weile nach Potter. Er hatte einige Minuten darüber nachgedacht, was er dem Jungen gesagt hatte und es tat ihm leid. Ja, ihm, Severus Snape tat etwas leid und er würde sich sogar entschuldigen. Er konnte den Blick aus Lilys Augen, den Potter ihm zugeworfen hatte, nicht vergessen. So.. zerbrochen. Das hatte er nicht erwartet und nicht gewollt. Harry hätte seine Worte nicht für voll nehmen müssen, selbst wenn er ausgerastet war.

Er wusste, dass Potter öfter allein am See saß, wahrscheinlich um nachzudenken. Er ging die Treppen hoch, dann hinaus auf die Ländereien. Dort kamen ihm Fred und George Weasley entgegen, rennend und außer Atem. „Sir!“, riefen sie gleichzeitig und Severus war beeindruckt, dass sie selbst ohne Puste noch schafften, gleichzeitig zu sprechen. „Sir!“ Sie bleiben vor ihm stehen, sahen sich kurz an, dann. „Sir, sie müssen kommen! Am See! Der Kraken! Harry!“

„Mr und Mr Weasley,“, knurrte Severus verärgert: „was ist passiert?“

„Wir waren am See, mit Harry.“ „Er ist ins Wasser gefallen.“ „Dann kam ein Tentakel vom Kraken.“ „Er wurde ins Wasser gezogen.“

„Was?!“, blaffte der Lehrer ungehalten: „Ich hoffe für Sie, dass das kein Scherz ist.“ Er rauschte zum See, wo Neville und Loona starr auf den See blickten. „Mr Longbottom,“, knurrte Snape: „Was ist hier passiert?“

„Der Kraken.. Er kam und hat Harry weggezogen, in den See.“, flüsterte der Junge und starrte ihn angstvoll an. Snape starrte auf den See. Das Tier war nicht zu sehen und wenn Potter bei diesem war, war er auch weg.

„Wie lange ist das her?“, knurrte er.

„Etwa 3 Minuten, Sir.“, sagten Fred und George gleichzeitig.

„Kann Mr Potter denn 3 Minuten die Luft anhalten?“ Snape drehte sich vom See weg. „Jemand muss den Schulleiter holen.“

„Sie glauben doch nicht etwa, dass ihm etwas passiert?“ Neville starrte ihn ungläubig an und bestimmt nicht zum ersten und letzten Mal verfluchte Snape die Naivität der Griffindor.

„Longbottom, können Sie denn 3 Minuten die Luft anhalten?“, knurrte er missbilligend: „Nichts desto trotz würde es mich nicht wundern, wenn Potter das irgendwie übersteht.“ Er sah zu den Weasley- Zwillingen. „Sie holen mir jetzt den Schulleiter. Das Passwort in sein Büro ist Knallbonbon und beeilen Sie sich.“
 

„Severus.“ Der Tränkelehrer war überrascht, wie schnell Dumbledore es geschafft hatte, den ganzen Weg hinunter zu meistern, bei seinem Alter. „Ist Harry wieder aufgetaucht?“

„Weder er, noch der Kraken.“, informierte der Lehrer kurz.

Er drehte sich zu dem alten Mann und beobachtete ihn beim Nachdenken. „Was gedenken Sie jetzt zu tun, Schulleiter?“

„Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher. Der Kraken lebt seit den Gründern in diesem See und hat noch nie einen Schüler grundlos angegriffen, geschweige denn getötet.“ Dumbledore seufzte. „Wir können bloß hoffen, dass Harry wieder unverletzt auftaucht.“

„Können Sie denn gar nichts tun?“, fragte Neville leise. Er hielt Loona im Arm, die traurig auf den See starrte. Snape sah einen Moment auf das normalerweise verträumte Mädchen. Nie hatte er sie so geistig anwesend gesehen.

„Es tut mir leid.“, sagte Dumbledore: „Ich bitte Sie zurück in das Schloss zu gehen. Der See wird auf weiteres gesperrt.“

„Aber..“, wollten die Weasleys protestieren, aber Dumbledore warf ihnen einen warnenden Blick zu und sie trotteten davon.

„Eine Frage, Severus.“ Dumbledore sah seinen Angestellten über seine Brille hinweg an. „Glaubst du, dass Harry wieder auftaucht?“

„Ich glaube, dass man sich bei Potter nie sicher sein kann.“, antwortete der und ging zurück zum Schloss. Als er gerade aus dem Wald heraus trat, spürte er eine starke magische Welle, die sich weiter ausbreitete. Er stand einen Moment still und sah dann zurück in den See. „Potter, du wirst noch einmal mein Grab sein.“


 


 

Rückkehr


 

Kapitel 3: Vorwärtsschritte
 

Teil 1: Rückkehr
 

Der Kraken setzte Harry am Ufer genau dort, wo er ihn ins Wasser gezogen hatte, ab. Während ihn der Tentakel losließ, sah er schon den Schulleiter vor sich stehen. „Professor Dumbledore.“, grüßte er zögernd und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Immerhin würde er dem Mann in zwei Jahren die Stelle entreißen.

„Harry.“ Dumbledore lächelte und beobachtete mit seinen funkelnden Augen den Jungen, der aus dem knöcheltiefen Wasser trat. „Wo warst du?“

„Im See.“ Harry sah seinen Schulleiter mit leuchtenden Augen an. „Da unten gibt es so viele wunderschöne Pflanzen.“

„Hat der Kraken Sie dir gezeigt?“ Dumbledore zog die Augenbrauen hoch.

„Ja.“ Harry strahlte naiv. „Er hat mir Dianthuskraut gegeben, damit ich atmen konnte. Es war wirklich wunderschön.“ Der Junge wusste, dass er log, aber er hatte das Gefühl, dass ein Fehler wäre, Dumbledore zu erzählen, was da unten wirklich passiert war.

„Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt, Harry.“ Dumbledore sah ihn über seine Brille hinweg mit funkelnden Augen an. „Aber ich bin froh, dass es dir gut geht.“

Harry lächelte und war überrascht, wie leicht es ihm fiel, das alles nur vorzuspielen. „Danke, Sir.“

„Ich bin sicher, das war sehr anstrengend für dich. Die Sperrstunde ist bald erreicht. Ich schlage vor, du kehrst in den Griffindorturm zurück.“

„Natürlich, Sir. Gute Nacht.“ Harry ging zügig zurück in den Griffindorturm. Unterwegs begegnete er niemandem, worüber er erleichtert war.

Der Gemeinschaftsraum war fast leer, als er ihn betrat. Nur seine neuen, alten Freunde saßen in einer Ecke und schwiegen sich an. Harry ging zu ihnen. „Hey.“, sagte er vorsichtig.

„Oh Harry!“ Loona sprang auf und umarmte ihn stürmisch. „Du warst.. weg.“

„Ich weiß.“ Der Junge lächelte und fuhr ihr sanft durch die langen, blonden Haare.

„Was ist mit dem Kraken?“ „Wie hast du es geschafft, dich wieder frei zu kämpfen?“, fragten Fred und George nacheinander.

„Ich musste nicht fliehen. Der Kraken hat mich wohin gebracht.“ Harry lenkte Loona zum Sofa, drückte sie auf dieses und setzte sich neben sie. Er zog seinen Zauberstab und murmelte einen Anti-Abhörzauber. „Das, was ich euch jetzt erzähle, muss streng geheim bleiben.“, sagte er mit ernster Stimme. Alle nickten und dann erzählte er ihnen von dem Kraken, von dem Unterwasserschloss, von Salazar, von der Bibliothek und von seinem Erbe. „Der Kraken hat mich hochgebracht, da stand Dumbledore vor mir und ich musste ihn anlügen.“

„Wieso?“, fragte Neville und runzelte die Stirn.

„Ich hab so ein Gefühl, dass es keine gute Idee wäre, ihm die Wahrheit zu sagen.“ Harry lehnte sich zurück. „Das Schloss.. wie soll ich es sagen? Es hat sich, irgendwie, nach mir gerichtet oder so etwas. Ich hab das Gefühl, als würden die Wände mit mir flüstern, aber nicht unangenehm.“ Er runzelte die Stirn. „Klingt das verrückt?“

„Wir haben schon viel verrücktere Dinge gehört“ „glaub uns.“, antworteten Fred und George. „Du wirst also, sobald du das siebte Jahr beendet hast, Schulleiter.“

„So ist es.“ Harry nickte. „Und ich habe vor, hier einiges zu verändern.“

„Uh, Harry, also“ „wir sind auf jeden Fall gespannt.“ „Ja, auf jeden Fall.“

Harry lächelte und schloss die Augen. Das Sofa hinter ihm schien sich ihm anzupassen, umarmte ihn, schenkte ihm Wärme. Ihm wurde klar, dass seine Entscheidung, sein Erbe anzunehmen, richtig gewesen war. „Wir müssen irgendwann mal herausfinden, wie es sein kann, dass ich mit allen Gründern verwandt bin.“, murmelte er schläfrig.

„Das hat bis später Zeit.“ Neville legte eine Decke um ihn.
 

Teil 2: erste Schritte aufeinander zu
 

Severus starrte auf die Uhr, die ohne dass es die meisten Schüler wussten, über die Tür zum Klassenraum hing. 4.. 3.. 2.. 1.. Zweimal diskretes Klopfen ertönte und Snape grinste. Potter war doch tatsächlich pünktlich. „Herein.“, blaffte er in seiner typischen Manier und wartete, bis der Junge, der lebt, das Klassenzimmer betreten hatte. „Setzen Sie sich, Potter.“, ordnete er an. Harry zögerte einen Moment und setzte sich dann vor seinen Schreibtisch.

„Sir.“, grüßte er leise, verwirrt.

Severus wartete einen Moment, ehe er zu sprechen begann: „Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen, Mr Potter.“ Harry starrte ihn überrascht an. „Es ist wahr, dass ich ihren Vater hasse und sie nicht ausstehen kann, aber das ist noch lange kein Grund, Sie anzuschreien. Sie sind mein Schüler, selbst wenn ich diese Tatsache verabscheue, aber Sie sind dennoch mein Schüler. Ich habe Sie zu unterrichten und nicht Sie anzuschreien.“

Harry sah auf seine Hände und zu seinem Lehrer. „Ich akzeptiere ihre Entschuldigung, auch wenn ich nicht verstehe, was Sie gegen mich oder meinen Vater haben.“

„Das werden Sie auch nicht erfahren, Potter.“, knurrte Snape zurück und Harry nickte knapp. Sie schwiegen kurz, es war unangenehm. Dann räusperte sich Snape. „Was ich noch mit ihnen besprechen wollte, Potter“, Harry sah von seinen Händen auf, „wie kommt es, dass sich ihre Noten in letzter Zeit so verbessert haben?“

Wie kam Snape auf die Idee, die Wahrheit von ihm zu erfahren, wenn er von diesem keine Antworten bekam? „Ich habe in den Ferien viel nachgedacht.“, sagte er kryptisch: „Dabei ist mir aufgefallen, dass Schule doch recht wichtig ist.“ Harry verkniff sich ein Grinsen, als er Snapes erzürntes Gesicht sah. Ihm war klar gewesen, dass dieser seine Lüge erkannte und einen Moment überlegte er, ob es eine gute Idee war, den Lehrer anzulügen.

„Potter, Sie respektloser, arroganter Bengel.“ Snape lehnte sich vor und wollte sicherlich noch mehrere Beleidigungen loslassen, als Harry ihn abrupt unterbrach.

„Mit Verlaub, Sir, ich respektiere, dass Sie mir nicht erzählen wollen, warum Sie mich und meinen Vater hassen, aber ich bitte Sie, genauso zu respektieren, dass ich ihnen nichts aus meinem Privatleben erzählen werde.“ Snape schnalzte missbilligend mit der Zunge und wollte wieder zu Sprechen ansetzen, wurde jedoch wieder unterbrochen. „Ich kann ihnen nur sagen, ich verspreche es ihnen sogar bei meiner Griffindorseele, dass ich nicht schummle.“

„Gut, Potter.“ Snape nickte ärgerlich. „Dann haben Sie sicher nichts dagegen, dass ich Sie einmal teste?“

„Natürlich nicht, Sir.“ Harry lächelte entwaffnend.

Snape dachte einen Moment nach. „In was für Tränken ist der Billywig-Stachel hauptsächlich enthalten?“

„In Liebestränken, Sir.“

„Und Feuersalamander?“

„In Heiltränken.“

„Warum gibt es Tränke, in denen Feuersalamander nach Hüpfenden Giftpilzen hinzugefügt wird?“

„Der Feuersalamander neutralisiert die giftige Wirkung der Giftpilze, aber nicht die, um eine Pilzbasis für zum Beispiel übel riechende Tränke oder Qualmbomben zu schaffen.“

„Drei Zutaten von Veritaserum.“

„Jobberknoll-Federn, Snargaluff, Aalaugen.”

„Was für eine Basis hat der Vielsafttrank?“

„Meistens eine Mohnbasis, Schwarzmagier bevorzugen eine Pilzbasis, weil sich dann der Trank länger halten lässt.“

„Ich wusste nicht, dass Sie sich mit schwarzer Magie auskennen, Potter.“

„Nur Glück, Sir.“ Harry lächelte ertappt. Er hatte sich so ins Antworten hineingesteigert, dass er zu viel seines Wissens preisgegeben hatte. Aber es war seine erste Chance seit langem gewesen, nachdem Ron und Hermine ihn immer nur runtergezogen hatten.

„Wie Glück hat sich das nicht angehört, Mr Potter. 10 Punkte für Griffindor. Sie können gehen.“

Harry starrte ihn mit großen Augen an. „Danke, Sir.“ Es war das erste Mal, dass er Snape jemals Griffindor Punkte geben sah und fühlte sich geehrt, dass er diese für sein Haus geholt hatte. Dafür verließ er das Büro auch entsprechend schnell, bevor es sich sein Lehrer noch einmal anders überlegen konnte.
 

Teil 3: Verärgerung
 

Voldemort saß auf seinem Thron, verärgert. Diese elenden, nichtsnutzigen, dummen, faulen, oberflächigen Idioten, die sich seine Todesser schimpften, brachten ohne ihn nichts auf die Reihe. Eigentlich hatte er angeordnet, Remus Lupin schnappen zu lassen, aber seine ach so schlauen Todesser waren in einer Vollmondnacht losgezogen. Greyback hatte, als er das erfahren hatte, mitten in der Versammlung angefangen zu lachen, aber Voldemort ließ ihn. Hätte er nicht einen Ruf zu verlieren, hätte er selbst ebenfalls gelacht. Stattdessen zog er schwungvoll seinen Zauberstab. „Crucio.“, spie er und die Todesser fielen schreiend zu Boden, zuckten vor Schmerzen. Erst als sie nur noch wimmerten, ließ er den Fluch fallen. „Ihr seid ein nichtsnutziges Pack. Ich gebe euch eine Aufgabe und erwarte, dass diese erfüllt wird. Ihr wart vier Mann und habt es nicht geschafft, einen einzigen zu fangen. Werwolf hin oder her. Zu viert kann man einen Werwolf erlegen.“, zischte er gefährlich leise: „Sperrte Sie für zwei Tage weg.“ Einige Todesser traten vor und brachten die Männer weg. „Bellatrix, meine Teuerste.“, raunte er dann. Es war nicht so, als würde er sie lieben, aber sie war ein netter Zeitvertreib. Die Frau, trat vor und fiel auf die Knie. „Mylord.“, flüsterte sie ehrfürchtig und kicherte dann irre. Es war schade um sie, dass Askaban sie so verrückt gemacht hatte. Er hätte sie irgendwann sicher zu seiner Frau genommen. Sie war seine loyalste, seine Sklavin, die für ihn alles tun würde. Dazu war sie auch noch gehorsam und intelligent. Würde es nur mehr Todesser geben wie sie.. „Nimm dir doch Greyback und holt euch Lupin, Schönheit.“ Er traute den beiden Mitgliedern aus dem inneren Kreis zu, dass sie nicht die gleichen Fehler wie ihre Vorgänger machen würden. Doch der andere Werwolf heulte auf.

„Mylord, ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, mich mit ihr zu schicken.“ Greyback trat vor und verneigte sich schnell.

„Habe ich dir erlaubt zu sprechen?!“, schrie der Lord verärgert.

„Nein, Mylord.“ Bernsteinfarbene Augen suchten seine roten und er erlaubte ihm einen Moment den Blickkontakt. Eine stille Bitte, ihn nicht zu schicken.

„Augustus.“ Ein anderer Todesser trat hervor und verneigte sich.

„Mylord.“, flüsterte er. Voldemort war schon immer überzeugt von Rookwood gewesen. Allein damals als er noch im Ministerium gearbeitet hatte, bevor Karkaroff ihn und andere seiner Todesser mit einem Geständnis nach Askaban brachte, war er immer seine zuverlässigste Quelle gewesen. Heute nahm Severus Snape den Platz des ehemaligen Spions ein.

„Du wirst mit Bellatrix mitgehen.“ Die Frau kicherte wie wild und einen Moment zögerte Voldemort. War es eine gute Idee, zwei verrückte, denn das waren sie definitiv, auf solch eine wichtige Mission zu schicken?

„Jawohl, Mylord.“ Rookwood neigte den Kopf verstehend nach vorne.

„Ich hoffe für dich, Greyback, dass du eine gute Erklärung dafür hast.“, knurrte er den Werwolf an. „In den Salon, in einer Stunde.“
 

Teil 4: Neue Pläne
 

Voldemort starrte auf die Tür. Er fühlte einen Blick auf sich liegen, konnte aber weder sagen woher, noch von wem. Es war ihm schon bei der Versammlung so vorgekommen, aber dort hatte er alle Blicke auf sich zu liegen. Doch nun war es anders. Dann klopfte es dreimal.

„Herein.“, sagte er kalt. Ein Todesser, vermummt durch Umhang und Maske, trat in den Raum. „Severus.“ Eine Hand glitt zur Maske und nahm sie ab. Die Kapuze wurde vom Kopf gezogen. Severus Snape neigte den Kopf leicht nach vorn.

„Mylord.“

„Setz dich.“ Voldemort klang für seine Verhältnisse freundlich. Er mochte Severus, wusste um die Dinge, die dieser für ihn geopfert hatte und war sich der Stärke bewusst; ein Anhänger, den man nicht verlieren wollte. Snape setzte sich elegant in das grüne Sofa. Der Salon war ein gemütlicher Ort, so fand Voldemort. An den Wänden standen überall außer dort, wo Tür und Kamin waren, Regale aus dunklem Holz, über und über gefüllt mit Büchern. In der Mitte gab es eine grüne Sitzecke und der Teppich im Raum war braun. Die einzige Lichtquelle des Raumes war das Feuer im Kamin, was fröhlich vor sich hinflackerte.

Voldemort nahm einen Schluck aus dem Rotweinglas, welches er in seiner Hand hielt und stellte es dann auf den Couchtisch vor ihm. „Erzähl mir, was der alte Sack so macht.“

Snape sah ihn einen Moment an, brachte die gut zurechtgelegten Wort zurück in sein Gedächtnis. „Nun, Mylord.“, begann es dann: „Er ist in seiner Arbeit vertieft, es gab kaum noch Ordenstreffen. Er scheint etwas vorzuhaben, auch wenn ich nicht weiß was. Manchmal fragt er mich Dinge, die tief in die schwarze Magie hineingehen, über Bindungszauber und dergleichen.“

„Möchte er einen Menschen an sich binden?“ Voldemort lachte verächtlich. „Will ihn keiner?“

Snape grinste kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Es sind nicht solche Bindungszauber, nicht für Menschen. Es geht um Gegenstände und Häuser.“

„Wie der Fidelius?“, fragte Voldemort nach. Was kaum einer wusste war, dass der Fidelius das Haus nicht nur schützte, sondern auch auf diese Personen anpasste.

„Viel stärker.“ Voldemort sah in den Kamin. Wollte Dumbledore das Hauptquartier sicherer machen oder andere Häuser? Vielleicht wollte er Potter in Sicherheit wissen.

„Kann das was mit Potter oder einer anderen Person, die er schützen will, zu tun haben?“, fragte er.

Snape starrte ihn an. „Möglich.“, sagte er nach einer Weile: „Vielleicht wird der Junge von Dumbledore trainiert. Seine Schulnoten haben sich in allen Fächern verbessert.“ Er sah sich einen Moment um. „Mylord, ich fühle mich beobachtet.“, sagte er zögerlich. Seine Augen huschten durch den Raum, ohne den Körper dabei zu bewegen.

„Ich mich ebenfalls, Severus. Jedoch ist hier niemand.“ Voldemort sah seinem Todesser dabei zu, wie sich dessen Pupillen in Schock weiteten.

„Potter.“, flüsterte er und Voldemort erstarrte. Er lenkte sei Bewusstsein durch seinen Geist, bis er eine andere, fremde Präsenz spürte und wusste, dass Severus recht hatte. Er spürte, wie Potter ihn begann zu ziehen und folgte dem Anderen in dessen Geist. Dann tauchten sie beide in eine Erinnerung ein. Voldemort beobachtete wie Harry vom Kraken unter Wasser gezogen wurde, Salazar traf und die Wahrheit erfuhr. Dann brach die Erinnerung ab und er fand sich erneut in seinem Salon wieder, der Präsenz nun bewusst.

Er lachte laut. „Du hattest mit deiner Vermutung recht, Severus. Potter belauscht uns schon die ganze Zeit.“ Der Dunkle Lord konzentrierte sich und eine geisterhafte Gestalt tauchte vor dem Kamin auf. „Da haben wir den Übertäter.“

„Potter.“ Severus starrte seinen Schüler an. Der Lehrer hatte nicht gewusst, dass sein Lord ihn für alle sichtbar machen konnte.

„Sir.“ Harry sah ihn an, dann den Dunklen Lord. „Voldemort.“, grüßte er.

„Willst du dich nicht zu uns setzen, Harry Potter?“ Voldemort grinste und sah dabei zu, wie der Junge sich mit einem gewissen Abstand neben Snape setzte. Dann wurde er ernst, seine Augen funkelten wissbegierig. „Kannst du beweisen, dass deine Erinnerung richtig ist?“, fragte er interessiert.

Harry verkniff sich ein Grinsen. Voldemort so zu sehen war lustig. „Die Magiewelle.“, sagte er: „Snape wird sie auch gespürt haben.“

„Professor Snape für dich, Potter.“ Ein Blickaustausch zwischen amüsierten grünen und verärgerten schwarzen Augen fand statt, den Voldemort mit Interesse und Belustigung verfolgte. Er sollte Potter für seine Todesser öfter sichtbar machen. Das würde lustig werden.

„Und Severus? Hast du in letzter Zeit eine Magiewelle in Hogwarts gespürt?“

„Vor zwei Wochen.“, nickte sein Todesser. „Als Potter im See verschwunden ist.“ Eine Weile herrschte Stille.

„Warum bist du hier, Harry Potter?“, fragte Voldemort dann.

„Dumbledore will das Schloss an sich binden, damit ich nicht seine Position übernehmen kann.“, erklärte Harry: „Ich wusste bis vor wenigen Minuten auch nichts davon, nicht einmal, dass er weiß, dass das Schloss ihm nicht mehr lange zur Verfügung stehen wird.“

„Bis du uns belauscht hast.“ Voldemort wirkte beinahe großzügig, aber das war nur Fassade.

Harry nickte. „Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich das tun sollte.“

„Das Bauchgefühl, das dir sagte, dass du ins Ministerium gehen sollst, wo dein auch so geliebter Pate gestorben bist?“, grinste Snape.

Harry sah ihn kurz an, in seinen Augen schimmerte Schmerz, schwieg jedoch dazu. „Ich kann nicht zulassen, dass Dumbledore diese Bindung durchzieht, wie auch immer er es vorhat. Deswegen schlage ich einen Pakt vor.“

Voldemort und Snape zogen beide die Augenbrauen hoch. „Wieso sollte ich mit dir einen Pakt eingehen?“, fragte der Lord.

„Ich will, dass du Dumbledore aufhältst, dafür enthebe ich ihn in zwei Jahren seines Amtes. Die Zauberergesellschaft wird nicht auf ihn hören, wenn er nicht mehr seine Machtposition hat.“

„Dann habe ich den nächsten Gegner, nämlich dich.“

„Ich habe nicht mehr vor, gegen dich vorzugehen und selbst wenn, würdest du lieber gegen einen 17-jährigen kleinen Jungen kämpfen oder gegen einen alten Greis?“

Snape grinste, unterdrückte ein Lachen. „Warum solltest du dich für den Lord einsetzen, wo er doch deine Eltern getötet hat?“

„Weil seine Ziele richtig sind.“, erklärte Harry geduldig: „Ich war öfters in der Bibliothek und habe mir die Geschichte Hogwarts’ genauer angesehen. Wussten Sie, dass schwarze Magie unterrichtet wurde, bis Dumbledore Schulleiter war oder dass Vampire, Werwölfe, Veelen, Elfen und noch viele andere menschenähnliche Wesen eigentlich nicht zur Schüle gehen dürfen, seit er da ist?“

„Woher weißt du das?“, knurrte Snape: „Das kann nicht richtig sein, was ist mit Lupin?“

„Er dreht und wendet alles so, wie es ihm passt. Niemand außer mir hat einen genauen Überblick über die Schulregeln. Er kann Schüler annehmen und ablehnen wie er will, genauso Lehrer.“

„Das ist interessant.“ Voldemort nahm wieder sein Weinglas in die Hand und nippte daran. „Wie genau stellst du dir diesen Deal vor?“

„Ein unbrechbarer Schwur.“, sagte Harry und sah Snapes Kopf zu ihm rucken. „Du schwörst, dass du Dumbledore dabei aufhältst, das Schloss an sich zu binden. Du garantierst für die Sicherheit der Schüler und des Schlosses, der Lehrer und auch meiner eigenen, sobald ich Schulleiter bin. Ich schwöre, dass ich ihn enthebe und mich nicht mehr gegen dich äußern werde. Des weiteren schwöre ich, dass ich, sobald schwarze Magie wieder erlaubt ist, es als Unterrichtsfach zuzulassen.“

„Du weißt, dass wir beide zu der Schließung anwesend sein müssen?“

„Dessen bin ich mir bewusst. Nächstes Wochenende ist Hogsmeade - Wochenende. Ich bin mir sicher, du findest deinen Weg in die Heulende Hütte?“ Er begann sich aufzulösen und war nach kurzer Zeit verschwunden. Voldemort nippte erneut an seinem Glas.

„Das ist interessant.“, sagte er.

„Mylord, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“ Severus sah ihn ernst an. „Wie will Potter Dumbledore seinen Posten wegnehmen?“

„Er hat Mittel und Wege.“ Voldemort sah ihn eine Weile an. „Das muss geheim bleiben.“

„Ich verstehe.“ Severus beugte seinen Kopf demütigend nach vorn.

„Gut, dann kannst du gehen. Immerhin erwarte ich noch Greyback.“
 

Teil 5: Der Pakt
 

Harry hatte niemandem erzählt, dass er vorhatte, einen Pakt mit Voldemort zu schließen. Er hatte wirklich Angst vor Beobachtern. Dumbledore hätte ihn umgebracht, wenn er etwas herausgefunden hätte. Vieles hatte sich für ihn in Hogwarts geändert, zwar immer nur Kleinigkeiten, aber alles zusammen war wirklich verrückt. Angefangen bei dem heimischen Gefühl, welches er im Schloss hatte. Jeder Sitz, jede Wand, jeder Baum im Wald, sogar Grashalme gaben ihm ein Gefühl der Wärme. Wenn Gefahr drohte, wurde er vom Schloss gewarnt. Die Treppen bewegten sich nicht mehr so wie sie wollten, sondern so wie er es wollte und brauchte. Sein Alltag im Schloss war dadurch einfacher und er bedankte sich oft bei jeder Treppe leise.

Dennoch, irgendwem außer seinen Freunden davon etwas zu erzählen, wagte er nicht. Als er in der Vision Voldemort und Snape reden hörte, war er so enttäuscht und wütend gewesen, dass er dem Lord erlaubte hatte, die Erinnerung zu sehen. Bereuen tat er dies nicht. Sicherheit von Lord Voldemort konnte nicht schlecht sein und seine Ziele waren sogar die gleich wie die des dunklen Lords. Ein Pakt war durchaus logisch, vor allem weil er nicht unter Voldemort stehen wollte.

Sogar die peitschende Weide macht mir Platz, dachte er, als er durch den Geheimgang zur Heulenden Hütte lief. Er erwartete nicht wirklich Voldemort dort, sondern irgendeinen Todesser, der ihn zum Dunklen Lord bringen würde. Bevor er in die Heulende Hütte ging, zog er seinen Tarnumhang über und stieg dann durch die Luke. Keiner erwartete ihn. Er setzte sich eine Weile auf das Bett, bis ihm eine Ratte an der Wand entlang durch das Blickfeld lief. „Pettigrew.“, flüsterte er. Das war doch ein Scherz! Voldemort schickte nicht wirklich Pettigrew vor, oder? Die Ratte blieb stehen und sah sich um. Harry ging auf ihn zu, nahm ihn auf den Arm und dann unter den Umhang. „Wenn du mich beißt, ist dein Schwanz ab.“, drohte er und die Ratte quietschte. Auf einmal hörte Harry ein Geräusch und dann Gekicher. Er stellte sich an die Wand und beobachtete, wie Ron und Hermine den Raum betraten und anfingen wie wild rumzuknutschen. „Och ne.“, flüsterte Harry. Er wartete, bis Ron Hermine zum Bett dirigiert hatte und verschwand dann aus dem Raum, zurück in den Geheimgang. Dann nahm er den Tarnumhang ab und setzte Pettigrew auf den Boden, sodass dieser sich zurückverwandeln konnte. „Ich bin hier, um dich zum Dunklen Lord zu bringen, Potter.“, erklärte die Ratte.

„Dessen bin ich mir bewusst.“, antwortete Harry kalt. Er ekelte sich, als sich eine Hand um seinen Arm schloss und Pettigrew auf sein Mal am Oberschenkel drückte. Sobald sie in einer großen Halle angekommen waren, schüttelte Harry den Arm ab und sah sich um. „Slytherin Manor.“, stellte er anhand der ganzen Schlangen und der Eingangshalle fest.

„Sehr richtig erkannt, Harry Potter.“ Tom Riddle oder besser Lord Voldemort stand in Menschengestalt oben an der Treppe und beobachtete ihn.

Harry grinste und sagte in Parsel: „Du hättest dich nicht für mich aufmotzen müssen, Tommie.“

Der Dunkle Lord verzog das Gesicht, antwortete ebenfalls in Parsel: „Wir sind in wenigen Minuten ebenbürtige Partner, du kannst bald mit einem Schloss protzen. Da dachte ich, ich muss das auch können.“ Harry lachte. Seit wann hatte Lord Voldemort Humor? Voldemort sah ihn kurz an. „Severus wird den Schwur sprechen. Ihm vertraust du am ehesten von meinen Todessern. Folge mir, Harry Potter. Pettigrew, du kannst gehen.“

Der Hausherr wartete einen Moment, bis Harry die Treppe erklimmt hatte und sie gingen dann schweigend einen Gang entlang, bogen einmal, zweimal, dreimal ab, bis Harry keine Orientierung mehr hatte. „Das machst du mit Absicht.“, stellte er fest.

Voldemort sah ihn nicht einmal an. „Was?“, fragte er zischend.

„Mich in die Irre führen.“

„Mein Manor ist so groß.“

Harry verkniff sich ein Lachen, grinste nur grimmig. Dann wurde eine Tür geöffnet und er wurde in einen Salon, der so ganz ähnlich wie der von der Vision aussah, geführt. „Sir.“, grüßte er seinen Lehrer, der mit einem Nicken antwortete.

Voldemort setzte sich auf die eine Couch und Harry ebenfalls, nur wieder neben Snape. „Es war ziemlich leichtfertig von dir, hier her zu kommen, Harry Potter.“, sagte Voldemort.

„War es nicht.“ Harry setzte sich anders hin, aber das hatte keinen Effekt. Das Sofa war nicht einmal annährend so bequem wie das in Hogwarts. „Ich stimme diesem Pakt zu.“

„Und was wäre, wenn ich es nicht tu?“ Voldemort zog beide Augenbrauen hoch.

„Dann bist du ein dummer, dunkler Lord, Voldemort.“ Harry grinste. „Ich biete dir die einmalige Chance, Dumbledore Macht zu entreißen.“

Voldemort antwortete nicht. „Du weißt, dass du stirbst, wenn du den Schwur brichst?“, fragte er grinsend.

„Du weißt, dass es dir genauso ergehen kann?“, fragte Harry zurück: „Können wir endlich? Ich bin nicht zum Kaffeeklatsch da.“

„Über deine Art mit mir zu sprechen müssen wir noch verhandeln, Harry Potter.“ Voldemort grinste und stand auf. Das war das Zeichen für die anderen beiden ebenfalls aufzustehen. Harry reichte Voldemort die Hand und sie verschränkten sie ineinander. Snape nahm seinen Zauberstab und tippte mit ihm auf ihre Hände. Dann begann Harry zu sprechen: „Wirst du, Tom Riddle, Albus Dumbledore aufhalten, wenn dieser versucht, das Schloss Hogwarts und alle damit verbundenen Gegenständen an sich zu binden?“ Harry sah Voldemort in die Augen und versank in ihnen. Er fühlte wie warme Schauer über seinen Rücken liefen.

Voldemort überlegte nicht lange: „Ich schwöre.“ Eine erste leuchtende, grüne Flamme schlang sich um ihre Hände.

„Schwörst du, dass du keine Pläne umsetzt, um mir und meinen Freunden zu schaden und uns kein Leid mehr zufügst?“

„Ich schwöre.“ Eine weitere Flamme schlang sich um ihre Arme.

„Schwörst du, dass meine Angestellten, mein Schloss und meine Schüler sicher vor dir und deine Todesser sind, sobald ich Schulleiter bin und sie sich auf meinem Land befinden?“

„Ich schwöre.“ Eine dritte Flamme schlang sich um ihre Arme. Harry nickte knapp, erlaubte somit Voldemort, dass er seine Bedingungen stellen konnte.

„Schwörst du, Harry Potter, dass du Dumbledore, sobald du deine Schullaufbahn beendet hast, seiner Position als Schulleiter enthebst und selbst diese einnimmst?“

„Ich schwöre.“ Severus beobachtete, wie anstatt eines grünen Strahls ein silberner aus seinem Zauberstab trat.

„Schwörst du, dass du schwarze Magie an deiner Schule unterrichten lässt, sobald diese legalisiert ist und magische Wesen an die Schule lässt?“

„Ich schwöre.“

„Schwörst du, dass du dich nicht mehr gegen mich und meine Taten äußern und nichts mehr gegen diese unternehmen wirst?“

„Ich schwöre.“

Die Flammen fingen an sich ineinander zu spinnen und leuchteten, sodass Severus wegsehen musste, während Harry und Voldemort sich weiter in die Augen sahen.

„Gut, Harry Potter.“ Voldemort grinste. „Severus wird dich zurück nach Hogwarts bringen und dort ab jetzt auch ein Auge auf dich haben.“

Abfahren und Ankommen

Kapitel 4: Abfahren und Ankommen


 

Teil 1: Verbesserte Beziehungen
 

Die nächste Woche bis zu den Ferien verlief wie im Flug für Harry. Voldemort hielt sich an den Pakt und ließ ihn in Ruhe, während Snape ein Auge auf ihn hatte. Der Junge beobachtete manchmal den Lord heimlich, schlich sich in dessen Gedanken und suchte nach Hinweisen auf eine Tat gegen ihn, fand jedoch nur einen spottenden Tom Riddle vor.

Wenn er und Harry sich mit Snape unterhielten, ging es oft nur um die Fortschritte des Alten, der von ihnen jedoch nicht eingeschätzt werden konnte. Dafür dass sie Feinde waren, arbeiteten sie gut zusammen. Harry besprach mit dem Erben Slytherins und seinem eigentlichen Hasslehrer auch seine zukünftige Arbeit als Schulleiter. Er hörte sich verschiedene Vorschläge an, wobei sich besonders Snape einbrachte. Sie redeten, sie diskutierten, sie stritten auch, jedoch nie böswillig und Harry hatte das Gefühl, dass da kaum noch Hass zwischen ihnen war und der Pakt nicht nur positive Auswirkungen auf seine Beziehung zu Voldemort, sondern auch zu seinem Lehrer hatte.
 

Teil 2: Leben bei den Dursleys
 

Harry starrte grimmig aus dem Fenster des Hogwartsexpresses. Zu seinen Verwandten zurückzukehren machte ihm ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend. Seine Freunde saßen leise Gespräche führend im gleichen Abteil. Sie beachteten seine Laune nicht, denn sie wussten, dass diese normal für die Zeit vor den Dursleys war. Ab und zu spürte Harry zwar besorgte Blicke auf sich liegen, wurde jedoch nicht weiter beachtet. Nach geschlagenen sechs Stunden fahrt, kamen sie in London an. Schweigend beobachtete Harry, wie die anderen aus dem Abteil gingen, erst dann folgte er ihnen. Immer einen Sicherheitsabstand um sich herum habend, beobachtete er, wie Loona von ihrem Vater abgeholt wurde. Sie verabschiedete sich von jedem von ihnen mit einer Umarmung, wobei Nevilles Umarmung länger dauerte. ‚Da bahnt sich was zwischen den beiden an.’, dachte Harry und lächelte. Sie würden ein amüsantes Pärchen abgeben.

„Meine Oma kann mich nicht abholen.“ Neville stand auf einmal vor ihnen allen, mit seinen Koffern in der Hand. „Ich darf allein nach Haus fahren.“

„Wir nehmen dich mit.“, sagten Fred und George hinterher: „Kein Problem.“ Sie alle drei verabschiedeten sich und gingen dann ebenfalls.

Harry sah ihnen einen Moment hinterher. Dann ging er durch die Absperrung und auf den Parkplatz, wo er sicherlich eine Stunde wartete, bis Vernoms BMW in sein Sichtfeld kam. Der Wagen hielt vor ihm und Vernom sah ihn böse an. Harry packte seinen Koffer in den Kofferraum, Hedwig auf die Rückbank und setzte sich selbst dann auf den Beifahrersitz. Sobald die Tür zu war, raste der BMW schon wieder los. „Bursche.“ Vernom sah ihn aus den Augenwinkeln an. „Schnall dich an.“

‚Hallo Harry, wie geht es dir? Hattest du ein tolles Jahr? Wie sind deine Noten?’, dachte der Junge genervt über die Unfreundlichkeit. Obwohl er diese kannte, hatte ein Jahr Hogwarts ihn wohl aus seiner Gewohnheit gebracht. Jedoch tat er, was sein Onkel wollte.

Sie schwiegen die ganze Fahrt über. Am Haus der Dursleys, sprach Vernom das erste Mal wieder. „Mach dir Beine. Die Nachbarn sollen nicht mitkriegen, dass du wieder da bist.“

„Ja, Onkel Vernom.“ Harry beeilte sich ins Haus zu kommen, wo ihm sein Onkel sofort seinen Koffer entriss und in den Schrank und der Treppe schloss.

„Die Sachen brauchst du hier nicht.“

„A.. Aber..“ Das erste Mal in diesen Ferien knallte Vernoms Hand auf die Wange von Harry.

„Wage es ja nicht, auch nur einmal mir zu wiedersprechen.“, drohte der füllige Mann. Der Junge, der lebt, hielt sich die Wange.

„Bitte.. Nur die Keks für Hedwig..“, bat er leise.

Vernom grunzte laut und sah ihn schweinchenartig an. Dann holte er den Koffer wieder raus und öffnete ihn. „Wo sind die?“, fragte er mit lauter Stimme.

„Unter dem Umhang da.“ Harry atmete zitternd durch. Seine Wange brannte noch, aber bald würde sie pochen und blau werden. Vernom nahm den Umhang aus dem Koffer.

„Fühlt sich gut an für so Freaksachen.“, knurrte er: „Den Umhang könnte Dudley zur nächsten Helloweenparty tragen.“

„Nicht..“, flüsterte Harry entsetzt: „Der Umhang wäre nicht gut für ihn. Es ist ein Tarnumhang, der unsichtbar macht. Dudley würde von so viel Magie nur schlecht werden.“ Als Vernoms Gesicht sich rot färbte, fügte Harry hinzu: „Weil er es nicht gewohnt ist, meine ich.“

„Freakzeug.“ Vernom nahm die Kekse aus den Koffer, packte den Umhang wieder hinein und verschloss den Koffer. „Du wirst den hier in den Ferien nicht anrühren, hast du verstanden?“, fragte er, während er ihn in den Schrank packte und die Tür dazu zuknallte. Er drückte Harry die Eulenkekse in die Hand. „Deine Eule lässt du nicht raus und jetzt geh in dein Zimmer.“

„Ja, Onkel Vernom.“

‚Dieser Sommer wird so was von toll.’, dachte Harry.
 

„Bursche!“, brüllte Vernom am Abend. Harry ging die in die Küche, wo die gesamte Familie Dursley am Tisch saß und ihn voller Ekel anstarrte. „Du räumst jetzt den Tisch ab und dann mach dir ein Brot.“ Während Harry den Entenbraten abräumte, lehnte sich Vernom zurück und klopfte sich auf den Bauch. „Ist doch schön, wenn unser eigener Haussklave wieder da ist, nicht wahr, Petunia?“

„Mir wäre es lieber, wenn er weggeblieben wäre.“, antwortete diese angeekelt.

Dudley nickte bekräftigend. „So ein Idiot. Der lockt immer mehr dieser Freaks an.“

Harry sagte dazu nichts. Er wusste, dass wenn er es getan hätte, sein Essen für den Rest der Woche gestrichen wäre und Vernom ihn nur noch mehr geschlagen hätte.
 

Teil 3: Zurück nach Hause
 

Obwohl Harry so gut wie möglich getan hatte, was Vernom oder Petunia ihm befohlen hatten, konnte er viele Ohrfeigen, Schläge, Tritte, nicht zuletzt von Dudley, und Essensentzug nicht verhindern. Deswegen sah er, als er am frühen Vormittag von seinem Onkel in Kings Kross abgesetzt wurde, dementsprechend ausgelaugt aus. Auch wenn man die blauen Flecke, die er hatte, nicht sehen konnte und es für seine Verwandten sogar vergleichsweise wenig waren, würde er später zu Pomfrey gehen und sich eine Salbe geben lassen. Als der Hogwartsexpress in den Bahnhof einfuhr, war es zehn Uhr morgens. Sein Onkel war vor einer Viertelstunde wieder gefahren und Hedwig hatte er sogar mit Erlaubnis einen Tag vorher nach Hogwarts fliegen lassen. Der Bahnhof war noch leer. Dennoch suchte er sich ein leeres Abteil, um dem Trubel zu entgehen, der durch die Menschenmassen in kürze aufkommen würde. Sein Sitz war bequem und passte sich ideal seiner Rückenform an. Harry lächelte zufrieden. Auch der Zug war Teil von Hogwarts. Er merkte, wie er müder wurde und murmelte noch einen Verschlusszauber, ehe er einschlief.
 

Eine Stunde später wurde er von lautem Klopfen wach. Er sah schläfrig zur Abteiltür, wo er einen Rotschopf und eine Brünette sehen konnte. Genervt öffnete er die Tür und beobachtete, wie seine ehemaligen Freunde sich setzten. „Oh Harry! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“, rief Hermine sofort und fiel ihm um den Hals. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“

„Ja, Alter, das war nicht nett, nicht mehr mit uns zu sprechen.“ Ron setzte sich ihm gegenüber und grinste. „Aber wir verzeihen dir, wenn du dich aufhörst, so komisch zu benehmen.“

Harry schupste Hermine von ihm runter, stand auf und funkelte die beiden kalt an. „Oh wie freundlich, dass ihr mir verzeihen wollt.“, höhnte er kalt: „Nur leider falle ich nicht mehr auf eure Spielchen rein. Immerhin komme ich ohne zwei Idioten, für die ich den Sklaven spielen soll, viel besser aus, nicht wahr?“

„Aber Harry, du bist doch unser Freund.“, versuchte Hermine es.

Harry sah sie mit einem Todesblick, den sie nie zuvor bei ihm gesehen hatte, an. „Ihr seid schon lange nicht mehr meine Freunde und ihr werdet es auch nie wieder sein.“, spie er.

„Harry, du benimmst dich wie Snape.“, murrte Ron.

„Lieber benehme ich mich wie Snape als wie ein bläuäugiges Kind, Weasley. Und jetzt raus hier.“

„Du kannst uns hier nicht rauswerfen.“ Ron grinste. „Das ist nicht dein Abteil.“

‚Mein Abteil, mein Zug, mein Schloss, meine Schule, Ronald.’, dachte Harry, sagte es jedoch nicht. Stattdessen zog er seinen Zauberstab und murmelte einen Fluch, der die beiden aus dem Abteil schmiss. „Kommt nicht wieder.“, drohte er und schloss die Abteiltür wieder. Er saß mehrere Minuten nur starr da, über die Frechheit seiner ehemaligen besten Freunde schockiert. Wieso taten die beiden das? Waren sie nur an den Vorteilen, die ihre Freundschaft brachte, interessiert und nicht an ihm? Wieso hatte er das erst letztes Jahr gemerkt? Erst zehn Minuten wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die Abteiltür aufging und seine richtigen Freunde in der Tür standen. „He.“, grüßte er sie lächelnd und stand auf, um jeden einzeln zu umarmen. „Wie waren eure Ferien?“, fragte er dann, wirklich interessiert. Er war so froh sie zu haben und zurück nach Hogwarts zu können und nicht allein auf der Welt zu sein.

„Ich war mit meinem Vater in Schweden auf der Suche nach Funkelwürmern.“, sagte Loona: „Wir waren so aufgeregt, als wir die ersten Höhlen entdeckt haben. Aber die Würmer mochten uns nicht.“ Sie sah traurig aus und hielt ihre Hand hoch. Ein Verband schlang sich um ihn. „Ich hab versucht sie mit der Hand wegzuschlagen, dabei hat mich eines der Viecher gebissen. Obwohl sie Würmer heißen, können sie nämlich fliegen.“ Harry lächelte und hörte erst Loona, dann Neville und zum Schluss Fred und George zu, wie diese von ihren Sommerferien erzählten. Ihn freute es, dass seine Freunde so viel tolle Dinge erlebt hatten.
 

Nach vielen Stunden, in denen sie sich unterhalten hatten, kamen sie endlich in Hogsmeade an. Sie setzten sich in eine der letzten Kutschen, da sie das Gedrängel vorher umgehen wollten. Harry sah aus dem Fenster. Das imposante Schloss ragte hinter den Bäumen des verbotenen Waldes hervor und gab ihm das Gefühl, endlich wieder zu Hause zu seien. Nach 10 Minuten kam die Kutsche an und die fünf Freunde gaben ihr Gepäck bei Filch ab, der die Hauselfen damit beauftragen würde, dieses in ihre Zimmer zu bringen. Harry lächelte, als er die Wärme spürte, die ihn empfing, als er durch den Haupteingang ins Schloss ging. Ja, hier war er zu Hause und er würde sich dieses auch nicht wegnehmen lassen.

Sie gingen in die große Halle, wo alle Schüler außer die Erstklässler an ihren Plätzen saßen. Viele unterhielten sich über die Ferien, bis Dumbledore aufstand und sie zur Ruhe rief. „Liebe Schüler, ich begrüße euch zurück in Hogwarts!“ Er lächelte mit strahlenden Augen einmal in die Runde und Harry sah grinsend dabei zu, wie Draco Malfoy vom Slytherintisch, den er sehr gut beobachten konnte, so tat, als würde er sich übergeben. „Dieses Jahr wird viele Veränderungen mit sich bringen, aber bevor ich auf diese gehe, sollten die Erstklässler eingeteilt werden.“ Harry beobachtete, wie die Erstklässler, angeführt von McGonacall die Halle betraten und neben dem Stuhl stehen blieb, auf dem der sprechende Hut stand und zu singen begann:
 

"Ihr denkt, ich bin ein alter Hut,

mein Aussehen ist auch gar nicht gut.

Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,

und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!

Alle Zylinder und schicken Kappen

sind gegen mich doch nur Jammerlappen!

Ich weiß in Hogwarts am besten Bescheid

und bin für jeden Schädel bereit.

Setzt mich nur auf, ich sag euch genau,

wohin ihr gehört - denn ich bin schlau.

Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut,

denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.

In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu,

man hilft dem andern, wo man kann, und hat vor Arbeit keine Scheu.

Bist du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise,

dann machst du dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die Reise.

In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden,

doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.

Nun los, so setzt mich auf, nur Mut,

habt nur Vertrauen zum Sprechenden Hut!"
 

[Quelle: http://www.beepworld.de/members8/potterundco/lieder.htm]
 

McGonacall nahm, nachdem der Hut zu Ende gesungen hatte, die Rolle mit den Namen in die Hand und rief einen nach den anderen auf, der in die verschiedenen Häuser eingeteilt wurde. Wenn einer ins Haus der Griffindors kam, klatschte Harry mit, verhielt sich ansonsten still und genoss das Gefühl, wieder daheim zu sein.

Nach der Einteilung stand Dumbledore erneut auf. „Nun, liebe Erstklässler, auch euch heiße ich Willkommen. Wie schon angekündigt, werde ich nun erklären, was für Veränderungen genau es geben wird. Die Lehrer beklagen sich über die schwache Rechtschreibung der Schüler jeden Jahrganges. Deswegen wird Unterricht in Deutsch eingeführt, um dieses Problem vorzubeugen. Unser neuer Lehrer für dieses Fach ist Professor Adam Larson.“ Ein Lehrer, der Harry fremd war und den er noch gar nicht gesehen hatte, stand am Lehrertisch auf und nickte allen freundlich zu. „Des weiteren wird Professor Snape den Verteidigungs- und Tränkeunterricht der oberen Stufen übernehmen und dafür Professor Jean Pride die unteren Stufen übernehmen.“ Ein weiterer, ebenfalls neuer Lehrer stand auf und lächelte allen einmal kurz zu, ehe er sich wieder setzte. „Nun zu den Regeln, die nach wie vor in Hogwarts herrschen. Der verbotene Wald ist, wie der Name schon sagt, verboten für jeden Schüler, bis zum See darf man im Sommer, aber auch nicht weiter und darin schwimmen ist ebenfalls verboten.“ Dumbledore warf Harry einen vielsagenden Blick zu, der darauf nur demonstrativ weg sah. „Kein Schüler darf in den Gemeinschaftsraum eines anderen Hauses, in seinen eigenen hat er natürlich freien Zutritt. Wer das Passwort zu seinem Gemeinschaftsraum Schülern anderen Hauses mitteilt, wird Strafarbeit bei Filch bekommen und das Passwort wird dann natürlich ebenfalls geändert.“ Harry starrte seinen Schulleiter an. Das war doch nicht zu fassen, was machte der alte Knacker nur? Diese Regelung würde die Häuser nur noch weiter voneinander trennen, mal davon abgesehen, dass Loona nicht mehr in den Griffindorgemeinschaftsraum konnte. „Der Zutritt zur verbotenen Abteilung ist nicht gestattet. Weitere Regeln werden in euren Gemeinschaftsräumen aushängen. Ich bitte euch, sie euch durchzulesen und sie zu befolgen. Das Bankett ist hiermit eröffnet.“ Er machte eine umschweifende Bewegung mit den Händen und die Platten auf den Tischen wurden mit köstlich riechendem Essen gefüllt. Harry bemerkte erst jetzt, wie hungrig er war. Die Dursleys hatten ihn die letzten zwei Tage nur mit einem Brot und Wasser versorgt. Er griff sich die Kartoffeln und tat sich welche auf den Teller, dazu etwas von dem Huhn. Er aß schnell, tat sich wieder etwas auf und aß dann langsamer, stoppte sich selbst nach der Hälfte des Tellers. Wenn er mehr essen würde, müsste er sich später übergeben und dann brachte ihm das Essen nichts. Er sah sich das erste Mal, seit das Essen aufgetaucht war, um. Neville neben ihm hatte zwar was auf dem Teller, aß aber nichts und starrte zu Loona, die zurückstarrte. Harry schenkte Loona ein ermutigendes Lächeln, als diese kurz zu ihm sah.

Fred und George unterhielten sich flüsternd miteinander. Harry beobachtete sie eine Weile erstaunt. Wie die beiden es schafften, sich mit so wenig Worten zu verständigen, war sogar für ihn unglaublich. Sein Blick glitt zum Lehrertisch, wo sich Snape und der neue Lehrer leise unterhielten. Jean Pride hatte blonde, kurze Haare und ein rundes, von seinen Augen dominiertes Gesicht. Er sah freundlich aus. Ob er wie Snape ein Todesser war?

Adam Larson war dagegen das komplette Gegenteil. Sein Gesicht wurde von seinen schwarzen Haaren halb verdeckt, während seine Augen alle in der Halle scannten, um nach Übeltätern zu suchen. Alles in allem sah er von weitem aus wie Snape, auch wenn seine Kleidung nicht schwarz war, sondern ein weißes Hemd mit einer normalen Jeans.
 

Später am Abend fiel Harry todmüde ins Bett. Er war zwischendurch bei Pomfrey gewesen, die ihm eine Salbe gegeben hatte, die er sich nach dem Duschen auf die blauen Stellen geschmiert hatte. An den neuen Regeln von Dumbledore war er einfach geradewegs vorbei gelaufen, weil er zu geschafft war, um sich darüber aufzuregen. Es war zwar erst neun Uhr, aber trotzdem merkte Harry, wie ihm die Augen zu fielen. Er spürte, wie das Bett unter ihm seinen Rücken massierte und konnte nicht anders als zu lächeln. Das fühlte sich gut an und Wärme breitete sich in ihm aus. Er war zu Hause angekommen.
 

Teil 4: „Wer von euch hatte denn bisher schon Deutschunterricht?“
 

Harry stand mit Fred und George vor dem neuen Klassenraumes von Professor Larson. Sie hatten am Morgen ihre neuen Stundenpläne bekommen und mit Loona und Neville hatten sie nicht, da die beiden zu dieser Zeit Kräuterkunde hatten. „Was glaubst du“ „wie der neue Lehrer wird?“, fragten die beiden ihn.

„Ich weiß nicht.“, antwortete Harry und lehnte sich an die Wand hinter ihn. „Aber Deutschunterricht kann nur langweilig werden.“

„Wir hatten nie solchen Unterricht.“ „...“

„Das ist bei den Weasleys auch kein Wunder.“, unterbrach eine Stimme hinter ihnen, Freds Antwort: „So arme Schlucker, wie ihr seid.“

Harry seufzte und trat einen Schritt vor. Malfoy war für ihn nur noch ein kleines Kind, was sich unbedingt mit ihnen streiten musste. Als Feind sah er ihn nicht an, da Voldemort hinter ihm stand und Dumbledore und seine Zukunft waren von größerer Bedeutung als ein Streit mit Malfoy. „Wenn du nichts anderes willst, als uns zu nerven, Malfoy, dann verzieh dich.“, sagte er neutral.

Der blonde vor ihm starrte ihn hochnäsig an. „Wer hat denn mit dir geredet, Potter?“

„Du sollst dich verziehen.“, wiederholte Harry.

Malfoy hob grinsend seine Schultern. „Oh, kann sich der arme Potti nicht mehr wehren?“

Harry schnaubte. „Es ist nur so, Malfoy, dass ich pflege, mich wie 16-jähriger Junge zu benehmen, im Gegensatz zu dir.“

Malfoy wollte etwas antworten, als Professor Larson zwischen ihnen auftauchten. „Wenn die Herren so freundlich wären und ihre Unterhaltung beenden und dafür endlich den Klassenraum betreten? Die Stunde beginnt in drei Minuten.“, sagte er herablassend und Harry fühlte sich immer mehr an Snape erinnert. Vielleicht waren die beiden miteinander verwandt?

„Natürlich, Sir.“ Malfoy lächelte schleimig. „Die drei haben mich nur aufgehalten.“

Harry verdrehte die Augen und ging hinter ihm in den Klassenraum. Die einzigen leeren Bänke waren vorn eine 6er Bank, wo schon Blaise Zabini und Pansy Parkinson saßen und einen Platz für Malfoy frei hielten.

„Na super.“, stöhnte Harry und ließ Fred neben Zabini sitzen, dann setzte sich George und er saß ganz außen. (Harry – George – Fred – Blaise – Pansy – Malfoy) Schon nach wenigen Sekunden trat Professor Larson vor die Klasse.

„Ich begrüße euch erst einmal zu dem ersten Deutschunterricht, den es jemals auf Hogwarts gab. Mein Name ist Adam Larson, für euch Professor Larson. Ich habe meinen Abschluss hier auf Hogwarts gemacht und bin dann nach Deutschland an eine Muggel-Universität, um dort Germanistik zu studieren. Danach habe ich einige Jahre lang an Muggel-Schulen unterrichtet, bis ich wie durch Zufall mit Albus ins Gespräch gekommen bin und er mich dazu überredet hat, hier zu unterrichten.“ Der Lehrer machte eine Pause. „Das erst einmal zu mir, doch ich würde euch gern auch kennen lernen, natürlich. Jeder von euch schreibt bitte auf, wer er ist, wie er denkt, dass seine Sprachkenntnisse sind, wo er lesen und schreiben gelernt hat und Dinge, die ihr für wichtig haltet, Name und Alter zum Beispiel.“

Harry kramte ein Blatt und eine Feder aus seiner Tasche und fing an zu schreiben.
 

Mein Name ist Harry Potter und ich bin 16 Jahre alt. Meine Eltern sind, als ich ein Kind war, gestorben und deswegen bin ich bei meinen Verwandten aufgewachsen, wo ich in eine normale Schule gegangen bin und dort auch lesen und schreiben gelernt habe.

In meiner Freizeit lese ich gerne, spiele Quidditch als Sucher in der Griffindor-Mannschaft und unternehme gerne etwas mit meinen Freunden.

Ich denke, dass meine Sprachkenntnisse recht gut sind, auch wenn ich nicht jedes Wort schreiben kann.
 

Harry sah auf. Die anderen waren noch über ihre Blätter gebeugt, nur er war fertig. „So, ich denke, das reicht.“, unterbrach Larson alle und sammelte die Blätter jedes einzelnen ein. „Mal so als kleine Zwischenfrage: Wer von euch hatte denn schon Deutschunterricht?“

Harry hob die Hand und drehte sich um, um zu sehen, wer noch alles die Hand oben hatte. Natürlich alle Slytherins mit reichen Eltern und einige Griffindor. Das war also etwa die Hälfte der ganzen Klasse. Larson seufzte. „Nun gut, andere Kurse waren noch schlechter als ihr.“ Er holte ein Blatt vom Schreibtisch und teilte es aus. „Mr Malfoy, wenn sie so freundlich wären und das vorlesen?“

Harry hörte Malfoy dabei zu, wie er Rotkäppchen vorlas und starrte ohne Interesse auf den Text. Er kannte das Märchen natürlich, außerdem langweilte Malfoys Stimme ihn mit ihrer Emotionslosigkeit. Der Deutschunterricht war an sich natürlich eine mehr oder weniger tolle Idee, aber man hätte die Schüler nach ihrem Leistungsstandart teilen sollen und nicht nach Häusern. Er dachte über Dumbledores neue Regeln nach, die er sich noch vor dem Frühstück durchgelesen hatte. Die Häuserteilung war sehr viel strenger geworden. In der Halle war es verboten, am Tisch anderer Häuser zu sitzen, also sah man sich nur in den Gängen und im Unterricht. Harry fragte sich, was Dumbledore damit bezweckte, kam aber zu keinem Ergebnis. „Mr Potter!“, holte ihn eine Stimme aus den Gedanken und Harry sah auf zu seinem Lehrer, der vor ihm stand, Hände in die Hüften. „Wissen sie eigentlich, was für einen Eindruck es auf den Lehrer macht, wenn man schon am ersten Unterrichtstag nicht aufpasst?“

„Entschuldigung, Sir.“ Harry sah reumütig, mit großen runden Augen zu seinem Lehrer, der jedoch nur schnaufte.

„Lesen ab Zeile 50 den Rest des Textes.“ Harry suchte sich die genannte Zeile und las laut vor.
 

Teil 5: Die Wahrheit
 

Die ersten Wochen waren schnell vorüber. Sie wurden mit Hausaufgaben zugedeckt und hatten kaum Zeit für irgendwas. Es war Samstag, das erste Hogsmeade-Wochenende. Obwohl Harry gerne mit seinen Freunden ein wenig Zeit verbracht hätte, würde er sich in das Manor der Potters, indem er vorher nie gewesen war, begeben und den Stammbaum suchen, um herauszufinden, ob sein Vater mit noch anderen Gründern verwandt gewesen war. Lilys Stammbaum zu finden würde sehr viel schwerer werden, deswegen hoffte Harry, bei seinem Vater einen stichhaltigen Ansatz zu finden. Am frühen Nachmittag ging er mithilfe seines Tarnumhanges in die drei Besen, in dem es einen Karmin gab. Er nahm sich etwas Flohpulver und warf es hinein. „Potter Manor.“, murmelte er leise aber deutlich und stürzte dann durch den Kamin in das riesengroße Haus. Er kam in einem staubüberzogenem, in braun gehaltenem Zimmer an. Ein Arbeitstisch stand unweit von ihm, daneben einige Regale mit Büchern und Dokumenten. Harry sah sich das Zimmer kurz an und nahm dann den Tarnumhang ab. „Hallo?!“, rief er vorsichtig. Er wusste, irgendwo gab es einige Hauselfen, die eigentlich das Haus sauber halten sollten, aber alles war voller Staub. Es ploppte vor ihm und eine alte Hauselfe stand vor ihm. Sie trug einen Lappen als Kleidung und hatte überall Falten.

„Wer bist du?“, fragte sie bockig.

„Ich bin Harry Potter.“, erklärte Harry. Die Hauselfe machte große Augen und ging auf die Knie.

„Neuer Meister ist endlich da.“, sie krauchte auf ihren Knien zu ihm und umarmte ihn. „Kaila wartet schon so lange auf neuen Meister.“

Harry lächelte. „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Kaila. Bist du die einzige Hauselfe hier?“

„Andere Hauselfen alle gestorben, Kaila die letzte. Auch Kaila ganz alt. Kaila versucht, das Haus in Ordnung zu halten, aber Kaila zu schwach und zu alt. Böse Kaila.“ Sie sprang von Harry weg, doch bevor sie sich etwas antun konnte, hielt Harry sie auf.

„Kaila, das ist wirklich nicht schlimm. Ich bin sicher, du hast dein bestes gegeben.“ Harry ging in die Hocke, während die Hauselfe ihn mit großen Augen ansah. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich noch mehr Hauselfen hier habe, die dir helfen, das Haus sauber zu halten?“, fragte er eindringlich.

Der Hauselfe nickte enthusiastisch. „Kaila schon so lange allein, Kaila so gerne wollen Gesellschaft.“

Harry lächelte und stand auf. „Dobby, Kraecher?“ Es ploppte zweimal. Eine ebenso alte Hauselfe wie Kaila ging auf die Knie, verbeugte sich tief, während die andere nur auf und ab sprang.

„Meister hat gerufen.“, grunzte Kraecher mit seiner schmierigen Stimme.

Dobby dagegen sprang Harry an und umarmte ihn stürmisch. „Harry! Harry! Ich wusste, du rufst mich wieder!“ Er strahlte über das ganze Gesicht. Harry lächelte, erwiderte die Umarmung kurz und setzte dann den Hauself auf dem Boden ab.

„Ja, ich brauche eure Hilfe.“ Er machte eine Pause. „Das ist Potter Manor. Kaila da ist die letzte Hauselfe hier und ist zu schwach, um das Haus sauber zu halten. Würde es euch etwas ausmachen, ihr dabei zu helfen.“

„Ich helfe gern.“ Dobby hüpfte auf und ab, während Kraecher ein verkniffenes Gesicht zog. Harry ging vor ihm in die Hocke. „Ich weiß, dass du gerne im Grimmuldplatz geblieben wärst, aber sieh es doch mal so: Hier hast du nicht die ganzen Ordensleute um dich.“

Kraecher nickte nach kurzem Zögern. Er konnte ja doch nicht wiedersprechen.

„Gut.“ Harry stand wieder auf und klatschte enthusiastisch in die Hände. „Dann könnt ihr hier gleich anfangen. Kaila, du kannst ihnen gleich helfen. Aber vorher muss ich wissen, ob hier irgendwo der Stammbaum der Potters ist und wenn ja, wo.“

Kaila nickte. „Gleich links, drei Türen weiter. Soll Kaila den Meister hinführen?“

„Ich finde es schon. Zeig lieber Dobby und Kraecher, wo sie alles finden.“ Harry ging in den Flur. Auf dem Boden war ein roter, ebenfalls verstaubter Teppich. Überall standen Vasen mit verwelkten Blumen. Die Sonne schien durch die Fensterfront, die ihm gleich gegenüber war, hinein und gab dem ganzen ein helles Bild, obwohl überall Staub lag.

Harry ging nach links und stoppte vor der dritten Tür. Er seufzte und ging hindurch. Das Zimmer, in dem er sich nun befand, war ohne Möbel, aber alle vier Wände waren voller Bilder von Menschen und deren Verwandtschaft zueinander. Die Wände waren mindestens vier Meter hoch. Die meisten Bilder waren schwarz weiß, was hieß, dass die Menschen darin tot waren. Harry suchte nach Godric Griffindor und hatte diesen sogar sehr schnell gefunden, da er ganz oben war, direkt gegenüber von der Tür. Harry betrat den Raum und sah sich um. Wie sollte er an die Suche herangehen? Er sah sich eine Weile die Menschen in den Bildern an, beobachtete den Wechsel zwischen den Frisuren. Einige Linien hörten schon in der Mitte der Wand, also bei zwei Metern auf, andere gingen bis zum Boden. Schließlich fand Harry das erste Mal den Namen Potter bei der linken Wand. Er folgte der Linie bis nach oben, dort, wo Helene Potter zuerst ihr Kind bekommen hatte und erst danach in die Familie der Griffindors eingeheiratet hatte und deswegen das Kind Potter mit Nachnamen hieß. Vielleicht waren die Vorfahren von Helene ja einer oder mehrere der Gründer gewesen. Doch das hätte im Stammbaum gestanden und das Bild von ihr sah auch eher arm aus. Außerdem sah sie nicht nach einem der Gründer aus, da sie leichte Schlitzaugen hatte.

Also suchte Harry weiter, ging immer weiter runter, doch weder ein Slytherin noch ein Hufflepuff oder ein Ravenclaw heiratete in die Linie der Potters mit ein, bis er schließlich bei James Potter ganz unten ankam. Er fand jedoch sich selbst und seine Mutter nicht, sondern nur einen ellenlangen Strich, der durch die ganze Wand verlief. Harry folgte dem Strich, bis er woanders an der Wand heraus kam. Dort war seine Mutter und er, mehrere Meter unter Griffindor, aber nicht nur das war komisch. Nein, stattdessen verlief der Strich, der normalerweise zu seinem Vater führen sollte, erneut über die ganze Wand, aber nicht Richtung James. Harry folgte dem Strich und blieb wie angewurzelt stehen, als er beim mürrischen Gesicht von Severus Snape endete.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Lily-Sofia
2017-02-21T15:00:30+00:00 21.02.2017 16:00
Coole Fanfic bitte schreib schnell weiter
Von:  strify09
2011-03-31T18:00:17+00:00 31.03.2011 20:00
hai ^^
die fanfic ist super
bin schon gespannt wie es weitergeht ^^
vlg strify
Von:  kaya17
2010-12-29T12:36:13+00:00 29.12.2010 13:36
Coole Fanfic bisher^^ Bin mal gespannt wie sich das weiter entwickeln wird^^
Von:  sasa56
2010-11-29T22:37:23+00:00 29.11.2010 23:37
super kapitel.
jetzt weißt harry das snap sein vater ist wie er woll reagirt wenn er erfahrt das harry sein sohn ist.
freu mich aufs neue kapitel.
lg
sasa56
Von:  sasa56
2010-11-29T22:37:22+00:00 29.11.2010 23:37
super kapitel.
jetzt weißt harry das snap sein vater ist wie er woll reagirt wenn er erfahrt das harry sein sohn ist.
freu mich aufs neue kapitel.
lg
sasa56
Von:  Stoff
2010-11-21T18:45:41+00:00 21.11.2010 19:45
Eine schöne Geschichte, auch wenn es manchmal verwirrend ist, wann was passiert wegen den zeitsprüngen. Doch es ist auch interessant zu lesen, wei verschiedene Personen die Ereignisse erleben.
Ich finde zwar, dass kein 17jähriger eine Schule leiten kann und ihm sicher ein paar Monate/Jahre in der "weiten Welt" gut tun würden um Erfahrungen zu sammeln, doch ich bin gespannt, wie du diese Idee umsetzt.

Ich freue mich auf die Fortsetzung und die Geschichte kommt zu meinen Favoriten.
LG Stoff
Von:  Ageha-san
2010-11-21T10:47:05+00:00 21.11.2010 11:47
Tolle ff. Bekommt 'nen Favo-Eintrag.
Freue mich schon auf das nächste Kap.
Bin gespannt, wie Voldi den Alten von seinem Vorhaben abhält.

Von:  sasa56
2010-11-21T08:07:57+00:00 21.11.2010 09:07
super kapitel.
freu mich aufs neue kapitel.
lg
sasa56
Von:  sasa56
2010-11-19T22:35:13+00:00 19.11.2010 23:35
super kapitel.
aber warum ist kapitel zweifach drin.
freu mich aufs neue kapitel.
lg
sasa56


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