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December Baby

Der Tod einer Beziehung
von

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Böses Erwachen?

~Weihnachtsfeiern sind nicht gut für jene, die verdrängen, was sie wollen...~
 

Tatort: Schlafzimmer
 

Er wollte die Augen nicht aufschlagen. Der dumpfe Schmerz, der hinter ihnen pochte, verhieß nichts Gutes. Er wusste, wenn er aufstand, würde es schlimmer werden. Wenn er aufstand, würde sich die Übelkeit seiner annehmen. Er fühlte sich überhitzt; in seinem Mund hing ein fahler Geschmack und seine Zunge fühlte sich wie ein Fremdkörper an.

Der Mann unterdrückte ein Stöhnen, während er den vorigen Abend zu rekapitulieren versuchte.

Die Verwaltungschefin in einem knappen Engelskostüm.

Eine mit Dekor und Schülern überfüllte Sporthalle; Weihnachtsmusik, die im Hintergrund dudelte.

Eierpunsch.

Plätzchen, Pfefferkuchen, Adventskränze.

Mistelzweige.

Stop.

Genau das war das Problem gewesen. Damit hatte alles angefangen.
 

Opfer: Kurogane Youou Suwa, Sportlehrer
 

Kurogane versuchte, flach zu atmen, damit das Gewicht, das auf sein Zwerchfell und die Organe darunter drückte, nicht zu sehr bewegt wurde. Es war weich und warm und hin und wieder ging ein sanfter Luftstrom davon aus, der Kuroganes gebräunte Haut kitzelte.

Der Sportlehrer musste die Augen nicht aufschlagen um zu sehen, wessen Kopf auf seinem Torso lag; er wusste es nur zu genau. Denn selbst wenn er genug getrunken hätte um einen Filmriss zu provozieren, so hätte er sich denken können, mit wem er letzte Nacht die Grenze überschritten hatte. Immerhin gab es nur eine Person, die seine Barrieren der Selbstbeherrschung so mühelos durchbrechen konnte.

Aber... hatte er die Grenze – jene letzte Grenze der Distanz – denn wirklich überschritten? Nun, daran gab es keinen Zweifel.
 

Beweis 1: Kurogane war unter der warmen Steppdecke seines Bettes splitterfasernackt.

Beweis 2: Die Person, die sich am Schlaf an ihn kuschelte, war ebenfalls nackt. Und männlich. Der Schlafende lag auf dem Bauch (ein weiteres Indiz auf die Identität des Mittäters), eine schmale Hand lehnte an Kuroganes Hüfte.

Beweis 3: Kuroganes Schlafzimmer war ein einziges Chaos, wie der Mann feststellte, als er dann doch einen Blick riskierte. Klamotten waren über den ganzen Fußboden verteilt, das Foto seiner Eltern, das auf dem Nachttisch stand, lag mit der Glasscheibe nach unten da und ja, (Beweis 4), das war definitiv ein benutztes Kondom, das da neben dem Fußende des Bettes lag.
 

Das meist ach so blumig beschriebene Gefühl postkoitaler Zufriedenheit wollte sich nicht einstellen und wenn es je existiert hatte, so wurde es jetzt überlagert oder ersetzt von der Wut, die Kurogane empfand. Und der Enttäuschung.

Er war wütend, weil er sich selbst enttäuscht hatte.

Seine Hand wanderte zu dem blonden Schopf des Schlafenden und strich durch das weiche Haar, wohl wissend, dass es ohnehin das letzte Mal sein würde, dass er das tun konnte. Kurogane würde nicht zulassen, dass das noch einmal passierte. Ihm behagte zwar der Gedanke nicht, nur ein One-Night-Stand zu sein, aber es gab schlimmeres. Ein einmaliger Ausrutscher ließ sich immer noch auf den Alkohol schieben und mit ein wenig Glück veränderte sich nichts zwischen ihnen.

Aber wenn es sich wiederholen sollte...

Nein. Das würde er nicht durchstehen. Er war nicht der Typ für unverbindliche Affären, vor allem nicht mit dem Mann, an den er törichter weise sein Herz verloren hatte.

Kurogane hatte sich jegliche Beziehung zu Fye verboten, die über das freundschaftliche und kollegiale hinaus ging; die sprunghafte Natur des Chemielehrers ließ einfach keine tiefere Beziehung zu. Und Kurogane wollte alles oder nichts.
 

Wie kam es also dazu, dass er mit seinem eigenen Vorsatz brach?

Nun, natürlich war es Fyes Schuld. Und die Schuld der Hexe und ihrem Hobby, Leute in die unmöglichsten Situationen zu bringen.
 

Wir kennen also den Tatort.

Wir kennen das Opfer, die Verdächtigen.

Widmen wir uns den Umweltfaktoren der vorigen Nacht, um einen Tathergang rekonstruieren zu können:
 

Bereits seit Anfang Dezember war die Horitsuba Private Academy festlich geschmückt worden.

Schneespray an den Fenstern, ein riesiger, bunt behangener Tannenbaum in der Eingangshalle und überall roch es nach Zimt, heißen Äpfeln, Marzipan, Orangen und Gebäck. Ganz zu schweigen von den Mistelzweigen, die in jeder Türschwelle hingen.

Yuuko Ichihara, Verwaltungschefin und Lehrerin für Literatur an dem riesigen Campus, liebte Weihnachten. Sie liebte eigentlich jedes Fest, das ihr eine Ausrede lieferte sich hemmungslos zu betrinken, aber dieses mochte sie besonders. Den zu Weihnachten stellten die Leute die peinlichsten Dinge an. (Wer hatte noch nicht von den Firmenweihnachtsfeiern gehört, an denen regelmäßig die neuen Sekretärinnen oder Praktikantinnen vernascht wurden?) Es war also kein Wunder, dass Yuuko-sensei überall ihre Spitzel entsandt hatte – Tomoyo und die Mokonas – die mit Fotoapparaten bewaffnet durch die Schule liefen.

Wann immer zwei Menschen gleichzeitig unter einem verhängnisvollen Zweig standen, waren sie zur Stelle, um ein Foto des Pärchens zu machen. Je ungewöhnlicher die Kombination, desto besser. Zumindest aus Yuukos Sicht. Zu ihren größten Errungenschaften zählten bis jetzt ein Foto von Sakura, die von Tomoyo in schwesterlicher Manier auf die Lippen geküsst wurde und eines von den Li-Zwillingen. Man konnte richtig die Abscheu in Syaorans und Syaorons Gesicht sehen; scheinbar hatte auch Geschwisterliebe irgendwo ihre Grenzen. Sogar Kurogane hatte trotz zahlreicher Vorsichtsmaßnahmen schon zwei Mal das „Vergnügen“ gehabt sich auf Zellophan bannen zu lassen. Das erste Mal hatte er sich von der kleinen Kinomoto einen Kuss auf die Wange geben lassen. Das zweite Mal hatte er plötzlich einen weißen Fellball im Gesicht gehabt.
 

Überraschte es da noch, dass der Sportlehrer penibel darauf achtete, dass ein gewisser Chemielehrer einen gebührenden Abstand zu ihm hatte, wenn er durch eine Tür trat?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: lunalinn
2010-12-13T20:24:15+00:00 13.12.2010 21:24
Huhu~
Hab die ff gerade entdeckt und mich entschlossen, mal ein Kommi da zu lassen...also ich muss schon sagen, der Prolog klingt gar nicht schlecht. :)
Mir gefällt es, wie du die Situation schilderst...das wirkt wirklich wie in einem Krimi, wie Kurogane nach und nach die Indizien feststellt und sich selbst als Opfer bezeichnet - na, so unschuldig wird er ja wohl an der Nummer nicht gewesen sein. u.u
So deprimierend seine Gedanken wegen Fye auch sind, so niedlich hast du die Weihnachtsstimmung beschrieben - besonders dass Yuuko (meine verschlagene Lieblingshexe) Fotos von Mistelzweig-Opfern sammelt (arme Li-Zwillinge...ja, Geschwisterliebe hat definitiv ihre Grenzen!).
Bleibt zu hoffen, dass Kurogane noch einsieht, dass die Beziehung mit Fye nicht ganz so hoffnungslos ist, wie es ihm scheint...denn ich bezweifle, dass unser Blondie das aus Sprunghaftigkeit getan hat.
Na ja, bleibt abzuwarten. ^^ Ich freu mich auf die nächsten Kapitel!
lg
Pia
Von:  Eiichi
2010-12-06T18:54:30+00:00 06.12.2010 19:54
Also ich kann mich meiner lieben Puffie nur anschließen Q_Q
Mir tut Fye irgendwie leid^^
Und Sakura, die Kuro auf die Wangeküsst xD Oh bitte, irgendwer soll da ein FA machen >.<

Nur der Schluss kommt etwas aprupt^^ hab dreimal hingesehen, ob da nich doch noch etwas kommt xD

Schreib schnell weiter >.< Wills wisseeeen^^
Von:  Eiichi
2010-12-06T18:54:27+00:00 06.12.2010 19:54
Also ich kann mich meiner lieben Puffie nur anschließen Q_Q
Mir tut Fye irgendwie leid^^
Und Sakura, die Kuro auf die Wangeküsst xD Oh bitte, irgendwer soll da ein FA machen >.<

Nur der Schluss kommt etwas aprupt^^ hab dreimal hingesehen, ob da nich doch noch etwas kommt xD

Schreib schnell weiter >.< Wills wisseeeen^^
Von: abgemeldet
2010-12-06T16:05:59+00:00 06.12.2010 17:05
Das haste richtig nett geschrieben ^__^
*immer noch am Grinsen ist*
Wie bei nem Krimi XD

Hyuu...das wird kein schönes Erwachen für Fye...ich mein, für Kurogane isses das offensichtlich auch nicht gewesen aber Fye nimmt Abweisungen ja bekanntlich anders auf als Kurogane.

Hach ja, ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sehr Yuuko ihre 'Mistelzweig-Aktion' begeistert ist XD" Und dass die beiden Mokonas und Tomoyo dabei sofort mitmachen, ist auch nicht wirklich eine Überraschung XDD"

Nya, bin neugierig wie's weitergeht ^^
Grüssle, Puffie~


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